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Bella von www.bellaswonderworld.de
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Karlsruhe
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Ich bin 31 Jahre alt und mein größtes Hobby ist das Lesen. Ich verschlinge alle möglichen Titel querbeet durch die verschiedensten Genres. Meine Leseleidenschaft teile ich mit anderen Lesebegeisterten auf meinem Blog www.bellaswonderworld.de

Bewertungen

Insgesamt 1143 Bewertungen
Bewertung vom 10.06.2021
Die Unschuldigen
Crummey, Michael

Die Unschuldigen


ausgezeichnet

Beschreibung

Evered und seine Schwester Ada sind elf und neun Jahre alt als ihnen eine Krankheit zunächst die Schwester, dann Mutter und Vater nehmen. Fortan leben Bruder und Schwester alleine auf einer kargen Insel an der Küste Neufundlands. Sie sind die Kinder von Fischern und haben trotz ihres bereits erworbenen Wissens kaum die nötigen Kräfte, um der Kälte und den Gefahren der kanadischen Wildnis zu trotzen. Die Geschwister sehen sich einem harten Überlebenskampf gegenüber, der durch die Pubertät und ihre auflebende Sexualität zusätzlich verkompliziert wird.

Meine Meinung

Inspiriert von einem Zeitungsartikel eines Geistlichen der auf seinen Reisen auf ein isoliert lebendes Geschwisterpaar traf, die Schwester augenscheinlich schwanger von ihrem Bruder, hat Michael Crummey seinen Roman »Die Unschuldigen« geschrieben. Seine fiktive Geschichte handelt von Evered und Ada Best, die als Kinder eines Fischers in einer verlassenen Bucht leben und durch eine Krankheit ihre unschuldige kleine Schwester Martha sowie Mutter und Vater verlieren.

Evered und Ada sind in Abgeschiedenheit auf die Welt gekommen und nun vollkommen auf sich gestellt, denn die nächste Stadt haben sie nie gesehen und sie kennen von dort nur Mary Oram, die nur als Geburtshelferin für kurze Zeit in ihre Bucht kam.

Das wenige Wissen der Geschwister stammt von ihren Eltern und so beginnt ein harter Überlebenskampf der ihnen alles abverlangt. Das Leben im Einklang mit Natur und Jahreszeiten, immer in der Hoffnung genug Fisch zu fangen, um die Schulden im Kassenbuch des Beadle, den die jährlich einlaufenden »Hope« zusammen mit den lebensnotwendigen Vorräten an Mehl, Melasse und sonstigen Gütern mit sich bringt, zehrt an Bruder und Schwester, die weder schreiben noch lesen können und kaum etwas vom Leben und Glauben wissen. Obwohl sie immer wieder in Not geraten und der Hunger seine Klauen in ihr Fleisch gräbt, bleiben sie aus Angst vor dem Unbekannten lieber in ihrer einsamen Heimat, in der auch ihre unschuldige Schwester begraben liegt.

Michael Crummey bannt mit seinem poetisch anmutendem Schreibstil eine eindringliche Überlebensgeschichte in der rauen Natur Neufundlands im 18. Jahrhundert auf das Papier, die mir tief unter die Haut gegangen ist. Das Setting beschreibt er dabei so bildhaft, dass ich das salzige Wasser des Atlantischen Ozeans auf der Haut spüren und den tosenden Wind an den Haaren reißen fühlen konnte.

In dieser fein abgestimmten Komposition eines historischen Romanes, der sich mit den Ingredienzien eines Entwicklungs-Romanes vermischt, bestimmen die leisen Töne, in denen der Tages- und Jahresablauf der Geschwister vergegenwärtigt wird, welcher zumeist aus Warten und Hoffen besteht, die Melodie. Das isolierte Leben von Evered und Ava wird aus beiden Perspektiven geschildert, in denen die Pubertät und die damit aufkeimende Sexualität eine Rolle spielt. Das loyale und unschuldige Geschwister-Verhältnis wird durch ihre Triebe, Emotionen und ein nicht gekanntes Schamempfinden nachhaltig beeinflusst und verändert. Die Entwicklung der Beziehung zwischen Bruder und Schwester wirkt authentisch und bekommt vor dem beeindruckenden Setting der kanadischen Wildnis eine besondere Note.

Die stille Tiefe der Geschichte wird einige Male durch spannende Ereignisse wie angeschwemmtes Strandgut, die Gefahren eines Wetterumschwungs oder Besucher aufgelockert. Diese Einwebungen geben der Harmonie des Romans den letzten Schliff und sorgen für die notwendige Abwechslung.

Fazit

»Die Unschuldigen« bietet eine fesselnde Mischung aus Entwicklungs- und Historischem-Roman, die mit einer subtilen Dramatik und der atemberaubenden Schönheit der rauen Natur Neufundlands besticht.

