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LichtundSchatten

Bewertungen

Insgesamt 241 Bewertungen
Bewertung vom 01.02.2023
Zeitreise
Aust, Stefan

Zeitreise


ausgezeichnet

Ein wirklich bewegende Reise durch die Bundesrepublik ab Mitte der 60er bis heute. Stefan Aust ist ein Meister seines Fachs, ein unbestechlicher Könner und Macher. Diese Biografie hat es wirklich in sich, sie ist mehr als lesenswert. Dabei beginnt er schon vorher mit der Geschichte seiner Familie.

Er sei überdurchschnittlich durchschnittlich, so die Selbstbewertung, und genau deshalb könne er auch Informationen so darbieten, wie sie der Durchschnitt wolle. Das ist natürlich völlig untertrieben, alleine die Beschreibung der Titelgestaltung inkl. Textfindung ist meisterhaft. Darauf konzentrierte er sich am Anfang beim Spiegel (ab 94) und hatte nicht nur deshalb Erfolg.

Stefan Aust bleibt immer sachlich und aus diesem Kern des Erzählten erfährt man Dinge, die so sensationell sind, dass einem der Atem stockt. Sein Herangehen an ein Medium entspricht jenem Nicht-Haltungs-Journalismus, der mir erlaubt, mein eigenes Urteil zu bilden. Ich brauche keine Journalisten-Prediger, sondern abwägende Informationen.

Ich finde in diesem Buch auch eines meiner Lieblingszitate von Franz Werfel, geschrieben 1946: „Zwischen Weltkrieg II und Weltkrieg III drängten sich die Deutschen an die Spitze der Humanität und Allgüte. Und sie nahmen das, was sie unter Humanität und Güte verstanden, äußerst ernst. Sie hatten doch seit Jahrhunderten danach gelechzt, beliebt zu sein. Und Humanität schien ihnen jetzt der bessere Weg zu diesem Ziel. Sie fanden diesen Weg sogar weit bequemer als Heroismus und Rassenwahn. So wurden die Deutschen die Erfinder der Ethik der selbstlosen Zudringlichkeit.“

Dass 2005 ein Artikel von Enzensberger (Der radikale Verlierer) im Spiegel erschien, ist Aust noch heute hoch anzurechnen. Die Probleme des Islam werden dort auf wenigen Seiten verdichtet und bestens erklärt.

Wer das Buch dieses bescheidenen, hartnäckigen Hanseaten gehört oder gelesen hat, liest alles, was dieser außergewöhnliche Mann geschrieben oder veröffentlicht hat.

Bewertung vom 26.01.2023
Keine Macht der Moral!
Bolz, Norbert

Keine Macht der Moral!


ausgezeichnet

Ein großartiges Buch mit allen Argumenten gegen das moralisüße Gesäusel von Menschen, die einer offenen Gesellschaft das Wort reden und dabei zum äußersten greifen, das funktioniert wie eine Droge: sie reden über Ethik und Moral, vorzugsweise für andere anwendbar.

Bewertung vom 26.01.2023
Schreckens Männer
Enzensberger, Hans Magnus

Schreckens Männer


ausgezeichnet

Besser und pointierter kann man das Problem Islam nicht auf den Punkt bringen. Enzensberger war einer der besten Denker überhaupt. Dieses Buch, das als gekürzter Artikel im Spiegel erschienen ist, erklärt alles Wesentliche und die Gründe, warum islamische Länder so rückständig sind wie sie sind. Sie produzieren im Vergleich zum Westen Verlierer am laufenden Band und schicken diese gen Norden, wo sie einen Kulturschock erleiden und oft zu radikalen Verlierern werden.

Bewertung vom 25.01.2023
Nachtschicht in Neukölln
Atakisieva, Lana

Nachtschicht in Neukölln


ausgezeichnet

Lana Atakiesieva (LA) kommt aus Baku mit einer kranken Mutter und ihrer Schwester nach Deutschland und kämpft sich mit eisernem Willen von ganz unten nach oben durch. Es ist eine mehr als vorbildliche Geschichte, ein Leben, das ein Beispiel setzt.

