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Dark Rose
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NRW
Über mich: 
Ich bin Viel-, Schnell- und Stressleserin :-)

Bewertungen

Insgesamt 678 Bewertungen
Bewertung vom 21.12.2022
Wo ein Fuck it, da ein Weg
Weidlich, Andrea

Wo ein Fuck it, da ein Weg


ausgezeichnet

Was macht dich langfristig glücklicher, es allen oder dir selbst recht zu machen?



Hand aufs Herz: Wie oft versuchst du es anderen recht zu machen? Wie oft denkst du zuerst daran, was andere von dir oder deinen Entscheidungen halten, bevor du daran denkst, wie du dazu stehst? Wie häufig machst du dich von anderen abhängig, ohne es zu merken?

Andrea Weidlich verpackt ihre Botschaften immer in Geschichten, in Beispielen, um deutlich zu machen, was sie meint. Sie knallt einem nicht einfach einen Haufen Aussagen an die Backe, sondern sie zeigt einem, wie das in der Realität aussieht, was es wirklich bedeutet. Am Ende jeder Episode steht dann eine Aussage, eine Frage, ein Satz, der zusammenfasst, worum es geht. Diese findet man am Ende noch einmal aufgelistet. Es sind schwarze oder weiße Seiten.

Man mag von "Selbsthilfe"-Büchern halten, was man mag, aber Fakt ist, sie hat recht. Selbst wenn man die Geschichten, in denen sie es verpackt nicht mögen sollte, was solls, dann lest eben nur die Aussage-Seiten, denn allein die enthalten schon so viele Wahrheiten, dass man eine ganze Weile beschäftigt ist.


Fazit: Ich persönlich kann ihre Bücher immer nicht in einem Rutsch lesen, ich brauche dafür ganz viel Zeit. Warum? Weil sie recht hat. Weil ich mich so oft wiederfinde und das für mich selbst verinnerlichen muss. Einiges habe ich schon selbst für mich herausgefunden, anderes war wie ein Schlag in den Magen – aber auf gute Art.

Andrea Weidlich predigt nicht, sich in ein A… zu verwandeln, aber sie führt einem vor Augen, dass es okay ist, sich manchmal selbst an die erste Stelle zu setzen. Dass es okay ist, man selbst zu sein, egal, was andere dazu sagen. Dass deine Meinung wichtig ist und die der anderen kein Urteil, an das du dich sklavisch zu halten hast.

Ich möchte dieses Buch, wie auch den Vorgänger "Wie du Menschen loswirst, die dir nicht guttun, ohne sie umzubringen" allen wirklich ans Herz legen. Denn Andrea Weidlich hat einfach recht. Bei mir hat dieser Prozess schon vor einer ganzen Weile schleichend begonnen, aber das Buch hat mich wieder motiviert, diesen Weg fortzusetzen, denn auch ich habe mich viel zu lange von der Meinung anderer abhängig gemacht.

Von mir bekommt das Buch volle 5 Sterne.

Bewertung vom 19.12.2022
Tod am Everest
Hauge, Odd Harald

Tod am Everest


sehr gut

Massentourismus und der Respekt vor einem gefährlichen Berg


Eigentlich wollte der Extremsportler Martin Moltzau nur, dass sein Vertrag mit seinem Sponsor verlängert wird. Er hatte sich so eine tolle, aufregende Tour ausgedacht, spektakulär und eben typisch er. Doch der Sponsor hat abgelehnt und schickt Martin stattdessen auf den Mount Everest, den heut zu Tage jeder Hinz und Kunz besteigt – nur Martin ist kein Bergsteiger. Er hat von Anfang an ein ungutes Gefühl und als es immer mehr Zwischenfälle gibt, steht eine ganz große Frage im Raum – nicht, ob es seine ungleiche Seilschaft zum Gipfel schafft, sondern ob sie es wieder herunterschaffen, oder ob sie, wie so viele andere, ihr Leben auf dem Everest verlieren.


Ich muss vorneweg schicken: Ich bin keine Abenteurerin, keine Bergsteigerin und schon gar nicht jemand, der gern sein Leben riskiert – sagen wir es einfach so: Ich bin ein Schisser. Ich könnte es mir nicht vorstellen, auf einen Berg zu steigen und schon gar nicht einen, auf dem schon so viele Menschen gestorben sind.

Martin Moltzau hat dem Tod schon oft ins Auge geblickt. Auf jeder seiner vorherigen Abenteuertouren hätte er sterben können, doch er hat überlebt. Er hat Dinge geschafft, die als unmöglich galten. Dummerweise hat er damit aber auch die Erwartungen extrem nach oben geschraubt, sodass sein Sponsor jetzt auch umso größere Dinge von ihm erwartet. Irgendwas mit Eis und Schnee soll es sein und bitte auch gefährlich. Im Scherz erwähnt Moltzau den Everest und wird darauf festgenagelt. Wenn er weiterhin von seinen Abenteuern leben will, muss er es durchziehen.

