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vielleser18
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Hessen
Über mich: 
Ich lese querbeet, am liebsten aus den Bereichen Historisch, Krimi/Thriller, Frauen und Fantasy

Bewertungen

Insgesamt 803 Bewertungen
Bewertung vom 27.01.2021
Engelsgrund / Born-Trilogie Bd.3
Geschke, Linus

Engelsgrund / Born-Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

Nach Tannenstein und Finsterthal ist nun der finale Band der Born-Trilogie erschienen. Und was für ein Hammerbuch. Beim Lesen erlebt man ein auf und ab der Gefühle. Man fühlt und fiebert mit, man weiß nicht, auf welche Seite man sich schlagen kann, man fühlt mit Opfern, aber auch mit so manchem Täter. Warum? Jeder hat hier anscheinend gute und schlechte Seiten, als Leser muss man sich damit auseinandersetzen. Es gibt bei den Protagonisten viele Grau-Schwarz-Schattierungen - auch etwas, über das man beim Lesen nachdenken kann. Über Recht und Gewalt, staatliche Ordnung und Machtlosikgeit, Selbstjustiz und Machtspiele. Auch Born ist dabei keine Ausnahme, handeln er und Carla Diaz doch auch nicht immer nach Vorschrift und Recht. Hauptthema ist aber die Sekte, in der sich Malin, Carmen Diaz Tochter, befindet. Dazu liefert der Autor auch viele Verweise auf andere Sekten, die ein brutales Ende genommen haben, was natürlich auch wieder die Spannung hier steigert.

In dem finalen Band erfährt man auch einiges aus der Vergangenheit der Protagonisten, um die Gegenwart und das Handlen im Heute zu verstehen. Währenddessen geht es in der Handlung Schlag auf Schlag weiter. Man ist mitgerissen, man wird zum Miträtseln angeregt, man hat aber auch kaum Zeit, um selber Ideen den gesuchten Täter betreffend, anzustellen, so abwechslungsreich und vor allem spannungsgeladen ist hier die Erzählweise. Als Leser muss man so manche Theorie, auf die man sich eingelassen hat, verwerfen ....und dann kommt das grandiose Ende und toppt nochmal alles.

Um das geht es:
Malin, die Tochter von Borns ehemaliger Kollegin und guter Freundin Clara, ist aus Berlin verschwunden und lebt in einer sektenähnlichen Gemeinschaft in den Ardennen, im Engelsgrund. Nachdem dort zwei Frauen auf bestialische Weise ermordet worden sind, versucht Born sie von einer Abkehr zu überzeugen....als dies scheitert, greift Born zu einem gewagten Mittel, um Malin vor der Gefahr, in der sie schwebt, zu retten: er bittet seinen alten Gegner, den Russen Andrej Wolkow, um die Einlösung einer Ehrenschuld.


Fazit:

Engelsgrund kann natürlich auch ohne das Vorwissen der anderen beiden Bände gelesen werden, aber um die ganze Entwicklung mitzuverfolgen, empfehle ich die Reihe von Anbeginn zu lesen.

Ob Engelsgrund der "spannendste" Teil von den drei war, sei dahin gestellt, er war auf alle Fälle sehr sehr spannend. Zudem empfand ich ihn als denjenigen Band, bei dem ich auf alle Fälle am meisten aufs "Glatteis" geführt wurde, mit vielen überraschende Wendungen, vor allem mit sehr vielschichtigen Protagonisten und sehr abwechslungsreich erzählt. Die wechselnden Sichtweisen mit Cliffhangern beim Wechsel haben dafür gesorgt, dass man dieses Buch in rasantem Tempo liest. Für mich war es der beste Band der Reihe, wenn auch mit Finsterthal auf gleicher Höhe.

Eine Geschichte, bei der man auch nach dem Zuklappen noch viel drüber nachdenken kann. Der krönende Abschluss der Born-Trilogie.

