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Benutzername: 
Glüxklaus
Wohnort: 
Franken

Bewertungen

Insgesamt 609 Bewertungen
Bewertung vom 28.01.2023
Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum
Stehn, Malin

Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum


sehr gut

Zwei Partys, eine Vermisste und viele Leichen im Familienkeller

Während Nina und ihr Mann Fredrik Silvester gemeinsam mit Malena bei Lollo und Max feiern, steigt in ihrem eigenen Zuhause ebenfalls eine Party. Fredriks und Ninas Tochter Smilla begrüßt u.a. mit Lollos und Max Tochter Jennifer das neue Jahr. Doch am nächsten Morgen ist plötzlich nichts mehr wie zuvor: Jennifer ist verschwunden. Die Polizei sucht fieberhaft nach der Siebzehnjährigen. Dabei kommen so manche düstere Wahrheiten ans Licht, die alles verändern.

Malin Stehn schreibt flüssig und gut verständlich abwechselnd aus der Sicht ihrer Hauptfiguren Nina, Fredrik und Lollo. Sie erzählt jeweils in der ersten Person, hauptsächlich von dem, was aktuell geschieht. Teilweise werden auch Rückblenden, Erinnerungen an vergangenen Ereignisse eingefügt, die für die Entwicklung wichtig sind. Die verschiedenen Perspektiven machen die Handlung besonders spannend. Nach und nach führen verschiedene Enthüllungen zur Lösung des Falles um Jennifers Verschwinden.

Da alle Charaktere in der Ich-Form schreiben, kommen sie den Lesern ziemlich nah. Lollo vermarktet ihr Leben und ihr erfolgreiches Geschäft in einem Blog, doch der Schein trügt. Zu Tochter Jennifer hat sie keine tiefe Verbindung mehr. Auch die Freundschaft zu ihren Nina und Malena ist längst nicht so intensiv wie sie mal war und ist von verstecktem Neid, Missgunst und Unverständnis geprägt. Lolo und ihr Mann Max leben neben- und nicht miteinander. Nina scheint ebenso den Draht zu ihrem Ehemann Fredrik verloren zu haben, dieser gerät auf Abwege. Mehrere Personen hüten hier hochexplosive Geheimnisse.

Wo ist Jennifer?
Jennifers Verschwinden verändert Beziehungen, Freundschaften und Ehen. Innerhalb weniger Tage zerbricht, was über Jahre wuchs. Und die Leser sind hautnah dabei, bleiben fassungslos zurück.
Ich war von der Geschichte gebannt, wollte sie immer weiter lesen, immer tiefer in die Gedanken der Figuren eindringen, auch wenn der Fall doch eigentlich recht klar schien. Gegen Ende trifft eine völlig überraschende Wendung ein, die alles zuvor Gelesene in ein neues Licht rückt, eine nachvollziehbare, aber nicht restlos überzeugende Entwicklung. Dennoch Malin Stehns „Happy New Year“ war für mich ein gelungener Start ins neue Krimijahr: ein packend erzählter, gut unterhaltender Psychothriller.

Bewertung vom 22.01.2023
Ist Oma noch zu retten?
Hüttner, Marie

Ist Oma noch zu retten?


ausgezeichnet

Eine verschwundene Oma und mysteriöse Fahrraddiebstähle - turbulenter Kinderkrimi mit sympathischen Figuren

So hatte sich Pia ihre Ferien bei Oma Lore ganz und gar nicht vorgestellt. Oma Lore taucht gar nicht erst am Bahnhof auf, um Pia abzuholen. Und auch in Oma Lores Haus fehlt jede Spur von ihr. Doch Pia hat schon bald Gesellschaft, der Nachbarsjunge Pepe Caruso bietet Pia an, ihr bei der Suche nach ihrer Oma zu helfen. Zunächst geht Pepe Pia gewaltig auf die Nerven, glaubt er doch, dass Oma Lore kriminell geworden ist und sich nun auf der Flucht befindet. Doch dann stellt sich heraus, dass Pepe gar nicht so übel ist. Pia setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um herauszufinden, was mit Oma Lore wirklich passiert ist. Eine gefährliche Mission.

