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Benutzername: 
Lesefee23.05
Wohnort: 
Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 308 Bewertungen
Bewertung vom 30.04.2021
Im Lautlosen
Metzenthin, Melanie

Im Lautlosen


ausgezeichnet

Melanie Metzenthin schafft es mit ihrem Roman erneut, mich sofort in den Bann zu ziehen. Auf bewegende und berührende Art und Weise schildert sie, wie Paula und Richard Hellmer sich kennen und lieben lernen. Beide sind sehr empathische und sympathische Menschen, die sich für ihre Mitmenschen einsetzen und versuchen ihnen zu helfen. Nächstenliebe wird bei ihnen großgeschrieben und nicht umsonst, haben sie sich dem Arztberuf verschrieben.
Umso schlimmer ist es für die beiden, als ihnen klar wird, dass die Nationalsozialisten körperlich und geistig behinderte Menschen systematisch ermorden. Als ihr Sohn Georg gehörlos geboren wird, stehen auch er im Fokus des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ und ist somit in größter Gefahr. Mit viel Einsatz und Mut versuchen Paula und Richard dennoch, nicht nur Georg zu beschützen, sondern auch weitere Menschen vor der Willkür der Nationalsozialisten zu retten. Gerade Richard bringt sich mit seinen Handlungen jedoch in große Gefahr und kann sich schließlich nur durch die Unterstützung seines besten Freundes Fritz retten…
Die Entscheidungen, vor denen Richard und Paula stehen sind einfach nur schrecklich und unvorstellbar. Es ist mir unbegreiflich, wie man entscheiden kann, wer stirbt und wer lebt – und gerade deshalb habe ich größten Respekt vor Menschen, die genau dies in der Realität des Dritten Reiches taten und damit Leben retteten! Melanie Metzenthin verpackt dieses furchtbare Thema in ihrem Roman aber sehr gut. Medizinische sowie ethische Aspekte werden veranschaulicht, aber auch die Gefühle von Richard und Paula werden mehr als deutlich. Auf interessante und gleichzeitig bewegende Weise schildert die Autorin diese Taten in ihrem fiktiven Roman. Der Widerstand von Paula und Richard ist dabei eher lautlos, aber dennoch unglaublich wirksam und mutig. Mir hat dieses Romanthema sehr zugesagt, da ich bisher nur wenig über die Verfolgung körperlich und geistig behinderter Menschen im Nationalsozialismus wusste.
Zudem spielen Familie und Freundschaft eine große Rolle im Roman, denn ohne den Zusammenhalt und die Hoffnung auf bessere Zeiten, wäre die Familie wohl kaum durch diese schwere Zeit gekommen…
Die Darstellung der Figuren ist insgesamt sehr authentisch und realistisch, die Charakterisierung auch bei den Nebenfiguren sehr gut gelangen. Gerade der beste Freund von Richard, Fritz Ellerweg, gefällt mir sehr gut. Er hat einen unglaublichen Optimismus und sieht die Dinge immer von der positiven Seite. Doch auch mit ihm meint das Leben es nicht immer gut und auch sein Schicksal kann er nur durch die Unterstützung seiner Freunde ertragen.
Auch der Schreibstil ist unglaublich flüssig und mitreißend, die Darstellung der Ereignisse bildlich und authentisch. Historische Ereignisse und echte Personen werden in die fiktive Handlung eingebaut, ein Nachwort rundet die historische Einordnung ab.
Gefallen hat mir zudem die Einbindung des Buchtitels in den Roman, da die Handlungen von Paula und Richard eher lautlos helfen, aber dennoch so unglaublich wichtig sind.
Als einzigen Kritikpunkte habe ich mal wieder, dass im Roman selbst nicht erkennbar ist, dass das Buch zu einer Reihe gehört. Dies finde ich immer sehr schade, denn ich denke, dass so der ein oder andere Leser übersieht, dass es Folgebände gibt oder eben auch die Folgebände kauft und erst später feststellt, dass es vorherige Bände gibt. Ich würde mir hier eine klare Beschriftung am Buchanfang wünschen.

Fazit: Ein gut recherchierter und mitreißend geschriebener historischer Roman mit einem wichtigen Thema. Ich habe ihn sehr gerne gelesen und vergebe 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 30.04.2021
Solange es Schmetterlinge gibt / Schmetterlinge Bd.1
Münzer, Hanni

