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liesmal
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Wilhelmshaven

Bewertungen

Insgesamt 439 Bewertungen
Bewertung vom 01.04.2022
Oh wie schön ist Trinidad (eBook, ePUB)
Berg, Peter

Oh wie schön ist Trinidad (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Oh wie schön ist Trinidad“: Peter Berg nimmt seine Leserschaft mit auf eine Reise in die südliche Karibik und versteht es wieder einmal, mich zu begeistern mit seiner Art des Erzählens und den Beschreibungen der Landschaft, die ich mit allen Sinnen genießen kann. Besonders gefreut hat mich, dass ich dem Hauptprotagonisten Jens Schneider wieder begegnet bin, den ich im letzten Jahr durch „Ein Sommer in Cassis“ kennengelernt habe.
Nachdem ich die Widmung „Für Egon“ gelesen hatte, habe ich mich gefragt: Wer ist das? Schon bald war klar: Egon ist ein Freund aus der Kindheit, der mittlerweile in Trinidad lebt und jetzt Jens‘ Hilfe braucht. Tatsächlich reist Jens nach Trinidad und damit beginnt für ihn ein neues Abenteuer. Denn in der karibischen Inselwelt trifft er nicht nur auf traumhafte Strände und den Regenwald mit der Vielfalt der Natur, sondern auch auf ein Land mit Korruption, mit Drogenschmuggel und vielerlei Gefahren.
Ich war gespannt darauf zu erfahren, wie weit Jens gehen wird, was ihm die Freundschaft zu Egon wert sein mag und was er dafür zu tun bereit ist. Dadurch, dass Egon sehr schweigsam ist und nur nach und nach damit herausrückt, was ihn bedrückt und wobei er Hilfe braucht, bin ich von Beginn an gefesselt von der Geschichte.
Das farbenfrohe Bild eines Tukans auf dem Cover, gemalt vom Autor unter dem Namen PITTO, lässt die ganze Schönheit Trinidads auf den ersten Blick erkennen.
Besonders überrascht hat mich der Anteil, der sich mit der Bedeutung des Namens Trinidad und damit auch mit der Religion befasst. Auch Jens wandelt sich. Wie sich jeder Mensch im Laufe des Lebens entwickelt und wie lernfähig er ist, lässt sich an dem besonderen, im Grunde recht einfachen Schreibstil sehr gut erkennen.
Mit einem Buch in der Hand an einem Lieblingsplatz sitzen und sich in ein fernes Land hineinträumen und die Schönheiten aufnehmen – das ist mir hiermit gelungen und darum empfehle ich das Buch sehr gern weiter.

Bewertung vom 17.03.2022
Abgegeben
Steenken, Stefanie

Abgegeben


ausgezeichnet

„Abgegeben - Vom Innehalten, Suchen und Finden“ ist bereits der dritte Gedichtband von Stefanie Steenken.
Für mich ist dieses Buch die erste Begegnung mit der Autorin, die mich damit sofort mitten ins Herz getroffen hat. Als ich vor etwa einem Monat begonnen habe, mich mit den Texten zu beschäftigen, war das Thema Suchen und Finden für mich ganz aktuell. So fiel es mir nicht schwer, viele Gemeinsamkeiten in den Versen zu entdecken
Das Buch ist mit seinen Texten und den wunderschönen Bildern von Heike Niderehe ein echter Genuss. Manchmal entdecke ich mich selbst in den Zeilen, oftmals aber auch das, was mir wichtig ist. Dann freue ich mich, dass es mit Stefanie Steenken jemanden gibt, die all das in eine wunderschöne Form gebracht hat, was mir gut tut.
Immer wieder nehme ich das kleine Büchlein gern zur Hand. Dabei habe ich festgestellt, dass die Verse nicht nur zu den schönen Momenten im Leben passen. So habe ich zum Beispiel vor dem Hintergrund des Geschehens in der Ukraine viele Texte gefunden, die Vertrauen und Hoffnung schenken, zum Nachdenken anregen und vor allem Geist und Seele gut tun.
Von Herzen gern empfehle ich dieses Buch allen, die selbst beschäftigt sind mit dem Suchen und Finden, aber auch denjenigen, die bereit sind, sich durch besonders herzbewegende Worte und Gedanken aufbauen zu lassen.