Bewertung vom 10.06.2021
Die Königin des Ritz
Benjamin, Melanie

Die Königin des Ritz


ausgezeichnet

Beschreibung

Claude Auzello ist Direktor des Luxus-Hotel Ritz in Paris als 1940 die französische Hauptstadt während des Zweiten Weltkriegs von den Deutschen besetzt und die exquisiten Räumlichkeiten des Ritz als Quartier von den Nazis beansprucht wird. Der Franzose und seine amerikanische Ehefrau Blanche haben eine besonders innige Beziehung zum Ritz und finden trotz allen Schwierigkeiten einen Weg das Hotel zu führen und dennoch Widerstand zu leisten. Während Blanche durch eine Freundin zu gefährlichen Aufträgen der Résistance kommt, ahnt sie nicht, dass auch ihr Mann Wege und Mittel findet, um im Verborgenen gegen die Nazis zu arbeiten.

Meine Meinung

Die amerikanische Schriftstellerin Melanie Benjamin konnte mich bereits vor Jahren mit ihrem Roman »Alice und ich« bezaubern, in dem sie die historische Persönlichkeit von Alice Liddell und ihre Rolle in Lewis Carrolls Klassiker lebendig werden lässt.

In ihrem historischen Roman »Die Königin des Ritz« hat sich Melanie Benjamin wieder eine wahre Geschichte zum Vorbild genommen und aus den wenigen Eckdaten die über Blanche Auzello und ihren Mann, den Direktoren des Ritz, bekannt sind, eine fesselnde wie auch berührende Geschichte über Liebe, Ehe und die Zeit der Besatzung Paris‘ durch die Nazis während des 2. Weltkriegs erdacht.

Das ehrwürdige Ritz mit all seinem Glanz und Glamour übernimmt als Schmelztiegel der Eleganz und Hort für die deutschen Besatzer eine der tragenden Rollen, ist es doch Dreh- und Angelpunkt im Leben der Auzellos, die als weitere Stars der Geschichte ihren Platz auf der Bühne von Melanie Benjamins Roman einnehmen.

Die ambivalente Ehe von Blanche und Claude begleitet man vom Kennenlernen über die erste romantische Verliebtheit, eine schnelle Heirat und die kurz darauf aufkeimenden Zwistigkeiten, auf die man einen ungeschminkten Blick erhält. Die härteste Belastungsprobe kommt auf die Auzellos jedoch erst mit der Besatzung durch die Deutschen auf zu.

Blanche als unangefochtene Königin des Ritz hat nicht nur den Zugang für Frauen an der Bar durchgeboxt, sondern auch ihren Wunsch im Hotel zu leben. In den Jahren der Besatzung geht ihr der Krieg jedoch immer mehr unter die Haut und sie droht an ihrer Untätigkeit zu verzweifelnd. Von ihrem Ehemann, der nur noch Augen für seine Geliebte zu haben scheint und vor den Nazis katzbuckelt wendet sie sich schließlich so weit ab, dass sie selbst entschlossen zur Tat schreitet und für die Résistance gefährliche Aufträge ausführt.

Melanie Benjamin zieht aber auch die Perspektive von Claude Auzello mit ein, der ein nicht minder schwerwiegendes und brenzliges Los gezogen hat.

Mit der Kraft seiner Liebe fürs Ritz setzt er alles daran, das Hotel möglichst unbeschadet durch diese schwere Zeit zu leiten und seine wunderschöne Frau vor den Gräueln des Kriegs zu beschützen. Trotz der heiklen Lage findet aber auch er einen Weg im Hintergrund für die Résistance zu arbeiten.

»Die Königin des Ritz« lebt von Melanie Benjamins lebendigen Schreibstil, mit dem sie nicht nur ein authentisches Bild der Zeit zeichnet, sondern auch historischen Persönlichkeiten eine individuelle Kontur verleiht und das elegante Hotel Ritz zu einem atmenden Bestandteil des Romans macht. Ich bin vollkommen begeistert von Benjamins neuem Roman, der für mich eine neue Facette des Zweiten Weltkriegs beleuchtet hat. Eine große Leseempfehlung für alle die gerne fiktionale Romane mit historischen Einflüssen lesen!

Fazit

Eine bewegende Hommage an das legendäre Hotel Ritz und das Ehepaar Auzello, welches diese Stätte durch den Zweiten Weltkrieg leitete.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 03.10.2020

Bewertung vom 09.06.2021
Dunkle Schatten / Disney - Twisted Tales Bd.2
Lim, Elizabeth;Disney, Walt

Dunkle Schatten / Disney - Twisted Tales Bd.2


sehr gut

Meine Meinung

Bei Disney-Märchen schlägt mein Herz gleich höher. Daher habe ich umso gespannter die neue »Twisted Tales« Reihe erwartet, denn hier werden von diversen Autor*innen beliebte Disney-Geschichte in einer modernen Adaption aufgegriffen und in eine andere Richtung weitergesponnen.

Elizabeth Lim erzählt in »Dunkle Schatten« mit dem Untertitel »Was wäre, wenn Mulan in die Unterwelt hätte reisen müssen?« die fabelhafte Geschichte der intelligenten sowie mutigen chinesischen Kriegerin neu, welche ursprünglich auf der chinesischen Ballade von Hua Mulan basiert.

