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mosaik
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Neumarkt a. W., Salzburg
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Meine Leidenschaft gehört der Geografie, meine "zweite Heimat" war über Jahrzehnte Italien und alles rund ums Kulinarische interessiert mich immer. So versuche ich eben auf das eine oder andere Buch aufmerksam zu machen und hoffen, mit meinem Rezensionen ein wenig weiter zu helfen

Bewertungen

Insgesamt 452 Bewertungen
Bewertung vom 03.07.2016
Sehnsucht nach dem Süden
Dienes, Gerhard;Grundner, Reinhart

Sehnsucht nach dem Süden


ausgezeichnet

Ein vielfältiges, gut recherchiertes Lesebuch über Geschichte und Kulinarik an der nördlichen Adria

Es ist ein Lesebuch, das sich nicht unbedingt mit dem ersten Lesen dem Leser erschließt. Vielmehr das immer-wieder-Lesen offenbart die Vielfalt der Information, die die beiden Autoren auf gut 200 Seiten zusammengetragen haben. Man kann sich nun aber nicht erwarten, dass alles Interessante darin zu finden ist. Schließlich liegen zwischen Bassano del Grappa im Veneto, dem westlichsten im Buch beschriebenen Ort, und Rijeka, dem südöstlichsten Orten im Buch, doch gut 300 Straßenkilometer. Es sind jene Gebiete an der nördlichen Adria, die einst zur österreichischen Monarchie, was auch immer wieder im Text zu erkennen ist.

Zu lesen ist zunächst von der Geschichte dieser Landstriche, von Medea, Basiliken, Mosaiken und würdevollen Frauen. „Das Reich des Markuslöwen“ umfasst Kulinarisches, bevor es mit Aufklärungsunterricht in Sachen „Wiener Schnitzel“ weitergeht. Slawisch wird es mit dem Käse aus dem Karst und der Triestiner Küche. Dass die Stadt Bassano del Grappa seinen Namen nicht vom Grappa hat, erfährt man im Kapitel „Über die Berge weit…“, dem „über den Fluss und in die Täler“ folgt: Büffelkäse, Trüffelzüchter, Gubana und anderes. „Straßen in den Süden“ und vom Donauraum zur Adria: „Südbahnen“ sind weitere Kapitel. „Ein Schiff wird kommen“ berichtet über die große Vergangenheit der Schifffahrt an der nördlichen Adria und Thomas Mann war einer, der dem Ruf „komm ans Meer“ folgte, das letzte Kapitel im Buch.

Unterbrochen werden die Kapitel immer wieder durch einige Seiten mit Farbbildern, die wahllos zusammengewürfelt sind und doch stört es nicht. Eben wie der Inhalt des Buches, der auch zusammengewürfelt erscheint, aber einen roten Faden aufweist. Zwischendurch entfalten Schwarzweißbilder ihre besondere Aussagekraft. Das Originalrezept aus Harry’s Bar in Venedig für das „Carpaccio“ sowie Rezepte für das „Tiramisú“ („zieh mich hinauf“), ein Zwetschken-Sorbet und andere Speisen finden sich im Buch, ebenso einige Weinkellereien- und Restaurant-Tipps – nicht allzu viele, aber soweit ich die Lokalitäten selbst kenne, handelt es sich um wirklich empfehlenswerte Adressen.

Wenn Sie also nun die Wahrheit über die Herkunft des Wiener Schnitzels oder vom „Gelati“, vom Eis, erfahren möchten – dieses Buch bietet gut recherchierte Antworten zu diesen und anderen Themen. Ein mehrseitiges Literaturverzeichnis deutet auf sehr gute Recherche-Arbeit der Autoren hin. Allerdings, und das glaube ich nun doch nicht ganz: dass die meisten Besitzer der rund 3 000 Eissalons, die in Deutschland und Österreich unter italienischer Leitung stehen, aus zwei kleinen venezianischen Alpentälern stammen.

