Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
yesterday

Bewertungen

Insgesamt 181 Bewertungen
Bewertung vom 17.02.2016
Die Zelle
Winner, Jonas

Die Zelle


sehr gut

Jonas Winner lehrt hier einen ungewöhnlichen Hauptdarsteller das Fürchten: Sammy ist elf Jahre alt und was er in seinen Sommerferien im neuen Haus der Familie, die gerade nach der Berlin umzieht, erlebt, wünscht man nicht einmal einem Erwachsenen.
Sammy (Sam) erzählt die Geschichte selbst, als eine Art Rückblick. Man lernt ihn als über-30-Jährigen kennen, der schon beängstigende Andeutungen macht über die Ereignisse in seiner Kindheit. Er schreibt sie nieder, um sie besser verarbeiten zu können.
In das neue Haus ziehen Sammys Eltern, sein älterer Bruder Linus und das Kindermädchen Hannah. Schon bald stellt sich heraus, dass etwas an der familiären Idylle nicht stimmen kann. Unter dem Garten gibt es ein Bunkersystem, das auch teilweise die Gärten der angrenzenden Grundstücke unterzieht. In Berlin nichts Ungewöhnliches. Allerdings sind in den anderen solchen Anlagen keine Mädchen eingesperrt…
Mit dieser Entdeckung wird Sammys Leben auf den Kopf gestellt und er beginnt, alles zu hinterfragen, was er bisher über seine Familie zu wissen glaubt. Seine Mutter arbeitet ganztags, als Komponist arbeitet sein Vater von zuhause aus. Er wäre kräftig genug.
Gekonnt treibt der Autor den armen Jungen immer tiefer in Zweifel und Albträume. Er will sichergehen, niemanden umsonst anzuklagen, doch bald quält ihn sein schlechtes Gewissen zu sehr. Seiner Anklage folgen Besuche der Polizei, des Jugendamtes. Nichts wird gefunden und der Junge für psychisch labil erklärt. Sammy ist sich nicht mehr sicher. All die Dinge, die geschehen, die er sieht – passieren sie wirklich? Warum kann er mit niemandem reden. Immer weiter zieht er sich zurück und natürlich bleibt es nicht bei einem Verbrechen…
Am Ende kehrt die Erzählung wieder zum erwachsenen Sammy zurück, womit sich vieles klärt, aber auch neue Fragen auftauchen. Jonas Winner spinnt eine tief verstrickte Geschichte um einen verzweifelten Jungen, der innerlich zu zerspringen droht. Er schafft eine spezielle, eigene Spannung, die auch das Gehirn des Lesers rastlos zurücklässt. Man meint, Sammys Unruhe beinahe selbst spüren zu können.
Kritisieren kann man hier am ehesten das, was diesen Thriller gleichzeitig von anderen abhebt: Aufgrund der Verschmelzung von Fiktion und Wirklichkeit, von Realität und Einbildung, bleiben am Ende Teile der Handlung offen und der Leser kann für sich selbst entscheiden, ob dies oder jenes passiert ist und wer es denn getan hat. Wem das nichts ausmacht und wer gerne seine Fantasie spielen lässt, dem kann man diesen Thriller getrost ans Herz legen.

Bewertung vom 15.02.2016
Sturm über dem Meer
Wilken, Constanze

Sturm über dem Meer


ausgezeichnet

„Roman“ steht auf diesem tollen Buch und das ist einerseits gut gewählt, aber andererseits verschweigt es ein bisschen, wie gut und packend der Inhalt ist. Im Detail: In den erzählerischen Part, in dem der Leser viel über Wales, seine Geschichte, seine Bewohner und wahre sowie fiktionale Vergangenheit erfährt, fließen sehr stimmig noch eine Krimigeschichte (die sich fast zum Thriller auswächst) und eine Lovestory mit ein.
Im Wesentlichen wechseln sich dabei zwei Handlungsstränge ab: Der von Sam Goodwin, die in der Gegenwart als Archäologin bedeutsame Funde an der walisischen Küste beim kleinen Ort Borth untersucht und der, in dem der Leser gut 60 Jahre in die Vergangenheit dieses Ortes reist und dabei Sams Großmutter Gwen als junge Frau und all ihre Bekannten, Freunde und ihren Mann kennenlernt.
Diesen Mann, Arthur, Sams Großvater, gibt es nur in diesen Abschnitten, ist er doch sechs Jahre nach der Hochzeit gestorben. Für Gwen und ihre drei Kinder zumindest, auch wenn die Umstände nie geklärt wurden und seine Leiche nie – im wahrsten Sinn des Wortes – auftauchte. Als Fischer, der er war, wurde angenommen, er sei auf stürmischer See ertrunken.

