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Aus Liebe zum Lesen
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Rannungen

Bewertungen

Insgesamt 203 Bewertungen
Bewertung vom 24.01.2022
Das Wetter. Pop-up-Buch
Biederstädt, Maike

Das Wetter. Pop-up-Buch


ausgezeichnet

Heute möchte ich euch ein ganz besonderes Kinderbuch vorstellen: „Das Wetter. Pop-up-Buch. Wie Stürme und Regen, Kälte und Hitze entstehen“ von Maike Biederstädt.

Zunächst wird die Entstehung des Wetters erklärt. Auf den folgenden Seiten geht es dann um Meeresstürme, Tornados, Regen und Schnee und auf der letzten Seite wird der Klimawandel besprochen. Die Texte im Innenteil sind altersentsprechend verständlich formuliert und haben eine passende Länge. Die Informationen am Anfang und Ende zur Entstehung des Wetters und zum Klimawandel sind hingegen relativ anspruchsvoll.

Was das Buch aber zum absoluten Highlight macht, sind die Pop-ups auf den Innenseiten. Dabei handelt es sich nicht um kleine Pappaufsteller, sondern es türmen sich gewaltige Wellen, ein Riesentornado, eine wunderschöne verregnete Landschaft, die unendliche Wüste sowie schöne Eiskristalle auf. Wer da keine Lust bekommt, mehr über deren Entstehung zu lernen, dem kann man nicht helfen.

Maike Biederstädt hat ein außergewöhnlich schönes Sachbuch übers Wetter gestaltet, das mit seinen atemberaubenden Pop-ups sowohl beim Lesen als auch Vorlesen Spaß macht.

Bewertung vom 24.01.2022
Der Erinnerungsfälscher
Khider, Abbas

Der Erinnerungsfälscher


sehr gut

Von Erinnerungsfälschung spricht man in der Psychologie, wenn jemand seinen eigenen Erinnerungen unabsichtlich verändert. Das passiert Abbas Khiders Protagonisten, Said Al-Wahid, in seinem neuen Roman „Der Erinnerungsfälscher“.

Nach seiner Flucht aus dem Irak, fasst Said in Deutschland Fuß, gründet eine Familie und versucht sich als Schriftsteller. Als seine Mutter im Sterben liegt, fliegt er zurück nach Bagdad. Dass er seine Erinnerungen oft nicht richtig greifen kann, merkt er beim Schreiben. Aber auch, dass das gar nicht so wichtig ist, wenn er die fehlenden Puzzlestücke einfach erfindet.

In seinem neuen Buch schafft es Abbas Khider erneut, uns einen Einblick in das Leben eines Asylbewerbers zu bieten. Der Protagonist muss sich mit drohender Abschiebung und den zum Teil haarsträubenden Paragrafen des deutschen Rechts herumschlagen und auch nach der Einbürgerung wird er das Gefühl nicht los, unter ständiger Beobachtung zu stehen. Aber auch die Rückkehr in den Irak wird für ihn nicht leicht und fördert eine Menge Erinnerungen zutage.

Abbas Khider ist einer der großen Geschichtenerzähler unserer Zeit und er legt seinen Finger in eine offene Wunde, aber gerade durch seine Bücher schafft er auch Brücken. Denn wir in den westlichen Ländern dürfen nicht die Augen davor verschließen, dass der Umgang mit geflüchteten Menschen aktuell oft nicht besonders menschenwürdig ist.

Bewertung vom 21.01.2022
Die Erschöpfung der Frauen
Schutzbach, Franziska

Die Erschöpfung der Frauen


ausgezeichnet

Lest dieses unglaublich interessante und wichtige Buch! Alle!
Franziska Schutzbach schreibt in „Die Erschöpfung der Frauen – Wider die weibliche Verfügbarkeit“ über die Dauerbelastung der Frauen durch systematische Ausbeutung durch das patriarchale System.

Mehr denn je wird von Frauen verlangt, dass sie überall zu Verfügung stehen und teils sehr zwiespältige Rollen erfüllen. Auf der einen Seite werden Frauen sexualisiert, als Ehefrau und als Mutter sollen sie dann aber zuhause die Hausarbeit erledigen und sich um die Kinder kümmern, die natürlich standardmäßig dazugehören, und das oft neben dem Beruf, in dem sie schlechter bezahlt werden…

Über all das und noch vieles mehr zur Rolle der Frau und der Dauerverfügbarkeit und -belastung, die unweigerlich zur Erschöpfung führen müssen, schreibt die Autorin, untermauert durch zahlreiche Studien, Daten und andere Referenzen. Ich habe gefühlt jeden zweiten Satz markiert, weil die Fülle an wichtigen Informationen einfach imposant ist.

