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Brombeere

Bewertungen

Insgesamt 217 Bewertungen
Bewertung vom 31.07.2022
Kaltherz
Faber, Henri

Kaltherz


gut

gut erzählt mit wirren Wendungen

Worum geht es?
Nur kurz lässt Claire ihre Tochter Marie aus den Augen und alleine im Auto. Als sie wiederkommt, ist das Mädchen verschwunden. Spurlos. Und dann ist da die neue Ermittlerin, die sich an dem Fall festbeißt.

Worum geht es wirklich?
Schein und Sein, Familie und Vertrauen.

Lesenswert?
Ja, eine ganz gute Lektüre, die mich aber nicht überrascht oder begeistert hat. Aus mehreren Perspektiven wird hier der Fall bzw. das Leben nach Maries Verschwinden erzählt. Aus Sicht des Kindes, aus Sicht der Kommissarin und aus Sicht beider Elternteile. So erfährt man über alle Beteiligten Hintergrundinformationen und merkt recht schnell, dass jede*r ein eigenes Päckchen zu tragen hat.
Hierbei habe ich die Eltern als eher distanziert und nicht wirklich greifbar empfunden. Zu groß der Abstand zur eigenen Perspektive. Mit der Ermittlerin Lansky erinnert eher an einen klassischen Kommissar aus Skandinavien: Gebrochen, gerne auf eigene Faust, Drogen, letzte Chance, kein angenehmer Charakter. Diese Art von Ermittler*in muss man halt mögen - oder auch nicht.
Mir gefällt die Art des Spannungsaufbaus und auch wie der Autor mit den verschiedenen Perspektiven spielt und dadurch Verwirrung beim Lesenden erzeugt. Sprachlich eigentlich sehr angenehm.
Was mir hingegen negativ aufgefallen ist: Es wird sehr viel Fatshaming von allen Beteiligten betrieben und mehrfach werden Menschen auf Grund ihres Gewichts herabgesetzt. Fand ich unnötig. Genauso die Darstellung von den meisten Frauen außerhalb der Protagonist*innen: Sie sind oft auf ihr Äußeres reduziert und wer gestylt ist, der ist auch unsympathisch und eine Beziehungszerstörerin. Da hat mir der Gegenpol mit einer anderen Meinung wirklich gefehlt, denn so wird alles umkommentiert stehengelassen. Wirkte nicht wie die Charaktereigenschaft einer bestimmten Person, sondern wie eine Herabsetzung durch den Autor. Wenn auch vermutlich unbeabsichtigt.
Die Handlung ist spannend angelegt und man ist wirklich neugierig auf die Auflösung. Doch nach ca. zwei Dritteln erfährt das ganze eine Wendung, die mir dann eher abstrus und übertrieben vorkam und mich irgendwie nicht mehr richtig packen konnte.
Ich glaube, dass das Buch objektiv vielen Menschen wirklich gefallen kann. Mich hat es gut unterhalten, mehr aber auch nicht.

Bewertung vom 31.07.2022
A Place to Love / Cherry Hill Bd.1
Lucas, Lilly

A Place to Love / Cherry Hill Bd.1


weniger gut

vorhersehbares Drama

Worum geht es?
June führt schon mit Anfang 20 die Obstfarm ihres verstorbenen Vaters. Für Privatleben und eigene Wünsche bleibt wenig Zeit und dann steht Henry vor ihr. Henry, mit dem sie noch verheiratet ist. Henry, der sich nun von ihr scheiden lassen will.

Worum geht es wirklich?
Verantwortung, Freiheit und Kompromisse.