Behutsam enthüllt die Autorin durch Sams Arbeit und ihre Umtriebigkeit im Ort, was damals geschah und lässt Sam, die durch ihr plötzliches Auftauchen vieles im Ort durcheinanderbringt (so auch den kauzigen, aber sehr sympathischen Werftbesitzer Luke), in der Gegenwart langsam die Ereignisse von damals entrollen und die Puzzleteile der finsteren Geschichte, die Borth birgt, zusammensetzen. Wie im wahren Leben sind aber nicht alle damit glücklich und es kommt zu einigen Zwischenfällen.
So vielfältig die Leute eines Dorfes auch sein können, Constanze Wilken hat es geschafft, nahezu alle Facetten an Zwischenmenschlichem und unterschiedlichen Persönlichkeiten in die wenigen Bewohner von Borth und Umgebung zu legen, die es gibt. Nicht nur die Charaktere sind in sich stimmig (wenn man auch nicht alle ihre Überzeugungen teilen muss), auch die Landschaftsbeschreibungen und die geschichtlichen Exkurse zeugen davon, dass sich die Autorin einerseits in Wales selbst gut auskennt und auch vor umfangreicher Recherche nicht zurückschreckt.
Der Schreibstil ist locker und leicht, passt zu dem Erzählten und die Wechsel der Handlungsstränge bieten genug Kurzweil und Spannung, um das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu wollen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.02.2016
Wald der Toten (eBook, ePUB)
Marley, Robert C.

Wald der Toten (eBook, ePUB)


sehr gut

Dass, wie man vor dem eigentlichen Beginn der Geschichte erfährt, sie teilweise auf einer wahren Begebenheit basiert, lässt einen als Leser mit gemischten Gefühlen beginnen. Gewalt in gänzlich fiktiven Büchern zu lesen, ist zwar oft erschreckend, aber immer wieder tröstet der Gedanke, dass ja alles bloß erfunden sei. Hier kann man sich nie sicher sein, was Erfindung und was doch Wahrheit dabei ist. Das bringt eine ganz eigene Spannung und Dynamik in den Thriller hinein.
Zu Beginn ist vom Entführer nur als „er“ die Rede, ungefähr zur Mitte des Buches wird dann auch sein Name erwähnt. Zuerst wunderte mich das, aber da er dann bald eine Handlung begeht, die ihn ohnehin entlarven könnte, ist das wohl so geplant. Er kommt, wie in den meisten solcher Entführungsfälle, aus dem Umfeld des Opfers
Auch wenn man spätestens dann den Täter kennt, bleibt das Buch spannend, denn man möchte einerseits, dass Fran entkommt und will andererseits ja wissen, wie die Polizei den Täter denn dann doch schnappt.
„Wald der Toten“ ist als Geschichte gut aufgebaut, auch der Schreibstil passt zu so einem Thriller, der ja spannend, aber unblutig ist. Die Personen sind greifbar und handeln logisch. Ich hätte mir mehr und längere Zwiegespräche zwischen Fran und ihrem Entführer gewünscht, um einen besseren Einblick in dessen Seele zu bekommen, er bleibt leider etwas flach.
Auch wurden ein paar interessant Nebenhandlungen angesprochen, die aber leider nicht weiter verfolgt wurde und doch sehr interessant hätten sein können: Miriams Schwester und das Haus kommen eher zu Beginn stärker vor, dann gar nicht mehr; es wird bekannt, dass die Familie von Fran einen Privatdetektiv anheuert, aber dann wird nichts mehr darüber erwähnt. Da wäre noch Potential gewesen, die Geschichte auszubauen und viel eigene Phantasie spielen zu lassen. Was mich sehr stutzig machte: ein Mal ruft Fran ihren Bruder Frank an, wovon die Polizei aber anscheinend nie etwas erfährt – und auch der Rest der Familie nicht, soweit ich das erkennen konnte. Hier tat sich ein neuer Handlungsstrang auf, wurde aber dann schon wieder fallengelassen, sehr schade.
Von Fehlern, die Rechtschreibung betreffend, ist dieses E-Book grundsätzlich eher verschont geblieben, jedoch gibt es zwei Namen, die in zwei Schreibweisen vorkommen: Marcus/Markus und Breckenridge/Breckinridge. Schade, dass dies nicht vorher aufgefallen ist.
Grundsätzlich gefällt es mir gut, wenn es Zeitangaben bei den Kapiteln geht, hier ist allerdings auch einmal ein Fehler passiert.
Das Cover passt gut zur Atmosphäre der Geschichte, auch der Titel wird im Verlauf der Handlung näher erklärt.