Bewertung vom 17.02.2022
Das Vorkommnis / Biographie einer Frau Bd.1
Schoch, Julia

Das Vorkommnis / Biographie einer Frau Bd.1


ausgezeichnet

Blickpunkte.
Eine flüchtige Begegnung zweier Frauen. „Wir haben übrigens denselben Vater.“
Eine flüchtige Begegnung?
Julia Schoch hat diese flüchtige Begegnung und die fünf Worte der einen Frau zum Anlass genommen für ihren Roman „Das Vorkommnis“ - die Biographie einer Frau, in dem die die angesprochene Frau zur Ich-Erzählerin wird.
In mehr als 70 kurzen Kapiteln werden Gedanken, Erinnerungen, Begebenheiten, Gesprochenes und Unausgesprochenes zu kleinen episodenhaften Geschichten. Dabei haben mir die folgenden beiden Sätze geholfen, den Roman zu begreifen:
„Ich schreibe nicht über sie, ich schreibe nicht einmal über mich. Ich erzähle nur davon, was ihr plötzliches Auftauchen … bewirkt hat…“
Ich bin fasziniert von dem ungewöhnlichen Schreibstil und davon, was eine flüchtige Begegnung bewirken kann. Es ist, als hätte ich ein Kaleidoskop in der Hand, das bei jedem kleinen Dreh etwas anderes zeigt, zufällige Bilder. So sehe ich dieses Buch. Ich erkenne keine bestimmte Reihenfolge, keinen Plan. Die Frau erzählt einfach das, woran sie gerade denkt oder was sie tut. Gekonnt und virtuos.
Einer von vielen Sätzen, die mich bewegt haben und über die es sich nachzudenken lohnt: „Es ist leicht, ein Urteil zu fällen, wenn man weit weg von den Stunden der Verzweiflung ist.“
Obwohl ich das Buch mit Begeisterung gelesen habe, gibt es zwei Szenen, mit denen ich mich nicht anfreunden mag. Zum einen ist es die, die meinem tierlieben Herzen einen Stich gibt: Da rückt jemand einem Insekt mit einem Schuh und einer Flasche Haarspray(!) zu Leibe Zum anderen finde ich es befremdlich, dass die Erzählerin von ihren Kindern als „das ältere Kind“ und „das jüngere Kind“ spricht. Obwohl ich spüren kann, dass sie ihre Kinder liebt, verstehe ich nicht, was sie damit ausdrücken will.
Gern gebe ich meine Empfehlung für eine flüchtige Begegnung.

Bewertung vom 17.02.2022
Sternstunde / Waldfriede-Saga Bd.1
Bomann, Corina

Sternstunde / Waldfriede-Saga Bd.1


ausgezeichnet

„Sternstunde“ ist das erste von vier Büchern aus der Reihe „Die Schwestern vom Waldfriede“ von Corina Bomann. Hier geht es um die junge Krankenschwester Hanna, die nach dem Ende des Ersten Weltkrieges mit dem Verlust ihres Verlobten nicht fertig wird. Sie ist froh, als sie noch vor der Eröffnung eine Anstellung im Haus Waldfriede bekommt, auch wenn das viel Arbeit bedeutet, Arbeit, die erstmal nichts mit ihrem Beruf zu tun hat. Auch, wenn es kaum Lebensmittel und nur ab und zu warmes Wasser gibt, gefällt es Hanna im Waldfriede. Sicher hat das auch mit ihrem Chef, dem Leiter der Klinik, zu tun, mit dem sie sich von Beginn an sehr gut versteht.

Corina Bomann hat mit Hanna zwar keine neue Figur geschaffen, denn es hat auch im Waldfriede eine Schwester namens Hanna gegeben, aber die Autorin hat mit wenigen vorliegenden Informationen und ihrer eigenen Fantasie eine wunderbare Geschichte geschrieben, die sich so tatsächlich zugetragen haben könnte.

Mich hat die Geschichte von Beginn an gefesselt. Es gab immer wieder Hürden beim Aufbau des Hauses, Intrigen wurden geschmiedet. Doch auch persönlich musste Hanna so manche Gemeinheiten und Schicksalsschläge überstehen.

Es wird auf keinen Fall langatmig, so meine Empfindung. Mir gefällt der leichte Schreibstil, der das Lesen nie langweilig werden lässt, sondern mir viele unterhaltsame Lesestunden schenkt.

Auch wenn ich gern und häufig historische Romane lese, die viele geschichtliche Daten und Informationen enthalten, so fand ich es sehr angenehm, dass Corina Bomann in ihrem Buch darauf verzichtet und ihr Hauptaugenmerk auf das Haus und die Menschen rund um das Haus Waldfriede sowie auf Hannas Familie gesetzt hat.

