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Benutzername: 
hulahairbabe
Wohnort: 
Bischofsheim

Bewertungen

Insgesamt 176 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2020
Riesen sind nur große Menschen
Frauchiger, René

Riesen sind nur große Menschen


sehr gut

Eigentlich startet jede Rezension damit, dass man nochmal den Inhalt des Buches mit eigenen Worten wiedergibt. „Riesen sind nur große Menschen“ von René Frauchinger ist allerdings so dermaßen anders, dass ich mich mit einer kurzen Inhaltsangabe echt schwertue. Ich gebe aber mein bestes…

Eigentlich geht es in diesem Buch um eine Jagd, genaugenommen eine Menschenjagd. Das ganz spielt sich auf dem liegenden Götterbild des Hephaistos ab, der auch das Cover des Buches ziert. Neben Stirnstadt, Runzlingen und den Brauenwäldern, gibt es viele Orte die an bestimmte Regionen des Kopfes oder Körpers angelehnt sind. In Stirnstadt lernt man zuerst den Pizzabäcker Achilles kennen, der ein besonderes Talent hat (was genau das ist, bleibt mein kleines Geheimnis). Achilles ist total in Lulu, die Tankstellenverkäuferin, verknallt. Eines Tages wir Lulu kurz vor ihrem ersten Date mit Achilles von der Grenzwacht aus Runzlingen entführt. Ab da beginnt eine ungewöhnliche und rasante Verfolgungsjagt ihren Lauf. Man lernt allerlei ungewöhnliche Charaktere, Orte und Gebräuche kennen. So kann es beispielsweise als ungewöhnlich empfunden werden, wenn die Protagonisten aus Kugeln, statt Gläsern trinken. Oder dass es die „Bleichhaarigen“ gibt, deren Körper über und über behaart sind… ich glaube man merkt schon, wie ungewöhnlich dieses Buch ist.

Neben der absolut verrückten Geschichte, ist aber auch der Erzählstil des Buches anders. Der Erzähler selber ist einer der Protagonisten in dem Buch und redet gerne mit seinen Protagonisten. Zum Beispiel passiert es öfter mal, dass der Erzähler die Geschichte weitererzählt und verschiede Protagonisten ihm zuhören und – obwohl diese sich in völlig unterschiedlichen Zeiten und Orten befinden – antworten. Am Anfang hatte ich Probleme zu verstehen, wer jetzt eigentlich wann mit wem gesprochen hat. Ich kam aber dann doch schnell rein und fand diese Besonderheit im Buch eigentlich ziemlich spannend.
Was ich auch als sehr positiv empfunden habe, ist die Gesellschaftskritik, die immer mitschwingt. Egal ob Konflikte zwischen Bürgern von Runzlingen und den Bleichhaarigen oder der Machtmissbrauch der Grenzwacht: Man findet sicherlich genügend Parallelen zu konfliktären Situationen in der heutigen Zeit.

Alles in alles hat mir das Buch echt Spaß gemacht und ist bisher das verrückteste Buch, was ich je gelesen habe. Wer seichte Lektüre zum „mal eben lesen“ sucht, ist hier allerdings an der falschen Adresse.

Bewertung vom 03.04.2020
'Gestatten, ich bin ein Arschloch'
Hagemeyer, Pablo

'Gestatten, ich bin ein Arschloch'


sehr gut

„Gestatten, ich bin ein Arschloch“ von Dr. Pablo Hagemeyer, handelt von einem netten Narzissten und Psychiater (dem Autor), der anhand seiner eigenen Person und seiner Patienten, anderen erklärt, wie man Narzissten entlarvt und wie man mit ihnen umgehen sollte.