Ich würde mir wünschen, dass wirklich jede*r dieses Buch liest. Wir Frauen, bzw. alle, die als solche definiert werden, müssen uns von den Zuschreibungen befreien, um etwas ändern zu können und dafür brauchen wir Wissen. Denn auch wir stützen das Patriarchat oftmals durch unser Stillschweigen oder Handeln. Aber auch Männer sollten dieses Buch unbedingt lesen, denn nur wer die systematische Unterdrückung der Frauen versteht, kann etwas ändern und oftmals sind eben noch Männer an den Hebeln der Macht.

Bewertung vom 13.01.2022
Bauwerke, die nie errichtet wurden. Gescheiterte Visionen der Architektur
Beanland, Christopher

Bauwerke, die nie errichtet wurden. Gescheiterte Visionen der Architektur


ausgezeichnet

Der Journalist Christopher Beanland hat sich in seinem Buch „Bauwerke, die nie errichtet wurden. Gescheiterte Visionen der Architektur“ den Plänen von Frank Lloyd Wright, Le Corbusier, Zaha Hadid und vielen weiteren Baumeistern gewidmet.

Zu den vorgestellten Bauwerken gehören Paläste, Hochhäuser, rollende Gehsteige und ganze Stadtviertel oder Städte. Beanland zeigt Entwürfe für den Palast der Sowjets, die Hauptstadt Germania und den Stadtenwurf Motopia, in dem die Autos über den Dächern der Stadt fahren sollten. Aber auch teilweise realisierte oder mittlerweile rückgebaute Objekte, wie Magnet-Schwebebahnen oder Ringstraßen in London finden Einzug in das Buch.

Für mich war es eine spannende Reise in die Architektur, die so nicht in anderen Büchern gezeigt wird. Bei dem ein oder anderen Bauwerk hätte ich mir noch mehr Bilder gewünscht, was wohl angesichts der langen Zeitspanne, die seit der Planung teilweise zurückliegt, nicht möglich war.

Christopher Beanland zeigt die andere Seite der Architektur – die Projekte, die nicht realisiert wurden und damit auch in den seltensten Fällen Bekanntheit erlangt haben, aber dennoch absolut interessant sind.

Bewertung vom 11.01.2022
Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest
Kehl, Thomas;Linke, Mona

Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest


ausgezeichnet

Sind Geldangelegenheiten für euch auch so ein leidiges Thema, wie für mich? So geht es laut Umfragen den meisten Menschen. Und um diesen zu helfen, hat Thomas Kehl zusammen mit Mona Linke den Ratgeber „Das einzige Buch, das du über Finanzen lesen solltest. Der entspannte Weg zum Vermögen“ geschrieben.

Der Autor hat die Plattform „Finanzfluss“ gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, finanzielle Zusammenhänge einfach und für den Laien verständlich in Youtube-Videos zu erklären. Auch die Co-Autorin stammt von Finanzfluss. Entsprechend klar und anschaulich ist auch der Schreibstil des Buchs. Man braucht also keine Angst vor einer Flut an Fachbegriffen und Börsenlatein zu haben.

Nachdem die gängigsten Denkfehler in Sachen Geldanlage ausgeräumt wurden, geht Kehl auf die gängigsten Anlageformen ein und erklärt, wie diese funktionieren und welche Chancen und Risiken sie bergen, um dann seine perfekte Anlagestrategie zu präsentieren. Hier gibt es einige Varianten, wobei die Grundidee die gleiche bleibt. Prinzipiell lässt sich so der Aufwand auf ein absolutes Minimum reduzieren.

Für mich klingt das, was die Autoren schreiben, sehr einleuchtend. Natürlich wird keine vom Tellerwäscher zum Millionär-Geschichte erzählt. Vielmehr geht es um einen realistischen Vermögensaufbau, der einem ein unbesorgtes Leben im Alter bei sinkender staatlicher Rente ermöglichen kann. Interessant finde ich auch die genannten Studienergebnisse, die die Aussagen des Buchs untermauern.

