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Benutzername: 
Pharo72
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Zittau
Über mich: 
Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 464 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2017
Der Herzschlag deiner Worte
Ernst, Susanna

Der Herzschlag deiner Worte


ausgezeichnet

Der junge Musiker Alex, der sich eben erst damit arrangiert hat, seine Karriere für das Leben als alleinerziehender Vater mit der kleinen Leni aufzugeben, muss einen weiteren Schicksalsschlag hinnehmen. Sein Vater Vincent stirbt ganz plötzlich an einem Herzinfarkt. Auf der Beerdigung trifft er auf seine Patentante Jane, die er viele Jahre nicht gesehen hat. Er bewundert den Mut der an ALS erkrankten Frau und es entsteht eine innige Verbindung zwischen beiden. Sie ist es auch, die ihm den Weg zu der Liebe seines Lebens aufzeigt, der erfolgreichen Autorin Maila. Doch diese sträubt sich gegen eine feste Beziehung. Alex hört nicht auf, um sie zu kämpfen und es zeigt sich, dass beide viel mehr gemeinsam haben, als sie ahnen konnten.

Meine Meinung:

Dies ist erst mein zweiter Roman von Susanna Ernst und ich frage mich ernsthaft, warum ich alle anderen nicht schon längst gelesen habe. Ich habe das Buch gestern beendet und bin immer noch ein wenig sprachlos ob der emotionalen Reise, auf die mich die Lektüre in den letzten Wochen mitgenommen hat. Ja, Wochen – denn ich habe das Lesen wahrlich in vollsten Zügen genossen, mir viele Stellen regelrecht auf der Zunge zergehen lassen und mehrmals inhaliert. Nur sehr selten habe ich beim Lesen das Gefühl, einfach nicht loslassen und die Charaktere ein Leben lang begleiten zu wollen.

Ich möchte nicht zu viel von der Story verraten und auch nicht auf die Besonderheit eingehen, die sich Susanna ausgedacht hat, um dieses meisterhafte Schicksals-Puzzle rund zu machen. Das muss jeder Leser selbst erfahren. Vielleicht mit Ausnahme von Alex’ Mutter ist mir wirklich jeder der Charaktere unglaublich ans Herz gewachsen, ich habe mit ihnen gefühlt und gelitten. Die Figuren sind so authentisch und liebenswert.

Bereits von der ersten Seite an hat mich die Handlung total in ihren Bann gezogen. Immer wieder wurde ich von den Wendungen überrascht und so kam auch keine Minute Langeweile auf. Oft genug drohten meine Augen überzulaufen und einige Sätze haben sich tief in mein Herz gegraben. Einmal mehr versteht es die Autorin, so große Themen wie Freundschaft, Hoffnung, Lebensmut, Seelenverwandtschaft und über allem natürlich die LIEBE in den Fokus zu rücken. Man beginnt unwillkürlich sein eigenes Leben zu hinterfragen, die Konsequenz seiner Entscheidungen und die Möglichkeit eines Lebens danach.

Ich kann den Roman nur von ganzem Herzen und wärmstens weiterempfehlen. Begleitet Alex und Maila auf ihrem Weg zum Happy End und staunt über die schicksalhaften Erfahrungen von Vincent und Jane. Lasst euch ein auf eine zauberhafte Geschichte voller Emotionen, Dramatik und eine Achterbahn der Gefühle.

Bewertung vom 31.08.2017
Spectrum / August Burke Bd.1
Cross, Ethan

Spectrum / August Burke Bd.1


sehr gut

Ein Massaker in Südafrika – eine Geiselnahme in einer Bank bei Las Vegas. Ein Täter! Doch wie hängt alles zusammen? Das FBI zieht für die Ermittlungen den unabhängigen Berater Dr. August Burke zu Rate. Dieser ist außergewöhnlich in jeder Hinsicht, er scheut den Kontakt zu anderen Menschen, denn er leidet unter dem Asperger-Syndrom. Andererseits ist er ein genialer Analyst und genau so jemanden braucht es, um die Fäden dieses ungewöhnlichen Verbrechens, bei dem auch die CIA ihre Hände mit im Spiel zu haben scheint, zu entwirren.

