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Benutzername: 
lucyca
Wohnort: 
Maienfeld

Bewertungen

Insgesamt 181 Bewertungen
Bewertung vom 16.02.2021
Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1
Wortberg, Christoph

Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1


sehr gut

Zwei ungewöhnliche Todesfälle beschäftigen Katja Sand und ihren Assistenten Rudi Dorfmüller Mordermittler bei der Kripo München. Alle Untersuchungen weisen darauf hin, dass es sich um Suizid handelt. Also kein Grund, um weiter zu ermitteln. Mit diesem Ergebnis ist Katja jedoch überhaupt nicht einverstanden. Ihre innere Stimme lässt ihr keine Ruh. Sie ist überzeugt, dass die beiden Männer ermordet wurden. Verbissen untersucht sie die Fälle ohne das Einverständnis ihres Chefs und der Staatsanwaltschaft weiter.

In einem zweiten Teil dieses Krimis erfährt man viel über Katjas Privatleben. Als alleinerziehende Mutter einer 15-jährigen Tochter hat sie es momentan überhaupt nicht leicht. Katja findet raus, dass sie sich in einen jungen Mann verliebt hat, der in den Augen Katjas gar nicht zu ihrer Tochter passt. Sie setzt alles daran, dass die beiden sich nicht mehr sehen können. Zudem erfährt Jenny, wer ihr Vater ist. Bis jetzt hat Katja nämlich nicht den Mut gefunden, sie darüber aufzuklären.

Ich fand den Charakter von Katja schwierig, teilweise sehr anstrengend. Sie setzt alles daran, dass niemand ihr zu Nahe kommt. In jeder Situation will sie die Oberhand behalten. Diese Haltung macht sie für mich nicht unbedingt sympathisch. Im Gegenteil, sie hat mich manchmal richtiggehend genervt. Ist gut, dass es ihren Kollegen Dorfmüller gibt, der einen guten Draht zu Katja hat. Seine humoristischen Einlagen sowie seine Macken fand ich einfach erfrischend.

Bevor die beiden Opfer starben, waren sie vorgängig in psychologischer Behandlung bei einem sehr bekannten Psychoanalytiker. Dr. Bannert bestätigt Katja Sand, dass die beiden an einem Trauma litten. Alles deutet auf Selbstmord, nur Katja kann sich damit nicht abfinden.

Der klare und fesselnde Schreibstil zieht einem förmlich durch diese Geschichte. Keinen Moment habe ich mich gelangweilt. Ihr persönliches dunkles Geheimnis, über das niemand etwas erfahren darf, bleibt in diesem Teil ein Geheimnis. Das Buch endet mit einem Cliffhänger. Ich hoffe, im nächsten Buch mehr darüber zu erfahren.

Das dunkle Cover ist genau so düster, wie der Inhalt dieses Krimis. Ein wahres Trauma.

Bewertung vom 06.02.2021
Die Frau vom Strand (eBook, ePUB)
Johann, Petra

Die Frau vom Strand (eBook, ePUB)


sehr gut

Rebecca ist überaus glücklich, denn endlich ging ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung. Vor fünf Monaten ist ihre Tochter Greta gesund auf die Welt gekommen. Zusammen mit ihrer Frau Lucy lebt die kleine Familie glücklich in einem kleinen Touristenort ausserhalb Hamburgs. Unter der Woche ist Rebecca viel allein. Mit der Zeit langweilt sie sich immer mehr, bis sie auf einem Spaziergang am Strand zufällig Julia kennenlernt. Julia ist eine junge, fröhliche Frau. Ihre Art gefällt Rebecca überaus gut, und die beiden freunden sich sehr schnell an. Auch möchte sie, dass Julia ihre Frau Lucy und weitere Freunde kennenlernt. Doch Julia taucht nicht mehr auf. Die Weichen sind gestellt und das Schicksal nimmt ihren Lauf, denn Julia kommt erstens nicht zum Treffen, und zweitens wird Lucy wenige Tage später tot am Strand aufgefunden. Was ist geschehen?