Allen, die sich dringend mal um die Altersvorsorge kümmern sollten, lege ich dieses Buch sehr ans Herz. Auch wenn man nicht die vorgestellte Anlagestrategie wählt, bekommt man leicht verständliche Erklärungen zu gängigen Anlageformen. Das Buch liest sich tatsächlich leicht wie ein Roman.

Bewertung vom 09.01.2022
Hallo Mama
Dunbar, Polly

Hallo Mama


ausgezeichnet

Nachdem ich Graphic Novels für mich entdeckt habe, hat Polly Dunbar nun mit „Hallo Mama. Vom (fast immer) großartigen Leben mit kleinen Kindern“ das perfekte Thema für mich getroffen.

Bilder sagen mehr als Worte – mit minimalistischen Zeichnungen und wenig Worten beschreibt die eigentliche Kinderbuchautorin und Illustratorin ihren Alltag als Mutter und damit den von so vielen anderen Müttern so treffend, dass ich mich auf jeder Seite so verstanden gefühlt habe, wie noch von keinem Buch übers Mutterdasein. Absolut treffend veranschaulicht sie die Ambivalenz der Gefühle als Mutter von „Ich könnte dich auf den Mond schießen“ und gleichzeitig „Ich liebe dich bis zum Mond und wieder zurück“.

Ich bin schier begeistert von dieser Graphic Novel und werde sie immer wieder zur Hand nehmen, wenn ich mal was zum Lachen brauche, oder Verständnis in einem Moment der Verzweiflung - und von beiden gibt es ja im Alltag mit kleinen Kindern genügend ;)

Bewertung vom 07.01.2022
Barbara stirbt nicht
Bronsky, Alina

Barbara stirbt nicht


sehr gut

Als Barbara stürzt und sich infolgedessen nicht mehr um den Haushalt kümmern kann, steht Walter Schmidt vor der Aufgabe seines Lebens. Die erste große Herausforderung stellt das Kaffeekochen dar. Mithilfe einer jungen Bäckereiverkäuferin schafft er diese Hürde und begibt sich auch auf weiteres neues Metier, wie das Internet und Kochen.

Alina Bronsky hat in „Barbara stirbt nicht” den Prototypen eines Mannes gezeichnet, der die Brötchen nach Hause bringt und sich ansonsten ziemlich rarmacht. Während man Walter zu Beginn ständig an den Schultern packen und schütteln möchte, ist die Entwicklung, die er macht, schön anzuschauen.

Mit viel schwarzem Humor, aber auch mit Einfühlungsvermögen erzählt die Autorin ihre Geschichte. Die Figuren sind absolut authentisch gezeichnet und man muss sogar Herrn Schmidt ins Herz schließen. Die ein oder andere Wendung verläuft mir ein bisschen sehr glücklich und der Schluss konnte mich leider nicht ganz überzeugen.

Dennoch ist Alina Bronskys Roman sehr unterhaltsam und hat es wirklich geschafft mich oft zum Lachen oder Schmunzeln zu bringen.

Bewertung vom 28.12.2021
Starter-Set Sami Lesebär Größter Schatz der Welt / SAMi

Starter-Set Sami Lesebär Größter Schatz der Welt / SAMi


gut

Bei uns ist ein neuer Bewohner eingezogen: Sami dein Lesebär. Der gemütliche Eisbär mit Schal und Tasse liest die passenden Bücher von Ravensburger vor.

Die Bedienung ist tatsächlich kinderleicht. Auf dem Kopf befindet sich der Ein-/Ausschalter, an den Ohren verstellt man die Lautstärke und das wars auch schon. Das ausgewählte Buch wird auf der letzten Seite in die Eisscholle des Bärs gesteckt, der das auch erklärt. Meine 5-jährige Tochter hatte den Dreh gleich raus. Ein bisschen Obacht ist beim Umblättern geboten: Wenn man die Seite nicht glattstreicht, liest der Bär schon mal an der falschen Stelle weiter. Über das Webportal kann man zudem weitere Geschichten als Audiodateien herunterladen.

In unserem Starter-Paket war das Buch „Der größte Schatz der Welt“, das eine spannende Geschichte mit wichtiger Botschaft enthält. Die Geschichte wird aber nicht einfach monoton vorgelesen, sondern eher wie in einem Hörspiel mit verschiedenen Stimmen und Geräuschen untermalt. Schade finde ich, dass die Auswahl an verfügbaren Büchern doch recht klein ist und diese zudem recht teuer sind.