Moltzau bucht eine kommerzielle Tour unter der Leitung einer Legende. Die anderen Teilnehmer sind ein bunt zusammengewürfelter Haufen, ein Broker, eine Wetterfee, eine Bergführerin usw. Bereits die Anreise ist teilweise lebensgefährlich und alles in Moltzau schreit danach, abzubrechen, aber er zieht es durch. Wird er den Everest überleben?


Fazit: Man merkt, dass der Autor selbst den Everest bestiegen hat. Er kennt sich aus und beschreibt alles ganz genau – manchmal etwas zu genau. Trotzdem, man hat das Gefühl dort zu sein, ebenfalls dieses Abenteuer zu erleben, aber man lernt auch ganz schnell die Tücken des Ganzen. Der Kommerz, der den Berg in der Hand hat, jeder Hinz und Kunz, der meint, einfach mal so den Everest besteigen zu können, sparen an der falschen Stelle, Risiken, die nicht sein müssten aus Stolz, Übermut oder Geiz, kleinste Fehler, die das Ende bedeuten können, Pech, Lawinen und der Berg selbst. Bei all dem Kommerz vergisst man eine Sache nämlich ganz schnell: jedes Jahr sterben zwischen 5 und 11 Menschen durchschnittlich auf dem Everest.

Für mich ist das Buch eine Kritik am Massentourismus auf dem Everest und ein Plädoyer für den Respekt vor dem Berg. Es ist kein klassischer Thriller in meinen Augen und es hat zwischendurch seine Längen, aber ich fand es trotzdem sehr spannend und interessant und vor allem die Message, dass Kommerz und Konsum eben nicht alles sind, dass wir Menschen die Natur noch zu oft unterschätzen und die Leitung einzelner zu geringschätzen. Es muss immer höher, schneller, weiter sein, es ist nie genug. Und das prangert dieses Buch meiner Meinung nach an.

Von mir bekommt es 4 Sterne.

Bewertung vom 13.12.2022
Because It's True - Tausend Momente und ein einziges Versprechen / Because Bd.1
Mohn, Kira;Moran, Kelly

Because It's True - Tausend Momente und ein einziges Versprechen / Because Bd.1


gut

Achtung: Vorgeschichte zu zwei neuen Reihen, keine in sich abgeschlossenen Kurzgeschichten!


Achtung: Band 1 einer Reihe / Vorgeschichte zweier neuer Reihen, eine davon nicht abgeschlossen!

Tausend Momente
Eine junge Frau und ihre beiden besten Freundinnen bekommen die örtliche private Bibliothek geschenkt – warum? Weil sie einst ihre Lehrerin und den Bibliothekar miteinander verkuppelten.

Ein einziges Versprechen
Jack liebt seine beste Freundin Vic. Er möchte Farbe bekennen und ihr trotz seiner chaotischen Lebensumstände seine Gefühle gestehen, als eine Enthüllung alles auf den Kopf stellt.



Tausend Momente
Ich hatte erwartet, dass hier Dorothys Geschichte erzählt wird, aber dem war nicht so. Es ging um die Liebesgeschichte zwischen ihrer Lehrerin und dem Bibliothekar, die sich 2004 ereignet hatte, also vor fast 20 Jahren.

Trotzdem fand ich die Geschichte an sich super süß, wie die Teenagerinnen versuchen ihre Lieblingslehrerin mit dem örtlichen Bibliothekar zu verkuppeln. Beide Protagonisten waren mir extrem sympathisch, obwohl Sheldon manchmal etwas arg eigen ist, aber er kann echt super süß sein und erklärt auch, warum er manchmal so seltsam reagiert. Rosemary ist ein richtiger Schatz. Beide würde ich in die Kategorie "Nerd" einstufen, sie sind recht unsicher im Umgang miteinander und "tapsig" bei den ersten Kontaktversuchen, aber man muss sie einfach lieben.


Ein einziges Versprechen
Jack tat mir unbeschreiblich leid. Seit dem Tod seiner Mutter hängt einfach alles an ihm. Sein Vater trinkt praktisch rund um die Uhr und kümmert sich um nichts, schon gar nicht Jacks jüngeren vierjährigen Bruder Fin. Sein älterer Bruder sollte ihm eigentlich mit dem Familien-Pub helfen, scheint sich aber seit neuestem nur noch mit Gesocks herumzutreiben.
Jack ist total in seine beste Freundin Vic verliebt und auf mich macht es den Eindruck, dass sie auch in ihn verliebt ist. Doch die gesamte Geschichte ist aus seiner Sicht geschrieben, sodass man sich da nicht ganz sicher sein kann. Jack traut sich nicht, seine Gefühle zu gestehen und man leidet wirklich mit ihm.
Nach der Enthüllung am Ende tat einem auch Vic leid, wobei ich persönlich ihre Reaktion schon extrem und sehr einseitig fand. Sie sah nur eine Seite der ganzen Geschichte, die andere ignorierte sie vollkommen. Diese Geschichte endet mit einem quasi-Cliffhanger.