Wenn ich Asyl bekäme in Saudi Arabien würde ich dort vermutlich täglich irgend einer Person erzählen, wie dankbar ich bin, weil ich aufgenommen wurde. Hier ist mir das noch nie begegnet, obwohl ich täglich freundlich an einem Asylheim vorbeilaufe und dort die Menschen grüße. Dieses Buch von LA empfinde ich als Dank an die deutsche Bevölkerung. Hier erzählt eine junge heranwachsende Frau von ihren Sorgen und Nöten beim Leben in einer ungewohnten kulturellen Umgebung. Sie will sich mit ihrem engen Kreis nicht abfinden, sondern teilhaben, etwas bewegen.

Der Wechsel zwischen ihren Einsätzen als Polizistin und den Rückblenden in ihr Heranwachsen ist als durchgehendes Erzähl-Konzept sehr gelungen. Wir sind mitten im multikulturellen Neukölln und erleben Dinge, die zu Herzen gehen, abstoßen und eine Wiederkehr des Immergleichen scheinen. LA lässt sich nicht unterkriegen und ist begierig darauf, zu lernen, anderen auch in schwierigen Situationen einen Stütze zu sein. Ihre Motivation ist echt und gerne würde ich ihr in ihrem Leben als Polizistin begegnen. Sie kennt wahre Sogen und Nöte und ist in der Lage, mitfühlend zu helfen.

Die Thematik Islam wird eher ausgespart und immer wieder in kulturelle Elemente verpackt, die halt so seien wie sie sind. Hier hätte ich mir mehr Hinweise erwartet, obwohl ich fühle, dass ihre Familie den menschlichen Anstand bzw. die Anständigkeit über die Regeln von einer Religion stellt, deren Inhalte mich immer wieder erschrecken. Ich kenne alle Suren, Verse von Koran/Hadith etc. und bin sehr skeptisch, dass bei uns im Westen eine Harmonie oder auch nur Toleranz mit dem Islam erzielt werden kann, zu groß sind die Widersprüche. Das Buch „Frauen sind Eure Äcker“ von Ilhan Arsel ist mir dabei ein zentraler Wissensanker.

Nachdem LA die Prüfung zur Laufbahn bei der Polizei bestanden hat mit all den Begleiteffekten, kamen mir wirklich die Tränen, das Buch vermittelt das Innere einer Frau, die man einfach als Vorbild sehen muss und die in der Lage ist, ein so großartiges Buch zu schreiben. Ich wünsche ihr die ganz große Liebe und bin sicher, wir werden noch viel von ihr hören.

Bewertung vom 25.01.2023
Rolling Stones
Hofacker, Ernst

Rolling Stones


ausgezeichnet

Ich kann mich gut an den Sound der 60er Jahre erinnern, die Rolling Stones waren neu, anders und phänomenal. Meine Jugend war erfüllt mit Paint it Black, Mothers Little Helper und Satisfaction. Wie damals röhrt die Stimme von Mick Jagger auch heute noch und man hofft immer wieder auf eine allerletzte Tournee. Ihr erstes Konzert fand 12. Juli 1962 in einem Lokal in London statt, dem Marquee Club. 60 Jahre live - im Grunde unglaublich.

Dieses Buch bietet Facts am laufenden Band, spannend zu lesen und mit neuen, überraschenden Erkenntnissen.

Bewertung vom 18.01.2023
Unter Linken
Fleischhauer, Jan

Unter Linken


ausgezeichnet

An alle, die endlich raus wollen aus einer Ideologie von vorgestern.

Ich habe dieses Buch zunächst widerwillig, dann aber mit wachsendem Interesse gelesen. Gut, dass es mir vor Jahren schon die Augen öffnete.

Heute sind die International-Sozialisten auf einem Weg, der nur noch schockieren kann und der an jenen erinnert, den die volksorientierten Sozialisten gingen.

Witzig geschrieben, mehr als erhellend, spannender als jeder Tatort.

Bewertung vom 14.01.2023
Reserve
Harry, Prinz

Reserve


gut

Jammern füllt seine Kammern

Prinz H ist depressiv und mag seine Familie nicht. Normalerweise wird das heutzutage mit einer Psychoanalyse/-therapie gelöst. Dabei gilt allerdings dies von Werner Herzog Gesagte: „Wenn sie in ein Haus einziehen, und wenn sie jeden letzten dunklen Winkel mit hellen Neonlichtern ausleuchten, wird das Haus unbewohnbar. Und wenn sie gleichzeitig den Versuch machen, einen Menschen mit grellen Lichtern bis in die dunkelsten Schatten der Seele auszuleuchten, wird dieser Mensch unbewohnbar.“

Normalerweise füllte Jammern keine Kammern, heute aber ist das anders. Alle, wirklich alle, auch das von mir zwangsfinanzierte Fernsehen berichtet über einen Mann und seine Frau, die vorleben, was es heute heißt, als multikulturelle Familie unterwegs zu sein.