Marie Hüttner schreibt in der ersten Person aus Pias Sicht. Das tut sie sehr authentisch und bildhaft, so lässt sie Pia z.B. von einem „Kaktus-Eis-Bitzeln“ in ihrem Inneren erzählen und macht damit sehr deutlich, wie sich Pia gerade fühlt. Pias besondere Eigenart sind amüsante Aufzählungen, die die Dinge erfrischend direkt auf den Punkt bringen. Am Kapitelanfang sind Bilder der Hauptfiguren abgedruckt, sonst enthält das Buch keine Illustrationen.
Die Geschichte richtet sich an Mädchen und Jungen ab neun Jahren.

„Angst aus, Mut an“. Oma Lores Motto hat Pia wirklich verinnerlicht. Selbst ist das Kind: Pia ist aufgeweckt, tatkräftig, schlagfertig, unglaublich mutig und tut wirklich alles, um Oma Lore zu finden. Dabei verstößt sie mitunter sogar gegen ihre Moral und handelt gegen ihre eigenen Überzeugungen. Die folgenden Gewissensbisse werden jedoch so anschaulich beschrieben, dass man selbst mit Pia fühlt, mit ihr zweifelt und hadert. Man muss dieses Mädchen einfach mögen. Und auch Pepe Caruso, der Mann für alle Fälle, wird einen zunehmend sympathischer. Ein absolut liebenswertes, ungleiches Duo, das viel schneller zusammenwächst als anfangs zu erwarten war. Und dann ist da noch die weise Oma Lore, die meine Mitleser und ich schon gern hatten, ohne dass sie überhaupt in Erscheinung getreten ist.

Wo steckt Oma Lore? Hat sie mit den Fahrraddiebstählen zu tun? Oder ist sie gar selbst einem Verbrechen zum Opfer gefallen?
„Ist Oma noch zu retten“ ist ein origineller, spannender, witzig-schräger und turbulenter Kinderkrimi mit einem besonderen, sehr aufregenden Finale. Hier geht es von Beginn an ungewöhnlich zu. Pia muss beweisen, dass sie auch ohne Erwachsene klarkommt, bricht Gesetze, weiß aber letztendlich genau, was richtig und was falsch ist. Manchmal kann falsch eben auch richtig sein und Kinder bekommen oft viel mehr hin, als wir Erwachsene ihnen zutrauen.
Ein packender Fall, sympathische Figuren mit witzigen Einfällen und herrliche Situationskomik sind hier die Zutaten für ein rundum gelungenes Kinderbuch. Absolute Leseempfehlung für alle kleinen und großen Krimifreunde.

Bewertung vom 21.01.2023
Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1
Sander, Karen

Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1


sehr gut

Fesselnder, wendungsreicher Fall mit interessanter Figurenkonstellation und sehr offenem Ende

„Aber in diesem Fall habe ich ja nur den fremden Blick, ich kann mir kein mir kein eigenes Bild von Lilli machen, muss sie durch die Augen der anderen sehen.“

Als die gehörlose Lilli Sternberg in Sellnitz, einem Ort an der Mecklenburger Küste mitten am Tag verschwindet, ist es an Kriminalkommissar Tom Engelhardt und seinem Team, nach der jungen Frau zu suchen. Nachdem von Lillis Handy eine Nachricht mit einem geheimnisvollen, auf Sand gemalten Code abgeschickt wurde, wird Kryptologin Mascha Krieger vom LKA zum Fall hinzugezogen. Viele Personen in Lillis Umfeld scheinen Geheimnisse zu hüten, die Sache wird zunehmend komplexer und die Uhr tickt unaufhaltsam. Je mehr Zeit vergeht, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass Lilli lebend gefunden wird….

Karin Sander formuliert flüssig und klar verständlich aus verschiedenen Sichtweisen, schafft eine spezielle Atmosphäre, die für mich als Leserin sofort spürbar wurde. Die einzelnen Kapitel beschreiben verschiedene Perspektiven auf den Fall, nicht nur Toms und Maschas, auch die anderer Betroffener. Durch die vielen kurzen Erzählabschnitte wird die Spannung durchgehend hochgehalten. Immer wieder enden die Kapitel offen, was die Leserinnen und Leser garantiert neugierig macht und sie durchgehend bei der Stange hält.
Das Cover - ein heller weißer Sandstrand vor dunklen, fast schwarzen, bedrohlich wirkenden Wolken- gibt die Stimmung des Buches passend wieder.