Die Autorin macht sich die Bekanntheit des 36. abendfüllenden Zeichentrickfilmes der Walt-Disney-Studios zunutze und steigt direkt bei der Schlacht vor der eisigen Berglandschaft, in der sich Chinesen und Hunnen gegenüberstehen, ein. Sofort hat man die Bilder des Filmes im Kopf und hört das bedrohliche Krächzen von Shan Yus Raubvogel, der über die Köpfe gleitet. Mulan als Soldat Ping verkleidet gelingt der entscheidende Streich gegen die Hunnen aber in Elizabeth Lims Erzählung wird nicht sie verletzt und ihrer Weiblichkeit enttarnt in den Bergen zurückgelassen, sondern General Shang wird tödlich getroffen und soll, da keine Hoffnung auf sein Überleben besteht, nicht mitgenommen werden.

Wie erhofft wurde der Charakter von Mulan perfekt getroffen, in sich vereint sie, ähnlich der Ying und Yang Lehre, die entgegengesetzte und doch aufeinander bezogene Eigenschaften Mut und Verletzlichkeit sowie Sanftmut und Kampfgeist. Auf ihrer Reise durch die gefährliche Unterwelt Diyu muss sie sich selbst stellen und nur, wenn sie sich durch Selbstreflexion wirklich erkennt, kann es ihr gelingen Shang in das Reich der Lebenden zurückzuholen. Daher muss ich sagen, dass mir der Originaltitel »Reflection« etwas passender erscheint als die deutsche Übersetzung.

Mulans Sidekick Mushu taucht in diesem Buch nur als Randfigur auf und kommt leider in keinster Weise der Witzigkeit und Coolness der Filmfigur gleich, dafür sorgt ShiShi, der steinerne Löwe und Beschützer der Li Familie, mit seiner hochnäsigen und aufgeblasenen Art für lustige Momente und bringt einen amüsanten Unterhaltungsfaktor ein.

Sehr gut gefallen haben mir wiederum die Quests, die Mulan mit ihrem „neuen“ Begleiter ShiShi und schließlich dem Geist von Shang bewältigen muss, um ihre Wette mit dem König der Unterwelt zu gewinnen und Shang zu retten. Gemeinsam müssen sie die List der Dämonin Meng Po durchschauen, einen scharfkantigen Messerberg bezwingen und sich gegen Einflüsterungen der Geister behaupten. Ein zentraler Punkt begleitet Mulan auch in dieser Geschichte, nämlich ihre innerliche Zerrissenheit und die Gefahr zwischen Ehre, Vertrauen und Ehrlichkeit zerrieben zu werden, und das alles nur, weil sie sich selbst und ihrer Familie beweisen will, dass sie auch zu etwas fähig ist das respektiert wird (auch wenn sie keine gute Ehefrau abgibt).

»Dunkle Schatten« von Elizabeth Lim ist entsprechend dem Jugendbuch-Genre in einer leichten, unverschnörkelten Sprache gehalten und glänzt durch eine Mischung aus düsterem Märchen, Abenteuern mit Dämonen und Geistern und vor allen Dingen durch die bezaubernde und unheimlich starke Hauptprotagonistin.

Fazit

Elizabeth Lim greift in »Dunkle Schatten« gekonnt die Motive des Disney-Märchens »Mulan« auf und zaubert daraus eine unheimlich fesselnde Geschichte, die ich fast noch zauberhafter finde als das Original.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 22.09.2020

Bewertung vom 09.06.2021
Cinema Purgatorio präsentiert: Code Pru
Ennis, Garth

Cinema Purgatorio präsentiert: Code Pru


ausgezeichnet

Meine Meinung

Die gesammelten Werke der Comic-Anthologie »Code Pru« von Garth Ennis und Raulo Cáceres wurde in einem edlen Gesamtband im Dantes Verlag herausgebracht. Zugleich ist »Code Pru« der erste Band aus Alan Moores »Cinema Purgatorio«, welches verspricht eine ganz und gar famose Horror- und Science-Fiction-Serie zu werden, denn dies ist wahrlich ein grandioser Auftakt!

Purgatorio ist italienisch und bedeutet übersetzt Fegefeuer, und so ist es kein Wunder, dass Autor Garth Ennis (»Preacher«, »The Boys«) und Künstler Raulo Cáceres (»Crécy«, »Captain Swing«) ein höllisch gutes Werk vorlegen, dass für knisternde Unterhaltung mit popkulturellen Einflüssen aus der Film- und Literaturlandschaft sorgt.

Der Band setzt sich aus achtzehn spektakulären Episoden zusammen, in der man die junge Prudence Slapweather, die von ihren Freunden einfach »Pru« genannt wird, auf ihrem Weg zur Rettungs-Sanitäterin in der Weltmetropole New York City begleitet. Pru, die durch eine verstörende Kindheit bei ihren Adoptiveltern, zwei okkulte Gothics, geprägt wurde und sich eigentlich nichts sehnlicher wünscht als ein normales Leben zu führen, wurde in ihrer Ausbildung in keinster Weise auf das, was sie bei ihrer Arbeit tatsächlich erwarten wird, vorbereitet.

Ihre Einsätze in den pulsierenden Straßen New York Cities erfordern ganz besonderes Fingerspitzengefühl, wenn ein Vampir versucht Suizid zu begehen, ein Frankenstein-Monster einfach nur eine Pizza kaufen möchte oder Geister und Zombies versorgt werden müssen. Viele der paranormalen Wesen sind gutmütig, aber es lauern auch böse Zeitgenossen unter ihnen.

