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sommerlese
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Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
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Insgesamt 2518 Bewertungen
Bewertung vom 13.11.2023
Weihnachten bei den Waldtieren
Kraljic, Helena

Weihnachten bei den Waldtieren


ausgezeichnet

Dieses wunderschöne Bilderbuch zaubert Weihnachtsstimmung!
Bei Ullmann Medien erscheint das Bilderbuch "Weihnachten bei den Waldtieren" von Helena Kraljic, das von Jane Chapman wunderschön illustriert wurde.

Pünktlich zum Heiligabend fällt der erste Schnee auf die Tannen und Bäume des Waldes und die Waldtiere bereiten sich auf ihr gemeinsames Weihnachtsfest vor. Sie sammeln Tannenzapfen und Nüsse, um den Weihnachtsbaum damit zu schmücken, sie backen Lebkuchen und bringen Zuckerstangen und heißen Zimttee vorbei. Doch als die Tiere sich ans Baumschmücken machen wollen, ist die gesamte Dekoration mit den Leckereien verschwunden, das muss ein Dieb gewesen sein.

Die Tiere des Waldes wollen gemeinsam Weihnachten feiern und alle bringen etwas mit, um den Baum festlich zu schmücken. Die Wölfe zaubern rot-weiß-geringelte Zuckerstangen herbei, Elli, das Eichhörnchen hat Nüsse gesammelt und Foxy Fuchs hat leckere Lebkuchen für alle gebacken. Nur Bär Benny scheint das bunte Treiben nicht zu bemerken, er schläft seinen Winterschlaf. Aber plötzlich sind alle gesammelten Dinge spurlos verschwunden. Willy Wolf entdeckt Spuren im Schnee und gemeinsam entdecken sie den Übeltäter.

In dieser Geschichte bezaubern die wunderschönen Illustrationen genauso wie die warmherzige Geschichte, die die Enttäuschung und die Wut der beklauten Tiere deutlich macht. Aber dann bemerken sie, wie traurig der Dieb ist, denn er hatte gute Absichten.

Beim Vorlesen und Betrachten der Bilder springt die weihnachtliche Vorfreude auf die großen und kleinen Leser über. Die Texte sind kindgerecht und die Bilder zeigen sehr passend die Emotionen der Tiere. Inhaltlich geht es um weihnachtliche Freude, um Vergebung und das gemeinsame Baumschmücken. So lernen Kinder, dass man gemeinsam viel schöner feiern kann, wenn niemand ausgeschlossen wird.
Ein wunderschön illustriertes Vorlesebuch für die Weihnachtszeit mit einer warmherzigen Geschichte über Freundschaft und Zusammenhalt.

Bewertung vom 13.11.2023
Monsieur le Comte und die Kunst der Täuschung / Monsieur le Comte Bd.2
Martin, Pierre

Monsieur le Comte und die Kunst der Täuschung / Monsieur le Comte Bd.2


gut

Stimmungsvolle Unterhaltung um einen Auftragsmörder mit ganz viel Savoir-Vivre!
"Monsieur le Comte und die Kunst der Täuschung" ist der zweite Band der cosy Krimi-Reihe von Autor Pierre Martin.

Lucien Comte de Chacarasse führt mit viel Herzblut ein Restaurant in Villefranche-sur-Mer, er ist ein Lebemann, liebt die Kunst des "Savoir-Vivre" und damit gutes Essen, schöne Frauen und vor allem sein unbeschwertes Leben. Zu seinem Leidwesen ist er aber auch der Tradition des Adelsgeschlechts seiner Familie verpflichtet und die liegt darin, Auftragsmorde zu erledigen. Die Aufträge übermittelt ihm sein Onkel. Allerdings ist Lucien keineswegs ein Mörder und versucht die Aufträge auch nur mit raffinierten Tricks abzuschließen und so ersinnt er Pläne in der Kunst der listigen Täuschung.


Sehr lebhaft, locker-humorig und mit ganz viel französischer Kulinarik und stimmungsvollen Bildern der französischen Schauplätze Villefranche-sur-Mer und Cap-Ferrat versetzt uns Pierre Martin in eine unterhaltsame Geschichte, in der Francine, die ehemalige Geliebte von Luciens verstorbenem Vater ebenso eine Rolle spielt, wie die liebenswerte Haushälterin Rosalie und Anna, eine neue Flamme Luciens. Doch da gibt es noch das Opfer des neuen Auftragsmords, den Lucien übernehmen soll. Wie kann er sich dieser Pflicht entziehen?

Regelrecht in eine wunderbare Urlaubsstimmung eingehüllt hat mich vor allem das bildhaft beschriebene französische Setting mit den kulinarischen Genüssen der provenzalischen Küche.