Solange es Schmetterlinge gibt / Schmetterlinge Bd.1


sehr gut

Der Roman von Hanni Münzner beginnt amüsant und leicht. Das Kennenlernen von Penelope und Jason war mir dann aber in großen Teilen etwas zu absurd, zu schnell und wenig authentisch. Mehrfach hatte ich das Gefühl, die Ereignisse seien nicht real, sondern nur Fiktion und fühlte mich an Romane von Cecilia Ahern erinnert, bei denen eine Figur auftaucht, die dem Protagonisten „erscheint“ um ihn auf den richtigen Pfad zu bringen. Dieser Eindruck verlor sich nach einiger Zeit, tauchte aber mit dem Romanende abrupt wieder auf. Dieses passt nämlich für meinen Geschmack einfach absolut nicht zur Handlung und hat mich wirklich enttäuscht!
Insgesamt hinterlässt der Roman mich daher wirklich sehr zwiegespalten. Er enthält einige wirkliche unterhaltsame und humorvolle Szenen sowie tiefgründige und nachdenklich stimmende Momente und Ereignisse. Die Figuren sind sehr speziell charakterisiert und der Humor bleibt definitiv nicht auf der Strecke. Die lustigen Szenen halten sich aber mit den ernsten Momenten die Waage, was mir sehr gut gefallen hat.
Auch Penelopes Charakter und ihre Entwicklung sind gut beschrieben. Nach einem schrecklichen Erlebnis hat sie sich nämlich in ein Schneckenhaus zurückgezogen und sich von Freunden und Familie abgewandt. Sie will nicht auffallen und möglichst allein sein, sie hat „Angst vor dem Leben“. Nach und nach und vor allem durch die Hilfe von Trudi und Jason kommt die wahre Penelope aber wieder zum Vorschein und ihre Lebensfreude kehrt zurück. Dabei tritt sie in so manches Fettnäpfchen, muss sich aber ebenso der Realität und der Wahrheit des Lebens stellen. Diese Wahrheiten bringen auch den Leser an einigen Stellen zum Grübeln und enthalten einige Ansätze, über die es sich lohnt nachzudenken.
Der Buchtitel wird meines Erachtens sehr gut aufgegriffen und auch in die Handlung eingebracht. So kann man zum Beispiel die Entwicklung Penelopes wirklich sehr gut mit der Metamorphose eines Schmetterlings vergleichen. Aus der grauen und unscheinbaren Frau, wird wieder jemand, der das Leben liebt und aufblüht.
Der ebenfalls einfließende Kriminalfall sowie das überraschende Wiedersehen mit Marlene und Trudi aus Hanni Münzners Roman „Marlene“ hat mir gut gefallen.
Die Autorin schaffte es zudem, wie ich es bereits von ihr kenne, mich an manchen Stellen zu überraschen und der Handlung unerwartete Wendungen zu verpassen. Der Roman ist kein typischer Liebesroman, wie ich dachte und hat durchaus einen gewissen Charme.
Dennoch konnte ich mich einfach nicht wirklich mit dem Roman anfreunden und kann gerade die Absurdität an manchen Stellen und den zeitweisen Umschwung auf einen Krimi nicht wirklich gutheißen. Gerade als es dann wieder besser wurde und ich die Entwicklung von Penelope genießen konnte, ist der Roman dann vorbei und das Ende macht mich einfach fassungslos. Nein, so geht es für mich nicht. Absolut unpassend und unauthentisch!
Außerdem wurde ich beim Lesen des Nachwortes dann wieder einmal negativ überrascht, denn der Roman gehört – wieder mal – zu einer Buchreihe, was vorher absolut nicht ersichtlich war! Sicherlich ist er alleine lesbar, aber ich mag es einfach nicht, Buchreihen nicht in der richtigen Reihenfolge zu lesen und kann einfach nicht verstehen, warum man diese Info nicht auf dem Cover oder auf den ersten Buchseiten hinterlassen kann…!

Insgesamt kann ich daher leider nur 3,5 von 5 Sternen vergeben.

Bewertung vom 27.04.2021
Beinahe Herbst
Kaurin, Marianne

Beinahe Herbst


sehr gut

Beinahe Herbst

„Alles beginnt im Herbst.“

„Beinahe Herbst“ ist ein Roman von Marianne Kaurin. Er erschien im September 2019 im Arctis Verlag und ist in sich abgeschlossen.
Norwegen 1942: Deutschland hat Norwegen besetzt, die Judenverfolgung beginnt nun auch hier. Auch die Familie Stern wird eines morgens von Polizisten überrascht. Doch wo ist Ilse?

„Beinahe Herbst“ ist ein bewegender und tiefgehender Roman. Der Schreibstil ist sehr speziell. Er ist sehr abgehakt und auf eine gewisse Art und Weise unpersönlich und sachlich. Die personale Erzählperspektive wechselt zwischen den Figuren und lässt viele Dinge ungesagt, unerklärt, offen. Dennoch schafft es diese Art der Darstellung einem unter die Haut zu gehen. Angedeutete Gedankenfetzen der Figuren - „Hätte, könnte, sollte“ – aber da ist die Angst, die Ungewissheit, die Sorge um die eigene Familie. Zudem die Frage, was das Richtige ist und scheinbar fehlt auch noch die Erkenntnis, was mit den Juden passieren wird, wenn sie abgeholt werden…
Das Schicksal der Familie Stern wird im Roman in einem relativ kurzen Zeitfenster sehr präzise beschrieben und ist mir sehr nahe gegangen. Obwohl ich mit dem Schreibstil insgesamt nicht gut zurechtgekommen bin, hatte ich während des Lesens die gesamte Zeit ein mulmiges Gefühl im Bauch und habe die Gräueltaten der Nationalsozialisten ein weiteres Mal klar vor Augen geführt bekommen.
Die Figurendarstellung ist, wie der Schreibstil auch, eher minimalistisch, aber ausreichend. Man bekommt einen klaren Eindruck der Familie Stern und ihrer Familienmitglieder, man lernt die geschwisterliche Rivalität kennen, die einzelnen Wünsche und Gedanken, die Familienordnung. Ebenfalls bekommt man gute Einblicke in die Gedanken und Überlegungen der Nachbarn, die teilweise ahnen, was passieren könnte, aber es dann doch nicht für ernst genug halten und die Familie lieber vor schlechten Nachrichten schützen möchten oder nicht den Mut aufbringen, der Überbringer schlechter Nachrichten zu sein.
Alles in allem ist „Beinahe Herbst“ ein besonderer Roman. Er beschreibt die Judenverfolgung in Norwegen 1942, gleichzeitig aber auch das Erwachsenwerden und die Liebe. Die Stimmung ist dabei durchgehen bedrückend, nur wenige fröhliche Momente finden einen Platz in der Geschichte.
In der Handlung selbst hätte ich mir ein wenig mehr Hintergrundinformationen und Erklärungen gewünscht, das Nachwort erklärt dann aber noch einmal ein paar historische Fakten, was mir sehr gut gefallen hat.