Autorin Karin Sander hat viele interessante Figuren geschaffen. Alle scheinen etwas zu verbergen. Der alleinerziehende Kommissar Tom Engelhardt kämpft mit dem Tod seiner Frau und den Geistern der Vergangenheit, seine Tochter Romy leidet ebenfalls stark unter dem Verlust ihrer Mutter. Mascha Krieger muss die Leichen im Keller ihrer Familie verarbeiten. Und fast jeder in Lillis Umfeld gibt sich der Polizei gegenüber nicht ganz ehrlich: Lillis Großvater, ihre Freundin, ihr bester Freund oder Sören, mit dem sie in einer Beziehung war. Eine sehr reizvolle Konstellation mit zahlreichen Geheimnissen.

Karen Sander beschreibt in der „Der Strand - Vermisst“ überaus packend, was sich nach Lillis Verschwinden ereignet und wie sich die Aufklärung des Falls entwickelt. Dass die Ermittler Figuren mit Ecken und Kanten sind, auch ihr Privatleben Teil der Handlung ist, gefällt mir sehr. Der Roman hat mich sofort gefesselt. Er war von Anfang an als Auftakt einer Trilogie angelegt. Wer Antworten auf all die ungeklärten Rätsel und Fragen erwartet, wird daher zwangsläufig enttäuscht werden. Am Ende steht man fast unwissender da als zu Beginn. Der offene Ausgang der Geschichte war für mich persönlich recht unbefriedigend. Viele neue Erkenntnisse führen hier zu noch mehr Ungereimtheiten.
Dennoch hat mich die wendungsreiche Geschichte so gefangen, dass ich unbedingt wissen muss, wer letztendlich für Lillis Verschwinden verantwortlich ist, was die anderen Figuren noch verbergen und wie es für Tom und Mascha privat weitergeht. Ich werde daher nach dem gelungenen Auftakt unbedingt auch die Fortsetzung lesen. Wer geduldig mit offenen Enden umgehen kann und gut gemachte Thriller mag, dem sei das Buch dringend ans Herz gelegt.

Bewertung vom 21.01.2023
Der Himmel am Tag und in der Nacht
Claybourne, Anna

Der Himmel am Tag und in der Nacht


sehr gut

Informatives und motivierendes Wendesachbuch

Der Himmel ist ein großes Mysterium, ein Wunder. „Der Himmel bei Tag und bei Nacht“ stellt vor, was es am Himmel am Tag und in der Nacht alles zu bestaunen gibt: die Sonne, Wolken, Regen, Unwetter, Himmelsrätsel, Vögel, Insekten und Spinnen, tierische und menschliche Gleiter, Ballons und Luftschiffe, Flugzeuge und Helikopter, Hi-Tech am Himmel, Dunkelheit, Nachtgeschichten, das Sternenzelt, die Planeten, der Mond, rätselhafte Erscheinungen, Fledermäuse, Vögel der Nacht, nachtaktive Fluginsekten, das Weltall, ein Himmel voller Satelliten, Lichter der Stadt, oder zauberhaftes Polarlicht. Es werden dabei zahlreiche Zusammenhänge und Phänomene erklärt: Woraus besteht der Himmel? Wie groß ist er? Warum ist er blau? Welche Wolken gibt es? Was sind Sternschnuppen? Warum suchen Motten das Licht? Diese und weitere Fragen werden beantwortet.
Auf jeder Themenseite sind knappe Sachtexte zu einem Unterthema des Abschnitts abgedruckt, die meist aus drei bis vier Sätzen bestehen. Auf der rechten Seite einer Doppelseite finden sich mitunter Mitmachtipps und Experimente. Da kann man beispielsweise eine Wolke im Gurkenglas züchten oder erhält Tipps zur Beobachtung von Planeten.

Die Texte sind klar, kindgemäß und gut verständlich formuliert. Hervorzuheben sind die tollen, bunten Illustrationen von Tieren, Menschen, Naturphänomenen, Landschaften und natürlich von ganz vielen Facetten und Ansichten des Himmels. Das Format des Buchs ist groß, noch umfangreicher als DIN A 4. Das Buch richtet sich an Kinder ab 8 Jahren.

Der besondere Clou am Buch: Es sind eigentlich zwei Bücher in einem, ein Wendebuch. „Der Himmel am Tag“ befasst sich mit allem, was es am Tag zu sehen gibt. Auf den Seiten 28 und 29 steht das Bild dann aber teilweise auf dem Kopf. Aus der Abenddämmerung wird Morgengrauen. Zum Weiterlesen muss man das Buch nun umdrehen und von vorne anfangen, jetzt heißt es „Der Himmel in der Nacht“. Eine sehr originelle Aufmachung, vor allem der Übergang auf den jeweils letzten Seiten ist wirklich gelungen gestaltet.