Die Erfüllung des Auftragsmordes läuft gefühlt so nebenbei und Lucien erweist sich erneut als geschickter Taktiker und findet logische Wege, um seine Opfer ohne eigenes Zutun zu töten. Dabei erkundet er zunächst das Umfeld seines Opfers und führt mit ihm sogar vor der Tötung noch ein klärendes Gespräch. So gelangt er an wichtige Fakten, die es ihm ermöglichen, eine Finte zu erfinden, damit sich seine Aufträge auf andere Weise erledigen als durch seine Hand.

Auch wenn ich gerne in dieses Buch abgetaucht bin, so hat mir doch für einen Krimi mehr Spannung gefehlt.

Sehr überrascht und amüsiert hat mich der kurze Auftritt von Madame le Commissaire, sie ist die Protagonistin der früheren Krimi-Reihe Pierre Martins und ich hatte gehofft, sie würde sich in die aktuelle Handlung noch etwas einmischen.

Stimmungsvolle und locker-humorige Unterhaltung um einen Auftragsmörder mit ganz viel Savoir-Vivre! Für einen Krimi hatte ich mir mehr Spannung erhofft.

Bewertung vom 10.11.2023
Frau Glück und die Winterlichter
Liebig, Anna

Frau Glück und die Winterlichter


sehr gut

Eine melancholische und hoffnungsvolle Weihnachtsgeschichte
Im Blanvalet Verlag erscheint Anna Liebigs Roman "Frau Glück und die Winterlichter".

Kurz vor Weihnachten verwandelt sich Gerda Glücks Waschsalon inmitten der Hektik Frankfurts zu einem beschaulichen Ort voller weihnachtlicher Deko und funkelnder Lichterketten, die festliche Weihnachtsstimmung verbreiten. Denn Gerda Glück trauert wie jedes Jahr um diese Zeit der wunderschönen Zeit mit ihrer großen Liebe hinterher, die sie im eiskalten Winter 1963 verloren hat.

Diese Geschichte ist romantisch, melancholisch und auch voller Herzschmerz, denn sie erzählt von einer Liebe, die nicht gelebt werden durfte. Sie sprüht aber auch vom Zauber des Weihnachtsfestes und zeigt auf liebenswerte Weise die Bedeutung vom Fest der Liebe, wo sich Freunde versammeln, damit niemand allein ist, um gemeinsam zu essen, zu feiern und fröhlich zu sein und Weihnachten zu feiern.

Jedes Jahr um die Weihnachtszeit erinnert sich Gerda an ihre verlorene Liebe Jason, ein Amerikaner, den sie 1963 kennen und lieben gelernt hat. Statt mit ihm nach Amerika zu gehen und ihn zu heiraten, blieb Gerda zurück in Frankfurt und eröffnete mit ihrer Mutter den Waschsalon, der für sie und ihre Kunden nun seit vierzig Jahren zu einem geselligen Ort der Zusammengehörigkeit wurde. Die Waschmaschinen tragen Namen von Stars aus den 60er Jahren, wie Rock Hudson, Connie Francis, Elvis oder Peter Kraus. Inzwischen sind die Waschmaschinen zum Teil nicht mehr funktionsfähig, aber zur Adventszeit erwacht der Salon zu einem weihnachtlichen Paradies voller funkelnder Tannenbäumchen, Plüschtieren und Tausenden von Lichtern. Viele der jahrelangen Stammkunden kommen gar nicht mehr zum Wäschewaschen vorbei, sondern um gemütlich mit Gerda eine Tasse Kaffee zu trinken, zu plaudern und um Gerda von ihren Sorgen zu erzählen und sich bei ihr Rat und seelische Unterstützung zu holen. Denn Gerda ist die gute Seele der Viertels, das weiß hier jeder. Gerda selbst hätte so einen Rat auch nötig, denn sie träumt immer noch von der Rückkehr Jasons und von ihrem eigenen persönlichen Glück.



Die Charaktere habe ich mit ihren menschlichen Problemen und ihrer liebenswerten Art sofort ins Herz geschlossen. Fast täglich kommt Karl, der pensionierte, alleinstehende Mann, der heimlich in Gerda verliebt ist. Im Waschsalon trifft sich der Strickkreis für Handarbeiten und Klönschnack und auch Nachbar Mustafa bringt mit seinen tollen Schnäppchen aus seinem Laden immer wieder Leben in die Bude. Durch diese Figuren entsteht eine heimelige Stimmung, die den Waschsalon zu einem Wohlfühlort macht und diese Atmosphäre schwappt wohltuend auf mich als Leserin über.