Bewertung vom 16.05.2016
Kleiner Wiener Museumsführer
Puiu, Luiza;Trescher, Thomas

Kleiner Wiener Museumsführer


sehr gut

Klein im Format, mit 31 Museen durchaus umfangreich

15,7 x 12 cm klein, im Buchdeckel ein Fenster ausgestanzt, um das „Fenster“ in die Welt der kleinen Museen aufzuklappen: Automaten- und Enkelkindermuseum, Fälscher-Museum, Kaiser-Franz-Joseph-Hutmuseum, Schnapsmuseum, Zahnmuseum oder Ziegelmuseum mögen jetzt beispielhaft für einen Auszug aus dem Inhalt sein.

Wer erinnert sich noch an die Pez-Automaten? In einem Kaffeehaus im 15. Bezirk hat Heinrich Weingartner alles rund um Billard samt 800 Grafiken und 2 000 Postkarten gesammelt. Wo es Drachenblut und Mumienpulver gibt verrät der kleine Führer ebenso wie die Anzahl der Globen, die im Globenmuseum zu sehen sind.

Doppelseitige Farbbilder - also gerade mal so breit wie ein A4-Blatt und so hoch wie eine Postkarte -am Beginn einer Museumsbeschreibung, und dann abwechselnd links oder rechts Bild oder Text. Aber nicht nur über die Museen schreiben die beiden Autoren. Sie zeigen auch die Personen, die die Museumsinhalte zusammengetragen haben. Beispielsweise Kurt Pant in einer alten Badewanne in seinem Sanitärhistorischen Museum sitzend - ohne Wasser.

Wer mit diesen Damen und Herren Sammler in Kontakt treten möchte, sprich, ihre Schätze besichtigen will, muss meist vorher mit ihnen einen Termin vereinbaren. Dazu haben die Autoren Adressen, Telefonnummern oder E-Mail-Adressen zusammengetragen. Das Format des Buches ist nicht von ungefähr so klein und handlich gewählt worden: es passt in Handtaschen und ist somit immer bei der Reise nach Wien dabei.

Bewertung vom 28.04.2016
MM-City Hamburg, m. 1 Karte
Kröner, Matthias

MM-City Hamburg, m. 1 Karte


ausgezeichnet

276 Seiten spannend geschriebene Geschichten und aktuelle Erlebnismöglichkeiten

276 Seiten, 165 Farbbilder, sieben Touren, zwölf Übersichtskarten, bei jeder Tour Restaurant-, Einkaufs- und Nachtleben-Tipps, dazwischen Geschichten über das Alsterwasser, den FC St. Pauli, den Paternoster, den Fleetenkieker und anderes, insgesamt 21 „Alles im Kasten“.

Selten, dass ich 18 Seiten Geschichte einer Stadt mit so viel Interesse gelesen habe. Dabei erfährt der Leser auch, wer Störtebeker war und was es mit dem Duell mit Georg Friedrich Händel auf sich hat. Wissen Sie, weshalb die Speicherstadt entstanden ist? Das und vieles mehr lesen Sie im Hamburg-Führer von Matthias Kröner. Mittels Verweise auf Seitenzahlen kann man schon aus dem Kapitel Geschichte heraus weitere Informationen nachlesen.

Bei „Hamburg von A bis Z“ scheint Kröner auf nichts vergessen zu haben: ob Naturbad in der Stadt, wo man Fundsachen abholen kann, dass man im Stadtpark Grillen darf, was für Kinder sehenswert ist, über die schwul-lesbische Szene u.a. Unterwegs kann man in Hamburg mit verschiedenen Verkehrsmitteln sein, es gibt geführte Fahrradtouren und dass man für einen Helgoland-Ausflug bis zu 88 Euro rechnen muss, erklärt der Autor auch näher. Übernachten, Essen und Trinken, Kulturleben, Veranstaltungen – letztere führt er Monat für Monat an!