Das Buch ist recht „dicht“ und „prägnant“ formuliert, enthält sehr viele geballte Informationen. Mitunter lesen sich die Sachtexte daher zwangsläufig etwas trocken. Zum am Stück Lesen ist das Buch eher nicht geeignet, man muss die Fülle an Informationen sicher erst einmal sacken lassen und verarbeiten. Allerdings regt es zum wiederholten Durchblättern und Anschauen an, auch beim zigten Lesen wird man dabei noch Neues erfahren. Gut gefallen haben mir die vielen Mitmachaktionen, durch die praktischen Experimente wird die „Theorie“ für Kinder nachvollziehbarer und verständlicher.
Insgesamt, ein originell gestaltetes, motivierendes, buntes Sachbuch zum Immer-wieder-in die-Hand nehmen.

Bewertung vom 21.01.2023
Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11
Läckberg, Camilla

Kuckuckskinder / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.11


ausgezeichnet

Das lange Warten hat sich gelohnt - rundum gelungener Schwedenkrimi

Autor Henning Bauer scheint am Ziel seiner Wünsche. Mit seiner Frau Elisabeth feiert er Goldene Hochzeit, außerdem macht er sich berechtigte Hoffnung auf den Literaturnobelpreis. Doch dann wird sein Freund der Fotograf Rolf Stenklo brutal ermordet. Und leider bleibt das nicht der einzige Mord. Wenig später erschüttert eine weitere Tragödie Hennings Familie. Patrick Hedström und sein Team ermitteln in dem Fall. Erika ist währenddessen mit Recherchen zu ihrem neuen Buch beschäftigt. In den 80er Jahren wurden die Transfrau Lola und ihre Tochter tot aufgefunden. Wie sie genau starben, ist nach wie vor unklar. Plötzlich deutet sich in ein Zusammenhang zwischen Patricks und Erikas Arbeit an. Was und wer steckt dahinter?

Camilla Läckberg schreibt abwechslungsreich, leicht und flüssig, mal aus Erikas, mal aus Patricks Perspektive und zudem aus der Sicht anderer Hauptfiguren. Durch die ständigen Perspektiv- und Schauplatzwechsel sowie die kurzen Leseabschnitte mit vielen kleinen Cliffhangern wird die Spannung durchgehend hochgehalten. Die Handlung spielt in der Gegenwart, in Rückblenden wird außerdem erzählt, was Lola und ihre Tochter Pytte 1980 kurz vor ihrem Tod erlebten.

Nachdem ich jedes Buch der Reihe gelesen habe, sind mir die Figuren über die Jahre ans Herz gewachsen: Die überaus neugierige, mitunter aufdringliche, aber sehr sympathische Erika, die es einfach nicht lassen kann, ihre Nase in die Dinge zu stecken, die sie eigentlich nichts angehen und die sich daher des Öfteren leichtsinnig in Gefahr begibt. Ihr zuverlässiger Mann Patrick, der sich als fürsorglicher Familienvater immer Sorgen macht. Oder der nicht gerade fleißige, inkompetente Dienststellenleiter Bertil Melberg, der diesmal von großem privaten Kummer geplagt wird und dabei erstaunliche Einfühlsamkeit beweist.
Auch die weiteren Charaktere überraschen mit unerwarteten Geheimnissen. Wie genau die einzelnen Beziehungen der spannenden Figuren untereinander aussehen, wird erst nach und nach klar. Diese Figurenkonstellation hat definitiv großes Potential.

Nachdem mich Camillas Läckbergs Rachegeschichten wenig überzeugt haben und auch ihr letzter Kriminalroman für mich nicht an die Fjällbacka-Reihe heranreichen konnte, habe ich dem neuem Werk entgegenfiebert. Das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt. Läckberg zeigt sich endlich wieder in Hochform. „Kuckuckskinder“ liest sich so leicht, dass man kaum merkt, wie die Seiten verfliegen, entfaltet schon nach kürzester Zeit Suchtpotential. Der Fall ist absolut packend. Je tiefer man in das Beziehungsgeflecht der Figuren eintritt, desto überraschender die Entwicklungen. Auch Erikas und Patricks Privatleben macht wieder sehr neugierig. Die beiden kommen einfach nicht zur Ruhe. Außerdem stehen weiteren Polizisten schwere Zeiten bevor.
Ich bin absoluter Fan dieser Reihe, auch der neueste Fall ist für mich ein Mustread. Wer die bisherigen Bände mochte, wird sicher diesen Band gerne lesen. Neulinge sollten am besten mit Band eins beginnen, um sämtliche Entwicklungen vollends nachvollziehen zu können.