Eine umfangreiche und sehr detaillierte Ermittlung seitens der Mordkommission beginnt. Die leitende Kommissarin Edda Timm verbeisst sich förmlich in diesen Fall. Das gleiche Vorgehen erwartet sie von ihren Mitarbeitern. Diese detaillierten und akribischen Ermittlungen nehmen den grössten Teil dieses Thrillers ein. Immer mehr Spuren und Verdächtige gelangen in den Fokus der Polizei. Petra Johann gelingt es einen Spannungsbogen aufzubauen, der bis zum Schluss durchhält. Die Nerven wurden in einigen Kapiteln richtiggehend strapaziert. Die Protagonisten sind sehr lebendig mit all ihren Schwächen und Stärken gut beschrieben. Als Leser fragt man sich laufend, was ist hier geschehen? Kurz vor Ende dieses Thrillers wird dann eine Lösung präsentiert, mit der man leben kann oder auch nicht.

Das Cover mit dem ausgelegten roten Kleid idyllisch und beschaulich, nichts weist darauf hin, welches Grauen sich dahinter versteckt.

Fazit: Ein Thriller der von Glück und menschlichen Abgründen erzählt.

Bewertung vom 13.01.2021
Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1
Hancock, Anne Mette

Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1


ausgezeichnet

Gleich zu Beginn fällt auf, dass dieser Thriller ohne Prolog daherkommt. Anna Kiel wird seit einigen Jahren als Mörderin eines sehr bekannten und reichen Anwalts gesucht. Seither ist sie spurlos verschwunden, bis die Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan von ihr einen sehr persönlichen Brief erhält. In den wenigen Zeilen werden Dinge angesprochen, von denen niemand etwas wissen kann.

Kommissar Erik Schäfer leitete seinerzeit die Ermittlungen, leider ohne Erfolg. Bis zu dem Tag, an dem er von einer alten Dame besuch bekommt. Diese informiert ihn, dass sie sie Gesuchte in der Provance gesehen hat.

Die beiden Hauptprotagonisten versuchen nun gemeinsam und aufgrund weiterer Briefe, der Mörderin auf die Spur zu kommen. In spannenden relativ kurzen Kapiteln erzählt die Autorin einen atemraubenden Thriller, der nicht alltäglich ist. Überrascht wird der Leser, welchen Ausgang das Ganze nimmt. Irgendwie konnte ich verstehen, warum Heloise nicht gewillt ist, über ihre persönliche Vergangenheit zu sprechen. Dasselbe betrifft auch Anne. Beide mussten mit einem Schicksalsschlag fertig werden, der förmlich nach Rache und Vergeltung schreit aber auch Vergessen. Wie die Autorin das Ganze in diesem Buch verpackt hat, einfach genial.

Warum als Cover die kleine Meerjungfrau gewählt wurde ist mir nicht klar geworden. Hingegen wird der Titel «Leichenblume» eingehend erklärt.

Das schlüssige Ende hat in mir hingegen eine Frage aufgeworfen. Wie viel Gerechtigkeit darf es sein?

Fazit: Ein durchaus sehr spannender und grausamer Thriller, den ich sicherlich nicht so schnell vergessen werde. Die Autorin hat mich mit ihrem Debüt überzeugt. Sicherlich werde ich auch das zweite Buch «Narbenherz» lesen. Ich bin gespannt, wie das ungewöhnliche Duo Kaldan/Schäfer in diesem Fall zusammenarbeiten.

Bewertung vom 30.12.2020
Blutroter Schatten
Walter, Patricia

Blutroter Schatten


ausgezeichnet

Nach einem äussert brutalen Auftakt, war ich ziemlich gespannt, was mich in den weiteren Kapiteln erwartet.

Thomas Rhode sitzt als mehrfache verurteilter Serienmörder seit mehr als neun Jahren im Hochsicherheitstrakt in der Psychiatrie ein. Erneut muss sich die Polizei mit einem Serienmörder auseinandersetzen. Bis jetzt hat der Täter praktisch keine verwertbaren Spuren hinterlassen ausser einer rätselhaften Grusskarte, «mit den besten Empfehlungen von Thomas Rhode». Was soll dieser Hinweis? Weiss Rhode, wer der Täter sein könnte? Dieser ist aber nur bereit, diese Fragen seiner Tochter zu beantworten. Nur mit grossem Widerwillen ist Sam bereit, ihren Vater im Gefängnis aufzusuchen.