Bewertung vom 14.01.2016
Kalt wie Nordlicht
Stäber, Bernhard

Kalt wie Nordlicht


ausgezeichnet

In einem alten Haus im rauen Norden Norwegens werden Polizistin Kari und Psychologe Arne, durch ein Sturmtief abgeschnitten von jeglicher Unterstützung, unfreiwillig zu Hauptermittlern in einem brutalen Mordfall. Sie sind nicht alleine: sieben weiter Personen sind mit ihnen eingesperrt, im Haus, das Akka, einer alten Sami-Frau gehörte, anlässlich deren Todes sie nun alle beisammen sitzen.
Vor der malerischen wie gefährlichen Winterkulisse Norwegens, die der selbst in Norwegen lebende deutsche Autor so treffend und eindringlich beschreibt, wachsen die Beteiligten an der Situation über sich hinaus und sollen nebenher noch ihre eigenen Probleme lösen.
Kari und Arne leiden noch deutlich an Nachwirkungen ihres traumatisierenden, ersten gemeinsamen Falles („Arne Eriksen ermittelt“). Arne unter Panikattacken und Albträumen, Kari ertränkt die Erinnerung in Alkohol und entwickelt sich unter der Last der Verantwortung dieses Falles zur leicht aufbrausenden, impulsiven 24-Stunden-Polizistin.
Der Prolog entführt den Leser in das Jahr 1993 und auch hier wird jemand nicht mehr lange zu leben haben. Doch erst im Lauf der aktuellen Geschichte offenbar sich, welch düsteren Zusammenhang die Ereignisse von damals mit heute haben und welche Gefahr davon ausgeht. Die durchaus packende, reale Handlung wird vorsichtig mit mystischen Elementen versetzt, die einfach zum Schauplatz passen. Nordnorwegen im eisigen Winter, wo die Sami ihre Heimat haben, von der sie großteils vertrieben wurden und wo es fast so viele Glaubensarten und -praktiken gibt, wie es (Baum-)Stämme gibt. Rational ist vieles nicht erklärbar, aber lässt man sich ganz auf die Beschreibungen ein, kann man schon eher verstehen, was die Menschen hoch oben am Polarkreis, unter dem Nordlicht, das das Firmament, zu ihren Anschauungen gebracht hat.
Dieser mystischen Aura, die das Buch an manchen Stellen ausstrahlt, stehen dann auch wieder sehr banale, zutiefst menschlich berührende Szenen gegenüber. Als alle noch gesund und munter sind und die Trauergemeinschaft in Akkas Zelt am Feuer sitzt und Erinnerungen an die alte Frau untereinander teilt, sitzt man als Leser mittendrin und kann sich nicht vorstellen, dass diese Idylle so jäh unterbrochen wird.
Geht denn trotzdem alles gut aus? Ja und Nein. Nur eines ist sicher, der letzte Wunsch der Sami-Frau wird erfüllt und ihre Asche schwimmt wohl noch heute mit den Meereswellen der Polarregion.

Bewertung vom 18.12.2015
Mistelzweigtanz (eBook, ePUB)
Volk, Katharina E.

Mistelzweigtanz (eBook, ePUB)


gut

"Mistelzweigtanz" ist eine perfekt auf die Jahreszeit abgestimmte, kurze Geschichte mit einer Mischung aus Drama, Herzschmerz, Familienroman und Lovestory. Das Leben in der Kleinstadt wirkt sehr authentisch beschrieben, bei den jeweiligen Gefühlen hätte man noch mehr in die Tiefe gehen können, aber vielleicht war das auch Absicht, um die Geschichte nicht zu schnulzig werden zu lassen. So, wie es ist, wirkt die Tatsache, dass Nina sich so schnell wieder mit einem Mann einlässt (wo sie ihrer Tante noch das Gegenteil erzählt), ein bisschen unwahrscheinlich. Dass es schnell gehen muss, liegt vielleicht auch daran, dass der ganze Roman ja eher kurz gehalten ist. Mehr Länge hätte man zzum Beispiel durch Einfügen der Rezepte, die ihre Tante kocht, erhalten. Da ohnehin immer wieder erwähnt wird, wie sie essen und was sie essen, wäre noch ein bisschen mehr kulinarischer Touch nicht negativ aufgefallen. Am Schluss war es mir auch ein wenig zu schnell zu Ende. Was macht sie denn nach dem Kuss? Tanzen sie noch? Was ist dann mit Friedrich und Elvira? Irgendwie ist das Ende doch auch erst ein Beginn - was ja nach einer Folgegeschichte schreit und vielleicht deshalb so beabsichtigt war.
Warum der Titel so gewählt wurde, wird auch erst gegen Ende klar. Irgendwie hatte ich schon früher darüber gegrübelt, fand aber keinen Hinweis. Das Cover ist gut gewählt, gibt einen HInweis auf die Lovestory und unterstreicht die Jahreszeit. Mir gefällt, dass es einfach niedlich gehalten ist. Liebesromane müssen ja nicht immer mit kitschigem Blumencover daherkommen!