Bewertung vom 21.01.2021
Ladies
Highsmith, Patricia

Ladies


ausgezeichnet

In dem Band "Ladies" hat der Diogenes Verlag frühe, zum Teil noch nie veröffentlichte Kurzgeschichten der Autorin Patricia Highsmith (1921-1995) veröffentlicht. Zum 100, Geburtstag, wenn sie denn so alt geworden wäre, hat der Verlag diesen Band mit neuen und alten Kurzgeschichten herausgegeben. Die Stories entstanden zwischen 1937 und 1949, man merkt es auch am Sprachgebrauch und den geschilderten Lebensumständen.

Faszinierend empfand ich, dass die Autorin mit winzigen Streiflichtern, kurzen Sequenzen und manchmal nur durch Momentaufnahmen verschiedenste Protagonisten beschreiben konnte, aber dem Leser in jeder Geschichte nur einen Ausschnitt aus dem jeweiligen Leben des Protagonisten oder der Protagonistin beschreibt. Das kann ein Nachmittag umfassen, einen Tag oder eine kurze Periode. Dann ist die Geschichte auch schon zu Ende, oft kann man -oder muss man sogar- die Geschichte weiterspinnen. Es regt zum Nachdenken an. Manchmal fühlt man sich ein Voyeur, ein heimlicher Beobachter. Jede Geschichte ist anders und einzigartig. Sie handeln von einem Au-Pair Mädchen, dass aus Liebe ein Haus anzündet; von zwei jungen Müttern, die sich im Park begegnen; einem Schneckenforscher; einer Frau, die aus ihrer Ehe flieht, einer Frau, die Hilfe beim Psychiater sucht; und und und. Alle sehr unterhaltsam und am besten in Häppchen zu genießen.

Ich bin normalerweise kein Typ von Kurzgeschichten, aber diese hier haben es mir wirklich angetan und haben mich sehr gefesselt.

Bewertung vom 21.01.2021
Auf sieben Beinen
Sturm, Fine

Auf sieben Beinen


ausgezeichnet

Eintauchen und abtauchen, so erging es mir bei diesem abwechslungsreichen, gefühlvolle erzähltem Buch mit ziemlich viel Tiefgang der Jungautorin Fine Sturm . Es geht um ein nicht bewältigtes Trauma, Hunde, eine fast 30jährige liebenswerte, aber anfangs sehr sture und gehemmte Protagonistin, um Freundschaft, aber natürlich auch um Liebe. Fast 400 Seiten und ich habe knapp 2,5 Tage dafür gebraucht, so sehr hat mich diese Geschichte gefesselt.

Bewertung vom 10.01.2021
Körbchen unterm Mistelzweig / Der Weihnachtshund Bd.5
Schier, Petra

Körbchen unterm Mistelzweig / Der Weihnachtshund Bd.5


ausgezeichnet

Viola und Lukas kennen sich schon seit einem Jahr, da seit kurzem Violas Bruder mit Lukas Schwester verheiratet ist. Für Viola war es Liebe auf den ersten Blick, doch sie ist viel zu schüchtern, um überhaupt den ersten Schritt zu wagen, lieber träumt sie von ihm, denn in seiner Nähe bekommt sie kaum ein Wort heraus. Lukas hingegen hat schlechte Erfahrungen in seiner Vergangenheit gemacht und geht allem, was mit Liebe zu tun hat, tunlichst aus dem Weg. Doch die Vorsehung, oder besser gesagt, Santa Claus hat eigene Pläne mti den beiden. Nachdem Lukas zufällig gemeinsam mit Viola einen ausgesetzten Hund findet, den beide gerne behalten würden, treffen sie sich öfters. Wird das knufflige Schnauzermädchen sie zusammenbringen können? Und wie weit kann Santa Claus mit seinen Elfen eingreifen können, um Violas sehnlichsten Weihnachtswunsch zu erfüllen?