Mein Fazit: Ich denke, „Beinahe Herbst“ eignet sich gut für den Schulunterricht und für Leser, die etwas über den Holocaust erfahren möchten. Der Roman geht einem nahe und schafft ein mulmiges, bewegendes Gefühl. Er hallt noch lange nach und bringt einen zum Nachdenken. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen, da ich mit dem Schreibstil nicht recht warm werden konnte.

Bewertung vom 22.04.2021
Trauma
Mundt, Angélique

Trauma


ausgezeichnet

Traum und Wahrheit

„Was ist Traum? Was Wirklichkeit? Ist es möglich, dass der eigene Verstand in so kurzer Zeit einfach aufhört zu funktionieren?“

Der Thriller von Angélique Mundt verdient die Bezeichnung absolut. Aus der Ich-Perspektive von Leila begleiten wir die Protagonistin in den Tagen nach dem Mord an dem Musikproduzenten Marius. Zunächst sind die Erinnerungen und der Schreibstil abgehackt, kurz, wirr. Doch nach und nach beginnt sich das Chaos in Leilas Kopf zu lichten, der Schreibstil passt sich entsprechend an.
Erinnerungsfetzen kehren zurück und dennoch bleibt vieles unklar und nebulös. Immer wieder driftet sie ab in ihre Traumwelt, Wahrheit und Fiktion sind nur schwer voneinander abzugrenzen. Dies war auch für mich teilweise schwer, denn wenn ein Traum nicht klar als solcher zu erkennen ist, habe ich teilweise Schwierigkeiten mit dem Lesen.
Dennoch passt natürlich gerade diese Darstellung sehr gut in den Thriller hinein. Leilas Hilflosigkeit sowie ihre Emotionen werden anschaulich übermittelt und auch ihre Verzweiflung ist nahezu greifbar.
Sich die Frage stellen zu müssen, ob man selbst ein Mörder ist oder nicht, stelle ich mir absolut grauenhaft vor! Während Leila in der Psychiatrie ist und versucht der Wahrheit auf die Spur zu kommen, entdeckt sie aber auch Wahrheiten über sich selber. Sie erkennt Dinge, die ihr vorher nicht bewusst waren und sieht plötzlich viel klarer. Ihre Gedanken und Gefühle sind dabei durch die Ich-Perspektive gut nachvollziehbar, wenn auch immer wieder die Frage aufkommt, ob sie nun irre ist oder nicht... Leila macht eine starke Entwicklung durch und kann mithilfe der Therapeutin, die ich von Anfang sehr sympathisch fand, schließlich nicht nur die Wahrheit, sondern auch ihren Lebenstraum finden.
Die Spannung befindet sich während des gesamten Thrillers auf einem hohen Niveau, sodass sich Seite um Seite wirklich sehr schnell las. Die Autorin spielt mit der Psyche ihrer Protagonistin und gleichzeitig mit dem Verstand des Lesers. Zunächst dachte ich, die Handlung sei vorhersehbar, mit den dann folgenden Plot Twists hatte ich allerdings wirklich nicht gerechnet! Daher war das Ende für mich dann auch tatsächlich absolut überraschend und gut gelungen.
Insgesamt ist der Thriller zwar eher unblutig und daher vielleicht auch eher ein Psychothriller, aber der zu Grunde liegende Plan ist absolut perfide und unglaublich spannend umgesetzt!
Die Darstellung der Figuren ist ebenfalls sehr gut gelungen, die Patienten der Psychiatrie sind alle sehr individuell beschrieben und irgendwie muss man sie alle gern haben… Auch Leila und ihre Familie werden in den Beschreibungen und durch ihre Handlungen und Aussagen gut charakterisiert und authentisch gezeichnet – Sympathien und Antipathien waren schnell klar, wobei manche für mich, ebenso wie das Ende, für mich zunächst nicht durchschaubar waren..
Gefallen hat mir außerdem, dass die Autorin auch interessante Hintergrundinformationen zur menschlichen Psyche in die Handlung einbaut und erklärt, die mir bisher unbekannt waren.

