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Midnight-Girl
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NRW

Bewertungen

Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 11.08.2019
Das Labyrinth des Fauns
Funke, Cornelia;Del Toro, Guillermo

Das Labyrinth des Fauns


sehr gut

Ofelia liebt ihre Mutter über alles. Doch dass diese nach dem Tod ihres Mannes den widerlichen General geheiratet hat, wird sie wohl nie verstehen. Er ist das Böse in Person und scheinbar nur interessiert an einem männlichen Nachkommen. Ihr neues Heim ist unbehaglich, doch bei einem Streifzug durch die Wälder begegnet Ofelia mehreren Fabelwesen, die ihr Hoffnung geben. Sie muss nur drei Prüfungen bestehen, dann wird sie in ihr eigentliches Reich zurückkehren können…

Das eigentlich spannende am neuen Werk Cornelia Funkes war wohl bereits im Vorfeld der Aspekt, dass diesmal der Film schon lange vorher erschienen war und nun das davon inspirierte Buch an den Markt kommen sollte. Generell ist es ja meistens anders herum, dass literarischer Stoff visuell umgesetzt wird. Die Erwartungshaltung an das geschriebene Wort ist natürlich eine ganz andere, wenn der Film bekannt ist und absolut nicht als 08/15 abgestempelt werden kann. Nichtsdestotrotz versucht man sich der Lektüre möglichst neutral zu widmen, schließlich sollte es ja auch keine 1:1-Nacherzählung werden.

Von Anfang an wird die angespannte, düstere und unterkühlte Atmosphäre deutlich, die sowohl mit den Folgen des Krieges als auch mit den magisch angehauchten Elementen zusammenhängt. Realität und Fiktion treffen bildgewaltig und unvorbereitet aufeinander, so dass eine Unterscheidung nicht immer möglich, gleichzeitig aber auch gar nicht notwendig ist. Obwohl der Leser automatisch Vergleiche anstellt was Film und Buch angeht, so fällt es dennoch leicht im Kopf eine klare Grenze zu ziehen, wodurch weder ab- noch aufgewertet wird, sondern beide Werke nach wie vor unabhängig voneinander betrachtet werden können.

Vor allem die fantastischen Sequenzen werden mitreißend und wortgewandt dargestellt, so dass der Leser sich voll und ganz fallen lassen kann. Es eröffnet sich eine Welt, die keineswegs frei von Makeln ist, aber dennoch eine Faszination ausübt, wie es sie selten gibt. Auffällig innerhalb der Passagen rund um den General und die Rebellen ist die ausschweifende Erzählweise, derer Cornelia Funke sich bedient. Es scheint als müsse jede noch so kleine Bewegung kommentiert und jeder Millimeter Umgebung beschrieben werden, um auch wirklich alles zu erfassen. Leider führt dies zu Ermüdungserscheinungen, denn obwohl detailreiche Darstellungen durchaus positiv sein können, will man hier eindeutig zu viel des Guten.

“Das Labyrinth des Fauns” ist trotz des angemerkten Mankos eine würdige Aufbereitung der filmischen Vorlage. Es wird begeistern, zugleich aber auch polarisieren, nicht zuletzt auf Grund des empfohlenen Lesealters. Grundsätzlich muss man natürlich individuell entscheiden, subjektiv betrachtet sollte man die Altersfreigabe allerdings auf mindestens 16 anheben, wie es auch beim Film der Fall ist.

Bewertung vom 04.08.2019
Ein Gentleman in Arles - Gefährliche Geschäfte / Peter Smith Bd.2
Coles, Anthony

Ein Gentleman in Arles - Gefährliche Geschäfte / Peter Smith Bd.2


gut

Peter Smith möchte nichts lieber als seinen Ruhestand in der Provence genießen. Doch erneut wird er um Hilfe bei der Aufklärung eines ganz und gar mysteriösen Vorkommnisses gebeten. Es sollte eigentlich eine Routineübung sein, doch drei junge Polizisten bezahlen diese mit ihrem Leben. Smith erkennt schnell, dass hinter den undurchsichtigen Strukturen ein ausgeklügeltes System steckt.