Diesen Kapiteln schließen sich dann die sieben Touren auf gut 170 Seiten mit Detailübersichtskarten an: Hafen, St. Pauli, Neustadt, Altstadt, St. Georg und Außenalster, Ottensen und Altona-Altstadt, Elbufer sowie Grindelviertel, Schanzenviertel und Eppendorf. Ein Kapitel über Ziele außerhalb des Zentrums komplettiert die Beschreibungen. Wer sich für studentisches und jüdisches Leben in der Elbmetropole interessiert, wird beim Kapitel Grindelviertel fündig, im Schanzenviertel erlebt der Besucher ein alternatives Altbauquartier. Durch Eppendorf, zum Tierpark Hagenbeck und auf den Olsdorfer Friedhof führen Touren außerhalb des Zentrums. Wer ein Portugiesenviertelchen in Hamburg sucht, wird in diesem Führer ebenso gut informiert, wie jener, der wissen möchte, ob man den alten Elbtunnel mit Pkw befahren kann.

Ob Reeperbahn (warum die wohl so heißt?), der Michel, der Fischmarkt, Sankt Pauli, der kilometerlange Spaziergang um die Außenalster, das Geldvernichtungsmonster Elbphilharmonie und vieles mehr beschreibt Kröner in gutem Stil, nicht marktschreierisch oder übertrieben, aber mit viel Recherchearbeit, wie man aus seiner Einleitung herauslesen kann.

Ich muss wirklich bald wieder einmal nach Hamburg, in die flächenmäßig die Städte Köln und München locker hineinpassten. Matthias Kröner hat mit seinem Stil und der Fülle an Besichtigungsmöglichkeiten und Information einen echten Reiseverführer geschrieben.

Bewertung vom 27.04.2016
Ins Land einischauen
Adelmann, Andreas

Ins Land einischauen


sehr gut

Ein gut gemachtes Buch mit vielen praktischen Informationen

„Atemberaubende Panoramablicke“ verspricht der Titel am Buchrückendeckel, ich schlage es auf und lese „Keine Panoramaplätze, sondern stille Durchblicke zu Gesäuseriesen: Zur Goferhütte und Vordergoferalm“. Also doch nicht alles Panoramablickwanderungen. Und beim Vorschlag auf den Rappoltkogel gibt es ein Bild vom Gipfelkreuz im Nebel mit dem Bildtext „Auch wenn man Pech mit dem Fernblick hat, bietet der Rappoltkogel eine abwechslungsreiche Runde.“ Zufällig also zwei Vorschläge mit eingeschränkten Panoramablicken erwischt, aber bei den anderen, insgesamt 55 Vorschlägen, dürfte das mit dem „atemberaubend“ wohl zutreffen. Dürfte deswegen, weil ich nicht alle, wohl aber etliche beschriebenen Wege von zahlreichen Bildern aus dem EnnstalWiki kenne und so dieser Aussage zustimmen kann. Aber jedenfalls ist der Autor ehrlich und weist darauf hin, dass nicht immer die Sonne scheint.

Der Großteil der Vorschläge befindet sich im Toten Gebirge, Dachsteingebirge, den Schladminger, Rottenmanner- und Wölzer Tauern sowie in den Ennstaler Alpen, also rund ums Ennstal. In der vorderen und der hinteren Klappe des Buches zeigen Übersichtskarten, wo sich die Vorschläge befinden. Was mir gut gefällt, ist die optische Gestaltung der Vorschläge. Neben dem Titel werden Wegzustand und Höhenunterschied mit Symbolen angezeigt, darunter, in einem Kasten hellgrün unterlegt, Anreisedaten, Ausgangspunkt (mit Längen- und Breitenangaben), Weglänge und –zeit sowie nochmals Höhenunterschied im Detail und Anmerkungen wie beispielsweise Betriebszeiten von Seilbahnen, Einkehrmöglichkeiten und Tipps des Autors. Nach einer Einleitung je Tour folgt die genauere Beschreibung, wobei markante Punkt wiederum mit dunkelgrüner Farbe hervorgehoben werden. Zwar scheinen die Wegbeschreibungen ausreichend zu sein, doch Stichproben ergaben, dass man trotzdem eine Wanderkarte dabei haben sollte. Denn wie beispielsweise darf ich interpretieren „bei der bewirtschafteten oberen Gföllerlam zweigt links der Alpinsteig Höll ab“? Von wo aus gesehen?