Ich muss sagen, dass das Buch für einen „Ratgeber“ sehr locker und spritzig geschrieben ist. Der Autor unterbricht die ausführlichen Beschreibungen zu Narzissten häufig durch lustige oder impulsgebende Gespräche von ihm und seiner Frau Carlota. Anfangs haben sie mich etwas aus dem Lesefluss gebracht, weil ich so eine Unterbrechung nicht erwartet habe, später fand ich sie sehr bereichernd. Neben Auszügen aus seinem eigenen Leben, erzählt der Autor häufig von Chaos-Narzissten-Paar Tom und Tina. Alle Beispiele rund um die Beiden waren besonders spannend, wie auch schockierend. Manchmal glaubt man einfach nicht, dass so etwas wirklich passiert ist. Falls einem die umfassenden Beschreibungen zu verschiedenen Narzissmus Typen und Schemata, die Narzissten bei ihren „Opfern“ drücken nicht reichen sollten, liefert er im letzten Drittel des Buches gleich noch einen kleinen Selbsttest mit (Zum Glück ist mein Narzissmusanteil recht gering).

Alles in alles finde ich das Buch gelungen. Man findet alles was man an Grundinfos zu dem Thema braucht - egal ob man selber möglicherweise Narzisst ist, oder Opfer. Abgerundet wird das ganze durch persönliche Erfahrungen und Beispiele aus der Praxis. Daumen hoch von mir :)

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.03.2020
Wir sind die Wahrheit
Götz, Andreas

Wir sind die Wahrheit


ausgezeichnet

Das Buch „Wir sind die Wahrheit“ von Andreas Götz thematisiert Rechtsextremismus und Gewalt. Die Geschichte startet mit einem Brief von Leah an ihren Bruder Noah, der auf der Intensivstation liegt, weil er schwer verprügelt wurde. Es ist völlig unklar, ob er jemals wieder aufwachen wird. Leah bekommt von einem Unbekannten Ausschnitte aus Noah‘s Videotagebuch zugeschickt, die darauf hinweisen, dass er Kontakte ins rechtsradikale Milieu hatte. Auf ihrer Suche nach der Wahrheit begegnet Leah vermeintliche Liebe und eine andere Sichtweise auf die sogenannte Wahrheit.

Aufmerksam geworden bin ich auf das Buch durch das auffällige Cover. Die Farbkombination erinnert stark an eine gewisse Partei. Der Schreibstil ist klassisch für ein Jugendbuch: Kurze Sätze und einfache Sprache. Die Geschichte liest sich sehr flüssig und der Autor schafft es die Gedanken und Beweggründe der Protagonistin Leah gut zu beschreiben und rüberzubringen. Die textlich beschriebenen Videosequenzen von Noah lockern das Ganze auf und ziehen sie wie ein roter Faden durch das Buch. Neben der Entwicklung von Leah, kann der Leser auch Noahs Entwicklung mitverfolgen. Die Diskussionen von Leah und den Adlern fand ich erschreckend. Warum? Weil sie – leider – für sich genommen so schlüssig waren. Ich kann mir wirklich vorstellen, dass es genügend Menschen gibt, die sich von solchen Parolen und Vergleichen beeindrucken lassen. Zudem zeigt es auch, wie schnell Menschen auch gegen ihren Willen instrumentalisiert werden können. Auch bei Leah wird dies deutlich, da sie in mehreren Szenen zu Dingen genötigt wird, die sie selber nicht wollte. Kurz: Leah will nichts Böses, ist aber machtlos.
Dennoch habe ich Leah als Vorbild wahrgenommen. Sie hat die Argumente differenziert betrachtet und immer versucht die aktuelle Situation zu hinterfragen. Letztlich hat ihr der Protestmarsch und die radikale Vorgehensweise die Augen geöffnet.
Highlight war für mich auch Noah, der letztlich durch eine Videobotschaft viel stärke beweist und aufzeigt, dass er den falschen Weg gegangen ist, man jedoch immer wieder zurückkann.

Ich finde das Buch echt gelungen und kann es jungen Lesern absolut empfehlen. Das Thema ist am Puls der Zeit und kann meines Erachtens dabei helfen, junge Menschen zu sensibilisieren. Ich kann mir vorstellen, dass Radikalisierung auch in Real ähnlich verläuft, so dass dieses Buch zum Denken anregt. Klare Kaufempfehlung!