Lesenswert?
Nein, hat mir persönlich überwiegend nicht gefallen. Positiv möchte ich das Cover erwähnen und auch den Schreibstil der Autorin. Die Geschichte liest sich flüssig und unterhaltsam. Ich glaube auch, dass es sehr subjektiv ist, ob jemandem diese Geschichte gefällt. Mir haben folgende Dinge nicht gefallen: Die Krankheiten der Eltern direkt als Schicksalsschlag und auch die Darstellung der erkrankten Mutter passt sich so recht, sondern wirkt mehr nach aufgebauschtem Drama. Wenn jemand den ganzen Haushalt schmeißt und sich noch immer um alles kümmert, dann muss man es nicht zeitgleich so darstellen, als würde ihre Hilfe nicht mehr existieren.
Dann wird zu Beginn über mögliche Asexualität gewitzelt, weil jemand keine Kondome hat. Warum wäre Asexualität so lustig? Und warum so schlimm? Fand ich unsensibel und nicht hilfreich für neutrale Aufklärung. Festigt einfach nur, dass das ja etwas zum auslachen ist.
Des weiteren wird hier öfters von der „möglicherweise rachsüchtigen Exfreundin“ gesprochen, der die Frau ja nicht vertraut. Klar, ihrem Freund vertraut sie, aber nicht der Ex. Spontan würde ich sagen: Für ein mögliches Betrügen gibt es immer zwei! Wenn sie ihm vertraut, dann ist doch alles fein. Er kann sich wehren!
Positiv finde ich bei dieser Geschichte zwar, dass nicht nur ein mögliches Kennenlernen bis hin zur Beziehung eine Rolle spielt, sondern vor allem auch die Zeit danach. Mit Hürden und Schwierigkeiten. Allerdings hat mich persönlich dieses ganze Hin und Her eher genervt als verzaubert und mehrmals habe ich mir gewünscht, dass es einfach ein Ende findet. Auch weiß ich nicht, ob das Ende für mich wirklich stimmig ist zum Rest. Auf einmal lässt sich dann doch vieles klären, was vorher unüberwindbar war.
Zusammenfassend war das für mich eher eine enttäuschende Lektüre. Aber das geht sicher vielen Menschen anders. Ich würde dennoch ein weiteres Buch der Autorin lesen, weil mir der Schreibstil generell gefallen hat.

Bewertung vom 30.06.2022
Fabula Ensis
Kucharzak, DeSade; Korn, Lillith

Fabula Ensis


sehr gut

Worum geht es?
Als sich die Welt beginnt zu ändern und dämonische Dinge passieren, finden sich dennoch mehrere Menschen, die versuchen auf ihre Art und Weise dagegen anzukämpfen.

Worum geht es wirklich?
Verlust, Gier nach Macht und unklare Pläne

Lesenswert?
Ja, auch wenn ich nicht komplett überzeugt bin und nur wohlwollend vier Sterne gebe. Das Cover war ein Hingucker und der Klappentext klang auch gut. Es gibt drei Sichtweisen, drei Protagonist*innen, denen man folgt und die zu Beginn noch völlig zusammenhangslos sind. So richtig faszinieren konnten mich nur zwei der Handlungsstränge, zu selten tauchte der dritte auf. Bei einem von den beiden, die ich mochte, ging es jedoch so ab der Hälfte des Buches in eine Richtung, die mir persönlich nicht gefiel. Lässt sich ohne Spoiler leider nicht konkreter formulieren, daher verzichte ich darauf.
Ich fand es echt angenehm geschrieben, mir sind keine Besonderheiten im Schreibstil aufgefallen, sodass man sich voll und ganz auf die Story konzentrieren konnte. Die Welt hingegen war extrem vielfältig und irgendwie sehr faszinierend. Man merkt, dass die beiden Autor*innen viel mehr erdacht haben, als in diesem Buch gezeigt wird. Als Leser*in gibt es immer nur die Informationen, die benötigt werden. Kein komischer „Ich erkläre jetzt die gesamte Welt“-Abschnitt. Das gefällt mir sehr.
Einzelne Charaktere oder Begebenheiten (YouKai zum Beispiel) fand ich super umgesetzt und toll beschrieben. Und auch wenn es ab und zu mal ein wenig brutaler wird, so fand ich es doch im rechten Maß. Aber es geht hier definitiv nicht zimperlich zu und man sollte nicht zu viele Menschen ins Herz schließen.
Das Buch ist wirklich ein Genremix, zwischendrin fühlte ich mich eher wie in einem Fantasybuch und die SciFi war verschwunden.
Außer des schon erwähnten Handlungsstrangs, den ich nicht mochte, finde ich generell schwierig die Handlung in Worte zu fassen und weiß nicht, ob es an meinem Leseverhalten liegt oder man nicht so gut durch die Handlung geleitet wird.
Alles in allem fand ich es (leider) nicht perfekt oder überraschend genial, aber durchaus gut zu lesen und lohnenswert.

