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Benutzername: 
TochterAlice
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 1356 Bewertungen
Bewertung vom 03.05.2023
Wenn ein neuer Tag anbricht
Turansky, Carrie

Wenn ein neuer Tag anbricht


sehr gut

Maggies Welt

Nordengland im Jahr 1903: Man könnte meinen, es ist eine glückliche Familie: Maggie arbeitet im Hutgeschäft ihrer Großmutter und zusammen erziehen sie die kleine Violet. Doch leider ist ihr Leben voller Trauer: Vor einigen Jahren ertranken Maggies Eltern und ihre Schwester auf einem See, weil das Boot undicht war. Maggie konnte sich mit Violet - damals noch ein Baby - so gerade noch retten.

Das alles geschah auf dem Grund des reichen Großindustriellen William Harcourt, bei dem ihr Vater angestellt war. Eigentlich hatten sie ein gutes Verhältnis, aber seine Familie konnte Maggie und deren Schwester nicht schnell genug vom eigenen Grund wegbekommen. Und das, obwohl Maggie mit seinem Sohn Nate befreundet war, den sie nun wieder trifft. Am liebsten würde sie ihn ignorieren, aber das lässt er nicht zu!

Ein Roman, der von starken christlichen Werten und Beweggründen geprägt ist, die dabei auf sehr angenehme, alles andere als dogmatische Weise präsentiert werden.

Auf der anderen Seite driften meine Vorstellungen von denen der Autorin in punkto Sozialverhalten doch sehr stark auseinander! Dennoch konnte ich den Roman über weite Strecken genießen!

Bewertung vom 03.05.2023
Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
Yagisawa, Satoshi

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki


sehr gut

Takako, 25 Jahre alt, kann nicht mehr: ihr Freund, mit dem ihrer Meinung nach alles gut lief, heiratet. Und zwar eine andere, die Takako aber auch kennt: denn diese ist eine gemeinsame Kollegin. Und dazu findet er das alles weiterhin ganz normal und will sich weiter mit Takako treffen.

Nicht mit ihr! Sie sucht nach Alternativen und ihr fällt nur eine ein: die antiquarische Buchhandlung ihres Onkels, die ebenfalls in Tokio - ihr Lebensmittelpunkt seit einigen Jahren - angesiedelt ist. Obwohl Takako ihm in ihrer Kindheit durchaus nahe stand, hat sie ihn noch nie besucht.

Überraschenderweise jedoch nimmt ihr Onkel - Saturo heißt er - sie sehr gern gerne auf und gibt ihr ein Zimmer über dem Antiquariat. Und schenkt ihr seine Liebe und Aufmerksamkeit.

Takako, die bisher keinen Zugang zu Büchern hatte, nähert sich diesen langsam an. Zunächst nur durch deren Präsenz, bald jedoch auch lesenderweise.

Sie entdeckt Dimensionen, die sie bisher nicht kannte, die jedoch durchaus relevant für sie sind und - wie sie allmählich spürt - immer waren. Auch - bzw.vor allem - im emotionalen und zwischenmenschlichen Bereich. So findet Takako nicht nur zurück ins Leben, sondern erlangt eine Kraft, die ihr Zuversicht und Freude gibt.

Bewertung vom 02.05.2023
Die Sekunde zwischen dir und mir
Steele, Emma

Die Sekunde zwischen dir und mir


sehr gut

Geschichte eines Paares

Und seiner Vergangenheit. Vor allem der von Jenn, die teilweise auch von Robbie, dessen große Liebe sie ist, erzählt wird. Doch immer wieder gibt es gewisse Probleme, Blockaden könnte man sagen. Haben diese vor allem mit Jenns Vergangenheit bzw. den so unterschiedlichen Familien der beiden Liebenden zu tun?

Das hört sich bisher so ziemlich nach 08/15-Liebesgeschichte an, ist es aber nicht. Autorin Emma Steele versteht es, mit ihrer ungewöhnlichen Art sowohl Stil als auch Handlung betreffend ihre Leser*innen immer wieder zu überraschen. Ein Roman, der viel mehr Tiefe in sich birgt, als zunächst anzunehmen ist, der aber auch zwischendurch mal zweifeln lässt. Definitiv kein Roman für jedermann und jedefrau, doch sollten diejenigen, die normalerweile an Liebesromanen vorbeigreifen, durchaus einen Blick hineinwerfen.