Bewertung vom 18.03.2020
Für immer und dich
Fischer, Anna Rosina

Für immer und dich


ausgezeichnet

"Für immer und dich" ist ein Jugendbuch von Anna Rosina Fischer, welches im ivi Verlage (ein Piper Verlag Imprint) erschienen ist. In dem Buch geht es um Jonas und ich nenne sie mal "das Mädchen aus der Bahn". Der erste Teil des Buches befasst sich mit einer Bahnfahrt von Jonas, wo er das besagte Mädchen kennenlernt und sich Hals über Kopf verliebt. Der zweite Teil des Buches startet eine gewisse Zeit nach dieser Bahnfahrt. Um spoilerfrei zu bleiben, schreibe ich besser nichts Weiteres zum Inhalt.

Das Buch ist – ganz Jugendbuch-typisch – in einer einfachen Sprache gehalten. Die Autorin schafft es durch detaillierte Beschreibung der Gefühlswelt ihrer Protagonisten den Leser schnell in ihren Bann zu ziehen. Insbesondere im ersten Teil glänzt das Buch mit vielen witzigen und charmanten Dialogen oder Gedanken. Man muss Jonas einfach mögen! Schön ist auch, dass man im ersten Teil auch die Perspektive des „Mädchens aus der Bahn“ zu lesen bekommt. Diese Erzählerwechsel wurden durch eine andere Schriftart untermauert, was ich sehr charmant fand. Im zweiten Teil erfährt man mehr Hintergründe, insbesondere auch von Jonas Familie, wodurch ab und an kleinere Längen in der Handlung auftreten können. Die Autorin fängt das durch ihren bildlichen Sprachstil aber gut ab, so dass das Buch für mich zu einem kleinen „pageturner“ entwickelt hat. Von der Erzählperspektive verbleibt es in Teil 2 bei Protagonist Jonas. Aus Perspektive des „Mädchens aus der Bahn“ lesen wir erst wieder etwas im (nicht) Epilog. Da ich das Ende ja bereits kenne kann ich dazu aber sagen: Passt!

Alles in alles finde ich das Buch wirklich sehr gelungen. Jonas als Protagonist ist einfach extrem stark und es macht unglaublich viel Spaß von ihm und seinen witzigen Freunden zu lesen. Die Dialoge in dem Buch sind frech und witzig. Zudem vermittelt das Buch meines Erachtens viel zwischen den Zeilen. Allein aus den Dialogen von Jonas und „dem Mädchen aus der Bahn“ kann man lernen. Von mir eine klare Kaufempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.03.2020
#klimaretten
Grießhammer, Rainer

#klimaretten


sehr gut

In dem Buch #klimaretten von Rainer Grießhammer geht es um die Klimakrise, insbesondere welche stringenten Maßnahmen notwendig sind, um die Klimaerwärmung und ihre Folgen zu stoppen. Neben einer ausführlichen Einleitung rund um aktuelle Umweltschutzbewegungen (z.B. Fridays for Future) und politische Rahmenbedingungen, geht der Autor auch auf die Verantwortung jedes einzelnen Bürgers ein. Fokussiert werden dabei die Bereiche Energie, Verkehr, Ernährung und Wohnen. Zu jedem Bereich werden umfassende Hintergrundinformationen zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus findet sich zu jedem Thema ein Abschnitt im Buch, in dem man seine eigene klima(un)freundlichkeit messen bzw. testen kann.
Ich finde das Buch sehr gelungen. Der Schreibstil ist gut zu lesen und zu komplexeren Themen werden Tabellen und oder Grafiken zur Verfügung gestellt. Ich selber habe immer angenommen mich sehr klimafreundlich zu verhalten und gut informiert zu sein. Das Buch hat mich eines Besseren belehrt. Zum einen waren mir die aktuellen politischen Diskussionen und Stand der Technik nicht annähernd in dieser Tiefe bekannt, wie sie im Buch zu finden sind. Zum anderen stellt Herr Grießhammer einige Vergleiche an, die einem durchaus zu denken geben können. Zum Beispiel, dass eine Fernreise nach Australien etwa 500.000 verbrannten Plastiktüten entspricht. Ich glaube das ist den wenigsten bewusst! Mir war es das zumindest nicht. Auch sehr gut fand ich, dass es bestimmte Themen gab, die in extra Blöcken und grün markiert unabhängig vom Rest gelesen werden können. Dort gab es meist Tipps, wie man sein eigenes Verhalten oder Rahmenbedingungen einfach verbessern kann. Bei Änderungen bei denen Investitionskosten anfallen, rechnet Rainer Grießhammer dem Leser freundlicherweise schon die mittelfristige bis langfristigen Einsparpotenziale vor.
Schön fand ich die konkreten Tipps und Infos zum Thema Umwelt und Ernährung. Unter anderem wurden bestimmte Apps, Communities und Instagram-Profile empfohlen, die ich mir postwendend angesehen habe. Das ein oder andere werde ich gerne unterstützen. Auch das ganze Thema Sozialverträglichkeit und Umweltschutz hat der Auto wirklich gut erklärt und aus meiner Sicht auch überzeugend dargestellt, wie das funktionieren kann. Was mir noch nicht 100% klar ist, bzw. wo man meines Erachtens noch mal einen schärferen Blick hätte setzen können, ist unser Wirtschaftssystem an sich. Grießhammer mahnt zur nachhaltigen Lebensweise, Dinge benutzen bis sie kaputtgehen, weniger Konsum etc. Wie passt das denn zum Mähr des ewigen Wachstums und Produktivität? Steht das nicht im direkten Konflikt?
Alles in allem gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung. Es hat richtig Spaß gemacht mich von Kapitel zu Kapitel zu hangeln und ich habe viel dazu gelernt. Insbesondere nimmt Rainer Grießhammer nicht nur die Politik bezüglich der Rahmenbedingungen in die Pflicht, sondern JEDEN einzelnen. Das finde ich nur gut und richtig. Aus meiner Sicht sollten mehr Leute dieses Buch lesen und sich vor Augen führen lassen, was sie vielleicht alles noch nicht für die Umwelt tun, aber leicht ändern könnten. #kaufen