Meine Meinung:

Mit „Spectrum“ startet Bestseller-Autor Ethan Cross eine neue Thriller-Reihe um den andersartigen Ermittler August Burke. Es ist mein erstes Buch des Autors, weshalb ich keinen Vergleich zur Erfolgsserie ziehen kann. Rein optisch ist das Buch in seiner schlichten Gestaltung mit dem blauen Schnitt auf jeden Fall schon mal ein Eyecatcher.

Der Einstieg ins Buch bietet mehrere Schauplätze und vor allem eine Vielzahl handelnder Personen, die erst mal keinen Zusammenhang zueinander vermuten lassen, was das Lesen ein wenig holprig und verwirrend gestaltet. Nach und nach laufen die Handlungsstränge zusammen und damit nimmt auch die Spannung zu, obwohl es immer mal wieder kleinere Längen gibt. Ich war zumindest nicht dermaßen gefesselt, dass ich das Buch kaum je weglegen konnte.

Der Plot ist interessant umgesetzt, erfordert aufgrund der vielen Hintermänner jedoch auch eine hohe Aufmerksamkeit. Gefallen hat mir, dass die Figuren sehr vielschichtig sind. Täter, Nebenfiguren, aber auch Ermittler werden nicht nur schwarz oder weiß gezeichnet, sondern bieten interessante Hintergründe und dementsprechende Verhaltensweisen. Lieblingsprotagonist ist ganz klar Dr. Burke, dessen genialer Verstand durchweg inspirierend ist, der aber aufgrund seines Handicaps auch jede Menge Humor – oft ungewollt – in die Handlung bringt. Das lockert das ernste und oft auch sehr brutale Szenario angenehm auf. Aber auch Nic Juliano mit der Mafia-Vergangenheit oder FBI-Agent Samuel Carter, der sich ein wenig als Vater für seine jungen Schützlinge sieht, konnten bei mir hohe Sympathiepunkte sammeln.

Das Ende kommt ein wenig rasant und mit dem wortwörtlich großen Knall fast schon hollywoodreif, wobei der eigentlich doch eher schüchterne Burke zum Superhelden mutiert. Jedoch werden alle offenen Fragen geklärt und der Ausblick auf Folgebände durch die Bildung einer Task Force macht auf jeden Fall neugierig. Da ich einige der Figuren wirklich ins Herz geschlossen habe, vor allem Burke, und auch Krügers Schicksal ungewiss ist, werde ich die Reihe sicher weiterverfolgen.

Bewertung vom 01.08.2017
Das Eisrosenkind / Christine Bernard Bd.2
Vieten, Michael E.

Das Eisrosenkind / Christine Bernard Bd.2


sehr gut

Christine Bernard hat sich inzwischen im Trierer Kriminalkommissariat eingelebt und arbeitet gut mit ihren Kollegen zusammen. An einem eigentlich freien Abend, den sie mit ihrem neuen Freund verbringen wollte, wird sie hinzugezogen, weil ihr als Frau mehr Einfühlungsvermögen zugetraut wird, denn es geht um ein vermisstes Kind. Am nächsten Tag wird eine gefrorene Kinderleiche gefunden. Die kleine Rosalia scheint ein schreckliches Ende genommen zu haben. Doch ist sie es wirklich? Es stellt sich heraus, dass das gefundene Kind bereits seit 12 Jahren tot ist. Die fieberhafte Suche nach Rosalia geht weiter und Christine gibt alles, denn noch könnte das Kind am Leben sein …

Meine Meinung:

Auch der zweite Ermittlerkrimi um Christine Bernard hat mir wieder gut gefallen. Zum Verstehen ist es nicht notwendig, den 1. Band gelesen zu haben, denn der dortige Fall wird kurz angerissen und auch Christines Werdegang bleibt nicht im Dunkeln. Durch solide Ermittlungsarbeit wird der Täter schlussendlich zur Strecke gebracht, auch wenn zahlreiche Alleingänge der Kommissarin diese mehr als einmal in Lebensgefahr bringen, was jedoch für Spannungshöhepunkte auch zwischendurch sorgt. Aber auch sonst wird es keine Minute langweilig.