In diesem Roman erlebt man in zwei Zeitebenen Gerdas Geschichte. Es geht zurück ins Jahr 1963, als die junge Gerda Jason kennnenlernt und springt immer wieder in die Gegenwart in 2008. Durch diese Wechsel erfährt man, warum die Liebe zwischen Gerda und Jason nicht glücklich ausgegangen ist. Passenderweise begleitet man Gerda kapitelweise durch den Advent. In den zeitlichen Rückblenden wird Gerdas romantische Liebe aufgezeigt, die durch die stimmungsvolle Weihnachtsatmosphäre noch verstärkt wird. Aber es werden auch die Schattenseiten dieser Zeit aufgezeigt, die in der Besatzungszeit gängigen Ansichten sorgten für Ablehnung und Vorurteile, die Gerda zum Verhängnis wurden. In 2008 erfährt man, welchen Weg Gerdas Leben bisher genommen hat und wie sie sich für andere Menschen einsetzt und von ihnen geschätzt wird. Aber auch von ihren Träumen, verletzten Gefühlen und verpasstem Lebensglück.

Beide Zeitebenen lesen sich stimmungvoll und lebendig, die Liebe zu Jason kann man gut nachempfinden und Gerdas Sehnsucht bis zu einem gewissen Punkt auch. Etwas absonderlich und zu verklärt finde ich aber, dass Gerda auch nach vierzig Jahren noch auf seine Rückkehr wartet, obwohl sie bisher kein einziges Lebenszeichen von ihm erhalten hat.

Anna Liebig hat eine schöne Erzählweise und lässt mich wunderbar eintauchen in die vorweihnachtliche Stimmung auf Frankfurts Weihnachtsmarkt mit all den leckeren Köstlichkeiten, bunten Lichtern und der passenden Weihnachtsmusik. Und auch in Gerdas Waschsalon wirkt die Atmosphäre sehr heimelig und wohltuend.

Dieser Roman lädt zum Träumen ein, die Geschichte sorgt mit Melancholie, reichlich Herzschmerz und ganz viel Hoffnung für eine Weihnachtsgeschichte, die vielen Leser:innen eine stimmungsvolle Lesezeit bereiten wird.

Bewertung vom 08.11.2023
Keine Reue
Sandberg, Ellen

Keine Reue


sehr gut

Gefährliche Verbindung zur RAF
Nach Aussen sind Barbara und Gernot Maienfeld ein wohlsituiertes und glückliches Paar, sie bewohnen in Stuttgart eine Altbauwohnung, lieben sich seit ihrer Studentenzeit und haben drei erwachsene Kinder. Was niemand weiß, in ihrer Vergangenheit liegt ein dunkles Kapitel, dass sie jahrelang gut geheim gehalten haben. Als Gernots Ein-Mann-Verlag bankrott geht, müssen sie ihre Geldsorgen lösen und dazu sollen ausgerechnet Kontakte aus der Vergangenheit helfen. Was niemand weiß, Ende der 80er Jahre wohnten die Maienfelds mit ihren Kindern zurückgezogen in der Eifel, um sich dort vor dem Verfassungsschutz zu verstecken.

Als Ben Maienfeld Zeuge eines brutalen Überfalls wird, überlegt er nicht lange und greift couragiert ein. Doch die Täter gehören einem kriminellen Clan an und so muss Ben unter Personenschutz gestellt werden. Zuständig im Mordfall ist die Kriminalkommissarin Charlotte Bodmer, die persönliche Gründe hat, dem Tatverdächtigen auf die Schliche zu kommen. Allerdings sorgt ihr Verhalten dafür, dass sie vom Dienst suspendiert wird. Sie übernimmt Bens Personenschutz, der in der Eifel, seiner alten Heimat, Zuflucht findet. Dort übermannen ihn die Erinnerungen an seine Kindheit, die nicht dem üblichen Familienleben mit treu sorgenden Eltern entsprach. Ihre politischen Ansichten und die Hilfe für politische Gefangen standen stets über dem Interesse der Kinder, die antiautoritär erzogen wurden.

Ellen Sandberg verbindet in ihrem Roman zwei Zeitstränge miteinander, die Ende der 80er Jahre und in der Gegenwart im November/Dezember 2019 spielen und pendelt zwischen diesen Zeiten hin und her. Es geht zurück in die reaktionäre Zeit der dritten Generation der RAF und wir erleben Familie Maienfeld, wie sie finanzielle Nöte in der Gegenwart zwingen, wieder Verbindung zu ihrer Vergangenheit aufzunehmen. Es ist ein Paar, dass sich im Untergrund verborgen hält.