Sehr gern empfehle ich das Buch weiter, das auch einen kleinen Einblick in die Religion der Adventisten gibt.

Bewertung vom 13.02.2022
Milch Blut Hitze
Moniz, Dantiel W.

Milch Blut Hitze


ausgezeichnet

„Milch Blut Hitze“ – Das ist der Buchtitel, aber gleichzeitig auch die Überschrift der ersten von insgesamt elf Geschichten, die Dantiel W. Moniz erzählt. Es sind dies „intime Porträts von Menschen aus den unteren Gesellschaftsschichten Floridas“.
Dabei geht es um ganz persönliche Geschichten, die zu tun haben mit Schamgefühlen, Problemen unter Geschwistern, Schwächen, Versagensängsten, Missbrauch, Lügen und Grausamkeiten.
Begegnen können uns Menschen mit solchen Geschichten überall, beschreiben wie hier kann sie wahrscheinlich niemand so wie Dantiel W. Moniz. Gebannt habe ich ihre Geschichten gelesen, die mich mitgenommen haben in fantastische Welten, dunkle Ecken, in die Einsamkeit und Verzweiflung der Hoffnungslosigkeit.
Mich hat das Buch sehr berührt, doch obwohl es inhaltlich voller Schrecken ist, ist es dennoch wunderschön geschrieben und voller Emotionen.
Wenn ich manchmal denke, mir geht es schlecht, dann muss ich nur eine der Geschichten von Dantiel W. Moniz lesen, um zu spüren und zu erkennen, wie gut es mir geht.
Meine volle Empfehlung für dieses Buch!

Bewertung vom 13.02.2022
Fastenaktion 2022: Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand - Fastenlesebuch

Fastenaktion 2022: Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand - Fastenlesebuch


ausgezeichnet

Die Fastenaktion der Evangelischen Kirche „7 Wochen ohne“ gibt es seit fast vier Jahrzehnten. Schon viele Jahre nehme ich gern daran teil. In diesem Jahr steht die Aktion unter dem Motto: „Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand“. Das gleichnamige Buch von Susanne Breit-Keßler (Hrsg.) aus der edition chrismon wird mein guter Begleiter in der Passionszeit.

Es ist in sieben Abschnitte eingeteilt. Unter den Überschriften

Mein Ziel
Loslegen
Dranbleiben
Freuen
Koten lösen!
Stille
Neu vertrauen

bietet es Ideen und Vorschläge für die Fastenzeit. So gibt es kurze Texte und Geschichten verschiedener Autoren zum Lesen, Schmunzeln, Nachdenken. Für mich besonders interessant ist „Die Zielsetzung mit Hilfe der SMART-Ziele“. Oder zum Nachdenken Fragen wie diese: „Was ist in meinem Leben zu kurz gekommen und will mehr gelebt werden?“

Selbstverständlich nutze ich dieses Buch nicht nur in der Passionszeit. So hat mir sehr gut die Geschichte „#Herzraum“ gefallen. Vor allem der Satz: „Maria hält sich fest an ihrem Gott im Arm und der kleine Gott an ihr…“ Was für ein bewegendes Bild! Oder:

„Still war sie nicht, die Stille Nacht.“ Die Geschichte „Engelworte“ von Stefanie Schardien passt nicht nur gut in die Fastenzeit, sondern ich hoffe, dass ich in der nächsten Advents- und Weihnachtszeit an sie denke. Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte – wunderschön.

Ich hoffe, aus meiner Buchbeschreibung ist die Begeisterung zu spüren, die mich ergriffen hat. Aus vollem Herzen gebe ich meine Empfehlung für diesen tollen Begleiter!