Die bösartigen Geschöpfe werden von Prus suspektem Arbeitgeber Jon Squidpump im Keller des Krankenhauses unter Verschluss gehalten. Dort haust auch ein ungestümes Tentakelmonster, das vorgibt ein Älterer Gott zu sein und regelmäßig mit Jon Squidpump eine Partie Monopoly spielt.

»Code Pru« ist ein Comic zum Genießen und auf der Zunge bzw. den Augen zergehen zu lassen. Zusammengenommen geben die einzelnen verqueren Storys eine unterhaltsame Geschichte mit jeder Menge Verweise ab, die zwischen den Geschichten durch interessante Erläuterungen von Übersetzer Jens R. Nielsen für die Leser*innen aufgeschlüsselt wurden, sodass einem keine der Anekdoten entgeht.

Garth Ennis beweist nicht nur ein Händchen für Storytelling und Wortwitz, sondern ihm gelingt auch der Spagat, slapstickhafte Momente mit der Frage nach Glaube und Religion zu verbinden.

Die schwarz-weiß Zeichnungen von Raulo Cáceres passen hervorragend zu der klassischen Horror- und Science-Fiction-Schiene der Geschichten, die wie eine ultracoole Mischung aus den »Men in Black« und den »Ghostbusters« daherkommen. Aber Achtung: Es geht kann ganz schön blutig und rasant zugehen, sodass dieser Comic garantiert nichts für schwache Nerven ist! Außerdem ist der Inhalt nicht jugendfrei, denn es werden mehrfach sexuelle Handlungen dargestellt. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung von Prus brisanten Abenteuern im Fegefeuer der Millionenmetropole.

Fazit

Ein Comic der einer turbulenten Hommage an das Horror- und Science-Fiction-Genre gleichkommt. »Code Pru« ist eine gut gefüllte Konfekt-Schale der Absonderlichkeiten – für jeden Monsterfan ist etwas dabei. Ganz großes Kino!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 18.09.2020

Bewertung vom 09.06.2021
Sternfinsternis / Captain Marvel - Neustart Bd.2
Thompson, Kelly;Carnero, Carmen;Martello, Annapaola

Sternfinsternis / Captain Marvel - Neustart Bd.2


sehr gut

Meine Meinung

Die zweite Ausgabe der neuen »Captain Marvel« Serie von Autorin Kelly Thompson trägt den Titel »Sternfinsternis« und beinhaltet zwei Geschichten, die von den Illustratorinnen Annapaola Martello und Carmen Carnero in Szene gesetzt wurden.

Nachdem Carol Denvers alias Captain Marvel in »Eine für alle, alle für eine« den Kampf gegen Nuclear Man bestand und sein patriarchales System den Garaus bereitete ist es nun an der Zeit sich den Machenschaften der mächtigen Zauberin Enchantress in den Weg zu stellen.

In einer Vision erhascht Natasha Romanova alias Black Widow einen Blick auf die Zukunft und sieht, wie sie in Zusammenarbeit mit Captain Marvel und Doctor Strange der bösen Wicca das Handwerk legen. Als Carol und Dr. Stephen Strange davon erfahren, lassen sie sich natürlich nicht lange bitten, doch Enchantress weiß ihre Kräfte einzusetzen und vertauscht kurzerhand die Körper der beiden mächtigen Superhelden. Dieses Szenario überzeugt vor allen Dingen durch witzigen Dialoge welche wunderbar in den Bildern von Annapaola Martello eingefangen wurden.

Etwas tiefgründiger und actionreicher wird es, als in der nächsten Geschichte auf mysteriöse Weise Carols Kräfte schwächer werden und ihre Herkunft offenbart wird. Als publik wird, dass Captain Marvel Halb-Alien-Halb-Mensch ist, verliert sie nicht nur ihren Job, sondern auch das Vertrauen der Menschen. Damit jedoch noch nicht genug, denn eine neue Superheldin taucht auf der Bildfläche auf und scheint eine offene Rechnung mit Carol begleichen zu wollen. Diese Story wurde, wie bereits der ersten Band dieser Serie, von Carmen Carnero illustriert.

Die Storyline von »Captain Marvel – Sternfinsternis« hat mir sehr gut gefallen, denn Action, Humor und Hintergründe spielen perfekt zusammen und ergeben eine unterhaltsame Geschichte. Jedoch war der Stil der Zeichnungen nicht zu einhundert Prozent meins, denn bei Superhelden-Comics habe ich mich so sehr an die feine und plastischen Illustrationen gewöhnt, dass mich hier die cartooneske Linienführung (der Story »Positionswechsel«) etwas gestört hat.