Nachdem Peter Smith regelrecht über seinen ersten Auftrag gestolpert war, sehnt er sich inzwischen nur noch nach Ruhe und Entspannung. Doch als ehemaliger Geheimdienstler besitzt er natürlich noch immer feine Antennen, und Bitten um Hilfe auszuschlagen kommt ebenfalls nicht in Frage. Dennoch ist der Leser sich ob der Hauptfigur noch nicht ganz sicher. Er bewahrt Gedanken und Gefühle gut versteckt, nur kurzzeitig verlässt er seine Festung, dafür muss man allerdings unbedingt bei der Sache bleiben.

Das fällt, wie bereits im ersten Band, zunächst schwer. Der Einstieg gestaltet sich langatmig, ohne dass die Handlung tatsächlich relevant voranschreitet. So ist man geneigt immer längere Pausen während der Lektüre einzulegen, wodurch zwangsläufig der rote Faden verloren geht. Erneut gelingt die Kehrtwende erst im weiteren Verlauf, zu einem relativ späten Zeitpunkt. Dann aber wird der Leser völlig erfasst von einem Sog aus Spannung und Tempo, so dass es kein Halten mehr gibt. Ab da siegt die Neugierde, es scheint unumgänglich das Buch erst zur Seite legen zu können, wenn die Auflösung bekannt ist und lose Enden kaum noch zu finden sind.

Inhaltliche Gegebenheiten können auf Grund der Thematik in weiten Teilen nicht verifiziert werden, ein solches Szenario ist jedoch durchaus denkbar. Mit Komplexität und Detailgenauigkeit – die mal mehr mal weniger angebracht scheint – erschafft der Autor ein solides Gesamtwerk, das noch einiges an Potential zu bieten hat. Vielleicht im nächsten Band? Der Abschluss wirkt noch ein wenig unfertig, ohne jedoch den Leser mit zahlreichen Fragen zurückzulassen.

Bewertung vom 28.07.2019
Madame Esmeraldas Geheimnis / Die Magischen Sechs Bd.2
Harris, Neil P.

Madame Esmeraldas Geheimnis / Die Magischen Sechs Bd.2


sehr gut

Die jungen Zauberkünstler der Vereinigung „Die Magischen Sechs“ treffen auf Madame Esmeralda, Geisterbeschwörungen und fiese Gauner. Die große Frage, die sich den Freunden stellt: Mit welchen Absichten treten die mehr oder minder greifbaren Personen in ihr Leben? Vor allem Leila gerät in ein enormes Gefühlschaos, schließlich wird ihr suggeriert mehr über ihre Vergangenheit und vor allem über ihre Herkunft erfahren zu können. Alle anderen halten sich zunächst zurück und versuchen Beobachtungen anzustellen, um „falsche Fuffziger“ zu entlarven..
Auch der Leser ist ziemlich schnell skeptisch als die ein oder andere neue Figur die Szenerie betritt. Es fängt mit unerklärlichen Verhaltensweisen an und hört auch bei offensichtlich abgekarteten Spielen noch lange nicht auf. Allerdings bleibt die Suche nach dem konkreten Motiv bis zum Schluss ergebnislos. Sicherlich wird die ein oder andere Frage beantwortet, jedoch nicht zur vollsten Zufriedenheit. Das Ende bleibt eindeutig zu offen, hier wäre ein bisschen mehr Input angebracht gewesen.