Das ganze Buch ist sehr spannend, temporeich und mitreissend geschrieben. Die einzelnen Charakteren gut beschrieben. Wenn Sam ihren Vater besuchte, konnte ich förmlich ihre Angst vor ihm spüren. In ihren Augen ist er ein Monster. Zu dem spürt man, die Macht die er für seine Vorteile ausspielt, gegenüber den Polizeibeamten und weiteren involvierten Personen. Auch das Cover finde ich sehr passend zur Story gewählt. Auffällig der pinkfarbene Titel.

Ein Psychothriller, den ich gerne mit 5 Sterne bewerte und weiterempfehle.

Bewertung vom 19.12.2020
Funkenmord / Kommissar Kluftinger Bd.11
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Funkenmord / Kommissar Kluftinger Bd.11


sehr gut

Vor 35 Jahren wurde am Funkensonntag eine junge Lehrerin wie eine Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Kluftinger, der dazumal diesen Fall aufklären musste, fand schnell den Mörder, der lebenslang im Gefängnis landete. Kurz vor dessen Tot erklärte dieser nochmals, dass er unschuldig ist. Kluftinger bekam bedenken und versprach, den Fall nochmals zu überprüfen und den wahren Täter zu finden.

So weit so gut, wenn da für Kluftinger nicht noch andere Probleme anstehen. Seine Frau Erika ist krank geworden und kann sich nicht um den Haushalt kümmern. Zudem steht die Taufe seiner Enkelin bevor und zu guter Letzt, muss er noch die kommissarische Leitung der Polizeidienststelle übernehmen. Eine wahre Feuerwehrübung für Kluftinger. Unterstützung findet die ganze Truppe mit Lucy Beer. Sie bringt wirklich frischen Wind in das Ganze. So ist für Spannung aber auch humorvolle Abwechslung gesorgt.

Fazit: Mit Funkenmord ist den beiden Autoren erneut ein guter Krimi gelungen. Alles ist vorhanden, Spannung und Humorvolles, einfach ein bayrischer Lokalkrimi der Sonderklasse.

Bewertung vom 12.12.2020
Der erste Tote
MacGabhann, Tim

Der erste Tote


sehr gut

«Der erste Tote» von Tim Macgabhann ist das erste Buch einer geplanten Triologie.

Kurz zum Inhalt: Andrew und sein Freund Carlos befanden sich auf dem Weg von Poza Rica nach Mexico-City. Dabei finden sie zufällig die brutal verstümmelte Leiche eines jungen Umweltaktivisten. Wenig später taucht die Guardia Civil auf. Nach einem kurzen Intermezzo bleibt den beiden nichts anderes übrig, als weiterzufahren. Kaum zu Hause erfährt Andrew, dass Carlos ebenfall brutal ermordet wurde. Schnell ist ihm klar, das kann nur einen Zusammenhang mit ihren Recherchen in der Ölregion zu tun zu haben. Mit brisanten Informationen flieht er vorerst ausser Landes. Nur wenig später kehrt er jedoch zurück, da ihm der Tod seines Freundes sehr nahe ging und er die Hintergründe aufklären möchte. Ein Vorhaben, das auch für ihn tödlich enden könnte.

Anfänglich habe ich gedacht, was für ein Thriller, doch bereits wenig später schildert der Autor teilweise sehr ausführlich, welche Machenschaften in Mexico schon seit Jahren herrschen. Korruption, Ausbeutung sowie Arbeitslosigkeit, und wer sich ihnen in den Weg stellt, wird einfach kurzerhand umgebracht. Menschen verschwinden und kehren nie mehr zurück. Viele Hinterbliebenen haben höchstens ihre Vermutungen, wo sie abgeblieben sind.
Der Schreibstil von Tim Macgabhann ist etwas speziell. Ich musste mich zuerst daran gewöhnen. Die Handlungen werden eindrücklich und nachhaltig beschrieben. Brutale Szenen wie auch poetische Abschnitte, alles nah beieinander. Dies hat bei mir ab und zu für etwas Verwirrung gesorgt. Seine Beschreibungen zeichnen ein Mexico auf, wie es wahrscheinlich nicht echter sein kann.