Christine erscheint mir in diesem Band jedoch sehr starrsinnig und bekommt meines Erachtens durch die männliche Obrigkeit ein paar zu viele Freiheiten. Ohne diese Verbohrtheit und Fixierung auf einen Täter hätte durch etwas aufmerksamere Recherche schon viel eher ein anderer Verdächtiger feststehen können, was allerdings das Buch um einiges verkürzt hätte.

Wohltuend sind die nicht mehr so häufigen Perspektivwechsel sowie Wertungen der eigenen Person. Mit der oft ausführlichen Darstellung der Namen inkl. Titel hatte ich allerdings nach wie vor ein wenig Probleme, denn sie behindern den Lesefluss. Sehr schön finde ich die einfließende Sozialkritik, die einmal mehr dem Leser deutlich vor Augen führt, dass auch im reichen Deutschland Menschen täglich um ihren Lebensunterhalt kämpfen müssen.

Der Fall an sich ist natürlich schrecklich, kommt jedoch ohne größere Gewaltszenen aus und ist daher auch für etwas zartbesaitetere Leser geeignet. Die Kollegen neben Christine bleiben nach wie vor etwas blass.
Insgesamt wieder ein flüssig geschriebener Ermittlerkrimi, der ein schreckliches Verbrechen aufklärt und eine äußerst engagierte Kommissarin an den Rand ihrer Kräfte bringt. Ich bin auf den nächsten Fall von Christine Bernard schon sehr gespannt.

Bewertung vom 24.07.2017
Der Fall Siebenschön / Christine Bernard Bd.1
Vieten, Michael E.

Der Fall Siebenschön / Christine Bernard Bd.1


sehr gut

Die attraktive Kriminalkommissarin Christine Bernard ist neu in der Mordkommission Trier und muss sich unter vorwiegend männlichen Kollegen behaupten. Nach dem Verlust ihrer Eltern sowie ihres Lebenspartners stürzt sie sich geradezu in die Arbeit. In ihrem ersten großen Fall geht es um die vermisste Andrea Schröder und deren sechs Töchter. Der Ehemann ist schnell Hauptverdächtiger und seine Lebensumstände mehr als fraglich. Er wird verhaftet, will aber nur von Christine Bernard verhört werden. Schnell entwickelt sich zwischen ihm und der noch unerfahrenen Kollegin ein psychologisches Katz-und-Maus-Spiel. Den Täter zu überführen, verlangt der Kommissarin alles ab und bringt sie nicht nur einmal in Lebensgefahr.

Meine Meinung:

Der erste Ermittlerkrimi um Christine Bernard bietet solide Psychospannung, überrascht mit unerwarteten Wendungen und ist durchgängig spannend. Es ist erschreckend zu lesen, wie Lebensumstände und stetige Ablehnung schlussendlich einen Menschen, der sicher ursprünglich nichts Böses wollte, zu einem Außenseiter und schließlich skrupellosen Täter werden lassen. Einige seiner Äußerungen haben mich echt zum Nachdenken angeregt.

Stilistisch gab es für mich ein paar Stolpersteine im Roman. Die zu häufig wechselnden Perspektiven, manchmal von Satz zu Satz, oder auch die Darstellung der Namen, mal komplett, dann nur Vorname, dann wieder nur Nachname und das bis zum Ende, gefielen mir nicht so. Auch sollten Perspektivfiguren keine Wertungen zu sich selbst vornehmen, wobei mir auf die Attraktivität von Christine besonders viel Augenmerk gelegt wurde. Schlussendlich hat auch das Korrektorat ein paar zu viele Schnitzer übersehen, die das Lesevergnügen ein wenig trübten.