Manche Untertitel brachten mich zum Schmunzeln: „Vom Kreischberg zum Kirbisch. Sommerbegehung im Top-Schigebiet des Murtales“ – ein Schigebiet, aha, ist das wichtig für eine Sommerwanderung? Ein Top-Schigebiet wäre der Vorschlag Planai auch, nur dort schreibt der Autor nichts von „Sommerbegehung im Top-Schigebiet“. Zahlreiche Bilder, technisch und inhaltlich von guter Qualität und Aussagekraft, fast alle vom Autor selbst, vervollständigen diesen Führer, 240 Stichworte im Register helfen beim Orientieren im Buch.

Bewertung vom 25.04.2016
Lesereise Apulien
Bisping, Stefanie

Lesereise Apulien


gut

Persönliche Eindrücke einer Urlauberin, die mit der Realität vielleicht nicht immer übereinstimmen

Zugegeben, dies hier ist natürlich meine ganz persönliche Meinung und sollte nicht als Kritik am Schreibstil der Autorin gesehen werden. Aber mir ist es doch etwas zu „dick aufgetragen“, also zu lieblich geschrieben, aus den Augen eines nur für kurze Zeit verweilenden Touristen, der nicht unbedingt hinter die Kulissen schauen muss.

„Das Paradies im Olivenhain“ ist für die einen „köstliches, kräftiges Öl“, für die anderen, die Erntehelfer, 70 Euro Lohn pro Tag bei wie vielen Stunden auf Leitern? In einem anderen Kapitel schwelgt Bisping über fruchtige Tomatensauce für orecchiette in „ihrer“ Masseria bei einem Kochkurs für die Gäste. Auf sieben Seiten macht sie dem Leser den Mund wässerig. Nur, sie verschweigt den Namen dieser gastfreundlichen Masseria, was sie bei manch anderen Lokalen, die sie im Buch erwähnt, aber nicht macht.

Im Kapitel „Öl auf meiner Haut“ genießt sie einen Gesundheitsnachmittag in einer Masseria mit Olivenpaste, zerstoßenen Olivenblättern, einem Dampfbad mit Extrakten aus Olivenöl und Olivenblättern usw. Sie haben es erraten: den genauen Namen dieser Oase erfährt man nicht. In Lecce sieht sie „echte“ Geschäfte, doch beschreibt sie in diesem Beitrag recht gut adas Handwerk der „cartapesta“-Künstler, die Kunstwerke aus Pappmaschee herstellen. Diese werden bei Prozessionen mitgetragen. Auch eine Krippen-Kultur ähnlich wie Neapel gibt es in Lecce. Bari, den Tanz der von der Tarantel gebissenen Frauen, die Küsten des Salento entlang – das Buch bietet durchaus auch Information. Und im letzten Kapitel erfährt der Leser etwas über die Realität des Lebens, über eine gefährliche Krankheit, die in Apulien unter den Olivenbäumen grassiert.

Beim Lesen hatte ich einfach den Eindruck, dass in Apulien nur glückliche Wirte, Fischer und Hotelmitarbeiter leben, dass man täglich Sonnenschein erlebt und es keine Armut, keine Flüchtlinge, keine Umweltsünden und keine kriminellen Vereinigungen gibt. „Die Magie des Mezzogiorno“, da mag sie recht haben, aber ich empfand es doch zeitweise etwas verklärend geschrieben, jedoch nicht schlecht im Stil!

Bewertung vom 10.04.2016
Törnführer Nordseeküste - Cuxhaven bis Den Helder
Werner, Jan

Törnführer Nordseeküste - Cuxhaven bis Den Helder


sehr gut

Nicht nur für Segler interessant, sondern auch für Landratten

Ein Leser einer meiner Rezensionen über ein Kochbuch mit gutem Bildmaterial schrieb als Kritik, dass meine Rezension nichts wert sei, weil ich die Rezepte nicht selbst gekocht hätte und nur das Buch beschrieben, wie ich es erlebt hatte. Nun werde ich wohl von den Seefahrern kielgeholt, weil ich als noch niemals mit einem Segelboot (mit)gesegelte Landratte über einen Törnführer schreibe. Doch nicht jeder Leser kauft sich ein Buch des Kochens oder Segelns willen.