Die Charakteren der Protagonisten fand ich sehr gut beschrieben. Andrew war anfängliche eher zurückhaltend, liess sich aber von seiner Kollegin Maya förmlich mitreissen. Maya fand ich grundsätzlich eher bodenständig fast schon nüchtern, aber sehr zielstrebig. Andrews Ermittlungen brachten teilweise Klarheiten, wer Carlo ermordet hat und warum.

Fazit: Für mich war dieses Buch nicht unbedingt ein Thriller, wie ich es verstehe, eher eine Berichterstattung der Schattenseite Mexicos. Ein Mexico, das nicht nur schöne Badestrände und Urlaubsorte hat.

Im Nachwort wird nochmals darauf hingewiesen, wie schwierig es ist, ein möglichst authentischer Bericht über das Geschehen in Mexico zu schreiben.

Bewertung vom 06.12.2020
Die Hornisse / Tom Babylon Bd.3
Raabe, Marc

Die Hornisse / Tom Babylon Bd.3


ausgezeichnet

Dies ist das dritte Buch aus der Reihe Tom Babylon und seiner Partnerin Sita Johanns.

Tom Babylon wird in diesem Buch sehr persönlich herausgefordert. Als ein sehr bekannter Rockstar ermordet aufgefunden wird, ahnt Babylon noch nicht, wie stark seine Frau Anna damit verbunden ist. Auch weitere Familienmitglieder wie sein Vater sind in diesem Fall involviert. In zwei Handlungssträngen – der eine in der Gegenwart, der andere 30 Jahre zurück, also kurz vor der Wende 1989 Deutschlands – wie es schlussendlich zu diesem Showdown kommt. Das Verhältnis zwischen Tom und seinem Vater ist eher schlecht und angespannt zu beschreiben. Die einzelnen Kapitel sind nicht allzu lang und meistens enden sie mit einem kleinen Cliffhanger.

Die darin vorkommenden Protagonisten haben ich schon in den vorgehenden Bänden kennengelernt. Doch dieser Fall ist so persönlich, dass Tom von diesem Fall abgezogen und suspendiert wird. Ist gut, dass er in seinem alten Freund Bene die nötige Hilfe und Unterstützung erhält, so dass er privat ermitteln kann. Dabei wird er tatkräftig von seiner Partnerin Sita und weiteren Kollegen unterstützt. Marc Raabes beschreibt die darin vorkommenden Figuren und Aktionen so ausführlich, dass ich als Leser keine Mühe hatte, dem Geschehen zu folgen. Sicherlich kommt ihm da seine Erfahrung als Filmemacher und Geschichtenschreiben sehr zugute.

Was ich ebenfalls spannend fand war was sich seinerzeit 1989 kurz vor der Wende im Hause Babylon abgespielt hat. Damals war Tom Babylon noch ein kleiner Junge und seine Schwester Viola lebte noch. Wie seine Mutter alles auf eine Karte setze und zusammen mit den Kindern in den Westen zu fliehen versuchte. Auch der Titel «die Hornisse» wird erst gegen Schluss erklärt und was alles damit verbunden war. Was mich in diesem Buch genervt hat, sind die Dialoge zwischen Tom und seiner Schwester Viola. Als Kind ist sie verschwunden und seither geistert sie immer wieder in Toms Kopf rum. Ich finde, langsam sollte es darauf eine Antwort geben, ob sie noch lebt oder tot ist. Der Epilog könnte ein Hinweis sein, was uns vielleicht im nächsten Buch erwartet.