Abgesehen von diesen kleineren Kritikpunkten machen es aber die Handlung und auch die Figuren wieder wett. Christine ist taff, mutig und entschlossen. Oftmals ein wenig übereifrig, was Alleingänge angeht, aber das darf man durchaus ihrer Unerfahrenheit und dem Ermittlungseifer zuschreiben. Ihre männlichen Kollegen bleiben etwas blass, aber das kann sich in den nächsten Bänden ja noch ändern. Gespannt bin ich auch auf die Entwicklung der weiblichen Nebenfiguren (Ärztin, Psychologin) und wie es mit Christines Liebesleben weitergeht.

Das Cover ist sehr atmosphärisch und passt ausgezeichnet zum Inhalt. Die Darstellung der Polizeiarbeit erscheint mir recht realistisch und zeugt von ausgiebiger Recherche des Autors. Ich werde auf jeden Fall auch die nachfolgenden Bände lesen und bewerten.

Fans solider Kriminalromane, die in menschliche Abgründe blicken und durch psychologische Spannung punkten, kann ich „Der Fall Siebenschön“ aus der Reihe Christine Bernard durchaus empfehlen.

Bewertung vom 20.07.2017
Tod / Spiel-Trilogie Bd.3
Menapace, Jeff

Tod / Spiel-Trilogie Bd.3


sehr gut

Amy Lambert und ihre Kinder leiden noch immer sehr unter dem Verlust des Ehemannes und Vaters. Von den größten Schuldgefühlen wird auch Domino Taylor geplagt, der Patricks Tod nicht verhindern konnte. So ist er auch weiter für die Lamberts da, beschützt und umsorgt sie, obwohl die Gefahr eigentlich gebannt sein sollte. Was er nicht ahnt, Monica Kemp hat überlebt und sich ein finales Spiel für ihn ausgedacht, um den Tod ihres Vaters zu rächen.

Meine Meinung:

Nachdem ich bereits Band 1 und 2 der Trilogie mit Vergnügen gelesen hatte, durfte auch der Abschluss nicht fehlen. Allerdings ist hier der Klappentext irreführend, denn die Lamberts sind nur Randfiguren. Der Autor konzentriert sich in diesem Band auf Domino und Monica, die sich einen erbarmungslosen Showdown liefern.

Ein paar Dinge haben sich mir nicht wirklich erschlossen, wie das Überleben von Monica oder auch die Beziehung zwischen Domino und Ben. Auch habe ich ein wenig bedauert, dass Calebs Verhalten zum Ende des ersten Bandes doch nicht mehr aufgegriffen wurde. Aber es bestände natürlich eine Möglichkeit hier Jahre später noch mal anzusetzen, denn noch ist er ja recht klein.

Insgesamt hat mich die Handlung von der ersten Seite an gepackt. Die vielen kurzen Kapitel verführen natürlich auch zum regelrechten Verschlingen der Seiten. Monicas Plan, sich eine Helferin an die Seite zu holen, fand ich toll, aber dass zwei derartige Charaktere, wenn sie nicht verwandt sind, zu Problemen führen können, hätte sie sich eigentlich denken können. Hier wurde ihr ihre übergroße Selbstüberschätzung zum Verhängnis. Kelly fand ich richtig schön böse.

Domino mutiert fast zum Übermenschen, aber als Elitesoldat sei ihm das zugestanden. Die Spiele, die er im Labyrinth absolvieren musste, erinnern stark an Saw und haben mich ob Monicas Einfallsreichtum schon sehr begeistert. Das Ende kommt ein wenig abrupt und hinterlässt daher auch einen etwas unbefriedigenden Eindruck. Aber es ist alles schlüssig, nachvollziehbar und der Seelenfrieden für die Lamberts nun endgültig wiederhergestellt.

Wie auch schon bei den Vorgängerbänden sollte man als Leser nicht zimperlich sein, was brutale Morde und Foltermethoden betrifft. Nicht umsonst erschien die Trilogie bei Heyne Hardcore.