Dadurch wirkt es generell als wäre der Band künstlich in die Länge gezogen worden beziehungsweise als hätte man Füllmaterial benötigt. Natürlich erhält man dennoch interessante Einblicke in die Zauberei – was nicht zuletzt an den Einschüben liegt, in denen man erneut den ein oder anderen Trick erlernen kann – und wohnt Entwicklungen der jungen Charaktere bei, nichtsdestotrotz lässt der Spannungsaufbau eine gewisse Zeit auf sich warten. Die Handlung schreitet zunächst gemächlich voran, und kann erst nach der Hälfte Fahrt aufnehmen.

Hat man im ersten Band noch Carter auf seinem steinigen Weg weg von seinem Onkel hin zu Mr. Vernon begleitet, steht dieses Mal Leila mit ihrer Geschichte im Vordergrund. Auch sie hütet das ein oder andere Geheimnis, das nicht einmal ihre Adoptivväter bisher kannten. So beginnt man sich ein Bild zusammenzusetzen, das mit der Zeit noch klarer werden wird, aber schon jetzt zeigt, dass man niemals das glauben sollte, was auf den ersten Blick ersichtlich scheint.

Trotz ein paar kleiner Kritikpunkte weiß auch der zweite Band aus Neil Patrick Harris’ Feder große wie kleine Leser gut zu unterhalten, selbst für Neueinsteiger ergeben sich keinerlei Nachteile, denn einzelne Informationen werden noch einmal wiederholt. Dies dient natürlich einerseits der Auffrischung, wenn der erste Band bereits vor längerer Zeit gelesen wurde, andererseits aber auch um alle Leser auf denselben Wissensstand zu bringen, was wiederum gut gelingt. Man darf gespannt sein welche Kniffe der Autor sich für den dritten Band aufgespart hat.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.07.2019
Stockholm Requiem
Stockholm Requiem

Stockholm Requiem


sehr gut

Fredrika Bergman tritt – wie sich herausstellen soll zu Recht – mit gemischten Gefühlen ihre neue Stelle bei einer Spezialeinheit der Stockholmer Polizei an. Allerdings bleibt zunächst kein Platz für persönliche Befindlichkeiten, denn sogleich wird die Einheit mit einem neuen Fall konfrontiert, der vollste Konzentration erfordert. Fredrika zeigt, dass sie mehr drauf hat als ihre Kollegen ihr womöglich zugetraut hatten und kann so ihre Postion mehr und mehr festigen…

Die auf dieser DVD vorhandenen Filme basieren auf den Romanvorlagen von Kristina Ohlsson, Vorkenntnisse sind allerdings nicht zwingend notwendig. Denn der Zuschauer begleitet Fredrika Bergman auf ihrem Weg in die Sondereinheit, verfolgt ihren schwierigen Start, erkennt aber auch die Verbissenheit, mit der die Frau sich Stück für Stück einen Platz im Team erkämpft und schlussendlich nicht nur wahrgenommen, sondern auch akzeptiert und respektiert wird. Ein bisschen schade ist allerdings, dass zwischen den Filmen/Fällen jeweils eine gewisse Zeitspanne liegt, in der mit den Charakteren einiges passiert, von dem der Zuschauer keine Kenntnis erhält. Sicherlich helfen manche Erzählungen, auch lässt sich das ein oder andere ableiten, nichtsdestotrotz hätte man sich hier zusammenhängende Überleitungen gewünscht – wie auch immer dies in der Umsetzung hätte aussehen sollen.

Nordische Filme und Serien sind bekannt für düstere Darstellungen und mitunter grausamen Verbrechen, die an Brutalität kaum zu übertreffen sind. In ebenjener Manier gestaltet sich auch das Stockholm Requiem, so dass man sich manchmal gar nicht mehr sicher ist, ob man den Fall überhaupt noch weiter verfolgen möchte, und das ausschließlich auf Grund der gezeigten Verrohung der Gesellschaft. Die persönlichen Schicksale sind definitiv nichts für schwache Nerven und auch, wenn das ein oder andere Mal der Fall in den Hintergrund rückt, weil die Hauptprotagonisten zu viel privaten Ballast mit sich herumtragen, sind sie stetig präsent.

