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anyways
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greifswald

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Insgesamt 267 Bewertungen
Bewertung vom 02.12.2011
Meerjungfrau / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.6
Läckberg, Camilla

Meerjungfrau / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.6


ausgezeichnet

Erica Falck protegiert den jungen Autor Christian Thydell bei seinem Debütroman „ Die Meerjungfrau“. Kurz nach der Veröffentlichung des Buches schnellt dieses auf den Bestsellerlisten ganz nach oben und die kleine Stadt Fjällbacka hat nun neben Erica einen weiteren berühmten Autor. Doch während der Präsentation des Buches erhält Thydell Drohbriefe und Erica ahnt das hinter der Fassade des jungen Autors mehr steckt als er preisgibt, dies ist ihr unbewusst schon während der Zusammenarbeit aufgefallen. Währenddessen wird Ericas Mann, der Kommissar Patrick Hedström mit einem Vermisstenfall konfrontiert: Magnus Kjellner, liebevoller Ehemann und Vater zweier Teenager wird vermisst und wenig später ertrunken aufgefunden. Nachdem Patrick herausfindet das Magnus Christians Freund war beginnt Patrick in seinem Umfeld zu ermitteln und hat neben seinen familiären Verpflichtungen anscheinend auch große gesundheitliche Probleme.




Camilla Läckberg versteht es hervorragend eine gut recherchierten Kriminalfall zu präsentieren, dessen ganze Tragweite erst viel später zu erkennen ist. Außerordentlich spannend erzählt sie eine Tragödie über menschliches Versagen, Intoleranz und Vernachlässigung. Gleichzeitig bettet sie das Leben aller Protagonisten so gut in die Story mit ein, das ich auch an deren Leben gerne teilhabe. Mir gefällt ihre Darstellung der Hauptprotagonisten, denn sie sind keinesfalls überzeichnet, im Gegenteil sind ihre Handlungen nachvollziehbar und streckenweise kann ich mich selbst wieder erkennen. Vielleicht freue ich mich deshalb immer wieder ein Buch dieser Autorin in den Händen zu halten. Es ist wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Das geht sogar so weit, dass ich jetzt schon grübele was Patrick Hedström gesundheitlich so zu schaffen macht. Soviel sei schon mal verraten, das nächste Buch erwarte ich mit Spannung denn diesmal greift Läckberg zu drastischen Mitteln: Ein offenes Ende.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2011
Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End
Rautenberg, Juli

Zwölf Monate, siebzehn Kerle und ein Happy End


ausgezeichnet

Juli hat’s satt so satt ihre Tage allein und ohne Anhang zu verbringen. Sie will einen LAG, einen Lebensabschnittsgefährten. Doch leichter gesagt als getan, bis ihr die geniale Idee kommt ein Jahr lang nach Mr. Right zu suchen und zwar jeden Monat neu unter einem anderen Motto, und sie macht wirklich fast alles. Von Speed-Dating über Singlepartys, von Chatroom-Flirten bis Gassi-gehen mit geborgtem Hund. Ja und man ahnt schon von Anfang an, das Juli verdammt viele Frösche küssen muss bis der Prinz dabei rumkommt.





Erfrischend, locker und charmant erzählt uns Juli Rautenberg von ihrer Odyssee nach dem Mann fürs Herz. Eine leichte Anlehnung an Bridget Jones scheint von der Autorin sogar beabsichtigt zu sein ist aber keinesfalls störend. Als Ehefrau (schon fertig also mit Suchen ), als Mutter und als in Vollzeit Tätige ist es irgendwie ein Genuss mich auch mal mit etwas leichteren Themen zu beschäftigen. Wenn man den Mann fürs Leben schon hat und die Kinder einen auf Trab halten dann verkennt man vielleicht das Andere nach dieser Art von Stress-Segen noch suchen.

Ganz besonders nett finde ich Julis rhetorische Stilmittel, da beschreibt sie zum Beispiel die Sache mit dem blutenden Herzen nicht als solche sondern das Herz wird ganz knittrig vor Sehnsucht.Irgendwie rührend.

Das perfekte Buch für zwischendurch mit lustigen Anregungen wie Frau die Suche starten sollte ( oder eher nicht) und dem Fazit: Wer nicht anfängt mit suchen findet eh nichts.