Bewertung vom 30.06.2022
Aus Zauberseide und Schwanenfedern
Adrian, Julia;Bernard, C.E.;Blazon, Nina;Handel, Christian

Aus Zauberseide und Schwanenfedern


sehr gut

Worum geht es?
Es geht um Märchen, neu erzählt. Um das Ende von Märchen, weitererzählt. Es geht um Märchenelemente, in andere Geschichten eingebunden.

Worum geht es wirklich?
Glück, Liebe und Wohlwollen.

Lesenswert?
Ja. Meine erste Anthologie aus der Reihe und hat meine Erwartungen voll erfüllt.
Zum einen ist das Cover einfach super schön und das physische Buch soll wohl innen drin ebenfalls schön verziert sein.
Die Auswahl der Autor*innen gefällt mir gut: Für mich waren bekannte Gesichter dabei, manche deren Namen ich kannte und andere völlig unbekannt. Finde ich angenehm und sorgt dafür, dass man neue Autor*innen für sich entdecken kann - und das ist definitiv bei diesem Buch passiert.
Vor jeder Geschichte erfährt man auf 1-2 Seiten ein paar Infos zu dem*der jeweiligen Verfasser*in. Das war zum einen echt interessant, hat aber auch teilweise notwendige Hintergrundinformationen gegeben.
Manche Märchen sind hier definitiv anders, sind feministischer oder einfach queer. Das ist jedoch nicht bei allen der Fall und wirkt somit locker eingestreut. Tatsächlich hätte die Queerness für meinen Geschmack noch größer sein können.
Wie das immer so ist bei Anthologien, gefallen selten alle Kurzgeschichten. So war es hier auch. Ich habe mich auf Beiträge bekannter Personen gefreut, wurde dort entweder bestärkt oder enttäuscht. Ich habe Autor*innen kennen gelernt, deren Bücher ich definitiv lesen möchte und andere, nach deren Büchern ich nun nicht greifen werde. Aber wie schon erwähnt gehört das meiner Meinung nach dazu und wird bei einer Anthologie selten anders sein. Für meinen Geschmack bin ich mit der Anzahl von „gefällt mir“ vs. „gefällt mir nicht“ zufrieden.
Alles in allem finde ich diese Reihe beim Drachenmond-Verlag echt eine schöne Idee und lesenswert und werde wohl auch mal in die älteren Sammlungen reinlesen!

Bewertung vom 30.06.2022
Die sieben Männer der Evelyn Hugo
Reid, Taylor Jenkins

Die sieben Männer der Evelyn Hugo


ausgezeichnet

Was für ein Buch!

Worum geht es?
Evelyn Hugo, Schauspielerin und Hollywoodstar möchte die Wahrheit über ihr Leben, ihre Ehen und die große Liebe erzählen. Monique Grant, eigentlich eine eher unbekannte Journalistin, soll sich dafür mit ihr treffen. Und wird gebannt den Erzählungen und Geheimnissen lauschen.

Worum geht es wirklich?
Freundschaft, Liebe und Tod.

Lesenswert?
Definitiv ja. Eine wunderbare Lektüre! Man nimmt beim Lesen an den Interviews teil, die Journalistin Monique mit der großartigen Evelyn Hugo führt. Evelyn hat Jahrzehnte lang in Hollywood gearbeitet, sie war eine der ganz großen. Eine Ikone, ein Sexobjekt, geliebt und gehasst. Insgesamt sieben Ehemänner hat sie gehabt - oftmals nicht aus Liebe sondern aus Zweck. Ihre Geschichte erzählt sie nun von Anfang an.
Mir hat der Aufbau der Geschichte sehr gefallen, die Kapitellänge ist ebenfalls richtig gut gewählt. Sprachlich wunderbar flüssig und so geschildert, dass man beim Lesen (bzw. Bei Evelyns Geschichten) ein Gefühl der damaligen Filmwelt bekommt.
Evelyn hat mir als Hauptfigur einfach durchweg gefallen. Sie ist so vielschichtig, so bewundernswert, manchmal auch so durchtrieben. Ich fand das einfach stimmig und sehr gut dargestellt. Wenig wird beschrieben, viel erfährt man aus den Handlungen und dem Umgang mit Mitmenschen. Monique wirkt dagegen eher zurückhaltend und man erfährt nicht viel von ihr. Aber auch das war absolut stimmig.
Zwar liegt viel Augenmerk auf den Ehen von Evelyn Hugo, aber man erfährt dennoch viel von der Queerness in Hollywood, von der Veränderung im Laufe der Jahrzehnte und warum es sich lohnt für mehr Sichtbarkeit zu kämpfen. Ich fand es super schön dargestellt - ohne beschönigend zu sein - und es zeigt, dass sich historischer Kontext und Queerness nicht ausschließen.
Als Nebeneffekt war es lehrreich ein bisschen über die Historie von Film und Filmdreh zu erfahren und von den Arbeitsweisen.
Viel mehr kann ich eigentlich nicht loben ohne zu spoilern. Es lohnt sich definitiv mit Evelyn Hugo in das schillernde Hollywood vergangener Zeiten einzutauchen. Ich muss einfach mehr von dieser Autorin lesen!