Bewertung vom 16.03.2020
Priest of Bones / Kampf um den Rosenthron Bd.1
McLean, Peter

Priest of Bones / Kampf um den Rosenthron Bd.1


sehr gut

Tomas Piety, Kriegsveteran und Priester, kehrt mit seiner Gefolgschaft aus dem Krieg zurück in seine Heimatstadt Ellinburg. Dort ist nichts mehr wie es mal war. Früher war Tomas stolzer Besitzer einiger Etablissements in Ellinburg, davon ist heute nichts mehr übrig. Tomas versucht also die alten Geschäfte in seinem Viertel wiederaufzunehmen und bekommt dabei rege Unterstützung von seiner Truppe den „Pious Men“.
Der Protagonist Tomas wirkt etwas wie der Pate. Also ein Gauner und Schutzgelderpresser, der jedoch bestimmte Werte verfolgt. Wenn er nicht ganz so kriminell wäre, würde man ihn vielleicht als Ehrenmann bezeichnen, der sich um seine Mannschaft sorgt und die seinen schützt. Neben dem Protagonisten Tomas werden viele weitere Charaktere eingeführt. Dem Auto gelingt es durch den wirklich guten Schreibstil diese auch gut in die Story einzubinden. Auch durch die derbe Sprache kommt man als Leser der Mannschaft schnell näher. Was mir etwas zu kurz geworden ist, ist der Fantasyanteil. Einer seiner Gefolgsmänner ist der junge Billy the Boy, der augenscheinlich magische Fähigkeiten hat. Leider weiß man bis zu Letzt nicht, woher er diese Fähigkeiten hat und was er genau alles kann. Der Leser hängt dort inhaltlich sehr in der Luft und da das Buch als Fantasybuch verkauft wird, hätte ich schon einen größeren Fantasyanteil erwartet. Auch die große Haupthandlung bleibt etwas auf der Strecke. Das Buch liest sich wie ein großer Prolog… ein durchaus fesselnder Prolog, aber eben nicht wie eine Hauptgeschichte. Das fand ich persönlich sehr schade, da die Charaktere wirklich sehr gut beschrieben wurden und das Buch sprachlich wirklich gut ist. Dennoch kam neben den Straßenprügeleien und brutalen Szenen die Handlung sehr kurz.
Ich kann dieses Buch jedem empfehlen der auf ein mittelalterliches Setting steht, der die Serie Peaky Blinders gut fand und der bei einem Fantasyroman keinen Wert auf viele Fantasyelemente legt.