Bewertung vom 19.09.2011
Winterkartoffelknödel / Franz Eberhofer Bd.1
Falk, Rita

Winterkartoffelknödel / Franz Eberhofer Bd.1


ausgezeichnet

Zurück zu den Wurzeln, denkt sich Franz Eberhofer , als er strafversetzt von München in sein heimatliches Provinznest Niederkaltenkirchen versetzt wird. Weil schlecht ist das eigentlich nicht, wo doch die Oma ebenfalls dort wohnt und ihn mit kulinarischen Köstlichkeiten füttert und soviel gibt auch nicht zu tun, da kann er doch schön mit Ludwig , seinem Hund, spazieren gehen und hernach zum Wirtshaus sich bei Freunden und ein paar Bier das Dorfleben so richtig schmecken lassen. Ja wenn nicht die Sachen mit den verdächtig schnell und mysteriösen Ableben der Familie Neuhofer ,(von Vater, Mutter und zwei Söhnen ist nur noch einer übrig, quasi ein erwachsener Vollwaise) und der frisch zugezogenen unheimlich attraktiven Großnichte der Sonnleitners wäre…..

Nachdem ich Eberhofers zweiten Fall vor dem Ersten gelesen habe war ich nun sehr gespannt welcher denn nun der Bessere ist. Tja das kann ich gar nicht genau sagen, gefallen haben mir nämlich beide. Obwohl ich im hohen Norden angesiedelt bin, finde ich Mundartkrimis, wahrscheinlich in Ermangelung eigener Provinzkrimis, einfach unterhaltsam und eine schöne Abwechslung in dem von mir bevorzugtem blutigem Genre. Rita Falk scheint mit ihrem Protagonisten, und das würde ich mir sehr wünschen, ein wirklich guten Grundstein für eine erfolgreiche Krimiserie zu legen. Denn obwohl der Eberhofer, noch jung an Jahren, so schrullig, eigenbrötlerisch, kauzig und behelfsmachomässig daherkommt ist er doch irgendwie sympathisch. Da er eher im Vordergrund steht als der eigentliche Kriminalfall, den er mehr oder weniger zufällig löst, nimmt man sehr teil an seinem Privatleben und das ist doch recht turbulent. Da gibt es die tolle Oma, den kiffenden Vater, den schleimenden Bruder und die sexsüchtige Noch-Schwägerin- ein tolles Ensemble. Aber das Schönste von allen ist der eigentliche Dialekt, den Rita Falk auch so treffend wiedergeben kann. Also ich hab ewig lange gebraucht um die „Mütze“ die sie beschreibt als Hund zu identifizieren.

Fazit. Gemäßigte Spannung und Nervenkitzel dafür doppelter Lesegenuss über die Eigenheiten und Liebenswürdigkeiten des bayrischer Menschenschlags und natürlich nicht zu vergessen die schönen Rezepte der Oma.

10 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2011
Schlaf still
White, Kate

Schlaf still


gut

Lakes Leben ist nach der Trennung von ihrem Mann ganz schön durcheinander geraten. Vorwiegend betreut sie jetzt die Kinder, doch die nächste Hiobsbotschaft die sie durch ihren Anwalt erfahren muss, ist das ihr Ex- Ehemann das alleinige Sorgerecht für die Kinder beantragt. Lake ist jetzt gezwungen ihm so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten, um den Sorgerechtsstreit nicht zu verlieren. Leichter gesagt als getan. Als selbständige Marketingexpertin betreut sie zurzeit nur einen Klienten, eine Fertilisations-Klinik in New York. Einer der dortigen Ärzte macht ihr eindeutige Avancen aber mehr als ein Flirt ist aus Sorge um ihre Kinder nicht möglich, aber das Bedürfnis nach ein bisschen Aufmerksamkeit und Liebe richtet sich nicht immer nach Vernunft, und so sagt sie nicht nein als der Arzt sie zu sich nach Hause einlädt. Für ein paar Stunden entflieht sie ihren Alltagssorgen, doch das Erwachen ist umso grausamer, liegt doch ihr Liebhaber mit geöffneter kehle im Bett. Hals über Kopf flüchtet Lake aus der Wohnung und verschweigt auch der nachfolgenden Befragung durch die Polizei von ihrem Tête-à-tête.