Bewertung vom 07.01.2023
Eine Weihnachtsmaus namens Miika
Haig, Matt

Eine Weihnachtsmaus namens Miika


sehr gut

Von kleinen Mäusen und großen Taten - warmherziges, weihnachtliches Hörvergnügen

Anfangs hat Mäuserich Miika nicht mal einen Namen, ist er doch die dreizehnte Maus eines Wurfs und seine Mutter war zu müde, um sich noch einen Namen für ihn auszudenken, wenn sie denn überhaupt etwas von seiner Geburt mitbekommen hat. Als Miika eines Abends heimlich einen Pilz aufisst, der für die ganze Familie gedacht war, verlässt er schuldbewusst sein Zuhause, um sich in der Welt alleine durchzuschlagen. Er landet im finnischen Dörfchen Wichtelgrund, wo Menschen, Wichtel, Elfen, Trolle und Kobolden leben. Mit dem Jungen Nicholas hat er bald einen menschlichen Freund. Als einzige Maus fühlt sich Miika jedoch nicht so ganz dazugehörig. Da lernt er die Maus Künna kennen, die ihm vom besten Käse der Welt vorschwärmt, Miika möchte diesen natürlich gerne auch einmal probieren. Doch das ist alles andere als einfach…

Die Geschichte ist klar, bildhaft und für Kinder gut verständlich formuliert. Rufus Beck spricht Matt Haigs Text betont, abwechslungsreich und sehr lebendig. Den einzelnen Figuren verleiht er ganz eigene individuelle Stimmen, so lässt er z.B. die Trolle in hessischem Dialekt sprechen. Seinem fesselnden Vortrag hört man einfach gerne zu. Das Hörbuch richtet sich an Kinder ab sieben Jahren.

Miika hat es nicht leicht. Schon bei seiner Geburt wird er wenig beachtet. Er ist früh auf sich allein gestellt, muss lernen, für sich selbst zu sorgen. Dass er anderen das Futter wegisst, um selbst satt zu werden, bereitet ihm ein furchtbar schlechtes Gewissen. Er fühlt sich wie ein Dieb. In Wichtelgrund hat er unter all den Fabelwesen zunächst Schwierigkeiten, seinen Platz in der Welt zu finden. Dass er sich nicht wie eine typische Maus verhält, Gewohnheiten anderer Spezies annimmt, verunsichert ihn. Er ist zurückhaltend und ängstlich, doch dann passiert ein Unfall, der alles verändert. Matt Haig hat allerlei sehr interessante Figuren erfunden: die großspurige Maus Künna oder eine Wahrheitselfe, die erbarmungslos und ungeschönt direkt die Wahrheit ausspricht, was häufig durchaus zu unangenehmen Erkenntnissen führt.

Miika Reise zu den Wichteln hätte für mich ruhig etwas ausführlicher erzählt werden können. Die Ankunft in Wichtelgrund kam für mich daher etwas zu abrupt. Miikas Erlebnisse in Wichtelgrund werden allerdings sehr mitreißend und spannend geschildert. Miika, der furchtsame, großmütige, nachdenkliche Held erfährt im Verlauf, was wahrer Mut ist und lernt schließlich, sich selbst zu akzeptieren und mehr noch, an sich selbst zu glauben. Eine schöne Botschaft für dieses weihnachtliche Hörbuch: Auch ganz kleine Wesen können zu großen Helden werden. „Eine Weihnachtsmaus namens Miika“ ist eine phantasievolle, warmherzige Geschichte, die als Hörversion von Rufus Beck grandios inszeniert wird. Ein zauberhaftes Weihnachtshörbuch mit nettem, zweifelndem, großzügigem, kleinem Helden und ganz viel Wunder.