Fazit: Ich muss sagen, dass ich leider etwas ganz anderes erwartet habe. Ich dachte es ginge bei diesem Buch um zwei vollständige und in sich abgeschlossene Kurzgeschichten, in sich abgeschlossen, aber um das gleiche Thema kreisend, ein Spiel: Die Teilnehmer müssen eine Wahrheit, eine Lüge und eine Sache benennen, von der sie sich wünschten, sie wäre wahr oder eine Lüge. Doch in diesem Buch geht es um zwei Vorgeschichten zu demnächst erscheinenden Reihen der beiden beteiligten Autorinnen. Ich hatte leider etwas ganz anderes erwartet. Die erste Geschichte ist zumindest beinahe komplett in sich abgeschlossen, da hier die Liebesgeschichte zwischen der Lehrerin und dem Bibliothekar erzählt wird, aber die zweite Geschichte endet quasi mit einem Cliffhanger und das fand ich ziemlich fies. Ich empfand beide nicht wirklich als Kurzgeschichten, sondern eindeutig als Vorgeschichten.

Ich hatte etwas anderes erwartet. Die erste Geschichte bekommt von mir 4,5 Sterne, die zweite 3,5. Da ich aber echt ein wenig enttäuscht bin, weil nirgendwo stand, dass es sich nicht um eigenständige Kurzgeschichten, sondern um Vorgeschichten handelt, ziehe ich einen halben Stern ab, sodass das Buch insgesamt auf 3 Sterne kommt.

Bewertung vom 13.12.2022
CATAN Bd.1
Teuber, Klaus

CATAN Bd.1


gut

Sehr interessant, aber ich hatte ein paar Schwierigkeiten


Achtung: Band 1 einer Reihe!

Asla will nicht den Mann heiraten, an den ihr Vater sie "verschachert" hat. Sie will mehr vom Leben, als die Frau eines Mannes zu werden, der Gerüchten zufolge eine seiner Frauen totgeprügelt hat. Sie beschließt mit Hilfe des Mannes zu fliehen, den sie liebt, Thorolf, von einem anderen Clan. Ihre Schwester Stela möchte auch mit, sie will ebenso wenig diesen Mann heiraten und so landen die beiden Schwestern bei Thorolfs Clan. Ihr Vater ist wenig begeistert von ihrer Flucht und es kommt zu einem Kampf, der in einer Tragödie endet. Um einen Krieg zwischen den Clans zu verhindern, werden Thorolf und seine beteiligten Brüder verbannt. Zusammen mit 300 weiteren und den beiden Fürstentöchtern reisen sie über das Meer nach Catan, eine Insel, die ihnen einen Neuanfang bescheren soll. Doch das Leben als Siedler ist entbehrungsreich und alles andere als einfach. Innerhalb der Gruppe kommt es zu Konflikten und die ganz große Frage stellt sich, ob die Siedlung überhaupt eine Chance hat.


Die Geschichte ist durchaus interessant. Man erfährt sehr viel darüber, wie das Leben bei den Wikingern war, welche Regeln es gab, wie die Gesellschaft funktionierte und was für eine Logistik dahintersteckte, wenn es darum ging eine neue Siedlung zu gründen. Was für Probleme allein schon die Reise an den gewünschten Ort machen kann, welche Gefahren auf dem Weg lauerten und ist dabei, wenn aus dem Nichts eine Siedlung entsteht.

Allerdings passt für mich manches nicht so richtig in Catan. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei einer Siedlung in der damaligen Zeit wirklich solch utopische Ideen angestrebt wurden. Mir spielen da zu viele moderne Vorstellungen rein. Ich denke, das hätte damals zu viel mehr und größeren Problemen geführt.

Mich erinnerten Sequenzen des Buches stark an die Serie "Vikings", deren erste Staffel ich vor einigen Jahren mal geschaut hatte – gerade was das Verhältnis von Thorolf und Gregor angeht.


Fazit: Ich fand den Aufbau der Siedlung interessant, wie Handel getrieben wurde und dergleichen, allerdings zog es sich für mich immer wieder. Ich konnte keine richtige Verbindung mit den Protagonisten eingehen – ich weiß aber selbst nicht, woran es lag. Richtig fesseln konnte mich das Buch nicht, doch ich wollte trotzdem wissen, wie es weitergeht und blieb dran.
Manchmal waren mir die Beschreibungen etwas zu ausführlich. Das ist denke ich auch dem geschuldet, dass das Buch aus dem Brettspiel heraus entstanden ist, das ich, wie ich zugeben muss, nie in meinem Leben gespielt habe. Im Spiel, so habe ich mir sagen lassen, spielt der Handel ebenfalls eine große Rolle.

Obwohl mich das Buch ab und an beim Lesen abdriften ließ, fand ich die Idee an sich sehr interessant. Manches an der Gesellschaft, die auf Catan aufgebaut werden soll, war mir allerdings für die Zeit, in der es spielen soll, zu modern. Insgesamt hat es mich aber auch nicht gelangweilt. Von mir bekommt es 3,5 Sterne.