Bewertung vom 09.12.2015
Wer Wind sät / Oliver von Bodenstein Bd.5
Neuhaus, Nele

Wer Wind sät / Oliver von Bodenstein Bd.5


ausgezeichnet

Die Geschichte ist sehr spannend, man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen, ein typisches Neuhaus-Buch also. Zu Beginn ist es ein bisschen verwirrend, da zwei Personen mit ähnlichem Namen vorkommen: Inka und Nika. Dass Nika eigentlich Annika heißt, erfährt man viel später und leider wird der Name auch nicht ausgeschrieben. Zudem wird sie auch Anna genannt. Wahrscheinlich sollen die anderen Personen nicht wissen, dass Nika sich früher Anna genannt hat.
Davon abgesehen, ist die Handlung spannend und auch verzwickt. Wem soll man noch glauben? Man weiß nach einiger Zeit nicht mehr, war „gut“ und wer „böse“ ist. Unter anderem wird ein früheres Opfer später von der Polizei gesucht und verdächtigt.
Das Buch greift ein immer noch aktuelles Thema auf: ein Windkraftwerk soll gebaut werden, es gibt Gegner, die auf den Plan treten, Bestechung und ein falsches Gutachten spielen auch eine Rolle. Der Fall dreht sich um die Zufahrt zum möglichen Kraftwerk. Wie immer gibt es einen Grundstückbesitzer, der nicht verkaufen will. Dieser Bauer wird ermordet aufgefunden. Doch war es jemand vom Kraftwerk oder eines der Kinder, die sich um das Erbe streiten?
Die Geschichte hat auch persönliche Auswirkungen auf die Ermittler: Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein arbeiten wieder zusammen, doch da Bodenstein aus der Gegend des Dorfes stammt und sein Vater den Toten findet, wird er beurlaubt und Pia muss den Fall alleine lösen.
Abgesehen von dem Mord an dem Bauern, wird in Rückblenden von zwei ungelösten Morden erzählt, die vor ungefähr einem halben Jahr passiert sind. Annika soll damals diese begangen haben und versteckt sich nun im Dorf. Das Buch erklärt aber nicht eindeutig, ob die alten Fälle im Zuge der aktuellen Ermittlung nun geklärt wurden oder nicht.
Die beschriebenen Orte sind gut vorstellbar, die handelnden Charaktere sind stimmig und gut verständlich in ihren Handlungen.
Das Cover passt sehr gut, der Rabe spielt in der Geschichte ebenfalls eine Rolle und wird sogar ein Mordopfer. Der Titel ist Teil einer Redewendung und gut gewählt, da das mögliche Windkraftwerk ja erst der Auslöser für die Geschehnisse ist.