Bewertung vom 30.06.2022
I Kissed Shara Wheeler
McQuiston, Casey

I Kissed Shara Wheeler


sehr gut

Highschool-Romance trifft Kriminalfall

Worum geht es?
Erst küsst Shara Chloe und dann verschwindet sie einfach so, hinterlässt nur kleine Nachrichten und Hinweise. Und das ausgerechnet kurz vor Schuljahresende, wo beide eigentlich Jahrgangsbeste werden wollen.

Worum geht es wirklich?
Ehrgeiz, Queerness und Gerüchte.

Lesenswert?
Ja, aus mehreren Gründen eine wirklich unterhaltsame Lektüre. Die Ermittlungen, warum Shara verschwunden ist, nehmen mehr Raum ein, als ich erwartetet habe. Hat mich dann auch ein wenig an „Tote Mädchen lügen nicht“ erinnert - aber ohne die Tragik und Dramatik dahinter.
Das Layout des Buches hat mir sehr gefallen, weil die kleine Notizen, Emails, etc. den Fließtext ein wenig auflockern.
In dem Buch wird gegendert und auch eine nicht-binäre Person (mit verwendetem Neopronomen) tritt auf. Beides tolle Pluspunkte, ist mir positiv aufgefallen und fand ich bereichernd. Andere Protagonist*innen hinterfragen im Laufe der Handlung ihre Sexualität und Identität. Das Gendern wird übrigens auch im Hörbuch gut umgesetzt.
Die Handlung spielt auf einer kirchlich konservativen Schule, was zwar realistisch ist, aber immer wieder verstörend als Leser*in aus Deutschland. Ansonsten ist es natürlich ein wenig klischeehaft (queeres Mädchen wird von Tochter des Direktors geküsst), aber dennoch hat mir die Handlung gefallen. Ich glaube die Auflösung des ganzen hat mich persönlich nicht so gepackt, bzw. fand ich die Erklärungen für mich nicht nachvollziehbar.
Die Entwicklungen der Figuren und die Figuren als solches fand ich gut und sympathisch und das Buch kommt dann doch mit weniger Highschooldrama aus, als man vielleicht glauben würde. Vieles wurde so bildlich dargestellt, dass man sich das ganze als Film/Serie vorstellen kann bzw. einzelne Szenen aus typischen Romance-Komödien kennt.
Die Handlung wird mit Witz, Romantik und Spannung erzählt: eine wunderbare Mischung für eine Sommerlektüre!

Bewertung vom 18.06.2022
His Dark Whisper
Milazzo, Sabrina

His Dark Whisper


sehr gut

Worum geht es?
Lange hat Keegan nicht mehr Larks Stimme in seinem Kopf vernommen. In einem düsteren Moment ist diese zurück und Lark wird tatsächlich zur Realität.