Bewertung vom 28.11.2022
Dark Clouds
Falk, Thilo

Dark Clouds


sehr gut

Sehr interessant und spannend


Europa versinkt in Wasser. Heftige Regenfälle, Hagelschauer, Dauerregen, Erdrutsche, Sturmfluten, Hochwasser – überall in Deutschland und Europa scheint das Wetter durchzudrehen, aber die Politik rät dazu, ruhig zu bleiben, es bestehe keine Gefahr. Doch ist dem wirklich so? Drei Menschen - die Wolkenkundlerin Fjella Lange, der IT-Spezialist Arian Fischer und der Schadensgutachter Philipp Graf -, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, lernen sich im Zuge ihrer Nachforschungen kennen und beschließen gemeinsam herauszufinden, was los ist und die Menschen zu warnen, bevor es wohlmöglich noch schlimmer kommt. Aber was, wenn nicht nur der Klimawandel bei all dem eine Rolle spielt? Was, wenn das alles viel größer ist, als sie es je gedacht hätten?


Anfangs ist das Buch durch die vielen Charaktere recht unübersichtlich. Es dauert, bis man herausgefunden hat, wer wer ist, wer wichtig ist und wie das alles miteinander in Verbindung steht. Man wird in die Handlung geworfen und muss schwimmen.

Die Kapitel sind meistens recht kurz und immer aus einer bestimmten Sichtweise erzählt, die sich aber bei jedem neuen Kapitel ändert. Am meisten Anteil haben die drei Protagonisten Fjella Lange, Arian Fischer und Philipp Graf und ein verwitweter Vater, Jan Baumann, der versucht sich und seine kleine Tochter buchstäblich über Wasser zu halten. Aber es kommen noch einige weiter zu Wort, manche nur ein einziges Mal, andere tauchen wiederholt auf, aber immer muss man sich wieder neu zurechtfinden, was teilweise nicht ganz leicht ist. Am Ende macht es Sinn, aber bis dahin, wird man ab und an verwirrt.

Jeder der drei Protagonisten stolpert in die Sache mehr oder weniger hinein. Sie erkennen Unregelmäßigkeiten oder werden wegen ihrer Expertise hinzugezogen, aber am Ende tun sie sich zusammen, um gemeinsam herauszufinden, was mit dem Wetter los ist.
Jan Baumann versucht das nicht, ihm geht es nur ums Überleben, seins, aber vor allem das seiner kleinen Tochter Mia. Er ist es, der vor allem die gesellschaftlichen Folgen zu spüren bekommt, Nachbarn, die einander bestehlen, Fremde und Freunde, die zur Gefahr werden, was es bedeutet ein Flüchtling zu werden. Überall lauert Gefahr und Mangel, beides Dinge, die der normale Durchschnittsdeutsche eigentlich nicht mehr kennt.

Im Verlauf kommen noch weitere Charaktere hinzu, denen man länger folgt, eine Feuerwehrfrau und Ermittler der Polizei. Aber auch Politiker kommen zu Wort, allerdings durchweg negativ.


Fazit: Ich fand das Buch sehr interessant und spannend. Immer wieder hatte ich wegen der vielen Sichtweisen so meine Probleme, weil gerade, wenn viele neue dazukommen, es schwierig ist, sich alles zu merken. Erst wenn man weiß, wer wichtig ist und auf wen man besonders achten muss, bekommt man einen besseren Überblick. Interessant war es vor allem, weil man diese drei Ebenen hatte, die Wissenschaft, die Politik und die Gesellschaftliche. Die drei Protagonisten vertreten die Wissenschaft, die Politik tritt vor allem durch Nichtstun auf und Jan Baumann und seine kleine Tochter symbolisieren die Gesellschaft, die, die da mitten hineingeraten und einfach bloß überleben wollen.

Faszinierend wie düster und egoistisch es auf der Welt zugeht, wenn es eng wird. Das merkt man im Kleinen immer wieder, aber hier im Großen auf breiter Fläche, obwohl es auch genug gibt, die ihr eigenes Leben und ihre Sicherheit für andere riskieren.

Ich fand die Auflösung sehr interessant und gruselig. Ich persönlich hätte es anders etwas besser gefunden, aber empfand die Erklärung als stimmig.

Von mir bekommt das Buch 4,5 Sterne.

Bewertung vom 28.11.2022
Das Gesetz der Natur
Winter, Solomonica de

Das Gesetz der Natur


schlecht

Für mich leider ein Flop


Triggerwarnung: Gewalt, viel Blut!

Das Leben in Neuamerika ist hart und richtet sich nach den Gesetzen der Natur. Der Stärkste überlebt. Die Schwachen werden zu Opfern. Gaia wuchs beim Lehrer auf, der sich um sie kümmerte und versuchte, ihr Dinge beizubringen, doch der Jäger sorgte dafür, dass ihr Leben eine ganz andere Wendung nahm. Er verging sich an ihr und das führte dazu, dass Gaia nun das Leben einer Aussätzigen führt, immer in Gefahr, immer auf sich gestellt. Doch Gaia ist etwas Besonderes, sie ist wahrscheinlich der letzte Mensch in dieser Welt, der lesen kann. Ihre Mission: Die letzten Bücher der Erde finden.


