Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Buchdoktor
Wohnort: 
Deutschland
Über mich: 
Romane, Krimis, Fantasy und Sachbücher zu sozialen und pädagogischen Tehmen interessieren mich.

Bewertungen

Insgesamt 612 Bewertungen
Bewertung vom 04.01.2017
Die Bibel-Detektive
Martin, Peter; Kent, Peter

Die Bibel-Detektive


ausgezeichnet

Mit Such- und Wimmelbüchern kann man Kinder auf Reisen oder im Krankenbett wunderbar beschäftigen. Das gemeinsame Suchen macht besonderen Spaß, wenn jüngere Kinder ihren älteren Geschwistern oder den Eltern Suchaufgaben stellen können. "Die Bibeldetektive" regt zum spontanen Herumstreifen auf den Bildseiten an und stellt zusätzlich konkrete Suchaufgaben, deren Lösungen im Anhang zu finden sind. "Siehst du die Ziege im Olivenbaum?" Da ich als Kind in den Geschichten aus dem Mittelmeerraum besonders von den Dachterrassen fasziniert war, haben mich in diesem Buch die Bildseiten begeistert, in denen Leben auf dem Dach stattfindet. Wer sich für das technische Wissen jener Zeit interessiert, kann sich mit der Funktion von Booten, Kränen, Brunnen, Vorratsspeichern, Ziegeleien und Karren befassen. Mein Sohn hat sich in Wimmelbüchern stets für "Aufruhr auf Markt und Gasse" interessiert und mögliche Gründe der dargestellten Konflikte. Ein wichtiges Thema war stets die Bewaffnung in alten Zeiten, wie sah sie aus, wer waren die Guten und wer die Bösen. Mit der Schlacht gegen die Philister (S. 6/7), dem Angriff der Assyrer (S. 8/9) und - überraschend - der Abbildung römischer Soldaten in der Szene vom Tod Jesu bietet das Buch ausreichend Stoff für diese Interessen. Sehr positiv finde ich, dass auf den Bildtafeln das alltägliche Leben von Kindern berücksichtigt wird (badende und fischende Kinder) und die Darstellung von Jesus als Schuljunge (S. 10/11) Kindern Identifikationsmöglichkeiten bietet.

Um die Lebensumstände zu biblischen Zeiten zu vermitteln, finde ich das Buch gerade für Kinder am Übergang vom Vorschul- zum Schulkind hervorragend.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.01.2017
Steingärten & Trockenmauern
Beck, Angela

Steingärten & Trockenmauern


ausgezeichnet

Auch ohne eigenen Garten kann man seinen grünen Daumen beim Bepflanzen von Dachgärten, Mauern, der Mülltonnenabdeckung, Pflanzschalen oder Pflanztrögen trainieren. Inspiriert von den Fotos in diesem Büchlein sehe ich neuerdings sogar die Flächen neben gepflasterten Einfahrten und Plattenwegen mit anderen Augen als Lebensraum für genügsame Pflanzen. Neben Trockenmauern, deren Aufbau Körperkraft und einige Fachkenntnisse voraussetzt, ist die Bepflanzung einer Teilfläche eines Gartens als Steingarten Thema des Buches. Mit den gebotenen Infos zur Vorbereitung des Untergrunds, zu Drainage, Substraten und Abdeckmaterial kann man sich auch als Gartenlaie gut vorbereitet ans Werk machen. Auch die die Schattenseiten eines Steingartens von Unkrautjäten bis Schneckenplage werden offen gelegt - das Kapitel über Schnecken fand ich hier sogar hilfreicher als das im Kosmos Pflanzenschutz (Soforthelfer). Eine Kinderseite regt zum Bepflanzen verschiedener Gefäße mit Hauswurz an. Schließlich geben die Pflanzenportraits, geordnet nach Standort und Anforderung an die Bodenbeschaffenheit, letzte Impulse, sich einige dekorative pflanzliche Hungerkünstler anzuschaffen.

Als Einstieg in die Welt des Hauswurzes und des Mauerpfeffers ein gelungenes Buch für die ganze Familie.