Bewertung vom 07.12.2015
Eismädchen / Alice Quentin Bd.3
Rhodes, Kate

Eismädchen / Alice Quentin Bd.3


gut

Die Geschichte wird mit Schauplatzwechseln erzählt, was mir gut gefällt. Gut ist auch, dass die Wechsel nicht abwechselnd erfolgen, weil man dann bei Kapitelbeginn schon weiß, wo es spielen wird. Man erlebt, wie die einen (die Polizei) nicht dem näherkommen, was sie möchten (den Mörder und Entführer) und dafür ein entführtes Mädchen ihrem Kidnapper näherkommt und ihn zu verstehen beginnt, um zu überleben. Alles, auch das überraschende Ende, läuft unblutig und trotzdem spannend ab.
Der Spannungsaufbau ist gut gemacht. Man hofft bei jedem Schauplatzwechsel, dass das Mädchen weiterlebt und will wissen, wann die Polizei und die Psychologin Alice ihn entlarven. Dass sie dazu die Hilfe seines "Vorgängers" brauchen, ist perfide, weil es alles verzögert. So bleibt der Autorin genug Zeit, viele Personen auf der Bildfläche erscheinen zu lassen und diese auch gut zu beschreiben. Für Alice gibt viele verdächtige Kollegen, sowohl im Krankenhaus als auch bei der Polizei, mit denen sie sich auch intensiv auseinandersetzt. In ihrem Beruf nicht einmal so sehr, wie in ihrer Freizeit, wenn sie mit diesen Leuten in der Bar oder auf dem Zimmer etwas trinkt, Partys feiert oder im Bett landet. Alles ist soweit stimmig, doch leider drängt sich eine Sache zu sehr in den Vordergrund: Alice merkt, dass sie für Kommissar Don Burns Gefühle hegt, glaubt aber einem Gerücht, nach welchem dieser eine Beziehung mit seiner Kollegin hat. Daher macht sie sich das ganze Buch über Gedanken um ihn und diese Kollegin und interpretiert in verschiedene Szenen zu viel hinein. Sie agiert grundsätzlich wie jede normale Frau, aber ein bisschen weniger Buchstaben dafür aufzuwenden, hätte auch genügt.
Deswegen und wegen ein paar anderen offenen Dingen, würde ich diesem Buch vier Sterne geben, es ist ein solider Krimi.
Leider haben sich zu Beginn und gegen Ende viele Fehler eingeschlichen, alles ist dabei: Tippfehler, falsche Buchstaben, fehlende Buchstaben, Fallfehler, Rechtschreibfehler, Grammatikfehler. Dafür kann die Autorin, die ja in englischer Sprache schreibt, nichts. Das kann man nur den Übersetzern beziehungsweise den wohl fehlenden Lektoren anlasten. Es gibt eben Fehler, die eine automatisierte Software nicht erkennt. Ein Beispiel: "Krähennest" statt "Krähenhorst", wie die beliebte Bar heißt. Schade drum, das drückt die Wertung auf 3 Sterne.

Das Cover finde ich sehr passend, die Farben gefallen mir auch sehr. Die eher abstrakte Gestaltung ist gut gewählt und passt zur schwierigen Entwicklung des Falls.

Bewertung vom 01.12.2015
Toter geht's nicht / Henning Bröhmann Bd.1
Faber, Dietrich

Toter geht's nicht / Henning Bröhmann Bd.1


gut

Am Schreibstil ist klar zu erkennen, dass der Autor Kabarettist ist. Der Humor ist packend und auch nicht aufgesetzt. Zu Beginn ist die Geschichte noch ein bisschen langatmig. Außerdem ist der Hauptkommissar (und Familie) sehr unsympathisch. Dann kommt aber der Humor durch und es kommt Schwung in die Sache. Dass es eine Krimigeschichte sein soll, ist hier für mich nebensächlich, was aber gar nichts macht. Bei dieser Art Buch freut man sich ohnehin auch über stimmungsvollen Lokalkolorit. Der Krimi wird dann trotzdem (oder zudem) noch spannend und die Charaktere werden greifbarer, besser ausgeführt und somit wird auch alles zusammen an diesem Buch stimmig.
Nach einiger Zeit hat man zwar eine Vermutung, wer denn der Täter sein könnte, das Motiv ist aber schwerer zu erraten, da lag ich daneben.
Eine spezielle Rolle spielt der Hauptermittler nicht nur aufgrund seines Jobs: Seine Frau ist in die Geschichte verstrickt und daher ist nicht einmal der Kommissar vor Korruption gefeit. Moralisch fragwürdig, menschlich verständlich.
Allgemein liest man dieses Buch sehr flüssig, der gute Humor hilft dabei und lässt den Leser ab und an laut auflachen. Die Geschichte spielt in Hessen, weshalb auch die ortstypische Sprache auch zur Geltung kommt. Die Ortsbezeichnungen und –beschreibungen existieren wirklich soweit man das als Nicht-Hesse im Internet recherchieren kann. Das Internet hat mir auch gezeigt, dass es den in der Geschichte erwähnten Musik-Star wirklich gibt! Auch sonst klingt die Geschichte plausibel, so wie die Menschen beschrieben sind, passt sie gut dorthin, wo Dietrich Faber sie hingesetzt hat.
Ein spezieller Punkt ist bei diesem tollen Buch das Cover, leider in negativer Hinsicht. Für mich hat das Bild keinen Bezug zur Geschichte. Von einem Fuchs ist nie die Rede, auch kein blutiger Mord im Inneren eines Hauses. Ich glaube, dieses Cover könnte viele potentielle Käufer abschrecken. Man muss schon den Klappentext lesen, um zu erkennen, dass es ein Regionalkrimi ist. Auch, dass der Autor Kabarettist ist, hat mich angesprochen. Meine Hoffnung auf eine spaßige Geschichte wurde nicht enttäuscht!
„Toter geht’s nicht“ ist der Beginn einer Serie um den Kommissar, die Geschichte macht Lust auf den zweiten Roman (Leseprobe im Anschluss).