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Benutzername: 
Blubie
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Schönau

Bewertungen

Insgesamt 179 Bewertungen
Bewertung vom 17.05.2022
Die Pfirsichblütenschwestern
Morel, Susanne

Die Pfirsichblütenschwestern


ausgezeichnet

Im Jahr 1932 macht der Selbstmord der Mutter die drei Geschwister Konstanze, Pauline und den kleinen Lorenz zu Waisen. Die drei werden getrennt und wachsen bei unterschiedlichen Familienmitgliedern auf, was die Lebenswege der Geschwister entscheidend prägen wird.
Susanne Morel erzählt mit wunderschöner Sprache die äusserst dramatische Geschichte der drei Geschwister Dannenberg vor der Kulisse des Zweiten Weltkrieges. Sie beschwört wunderschöne Bilder der Provence herauf, wohin es die jüngere Schwester verschlägt, wohingegen der kleine Bruder vom Onkel schwer misshandelt im Allgäu lebt und die älteste Schwester ein wohlbehütetes Leben in München bei Onkel und Tante führen kann.

Von der ersten Seite an wird man mitten in das Geschehen gepackt und kann das Buch kaum aus der Hand legen, teils weil die Schicksalsschläge so herzzereissend sind und natürlich weil man unbedingt wissen will, wie der Lebensweg der drei endet.

Susanne Morel ist ein Name den ich mir merken werde, ihre Bücher sind auf jeden Fall sehr lesenswert.

Bewertung vom 17.05.2022
Mehr als ein Leben
Moser, Milena

Mehr als ein Leben


ausgezeichnet

Was wäre gewesen, wenn?

Oft im Leben steht man vor einer Entscheidung und wenn man diese gefällt hat fragt man sich, ob eine andere Entscheidung vielleich das eigene Leben in eine völlig andere Richtung gelenkt hätte. Ob man ein anderer Mensch geworden wäre.
Genau diese Frage stellt Milena Moser in ihrem Buch und erzählt auf geniale Weise die Geschichte der Helen Bertschi, die als kleines Mädchen von der alkoholkranken Mutter vernachlässigt wird und vom egozentrischen Vater als Spielball benutzt. Ihr Vater möchte das Sorgerecht und schaltet das Jugendamt ein... und weiht die zehnjährige Helen in seine Pläne ein. Helen steht vor der Entscheidung, die Mutter vorzuwarnen oder nicht.
Abwechselnd lesen wir die beiden parallellen Lebenswege von Helen, die sie gelebt hätte wenn sie sich so oder so entschieden hätte. Beide Geschichten mitreissend und einfühlsam erzählt.
Der Schreibstil ist leicht aber eindrucksvoll, die Protagonisten beider Geschichten lebendig wie reale Menschen. Und zu keinem Zeitpunkt ist es verwirrend.
Ich mochte die Idee sehr und Milena Moser hat sich auf meiner Liste der Lieblingsautor:innen für immer verewigt.

Bewertung vom 17.05.2022
Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen / Die Carbonaro-Saga Bd.1
Giordano, Mario

Terra di Sicilia. Die Rückkehr des Patriarchen / Die Carbonaro-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Es gibt Bücher, die sind unterhaltsam, es gibt welche, die sind toll und dann gibt es Bücher, die sind wie Schatzkisten, die man öffnet und in denen man Neues, Nostalgisches und lang verloren geglaubtes entdeckt, wenn man stundenlang davor auf dem Boden hockt und völlig die Zeit vergisst.

So ein Buch ist "Terra di Sicilia" - eine Schatzkiste. Opulent wie "Das Geisterhaus" von Allende, originell wie "Forrest Gump" und schräg wie ein x-beliebiger John Irving. Auch wenn ich nicht gerne Bücher miteinander vergleiche... aber manchmal fehlen halt die passenden Worte.

Wir begleiten Barnaba Carbonaro durch die Zeit - als Kind und jungen Mann in Sizilien im ausgehenden 19 Jahrhundert, und als alten Mann und mehrfachen Großvater in München 1960. Beim Lesen entstehen Bilder vor dem geistigen Auge - schöne Bilder von Sizilien und den üppigen Früchten, aber auch schreckliche Bilder von Armut, Krankheiten, Gewalt und Tod. Nichts wird geschönt, nichts wird verklärt.

Mario Giordano hat eine großartige Familiengeschichte erschaffen, basierend auf seiner eigenen, gewürzt mit originellen Situationen und Begegnungen, versehen mit historischen Fakten. Er beschreibt Gerüche, Farben und Geschmack fast schon verboten sinnlich - ich habe selten ein Buch erlebt, das alle meine Sinne angesprochen hat. Er läßt Protagonisten entstehen, die man klar und deutlich sehen kann.

Stellenweise ist Giordano so poetisch, dass man sich in seine Worte legen möchte, dann wieder knappe informative Sätze, wenn es um historische Fakten geht. Und so schafft er auch imme die richtige Atmosphäre zum richtigen Zeitpunkt.