Bewertung vom 05.01.2023
Achtung, Pups-Pillen-Verschwörung / Die Monsterschule Bd. 1
Loeffelbein, Christian

Achtung, Pups-Pillen-Verschwörung / Die Monsterschule Bd. 1


sehr gut

Bunter, turbulenter und gar nicht gruseliger Monsterspaß

Lukas Eltern sind Wissenschaftler und viel in der Weltgeschichte unterwegs. Daher soll Lukas nun zeitweise auf die Schule seines Patenonkels Professor Gregorius Graghul gehen. Lukas ist zunächst nicht sehr erfreut über sein neues Zuhause, zumal es sich um eine abseits gelegene, nicht gerade moderne Schule für Schwererziehbare handelt. Doch dann erlebt er eine Überraschung: Die Schüler seines Onkels sind keine Kinder, sondern Monster. Als plötzlich alle Monster von fürchterlich stinkenden Pupsen heimgesucht werden, möchte Lukas dem Geheimnis der Darmwinde auf den Grund gehen. Ob es ihm gelingt, die Ursache zu finden?

Christian Loeffelbein erzählt kindgemäß, lebendig und witzig. Besonders komisch die originellen Namen wie „Frau Rongswandlshoberowoia (oder so ähnlich)“. Die Geschichte ist in 23 Kapitel gegliedert, die mit je vier bis fünf Seiten eine vorlesefreundliche Länge haben.
Nikolai Renger hat zum Text passende charakteristische und lustige Bilder gezeichnet, bunt, aber nicht grellbunt, sondern eher in gedeckten Farben. Schon das gelungene Cover mit Abbildungen von einigen der kuriosen Schüler macht sofort neugierig.
„Die Monsterschule - Achtung Pups-Pillen-Verschwörung“ ist eine Vorlesegeschichte für Kinder ab fünf Jahren.

Wie ungewöhnlich die Figuren sind, kann man auf den ersten und letzten Seiten sehen, auf denen die wichtigsten Monsterschüler mit Bild vorgestellt werden. Neben dem aufgeweckten Lukas besuchen ein unsichtbares Schamäleon, ein nasenloser Ghul, ein Zyklop, Vampirbräute oder ein Klabautermann Gregorius Schule. Der Haushalt wird von Octopusterix Wieher Pferdeappel geführt, einer Mischung aus Pferd und Tintenfisch. Bei dieser bunte Figurenkonstellation wird es nie langweilig, schließlich hat jedes Monster seine ganz persönlichen Eigenarten. Die geheimnisvollste Figur ist allerdings ein scheinbar ganz gewöhnliches Mädchen Nicoletta Amalia Dorothea von Blumenkohl, genannt Nicki. Es muss doch einen Grund geben, warum sie ausgerechnet auf eine Monsterschule geht, obwohl sie ein normales Kind ist…

Warum müssen plötzlich alle furzen? Lukas erlebt ein pupslustiges, spannendes, turbulentes, monströses, aber absolut ungruseliges Schulabenteuer der besonderen Art, das bei Kindern sicher gut ankommen wird. (Schließlich interessieren sich die allermeisten Kinder für Flatulenzen und deren Herkunft. Pupse ziehen immer). Die herrlich skurrilen und originellen Figuren machen einfach Spaß und sind für viele Überraschungen gut, auch wenn das Potential des Plots und der Charaktere meiner Meinung nicht ganz ausgeschöpft wurde und die Handlung an manchen Stellen noch etwas raffinierter hätte sein können. Aber das ist ja erst der Auftakt der Serie. Es sind in den zukünftigen Bänden sicher noch einige abwechslungsreiche, ausgefeilte Verwicklungen möglich. Meine Mitleser und ich freuen uns jedenfalls schon jetzt auf die Fortsetzung.

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Bewertung vom 04.01.2023
Feldpost
Borrmann, Mechtild

Feldpost


ausgezeichnet

Eine Geschichte von Liebe, Flucht, Schuld und Verrat - packend und raffiniert erzählt

Die Kasseler Anwältin Cara Russo macht im Dezember 2000 in einem Café eine ungewöhnliche Bekanntschaft. Sie unterhält sich mit einer Fremden, die ihr viele Briefe aus dem zweiten Weltkrieg übergibt und dann verschwindet. Auf etliche der Briefen ist das Wort „Feldpost“ gestempelt. Als sich Cara näher mit den Briefen beschäftigt, stößt sie auf eine besondere Geschichte.

Mechthild Borrmann erzählt klar und gut verständlich auf verschiedenen Ebenen. Sie nimmt Caras Sichtweise ein, springt aber auch in die Vergangenheit und schildert, was Adele Kuhn, ihre Eltern und ihr Bruder Albert sowie Richard, ein Freund der Familie, während des dritten Reichs erleben. Wie ein Puzzle lassen sich alle Aspekte der Handlung zu einem großen Ganzen zusammensetzen. Am Ende wird klar, welche Bewandtnis es mit den mysteriösen Briefen hat. Durch die nicht chronologische Erzählweise und den Perspektivwechsel wird die Spannung durchgehend hochgehalten.