Mein Fazit: Ein rasanter und für mich unvorhersehbarer Thriller mit viel Spannung und mitreißendem Schreibstil. Ich ziehe einen halben Stern ab, da ich es nicht so gerne mag, wenn ich Realität und Traum nicht auseinanderhalten kann, auch wenn mir klar ist, dass dies ein Teil von Thrillern ist… Insgesamt gibt es daher aber 4,5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 22.04.2021
Jeder deiner Atemzüge
Fischer, Alexandra

Jeder deiner Atemzüge


ausgezeichnet

Allies und Kales Geschichte wird rückblickend aus Allies Perspektive beschrieben. Sie berichtet, wie sie ihre „ersten Male“ mit Kale erlebt hat und wie sich ihre Gefühle zueinander immer mehr entwickelt und aufgebaut haben. Der Roman beginnt im Sommer 2004 und endet schließlich im Sommer 2018. Die großen Zeitsprünge zwischen den einzelnen Kapiteln sind dabei absolut nicht störend, da Allie diese Zeiten bewusst auslässt und sich auf Kale und sich konzentriert, Lücken aber ebenfalls kurz und knapp zusammenfasst.
Allie bleibt nach dem Verschwinden ihrer Schwester Tara unsicher zurück. Um sie abzulenken schicken ihre Eltern sie in den Sommerferien nach Kauai zu ihren Großeltern. Allie ist alles andere als begeistert von diesem Urlaub, denn auch auf Hawaii erinnert sie alles an ihre Schwester.
Sie ist insgesamt eher zurückhaltend, teilweise sogar spießig und vor allem hasst sie Veränderungen. Sie ist gern für sich allein und der Trubel auf der Insel sagt ihr ebenfalls gar nicht zu. Hier dreht sich nämlich alles um Ohana – die Familie – und nahezu jeder scheint sie zu kennen und begrüßen zu wollen. In diesem Sommer lernt sie aber schließlich auch Kale kennen. Den etwas seltsamen Jungen, der stark mit dem Meer verbunden zu sein scheint und eigentlich keine Gemeinsamkeiten mit Allie hat. Dennoch schafft er es, sie aus ihrem Kokon herauszuholen und seine Begeisterung und Lebensfreude auf Allie zu übertragen.
Diese Eigenschaft von Kale hat mich besonders fasziniert. Er ist so voller Fröhlichkeit und Charme, dass man ihm eigentlich nichts wirklich übelnehmen kann.
Die Darstellung der Geschichte und ihrer Figuren ist Alexandra Fischer absolut authentisch gelungen. Allies Gedanken sind ihrem Alter angepasst und verändern sich entsprechend. Der Roman stellt bildlich und realistisch dar, welche Emotionen, Sorgen und Gedanken einen in der Jugend auf dem Weg zum Erwachsenwerden umtreiben. Das Auflehnen gegen die Eltern, das Austesten von Grenzen und die eigene Entwicklung sind an Allie wunderbar erkennbar und ich selbst konnte mich an so mancher Stelle in ihr wiederfinden.
Das junge und eher zurückhaltende Mädchen entwickelt sich zu einer jungen Frau, der sehr klar ist, was ihre Träume und Ziele sind und diese dann auch entgegen dem Willen ihrer Eltern durchsetzt. Auch die Unterstützung, die sie Kale schließlich beim Apnoetauchen leistet, ist bemerkenswert. Viele Romanabschnitte handeln von diesem Sport und meine anfängliche Begeisterung davon legte sich sehr schnell, als ich erkannte wie riskant das Tauchen eigentlich ist. Die Darstellung des Apnoetauchens ist sehr gut, sodass man einen guten Einblick bekommt, auch wenn man bisher keine weiteren Berührungspunkte mit diesem Sport hatte. Es ist eine Sucht, die ein Außenstehender eigentlich nicht verstehen kann. Auch Allie tut sich sehr schwer damit
- ihre Angst konnte ich nahezu mit den Händen greifen und habe beim Lesen selbst einige Ängste ausstehen müssen. Das Tauchen ist schließlich auch Allies größte Konkurrenz und ob sie sich dagegen behaupten kann, solltet ihr unbedingt selber nachlesen!
Nichts an dem Roman ist oberflächlich oder unüberlegt. Alle Themen sind gut recherchiert und dargestellt, Gedanken und Gefühle nachvollziehbar. Auch der Fokus auf die Familie ist gut gesetzt und wunderschön dargestellt und thematisiert. Der Schreibstil ist mitreißend und eingängig, die Erzählung aus Allies Sicht ist unglaublich emotional und ich habe sehr mit ihr mitgefühlt. Ich konnte den Roman kaum aus der Hand legen und habe ihn innerhalb von einem Tag nahezu verschlungen.

Insgesamt kann ich sagen, dass der Roman mich absolut gefesselt hat. Ein wundervoller Young Adult Roman, der die große Liebe, das Erwachsen werden und den Umgang mit eigenen und fremden Träumen beschreibt. Er ist unglaublich emotional und authentisch, weshalb ich ihn in kürzester Zeit durchgelesen habe und mit 5 von 5 Sternen eine absolute Leseempfehlung ausspreche!

Bewertung vom 17.04.2021
Die Bildhauerin / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.5
Rosenberger, Pia