Beispielsweise ich wollte einfach einmal über diesen Teil der Nordseeküste etwas erfahren. Und ich wurde als Landratte nicht enttäuscht. Denn offensichtlich ist der Autor nicht nur ein erfahrener Segler, sondern auch ein guter Buchautor. Er beginnt nämlich gleich zu Beginn mit zehn Seiten Grundinformation über Gezeiten, Wasserstand und –tiefe, Wind, Navigation und Ausrüstung, wobei er die Grundlagen der Seemannschaft voraussetzt. Fehlendes Wissen konnte ich teilweise gut im Internet nachlesen. Die nächsten elf Seiten im Buch beschäftigen sich u. a. mit dem richtigen Berechnen der Wassertiefe, dem Seewetterbericht, Tidenhäfen, dem Trockenfallen und den zehn Sicherheitsregeln – alles wirklich gut erklärt und für mich verständlich.

Dann geht es los mit den Beschreibungen der verschiedenen Törngebieten. Wer jetzt denkt, da stünde nur Unverständliches für eine Landratte, der irrt. Natürlich beschreibt der erfahrene Autor die Ansteuerungen, auch ob nachts empfehlenswert oder nicht, er berichtet detailliert über die Hafen-, Schleusen- und Ankerplätze; aber er beschreibt auch die Seebeschaffenheit, wo welche Hochseefrachter gelöscht werden und über die Inseln selbst. So gibt er beispielsweise einen Einblick in die Geschichte von Inseln wie bei Norderney oder beschreibt die romantische Insel Spiekeroog. Interessant seine Informationen zu Wangerooge. Auch am Festland weist er auf Sehenswürdigkeiten hin.

Übersichtskarten mit Fahrwasserrouten, Tabellen mit Wattenhoch, Wassertiefen u.a. anderen Angaben bietet der Autor ebenso wie Tipps zu Wahrschau – ja, das ist so ein Wort, das ich im Internet nachgelesen habe. Durchaus informative und abwechslungsreiche Bilder ergänzen dieses Buch, sodass ich auch als Landratte einen guten Überblick über diesen Teil der Küste erhalten und einiges an Fachwissen gelernt habe. Und der Segler wird viele hilfreiche Tipps darin finden, damit er nicht festkommt oder Häfen ohne Spritkaufmöglichkeit ansteuert. Interessant auch ein Tipp, den Werner immer wieder gibt, wenn die Wetter- oder Wasserverhältnisse auf einmal schlecht werden sollten: Ab nach Helogland!

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Bewertung vom 10.04.2016
Vier Zimmer, Küche, Boot
Eisenhardt, Uta

Vier Zimmer, Küche, Boot


gut

Gut geschrieben, aber irgendwie ein ewiger Kampf um Gemütlichkeit

Es scheint ein ewiger Kampf mit Behörden, Anrainern und technischen Problemen zu sein, wenn man ein Hausboot besitzt. Zumindest in Berlin, wo die Familie Eisenhardt auf einem solchen lebt. Und hat es gerade einmal selbst etwas Frieden, erfährt die Autorin von Bränden und Untergängen anderer Schiffe. Auch von ungebetenen Gäste am eigenen wie auch Schiffen von Bekannten weiß sie zu berichten.

„Die Moral von der Geschichte“ ist das letzte Kapitel und von den drei Seiten gibt eigentlich nur der letzte Satz eine Antwort darauf: „Dieses Schiff wird glücklich machen, …, aber das ist eine andere Geschichte“. Nun ja, die Familie Eisenhardt scheint zwar dem Buch nach nicht unglücklich zu sein, aber so richtig glücklich wohl auch nicht. Jedenfalls fehlen dazu Geschichten, sieht man vom Kapitel „Hausboot-Romantik“ ab.