Bewertung vom 04.01.2017
Hallo Monsieur Hulot
Merveille, David

Hallo Monsieur Hulot


ausgezeichnet

Der Hagestolz in Ringelsocken vor der Silhouette von Paris weckt Erinnerungen an emaillierte Werbeschilder und gemalte Werbung an Hausfassaden. Auch wer Jacques Tatis Anti-Helden nicht kennen sollte, ahnt allein anhand der Körperhaltung, dass hier jemand gegen die Tücken des Alltags zu kämpfen hat. Klassische Bildgeschichten aus vier bis sechs Einzelbildern zeigen den Mann mit Hütchen und Tabakspfeife auf seinen Wegen durch Paris. Die stets überraschende Auflösung der Geschichte folgt - seitenfüllend - erst nach dem Umblättern auf der folgenden Seite. Merveilles detailverliebte Schlussszenen zählen für mich zu den Highlights seines Bilderbuchs: Hulot, selbst getroffen, löst eine hemmungslose Schneeballschlacht aus, als er einen Schneeball auf die andere Straßenseite wirft, als kreativer Hobby-Klempner setzt er seine Straße bis zu den Fensterbänken der Häuser unter Wasser und spiegelt wie ein Chamäleon durch seine Fliege, Pfeife oder Socken Eigenheiten einiger Zoo-Tiere. Spaßig finde ich besonders die thematische Abweichung von der Bildgeschichten-Struktur, wenn der Zeichner Hulot als Freiheitsstatue pantomimisch die USA darstellen lässt oder charakteristische Fußgänger-Typen einem Verkehrszeichen zuordnet - der Breakdancer und sein Kreiselschild. Ein Bilderbuch in gedeckten Farben, an dem sich besonders auch erwachsene Bildgeschichten-Fans erfreuen werden.

Bewertung vom 04.01.2017
Der stille Sammler / Brigid Quinn Bd.1
Masterman, Becky

Der stille Sammler / Brigid Quinn Bd.1


sehr gut

Brigid Quinn hat nach Jahren der Arbeit als Sonderagentin des FBI ihren Ruhestand ehrlich verdient. Wären da nicht ihre Schuldgefühle wegen eines Einsatzes mit tödlichem Ausgang, den sie zu verantworten hatte und für exakt den sie eine junge Kollegin ausgebildet hatte. Die Verhaftung eines Mannes, der sich als der nie gefundene Route-66-Killer ausgibt, rückt den ungeklärten Fall wieder in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Falls der gerade verhaftete Mann ein Trittbrettfahrer sein sollte, würde der tatsächliche Täter unbehelligt weiter töten können, ohne dass die Polizei auch nur die Andeutung einer Spur hätte. Wieder arbeitet eine sehr junge Kollegin an dem Fall, die den unkonventionellen Weg geht, Quinn um Rat zu fragen. Brigid ist in ihrem Inneren immer noch Undercover-Agentin und besessen davon, den Mörder ihrer Mitarbeiterin von damals endlich zu fangen. Selbst wenn sie inzwischen an ihre körperlichen Grenzen stößt, könnten ihre Berufserfahrung und der Instinkt eines alten FBI-Haudegens der Kollegin Coleman weiterhelfen. Agent Quinn ist sich durchaus bewusst, dass ihr Urteilsvermögen kurz vor der ihr aufgenötigten Pensionierung nicht mehr taufrisch war. So müsste sie sich selbstkritisch fragen, wie hoch sie in ihrem Alter noch pokern darf, um den möglichen Route-66-Täter unbedingt außerhalb des Dienstwegs zu stellen.

Brigid Quinn erzählt in der Ich-Form. So kann man den Ermittlungen zwar hautnah folgen, muss aber mit dem vorliebnehmen, was diese spröde, nach außen verschlossene Figur bereit ist von sich preiszugeben. Als Figur, die sich ihre körperlichen Grenzen nur schwer eingestehen will, fand ich Brigid trotz ihrer selbstgefälligen Art faszinierend. Die Autorin hätte Brigids gefühltes Alter gern konsequenter durchhalten sollen, wenn ihre Heldin mal wieder übers Ziel hinausgeschossen ist, und sie - altersentsprechend mit protestierender Bandscheibe - am Boden liegen lassen sollen. Die Einführung der Ermittlerin im ersten Band einer geplanten Serie hat mir sehr gut gefallen. Als Brigids spätes Glück lässt der Ex-Priester Carlo auf einen interessanten Schlagabtausch mit seiner Frau hoffen! Von der Übersetzung des Thrillers bin ich weniger begeistert. Gerade weil Brigid das Fachvokabular der Gerichtsmedizin so routiniert einsetzt, wirkt das Ringen des deutschen Texts mit Amerikanismen und amerikanischen Eigenheiten stellenweise ungeschickt.