Leider war das Buch überhaupt nicht meins. Ich kam schlicht und einfach mit dem Schreibstil nicht zurecht. Normalerweise lese ich sehr schnell, bei diesem Buch kam ich aber sehr lange kaum voran. Ich habe selten – vielleicht sogar noch nie – so lang für ein Buch gebraucht.

Alles ist immer sehr stark distanziert beschrieben. Emotionen sucht man vergeblich. Gaia scheint erst ein normaler Mensch zu sein, dann plötzlich heißt es, sie sei eine Mutantin, aber warum? Wie kam es dazu? Was bedeutet das genau? Nichts davon wird beschrieben oder erklärt.

Weil Gaia eine Mutantin ist, soll sie ermordet werden, doch sie flieht und muss dabei nicht nur verarbeiten, dass sie scheinbar über einen längeren Zeitraum regelmäßig vergewaltigt wurde und deswegen nun schwanger ist, sondern soll auch noch die letzten Bücher der Erde finden und retten. Warum erfährt man nicht.


Fazit: Leider war das Buch überhaupt nicht meins. Es geht eigentlich immer nur um Flucht, Kampf, Gewalt, Elend und das immer im Wechsel. Dadurch und weil Unwichtiges gern bis ins kleinste Detail beschrieben wird, zieht sich das Buch leider extrem. In Verbindung mit dem Schreibstil war das für mich tödlich. Ich habe sehr oft überlegt, ob ich das Buch nicht abbrechen soll, aber habe mich doch entschieden, dran zu bleiben. Ich habe gehofft, dass es vielleicht am Ende noch richtig gut wird.
Viele wichtige Fragen werden nicht beantwortet, man muss das als gegeben hinnehmen.

Der Schreibstil hat mir leider überhaupt nicht zugesagt. Vieles erinnerte stark an die Bibel und da alles distanziert beschrieben wurde, fehlten mir auch die Emotionen. Es war im Endeffekt mehr ein Bericht als ein Roman.

Leider war das Buch für mich ein Flop, es bekommt von mir 0,5 Sterne.

Bewertung vom 21.11.2022
Unsre verschwundenen Herzen
Ng, Celeste

Unsre verschwundenen Herzen


sehr gut

Eine sehr kraftvolle und ausdrucksstarke Dystopie


Bird, der jetzt Noah heißen muss, lebt in einer Welt, die geprägt ist durch PACT, ein Gesetz, das die Krise beendete und Amerika wieder zu Wohlstand verhalf. Allerdings gibt es immer wieder Demonstrationen gegen PACT, von denen jeder, der es mitbekommt, so tut, als gäbe es sie nicht. Ebenso, wie die offene Diskriminierung von Menschen asiatischer Abstammung. Bird darf seine Mutter nicht vermissen, die Dichterin Margaret Miu, die ihn und seinen Vater verließ, er darf nicht über sie reden und er darf keine Fragen zu PACT stellen, oder irgendwie auffallen. Aber als er einen seltsamen Brief in der Handschrift seiner Mutter erhält, kann Bird nicht anders, er muss herausfinden, was passiert ist und wo seine Mutter ist.


Der erste Teil des Buches ist komplett aus Birds Perspektive geschrieben. Er lebt schon sein ganzes Leben mit PACT. Er ist auch die Diskriminierungen gewohnt – er ähnelt zu sehr seiner Mutter und obwohl sein Vater ein "richtiger" Amerikaner ist, kann ihn das nicht vor allem beschützen. Anfangs irritiert einen das Verhalten von Birds Vater, er wirkt kalt und distanziert und so passiv. Aber dann wird einem zusammen mit Bird immer mehr klar, warum er sich so verhält und dass PACT eben nicht das Gottes Geschenk ist, als dass es allen verkauft wird.

Im zweiten Teil, der aus einer anderen Perspektive geschrieben ist – ich verrate aber nicht aus wessen, das würde spoilern – verrät einem viel darüber, was es mit dieser Krise auf sich hat, die PACT beendete. Wie das Leben damals war, wie PACT entstand und wie zunächst wirklich alles besser zu werden schien, bis man die Misstöne nicht mehr ignorieren konnte. Die Übergriffe auf Menschen asiatischer Abstammung, ihre faktische Rechtlosigkeit. Die Willkür und Gewalt überall, die Machtlosigkeit derer, die hinter die Fassade blickten. Und die Erkenntnis, dass das alles viel größer ist, als es anfangs wirkte.

Celeste Ng hat hier eine Dystopie geschaffen, die einem ganz klar an die Nieren geht und das soll sie auch. Ich fand diese Welt sehr überzeugend und man konnte wirklich im gesamten Buch diese Schwere und Angst fühlen.
Gleichzeitig zeigt es aber auch, wie schnell die eigene Welt im Chaos versinken kann, wie schnell ein Ereignis zum nächsten führen kann, wie populistische Parolen in Zeiten der Angst, der Unsicherheit und des wirtschaftlichen Abschwungs auf nährenden Boden fallen und Schreckliches anrichten können. Wie Verschwörungstheorien die Runde machen und blinder Aktionismus seine Blüten treibt.