Bewertung vom 02.05.2023
Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens
Berg, Mathias

Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens


ausgezeichnet

Die Ausbildung der ersten weiblichen Kriminalbeamtinnen in Düsseldorf fällt genau in die Zeit von Vietnamkrieg, Studentenunruhen und der Hippiebewegung und so ist es nicht verwunderlich, dass eines dieser Themen im aktuellen Mordfall aufgegriffen wird. Ein junges Hippiemädchen wurde umgebracht und zwar in ihrer eigenen Wohnung.

Hat es mit ihrem unkonventionellen Umfeld von Lena Mahlberg - so ihr Name - zu tun? Oder mit ihrem Leben davor - da war sie nämlich als höhere Tochter und begnadete Pianistin mit besten Zukunftsaussichten unterwegs. Oder hängt ihr Tod in irgendeiner Form mit ihrem Philosophiestudium zusammen?

Autor Matthias Berg schreibt ebenso informativ wie atmosphärisch und anschaulich - in mir spulte während der gesamten Lektüre ein sehr atmosphärisches Kopfkino ab; dieses Buch schreit geradezu nach einer Verfilmung auf höchstem Niveau! Ein Buch, das Lust darauf macht, an diese Zeit zurückzudenken (wenn man wie ich bereits in einem gewissen Alter ist) und/oder sich in die Thematik einzulesen, zumal die Einstellung der ersten Frauen in diesem anspruchsvollen Beruf auf wahren Tatsachen beruht und vom Autor so einfühlsam präsentiert wird, wie es viele Frauen nicht könnten. Matthias Berg sensibilisiert uns Frauen hier auf unsere leidvolle Vergangenheit in Bezug auf anspruchsvolle Berufe - viele wissen heutzutage gar nicht mehr, dass Frauen noch bis in die 1970er Jahre hinein die Zustimmung ihres Ehemannes brauchten, um arbeiten zu gehen.

Ein toller Krimi, den ich nicht aus der Hand legen konnte - die Unachtsamkeit in einigen Details war das Einzige, was mich störte und das waren Peanuts im Vergleich zum Lesevergnügen!

Bewertung vom 30.04.2023
Die Herzchirurgin
Jordan, Jack

Die Herzchirurgin


weniger gut

Vorneweg: obwohl der Plot nicht der originellste ist, habe ich mir durchaus etwas davon versprochen. Vor allem in Bezug auf Spannung und Emotionen.

Leider bin ich in beiden Fällen enttäuscht worden - der noch junge Autor Jack Jordan hielt sich an gängige Erzählstrukturen in Bezug auf die schon etwas ausgelutschte Handlung.

Auch wenn er sich im Hinblick auf die Erzählstruktur durchaus etwas überlegt hatte: erzählt wird aus der Sicht dreier Frauen: der Hauptfigur, einer Herzchirurgin und Mutter, deren Sohn entführt wird, einer Krankenschwester in derselben Klinik und einer Polizistin.

Doch das macht aus meiner Sicht den Kohl auch nicht mehr fett, denn die Handlung ist so dermaßen absehbar, dass man das Buch ab der Mitte - oder sogar noch eher - hätte selbst weiterschreiben können und zwar ganz im Sinne des Autors. Und auch der Stil war jetzt nicht so besonders, dass es mich aus den Socken gehauen hätte. Nein, Jack Jordan ist kein Name, den ich mir merken möchte!

Bewertung vom 25.04.2023
Die Reise
Norbury, James

Die Reise


ausgezeichnet

Diesmal stehen der große Panda und der kleine Drache an einem Wendepunkt. Die Freunde brechen auf zu einer großen Reise.

Das hat damit zu tun, dass der kleine Drache, stets zweifelnd und ängstlich, nicht so ganz zufrieden ist mit der aktuellen Situation - irgend etwas, das er gar nicht benennen kann, fehlt ihm. Der große Panda, der in jeder Entwicklung das Gute sieht, schlägt eine Reise vor. Hier läuft nicht alles optimal und der kleine Drache ist mal wieder verzagt.

Durch seine Zweifel und Gedanken erst auf den Weg gebracht, formuliert der große Panda ganz wundervolle Ideen und Erkenntnisse, tröstet den Freund und schenkt ihm immer wieder Zuversicht.