Fazit

Eine wunderbare Fortsetzung, die Captain Marvel von ihrer kämpferischen, aber auch von ihrer verletzlichen Seite zeigt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 17.09.2020

Bewertung vom 09.06.2021
Omama
Eckhart, Lisa

Omama


sehr gut

Meine Meinung

Die gebürtige Lisa Lasselsberger ist mir durch die kabarettistischen Auftritte ihrer Kunstfigur Lisa Eckhart bekannt, die sich durch provokante Schonungslosigkeit und bitterbösen Humor mit österreichischer Dialektik auszeichnen. Mit ihrem Debütroman »Omama« wagt Lisa Eckhart einen urkomischen Ausflug durch ihre Familiengeschichte, dabei überlässt sie es dem Leser selbst, ob er die Geschichte als Rufmord oder Hommage betrachten möchte.

Im Mittelpunkt von Lisa Eckharts Erzählungen steht, wie der Titel richtig vermuten lässt, ihre Großmutter Helga liebevoll Omama genannt. Helga wuchs mit ihrer attraktiven aber etwas depperten Schwester Inge in ländlicher Abgeschiedenheit auf. Als nach dem Krieg die Russen kommen buhlen die Mädchen um die Aufmerksamkeit der Soldaten und Helga wittert ihre Chance, als Inge unters Bett kriechen muss, um sich und ihre Schönheit vor den Besatzern zu verstecken.

Kaum sind die Besatzer abgezogen, werden die Töchter von der Mutter angehalten ihre eingegangenen Verpflichtungen einzulösen (von denen sie niemals geglaubt hätte, dass nach dem Krieg noch ein Hahn danach kräht) und später wird Inge zu einem Doktor in die Stadt geschickt während Helga ihr Leben in einer Dorfwirtschaft aufnimmt und dort eine Liason mit dem Dorfschönling beginnt. Ein letzter Abschnitt nimmt uns mit auf Helgas Schmugglerfahrten nach Ungarn, Familienfeste und die Reisen von Omama und Enkelin.

Die Anekdoten aus dem Leben der »Omama« werden aneinandergereiht und bestechen durch aufreizende Ironie, Lokalkolorit und den rustikalen österreichischen Dialekt.

Die vierfache Einfältigkeit der dörflichen Gemeinschaft (Depp, Trinker, Matratze, Schönling) wird dabei genauso pietätlos auseinandergepflügt wie die Mutter- und Großmutterrolle. Frauen spielen bei diesen Episoden immer die tragenden Rollen, sodass z. B. die Existenz von Helgas Bruder, der Autorin erst recht spät in einem Nebensatz eine Erwähnung wert ist, und das alles dem Roman eine leicht feministische Note verleiht.

Lisa Eckhart beweist in »Omama« ihr kluges Betrachtungsgeschick und setzt ihr Talent, anhand von Stereotypen und Klischees gesellschaftliche Strukturen und (eigentlich offensichtliche) Wahrheiten aufzudecken, bravourös unter Beweis. Dabei nimmt die junge Österreicherin kein Blatt vor den Mund, öffnet zuweilen Wunden und weidet diese genüsslich aus. Begrifflichkeiten wie »Popscherl« und »Flitscherl« stehen mit weiteren umgangssprachlichen Wortkanonen auf der Tagesordnung und bei den meisten erschloss sich die Bedeutung direkt im Kontext. Als kleines Goodie wäre natürlich für deutsche Leser*innen eine Übersicht der Übersetzung im Buch oder auf einem Lesezeichen grandios gewesen.

Nicht jeder wird Gefallen an Lisa Eckharts teils direkten, teils ironischen und vor allen Dingen schwarzhumorigen Stil finden. Die Kabarettistin nimmt einen großen Teil im Roman ein und lässt zuweilen einen roten Faden vermissen. Die herrlich pointierten Sätze bergen allerdings soviel mehr als Wortwitz und Humor in sich, dass man unweigerlich zum Nachdenken angeregt wird.

Fazit

Ein urkomischer Roman über die Nachkriegszeit, Familie und die Beziehung zwischen Enkel und Großmama. Mit ihrem herrlich pietätlosem und intelligentem Sarkasmus spricht Lisa Eckharts »Omama« die Lachmuskeln genauso an wie den Denkapparat. Alles andere als fade Skandal-Literatur!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 16.09.2020

Bewertung vom 09.06.2021
Wild West. Band 1
Gloris, Thierry

Wild West. Band 1


sehr gut

Meine Meinung

Einen Blick über den eigenen Tellerrand hinauszuwagen ist immer ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang, kann aber unglaublich bereichernd sein. Mit »Wild West – Calamity Jane« von Thierry Gloris & Jacques Lamontagne habe ich mich nun zum ersten Mal in das Genre Western hineingewagt und wurde angenehm überrascht.

Der französische Autor Thierry Gloris (»Pik As.«, »Kleopatra«) lässt in seiner Geschichte ein lebendiges und charakteristisches Bild des Wilden Westens erwachen, wie man es sich nur vorstellen kann. Kopfgeldjäger treiben sich um, die Spieltische in den Saloons sind besetzt und die Eisenbahn droht einen unweigerlichen Wandel mit sich zu bringen.

Aber noch immer beherrscht das ungeschriebene Gesetz des stärkeren Mannes die Seiten und Frauen haben sich als das schwächere Geschlecht unterzuordnen und sich der patriarchalen Macht auszuliefern. Jacques Lamontagne (»Die Druiden«, »Van Helsing«, »Haven«) fängt mit seinen atmosphärischen Bildern gekonnt den harten Lebensstil des »Wilden Westen« ein. Actionreiche Panels mit Schießereien und Schlägereien wechseln sich mit dem schicksalshaften Martyrium einer jungen Frau ab.