Auch das dritte Buch in der Tom Babylon-Reihe, hat mich förmlich in seinen Bann gezogen. Ich bin förmlich über die Seiten geflogen. Diese Geschichte hat mir alles eingebracht von Entsetzen bis Gott sei Dank, ging nochmals gut aus. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und hoffentlich auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 22.11.2020
Kreuzberg Blues / Georg Dengler Bd.10 (eBook, ePUB)
Schorlau, Wolfgang

Kreuzberg Blues / Georg Dengler Bd.10 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der 10. Fall mit dem Privatdetektiv Georg Dengler und seiner Freundin Olga ging mir unter die Haut.

Ein Hilferuf einer Freundin von Olga, lässt die beiden umgehend nach Berlin reisen. Das Wohnhaus, in dem sie wohnt, sollte ‘entmietet’ werden. Um dieses brutale Ziel zu erreichen, ist dem Immobilienhai jedes Mittel recht. Skrupellose kriminelle Handlanger werden eingesetzt, und die scheuen gar nichts. Einer von ihnen setzt mitten in der Nacht aggressive Ratten aus. Einer dieser Monster gelingt es, in die Wohnung von Silke einzudringen und ihrer kleinen Tochter in den Finger zu beissen. Die restlichen Bewohner setzen sich zur Wehr und so nimmt das Schicksal seinen Lauf.

Der herbeigerufene Dengler und Olga versprechen zu helfen. Wie mehr die beiden diverse Spuren verfolgen, desto mehr geraten sie in einen erbitternden Kampf mit den Immobilienhaien sowie korrupten Politiker. Diese setzen alles daran, ihr geldgieriges Ziel (Kapitalismus) zu erreichen. Sogar internationale Investoren haben «ein Auge» auf Berlin geworfen. Viele Bürger wollen sich dies nicht länger mehr bieten lassen und rufen zum Widerstand auf.

Nicht genug, bricht auch noch die Corona-Pandemie aus. Und jetzt geht es recht zur Sache. Auch Dengler wird hautnah in dieses Geschehen mit ein bezogen.

Bemerkenswert fand ich die hervorragenden Recherchen über die ganze Immobilien-Situation in Berlin. Sein Schreibstil ist direkt, schonungslos und mitreissend. Diese aktuellen Themen sind von ihm eindrücklich verarbeitet worden. Die vielen «Baustellen» zu einem schlüssigen Ende gebracht, genau so wie ich es mag. Das Cover in schwarz/weiss finde ich sehr passend gewählt.

Von mir eine absolute Leseempfehlung. Ich freue mich heute schon auf den 11. Fall mit Dengler und Co., was der Cliffhänger ganz kurz verspricht.

Bewertung vom 11.11.2020
Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1
Maurer, Martin

Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1


sehr gut

Gleich vorab, diese Kriminalgeschichte basiert auf wahre Begebenheiten, die in den 1980er Jahren in München für Aufsehen sorgten.

Kommissar Nick Marzek, ein gebürtiger Berliner, arbeitet noch nicht sehr lange bei der Mordkommission 3 in München. Er fühlt sich in seiner «neuen Heimat» immer noch fremd. Sein Schicksal ist geprägt vom frühen Tod seiner Frau. Zu seinem fast erwachsenen Sohn hat er zwar ein relativ gutes Verhältnis und doch entfremden sich die zwei immer mehr.

Im Rotlichtmilieu sind wieder mal diverse Revierkämpfe ausgebrochen. Es gibt Schwerverletzte und ganz speziell die Spurensicherung findet eine Hand aber das dazugehörende Opfer ist nicht auffindbar. Die Gewalt eskaliert, nachdem ein grauenhafter Brandanschlag auf die Diskothek Liverpool verübt wurde. Ein paar Tage erhält die Mordkommission betr. dieses Brandanschlags ein Bekennerschreiben aus Oberitalien. Wer ist diese sogenannte «Gruppe LUDWIG», auffällig ist der Gruss «Gott mit uns» und der stilisierte Reichsadler, der ein Hakenkreuz in den Klauen hält. Handelt es sich hier um eine rechtsextremistische Nazi-Gruppe? Nick wird für die weiteren Ermittlungen nach Italien geschickt. Da er kein italienisch spricht, begleitet die Putzfrau Graziella Altieri ihn.