Das wundervolle Buch, in dem Zeichnungen und Text in engem Zusammenhang stehen, zeigt uns, dass der Weg immer wieder das Ziel sein kann. Beziehungsweise, dass man sein Ziel im Verlauf des Weges findet. Und natürlich, dass ein guter Freund das Wertvollste auf der Welt sein kann - wie es der große Panda für den kleinen Drachen ist. Aber auch umgekehrt, denn der große Panda macht deutlich, dass ihm ohne die Gedanken seines Freundes viele Eingebungen gar nicht gekommen wären!

Ein erfüllendes Buch für Groß und klein! Die Reise mit den beiden Freunden während des Lesens und Betrachtens dieses lebensklugen und so warmherzigen Buches ist ein ganz besonderes Vergnügen!

Bewertung vom 24.04.2023
Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3
Horowitz, Anthony

Wenn Worte töten / Hawthorne ermittelt Bd.3


sehr gut

Ein waschechter Whodunnit
Und zwar einer mit allem Zipp und Zapp: Man befindet sich auf einer recht kleinen Insel, nämlich dem zu den Kanalinseln zählen (und real existierenden) Alderney. Das Setting ist ein in Leserkreisen durchaus bekanntes und beliebtes: Hawthorne und Horowitz werden zu den dort stattfindenden Literaturtagen eingeladen, wo sie in einer Talkrunde befragt werden. Alles sehr gemütlich, die Teilnehmenden sind sehr unterschiedliche Typen. Neben den beiden Erwähnten befinden sich unter ihnen eine blinde Seherin, die ebenfalls einen Sekundanten – in ihrem Falle den Ehemann – an ihrer Seite hat, eine recht bekannte Kinderbuchautorin und ein Junk-Food-Koch mit Assistentin. Dazu kommt eine Dichterin aus Frankreich, die wenig kommunikativ wirkt

Hawthorne, der Horowitz bereits von der Arbeit an Drehbüchern kannte, zieht diesen nämlich seit einiger Zeit als Autor heran, der seine Fälle begleitet und diese anschließend in einer Art True-Crime Story verewigen soll. Stand innerhalb dieses Romans ist folgender: der erste Band erfuhr durchaus Zuspruch seitens der Öffentlichkeit und das Duo ist mittlerweile recht bekannt - wenn auch Hawthorne deutlich stärker wahrgenommen wird, was Horowitz zeitweise ein wenig wurmt – vor allem hier beim Festival.

Die Auflösung eine Falles war diesmal also gar nicht vorgesehen, die Reise nach Alderney ist ein reiner Arbeitsausflug. Doch dann wird der Mäzen des Festivals, den so gar keiner leiden mag, umgebracht. Potentielle Täter gibt es reihenweise und Hawthorne steigt sofort in die Ermittlungen ein – natürlich mit Horowitz im Schlepptau. Auch wenn er nicht offiziell zuständig ist, ist der lokale Ermittlungsbeamte, der sich vor allem durch seine Verfressenheit auszeichnet, sehr an den Erkenntnissen Hawthornes interessiert.

Der Clou dieser Serie - wenn man es denn so betrachten will - besteht darin, dass sich der Autor quasi als Watson neben den eigentlichen Ermittler Hawthorne, also Holmes, in die Handlung einbezogen hat. Und zwar durchaus als Hauptfigur, zumal die Geschichte aus seiner Perspektive erzählt wird. Auch, wenn das hier „nur“ ein Stilmittel ist, ist es sehr wirkungsvoll: man ist gleich drin im Geschehen.Zudem lässt Horowitz im Umgang mit seinem Alter Ego bzw Namensvetter - wie immer man ihn bezeichnen möchte, wenig Gnade walten: er kann die Aktionen Hawthornes meist nicht so recht folgen und versteht diese erst im Nachhinein.

Die meisten Figuren - teilweise auch kleinere Nebenrollen - sind so eindringlich beschrieben, dass ich sie sofort vor Augen hatte. Das Buch ist - wie die beiden Vorgängerbände - spannend, die Auflösung überraschend und ich konnte es irgendwann nicht mehr aus der Hand legen, zumal der Stil des Autoren ausgesprochen angenehm zu lesen ist. Jedenfalls bis etwa zum Beginn des letzten Drittel, das aus meiner Sicht einige Längen aufwies. Die machte der "echte" Horowitz in seinem rasanten Abschluss aber wieder gut.