Ich habe dieses Buch mit allen meinen Sinnen genossen und hoffe, dass ich den letzten Satz richtig interpretiert habe und wir vielleicht bald einen nächsten Roman in den Händen halten dürfen.

Bewertung vom 17.05.2022
Dschinns
Aydemir, Fatma

Dschinns


ausgezeichnet

Es fällt mir schwer nach dem Lesen eines so großartigen Buches Worte zu finden, die auch nur annähernd würdig wären.
Fatma Aydemir erschafft auf nur 367 Seiten eine komplexe Familie und gibt jedem einzelnen Familienmitglied genug Platz, um über seine Gedanken, Wünsche und Probleme zu sprechen... jedem einzelnen, ausser Hüseyin, dem Familienvater.
Sein Kapitel ist das erste und wir erfahren bloß, dass er 30 Jahre in Deutschland gearbeitet hat, auf so vieles verzichten musste, um für seine Familie zu sorgen. Um zu sparen, auf ein eigenes Heim in Istanbul. Nun wo es so weit ist, und er zum ersten Mal in der großen schönen Wohnung steht... ist sein Leben vorbei.
Nach und nach lernen wir seine Kinder kennen, die - jeder in seinem eigenen Kapitel - von ihren Erfahrungen erzählen, von der Beziehung zum Vater und zur Mutter, vom Fremdsein in den verschiedenen Kulturen - von ihren "Dschinns".
"Dschinns sind alles, was wir komisch finden, anders, unnatürlich. Wenn jemand nicht dem entspricht, was die meisten Menschen als normal empfinden, heißt es schnell: Der ist vom Dschinn besessen", lesen wir in dem Buch. Und man kann nicht umhin, über die Dschinns in der eigenen Familie und im eigenen Leben nachzudenken.
Was für ein tolles Buch... das muss jetzt erst einmal sacken.

Bewertung vom 17.05.2022
Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
Mattera, Julia

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach


schlecht

Ich war völlig angetan vom Buchcover und dem Klappentext: ein über fünfzigjähriger Sonderling, der das Leben neu entdeckt, das ganze vor der Kulisse des schönen Elsass.
Aber schon nach ein paar Kapiteln habe ich mich gefragt, was zum Geier ich da eigentlich lese. Der Schreibstil ist ganz ordentlich… aber die Erzählweise! Die Protagonisten völlig überzogen und ins Lächerliche verzerrt, ähnlich wie bei Jugendbüchern für sehr junge Teenager – dafür allerdings ist die Story unpassend. Überzogen wie bei einer Satire? Dafür war es dann wieder zu unlustig… oder aber ich habe den Humor nicht bemerkt, falls da mehr als Slapstick Einlagen war.
Ich las also von einem sozial völlig inkompetenten zweiundfünfzigjährigen Robert (der gut und gerne auch 74 hätte sein können), seiner zehn Jahre jüngeren Schwester, die allein eine Herberge mit Restaurant schupft, nebenbei noch ihre Zwillinge (sechsjährige Zwerge? Immerhin muss sich Robert in Robbenstellung begeben um auf Augenhöhe mit ihnen zu sein und sie können beide gleichzeitig auf dem Bernhardiner reiten) großzieht, sich um den komischen Bruder (der außer genial zu kochen und mit seinem Gemüse spricht keinen weiteren Beitrag leistet) kümmert und NICHT kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht. Ihre Haushaltshilfe Fatima mitsamt tagträumerischen Teenagersohn Hassan, der in Robert einen Lehrmeister sieht und eine überdrehte Engländerin, auf die der sozial inkompetente Robert sein Auge wirft… kommen dann auch noch ins Spiel und alle gingen sie mir auf den Senkel. Nicht ein Protagonist der irgendwie sympathisch oder glaubwürdig wäre… und Elsass – das war austauschbar, bis auf einige lokale Ausdrücke, die ab und zu in den Raum geworfen werden, weist nichts darauf hin, dass wir uns im schönen Elsass befinden. Hätte jetzt auch Bruggswürzelbach in Katatonien sein können.
Am Ende noch ein paar irrelevante Kochrezepte, fertig – was aber noch am besten war, weil ENDE.
Die Autorin wollte sicher irgendwas sagen, etwas mitteilen (oder vielleicht auch nicht)… was auch immer es war, es hat mich nicht erreicht und ich will auch von ihr nichts mehr lesen müssen.