Die Bildhauerin / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.5


gut

Leider hat mir der biografische Roman über Camille Claudel insgesamt nicht so zusagen können. Ich empfand die Handlung über weite Strecken sehr zäh und langatmig, mit Camille als Protagonistin konnte ich leider nicht wirklich warmwerden.
Sie ist egozentrisch, anstrengend, kontrollsüchtig, von sich selbst überzeugt und launisch. Sie sieht sich selbst als etwas Besseres, hat hohe moralische Werte und erkennt gesellschaftliche Missstände oder moralische Fehlhandlungen. Trotzdem billigt sie aber gerade Rodins Handlungen immer wieder, handelt selbst meist zu ihrem eigenen Vorteil und stößt damit ihre wahren Freunde sowie ihre Familie von sich: „Dir ist kein Preis zu hoch für deine Kunst, oder? Du bist bereit, sogar deine Freunde dafür zu opfern.“. Camilles Verhalten und Charakter sind zwar zum einen sehr authentisch und auch passend zu dem, was man über die reale Camille Claudel weiß und zum anderen sogar stimmig, wenn man überlegt, welchen Weg die junge Frau einschlägt, in einer Zeit, in der die Frau noch in ihrer typischen Rolle als Hausfrau und Mutter gesehen wurde. Dennoch hat mich ihre Art irgendwie genervt, zudem das Drama, das sie aus allem macht… Dadurch fiel es mir sehr schwer, mich auf sie und ihre Geschichte einzulassen.
Auch hatte ich irgendwie einen anderen Lebensweg erwartet und nicht das Leben an der Seite von Rodin als dessen Affäre/Gefährtin und Muse. Obwohl sie nämlich für ihren Traum der Bildhauerei und ihre eigene Freiheit kämpft und Liebe für sich als „Verschwendung“ ausschließt, verfällt sie Rodin völlig und bleibt sie in seinem Schatten zurück und verweilt in einer Beziehung, die geprägt ist von Streit, Emotionen und Wutausbrüchen. Auch dieses entspricht wohl allerdings der Realität, sodass ich wirklich beeindruckt bin, wie nah der Roman an der wahren Figur Camille Claudel dran ist. Interessant fand ich auch die mehrfachen Begegnungen mit Claude Debussy, die als Nebenhandlung immer mal wieder auftreten.
Natürlich werden einige Aspekte von Camilles Lebensweg künstlerisch umgeschrieben und auch nur der erste Lebensabschnitt von Camille beschrieben, dennoch bekommt man einen realistischen Eindruck in ihren Lebensweg sowie in die damals bestehenden Rollenbilder. Immer wieder wird ihr eingeredet, dass die Bildhauerei nichts für eine „schwache Frau“ sei und dass sie lieber nur kleine Skulpturen formen sollte. Es wird deutlich, wie schwer es für eine Frau war, das zu tun, was sie sich wirklich wünscht und nicht nur „brave Ehefrau“ zu sein. Trotz Camilles entsprechendem Talent fasst sie nur schwer Fuß in der Künstlerszene und wird selbst von den Menschen in dieser Szene als Außenseiterin betrachtet. Dabei sind es ja gerade diese Menschen die eher alternativ denken und die klassischen Rollenbilder missachten…
Beeindruckend fand ich die Unterstützung, die Camille von ihrem Vater bekommt sowie ihre sture Haltung gegenüber der Mutter, die damals tatsächlich alles andere als üblich war.
Der Schreibstil sowie die personale Erzählperspektive waren für mich leider ebenfalls nicht überzeugend. Ich hätte mir gewünscht, dass die Emotionen besser transportiert werden und der Schreibstil insgesamt etwas flüssiger und weniger sachlich gewesen wäre. Gerade der Einstieg in den Roman war für mich sehr zäh und schwierig, erst im letzten Drittel wurde die Handlung für mich spannender, der Lesefluss flüssiger, aber dennoch irgendwie nicht vollkommen überzeugend. Außerdem fehlte mir ein Nachwort im Buch, dass auf die reale Camille Claudel eingeht und die Darstellung im Roman noch einmal erläutert.

Mein Fazit: Insgesamt denke ich, dass der erste Lebensabschnitt von Camille Claudel gut und realitätsnah dargestellt wurden. Es wird deutlich, wie sie zu einer wirklich guten Bildhauerin wird und welche Schwierigkeiten ihr dabei begegnen. Dennoch konnte mich die Geschichte nicht fesseln und ein richtiger Lesefluss entstand leider nicht. Daher vergebe ich nur 3 von 5 Sternen für „Die Bildhauerin“ von Pia Rosenberger.

Bewertung vom 06.04.2021
Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1
Blum, Antonia

Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1


ausgezeichnet

Die Geschichte um Marlene und Emma Lindow basiert in Teilen auf wahren Begebenheiten. Die Kinderklinik Weißensee wurde 1911 in Berlin gegründet und sollte die damals sehr hohe Kindersterblichkeit senken. Die Anfänge der Klinik dürfen wir als Leser nun an der Seite von Emma und Lene erleben. Diese selbst sowie ihre Erlebnisse sind allerdings frei erfunden, sie treffen aber immer wieder auf Personen, die es wirklich gegeben hat. Diese realen Aspekte und die historisch unglaublich gut ausgearbeitete Handlung haben mich absolut überzeugt. Antonia Blum beschreibt die medizinischen sowie gesellschaftlichen Aspekte der damaligen Zeit sehr authentisch und nachvollziehbar. Sie thematisiert neben der Medizin zudem die damalige Rolle der Frau und die noch vorherrschende Klassengesellschaft und webt um diese Zustände eine mitreißende und zu Herzen gehende Geschichte.
Lene und Emma haben es mit ihrer Vergangenheit nicht immer leicht, so ist es doch absolut unüblich, dass Waisenkinder eine Ausbildung beginnen. Dazu noch als Krankenschwester beim Roten Kreuz... Dennoch bekommen die beiden eine gerechte Chance und beweisen viel Stärke indem sie sich durch die Ausbildung kämpfen. Beide Protagonistinnen sind dabei sehr authentisch dargestellt. Sie sind nicht perfekt und machen Fehler, doch genau diese Ecken und Kanten sind es, die sie so realistisch wirken lassen. Ihnen wird nichts geschenkt, sie haben Gefühle wie Eifersucht und Wut und müssen für ihre Zukunft hart arbeiten. Trotzdem bleiben sie meist zuversichtlich und finden große Freude an ihrem Beruf.
Marlene mochte ich insgesamt ein kleines bisschen mehr - Ihre aufopfernde Art, der große Wunsch nach Wissen und schließlich der entstehende Traum Ärztin zu werden, haben mir sehr gefallen. Emma hingegen empfand ich lange Zeit als etwas naiv und engstirnig, erst zum Ende des Romans wurde sie mir sympathischer, was aber sicherlich auch an ihrer eigenen Entwicklung liegt. Aus der jüngeren und eher bevormundeten Schwester wird nämlich eine junge Frau, die eigene Erfahrungen machen muss und nicht mehr von ihrer älteren Schwester beschützt wird und daran sehr an Stärke und Charakter gewinnt hat.
Als Leser begleiten wir die jungen Frauen auf dem ersten Weg in ihr erwachsenes Leben und in der Welt außerhalb des Waisenhauses. Wir erleben ihre Ausbildung in der Kinderklinik, die erste Liebe und eine große Entwicklung bei beiden Frauen. Die Handlung ist sehr flüssig, mitreißend und vielseitig. Das Leben im Kinderkrankenhaus sowie die Reibereien und Rivalitäten zwischen den Elevinnen wird sehr realistisch beschrieben und entspricht dem Bild, das ich von einer solchen Institution habe. Ich konnte mich sehr schnell in den Roman einfinden und ihn dann nur noch schwer aus der Hand legen. Die Kämpfe, die die beiden ausfechten müssen sind interessant gestaltet ohne dramatisch zu wirken und gerade die medizinischen Aspekte, die immer wieder in die Geschichte eingeflochten werden, haben mir persönlich sehr gut gefallen. Die wechselnde personale Erzählperspektive ermöglicht einen guten Einblick in die Gedanken von Marlene und Emma und lässt die jeweiligen Gefühle nochmal deutlicher werden.
Das Ende des ersten Bands birgt einen gemeinen Cliffhanger, sodass ich nun dem zweiten Teil der Reihe sehr entgegenfiebere!

Mein Fazit: Ein unglaublich guter und historisch ausgezeichnet recherchierter Roman, der viele Aspekte der damaligen Zeit aufgreift und thematisiert. Dabei steht jedoch klar der Lesespaß im Vordergrund, keines der angerissenen Themen wirkt zu dominant oder zu theoretisch. Ich habe das Buch regelrecht verschlungen und vergebe 5 von 5 Sternen für „Kinderklinik Weißensee – Zeit der Wunder“.

Bewertung vom 27.03.2021
Die Erben von Seydell - Die Heimkehr / Die Gestüt-Saga Bd.3
Martaler, Sophie

Die Erben von Seydell - Die Heimkehr / Die Gestüt-Saga Bd.3


sehr gut

„Seydell. Versöhne dich mit deinem Bruder, sorg dafür, dass das Gestüt der Familie erhalten bleibt.“

„Die Erben von Seydell – Die Heimkehr“ ist der dritte Band der „Gestüt-Saga“ von Sophie Martaler. Er erschien im März 2021 im Goldmann Verlag.

[Achtung, möglicherweise Spoiler, wenn Band 1+2 noch unbekannt sind!]

Tatsächlich fällt es mir schwer, das Ende der Buchreihe zu bewerten. Insgesamt hat mir auch der letzte Band der „Erben von Seydell“ gefallen. Die Geschichte wird beendet, viele offene Fragen werden beantwortet. Die Zeit der ersten Generation der Familie, die wir als Leser kennengelernt haben, neigt sich dem Ende zu. Kinder und Kindeskinder werden erwachsen und bauen sich ihr eigenes Leben auf. Dabei wiederholt sich die Geschichte teilweise, Familienfehden beherrschen immer wieder die Handlung und Verzeihen ist definitiv keine Stärke der Familie Seydell. Zudem holt die Vergangenheit die Familie immer wieder ein und stellt sie vor neue Schwierigkeiten.
Es werden mehr und mehr Nebenhandlungen aufgegriffen, da die Personenanzahl zunimmt und eine Fülle an Erzählsträngen zu einem Gesamtbild zusammengeführt wird. Dabei werden einige Handlungen vollständig erzählt, manches bleibt jedoch ungeklärt oder offen, sodass die Buchreihe eigentlich beendet ist, es aber dennoch weiterhin viel zu erzählen gäbe. Dieser Aspekt ist für mich ein bisschen ernüchternd. So offen gelassen wirken die Nebenhandlungen für mich eher wie Lückenfüller und nicht zwingend notwendig für die Geschichte. So erging es mit ebenfalls mit einigen Ereignissen der Geschichte, die vielleicht etwas zu dramatisch und irgendwie überflüssig waren.
Nichtsdestotrotz hatte ich erneut großen Spaß beim Lesen und wurde vom mitreißenden Schreibstil vollkommen gefesselt. Erstmals spielt die Handlung zu einem großen Teil auch in der Gegenwart und der Leser erfährt endlich mehr über Elisabeth und Javier. Gemeinsam reisen sie nach Seydell und treffen dort auf Martha, die ihnen einige Fragen zur Familiengeschichte beantworten kann. So schließen sich auch für die zunächst letzte Generation von Seydell einige Kreise und viele offene Fragen können beantwortet werden. Dennoch werden auch neue Fragen aufgeworfen und ob Elisabeth und Javier es wirklich schaffen können den „Schatten der Vergangenheit“ von sich zu werfen, weiß ich auch nach dem Beenden des Romans nicht sicher.
Für mich bleibt daher der erste Band der Reihe eindeutig der beste Teil. Mir hat die Geschichte um Alexander, Ludwig und Luise am meisten zugesagt. Die Konflikte waren hier noch überschaubar und kein so komplexes Gebilde wie dann in Band 2 und 3. Hier konnte mich die Handlung zwar grundsätzlich gut unterhalten und ich wollte auch einfach wissen, wie das Leben von Alexander, Ludwig und Luise weitergeht, die folgenden Generationen haben mich dann aber deutlich weniger interessiert. Vielleicht, weil jedem Einzelnen nicht viel Platz in der Geschichte gegeben wird?
Gefallen hat mir in der gesamten Romanreihe die Verknüpfung von Fiktion und Realität. Mit großem Geschick werden historische Fakten eingebunden und in die Geschichte integriert. Im letzten Teil erfährt man hauptsächlich Dinge aus der Zeit kurz vor dem ersten Weltkrieg, was mir sehr gut gefallen hat.