Ihre Ermittlungen führen die beiden über verschiedene Stationen in Oberitalien. Auf ihrer Spurensuche treffen sie auf einen Journalisten sowie auf einen pensionierten Kommissar, die den beiden sehr interessante Geschichten und Dokumente unterbreiten. Das Ganze nimmt immer mehr mystische Formen an, die weit zurückführen in Ereignisse, die vor langer Zeit geschehen sind «die Krieger des Christkönigs». Über diesen Teil erzählt Maurer sehr ausführlich. Ich habe förmlich gespürt, hier liegt seine Stärke, eine spannende und fesselnde Kriminalgeschichte zu erzählen. Dabei scheut er nicht, auch sehr brutale Szenen zu schildern, die mir richtiggehend unter die Haut gingen. Gegen den Schluss verknüpft er die verschiedenen Ereignisse und Erkenntnisse gekonnt zu einem recht schlüssigen Ende. Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass Nick und Graziella immer mehr der Lösung näherkommen, ich aber weniger. Diese Art einen Kriminalfall zu lesen, war für mich eine Herausforderung.

Nick und Graziella sind wirklich ein ungewöhnliches Ermittler-Duo. Er immer noch traumatisiert wegen seiner Vergangenheit, sie lebenshungrig und temperamentvoll. Doch die beiden verstehen es, sich gegenseitig zu stützen und zu motivieren. Ihre Ecken und Kanten zeichnen die beiden Charaktere hervorragend aus. Ein richtiges Happy-End gibt es nicht, doch die Erklärungen haben mich überzeugt.

Eine spannende Kriminalgeschichte. Ich hoffe, wieder mal etwas über dieses ungewöhnliche Ermittler-Duo zu lesen. Von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.10.2020
Ihr Königreich
Nesbø, Jo

Ihr Königreich


sehr gut

Irgendwo im hohen Norwegen in einem abgeschiedenen Dorf, wo jeder jeden kennt, lebte einst eine Familie Opgard mit ihren beiden Söhnen Roy und Carl. Nesbo nimmt den Leser mit auf eine Reise, die gespickt ist mit Wahrheiten, Unwahrheiten, Lügen, Kindsmissbrauch und sogar Mord. Was für ein Drama. Schon in ihrer Kindheit nimmt der ältere der beiden seinen jüngeren Bruder immer in Schutz. Nachdem deren Eltern bei einem Autounfall das Leben verloren haben, nimmt Roy seinen kleinen Bruder noch mehr in Schutz, bis zum Zeitpunkt, als dieser beschloss, sein Studium in Amerika/Kanada aufzunehmen.

Nach 16 Jahren kehr dieser zurück zusammen mit seiner geheimnisvollen Frau und vielen Plänen, wie der kleine Ort für den Tourismus attraktiv gemacht werden kann. Und jetzt fangen die Schwierigkeiten zwischen den beiden sowie gewissen Dorfbewohnern erst recht an.

Die ganze Geschichte ist aus der Sicht von Roy erzählt, also in Ich-Form. Teilweise gibt es Kapitel mit Rückblenden weit in deren Kindheit. Der grosse Teil betrifft jedoch die Gegenwart. Dieser Roman ist für mich eher ein Familiendrama gespickt mit kriminellen Energien und Machenschaften. So richtige Höhen und Tiefen gibt es nicht unbedingt. Doch spannend, wie ich es schon von Nesbo kenne, ist es alleweil. Er beschreibt in den einzelnen Kapiteln haargenau, was in den jeweiligen Köpfen der Protagonisten so ab geht. Ihre Gedankengänge und Ängste akribisch beschrieben bis fast zum exzess. Teilweise war es mir fast zu ausführlich, schlussendlich muss es jedoch so sein. Ich kenne nur Nesbo, dem es immer wieder gelingt, einen solch tiefgründigen Kriminalroman zu schreiben.

Fazit: Ein etwas anderer Kriminalroman. Als Leser wird man immer wieder zum Nachdenken angeregt also kein Buch für zwischendurch. Anfänglich hatte ich etwas Mühe, doch wie weiter es ging, desto mehr hat mich das Ganze in seinen Bann gezogen.

Mit diesem Buch hat mich Nesbo sehr überzeugt.