Fazit: Es ist wirklich erschreckend, wie realistisch diese Welt und deren Entstehungsgeschichte wirkt, vor allem in Zeiten wie diesen. Wie schnell Wut und Angst in sinnlosen, unbegründeten Hass umschlagen, wie Populisten Feindbilder erfinden oder neu beleben, nur um ihre Ziele durchzusetzen.

Mich hat das Buch teilweise an die USA zu Zeiten des Kalten Krieges, vor allem unter Nixon erinnert. Wie da überall russische Verschwörungen gewittert wurden und jeder, der nicht in der x. Generation in den USA lebte, schnell in Verdacht geriet.

Toll fand ich, wie diese Welt aufgebaut und einem mit den zwei Perspektiven nahegebracht wurde. Erst die eines Kindes, das seine Welt anfangs nicht hinterfragt und dann die eines Erwachsenen, der live dabei war, wie sich die Welt veränderte und irgendwann die Misstöne nicht mehr ignorieren konnte.
Mir persönlich gefiel allerdings das Ende nicht, es ist offen und wie es dazu kam, war mir zu viel unnötiges Drama, ich hätte mir da einfach etwas anderes gewünscht, das war mir zu konstruiert.
Davon abgesehen hatte ich massive Probleme damit, dass in dem Buch komplett auf Anführungszeichen verzichtet wird, mich hat das regelmäßig irritiert und aus der Handlung geworfen.

Davon abgesehen gefiel mir das Buch aber richtig gut und bekommt von mir 4,5 Sterne.

Bewertung vom 12.11.2022
Die Crew: Die Rückkehr zum 9. Planeten
Ulich, Andreas

Die Crew: Die Rückkehr zum 9. Planeten


ausgezeichnet

Ich fand das Konzept so mega - es hat so viel Spaß gemacht!


Eine zehnköpfige Crew ist auf dem Weg zum bislang noch unbenannten 9. Planeten des Sonnensystems. Unterwegs treten immer wieder Probleme auf und Entscheidungen müssen getroffen werden, manche davon könnten die Mission gefährden, andere das Leben der Crew. Werden sie die Mission erfüllen oder bei dem Versuch sterben?


Dieses Buch – oder wenn man es genau nimmt, Bücher – ist etwas ganz Besonderes. Zu Beginn muss man sich entscheiden, ob man die Geschichte aus der Sicht der Kommandantin Cim lesen möchte, aus der ihres zweiten Offiziers Prosper oder ob man beide Sichtweisen in Stereo lesen möchte, bzw. die Bücher zu zweit im Wechsel vorliest. Da ich single bin und sich alle in greifbarer Nähe schnell versteckt haben, habe ich das Buch erst aus der Sicht von Cim und im Anschluss noch einmal aus der von Prosper gelesen.
Das allein wäre schon cool genug, aber jetzt kommt der Clou: Das Buch ist nicht fortlaufend. Man liest also nicht durchgehend von Seite 1 bis z.B. S. 20 durch, sondern man springt ständig von vorn nach hinten und zurück und zwischendrin mal in die Mitte. Die Handlung spielt sich in überwiegend recht kurzen Paragrafen / Absätzen ab. Am Ende folgt man entweder dem Hinweis darauf, wo man weiterlesen muss oder muss eine Entscheidung treffen. In dem Fall stehen einem mehrere Wege offen. Jeder Weg entscheidet über den Fortgang der Handlung. Manchmal – oder wenn es euch wie mir geht, oft – führen die Entscheidungen zum Missionsabbruch, manchmal bringen sie die Crew aber auch in Lebensgefahr. Wenn ihr euch "richtig" entscheidet, geht es weiter.

Ich persönlich habe dieses Konzept geliebt. Ich fand die vielen Möglichkeiten faszinierend und habe manchmal beide parallel weitergelesen, einfach, weil ich wissen wollte, was passiert. Es dauert eine ganze Weile, bis man mit den Charakteren warm wird, aber es lohnt sich dranzubleiben – allein schon wegen der Story! Mir hat es unheimlich viel Spaß gemacht das Buch zu lesen und später auch die zweite Sichtweise dazu zu nehmen.

Ja, es irritiert anfangs total, dass man so viel blättern muss – das stelle ich mir beim eBook noch komplizierter vor – aber man gewöhnt sich dran. Ich würde allerdings dringend dazu raten sich einen Block und einen Stift griffbereit zu legen, wenn man nämlich mal kurz unterbricht, ist es nicht immer leicht, sich daran zu erinnern, bei welcher Buchstaben- und Zahlenkombination man denn jetzt noch mal weiterlesen muss.


Fazit: Ich fand das Buch wirklich richtig, richtig gut. Ich liebe die Idee und das Konzept und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Manchmal habe ich auch entgegen der Regeln parallel mehrere Möglichkeiten gelesen oder bin extra noch einmal zurück, weil ich auch diesen Weg verfolgen wollte. Es ist zwar anfangs total irritierend, dass man so viel blättern muss, aber daran gewöhnt man sich schnell. Ich rate allerdings bei Pausen zu Stift und Papier! Mir hat es unheimlich Spaß gemacht das Buch zu lesen, vor allem weil es eigentlich mehrere Bücher in einem sind. Als ich fertig war, habe ich es direkt noch aus der zweiten Perspektive gelesen und mich auch mehrmals getraut komplett andere Entscheidungen zu treffen.