Ich kann die Reihe als Gesamtwerk dem Thriller-/Horror-Leser durchaus empfehlen, auch wenn es bei allen drei Bänden kleinere Abstriche zu machen gilt. Die Grundidee überzeugt und alle Bücher bieten spannende Unterhaltung mit originellen Ideen.

Bewertung vom 01.07.2017
Dunkles Omen / Cainsville Bd.1
Armstrong, Kelley

Dunkles Omen / Cainsville Bd.1


ausgezeichnet

Das Leben der behütet und wohlhabend aufgewachsenen Olivia Taylor-Jones nimmt eine überraschende Wende, als sie erfährt, dass sie adoptiert wurde und ihre leiblichen Eltern als Serienkiller-Paar Berühmtheit erlangt haben. Adoptivmutter wie auch Verlobter wenden sich von ihr ab und auf der Flucht vor der überall lauernden Presse landet Olivia – nicht ganz zufällig – in einem kleinen Vorort von Chicago – in Cainsville, ihrem früheren Heimatort.

Ein mysteriöses Städtchen mit keiner Kirche, dafür aber jede Menge Gargoyles. Auch die Bewohner benehmen sich äußerst geheimnisvoll. Olivia besucht ihre Mutter im Gefängnis, die ihre Unschuld beteuert und sie bittet, sich besonders den letzten Mordfall noch einmal genau anzusehen und eine Berufungsverhandlung anzustreben. Zu Hilfe kommt ihr dabei der zwielichtige Anwalt Gabriel Walsh, zu dem sie anfangs überhaupt keinen Draht findet, der jedoch bald unverzichtbar für sie wird. Gelingt es ihr, die Wahrheit über die Morde herauszufinden?

Meine Meinung:

„Dunkles Omen“ ist der Auftakt einer neuen Reihe – Cainsville-Thriller – der Erfolgsautorin Kelley Armstrong, die mit den Otherworld-Büchern bekannt wurde. Da mich vor vielen Jahren bereits „Die Nacht der Wölfin“ extrem in ihren Bann gezogen hatte, habe ich mich gern darauf eingelassen und wurde nicht enttäuscht. Die Handlung verbindet Thriller- mit mystischen bis paranormalen Elementen und würde wohl am besten ins Genre Mystery-Thriller passen.

Zum Großteil wird aus Sicht von Olivia in Ich-Form erzählt, aber es kommen auch verschiedenste Einwohner bzw. Randfiguren zu Wort, die alle ihren Teil dazu beitragen, Olivia zu lenken. Wohin das Ganze noch führen wird, ist momentan noch überhaupt nicht abzusehen.

Olivia hat mir als Figur sehr gefallen. Mutig bricht sie aus ihrer Komfortzone aus und gibt alles, um auf eigenen Beinen zu stehen. Während Gabriel zu Beginn natürlich alles andere als sympathisch rüberkommt, so macht er doch eine Wandlung durch bzw. man merkt, dass wesentlich mehr hinter ihm steckt. Das erkennt auch Olivia und schließlich werden sie sogar Partner. Dass es auch irgendwann zu amourösen Verwicklungen zwischen beiden kommt, scheint ziemlich sicher.

Die Ermittlungen der beiden bieten immer wieder überraschende Wendungen und auch wenn es sich in der Mitte des Romans ein klein wenig zieht, entschädigt dafür doch der enorm spannende Showdown zum Schluss. Die ganzen mystischen Elemente wie die Hellseherin des Ortes, die Omen, die Olivia plötzlich zu erkennen glaubt sowie auch die ihren Eltern angelasteten Morde, die Anzeichen von druidischen Ritualen zeigen, ziehen den Leser unweigerlich in einen Sog, dem nur schwer zu entkommen ist.

Wie heißt es so schön auf einer der letzten Seiten: „Ein paar Fragen mochten beantwortet sein, aber noch mehr waren gerade erst aufgekommen.“ Dies ist sehr treffend ausgedrückt und ausnahmsweise stört es mich mal nicht, denn es bedeutet noch eine lange Reise voller Geheimnisse mit Olivia und Gabriel, auf die ich mich bereits sehr freue.