Die junge Martha Cannary arbeitet als Haushälterin in einem Saloon und wähnt sich vom Platzhirsch vor Übergriffen beschützt. Doch der hübsche Schein trügt, denn der überzeichnet modellhafte Cowboy nutzt ihre Naivität nach Strich und Faden aus und treibt sie in die Prostitution. Martha, die nun zu einer der vielen »Janes« geworden ist und sich getreu dem Titel nun wirklich in einer Kalamität befindet, lernt den berüchtigten Kopfgeldjäger Wild Bill Hickok kennen, der ihr zu einer Art Mentor wird.

Die Mischung aus klassischen Western-Elementen und einem feministischen Anstrich fand ich äußerst gelungen. Für zart besaitete ist dieser Comic jedoch nicht geeignet, denn es geht ordentlich zur Sache. Von brutalen Gewaltdarstellungen über Folter bis hin zur sexuellen Gewalt werden die Missbrauchs-Szenen in all ihrer Härte ungeschönt dargestellt.

Dafür dass die Comic-Serie auf lediglich zwei Bände ausgelegt ist, benötigt der Handlungsfaden etwas zu lange um zu zeigen, wohin die Reise gehen wird. Umso gespannter bin ich natürlich auf die Fortsetzung und den weiteren Weg der kämpferischen Titelheldin.

»Wild West – Calamity Jane« kann getrost von Comic-Einsteigern zur Hand genommen werden. Dem Plot lässt sich in den klar strukturierten Panels leicht folgen und das Auge wird nicht mit unübersichtlich viel Text überfordert.

Fazit

In »Wild West – Calamity Jane« wird nicht nur scharf geschossen, sondern auch eine Heldin präsentiert, die beschließt das Heft über ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 15.09.2020

Bewertung vom 09.06.2021
Chain of Gold / Die letzten Stunden Bd.1
Clare, Cassandra

Chain of Gold / Die letzten Stunden Bd.1


sehr gut

Beschreibung

Die Schattenjägerin Cordelia Carstairs kommt mit ihrer Familie nach London, um dort mit ihrer Freundin Lucie Herondale den Bund der Parabatai einzugehen und einen geeigneten Ehemann zu finden. Zwischen vornehmen Tanzveranstaltungen und Soireen des beginnenden 20. Jahrhunderts verliert Cordelia ihr Herz jedoch an Lucies Bruder James, der jedoch bereits eine Verbindung eingegangen ist. Doch es bleibt keine Zeit für den Schmerz unglücklicher Liebe, denn schon bald wird die Ruhe durch einen Ansturm scheinbar unbesiegbarer Dämonen abgelöst und die jungen Schattenjäger sehen sich ihrem Unheil gegenüber.

Meine Meinung

Der neue Roman von Cassandra Clare bewegt sich in ihrer erfolgreichen und von mir heiß-geliebten Schattenjäger-Welt und eröffnet »Die Letzten Stunden«-Trilogie. »Chain of Gold« ist zeitlich gesehen ca. 25 Jahre nach den »Chroniken der Schattenjäger« (Clockwork Angel, Clockwork Prince, Clockwork Princess) angesiedelt und handelt von James und Lucie Herondale, den Kindern von Will und Tessa sowie den Nachkommen der Carstairs, Lightwoods und Blackthorns. Die Geschichte lässt sich zwar auch ohne Vorkenntnisse aus den anderen Schattenjäger-Romanen lesen, jedoch ist dann in Kauf zu nehmen, dass sich einem nicht alle Verbindungen erschließen werden.

Einen neuen Schattenjäger-Roman aufzuschlagen fühlt sich immer etwas nach »Heimkommen« an, auch wenn es mittlerweile ein paar Seiten dauert bis die einprasselnden Namen und Verwandtschaften der Protagonisten sortiert und mit der zunehmend komplexer werdenden Welt verknüpft sind. Eine Abbildung der Familien-Stammbäume, wie er bereits bei »Clockwork Princess« abgedruckt worden ist, wäre für die Orientierung sicherlich sehr hilfreich gewesen.

Das Cassandra Clare ihr Schreibhandwerk beherrscht beweist sie auch in diesem Roman durch ein unglaublich markantes Charakterenbuilding und einen fesselnden Plot, der sich aus actionreichen Kämpfen und zwischenmenschlichen Beziehungen, die an die Umgangsformen des beginnenden 20. Jahrhunderts angepasst wurden, zusammensetzt. Dies alles fügt sich nahtlos in die bestehende Schattenjäger-Welt ein und macht diese um einige wundervolle Protagonisten reicher.