Der Lesebär kann die Freude an Büchern wecken und macht Kindern Spaß. Das gemeinsame Vorlesen ersetzen, kann er allerdings nicht. Gerade das, was den Kindern am Vorlesen so guttut, die Nähe, das gemeinsame Erleben einer Geschichte und das Erarbeiten von neuen Inhalten, findet mit einem technischen Gerät nicht statt. Ich sehe den Lesebären eher als Alternative zu Tonie Box & Co.

Bewertung vom 27.12.2021
Die Redaktion
Fredrich, Benjamin

Die Redaktion


sehr gut

Wie gründet man eigentlich ein Magazin? Wie das im Fall von Katapult vonstattenging, erzählt Benjamin Fredrich in seinem Roman „Die Redaktion“.

Zuerst war der Name da: Katapult – später reifte dann in Benjamin Fredrich die Idee, ein Magazin zu gründen und entgegen aller Wahrscheinlichkeit schlug das Katapult-Magazin ein wie eine Bombe. Bis es so weit war, gab es aber die ein oder andere Hürde zu nehmen.

In gewohnt schnoddriger Art schreibt der Katapult-Gründer anekdotenhaft über seinen eigenen Werdegang und den Weg zu seinem etwas anderem Magazin – denn Katapult ist gemeinnützig, antirassistisch, nachhaltig und große Klasse – ihr wisst ja, ich bin Fangirl fast der ersten Stunde ;)

An der ein oder anderen Stelle ist mir Fredrichs Tonfall dann doch ein bisschen zu flapsig und auch wenn ich anerkenne, dass der Autor kein Blatt vor den Mund nimmt, sind mir ein paar Aussagen dann doch zu abwertend und respektlos.

Dennoch ist „Die Redaktion“ ein interessanter Roman über einen, der seinen eigenen Weg geht, komme was wolle und der zeigt, dass Wille und Durchhaltevermögen belohnt werden. Für Katapult-Fans ein Must-Read, für alle, die es noch nicht sind, eine kurzweilige Lektüre.

Bewertung vom 13.12.2021
Althea Gibson - Gegen alle Widerstände. Die Geschichte einer vergessenen Heldin
Schoenfeld, Bruce

Althea Gibson - Gegen alle Widerstände. Die Geschichte einer vergessenen Heldin


weniger gut

Wo sind die Tennisfans hier? Ist euch Althea Gibson ein Begriff? Ich bin weder Tennisfan, noch kannte ich Althea Gibson und um das zu ändern, habe ich Bruce Schoenfelds Biografie „Althea Gibson – Gegen alle Widerstände. Die Geschichte einer vergessenen Heldin“ gelesen.

Als erste Schwarze hat sie einen Grand Slam Titel gewonnen und hat den Weg zu einer diverseren Tennisbranche mitgestaltet. Aufgewachsen im New York der 30er Jahre wurde ihr Talent gefördert und nach und nach schaffte sie es, einen Fuß in die elitäre weiße Tenniswelt zu setzen und dort erfolgreich zu werden. An ihrer Seite dabei war Angela Buxton, ihre Doppelpartnerin im Tennis und Freundin fürs Leben.

Genau mit dieser Freundschaft beginnt da Buch und statt einer Einzelbiografie findet man vielmehr ein Portrait beider Damen. Dabei stört mich die einseitige, wenig einfühlsame Darstellung der beiden, die wenig Einblick in die Personen hinter den Tennisspielerinnen gibt. Zitiert werden größtenteils Gegnerinnen, für die sowohl Angela als Jüdin als auch Althea als Schwarze Außenseiterinnen waren. Überhaupt liegt der Fokus oft bei anderen Tennisgrößen der damaligen Zeit, statt sich auf die Protagonistinnen zu konzentrieren.

Mir fehlt außerdem ein roter Faden durch das Buch. Immer wieder werden Wiederholungen eingestreut, setzt die Handlung bei bereits Erzähltem erneut ein. Ergebnisse jedes noch so unbedeutenden Matches werden aneinandergereiht, statt sich dem Spiel und den Sportlerinnen zu widmen. Positiv bleibt ein Eindruck der Tenniswelt und der Gesellschaft der damaligen Zeit, die von Rassismus und Rollen- und Standesdenken geprägt war.