Mein Fazit: „Die Erben von Seydell – Die Heimkehr“ hat mir leider nicht vollständig zugesagt. Trotzdem habe ich den Abschlussband der Reihe sehr gerne gelesen und vergebe auch 4 von 5 Sternen, da er die Trilogie abrundet und in vielen Punkten auch abschließt. Ich empfehle die Buchreihe denjenigen, die gerne historische Romane lesen, finde aber Band 1 am stärksten und die folgende Aufspaltung der Handlungsstränge leider nicht mehr richtig überzeugend.

Bewertung vom 20.03.2021
Mückebär und die Suche nach dem geraubten Winter
Heinrich, Anne-Friederike

Mückebär und die Suche nach dem geraubten Winter


ausgezeichnet

Normalerweise lese ich keine oder kaum Kinderbücher, auf dieses bin ich allerdings aufmerksam geworden, weil es als „Kinderroman mit Fakten zum Klimawandel“ beschrieben wurde und ich zudem die Idee des kleinen Eisbärs einfach zu schön fand. Dieser erinnert mich nämlich an den „Kleinen Eisbären Lars“, den ich noch aus meiner Kindheit kenne…
Ich finde die Idee, das Kinderbuch mit dem Sachbuch zu verknüpfen und damit Eltern einen Ansatzpunkt für entsprechende Gespräche zu geben, sehr gut. Das Buch ist perfekt zum Vor- oder gemeinsamen Lesen. Es regt zum Diskurs über den Klimawandel an und nebenbei lernen sowohl die Kinder als auch die Erwachsenen gewiss noch etwas dazu.
Den Mückebär habe ich sehr schnell ins Herz geschlossen. Er ist ein sehr kleiner, eben ein „Mücke“-Bär, hat dafür aber unglaublich viel Mut. Während die anderen Polartiere noch lamentieren und jammern, aber nicht den Mut aufbringen nach dem gestohlenen Winter zu suchen, ist Mückebär schon längst losgezogen. Dabei ist die ihm bevorstehende Reise alles andere als leicht und sein genaues Ziel kennt er im Grunde auch nicht… Glücklicherweise steht ihm die kluge Möwe Edla zur Seite und gemeinsam begeben sie sich auf die gefährliche Suche.
Auch Edla fand ich total niedlich, auch wenn sie, wie sonst häufig Eulen, ein wenig distanziert und mürrisch beschrieben wird. Die gemeinsame Suche der beiden ist sehr kindgerecht und spannend beschrieben. Sie erleben auf ihrem Weg einige Abenteuer und müssen der ein oder anderen brenzligen Situation aus dem Weg gehen. Die bildlichen Beschreibungen der Kulisse sowie die tollen und aus kindlicher Sicht dargestellten Erläuterungen zu den jeweiligen Handlungen und Gedanken der Tiere lassen beim Lesen ein wunderschönes Bild vor dem inneren Auge entstehen.
Insgesamt ist die Schreibweise für die Alterszielgruppe gut gelungen. Die Kapitel enthalten meist abgeschlossene Episoden der Reise und am Anfang steht eine klare Frage bzw. Aufgabe, die am Ende gelöst wird. Es sind zudem immer wieder Illustrationen eingebaut, welche aber nicht dominieren und nur an bestimmten Buchstellen die Geschichte abrunden.
Sehr gefallen haben mir auch die Namen den Polartiere, die, wie in Kinderromanen typisch, häufig auch schon etwas über die Eigenschaft oder Stellung des Tieres aussagen. Manche Namen sind dabei auf grönländisch und werden neben dem eigentlichen Text in einem blauen Balken in kleinerer Schrift erläutert. Ebenfalls an den Buchseiten sind weitere nähere Beschreibungen, Fakten und Hintergründe zum Klimawandel und zu den Polartieren dargestellt. Diese richten sich aber mehr an den vorlesenden Erwachsenen als an das Kind. Die Erklärungen tauchen immer passend zur jeweiligen Textpassage auf, waren mir dadurch an manchen Stellen aber ein wenig zu gequetscht und damit „zu viel“. Dabei fand ich die Informationen klasse, hätte sie mir aber ein bisschen verteilter über das gesamte Buch gewünscht. Manche Buchseiten sind nämlich ohne Randtext, während andere nahezu überquellen.
Nichtsdestotrotz fand ich diese ergänzenden Passagen sehr gut und absolut informativ. Ebenso runden die Tipps zum Klimaschutz am Ende des Buches die Geschichte ab.