Mal davon abgesehen, dass ich den Titel des Buches für komplett falsch gewählt halte, ist der Inhalt doch ganz passabel. Die Story um den Mord an dem Gynäkologen ist spannend und dramatisch inszeniert, auch die Vertuschungsaktionen der Protagonistin sind nachvollziehbar.Ihre spektakuläre Flucht in den Fluss wirklich dramatisch. Gestört hat mich an diesem Thriller nur die parallel laufende Story um die dunklen Machenschaften der Fertilisationsklinik, sie ist allzu klischeehaft und unglaubwürdig. Alles in allem ein ganz passabler Thriller mit eineigen guten Spannungsbögen und nur leichten Schwächen.

Bewertung vom 19.09.2011
Die Landkarte der Zeit / Mapa Trilogie Bd.1
Palma, Félix J.

Die Landkarte der Zeit / Mapa Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

In London des ausgehenden 19. Jahrhunderts unterhält der junge Fabriksohn Andrew Harrington eine nicht standesgemäße Liaison zu der jungen Prostituierten Marie Kelly, die im düsteren und berühmt, berüchtigten heruntergekommenen Whitechapel ihre Dienste anbietet. Diese unglückliche Affäre wird auf brutale Weise von Jack the Ripper ausgelöscht. Andrew ist am Boden zerstört und trägt sich viele Jahre mit Selbstmordgedanken, nur sein Cousin vermag es ihn von diesen düsteren Stimmungen mit einer bahn brechenden Idee abzulenken.

Zur selben Zeit, in der gleichen Stadt träumt die junge Claire Haggerty von einem emanzipierten Leben, frei vom starren Korsett aus Moralvorstellungen, Lügen und weiblicher Unterdrückung. Auch sie glaubt sich am Ziel ihrer Träume, als sie von der neuen Erfindung hört, die auch Andrew das Leben zu retten verspricht.

Mit den Auswirkungen dieser so wahnwitzigen, unvorstellbaren und eher fantastischen Erfindung, hat auch indirekt Inspektor Garret von Scotland Yard alle Hände voll zu tun.

Doch was verbindet diese drei Personen? Nichts Geringeres als Zeitreisen!

Basierend auf dem utopischen Roman des englischen Schriftstellers H.G. Wells „Die Zeitmaschine“ bietet der exzentrische Unternehmer Gillian Murray die Zeitreise ins Jahr 2000 an. Der berühmte Schriftsteller ist von nun an auf die eine oder andere Weise mit allen vier Personen verbunden. Da stellt er sich doch berechtigter Weise die Frage, ob Zeitreisen, die lediglich seiner Fantasie entsprangen, nicht doch wirklich wären……..?





Ich habe, seit ich lesen kann, viele sehr gute Bücher und fast ebenso viele hervorragende Bücher in der Hand, selten so ein Kleinod wie dieses von einem großartigen Autor.

Felix J. Palma erzählt eine so großartige, phantastische Geschichte, die den Romanen von Mark Twain, Charles Dickens, Jules Verne oder Sir Arthur Conan Doyle das Wasser reichen kann.



Fast virtuos vollzieht er die Abstimmungen zwischen Erzähler, Protagonist und Selbstdarsteller und komponiert so ein großartiges Buch, das man nicht müde wird zu lesen. Eher im Gegenteil habe ich mich diesmal dazu gezwungen bewusst langsam zu lesen um möglichst lange etwas davon zu haben. Mit großer Erzählkraft schildert Palma uns nicht nur von den tragischen Geschichten der Protagonisten, sondern brilliert auch mit geschickten Platzierungen von ebenso großartigen Schriftstellern dieser Epoche. Interessanterweise bietet es zum Beispiel die Möglichkeit, das Jack the Ripper nicht nur gefasst und hingerichtet wird, nein, der Autor präsentiert fast versteckt sämtliche Verdächtige die im Laufe der Jahre für den Ripper gehalten wurden.

Mit dem geneigten Leser spielt der Autor ,verbindet Wirklichkeit mit Fiktion und verwirrt ihn so. Er zeigt uns das viktorianische London, an dem man am gesellschaftlichen Leben und den damaligen Wertevorstellungen teilnimmt. Eine phantastische Reise die man unternimmt und hofft dass sie so schnell nicht zu Ende geht.