Bewertung vom 04.01.2017
Falling Boy
McGhee, Alison

Falling Boy


ausgezeichnet

Joseph und Zap haben einen Job in einer Bäckerei mit angeschlossenem Café. Zap, der sich Aluringe von Getränkedosen in die Zöpfe flechtet, scheint sich nicht daran zu stören, dass Joseph Rollstuhlfahrer ist. Einzige das kleine Mädchen Enzo, das sich für die Chefin des Ganzen hält, löchert Joseph mit der Frage, ob seine Beine schmerzen und ob er wohl ein Superheld sein könnte. Die Neunjährige schleppt ein Insulin-Pen mit sich herum, dem sie die magischen Fähigkeiten einer Geheimwaffe angedichtet hat. Da in dieser Geschichte keine nicht bizarren Figuren auftreten, trifft Joseph beim Schwimmen einen alten Mann, der als Erinnerung an seine Frau eine Badekappe trägt, obwohl er längst keine Haare mehr hat. Alle Figuren wirken durch ihre höchst sonderbaren Ideen, als würden sie einen geheimnisvollen Dialekt sprechen, der sich dem Leser nicht sofort erschließt. Alison McGhee löst die Rätsel um diese Kinder, die sich nur schwer selbst fühlen können, im Laufe der Handlung auf und verrät am Schluss, wie es dazu gekommen ist, das Joseph im Rollstuhl sitzt.

Sprachlich finde ich den Jugendroman bemerkenswert, frage mich jedoch, ob die Autorin darin nicht ein paar Sonderlinge zu viel versammelt. Die Reaktion einiger erwachsener Leser auf Ich lebe, lebe, lebe war Befremdung über eine (!) sonderbare vierzehnjährige Hauptfigur, die - in ihrer psychischen Verfassung durchaus nachvollziehbar - Sex mit wechselnden Partnern hatte. In Josephs superheldenfreier Geschichte kommt man aus dem Wundern gar nicht mehr heraus.

^^^^^^^^
Zitat
"Die Kinder sahen den beiden nach, dann wandten sie sich wieder dem Piratenschiff zu. Sie eroberten es zurück von dem Jungen, der sie nicht ansah, nicht mit ihnen sprach, der so groß wie sie und doch keiner von ihnen war. Joseph konnte Chas Gehirn in sich selbst spüren, sein Labyrinth, seine Wände und Türen. Beide waren sie Wesen ohne Sprache, ohne die Möglichkeit, in Worte zu fassen, was es bedeutete, ein Bienenhüter zu sein oder ein Käpt'n auf großer Fahrt auf einem Binnenmeer ohne Gezeiten." [Cha ist ein Kind mit einer Wachstumsstörung.] (S. 120)

Bewertung vom 04.01.2017
Die Springflut / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.1
Börjlind, Cilla;Börjlind, Rolf

Die Springflut / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.1


sehr gut

Olivia, Polizeischülerin in Stockholm, erhält für die Ferien von ihrem Ausbilder die Aufgabe, die Ermittlungen zu einem seit über zwanzig Jahren ungelösten Fall mit modernen Methoden zu analysieren. Der Fall ist noch nicht verjährt, Zeugen und mögliche Täter sind mit großer Wahrscheinlichkeit noch am Leben. Davon, dass sie selbst als Einzelkämpferin ermitteln soll, war in der Aufgabe keine Rede. Der Fall lässt Olivia jedoch nicht los, weil ihr inzwischen verstorbener Vater 1987 an den Ermittlungen im Mordfall der Insel Nordkoster beteiligt war. Eine schwangere Frau war lebendig am Strand eingegraben worden und in der Springflut jener Nacht ertrunken. Die Identität der Toten wurde nie geklärt. Ein Kind hat die Ereignisse am Strand damals beobachtet, der Besitzer einer umstrittenen Bergbaufirma besaß ein Haus auf der Insel und auch eine Yacht wurde zur Tatzeit in der Nähe der Insel gesichtet. Während Stockholm von einer beispiellosen Reihe von Gewalttaten an Obdachlosen aufgestört wird, ermittelt Olivia in der Szene der Edelprostitution. Weitere Handlungsstränge skizzieren die Geschäfte der MWM (Magnuson World Mining) Bertil Magnusons, die im Kongo jenseits der Legalität Coltan abbauen will und das Schicksal eines Schweden, der seit Jahrzehnten mit einer neuen Identität in Costa Rica lebt. Mit den Ermittlungen in einem aktuellen Mordfall in Stockholm wird derweil die erfahrene Ermittlerin Mette betraut.