Wer Science-Fiction mit Weltraumabenteuern mag und gern mal etwas komplett Neues ausprobieren will, der ist hier genau richtig. Mir hat das Buch unheimlich viel Spaß gemacht und bekommt von mir ganz klar 5 Sterne!

Bewertung vom 02.11.2022
The Dark
Haughton, Emma

The Dark


sehr gut

Endlich wieder ein Thriller, den ich richtig spannend fand!


Nachdem ihr Leben zerbrochen ist, kommt Kate ein Neuanfang gerade recht. Sie hat bis heute den Unfall, der sie mit einer Narbe im Gesicht und heftigen Schuldgefühlen zurückgelassen hat, nicht verarbeitet und betäubt ihren Schmerz mit Opiaten. Doch vielleicht ist eine Auszeit, einige Monate in einer Forschungsstation in der Arktis genau das, was sie braucht. So faszinierend, schön aber auch einschüchternd dieser Ort auch ist, bald stellt sich heraus, dass man Kate nicht alles über ihren verstorbenen Vorgänger verraten hat. War sein Tod vielleicht gar kein Unfall? Merkwürdige Vorkommnisse häufen sich und Kate hat einen schrecklichen Verdacht: Was, wenn der Mörder noch unter ihnen ist?


Ich hatte ja eine ziemlich lange Thriller-Durststrecke. Keiner konnte mich so richtig fesseln oder begeistern. Dieser hier, hat den Fluch gebrochen, denn ich fand ihn wirklich spannend und interessant.

Schon allein das Setting ist außergewöhnlich. Ich meine die Arktis und zwar nicht nur am Rande oder so, sondern so weit von allem entfernt, dass man in den Wintermonaten unerreichbar ist, das ist schon wirklich krass. 24 Stunden am Tag in kompletter Dunkelheit. Die tödliche Kälte und ein Gewirr aus Technik und Generatoren, das einen am Leben halten soll. Das lässt einen automatisch irgendwie demütig werden.

Kate hat eindeutig Probleme. Sie ist eine sehr gute Ärztin, aber ihre Abhängigkeit ist nicht zu leugnen. Das macht sie angreifbar. Dazu kommt, dass sie extrem neugierig ist. Sie kann nicht aufhöre herumzustochern und Fragen zu stellen und eckt damit an. Besonders ein paar bestimmte Teammitglieder nehmen ist das sehr übel und es wird bald klar, dass man sich auf so engem Raum nicht gut aus dem Weg gehen kann.
Als sich dann die merkwürdigen Vorkommnisse häufen, einige Teammitglieder sich merkwürdig verhalten und Kates Fragen zu nur noch mehr Fragen führen, keimt in ihr ein schrecklicher Verdacht heran: Was, wenn es kein Unfall war? Was, wenn ihr Vorgänger ermordet wurde? Und was, wenn der Mörder noch unter ihnen ist?

Es gibt einige Handlungsstränge, man erfährt über jedes Teammitglied zunehmend mehr, aber über manche mehr als über andere. Da fragt man sich direkt, warum das so ist. Ist der Mörder jemand, dem man vertrauen soll oder jemand, der nicht so richtig greifbar wirkt? Und gibt es überhaupt einen Mörder oder ist die Paranoia ein Teil von Kates Sucht?


Fazit: Ich fand das Buch mega spannend. Ich bin durch die Seiten geflogen und konnte kaum aufhören zu lesen. Das Setting ist außergewöhnlich und sorgt dafür, dass man direkt "drin" ist. Alles ist so faszinierend und gleichzeitig lebensfeindlich, dass so ein Wir-gegen-die-Gefühl entsteht, die dreizehn Menschen gegen die Arktis.
Kate war mir nicht unsympathisch, aber auch nicht total sympathisch. Ich hatte ab und an etwas Probleme mit ihr und ihrer Art, aber ich konnte ihr trotzdem gut folgen. Ein Handlungsstrang kam mir zu abrupt und da hätte ich mir wirklich etwas mehr Zeit gewünscht. So wirkte das eher wie drangestückelt, als wie ein richtiger "echter" Teil der Geschichte.

Insgesamt mochte ich das Buch aber wirklich sehr. Es hat mich gepackt und ich fand es total spannend. Von mir bekommt es 4,5 Sterne.

Bewertung vom 24.10.2022
Die Welt zum Zittern bringen, nur weil man da ist
Brinx/Kömmerling

Die Welt zum Zittern bringen, nur weil man da ist


sehr gut

Sehr heftige Themen, aber wirklich gut und sehr "anders"


Triggerwarnung: Trauma, PTBS, häusliche Gewalt!