Bewertung vom 17.05.2022
Die sieben Männer der Evelyn Hugo
Reid, Taylor Jenkins

Die sieben Männer der Evelyn Hugo


ausgezeichnet

Taylor Jenkins Reid legt uns mit "Die sieben Männer der Evelyn Hugo" die Biogafie einer fiktiven Hollywood Diva vor. Ich habe nach wenigen Seiten aufgehört darüber nachzudenken, ob die Geschichte an Liz Taylor angelehnt ist - was sich bei den sieben Männern ja anbietet - bzw. überhaupt darüber nachzudenken, dass es sich hierbei um eine erfundene Persönlichkeit handelt.
Ja, wer sich ein wenig durch Biografien aus Hollywood gelesen hat, wird ein wenig hiervon, ein wenig davon und ein wenig von wieder ganz jemand anderen erkennen. Aber Evelyn Hugo ist eine eigenständige Persönlichkeit und ihre Biografie, die sie im Alter von fast 80 Jahren einer von ihr auserwählten unbekannten Journalistin anvertraut, beinhaltet so viele wichtige Themen. Und ungeachtet dessen, dass diese Fülle an heiklen Themen angerissen und abgearbeitet werden, wurde es mir als Leser nie zuviel des Guten. Im Gegenteil: da die Autorin eine alternde Hollywood Diva zum Erzählen auswählte, wird es glaubwürdig und authentisch, dass sie all diesen Erfahrungsschatz teilen möchte.
Es geht ums Kämpfen, um das dreckige Marketing der Filmbranche, es geht um Freundschaft und die diversen Spielarten der Liebe - es geht um Lüge und Wahrheit.
Und am Ende des Buches hat man nicht nur das Gefühl, sich exzellent unterhalten zu haben, sondern man wird nachdenklich.
Ein wirklich großartiges Buch, das so viel mehr ist als blosse Unterhaltung.

Bewertung vom 17.05.2022
Der Papierpalast
Heller, Miranda Cowley

Der Papierpalast


ausgezeichnet

Ich muss zugeben, auch wenn ich das Buch unheimlich gut fand, es hat mich eiskalt erwischt. Der Klappentext verspricht eine eher leichte Lektüre - und genau das ist es nicht. Es ist - meiner Meinung nach - das absolute Gegenteil eines Wohlfühlromans. Es reiht sich ein negatives Gefühl an das andere, schlimme Ereignisse fast emotionslos erzählt... dazwischen poetische Naturbeschreibungen, in die man fast wohlig versinken möchte, aber vorsicht: irgendwo gleich dahinter lauert ein totes verwesendes Tier oder eine Vergewaltigung.
Nur ja niemals lächelnd und hoffnungsvoll das nächste Kapitel erwarten.

Es geht um Vernachlässigung von Kindern, verwehrte Liebe, ungesagte Dinge, falsche Entscheidungen, Gewalt und Trennungen. Es geht um das echte Leben - zumindest um all die negativen Facetten im echten Leben.

Sprachlich absolut großartig. Aber harter brutaler Tobak, das sollte man wissen, bevor man sich diesem grandiosen Buch stellt.

Bewertung vom 17.05.2022
Morgen kann kommen
Kürthy, Ildikó von

Morgen kann kommen


ausgezeichnet

Ich weiss nicht wo ich beginnen soll! Aber ich fange am besten mit der wunderschönen Aufmachung des Buches an. Die Gestaltung des Covers und die liebevollen Illustrationen sind eine extra Erwähnung wert, weil sie das Lesevergnügen nochmal gesteigert haben.
Als ob der aktuelle Roman von Ildiko von Kürthy dies nötig hätte! Und da sind wir schon beim Inhalt selbst.
Ich bin in dieses Buch abgetaucht wie in eine mir vertraute Welt, und konnte erst - widerwillig zwar - wieder auftauchen, als ich die letzte Seite umgeblättert habe, was so viel heißt wie: ich habe es fast ohne Unterbrechung am Stück lesen müssen.
Jede einzelne Figur in diesem Roman wuchs mir ans Herz wie ein Familienmitglied. Die Charaktere waren so greifbar und klar gezeichnet, wie echte Menschen im eigenen Umfeld. Ich hatte mir gewünscht, Teil dieser Gruppe von Leuten sein zu können.
Es menschelt so wunderbar authentisch in diesem Buch: es wird geliebt, gehasst, verziehen, betrogen, getrauert und getröstet - und immer steht man mittendrin und fühlt sich berührt, aber auch amüsiert.
Gut, der Antagonist ist ganz klar überzeichnet, aber das ist in diesem Fall völlig okay und sorgt für amüsante Situationskomik.

Ich werde diese bunt zusammengewürfelte Gruppe von Freunden sehr vermissen.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 17.05.2022
Real Easy
Rutkoski, Marie

Real Easy


ausgezeichnet

Ein Thriller der besonderen Art, was ich sehr erfrischend finde. Er hebt sich von den üblichen Thrillern ab, die meist einem Schema folgen. Dieses Buch ist mehr Drama als Thriller und dennoch spannend bis zum Ende.
Rutkoski schreibt klar, kantig und rau - passend zum Strip-Club-Milieu. Sie gibt allen Protagonisten genügend Raum sich zu entfalten, nach und nach erfährt man Privates, Vergangenes... eben all das was einen Menschen ausmacht und somit erhält jeder Charakter in diesem Buch enorme Tiefe.
Das Ermittlerteam wirkt authentisch und menschlich, der Umgang untereinander glaubwürdig.
Trotz der Tiefe der Geschichte und deren Mitwirkenden, bleibt die Thrillerhandlung spannend bis zum Schluss, das Finale rasant erzählt so dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann.

Diesen Thriller werde ich so schnell nicht vergessen und spreche eine ganz deutliche Leseempfehlung aus.