Worum geht es wirklich?
Vertrauen, Festhalten und Geheimnisse

Lesenswert?
Ja, ein Buch das mich wirklich überrascht hat. Cover und Klappentext fand ich ansprechend. Ich hatte auch eine Vorstellung in welche Richtung diese Geschichte gehen könnte, aber das war echt falsch geraten. Stattdessen hat mich ein düsterer Anfang und eine fantastische Reise erwartet. Sprachlich war der Einstieg für mich etwas schwer, im Laufe des Buches war ich dann aber gefesselt und wollte unbedingt weiter lesen.
Die Kapitel haben eine schöne Länge und ich bin sehr angetan von dem Design des Buches. Teile und Kapitel sind mit kleinen Zeichnungen ausgestattet und der Buchsatz sieht gelungen aus. Finde ich bei SP nicht immer selbstverständlich.
Die Autorin erzählt hier eine Geschichte aus der Ich-Perspektive, was es mir manchmal nicht so leicht gemacht hat. Sprachlich zu Beginn eher ausschweifend melancholisch wird es dann später eher fantastisch abenteuerlich.
Die Protagonist*innen waren manchmal nicht einfach zu ertragen mit ihren Entscheidungen, aber es war in sich stimmig und nicht zu viel.
Mich hat besonders gefesselt, dass ich gar nicht einschätzen kann, wohin mich dieses Buch führen würde und wie alles zusammenhängt.
Positiv möchte ich auch noch die Existenz von Triggerwarnungen hervorheben und kann nur raten, sie aufmerksam zu lesen, wenn man sich gerade nicht sicher über die eigene emotionale Stabilität ist. Ich würde dieses Buch niemandem empfehlen, der sich in einem dunklen Moment befindet.
Rückblickend auf das ganze Buch könnte ich die Handlung nur schwer in Worte fassen. Ich würde dazu raten, sich einfach überraschend zu lassen und auf dieses gute Buch einzulassen.

Bewertung vom 06.06.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


sehr gut

würde doch nur die Zeit still stehen

Worum geht es?
Vier Menschen treffen auf einem Campingplatz aufeinander, kommen sich näher, lernen sich kennen, beginnen sich teilweise zu mögen. Doch das ist nur ein kurzes Verharren ihres tatsächlichen Lebens.

Worum geht es wirklich?
Darum, was jemandem wirklich wichtig ist, Selbsterkenntnis und Veränderungen.

Lesenswert?
Ja, hat mir gut gefallen. Zu allererst finde ich das Cover wirklich ansprechend und würde auf Grund dessen definitiv nach diesem Buch greifen.
Aber auch die Story habe ich gerne gelesen. Der Schreibstil und die Sprache haben mich (Jahrgang 88) wirklich gut abgeholt, die Anspielungen fand ich perfekt. Es muss nicht mehr erklärt werden, es ist einfach stimmig.
Dann die vier Personen, die so unterschiedlich sind und doch alle eine kurze Auszeit an dem eher ruhigen Ort finden. Jede*n einzelne*n von ihnen fand ich auf besondere Art sympathisch und mochte die persönlichen Geschichten. Ganz nebenbei werden viele Themen angesprochen und meist auch sehr gut eingeordnet. Dazu zählt zum Beispiel Rassismus, das Bild von Männlichkeit und Ableismus. Auch die Handlungen der Protagonist*innen und ihre Hintergrundinformationen waren für mich stimmig und realistisch.
Dennoch geht es in diesem Buch auch viel um ernste Themen und Verlust geliebter Menschen - es ist also bei weitem keine leichte Sommergeschichte. Die Art des Umgangs damit habe ich jedoch als tröstlich und gut empfunden und die Lektüre durchweg positiv.
Nicht ganz so gut gefiel mir der Beginn und das alles recht plötzlich passiert ist, manche Dinge der überstürzt wirkten. Aber vielleicht ist auch das beabsichtigt und ein guter Einstieg.
Zusammenfassend hat mir die Lektüre recht gut gefallen, sie war mir weder zu ernst noch zu leicht, das Szenario und die vorkommenden Personen waren gut gewählt und ich kann dieses Buch sehr gut weiter empfehlen.

Bewertung vom 06.06.2022
Der Papierpalast
Heller, Miranda Cowley

Der Papierpalast


sehr gut

definitiv keine leichte Sommerlektüre

Worum geht es?
Elle, glücklich verheiratet und gemeinsame Kinder, schwankt zwischen ihrem Mann und ihrem besten Freund. Ihm, mit dem sie so viel erlebt hat. Ihm, dem sie sich versprochen hat. Ihm, der all die Düsternis in ihrem Leben kennt.