Je mehr Menschen von sich preisgeben, umso schwächer werden sie. Woke Moralisten leben im Bestätigungsmodus durch andere, daraus ziehen sie ihre Selbstbestätigung. Sie sind schwach und wenig erwachsen. Zu Beginne des Buches lesen wir gefühlt 1000x das Wort Mami, ausgesprochen von einem 38-jährigen stecken gebliebenen Kind.

Enzensberger hat das Prinzchen bzw. seine Welt schon 1994 beschrieben: „In der Abenddämmerung der Sozialdemokratie (Wokeness) hat dagegen Rousseau noch einmal gesiegt. Sie haben nicht die Produktionsmittel, sondern die Therapie verstaatlicht. Dass der Mensch von Natur aus gut sei, diese merkwürdige Idee hat in der Sozialarbeit ihr letztes Reservat. Pastorale Motive gehen dabei eine seltsame Mischung ein mit angejahrten Milieu- und Sozialisationstheorien und mit einer entkernten Version der Psychoanalyse. Solche Vormünder nehmen in ihrer grenzenlosen Gutmütigkeit den Verirrten jede Verantwortung für ihr Handeln ab.“ („Aussichten auf den Bürgerkrieg“, 1994, S. 37)

Hier ist einer über sein eigenes Ufer getreten, ein Rinnsal allerdings nur. Die englische Monarchie wird ihn überleben.

12 von 17 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.01.2023
Islam
Abdel-Samad, Hamed

Islam


weniger gut

Auf dem Weg von Bassam Tibi, einer verlorenen Hoffnung.

Warum gibt es keine kritische Auseinandersetzung mit dem Islam? Weil er selbst es verbietet. Die Buchreligion sieht sich als das letzte entscheidende Wort. Zweifel sind nicht erlaubt. Man lese die entsprechenden Suren.

Der Islam ist auch nicht auseinander dividierbar in eine private und öffentliche Variante. Er ist immer beides, es gibt nur einen Islam. Seine Gesetze sind verbindlich in der Scharia geregelt.

Wer die Geschichte des Islam in seiner Herkunft aus dem Christentum begreifen will, lese von Barbara Köster: Der missverstandene Koran.

Was Hamed Abdel-Samad jetzt vorlegt, ist eine Hoffnung, die Bassam Tibi schon mal hatte. Den europäischen, der Demokratie zuneigenden Islam wird es aber nicht geben.

Deswegen ist dieses Buch für mich eine große Enttäuschung, so sehr ich die Hoffnung von Abdel-Samad verstehen kann. Es wird leider ein Traum bleiben.

Er und viele weitere Kritiker werden weiter von uns beschützt werden müssen. Ich kann nicht verstehen, warum der Autor trotz dieser Tatsache weiterhin an einen reinen Mekka Islam glauben will. Es ist für Steuerzahler nicht angenehm, für ihn und viele anderen bezahlen und Politiker erleben zu müssen, die eine eklatante Gefahr weiterhin verharmlosen.

Der Islam kennt nur schwarz oder weiß, das Haus des Friedens und das Haus des Krieges, der Auftrag für Mohammed war klar: Frieden gibt es nur, wenn die ganze Welt dem Islam angehört. Dass der sunnitische Islam besonders hart gegen die eigenen Sekten vorgeht, es ist eine Tatsache, die ihren Grund wiederum in der kompromisslosen Haltung gegenüber Ungläubigen hat.

Wer hofft, dass ein von Abdel-Samad selbst so gekennzeichnetes Religionskonzept (Der islamische Faschismus) den Weg in die Demokratie findet, ist mehr als ein Träumer. Nach allem, was ich von ihm gelesen habe, bleibt mir zu sagen, dass Abdel-Samad nach wie vor an diesem System hängt und leider nicht den Weg von z.B. Irfan Peci gegangen ist. Ich empfehle für einen tiefen Einblick in die Geschichte des Islam dieses Gespräch: Zwei Ex- Muslime im Gespräch. In über zwei Stunden erfährt man alles über eine Religion, zu dem Atatürk die richtigen Worte gefunden hat.