Marie lebt in den Bäumen. Seit etwas Schreckliches passiert ist, will sie den Boden nicht mehr berühren. Ihre Mutter sitzt im Gefängnis und ihre Schwester lebt woanders, also ist das Jugendamt für Marie zuständig und versucht sie irgendwie aus den Bäumen zu bekommen. Sie verstehen nicht. Sie verstehen Marie nicht und sie verstehen nicht, warum sie nicht weg kann. Warum sie es in geschlossenen Räumen nicht mehr aushält. Denn das Rot lauert auf Marie. Es schleicht sich an sie an und überfällt sie, nur in den Bäumen ist sie einigermaßen sicher. Dann will ihre Schwester das Haus verkaufen, das Haus wo ES passiert ist und Marie hat panische Angst, dass es noch einmal passieren wird. In Jori, dem Sohn der potenziellen Käufer findet Marie einen Verbündeten, denn Joris will auf keinen Fall in diesem Kaff wohnen.


Dieses Jugendbuch hat es wirklich in sich. Marie hat etwas zutiefst Traumatisches erlebt und fühlt sich nun nur noch in den Bäumen sicher. Aber niemand versteht das so wirklich, bis auf eine angehende Sozialarbeiterin, die wenigstens ein wenig Zeit für Marie herausschinden kann. Sie tut niemandem etwas, fällt niemandem zur Last und doch gibt es genug Leute im Ort, die absolut nicht damit umgehen können, dass Marie anders ist. Allen voran die Zwillinge, die alles tun, um Marie zu schikanieren, als ginge es ihr nicht schon schlecht genug.

Der Schreibstil ist durchaus gewöhnungsbedürftig. Marie gibt vielem andere Namen und das macht es manchmal nicht ganz leicht zwischen den Zeilen zu lesen. Unter "das Rot" kann man sich einfach nicht so viel vorstellen. Auch Menschen nennt sie nicht bei ihrem "richtigen" Namen, sondern gibt ihnen neue, wie "die Gute" oder "Pfosten". Das sagt teilweise etwas darüber aus, wie Marie zu ihnen steht, teilweise aber auch nicht. Manchmal war das insgesamt einfach etwas verwirrend.

Es werden mehrere wichtige Themen angesprochen und wie ich finde gut dargestellt und vermittelt. Allerdings sind es teilweise echt heftige Themen, die einem auch nachhängen, gerade weil sie so lebensnah sind.

Keiner der Charaktere ist perfekt, wenn man streng sein will, könnte man sagen, alle seien sehr egoistisch. Allerdings muss man differenzieren. Maries Mutter versucht, das Beste für ihre Töchter zu tun, auch wenn sie dafür vielleicht auch mal falsche Entscheidungen trifft. Maries Schwester ist einfach mit allem total überfordert und versucht sich deswegen komplett zu distanzieren, außerdem ist sie wütend und eifersüchtig auf Marie. Lange war sie mir unsympathisch, weil ich sie als extrem egoistisch empfand, aber man darf auch nicht vergessen, dass sie erst 19 Jahre alt ist und damit selbst noch sehr jung. Marie selbst ist auch in gewisser Weise egoistisch, aber gleichzeitig versucht sie auch andere zu beschützen vor dem, was ihrer Meinung nach geschehen könnte. Zudem darf man nicht aus den Augen verlieren, wie traumatisiert sie ist. Jori handelt oft sehr "jung". Er ist in Maries Alter, aber handelt immer wieder auch ohne nachzudenken, weil ihm etwas nicht passt oder er sich verletzt fühlt.

Mir hat die Sprache des Buches manchmal etwas Schwierigkeiten bereitet – ich spreche einfach keine Jugendsprache und hab mich in den Bereichen etwas schwergetan.


Fazit: Marie tat mir von Anfang an sehr leid. Sie ist zutiefst traumatisiert – ganz am Ende des Buches erfährt man, wodurch, obwohl man es schon teilweise erahnen konnte – und versucht nur irgendwie zurecht zu kommen. Weil sie dabei aber stark von der Norm abweicht und dem, was die Gesellschaft tolerieren will, macht man es ihr vor allem von Seiten des Jugendamtes immer wieder schwer. Klar, sie wollen ihr helfen, aber das Problem ist, dass niemand wirklich auf Marie hört. Sie ist fünfzehn und deswegen wird ihr jegliche Fähigkeit irgendetwas von Bedeutung zu entscheiden aberkannt.

Ich persönlich hatte meine Schwierigkeiten mit Maries Schwester. Für sie ist ihre kleine Schwester vor allem eine unliebsame Erinnerung an Dinge, die sie gern vergessen würde und eine Belastung, um die sie sich nicht kümmern will. Klar, sie ist überfordert, handelt aber in meinen Augen oft egoistisch. Ihre Entwicklung – und auch Maries und Joris – fand ich dafür toll.

Jori verhält sich für mich immer wieder sehr "jung" und manchmal hatte ich so meine Probleme mit ihm. Aber ich mochte ihn auch immer wieder.

Ich fand das Buch gut, es behandelt mehrere sehr wichtige, aber heftige Themen. Diese werden meiner Meinung nach sehr gut transportiert. Ich hätte mir allerdings eine Triggerwarnung gewünscht. Mich hat das Buch gepackt und Marie immer wieder berührt. Von mir bekommt das Buch 4 Sterne.