Ein Buch so hoffe ich, das nicht nur in meiner Bibliothek einen Ehrenplatz erhält, sondern in vielen anderen weil es nicht nur eine großartige Hommage an den Erfinder „der Zeitmaschine“ ist, sondern des Sience Fiktion Romans an sich.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.08.2011
Die Zeichenkünstlerin von Wien
Maly, Beate

Die Zeichenkünstlerin von Wien


ausgezeichnet

Seit Jahren sind die Schicksale des Christen Rockh und der jüdischen Familie Isserlein durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden. Davon weiß Sarah Isserlein freilich nichts, als sie das erste Mal den Steinmetz Mathes Rockh begegnet. Denn eigentlich soll dieser ihr, nach ihrem eigenen Entwurf, eine Hochzeitstruhe anfertigen. Mathes ist von Sarahs Talent so begeistert, dass er sie zu überreden versucht, ihm bei der Zeichnung für das Taufbecken, an dem er gerade arbeitet, zu helfen. Geschmeichelt ob soviel Lob und Anerkennung willigt sie nach einigem Zaudern ein. Da sie bald heiraten wird und weder ihr Verlobter noch ihr Vater viel von Sarahs Zeichenkunst halten ist es umso schöner in Mathes einen Bewunderer ihrer Kunst gefunden zu haben. Und irgendwann stellt sich fataler Weise auch das Gefühl von Schmetterlingen im Bauch ein. Aber eine Verbindung zwischen diesen Beiden scheint unmöglich auch und gerade weil die Juden und ihr Vermögen für den Krieg gegen die Hussiten geopfert werden sollen.





Ein sehr spannender und geschichtlich interessanter Roman, der sich bis auf ein paar kleine schriftstellerischen Freiheiten auch an historische Fakten hält. Beate Maly erzählt uns ihre Version der Geschichte der Judenvertreibungen und Judenhinrichtungen im Wien des 15. Jahrhunderts. Der eigentliche Auslöser dieser so grauenvollen Bluttat ist bis heute nicht eindeutig geklärt aber so wie er hier im Buch beschrieben wird ist es höchstwahrscheinlich auch geschehen. Die Autorin orientiert sich hier an den wahrscheinlichsten Auslöser- Geld. Deutlich schildert sie die Unterschiede zwischen Juden und Christen in der damaligen Zeit. Selbst die Ausbildung zum Arzt ist für beide Religionen extrem unterschiedlich. Während die Juden schon erste anatomische Kenntnisse und chirurgische Feinheiten durch das sezieren von Leichen erhalten haben und einige sehr nützliche Dinge der Hygiene beherrschen, ist dies bei den Christen noch lange nicht der Fall.

Eine wundervolle Liebesgeschichte die selbst so unterschiedliche Religionszugehörigkeit überwindet, ein einfühlsamer, detailverliebter und auch spannender Schreibstil runden das Ganze ab.

Bewertung vom 26.08.2011
Leise stirbst du nie
Annechino, Daniel

Leise stirbst du nie


ausgezeichnet

Er ist gerissen, er ist schlau, hat ein ansprechendes Äußeres und wirkt sympathisch. Aber er befindet sich auf einer göttlichen Mission, die das Leben junger Mütter fordert, das ihrer noch recht kleinen Kinder aber verschont. Die Ermittler Sami Rizzo und ihr PartnerAl Diaz stehen unter Ermittlungsdruck. Sie müssen diesen Wahnsinnigen stoppen! Den ersten Serientäter der nach 70 Jahren in San Diego sein Unwesen treibt. Dabei kommen gerade Sami des Öfteren Zweifel an ihrer jetzigen Tätigkeit. Sie ist zweifellos eine sehr gute Ermittlerin, aber ihr Wunsch war dies nie. Ihrem toten Vater zuliebe hat sie sich soweit hochgearbeitet. Sie lebt sozusagen den Traum ihres Vaters. Aber jetzt mit einer 2 jährigen Tochter kommen ihr doch Bedenken die sich noch verstärken, als der Vater ihrer Tochter ermordet aufgefunden wird. Aber nicht nur dies, hat sie doch auch der Serientäter schon im Fadenkreuz.