Eine wahrlich gelungene Inszenierung, bei der man schnell mal vergessen kann, dass es sich eigentlich um reine Fiktion handelt. Andererseits – wer kann schon mit Bestimmtheit sagen, dass es sich nicht doch um reelle Schicksalsschläge handelt..?

Bewertung vom 21.07.2019
Die goldene Botschaft / Das Hotel der verzauberten Träume Bd.3
Mayer, Gina

Die goldene Botschaft / Das Hotel der verzauberten Träume Bd.3


ausgezeichnet

Eigentlich wollte Familie Fröhlich schon längst in ihre eigenes, neues Zuhause einziehen, doch notwendige Renovierungsarbeiten verhinderten dies, so dass sie übergangsweise noch immer im Hotel der Schwestern Apfel verweilen. Während sie ihrem Vater beim Streichen hilft, macht Joëlle eine sonderbare Entdeckung. Unter den Dielenböden ihres neuen Zimmers befindet sich eine goldene Kapsel, darin enthalten: ein verloren gegangener Traum. Sie ahnt instinktiv, dass nur sie den Besitzer ausfindet machen und ihm seinen Traum zurückgeben kann, doch es lauern Gefahren in der kleinen Kapsel, die Joëlle sich nicht vorzustellen vermag.

Obwohl sie inzwischen schon vor einigen Wochen von ihrer besonderen Gabe erfahren hat, weiß Joëlle noch lange nicht alles, was es darüber zu wissen gibt. Sie wird von den Schwestern Apfel bewusst ferngehalten mit dem Argument noch zu jung für diese Art von Verantwortung zu sein. Doch zeigt sich wieder einmal, dass diese Unwissenheit in Kombination mit unverhohlener Neugierde möglicherweise eine weitaus größere Gefahrenquelle darstellt.

Da es sich bereits um den dritten Band rund um Familie Fröhlich, das Traum-Hotel und die Apfel-Schwestern handelt, sollte man zumindest den Auftaktband gelesen haben. Zwar wird kurz angerissen worum es sich bei Joëlles Gabe handelt und was diese zu bedeuten hat, nichtsdestotrotz sind inzwischen umfassendere Kenntnisse vonnöten, die nur durch die vorherige Lektüre erlangt werden können. Ansonsten würde in jedem neuen Teil zunächst eine komplette Nacherzählung notwendig, was allein platztechnisch den Rahmen sprengt. Des weiteren wird die Entwicklung der Figuren zwangsläufig chronologisch vorangetrieben, so wachsen vor allem Joëlle und ihre Bruder an ihren Aufgaben.

Dass die sagenumwobene goldene Kapsel eine große Rolle spielt ist in dem Moment klar, als Joëlle sie unter dem Dielenboden entdeckt. Gebannt verfolgt man nun was es damit auf sich hat und wird sogleich hineingezogen in mystische Gedankenwelten. Der Mix aus realistischen wie magischen Elementen ist wieder einmal absolut gelungen, die Grenzen sind fließend, schließlich kann man auch gar nicht konkret sagen wo diese verlaufen würden. Der eine besitzt mehr Vorstellungskraft ab der eigentlichen Logik, der andere weniger. Aber das ist auch gar nicht schlimm, so ergeben sich einerseits Gesprächsgrundlagen, egal ob bei Kindern oder Erwachsenen, und andererseits wird der eigenen Fantasie ausreichend Entfaltungsraum geboten.

Zum Ende hin zeichnet sich ab, dass es im nächsten Band wohl noch viel mehr rund um Träume und ihre Deutung zu erfahren gibt, was man keinesfalls verpassen darf.