Adele Kuhn, die sich teilweise alleine ohne ihre Familie durchschlagen muss, ist eine interessante Figur. Ihre Situation ist alles andere als einfach. Es wird sehr deutlich, welche schwierigen Herausforderungen das Leben im Dritten Reich für sie mit sich brachte. Cara Russo, die über die Briefe von der Vergangenheit der Kuhns erfährt, spielt für die eigentliche Handlung keine entscheidende Rolle. Sie ist nur diejenige, die die Geschichte aufdeckt.

Mechtild Borrmann erzählt von einer großen Liebe, die nicht sein durfte, von einer Geschichte voller Ungereimtheiten und Geheimnissen, von Flucht, Schuld und Verrat, die bis in die Gegenwart nachwirken. Am Ende bleibt man sprachlos zurück. Ein beeindruckender, packender erschütternder Roman, der seine Leser gedanklich sicher noch länger beschäftigen wird.

Bewertung vom 03.01.2023
Wildschweine und Umweltferkel / Penny Pepper Bd.10
Rylance, Ulrike

Wildschweine und Umweltferkel / Penny Pepper Bd.10


ausgezeichnet

Penny Pepper jagt Umweltferkel - erfrischend lustig und rätselhaft spannend

Als Penny Pepper und ihre Schulklasse einen Ausflug in den Kletterwald unternehmen, machen sie eine äußerst unangenehme Entdeckung. Irgendjemand nutzt die Wiese hinter dem Kletterwald als Müllabladeplatz, um seine kaputten Sachen loszuwerden. Immer mittwochs taucht neuer Abfall auf, erfahren die Kinder vom Betreiber des Kletterwalds. Penny und ihre Freunde helfen zunächst, den Müll richtig zu entsorgen. Als dann auch noch Müll in der Nähe von Omas Kleingarten auftaucht, wittern Penny Pepper und ihre Freundinnen einen neuen Fall. Sie wollen die Umweltsünder auf frischer Tat ertappen. Ob sie den Verbrechern auf die Spur kommen?

Ulrike Rylance erzählt in unverwechselbarem Penny-Pepper-Stil. Sie schreibt aus Pennys Sicht in Ich-Form. Frech, direkt, erfrischend und mit viel Humor trifft sie genau den Ton ihrer jungen Leserinnen. Der Text ist wie bei Comicromanen üblich in verschiedenen Schriftarten und -größen abgedruckt. Immer wieder kommen auch Sprechblasen zum Einsatz, manche Texte wie Worterklärungen oder Aufzählungen und Listen sind in Extraabschnitten optisch vom übrigen Text abgesetzt, sehen z. B. aus wie Notizzettel.
Herrlich komisch die „Kommentare“ des defekten Diktiergeräts, das Sätze zuverlässig missversteht und ähnlich klingend, aber völlig abstrus und unsinnig wiedergibt. Lisa Hänschs Illustrationen und die Geschichte ergänzen sich perfekt. Die Figuren sind klar erkennbar, witzig, charakteristisch und ausdrucksstark gezeichnet. Vor allem die Umschlaginnenseite mit den vielen wimmelartig arrangierten Wildschweinen hat es uns angetan. Die äußere Gestaltung der Geschichte ist rundum gelungen. Das Softcover liegt leicht in der Hand und wirkt dennoch robust.
Die Geschichte richtet sich an Mädchen ab acht, neun Jahren.

Die Charaktere sind sehr unterhaltsam, oft wunderbar skurril. Penny Pepper ist neugierig, tatkräftig und praktisch. Marie beweist immer wie, wie schlau sie ist, ihr scharfen Verstand und ihre Kombinationsgabe führen die Mädels oft auf die richtige Spur. Ida liebt Verkleiden und Essen, Flora hat einen Faible für gewisse Jungs, ist Tochter reicher Eltern und hat ein entsprechend gut ausgestattetes Kinderzimmer. Natürlich ist diesmal auch wieder die etwas obskure und sehr verdächtige Blutbachtochter mit von der Partie. Und dann gerät auch noch Omas langjährige Feindin Frau Frenzel ins Visier der Ermittlerinnen….