1 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.12.2022
Der Mensch und die Macht
Kershaw, Ian

Der Mensch und die Macht


ausgezeichnet

Es war sehr spannend, die Lebensläufe und Karrieren der in diesem buch versammelten macht-vollen Personen zu studieren. Alle kannte ich mehr oder weniger und kann sagen, dass ich viel Neues gehört habe, auch Überraschendes.

Im west-europäischen und amerikanischen Raum sind Diktatoren im Grunde nicht mehr denkbar - und doch: auch demokratische Strukturen lassen lassen den Weg zur Konzentration von Macht in wenigen Händen oder Ideologien zu. Hier bietet das Buch Erkenntnisse und Warnungen, die zutreffen, die zu denken geben.

Adenauer wurde nach meinem Empfinden zu wenig geschätzt und Kohl etwas zu viel. Trotzdem: die Richtungen und Erkenntnisse haben alle ihre Berechtigungen, erfreulich war, dass wenig linke Ideologie oder grüne Bekenntnisse Platz fanden, man ist heute durch das Oberkommando Weltmoral fast an alte Diktatur-Vorgaben erinnert und dankbar für neutrale Sichtweisen.

Nachdem die Familie Napoleon’s über Jahrzehnte im 19. Jh Europa dominierte, kam 1871 der Umschwung durch Preußen bzw. Bismarck. Wäre er 1914 noch maßgebend gewesen und nicht Wilhelm der Plötzliche, hätte man den 1. WK vermeiden können und vor allem den Vertrag von Versailles. Man muss sagen, dass Preußen 1871 weit weniger rache-durstig war als die Alliierten 1918. Die Struktur des Versailler Vertrages bzw. seine Folgen begünstigten einen Diktator wie Hitler. Er wäre vermutlich nicht gekommen, wenn die Alliierten damals weniger rachedurstig gewesen wären.

Heute leben wir mit diesem Problem, das Franz Werfel in seinem 1946 veröffentlichten Roman „Stern des Ungeborenen" so umriss: „Zwischen Weltkrieg II und Weltkrieg III drängten sich die Deutschen an die Spitze der Humanität und Allgüte. Und sie nahmen das, was sie unter Humanität und Güte verstanden, äußerst ernst. Sie hatten doch seit Jahrhunderten danach gelechzt, beliebt zu sein. Und Humanität schien ihnen jetzt der bessere Weg zu diesem Ziel. Sie fanden diesen Weg sogar weit bequemer als Heroismus und Rassenwahn. So wurden die Deutschen die Erfinder der Ethik der selbstlosen Zudringlichkeit.“

Bewertung vom 07.12.2022
Die Reise ins Reich
Ginsburg, Tobias

Die Reise ins Reich


schlecht

Relotius reloaded


G mixt gleich zu Beginn einen schwer genießbaren Cocktail, der in bekannter Weise Coronaleugner und Rechte umrührt, mit Neuschwabenland mischt und zu einem linkspopulären Cocktail mixt.

Ich bezweifle nicht, dass es einige arme Irre gibt, die dem Gedankengut des 3. Reichs nachtrauern. Alleine, ich habe noch keine getroffen. Allerdings scheint mir richtig, was Götz Aly in seinen Büchern sagte, dass nämlich Linke das große Finanzkapital verachten und ganz schnell dort sind, wo früher der Sündenbock verortet wurde. Nirgendwo habe ich diese Verschwörungstheorien öfter gehört als bei SPD-Anhängern.

Dass sich Anhänger des Impfens bald bei Nichtgeimpften entschuldigen müssen, scheint mir heute wahrscheinlicher als die umgekehrte Maßnahme.

Dass TG einen Bereich völlig ausklammert, der höchst problematisch ist, den politischen Islam, macht das Buch nicht besser. Weil die Mehrheit jegliche Diskussion darüber unter den Teppich kehren will, begehrt eine andere auf. Es hat nichts mit Verschwörungen zu tun, sondern ist eine Folge fehlender demokratischer Diskussionsoffenheit.

TG gehört jener Gruppe an, die uns heute erziehen will und meint, wir hätten immer noch nicht begriffen, was im 3. Reich los war. Diese absurde These kommt heute aus jenem Bereich, der sich nur noch mit Storytelling aufrechterhalten kann und der dringend Rechte als Sündenbocklager benötigt. Ich wäre gespannt, ob dieses Buch einem harten Faktencheck standhält.

0 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.