Die Autorin, die beruflich als Journalistin tätig ist, schreibt durchaus angenehm lesbar und in gutem Stil. Es ist eben der Inhalt, der bei mir den Eindruck erweckt, es sei ein ewiger Kampf und so recht zu genießen scheint die Familie ihren Wohnsitz auch nicht zu können. Aber das mag jetzt mein Eindruck sein. Die Farbbilder geben einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Hausboots und vom Leben an Bord. Wobei mir vom Leben an Bord doch etwas wenig in den Geschichten vorkommt. Es überwiegen technische und behördliche Probleme sowie Schilderungen von Problemen anderer Hausbootbesitzer oder anderen unangenehmen Ereignissen.

Dass das Boot um € 10.137 ersteigert wurde ist eine der ganz wenigen konkreten Zahlen in diesem Buch über Kosten. Beim Lesen kam mir dann des Öfteren der Gedanke, dass diese oder jene Reparatur, Nutzungsgebühr oder Anschaffung doch einiges gekostet haben dürfte. Ob sich also ein Hausbootkauf als Kostenvorteil gegenüber einem Haus- oder Eigentumswohnungskauf darstellen könnte oder nicht, lässt sich aus dem Buch nicht herauslesen. Aber ohne Ausdauer, Mechaniker- und Reparaturkenntnissen und zeitweisem Komfortverzicht sollte man sich kein Hausboot zulegen, meine ich.

Bewertung vom 25.02.2016
Lago Maggiore
Fohrer, Eberhard;Schmid, Marcus X.

Lago Maggiore


ausgezeichnet

Beschreibt nicht nur den Lago Maggiore, sondern auch die Umgebung

Der Titel „Lago Maggiore“ ist in diesem Fall eher leicht untertrieben, denn dieser Führer bietet auch viel Information über die nördlich gelegenen Täler des Locarnese, des westlich gelegenen Orta Sees, des südöstlich gelegenen Varesetto rund um Varese und des nördlich davon gelegenen Gebiets um den Schweizer Luganer See mit Lugano. Vervollständigt wird Informationsangebot durch eine Beschreibung für einen Abstecher nach Mailand und sechs Wandervorschläge.

Da der Lago Maggiore in meinen Augen nicht unbedingt ein Badeurlaubssee ist, finde ich die angebotenen Ausflugsinformationen ideal für trotzdem einen längeren Aufenthalt an diesem durchaus interessanten See. Auch muss der Reisende nicht unbedingt eine „Seefahrt“ zu den Borromäischen Inseln unternehmen, um die subtropische Vegetation, die die Region Lago Maggiore bietet, erleben zu können. Denn beispielsweise Verbania hat mit dem 16 Hektar großen Park um die Villa Taranto eine einzigartige Pflanzenpracht. Der Monte Mottarone in Stresa ist nicht nur wegen der wirklich eindrucksvollen Aussicht bekannt (klares Wetter vorausgesetzt), sondern auch für seinen alpinen botanischen Garten.

Nur wenige Kilometer nördlich des nördlichen Endes des Sees auf Schweizer Seite bei Locarno eröffnet sich die Tessiner Bergwelt. Ein Besuch im Valle Rovana und im höchstgelegene Tessiner Dorf Bosco Gurin, dem einzigen deutschsprachigen Ort der Region, ist auch eine Zeitreise im Tessin. Dieser Reiseführer informiert den Interessierten ausreichend darüber, um eine Entscheidung für einen Besuch dieser Landschaft zu treffen.

Natürlich werden viele praktische Informationen angeboten, zahlreiche Bilder bieten eine anschauliche Ergänzung zum Geschriebenen. Bei den Wandervorschlägen ist mir aufgefallen, dass drei von ihnen besonders detailliert mit Sehenswertem und Aussichtspunkten auf die Seen beschrieben sind. Auch das wird eine Entscheidung für eine Wanderung erleichtern. Auf den rund 340 Seiten finden sich interessante geschichtliche Beiträge, Kartenausschnitte und über 40 Beiträge – „Alles im Kasten“ – der verschiedensten Art: über Grotto, dem typischen Tessiner Lokal, den Mittwochsmarkt in Luino, die Villa di Porta Bozzolo, über Schornsteinfeger aus aller Welt und vieles mehr.