Bewertung vom 05.02.2022
Ende in Sicht
von Rönne, Ronja

Ende in Sicht


ausgezeichnet

Voll erwischt!
Ein „Ende in Sicht“ sollte es sein für die 15-jährige Juli und die 69-jährige Hella. Davon erzählt die gleichnamige Geschichte von Ronja von Rönne. Das Hörbuch spricht die Autorin selbst.
Unabhängig voneinander machen sich die beiden Frauen auf den Weg, um ihrem Leben ein Ende zu setzen – Hella fährt mit ihrem alten Passat in Richtung Schweiz und Juli will sich von einer Brücke stürzen. Durch einen unglücklichen Zufall treffen sie sich und – eigentlich ohne es zu wollen – nimmt Hella Juli mit. Scheinbar ziellos fahren sie durch Deutschland, erleben einiges, ohne dass die eine die Pläne der anderen kennt oder erkennt.
Was ich genau erwartet habe von dem Buch, kann ich im Nachhinein gar nicht mehr sagen. Auf jeden Fall bin ich wohl davon ausgegangen, dass beide ziemlich schnell auf ihr „gemeinsames Ziel“ zu sprechen kommen. Falsch gedacht!
Ronja von Rönne mit ihrer Stimme und der Art des Erzählens hat mich zunächst vor eine große Herausforderung gestellt. Schon nach wenigen Minuten dachte ich, dass es mir unmöglich wäre, noch viel länger zuzuhören. Aber dann…
… hat es mich voll erwischt! Als wäre ein Schalter umgelegt worden, habe ich mich auf Hella und Juli einlassen können. Ihre Gedanken und Absichten sind zu meinen geworden. Ich konnte vieles nachvollziehen, habe mit Juli gefühlt, die sich so wenig geliebt glaubte, aber auch mit Hella, die immer wieder ihre Vergangenheit gelebt hat. Und mir hat die besondere Art der Komik gefallen, die sich durch die ganze Geschichte zieht. Es mag sein, dass andere Zuhörer*innen das alles ganz anders empfinden. Ich kann es für mich nicht besser erklären.
Jedenfalls möchte ich mir nach den anfänglichen Schwierigkeiten sehr gern mehr von Ronja von Rönne erzählen lassen, und ich empfehle dieses Hörbuch als eines, das mich irgendwie sprachlos, aber vollkommen zufrieden zurücklässt.

Bewertung vom 05.02.2022
Feuer im Alten Land
Paulsen, Hanna

Feuer im Alten Land


ausgezeichnet

Gesa Jansen und Björn Dalmann sind als Polizeireporter unterwegs, nicht nur, um über das „Feuer im Alten Land“ in der Hamburger Abendpost zu berichten, sondern auch, um dem Feuerteufel auf die Schliche zu kommen.
Das Alte Land ist ein wunderschöner Teil in Norddeutschland. Das Bild auf dem Cover würde gleich wieder meine Sehnsucht wecken, wenn da nicht das Feuer und die dicken Rauchwolken zu sehen wären.
Seit einiger Zeit werden immer wieder kleine Feuer gelegt, doch diesmal ist Gesa persönlich betroffen, denn das Hotel ihres Bruders Gunnar steht in Flammen. Gunnar mit Frau und Kind und seine Eltern, die alle im Hotel gewohnt haben, sind plötzlich obdachlos. Doch damit nicht genug: Gunnar gerät bald in Verdacht, der Feuerteufel zu sein. Dabei ist er doch selber ein aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr!
Für Gesa beginnt eine schwere Zeit. Für sie ist es selbstverständlich, ihre Familie in ihrem kleinen Zuhause aufzunehmen. Dann beginnt sie mit ihren Ermittlungen, denn sie will unbedingt die Unschuld ihres Bruders beweisen. Ob es ihr gelingt oder ob sie sich in etwas hineinsteigert, das bleibt über lange Zeit ungewiss. Es werden nicht nur weitere Brände gelegt, sondern es gibt auch eine Person, die durch ein Feuer ums Leben kommt.
Mir gefällt der leichte und lockere, aber dennoch fesselnde Schreibstil von Hanna Paulsen richtig gut. Und mit Gesa und Björn finde ich zwei wenn auch sehr unterschiedliche, so doch sympathische Protagonisten, die vielleicht nicht immer einer Meinung sind, sich aber gut ergänzen und sich auf jeden Fall aufeinander verlassen können.
„Feuer im Alten Land“ ist bereits der zweite Band, in dem Gesa und Björn gemeinsam unterwegs sind. Doch auch ohne das vorherige Buch zu kennen, war alles gut verständlich. Trotzdem – gerade weil mir dieses Buch so gefallen hat – werde ich auch das erste Buch noch lesen. Sehr gern empfehle ich das Buch allen, die leichte und dennoch spannende und fesselnde Unterhaltung mögen.