Die Geschichte erfordert ein wenig Konzentration, weil eine Vielzahl von Figuren aus ihrer Perspektive bestimmte Erlebnisse aus beiden Zeitsträngen erzählt. Der inhaltliche Aufbau ist aber so gelungen, dass sich mit der Zeit eine verständlich Verknüpfung aller Figuren und des Geschehens ergibt und ich gebannt in die unterschiedlichen Szenen und Zeiten eintauchen konnte.

Der spannendste Handlungsstrang war für mich Bens Geschichte mit seiner Flucht vor dem Clan, aber auch der Aspekt, wie langsam die Erinnerung zurückkommt und er sich als Zeuge an ein zurückliegenden Gewaltverbrechens nach und nach an bestimmte Dinge erinnert und die Puzzleteile lange Zeit später mit Erkenntnis und logischer Kombination zu einem Ganzen zusammenfügt.

Erschüttert haben mich die familiären Zustände bei den Maienfelds, die Vernachlässigung der Kinder, weil sich Barbara und Gernot mehr ihrer politischen Verblendung widmeten als dem Familienwohl. Doch dann holt sie in der Gegenwart ihr aktiver Verrat in der linksextremistischen Szene wieder ein.

Die Charaktere baut Ellen Sandberg immer weiter auf und je mehr Informationen man über ihre Vergangenheit erhält, umso mehr bekommen sie ein aussagekräftiges Bild.

Ellen Sandberg gelingt es mit ihrem Roman, ihre Leser:innen auf unterhaltsame Weise mit der Denk- und Handlungsweise der RAF zu konfrontieren und Schicksale dieser Zeit lebendig werden zu lassen. Sie macht in ihrer Story deutlich, dass die dunkle Vergangenheit sich auch im weiteren Leben sichtbar macht und die Betroffenen verfolgt. Das regt zum Denken an und ich hatte eigentlich ein anderes Ende erwartet, das gezeigt hätte, dass man für Fehler immer gerade stehen muss. Doch die literarische Freiheit sei der Autorin zugestanden und so war das Ende für mich in gewisser Weise sehr unerwartet.

Interessante Story und gut aufgebauter Plot, hier werden Verbrechen aus der RAF-Geschichte lebendig erzählt und man taucht in die Zeit und die politischen Ideologien ein.

Bewertung vom 06.11.2023
Mein Strickjournal
Oswald, Susanne

Mein Strickjournal


sehr gut

Ein tolles Journal für Strickbegeisterte
Im Harper Collins Verlag erscheint "Mein Strick-Journal" von Susanne Oswald.

In den Romanen von Susanne Oswald dreht sich in Maighreads kleinem Strickladen in den Highlands alles um ihr Hobby das Stricken. Mit diesem Stricken Bullet Journal kann man eigene Strickprojekte organisieren und unterschiedliche Ideen sofort notieren.

Strickprojekte sind es wert, schriftlich festgehalten zu werden. Dazu hat man in diesem Journal jede Menge Platz, um genaue Angaben zu der bestrickten Person (Personenzu machen und außerdem um Maschenprobe, spezielle Muster, Wolle und Nadelstärke, Farben und Größenangaben zu notieren. Außerdem enthält das Journal Tipps von Maighread, ein paar Anleitungen zu Topflappen, einem Flaschenmantel, Kosmetikpads, ein halbrundes Tuch mit Kaskadenmuster u. a. Projekten. Über einen QR-Tracker kommt man direkt zum Youtube-Kanal "Der kleine Strickladen".

Es gibt Seiten zum Eintragen der Lieblingswolle, sowie für eine Wunschliste und am Ende eine hilfreiche Übersicht der Abkürzungen der Strickangaben, auf Deutsch und Englisch.

Ich habe schon viele Pullis, Schals, Mützen und Socken gestrickt, aber nie die genauen Maschenangaben oder die Strickschrift des jeweiligen Musters notiert. Wenn mich danach jemand gefragt hat, konnte ich nur ungenaue Auskunft geben. Da kann man mit diesem Journal Abhilfe schaffen.

Wer gerne strickt und darüber Buch führen möchte, sollte sich unbedingt dieses Strick-Journal zulegen. Dort gibt es viele Möglichkeiten für eigene Notizen, dazu noch einige Anleitungen und Kurzgeschichten, die Maighreads Strickstimmung verbreiten.

Bewertung vom 06.11.2023
Jil Sander. Eine Annäherung
Wiesner, Maria

Jil Sander. Eine Annäherung


gut

Das Persönliche von Jil Sander fehlt!

Im Harper Collins Verlag erscheint Maria Wiesner Buch "Jil Sander. Eine Annäherung".