Eine spannende Detektivgeschichte, herrlich komische Situationen, lustige und dubiose Figuren, wunderbare Illustrationen, eine ansprechende, motivierende Gestaltung. Auch der neueste Penny Pepper Band überzeugt auf ganzer Linie. Ganz nebenbei werden neue Wörter wie Cholesterin oder Schürzenjäger kindgemäß erklärt.
Wer die bisherigen Bände mochte, sollte unbedingt auch Pennys neuesten Fall lesen.

Bewertung vom 31.12.2022
Das Vermächtnis / Keeper of the Lost Cities Bd.8
Messenger, Shannon

Das Vermächtnis / Keeper of the Lost Cities Bd.8


ausgezeichnet

Alte und neue Rätsel- spannende, dramatische Fortsetzung mit viel Action und einigen Überraschungen

Sophie möchte nicht akzeptieren, dass sie als „unvermittelbar“ gilt. Daher setzt sie alles daran, herauszufinden, wer ihre biologischen Eltern sind. Ihre Freunde unterstützen sie bei der Suche. Doch wie wird Fitz auf Sophies „Status“ reagieren?
Während die Freunde mit ihren Recherchen beschäftigt sind, erhalten sie vom Hohen Rat eine überraschende Botschaft. Sie werden mit neuen, herausfordernden Aufgaben betraut. Und dann erfahren Sophie und Keefe wichtige Informationen aus der Vergangenheit, die gewaltige Konsequenzen haben und beiden vor bedeutende Entscheidungen stellen. Bei all der turbulenten Entwicklungen ist es verdächtig still um die Neverseen….

Die Geschichte liest sich gewohnt flüssig und ist klar und witzig formuliert. Für Reihenkundige dürfte es keine Schwierigkeiten geben, den Text mit all seinen elfischen Fachbegriffen komplett zu erfassen. Neulinge werden vermutlich über Begriffe wie „Psioniepathie“, die Definition einer besonderen Fähigkeit unter den Elfen, stolpern. Die Buchserie richtet sich an Leserinnen und Leser ab 12 Jahren.

Sophie ist eine ganz besondere Protagonistin. Sie ist die „Mondlerche“, eine Schöpfung der Organisation Black Swan, ausgestattet mit vielen besonderen Fähigkeiten, die sie selbst noch nicht alle ganz erforscht und im Griff hat. Sophie kennt ihre echten biologischen Eltern nicht, was sie sehr unsicher macht. Auch mit ihren Talenten ist sie noch nicht hundertprozentig im Reinen. Dass Sophie manchmal ziemlich tollpatschig sein kann, nicht immer wie die makellose, perfekte, souveräne Heldin auftritt, macht sie umso sympathischer.
Mit Fitz verbindet Sophie eine besondere Beziehung. Doch nicht nur Fitz Bruder Alvar, der sich den Neverseen angeschlossen hat, steht zwischen ihnen. Auch Sophies persönliche Probleme wirken sich auf das Verhältnis der beiden aus. Und dann ist da noch Keefe mit den tollen Haaren, dessen hinterhältige Mutter mit allen Wassern gewaschen ist und ihn mit seinem Vermächtnis konfrontiert.
Die unterhaltsamste Figur ist für mich Keefes Bodyguard, Ogerprinzessin Ro. Sie hat zuverlässig witzige Kommentare auf Lager, die Situationen den Ernst nehmen. Mit ihren spitzen Bemerkungen wie „Also echt, Jungs dabei zuzusehen, wie sie zu kommunizieren versuchen, ist, als würde man Amöben beobachten“ sorgt sie immer wieder für Spaß.
Selbstverständlich haben auch wieder unberechenbare, abgrundtiefe Bösewichte aus den Reihen der Neverseen ihre Auftritte, denn die Welt der Elfen ist längst nicht so glänzend und gut wie manche Bewohner das gerne hätten…

„Das Vermächtnis“ ist unheimlich packend zu lesen, überrascht mit zahlreichen unvorhergesehenen Wendungen, Ereignissen und Geheimnissen. Die Spannung wird dabei permanent hochgehalten, die Handlung fesselt durchgehend. Die Charaktere entwickeln sich immer weiter, werden durch ihre Erfahrungen und Erlebnisse komplexer und interessanter. Ich habe das Buch mit dem beachtlichem Umfang deshalb innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Für mich einer der besten Bände der Reihe. Und natürlich wartet Shannon Messenger wieder mit einem besonderen, grandiosen Cliffhanger auf, der die Neugier auf den nächsten Band noch größer macht.