Bewertung vom 02.02.2022
Der fürsorgliche Mr Cave
Haig, Matt

Der fürsorgliche Mr Cave


ausgezeichnet

Mit Fürsorge für Sorge sorgen
Was kann man nur tun, wenn man nicht weiß, wie man seine Trauer bewältigen kann?
„Der fürsorgliche Mr Cave“ von Matt Haig sieht nur eine Chance, nachdem er seine Liebsten an den Tod verloren hatte. Zuletzt ist es sein Sohn Reuben, der auf tragische Weise ums Leben kommt. Danach bleibt ihm nur seine Tochter Byrony. Aus Angst, auch sie noch zu verlieren, will er sie vor allen Gefahren beschützen.
Byrony ist 15 und ganz und gar nicht damit einverstanden, von ihrem Vater quasi auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden. Diesen Eindruck hat sie zumindest.
Das Cover ist unglaublich gut gelungen. Es zeigt auf der einen Seite, wie „gefangen“ sich Byrony fühlt, und auf der anderen Seite den ausgestreckten Arm ihres Vaters, der den Käfig hält. Die Tür ist offen, doch Mr Cave bleibt immer in der Nähe.
Es ist eine aufwühlende, eine finstere Geschichte, die Matt Haig erzählt. Dennoch hat sie mich gepackt und hineingezogen in das Leben von Mr Cave und Byrony. Meine Sympathien haben sie beide und auch mein Verständnis. Trotzdem möchte ich vor allem Mr Cave manchmal bei den Schultern packen und durchschütteln, damit er aufwacht und sieht, was er mit seiner übergroßen Fürsorge eigentlich anrichtet und wie sehr seine Tochter darunter leidet, die doch in einem Alter ist, in dem sie ihre Freiheit genießen möchte. Aber mit dem Durchschütteln würde ich wohl kaum etwas erreichen, denn in gewisser Weise ist er ebenso in seinem Tun gefangen wie Byrony.
Es ist gewaltig, welche Dramatik und welches Gespür für die Psyche des Menschen in dieser Geschichte stecken und mit welcher Glaubwürdigkeit Matt Haig die Gefühle zu transportieren in der Lage ist.
Meine volle Leseempfehlung für die tragische, emotionsgeladene Geschichte.

Bewertung vom 31.01.2022
Die Brücke der Ewigkeit / Die Baumeister Bd.1
Hector, Wolf

Die Brücke der Ewigkeit / Die Baumeister Bd.1


ausgezeichnet

Brückenbaukunst im Prag des 14. Jahrhunderts

„Die Brücke der Ewigkeit“ von Wolf Hector ist erschienen im Verlag Ullstein.
Die Unterzeile „Historischer Prag-Roman“ und dazu das Bild auf dem Cover, das die alte Stadt mit der Brücke zeigt, haben mich neugierig gemacht auf das Buch.
In der Buchbeschreibung ist von dem halbwüchsigen Otlin die Rede, der in einer Gewitternacht miterleben musste, wie die Judithbrücke zerstört und seine Mutter in die Fluten gerissen wurde. Damals hat Otlin geschworen, er würde eine Brücke der Ewigkeit bauen… So geschehen im Jahr 1342 in Prag.
Gleich zu Beginn im Register der historischen und fiktiven Personen begegnet mir als erster Name Jan Otlin, Steinmetz und Baumeister. Er ist eine der historischen Figuren und in der Geschichte der Hauptprotagonist, der von Anfang an meine Sympathien besitzt.
Große Spannung gibt es nicht nur auf der Brückenbaustelle, sondern sie zieht sich durch die ganze Geschichte, die Wolf Hector in einer gelungenen Mischung aus fiktiven und historischen Elementen gezaubert hat. Neben Jan Otlin ist es die junge Maria-Magdalena, die mich damit beeindruckt hat, wie sie sich für ihre Familie einsetzt und sich dafür häufig in große Gefahr begibt.
Neben vielen Verstrickungen und Verwicklungen, Neid, Hass und Gewalt finden auch Nächstenliebe und Sinn für Gerechtigkeit Platz. Und natürlich gibt es interessante Informationen über die Baukunst, hier speziell die des Brückenbauens.
Was ich noch für erwähnenswert erachte, weil es eher ungewöhnlich, aber sehr gelungen ist: „Die Brücke der Ewigkeit“ ist eingeteilt in vier Bücher, deren jeweils erstes Kapitel „Am Ende“ beginnt – im Jahr 1367. Von dort aus lässt uns Wolf Hector zurückschauen, gibt damit immer ein wenig mehr preis und damit Antworten auf viele Fragen, von denen manche schon am Anfang, viele aber auch im Verlauf des Geschehens entstehen.
Mich hat der Roman sehr gut unterhalten und ich gebe gern meine Empfehlung dafür.