Jil Sander wurde zur bekanntesten Modedesignerin Deutschlands und das in einer Zeit als das Berufsleben der Frauen noch von der Erlaubnis ihrer Ehemänner abhing. Ihre Mode sollte Frauen zu selbstbewusstem Auftreten verhelfen und für einen lässigen, überall tragbaren Look sorgen.

Die klare, puristische Mode Jil Sanders wurde massgeblich geprägt durch minimalistische Entwürfe, gute Qualität der Stoffe, perfekte und zeitlose Schnitte und elegante Tragbarkeit in allen Lebenslagen. Mit Tatkraft, Mut und vor allem dem Geschick im Umgang mit Stoffen und Schnitten arbeitete sich Jil Sander von einer eigenen Boutique bis an die Börse, wo sie 1989 die erste Frau im Vorstand eines Aktienunternehmens in Deutschland wurde.

Jil Sander wurde 1943 in Wesselburen als Heidemarie Jiline Sander geboren. Sie trug als Kind am liebsten Hosen und machte diese Vorliebe auch in ihrer Mode fest.

Dieses Buch hat die Journalistin Maria Wiesner als Annäherung betitelt und beruft sich auf die Fakten und die wenigen Interviews, die Jil Sander jemals gegeben hat. Sie beschreibt die persönlichen Wurzeln Jil Sanders und ihren beruflichen Werdegang, sowie ihren erstaunlichen Aufstieg und großen Erfolg im Modebusiness und zeigt das berufliche Konzept ihrer Mode.

Die vielen Stationen und Standorte der Produktion und Geschäfte lesen sich sehr aufschlussreich und umfassend. Das Privatleben kommt dabei nicht ganz so zur Sprache, dort erfährt man nur wenige Dinge, die sich größtenteils um die Immobilien Jil Sanders und ihre große Kunstsammlung drehen. Es hat mich gewundert, dass die prunkvoll ausgestatteten Häuser irgendwie gar nicht zum zurückgenommenen und schlichten Geschmack Jil Sanders passen. Vielleicht war das aber auch der Geschmack ihrer Lebensgefährtin. Man kann darüber nur mutmaßen.

Der Erzählstil gefällt mir gut, die geschäftlichen Interaktionen werden verständlich und unter Einbeziehung der Meinung von Zeitgenoss:innen Jil Sanders beschrieben und lesbar ausgeschmückt.

Insgesamt kommt mir die Person Jil Sander hier ein wenig zu kurz. Das scheint aber nicht an der Autorin zu liegen, die versucht hat, der Modeikone nahe zu kommen, sondern an den persönlichen Ansichten, Einsichten und Anekdoten, die ich hier von Jil Sander persönlich erwartet hätte.

Eine Biografie, die mich etwas enttäuscht zurücklässt, weil mir die persönliche Note fehlt. Die Modestationen, das Konzept der klassichen Mode und die Expansion der Geschäfte werden hier vor das Persönliche gestellt. Jil Sander hätte gut daran getan, sich hier mehr einzubringen.

Bewertung vom 04.11.2023
Das große Weihnachtsfest im Zoo
Schoenwald, Sophie

Das große Weihnachtsfest im Zoo


sehr gut

Ein witziges Bilderbuch über Weihnachten im Zoo
Im Baumhaus Verlag erscheint das Bilderbuch "Das große Weihnachtsfest im Zoo" von Sophie Schoenwald, mit Illustrationen von Günther Jakobs.

Im Tierpark von Zoodirektor Alfred Ungestüm möchten die Zootiere anläßlich des Weihnachtsfestes wichteln. Alle möchten für ihren Wichtel das perfekte Geschenk aussuchen. Jedes Tier überlegt und verschenkt ein eigenes Lieblingsding. Ignaz schenkt der Giraffe seine geliebte Fliege. Die Giraffe würde gerne sehen, wie sie damit aussieht, aber leider hat sie ihren Spiegel gerade dem Nilpferd geschenkt. So geht die Schenkerei weiter und irgendwie bleibt die Freude dabei auf der Strecke. Doch Ignaz findet eine Lösung! Alle Tiere kommen zum Fest zusammen und teilen ihre Geschenke miteinander. Denn zu Weihnachten ist geteilte Freude die schönste Freude!

In diesem Buch lernt man verschiedene Zootiere kennen, denen ihre neuen Geschenke nicht gerade Freude bereiten, weil sie das dazugehörige Gegenstück gerade selbst verschenkt haben.

Die Texte sind kindgerecht und oftmals humorvoll und die lustigen Tiernamen wie Eberhart Erdnännchen, Gisela Giraffe, Karl Kalamar oder Chamäleon Andromeda sorgen für Spaß beim Vorlesen.