Ich danke dem Heyne Verlag herzlich für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.

Bewertung vom 26.06.2017
Ragdoll - Dein letzter Tag / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.1
Cole, Daniel

Ragdoll - Dein letzter Tag / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.1


gut

Detective William Oliver Layton-Fawkes, auch Wolf genannt, ist nach seiner Suspendierung, die ihm ein Ausraster im Gericht beschert hat, wo er einen Tatverdächtigen fast tötete, wieder im aktiven Polizeidienst. Sein nächster Fall hat es in sich. Gegenüber seiner Wohnung wird eine sogenannte Ragdoll gefunden, eine Art Flickenpuppe, zusammengenäht aus Leichenteilen von sechs verschiedenen Opfern. Wolf und sein Team versuchen fieberhaft, die Opfer zu identifizieren und vor allem einen Zusammenhang zwischen ihnen zu finden. Gleichzeitig wird seiner Exfrau, einer Journalistin, eine Art Todesliste zugespielt mit Namen von weiteren Opfern und deren Todeszeitpunkt. Der letzte Name auf der Liste ist der von Wolf. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn der irre Killer ist ihnen immer einen Schritt voraus.

Meine Meinung:

Der Einstieg in den Roman und auch der große Hype, der um ihn gemacht wurde, machten mich neugierig genug, das Buch lesen zu wollen. Wie gesagt, fand ich den Beginn sehr ansprechend, die Idee mit der Ragdoll und auch der Todesliste für einen Thriller passend.

Doch sehr schnell ließ das Interesse auch wieder nach und ich musste mich zeitweise echt etwas quälen weiterzulesen. Die Ermittler handeln allesamt ziemlich eigenbrötlerisch, von Teamarbeit keine Spur, sodass der Killer ein fast zu leichtes Spiel hat. Zudem sind sie teilweise angesichts der Gefahr grob fahrlässig, was letzten Endes auf Kosten der Opfer geht, die zum Teil intelligent eingefädelte Tode sterben.

Wirklich sympathisch war mir keine der Figuren, am ehesten noch Edmunds, der sich so richtig in den Fall verbeißt und all die altgedienten Herren überflügelt mit seinem Einsatz. Durch die Vielzahl der Personen, die für den Fall Bedeutung haben, kommt oftmals leichte Verwirrung auf, was nicht dadurch besser wird, dass sie oft auch noch abwechselnd mit Vor- oder Nachnamen bezeichnet werden.

Die Auflösung war nicht uninteressant, besaß für mich jedoch zu viele Logiklöcher. Vom Killer erfährt man wenig, seine Motivation erschien mir etwas suspekt. Auch sehe ich nicht wirklich, dass hier zwingend eine Serie draus werden muss. Denn das, was Wolf sich schlussendlich in diesem Fall leistet, sollte eigentlich endgültig ausreichen, ihn nicht mehr als Ermittler arbeiten zu lassen, was vorher schon fragwürdig war. Aber bei Scotland Yard ist wohl so einiges möglich.

Insgesamt für mich ein Thriller, der mich zwiespältig zurücklässt. Die Idee ist nicht schlecht, die Umsetzung weist einige Mängel auf. Zu viele Nebensächlichkeiten spielen eine Rolle und bremsen die Handlung aus, was auf Kosten der Spannung geht. Daher von mir nicht wirklich eine Empfehlung, es gibt sicher lohnenderen Lesestoff für Thrillerfans.

Bewertung vom 11.06.2017
Niemand wird sie finden
Roehrig, Caleb

Niemand wird sie finden


sehr gut

Flynn ist wie vor den Kopf gestoßen, als am Vorabend von Halloween die Polizei vor seinem Haus steht und ihm mitteilt, dass seine Freundin January als vermisst gilt. Seit sie durch die Neuverheiratung ihrer Mutter die Schule wechseln musste, hatten sie nur noch wenig Kontakt und ihr letztes Zusammentreffen endete im Streit. Denn obwohl er January sehr mag, gehen seine Gefühle in eine andere Richtung, was er jedoch weder seiner Umgebung noch sich selbst eingestehen will.