Worum geht es wirklich?
Trauma, Zusammenhalt und Zerrissenheit

Lesenswert?
Ja. Wobei sich hinter der Lektüre anderes verbirgt, als die Werbung vermuten lässt. Mir gefällt der gesamte Handlungsaufbau sehr. Verschiedene Zeiten, viele Zeitsprünge, trotzdem gut einzuordnen. Immer leicht spannend, immer will man mehr wissen.
Auch wenn ich die Protagonist*innen aus unterschiedlichen Gründen nicht sympathisch gefunden habe, sie oft nicht verstehen konnte, so waren sie dennoch interessant und gut konstruiert.
Die Szenen sind realistisch und voller Leben geschildert, Emotionen werden während des Lesens hervorgerufen.
Auch sprachlich fand ich das Buch sehr interessant, werden doch Naturbeschreibungen und ruhige Szenen manchmal durch vulgäre/derbe Sprache unterbrochen - ein faszinierender Kontrast.
Allgemein würde ich eine Lektüre dieses Buches definitiv empfehlen, wenn auch nur mit Einwand: Während die Werbung und der Klappentext ja suggerieren, dass Sommer und die Situation zwischen zwei Männern zu schwanken eine Rolle spielen, so geht es an einigen Stellen dennoch sehr abrupt und heftig um ein ganz anderes Thema, nämlich Kindesmissbrauch. Hierfür also eine deutliche Trigger-Warnung. Ich finde es nicht schlimm oder falsch, dass das Buch dies thematisiert. Ich möchte aber verhindern, dass Menschen nicht vorbereitet sind bei solch eine Thema. Vorallem wenn Klappentext und Werbung dies einfach nicht mutmaßen lassen. Hier mit Spannung zu spielen, auf Kosten von Lesenden, die eventuell retraumatisiert werden könnten, finde ich nicht in Ordnung.
Wenn man aber für sich entscheidet, dass man für dieses Thema in dem Moment stabil genug ist, dann ist die Lektüre wie erwähnt wirklich gut. Sehr zu empfehlen für eine Leserunde um sich gemeinsam auszutauschen. Denn man hat definitiv das Bedürfnis, darüber zu sprechen.

Bewertung vom 06.06.2022
Das unglaubliche Leben des Wallace Price
Klune, T. J.

Das unglaubliche Leben des Wallace Price


gut

Worum geht es?
Wallace Price stirbt ganz plötzlich. Doch statt direkt tot zu sein, findet er sich auf seiner eigenen Beerdigung wieder und lernt die Zwischenwelt zwischen Tod und Leben kennen.

Worum geht es wirklich?
Tod, Emotionen und Rückblicke auf das Leben

Lesenswert?
Nein, ich fand diese Lektüre enttäuschend. Es gab gute und interessante Aspekte, aber dieses Buch gefiel mir nicht einmal ansatzweise so gut wie Parnassus - ebenfalls von Klune verfasst.
Sehr schön finde ich das Cover und die ruhige und sanfte Art, wie der Autor mit dem schwierigen Thema Tod umgeht. Zwischen den Protagonist*innen finden oftmals schöne Gespräche statt und in den meisten Fällen gehen sie miteinander wohlwollend um. Auch die Queerness und dass es einen Protagonisten of Color gibt, würde ich positiv erwähnen.
Dann gibt es jedoch auch viele Ansätze, die mir nicht gefallen haben. Da ist zum einen die Übersetzung und die Auswahl des Titels. Dann gefiel mir persönlich der Humor überhaupt nicht. Er war oft kindlich oder trocken oder Fäkalhumor - all das finde ich nicht wirklich unterhaltsam und lustig und habe die entsprechenden Szenen daher nicht wirklich gerne gelesen und auch keine humorvolle Unterhaltung verspürt.
Wallace Entwicklung ist zwar schön und positiv, jedoch war sie vorhersehbar und manchmal nicht gerade authentisch.
Allgemein erinnern mich zu viele Dinge an Parnassus und funktionieren hier in der Geschichte dann jedoch nicht.
Während ich das Thema bei Parnassus gut umgesetzt fand und der Humor zu der Situation im Kinderheim passte, kam es mir hier eher deplatziert vor.
Schwierig zu beurteilen, wie jemandem dieses Buch gefällt, wenn man noch nichts anderes von Klune gelesen hat.
Die Geschichte fand ich nicht schlecht, ich hätte das Buch auch nicht aktiv abbrechen wollen. Aber hätte ich es plötzlich verloren, dann hätte mir auch nichts gefehlt. Ich hatte kein richtiges Bedürfnis weiter zu lesen und während andere die Lektüre wohl berührend und emotional empfunden haben, trifft das bei mir gar nicht zu.
Ich würde dennoch ein weiteres Buch des Autors lesen, wenn es auf deutsch erscheint.