"Warum heute so miesepetrig popoelgrün?", fragte Ignaz Igel das Chamäleon Andromeda. Zitat

Die wunderschönen farbenfrohen Illustrationen vermitteln weihnachtliche Stimmung. Sehr gelungen finde ich auch, dass sie die Mimik der Zootiere zeigen und so Einblick in die Gefühle der Tiere vermitteln. Damit bereichern sie das Buch auf perfekte Weise und für Kinder gibt es viel zu entdecken. Am Ende wartet sogar eine hübsche, tierische Weihnachtsdeko zum Basteln auf die Kinder.


Dieses Buch passt prima in die Adventszeit, das Weihnachtsfest wird zwar nicht so sehr mit dem christlichen Grundgedanken gezeigt, sonder eher mit dem Aspekt des Schenkens in Verbindung gebracht, aber die Botschaft dahinter ist auch wichtig: Geben ist schön, aber teilen ist schöner. Richtig herzerwärmend ist das gemeinschaftliche Zusammensein der Tiere zu Weihnachten. es zeigt, wie wunderschön die gemeinsam verbrachte Zeit und ein erinnungswürdiges Fest sind und dieses tolle Gefühl schwappt auch auf kleine und große Leser über.

Ein witziges Bilderbuch über Weihnachten im Zoo mit der Botschaft des Teilens!

Bewertung vom 02.11.2023
Das geheime Leben in der Stadt
Bjørgaas, Hanna

Das geheime Leben in der Stadt


sehr gut

Interessantes Tagebuch über die geheimnisvolle Welt der Stadttiere!
Bei Stroux edition erscheint Hanna Bjørgaas Sachbuch "Das geheime Leben in der Stadt", wunderbar übersetzt von Sabine Richter.

"In einem Teelöffel voll gesunder Erde gibt es mehr Mikroben als Menschen auf unserem Planeten." Zitat Seite 159

Auf den ersten Blick scheint das urbane Leben in den Städten durch die Infrastruktur und die vielen befahrenen Straßen und Häuserzeilen so, als wenn dort der Mensch die Natur größtenteils verdrängt hätte. Doch wenn man genauer hinschaut, dann entdeckt man viele Parks und Grünanlagen, Teiche, weitläufige Friedhöfe und Hinterhof-Gärten, die Tieren und Pflanzen vielseitige Lebensräume bieten. Diese tierischen Bewohner haben sich ihr Leben im Stadtbereich mit erstaunlicher Anpassungsfähigkeit eingerichtet. Hanna Bjørgaas hat sich auf eine einjährige Expedition in ihre eigene Heimatstadt Oslo begeben, um die faszinierende Welt der urbanen Natur zu entdecken. Sie stellt uns in diesem Buch ihre persönlichen Entdeckungen, Beobachtungen und Forschungsergebnisse der einzelnen Monate vor.

Wir Stadtmenschen nehmen viele Tiere meistens nur am Rande unseres eigenen Alltags wahr, dabei merken wir oft gar nicht, was unbeobachtet bleibt und auf welch erstaunliche Weise die Tiere sich den Gegebenheiten angepasst haben.

Hanna Bjørgaas erkundet das verborgene Leben in der Stadt, sie lauscht den Amseln, beobacht Ameisen auf ihrem Weg, untersucht Flechten, stellt Vergleiche mit Waldflechten an und vervollständigt ihre Beobachtungen mit ihrem Fachwissen. Außerdem befragt sie Experten zu diesen Lebewesen und macht sich mit Fernglas, Mikroskop und Lupe auf, um alles im Kleinen zu erkunden. Dabei entdeckt sie unterhaltsame Dinge, wissenswerte Fakten und die Erkenntnis, welche Tiere im Lebensraum Stadt angekommen sind und welche dort nicht mehr zu finden sind.

Bei diesem Buch stöbert man in Hanna Bjørgaas Tagebuch und liest ihre Entdeckungen und Beobachtungen in der Stadt-Natur. Die unterhaltsamen Texte lassen sich trotz eingebauter wissenschaftlicher Inhalte und Quellen gut und verständlich lesen und eingebaute humorvolle Anekdoten sorgen für heitere Erkenntnisse über die Flora und Fauna. Das alles regt dazu an, selbst mal wieder die Natur zu entdecken und Tiere aus nächster Nähe zu beobachten, denn das Wisssen über die tierischen Nachbarn ist heute nicht mehr jedem präsent.