Dieser Thriller vereint sämtliche Attribute, um ihn aus der Masse guter Thriller herauszuheben. Schon allein der Prolog lässt dem Leser kaum Zeit zum Luft holen. Obwohl man von Anfang an weiß, wer sich hinter der Maske des gerissenen Mörders verbirgt, versteht es Annechino den Leser über das gesamte Buch hinweg zu fesseln. Hilflos muss man mit ansehen wie spielend leicht der Täter an sein Opfer kommt. Ein flüssiger Schreibstil, der nicht aufgesetzt wirkt, sympathische und allzu authentische Ermittler, deren Alltagssorgen nachvollziehbar sind, hier insbesondere die ältere Mutter- Tochter Beziehung, und die fesselnde Spannung die sich in einem atemberaubenden Show-down steigert, machen aus diesem Buch ein gnadenlos guten Top-Thriller.

Bewertung vom 26.08.2011
Radikal
Musharbash, Yassin

Radikal


ausgezeichnet

Die junge Politikstudentin Sumaya bewirbt sich als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Abgeordnetenbüro des Grünen Politikers und Vorzeigeexilmuslimen Lutfi Latif.

Ein Mann dessen politische Arbeit sie interessiert und von dem sie sich, in Bezug auf ihre eigenen Wurzeln, viel erhofft. Einigermaßen problemlos erfolgt das Vorstellungsgespräch, an dessen Ende sie als Halbtagskraft eingestellt ist. Zusammen mit ihrem Kollegen Munkelmann nimmt sie die Arbeit auf. Als erstes soll sie die von Munkelmann vorgesichteten Drohbriefe des Politikers neu beurteilen. Das BKA wurde auch schon eingeschaltet, dieses geht wiederum nur von Drohbriefen islamistischen Hintergrunds aus, dabei stellt Sumaya fest das es auch Briefe von Nazis und Islamhassern gab. Warum verschweigt Munkelmann dies? Ebenfalls merkwürdig findet sie, dass die Presse sehr schnell Wind von der Sache bekommen hat. Auf den Vorschlag Latifs hin engagiert sie den unabhängigen Terrorismusexperten Samuel Sonntag. Dieser arbeitet nicht nur als Berater sondern unterhält einen eigenen Blog „derkleinedjihad.com“ und erhält Vorträge vor politischen Stiftungen, Vereinen und Gewerkschaften. Auf einer Veranstaltung vor Juristen trifft er seinen alten Kommilitonen Stefan wieder, dieser lädt ihn zu einer privaten Vorstellung in einem „politischen Salon“ ein. Nach anfänglichem Zögern willigt er ein und bekommt es mit Radikalen der anderen Art zu tun. Als dann noch ein tödlicher Anschlag auf seinen neuen Arbeitgeber verübt wird macht er sich mit Unterstützung der Muslima Sumaya und seiner Ex-Freundin Merle auf die Suche nach den Verantwortlichen.



Anders als John le Carré , der seine Thriller sehr gerne verkompliziert und politisiert, gelingt Musharbash ein außerordentlich guter, spannender und fesselnder Thriller. Ein flüssiger mitreißender Schreibstil, ein schlüssiger Plot und die gut platzierten Spannungsbögen ließen mich das Buch kaum aus den Händen legen.

Der innere Zwiespalt der Angehörigen der islamischen Religion ist sehr einfühlsam dargestellt. Befremdet für mich war nur, dass beide sowohl der Politiker als auch Sumaya sich als Exilmuslime bezeichnen. Warum? Per Definition sind sie keine. Das erklärt wahrscheinlich diesen Zustand der inneren Zerrissenheit, sich nach etwas sehnen was man haben könnte aber gar nicht mehr möchte.

Die Darstellung der Terroristen und unter welchen harmlosen Masken sie sich in der Öffentlichkeit bewegen ist schon beunruhigend. Man kann einem Menschen leider nur bis an die Stirn schauen. Meist ist das Dahinter harmlos und nur einige seltene Male lodert dort ein abgrundtiefer Hass. Dazu bedarf es nicht einer bestimmten Religions- oder Glaubenslehre, Extremisten sind in allen vertreten.

Fazit: Lesenswert, da nicht nur unterhaltsam sondern auch politisch interessant.