Flynn kann Januarys Verschwinden jedoch nicht einfach so hinnehmen und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei lernt er Seiten seiner (Ex)-Freundin kennen, die er nie für möglich gehalten hätte. Dass sie Opfer eines Verbrechens wurde, wird zunehmend wahrscheinlicher. Schließlich gerät Flynn selbst in Lebensgefahr, als er dem Täter zu nahe kommt, der inzwischen erneut zugeschlagen hat.

Meine Meinung:

Caleb Roehrigs Debütroman ist ein solider Jugendthriller, der durchaus gut zu unterhalten weiß, aber schlussendlich keine wirklich großen Überraschungen bietet.

Die Story insgesamt und auch Flynns „Problem“ sind nicht neu, aber der Autor erzählt die Geschichte mit viel Herzblut und Einfühlungsvermögen. Obwohl es anfangs ein paar mehr mögliche Verdächtige gibt, die mit Januarys Verschwinden zu tun haben könnten, findet sich dann doch recht schnell der wahre Täter. Hier hätten mir ein paar mehr Umwege und Fallstricke gefallen.

Warum Fynn in seinen Ermittlungen hier eher Erfolg hat als die Profis – sprich Polizei – erschließt sich mir nicht. Dennoch bleibt die Spannung aufgrund einiger Cliffhanger auf einem hohen Niveau und es fällt leicht, am Buch dranzubleiben. Gegen Ende geht es auch richtig zur Sache, da braucht es beim jugendlichen Leser schon etwas Nervenstärke.

Die Aufklärung zu Januarys Verschwinden erfolgt erst ganz am Ende, gestaltet sich jedoch genau so, wie ich sie mir bereits am Anfang ausgemalt hatte und von daher wenig überraschend. Wahrscheinlich bin ich für diese Art Jugendthriller dann doch schon ein wenig zu alt bzw. zu thrilleraffin. Der Zielgruppe – Lesern ab vierzehn Jahren – wird jedoch durchaus spannende Unterhaltung geboten. Der Roman punktet mit einer sympathischen Hauptfigur, die altersentsprechend, also auch schon mal recht naiv, handelt, aber mutig seinen Weg geht.

Daher kann ich „Niemand wird sie finden“ uneingeschränkt dem jugendlichen Thriller-Einsteiger empfehlen.

Bewertung vom 26.05.2017
Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt
Günak, Kristina

Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt


ausgezeichnet

Schon sehr lange habe ich mich auf den neuen Roman von Kristina Günak gefreut, zumal er im Verlagsmilieu spielt und damit mein Lieblingsthema behandelt. Wie erwartet war es wieder ein Fest, der humorig-spritzigen Schreibweise der Autorin zu folgen.

Ich-Erzählerin Bea ist hochgradig organisiert, aufopfernd bis zur Selbstaufgabe, warmherzig und lässt sich dennoch nicht die Butter vom Brot nehmen. Wie eine Löwin kämpft sie für ihre Familie und ihren Verlag, auch wenn das heißt, sich mit einem Hornochsen wie Tim Bergmann abzugeben. Dieser bleibt anfangs etwas blass, da man aus seiner Perspektive leider nichts lesen kann, aber im Laufe der Lesereise taut er immer mehr auf und zeigt die guten Seiten seines Charakters.

Neben allem Humor spricht die Autorin mit der Vergangenheit der Protagonisten aber auch ein ernstes Thema an, ohne es überzudramatisieren. Es passt einfach sehr gut und macht die gegenseitige Anziehung der beiden glaubhaft. So begleitet der Leser das Paar dann auch gern zu ihrem großen Ziel, kann sehr oft ein Schmunzeln nicht unterdrücken und schwelgt am Ende in Glücksgefühlen. Zumindest ging es mir so und ich kann jedem nur empfehlen, mal etwas von Kristina Günak bzw. Kristina Steffan zu lesen, weil ihre Bücher es immer wieder schaffen, meinen Tag ein klein wenig sonniger werden zu lassen.