Folgendes Zitat zeigt das deutlich: "Der Star geht bzw. spaziert wie ein Mensch, im Gegensatz zur Amsel, die auf ihren beiden Beinen hüpft." Zitat Seite 135

Bjørgaas Buch lässt sich interessant lesen, sie hat erstaunliche Beobachtungen gemacht und bringt diese auf packende Weise ihren Leser:innen näher. Was wissen wir von den Sperlingen, Singvögeln, Fledermäusen, Krähen, Tauben, Möwen, Bäumen, Insekten, Mikroben, Flechten oder Pilzen? Wir nehmen sie oft nur am Rande wahr und machen uns keine Gedanken, wie sie dort existieren können. Dabei haben sie erstaunliche Fähigkeiten, wie beispielsweise die Krähen, die den Menschen und seine Fahrzeuge zum Knacken von Nüssen nutzen.


Was können wir alles in unserem Wohnbereich entdecken? Machen wir es wie Hanna, schauen wir mal genauer hin und begeben uns auf eine Beobachtung der Ameisen, deren Lebensbereich in Ritzen der Terrasse vor unseren Augen verborgen bleibt.

Es ist immer wieder ein Wunder, zu sehen, wie anpassungsfähig Pflanzen und Tiere auf die menschlichen Veränderungen in den Städten und im Umland reagieren. Doch die Natur ist gefährdet und viele Arten werden durch intensive Landwirtschaft mit dem Einsatz von Insektiziden, sowie den Folgen der Klimaerwärmung gefährdet und verdrängt. Das Beispiel der chinesischen Spatzen zeigt, wie der Mensch Schaden anrichten kann.

"Das geheime Leben in der Stadt" ist ein lehrreiches Buch, das einerseit das Interesse und Freude an der städtischen Natur weckt und uns diesen besonderen Lebensraum näher bringt, aber auch die negativen Einflüsse des Menschen nicht außer Acht lässt. Lesenswert für alle Naturliebhaber, die in ihre Umgebung tiefer eintauchen möchten und mehr über die Wildnis vor der eigenen Haustür entdecken wollen.

Bewertung vom 01.11.2023
Wer den Löffel abgibt
Maxwell, Jessa

Wer den Löffel abgibt


sehr gut

Unterhaltsame Crime-Time, die zum Miträtseln einlädt!
Im Knaur Verlag erscheint Jessa Maxwells Krimi "Wer den Löffel abgibt".

Zum zehnjährigen Jubiläum der Backshow "Bake Week" lädt die Starköchin und Jurorin Betsy Martin die Kandidaten zu sich auf ihren Familienlandsitz nach Grafton Manor ein. In diesem Jahr bekommt Betsy zu ihrem Verdruss einen Co-Juror an die Seite gestellt, der auch noch ihr größter Konkurrent ist. Die Show scheint unter keinem glücklichen Stern zu stehen. Es werden Geheimnisse um Betsys Vergangenheit gelüftet, es kommt zu Sabotageakten und schliesslich findet man eine Leiche am Set. Welches Motiv steckt dahinter?

Die Verbindung einer Backshow mit einer Leiche ist mal etwas Neues im Krimibereich und auch der Aufbau des Krimis ist Neuland für mich. Wie man es kennt, stellt der Prolog vorweg, wie eine Leiche am Set der Show gefunden wird. Doch statt eine Tataufklärung zu starten, lässt uns die Autorin in die Vorgänge eintauchen, die zwei Wochen vor der Tat abliefen. Zunächst lernen wir aus der Perspektive die sechs Kandidaten der Backshow und ihre Jurorin Betsy Martin näher kennen. Sie teilen uns ihr Anliegen für die Show mit und beschreiben ihre Erlebnisse und persönlichen Gedanken. Dabei weisen zwar die Namen als Kapitelüberschrift auf die betreffende Person hin, doch man muss sie erst mal auseinander halten können, was nach einiger Zeit ganz gut gelingt.

Die Charaktere sind ein bunt gewürfelter Haufen, die sich gegenseitig mit Intrigen und Liebeleien das Leben schwer machen. Es gibt eine ältere Dame, die ihre Backkenntnisse zeigen möchte, einen erfolgreichen Start-up-Unternehmer, einen arroganten Juror, ein junges Mädchen, das durch die Teilnahme Berühmtheit erlangen möchte, eine Krankenschwester, die ihrem Idol Betsy näher kommen will und noch mehr Figuren, die Geheimnisse haben.

Anfangs läuft die Erzählung etwas zögerlich und ohne echte Spannung vor sich hin, man ahnt, wie hier persönliche Verknüpfungen eine Rolle spielen und versucht, hinter die Geheimnisse und unausgesprochenen Hintergründe zu gelangen. Auch den Namen der Leiche lernt man erst später kennen. Und natürlich dürfen in einer Backshow auch die einzelnen Beschreibungen der handwerklichen Schritte der Backaufgaben nicht fehlen.