Bewertung vom 14.07.2019
Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord / Kommissar Adamsberg Bd.1 (4 Audio-CDs)
Vargas, Fred

Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord / Kommissar Adamsberg Bd.1 (4 Audio-CDs)


gut

Nicht jeder kommt mit der eigenbrötlerischen Art des Jean-Baptiste Adamsberg zurecht, doch seine untrügliche Intuition ist weithin bekannt. Allerdings stößt der Kommissar dennoch auf Unverständnis als er seiner Sorge Ausdruck verleiht, dass die blauen Kreidekreise, die seit einiger Zeit über Nacht in Paris auftauchen, nur der Auftakt zu etwas Größerem sind. Als jedoch eines Tages, anstatt der bis dahin eher nichtssagenden, teilweise verlorenen, Gegenstände, eine Leiche in einem der Kreise gefunden wird, dreht sich das Blatt…

Dass Adamsberg ein recht eigensinniger Charakter ist wird relativ schnell deutlich, man spürt aber auch, dass ein gewisser Scharfsinn in ihm steckt, der leider nicht von allen Seiten gewürdigt wird. Nichtsdestotrotz lässt er sich nicht von seinem Weg abbringen, was – wie sich zeigen soll – absolut richtig und wichtig ist. Obwohl er im Umgang nicht unbedingt einfach ist, bleibt man als Hörer gerne an seiner Seite, schließlich erhofft man sich Erkenntnisse aus erster Hand und einen Einblick in die Gedankenwelt des Kommissars. Inwiefern man es schafft die Hinweise richtig zu deuten hängt vermutlich individuell vom eigenen Charakter ab.

Doch auch die weiteren auftretenden Figuren haben ihre ganz besonderen Eigenheiten, die sie mal mehr mal weniger faszinierend erscheinen lassen. Allerdings wäre es fatal jemanden weniger ausgiebig zu beachten, nur weil er oder sie augenscheinlich eher zurückhaltend daherkommt. Man darf nicht vergessen, dass man auf der Suche nach einem Mörder ist und jeder etwas zu verbergen haben könnte.

Hannelore Hoger verleiht dem Geschehen eine Dramatik, die gleichzeitig Spannung erzeugt, obschon die Handlung dies inhaltlich nicht immer hergibt. So gelingt es ihr den Hörer bei der Stange zu halten, auch wenn die Autorin sich einmal mehr in detailreichen Beschreibungen verliert, die zwar einerseits interessant sind, andererseits aber den Fortgang der Handlung nicht untermauern. So ergeben sich Schwankungen im Gefüge, bei denen man lange Zeit nicht sicher ist wer oder was sich nun schlussendlich durchsetzen wird. Sicher sein kann man dagegen, dass die Auflösung noch den ein oder anderen Überraschungsmoment bereit hält, egal wie weit die eigenen Theorien bereits fortgeschritten sind.

Fred Vargas kreiert eine wahrlich undurchsichtige Geschichte, die hauptsächlich von den unterschiedlichsten Figuren und ihren Eigenheiten lebt. In manchen Teilen kann die Umsetzung allerdings nicht punkten, wobei sich natürlich die Frage stellt, ob dies womöglich an der gekürzten Audiofassung liegt.

Bewertung vom 14.07.2019
Insel-Krimi - Die Bestie von Wangerooge
Topf, Markus;Reuber, Timo

Insel-Krimi - Die Bestie von Wangerooge


sehr gut

Kommissar Arne Brekewoldt wird von Borkum nach Wangerooge beordert, um einem dort agierenden Serienmörder das Handwerk zu legen. Welch perfiden Plan der Täter verfolgt ist nicht klar, aber dass er immer in Vollmondnächten zuschlägt, scheint offensichtlich. Auch die Wahl seiner Opfer lässt sich auf einen bestimmten Typus eingrenzen. Nichtsdestotrotz tappen Brekewoldt und seine hiesigen Kollegen im Dunkeln, bis Ärztin Nele Röwekamp, die dem Kommissar bereits in anderen Fällen zur Seite stand, einen nicht ganz ungefährlichen Plan präsentiert…