Bewertung vom 23.04.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


sehr gut

Das Wien der Arbeiter und ähnlich hart arbeitender und wenig verdienender Menschen ist es. das Robert Seethaler hier vor uns aufrollt, das derer, die es nie einfach im Leben hatten und es aller Voraussicht auch in Zukunft nicht haben werden, die aber genau wie alle anderen ihren Anteil an der Geschichte der Stadt haben. So auch in den 1960er und 70er Jahren, in denen die Handlung dieses Romans spielt.

Wir begleiten Robert Simon, der im Waisenhaus aufwuchs und später als Gelegenheitsarbeiter auf dem Markt tätig war, bis er sich eines Tages ein Herz fasst und seinen Lebenstraum erfüllt - die Eröffnung eines Cafés gleich am Markt. Sein langjähriger Gefährte und gelegentlicher Arbeitgeber ist auch hier an seiner Seite und schon bald findet sich ganz zufällig eine Mitarbeiterin.

Wir begleiten - teilweise im Stil von Erzählungen - die Besucher des Cafés, lernen ihre Träume und Hoffnungen ebenso wie ihre Sorgen und Nöte kennen und erfahren, dass von letzteren leider immer deutlich mehr vorhanden sind. Trotzdem geht das Leben weiter, es entwickelt sich eine Art Zusammenhalt, man hat ein Auge aufeinander.

Ein ebenso trauriges wie stimmungsvolles Buch, stellenweise ist es fast warmherzig - auch wenn diese Note eigentlich nicht zu Seethalers Standardrepertoire gehören will, blitzt sie, wie auch in manch anderem Werk immer wieder hervor. Und atmosphärisch ist es, ich konnte während der Lektüre stellenweise die Schauplätze der Handlung ganz klar vor meinem geistigen Auge erkennen.

Ein schönes Buch, aber für mich persönlich etwas zu melancholisch, um zum Herzensbuch zu werde. Dennoch empfehle ich es von ganzem Herzen an Leser, die sich für den Alltag der einfachen Menschen, auch den in vergangenen Zeiten, interessieren.

Bewertung vom 17.04.2023
Der kleine Medicus. Band 1. Voll verschluckt
Grönemeyer, Dietrich

Der kleine Medicus. Band 1. Voll verschluckt


ausgezeichnet

Unterhaltsam und lehrreich

Was für eine witzige und spannungsreiche Geschichte! Prof. Grönemeyer hat hier nicht einfach einzelne Körperregionen sozusagen kindgerecht aufgepeppt. Nein, er webt darum eine faszinierende Geschichte um Nano, der leichtsinnigerweise auf eine Fernbedienung drückte, geschrumpft wurde und nun die einzelnen Körperregionen bereist. Die natürlich riesig und gefährlich sind für so ein Miniwesen, wie Nano es jetzt ist.

Wer hilft ihm aus der Patsche? Oder schafft er es auf eigene Faust?

Bewertung vom 17.04.2023
Die Macht der Wölfe / Melia und Vincent Bd.4
Eckert, Horst

Die Macht der Wölfe / Melia und Vincent Bd.4


sehr gut

Politiker, die nach außen hin als enge Parteifreunde gelten, sich aber in Wirklichkeit gegenseitig absägen, um selbst an die Macht zu kommen - ich bin sicher, dass das ganz oft vorkommt und zwar nicht nur bei denen, denen man das ohne Weiteres zutrauen würde.

Und dass die schärfsten Kritiker der Elche, nämlich der RAF und ähnlicher Netzwerke, früher selber einmal welche waren, das wissen wir doch alle. Wendehälse, die jetzt rechts sind auf eine ähnlich militante Art und Weise. Diesen beiden Spezies widmet sich Horst Eckert in seinem neuen Politthriller.

Und Melia Adan von der Düsseldorfer Kripo muss es ausbaden - sie ereilt ein Hilferuf der (fiktiven) Bundeskanzlerin, den ihr ihr Vater, ein Parteifreund dieser Dame, einbrockt hat. Zusammen mit ihrem Kollegen und Freund Vincent Veith stellt sie sich einer quasi unlösbaren Aufgabe.

Das alles klingt so unglaublich und verzwickt, wie es tatsächlich ist und nur an den wenigsten Stellen wird es etwas zu abenteuerlich bzw. offensichtlich. Ein spannender Thriller, der sich ab und zu mal überschlägt, aber wirklich sehr süffig zu lesen ist. Man darf nur nicht die reale Politszene damit vergleichen, sonst wird einem Angst und Bange.