Das als Autoren der Drehbücher zur Kommissar-Beck-Serie eingespielte Team Börjlind versucht sich als Romanautoren auf einem verwandten, aber für sie selbst neuen Arbeitsgebiet. Die Börjlinds bereiten den Plot ihrer geplante Krimi-Trilogie aus bewährten Zutaten: Ein ungeklärter Mordfall auf einer schwedischen Insel, ein mächtiges Old-Boys-Network in Politik und Wirtschaft, umstrittene Geschäfte in von Despoten regierten Entwicklungsländern, Prostitution, ein eingespieltes Ermittlerteam, das auf Expertenwissen von Ehepartnern zurückgreifen kann - schließlich eine ehrgeizige Polizeischülerin ohne offiziellen Ermittlungsauftrag. Die Verknüpfungen zwischen den Figuren, Schauplätze in mehreren Ländern und der zeitliche Ablauf sind offensichtlich für mehr als einen Band angelegt. U. a. die Figur der führungsstarken Ermittlerin Mette hat mich sehr für das Buch eingenommen, weil Mette außer einem sozial verträglichen Übergewicht bisher keine persönlichen Belastungen zu tragen hat wie viele der herkömmlichen Ermittler in Skandinavien-Krimis. Die Routine der Drehbuch-Schreiber ist bis zur Mitte des Roman deutlich zu spüren; viele sehr kurze, gleichförmig wirkende Szenen werden hier aneinandergereiht. Atmosphärische Beschreibungen gelingen den Autoren deutlich schlechter als schlagfertige Dialoge, so dass die Sprache zu Beginn des Buches eher schlicht wirkt. Die volle Punktzahl verdient "Die Springflut" trotz des erstklassigen Krimi-Plots deshalb nicht.

Bewertung vom 04.01.2017
Der Fälscher / Oberinspektor Stave Bd.3
Rademacher, Cay

Der Fälscher / Oberinspektor Stave Bd.3


ausgezeichnet

Im Frühjahr 1948 gibt bei Aufräumarbeiten in einem ausgebombten Hamburger Kontorhaus eine einstürzende Wand eine Leiche frei. Der Tote weist keine typischen Spuren eines Bombenopfers auf, Reste eines Judensterns an der Kleidung werfen die Frage auf, wie sich überhaupt ein Jude bis zu den Bombenangriffen auf die Stadt zu Kriegsende verstecken konnte. Außer der Leiche werden in dem Haus Kunstgegenstände geborgen, die zur Nazizeit als entartete Kunst gegolten hatten. Oberinspektor Frank Stave ist nach einer schweren Schussverletzung im Dienst auf eigenen Wunsch in die Abteilung zur Schwarzmarktbekämpfung versetzt worden. Stave ist weitsichtig genug, sich für die Zukunft eine Abteilung für Wirtschaftsdelikte bei der Hamburger Kripo vorzustellen. Doch zunächst leidet die Stadt noch unter Versorgungsmängeln, einige Lebensmittel sind noch immer rationiert und der Handel mit Zigaretten als Währung blüht. Stave kann den Ermittler der Mordkommission nicht so schnell abschütteln und vereinbart mit dem Staatsanwalt, neben seinen Ermittlungen zu den frei gelegten Kunstgegenständen unauffällig auch zu dem Toten im Kontorhaus Augen und Ohren offen zu halten. Der Staatsanwalt ist nicht damit einverstanden, dass Staves Nachfolger den Fall einfach zu den Akten legt. Gemeinsam mit der britischen Besatzungsmacht ermittelt Stave außerdem, wie schon vor Einführung einer neuen Währung frisch gedruckte Geldscheine auf dem Schwarzmarkt auftauchen konnten. Deutschland fiebert dem Tag X der Währungsreform entgegen und die Engländer befürchten, dass ein Fälscher das Vertrauen in das neue Geld untergraben und damit die Besatzungsmacht verhöhnen will. Staves Ermittlungen führen ihn in ein bürgerliches hanseatisches Milieu, das die Nazizeit offenbar unberührt überstanden hat und in die Szene von Künstlern und Schauspielern. Stave leidet in seinem beruflichen Umfeld noch immer darunter, dass ehemalige Nazi-Täter auffallend zügig entnazifiziert wurden und an ihre ehemaligen Arbeitsplätze zurückkehren konnten. Die Aufbruchsstimmung jener Zeit spiegelt sich in Staves Privatleben in der schwierigen Beziehung zu seiner Freundin Anna und zu seinem Sohn, der nach der Entlassung aus russischer Kriegsgefangenschaft allmählich wieder im zivilen Leben Fuß fasst.

Die wenig spektakulären Fälle, in denen Stave dienstlich und außerdienstlich ermittelt, sind eher historisch interessant. Sie dienen Cay Rademacher als Kulisse, um die besondere Stimmung wiederzugeben, als am Tag der Währungsreform in den deutschen Geschäften die lange gehorteten Waren auftauchten und sich kaum jemand vorstellen konnte, dass die deutsche Wirtschaft von nun an ohne Tauschgeschäfte funktionieren würde. Die Verknüpfung von Unsicherheit und Aufbruchsstimmung erlebt Stave auch in seinem Privatleben. Um Rademachers Krimi zu mögen, muss man seine Freude an den historischen Details aus jener Zeit teilen, die er penibel recherchiert hat und mit geringen Abweichungen zur Realität in seinem Krimi verarbeitet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.