Mein absolutes Highlight in »Chain of Gold« ist die zauberhafte Cordelia Carstairs, die zum einen eine sanfte, aufopferungsvolle und edelmütige Seite hat und zum anderen mit ihrem Schwert Cortana in der Hand zu einer amazonenhafte Kriegerin aufflammt. Die Ambivalenz ihrer Charakterzüge fand ich unheimlich spannend. Fast ebenso faszinierend ist der von der Vergangenheit geprägte und geheimnisumwobene Matthew Fairchild – gegen ihn wirkt sein Parabatai James etwas glatt und fade. Aber es können ja nicht alle die aufsehenerregende Präsenz einer Anna Lightwood haben, die Männer wie Frauen zu verführen weiß.

Die Plotentwicklung weist bei Cassandra Clare ein gewisses Schema auf, von dem ich mir erhoffen würde, dass dieses etwas deutlicher durchbrochen wird und nicht Gefahr läuft die Leser*innen irgendwann zu langweilen. Gerade die im »Young Adult«-Genre typischen Dreiecks-Beziehungen haben dringend frischen Wind nötig, daher hoffe ich sehr auf eine überraschende Wendung in den kommenden Romanen.

Ein schöner Aspekt wurde mit den Fähigkeiten der Herondale-Geschwister eingeflochten, die eine spannende und etwas gespenstische Ebene eröffnet, welche mir sehr gut gefallen hat. Aufgrund ihrer Abstammung ist es Lucie möglich Geister zu sehen und mit ihnen zu kommunizieren und James wird zuweilen in eine unheimliche Schattenwelt gezogen.

»Chain of Gold« ist ein toller und unterhaltsamer Urban-Fantasy-Roman, der im Gesamtpaket überzeugt und für Schattenjäger-Fans auch noch schöne Begegnungen mit alten Bekannten bereithält.

Fazit

Ein neuer Schattenjäger-Roman der mit einer starken Protagonistin besticht. Frauenpower pur – und das vor der Kulisse des noch jungen 20. Jahrhunderts!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 14.09.2020

Bewertung vom 09.06.2021
Spiegel & Schatten / Die Meisterin Bd.2
Heitz, Markus

Spiegel & Schatten / Die Meisterin Bd.2


sehr gut

Beschreibung

Die letzte Nachfahrin der Henkers-Familie Cornelius lebt in Leipzig und als dort eine junge Frau ermordet wird, die Mitglied eines Londoner Wicca-Covens ist, nimmt Geneve Kontakt mit dem Vatikan-Polizist Alessandro Bugatti auf. Gemeinsam versuchen sie den Mord aufzuklären und hinter das Geheimnis der antiken Spiegel-Scherbe zu gelangen, die sie bei der Wicca gefunden haben.

Bereits in ihrer langjährigen Vergangenheit musste sich Geneve gegenüber mächtigen Kreaturen beweisen und sich gegen Arglist durchsetzen. Dieses Mal lauert der Feind in jeglichen Spiegelungen und lässt nichts unversucht, um zwischen Geneve und Alessandro Misstrauen zu säen.

Meine Meinung

Nach dem Hörspiel-Erfolg ist nun auch der zweite Roman »Die Meisterin – Spiegel & Schatten« im Droemer Knaur Verlag erschienen. Die phantastische Geschichte über eine Henkers-Dynastie, eine Familienfehde und mysteriöse Mordfälle mit einer toughen Titelheldin hat mich bereits in dem ersten Roman »Die Meistern – Der Beginn« in einen magischen Bann gezogen.

Die Fortsetzung über das spannende Leben der Meisterin Geneve Cornelius nimmt zusehend an Fahrt auf. Während im ersten Roman vieles über die Vergangenheit und Hintergründe der Arbeit und Stellung der Scharfrichter-Familie vermittelt wurde, steht nun ein actionreicher Plot im Vordergrund, der auch wieder über mehrere Handlungsebenen gesponnen wird.

Besonders die Entwicklung im gegenwärtigen Erzählstrang bekamen mit Thriller- und Grusel-Elementen einen angenehmen Nervenkitzel verpasst, der mich gebannt die Seiten umblättern ließ. Die Mischung mit den historischen Rückblenden war genau richtig dosiert und ergab im Gesamtpaket einen absolut unterhaltsamen Lesestoff. Allerdings haben mich auch dieses Mal die Unterbrechungen der auktorialen Erzählstimme von Geneves Mutter immer wieder herausgerissen. Komischerweise stört mich das in der Hörspiel-Version überhaupt nicht.

Zwischen den temporeichen Vorkommnissen wird die noch frische Freundschaftsbande und aufkeimende Liebe zwischen Geneve und Alessandro auf eine harte Probe gestellt. Die Beilegung der Fehde zwischen den Familien ist zum Greifen nahe, doch kann es den beiden gelingen, endlich Frieden zu säen, oder sind sie wie einst Romeo und Julia zum Scheitern verurteilt? Die Aufklärung der rätselhaften Mordfälle lassen jedoch kaum Zeit für andere Gedanken, immerhin sieht sich Genve einem mächtigen Wesen gegenüber und muss, um diesem beizukommen, einiges über Spiegel und ihre Kraft lernen.

Ein weiterer feiner Aspekt (vor allem für Heitz-Fans) kommt mit der Verknüpfung zu anderen Charakteren aus der Heitzschen Fantasy-Welt daher. Dieses Mal treffen wir z. B. einen alten Bekannten aus »Oneiros – Tödlicher Fluch« wieder. Aber auch wenn man die anderen Romane nicht kennt, gibt es bezüglich des Verständnisses keinerlei Schwierigkeiten.