Das Team Brekewoldt/Röwekamp dürfte dem ein oder anderen Insel-Krimi-Hörer bereits bekannt sein, auch wenn hier zunächst ersterer allein ins Rennen geschickt wird. Auf Wangerooge kommt es zu furchtbaren Morden, die den Ermittlern zwar eine gehörige Gänsehaut bescheren, ihnen aber leider kaum bis gar nichts zur Motivation des Täters offenbaren. So wird jeder noch so kleinen Spur nachgegangen, in der Hoffnung – möglicherweise zufällig – auf genau den Hinweis zu stoßen, der den Durchbruch bedeutet. Allerdings gestaltet sich dies wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen, und auch der Hörer ist keinen Deut schlauer. Sämtliche Theorien, so man denn überhaupt welche aufstellt, beruhen auf Indizien und Bauchgefühl.

Auf Grund der Spurenlage wirkt das Geschehen in weiten Teilen wie ein einziges Durcheinander, ohne Plan oder konkreten Ermittlungsansatz. Natürlich ist dies einerseits den Gegebenheiten geschuldet, andererseits aber auch der Interpretation der Figuren, da diese – wie es scheint – hin und wieder auf verlorenem Posten stehen und selbst nicht genau wissen was sie eigentlich tun. Die Atmosphäre überträgt sich recht schnell auf den Hörer, der nun seinerseits nervös wird ob der fehlenden klaren Richtung. Dennoch ist man natürlich allem voran auf die Auflösung gespannt.

Im Großen und Ganzen gelingt dem Autorenduo Markus Topf und Timo Reuber aber trotzdem eine spannende Folge, die den Hörer fordert, wenn auch in anderer Hinsicht als womöglich geplant.

Bewertung vom 14.07.2019
Mit James auf Sylt
Thesenfitz, Claudia

Mit James auf Sylt


sehr gut

Jana ist frustriert. Nicht nur, dass sie gerade ihren Job verloren hat, auch mit ihrem Freund ist es Aus. Als wäre das nicht schon genug, kommt ihre hochschwangere Schwester mit der Bitte um die Ecke, Jana möge für zwei Monate mit Neufundländer James auf Sylt verweilen. Sie konnte der Insel noch nie etwas abgewinnen und Hunden schonmal gar nicht. Hatte sich denn das ganze Universum gegen sie verschworen? Je mehr Jana versucht sich mit ihrer Situation zu arrangieren, desto mehr scheint schief zu gehen. Doch plötzlich kommt alles ganz anders…

Es gibt kaum einen besseren Ort als am Meer, um die Seele so richtig baumeln zu lassen und sämtlichen Alltagsstress zu vergessen. Doch Jana scheint das Pech so sehr gepachtet zu haben, dass ihr nahezu alles misslingt. Natürlich ist der Leser sicher, dass sich das Blatt wenden und auch sie noch zu ihrer wohlverdienten Entspannung kommen wird, wie sich der Weg dahin allerdings gestaltet, zeigt sich erst im weiteren Verlauf.

Man darf keine allzu großen Überraschungen oder unvorhergesehenen Ereignisse erwarten, schließlich handelt es sich um einen Wohlfühlroman, der in der Regel einem bestimmten Muster folgt. Hat man dies als Leser akzeptiert und geht nicht mit fehlgeleiteten Erwartungen an die Lektüre heran, wird man mit einer Geschichte belohnt, die dennoch einiges zu bieten hat, hauptsächlich emotional.

Gemeinsam mit der Hauptfigur erlebt man eine wahrhaftige Achterbahnfahrt der Gefühle und auch wenn man von außen so manches Zeichen besser und frühzeitiger lesen kann, so ist es einem doch nicht möglich Jana in die entsprechende Richtung zu lenken, um wenigstens der ein oder anderen Enttäuschung zu entgehen. So bleibt nur die Hoffnung, dass sie schon bald von selbst erkennt welcher Weg für sie der richtige ist und welcher womöglich in einer Sackgasse endet.