Mein Fazit: Mir hat der Mückebär sehr gut gefallen. Die Idee ein Kinderbuch mit einem wichtigen Sachthema zu verknüpfen finde ich sehr geschickt und wunderbar umgesetzt. Die Geschichte kann von Erstlesern sicherlich gut gelesen werden, im Grunde halte ich sie aber perfekt fürs Vorlesen. Durch die ergänzenden Informationen kann man mit den Kindern spielend über ein wichtiges Thema diskutieren und gemeinsam lernen. Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 14.03.2021
Die Erben von Seydell - Die Schicksalsjahre / Die Gestüt-Saga Bd.2
Martaler, Sophie

Die Erben von Seydell - Die Schicksalsjahre / Die Gestüt-Saga Bd.2


ausgezeichnet

[Achtung, möglicherweise Spoiler, wenn Band 1 noch unbekannt ist!]

Zu Beginn des Romans hatte ich ein wenig Schwierigkeiten wieder in die Handlung hineinzukommen. Es war schon ein wenig her, dass ich Band 1 gelesen hatte und so fehlten mir ein paar Verknüpfungen, die sich aber dann nach und nach ergaben, da häufig kurze Erklärungen eingebaut waren. So habe ich mich dann insgesamt doch sehr schnell wieder absolut wohl gefühlt. Gerade der absolut mitreißende und kurzweilige Schreibstil des Autorenduos hat es mir angetan. Die Seiten fliegen nur so dahin und auch wenn für mich nicht ganz so viel Spannung aufkam wie im ersten Band der Reihe, konnte ich den Roman kaum aus der Reihe legen.
Die Figuren sind erneut sehr gut charakterisiert und dargestellt, die Handlung und die Schicksalsschläge der Familie Seydell emotional und tiefgehend.
Luise ist und bleibt eine Person, mit der ich nicht wirklich warmwerden kann. Sie handelt weiterhin hauptsächlich egoistisch und versucht die Menschen in ihrer Umgebung nach ihrem Willen zu manipulieren. Nichtsdestotrotz wird nun aber auch ein anderer Wesenszug deutlich, denn auch sie ist in der Lage sich für andere einzusetzen und Mitgefühl zu entwickeln.
Auch die Dienstmagd Martha bleibt für mich interessant, ihr großes Geheimnis wird endlich gelüftet und war für mich tatsächlich unvorhersehbar.
Alexanders Leben wird ebenfalls weiterhin beschrieben, sein Charakter weiterhin stark und hochsympathisch. Seine Tochter ist mittlerweile ein Teenager und versucht ihren eigenen Kopf durchzusetzen, was nicht selten zu Unstimmigkeiten zwischen Vater und Tochter führt.
Die Entwicklung Cristinas und auch sie selbst gefallen mir sehr gut. Durch den Einzug ihres Vaters an die Front, muss sie schnell erwachsen werden und sieht dadurch manche Dinge plötzlich deutlich klarer als zuvor. Zudem wird gerade an Alexander deutlich, dass man die Vergangenheit häufig eben doch nicht für immer hinter sich lassen kann und dass sie einen zuweilen immer wieder einholt. Gleichzeitig kann man sie aber auch nicht zurückholen, auch wenn man es sich noch so sehr wünscht...
Der Roman spielt erneut hauptsächlich in der Vergangenheit, es gibt nur zwei kurze Zeitsprünge in die Zeit von Elisabeth und Javier (1948). Auch diese Textpassagen sind sehr interessant und eine Entdeckung der beiden bietet erneut einen riesigen Cliffhanger.
Mit in die fiktive Handlung eingebunden werden erneut viele historische Details und gerade der Verlauf des ersten Weltkriegs wird sehr eingängig beschrieben. Dies hat mir sehr gut gefallen, wenn ich auch immer wieder erschrocken darüber bin, mit was für einer leichtfertigen Einstellung die Menschen damals in den Krieg zogen: „[…] bis Weihnachten sind wir wieder zu Hause […]“…
Ebenfalls eingebaut werden die sozialistischen Bewegungen in Spanien, welche den Kapitalismus verpönen und mehr Rechte für die Arbeiter fordern. Hierbei wurde ich allerdings etwas stutzig, da meist von „Anarchismus“ und „Anarchisten“ die Rede war und gleichzeitig Marx zitiert wurde. Tatsächlich bin ich auf diesem Gebiet nicht allzu bewandert, dennoch steht Marx für mich eher für den Kommunismus und weniger für den Anarchismus, auch wenn sich natürlich beides nicht vollständig voneinander abgrenzen lässt.

Mein Fazit: „Die Erben von Seydell – Die Schicksalsjahre“ haben mich insgesamt nicht ganz so begeistern können wie der erste Band der Reihe. Nichtsdestotrotz ist der zweite Teil der Familiensaga gut gelungen und eine sehr gute Fortsetzung. Die Geschichte um die Familie Seydell ist interessant und mitreißend, die Charaktere vielschichtig und interessant. Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung und vergebe für diesen Band 4,5 von 5 Sternen.