Fazit

Fesselnde und actionreiche Fortsetzung in der Heitz genau die richtige Portion Nervenkitzel für Gänsehaut verabreicht. Meisterhafte Dark-Fantasy Unterhaltung!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 08.09.2020

Bewertung vom 09.06.2021
Mit dir für alle Zeit
Grunwald, Lisa

Mit dir für alle Zeit


sehr gut

Beschreibung

New York City, 1937. Joe arbeitet in der Grand Central Station und begegnet eines Tages unter der berühmten goldenen Uhr der hübschen Nora, in die er sich auf den ersten Blick verliebt. Erst auf den Tag genau ein Jahr später soll er die altmodisch gekleidete junge Frau wiedersehen. Noras Verschwinden gibt Joe Rätsel auf, doch sie geht im einfach nicht mehr aus dem Kopf. Als er ihre Nummer wählt, erfährt Joe, dass Nora bei einem Zugunglück vor zwölf Jahren verstorben ist. Durch ein Wunder kehrt sie fast jedes Jahr zurück. Joe sucht einen Weg, wie sie dennoch zusammen sein können.

Meine Meinung

Liebesromane sind selten auf meinem Lesestapel zu finden, doch die bezaubernde Beschreibung zu Lisa Grunwalds Buch »Mit dir für alle Zeit« hat mich durch den grandiosen Schauplatz New York City und die mystischen Einflüsse sofort angesprochen. Eigentlich hätte ich eine Art romantische Zeitreise Geschichte erwartet, doch ich wurde in dieser Hinsicht etwas überrascht.

Die Handlung nimmt in der geschichtsträchtigen »Grand Central Station« ihren Lauf, welche schlussendlich auch einen ganz eigenen Mikrokosmos in der pulsierenden Weltmetropole bildet.

Im Herzen des Bahnhofs treffen Joe und Nora aufeinander, deren Liebe sie noch vor große Herausforderungen stellen wird. Denn Nora verstarb bei einem tragischen Zugunglück am 5. Dezember 1925 und wurde wie durch ein Wunder in eine Welt zwischen Tod und Leben gezogen, welche es ihr ermöglicht unter gewissen Umständen zurück in die Gegenwart zu kommen.

Der Geschichte haftet durch diverse Aspekte ein besonderer Reiz an, zum einen das Zusammentreffen der liebevoll ausgearbeiteten Charaktere aus verschiedenen Jahrzehnten, das authentisch geschilderte Leben zur Zeit des Kriegs und vor allem die mysteriösen Einflüsse von Noras Geister-Existenz.

Für mich fühlte sich die Geschichte zeitweilig wie eine herrliche Verquickung aus »Die Frau des Zeitreisenden« und »Ghost – Nachricht von Sam« an, auch wenn es hier keine Zeitreisen in diesem Sinne gibt und auf Nora keine unerledigte Aufgabe wartet – außer zu Leben.

Ich mochte die Hintergründe der Charaktere sehr gerne und fand es unheimlich passend das in Nora, ein richtiges Flapper-Girl, eine Künstlerseele wohnt und sie mit ihrer modernen und unbeschwerte, ja lebenshungrige Art den Zeitgeist der Roaring Twenties in die unsichere Zeit kurz vor und mitten in die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges mitbringt. Joe hingegen stammt aus einer eher konservativen irischen Familie, in der Werte und Traditionen eine wichtige Rolle spielen und als sein Bruder Finn in den Kriegsdienst tritt, sorgt er voller Verantwortungsgefühl und Fürsorge für dessen Familie in Queens. Währenddessen avanciert seine Beziehung mit Nora zu einem Doppelleben, das sich im Stillstand der unvorhersehbaren Entwicklungen einer harten Probe ausgesetzt sieht.

Lisa Grunwald erzählt eine wundervolle Liebesgeschichte, die durch authentische Kompromisse einer Beziehung ebenso geprägt ist, wie von der speziellen Existenz Noras und den Einflüssen der damaligen Zeit. Es gibt die ein oder andere Länge in der Geschichte, was sich zwar vermeiden lassen hätte, dafür trägt dies wiederum zu der unsicheren und unvorhersehbaren Atmosphäre der Kriegsjahre bei. Die spiritistische Nuance der Geschichte sowie die bildliche Erzeugung des Settings haben mir unheimlich gut gefallen. Wäre ich noch nicht in New York und dessen Schauplätze verliebt, hätte sich das mit diesem Buch erfüllt.

Das verheißungsvolle Sonnenlicht der Manhattenhenge versprüht eine prächtige Magie und bekommt neben dem strahlenden Kernstück, der Grand Central Station, in »Mit dir für alle Zeit« einen wundervollen Auftritt verliehen. Zu gerne hätte ich noch mehr Details über das Wie, Warum und Weshalb erfahren – daher ließ mich das Ende der Geschichte auch etwas zwiegespalten zurück.

Fazit

Eine bezaubernde Lovestory vor dem ganz und gar magischen Setting der »Grand Central Station« von New York City.