Zugleich kann der Leser sich an den Gegebenheiten der Insel erfreuen, die recht detailreich zur Sprache kommen und somit das Gefühl vermitteln zum Greifen nah zu sein. Die Augen geschlossen, die Nase im Wind, so beginnt auch das eigene Gedankenkarussell sich zu drehen. Und wer weiß, vielleicht ergeben sich Erkenntnisse, die man zuvor nicht erwartet hätte…

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.07.2019
Zara und Zoë - Rache in Marseille / Die Profilerin und die Patin Bd.1 (1 MP3-CD)
Oetker, Alexander

Zara und Zoë - Rache in Marseille / Die Profilerin und die Patin Bd.1 (1 MP3-CD)


gut

Bedingungslos und präzise in dem was sie tun, das sind Zara und Zoë beide, doch sie stehen auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes. Als es darum geht den Terrorismus zumindest in Teilen in seine Schranken zu weisen, gilt es für die Schwestern sämtliche Befindlichkeiten zu Hause zu lassen und über den eigenen Schatten zu springen, denn nur so kann den Hintermännern beigekommen werden. Es entbrennt ein Kampf, der alles andere als vorhersehbar ist…

Doch bis es so weit kommt, dass man, vollends gefesselt vom Geschehen, unbedingt wissen muss wie es weiter geht, müssen Leser wie Hörer zunächst eine Durststrecke durchstehen. Sicherlich, es handelt sich augenscheinlich um den Auftakt einer Reihe und die Figuren sollten entsprechend eingeführt werden. Nichtsdestotrotz gibt es gerade im ersten Drittel zunehmen ausufernde Beschreibungen, die die Handlung zum Stocken bringen und die dargestellten Sequenzen langwierig erscheinen lassen. Dabei umfassen die Kapitel in der Regel eine angenehme Länge, wodurch das Geschehen lebendig gehalten wird, was aber so richtig erst innerhalb des zweiten Drittels geschieht, denn hier nimmt auch die inhaltliche Darstellung Fahrt auf.

Das Tempo, zunächst noch recht zurückhaltend und kaum erkennbar, wird gehörig angezogen, wodurch sich auch die Spannungskurve rapide steigert und der Leser/Hörer endlich angekommen ist in dem packenden Thriller, wie er beworben wird. Doch auch wenn es rasant zugeht, bleibt noch immer Platz für kurze Ruhephasen, die natürlich notwendig und wichtig sind, solange sie nicht zu sehr in den Vordergrund drängen. Gemeinsam mit den Schwestern und anderen Charakteren ergründet man eine Welt voller Gewalt und Fanatismus, erhält aber zugleich auch Einblicke ins Innere der Figuren. Indem die Kapitel jedes Mal einen Perspektivwechsel beinhalten, erfährt man die ein oder andere Situation aus mehreren Blickwinkeln und kann sich somit ein noch besseres Bild machen. Auch die unterschiedlichen Denkweisen werden dadurch deutlich, und auch wenn diese nicht immer auf Verständnis stoßen, so dienen sie doch der Vollständigkeit der Lektüre.

Der ungekürzten Hörfassung, gelesen von Beate Rysopp, lässt sich im Grund nur hinzufügen, dass sie sich den Text bestmöglich zu eigen gemacht hat. Aber des zähen Einstiegs kann auch eine noch so gute Sprecherleistung nichts entgegen setzen. Die Figuren gewinnen mitunter an Tiefe, denn Beate Rysopp stellt gewisse Eigenschaften heraus, die Authentizität vermitteln und Wiedererkennungswert besitzen.

„Rache in Marseille“ bietet einen soliden Auftakt rund um die Schwestern Zara und Zoë, deren Geschichte mit Sicherheit noch nicht zu Ende erzählt ist. Es ist noch einiges an Potential vorhanden, das hoffentlich bereits im nächsten Band weitreichender ausgeschöpft wird.