Mir hat Tessa Maxwell Erzählstil sehr gut gefallen, sie bringt neben unterhaltsamen Szenen auch etwas Humor ins Spiel und zeigt uns, was alles beim Backen so schief gehen kann. Das liest sich locker und lässt gleichzeitig ein unterhaltsames Kopfkino ablaufen. Solche kulinarischen Szenen lese ich mit Interesse, aber für einen Krimi war es mir doch zu ausführlich eingebaut. Backfreunde werden allerdings ihre Freude daran haben.

Die Aufklärung des Falles übernimmt der Leser persönlich als Ermittler. Stück für Stück sorgen einzelne Hinweise für klärende Puzzleteile, die zwischenmenschliche Konflikte offen legen und so die Personen näher beleuchten. Ich hatte mehrere Tatverdächtige und vielfältige Wendungen bringen auch die nötige Krimispannung mit sich.

Eine unterhaltsame Backshow, ein mysteriöser Mord und viele Verdächtige in einem abgeschlossenen Raum.

Bewertung vom 27.10.2023
Der Markt der Weihnachtswunder
Kind, Felicitas

Der Markt der Weihnachtswunder


gut

Eine winterliche Wohlfühlgeschichte über Zusammenhalt und Liebe!
"Der Markt der Weihnachtswunder" wurde unter dem Pseudonym Felicitas Kind von Gitta Edelmann und Regine Kölpin geschrieben und erscheint im Piper Verlag.

Als Antea ihren 79-jährigen Freund Johann in seinem renovierungsbedürftigen Haus in Himmelshusen besucht, erzählt er traurig, dass seine Tochter ihn in einem Heim angemeldet hat. In seinem Alter und ohne die finanziellen Mittel kann er die Sanierung einfach nicht mehr leisten. Doch Antea hat sofort einen Plan, sie nimmt ihren besten Freund Thore mit ins Boot und versucht, einen Weihnachtsmarkt zu organisieren, dessen Erlös der Renovierung von Johanns Haus zugute kommen soll. Die Idee wird von einigen Hilfsbereiten angenommen, aber die Umsetzung entwickelt sich mit Widerstand des Nachbardorfes. Wird Antea es schaffen, genügend Unterstützer für den Weihnachtsmarkt zu gewinnen?


In dieser winterlich anmutenden Geschichte geht es um den alten Johann, der an seinem Haus hängt und eigentlich bis zu seinem Ende dort leben möchte. Doch seine Tochter hat für ihn schon einen Heimplatz organisiert. Glücklicherweise hört Antea davon und entwickelt den Plan für einen Weihnachtsmarkt in Himmelshusen, ihr Freund Thore und andere Bewohner schließen sich ihr mit Rat und Tat an. Der Zusammenhalt bei dieser Aktion hat in mir ein Glücksgefühl ausgelöst und ich die Vorfreude auf die Weihnachtsaktionen habe ich wohltuend genossen.

Die Charaktere werden erkennbar skizziert, neben den sympathischen Figuren Antea und Thore kommen noch die zugezogene Rheinländerin Gabriela und der Bauunternehmer Wilko ins Spiel, beide sorgen für einige Szenen, die ich besonders gern gelesen habe.

Die Geschichte liest sich flüssig weg, die Handlung wird bestimmt durch die Planung des Weihnachtsmarktes und ein wenig Romantik ist auch enthalten. Immerhin entwickeln sich aus anfänglicher Abneigung schließlich anziehende Gefühle, was mich beim Lesen für die Liebenden sehr gefreut hat. Es finden gleich mehrere Herzen zueinander und auch wenn das absehbar ist, wirkt alles sehr stimmig und ich habe diese Entwicklung gern verfolgt. Mir hat besonders die typische ostfriesische Atmosphäre gut gefallen, die durch etwas Platt und die beschriebenen gemütlichen ostfriesischen Teestunden authentisch das Lebensgefühl der Gegend beschreibt. Allerdings hätte ich mich über ein passendes Rezept für Teekuchen gefreut, im letzten Weihnachtsband von Felicitas Kind gab es da ein paar Rezepte.

Leider konnte mich trotz aller positiven Punkte der Verlauf der Geschichte nicht so spannend abholen und das große Weihnachtswunder wird am Ende dann auch sehr schnell abgehandelt. Die winterliche Weihnachtsmarktatmosphäre kommt leider viel zu kurz und das gesamte Buch ist nur Vorhandlung zu diesem Ereignis. Aber der Zusammenhalt der Weihnachtsmarkthelferlein passt schön zu der winterlichen Zeit und macht Appetit auf eine Tasse Tee.

Eine winterliche Wohlfühlgeschichte über Zusammenhalt und Liebe!