Petra Schier, die Autorin hat eine Sommer-Reihe um den Ort Lichterhaven und eine Winter-Reihe mit romantischen Geschichten geschrieben. Jedr einzelnte Band ist unabhängig von den anderen Büchern der jeweiligen Reihe zu lesen, aber die Personen aus den jeweiligen Reihe tauchen auch wieder auf, denn sie sind ja alle miteinander verbandelt. Ich liebe diese Reihen. Auch diese hier ist wieder eine romantische Geschichte mit vielen Verwicklungen und sympathischen Protagonisten, auch die Nebenfiguren sind mir ans Herz gewachsen und daher freue ich mich jedes Jahr aufs neue, wenn ich die Personen aus den anderen Bänden "wiedertreffe".

Ein kleines bisschen Zauber kommt durch die eingeschobenen kurzen Kapitel, in denen Santa Claus im Hintergrund seine Fäden - oder besser gesagt seine Elfen - zieht, um die beiden zusammen zu bekommen. Aber auch die Szenen, in denen "MIss Daisy" (so heißt diesmal der Hund) zu "Wort" kommt, sind bezaubernd . Auch wenn (natürlich) klar ist, wie der Roman ausgeht, sind es doch immer wieder die Wendungen, die Gedanken und Aktionen der Protas, die Entwicklung und die so fesselnde Sprache, die mich jedesmal dahin schmelzen lassen.

Nicht nur im Winter ein Lesegenuss.

Bewertung vom 10.01.2021
Tiefenzone
Schulte, Andreas J.

Tiefenzone


sehr gut

Ein Ausflug an den Südpol wird für eine Gruppe von Journalisten zu einem Alptraum. Auf Terra Nova II, einer ultramodernen Forschungsstation mitten im Schnee und Eis, sollte ihnen eigentlich eine bahnbrechende Entdeckung vorgeführt werden. Julia reist allerdings schon mit großer Überwindung an, hatte sie doch vor Jahren schon einmal in einer eisigen Landschaft um ihr Leben kämpfen müssen. Kaum ist sie mit den weiteren Teilnehmern am Ziel angekommen, wird es auch schon gefährlich. Mitten im Nirgendwo und als Gruppe auf sich allein gestellt, werden sie überfallen.

Mir hat vor allem die Protagonistin Julia sehr gut gefallen, ihre taffe Art macht sie sehr sympathisch, durch ihre anfangs nur angedeutete Vergangenheit bleibt aber auch bei ihrer Figur die Neugier auf den Grund ihrer Verletzlichkeit. Auch die Beschreibungen der Antarktis und von der futuristischen Station sind sehr interessant und haben mich sehr gefesselt, man fühlt sich fast, als wäre man dabei. Die Story wird zudem abwechslungsreich und flüssig erzählt.
Immer wieder wechselnde Erzählfäden erzeugen zudem Spannung, die ihren scheinbaren Höhepunkt nach etwa 2/3 des Buches erreicht. Hier kommt nach dem ersten Höhepunkt eine etwas ruhigere Phase, dann wird es nochmal richtig spannend, denn wer glaubt, das Ende zu kennen, hat sich getäuscht, denn es gibt noch überraschende und sehr spannende Wendungen.
Der Krimi (kein Thriller) bietet spannende und interessante Unterhaltung, daher von mir 4,5 Sterne.

Bewertung vom 27.12.2020
Die Farbe von Glück
Bagus, Clara Maria

Die Farbe von Glück


ausgezeichnet

Die Farbe von Glück eine ganz besondere Geschichte, nicht nur einfach einen Geschichte, die ist fast eher nebensächlich, es geht viel mehr um das, was diese eine Tat, geboren aus Verweiflung im Leben der Beteiligten verändert und vor allem, wie sie damit umgehen.

Zwei Mädchen werden in einem Geburtshaus kurz hintereinander geboren. Eines ist kerngesund, dass andere krank. Jules, der Vater des kranken Kindes zwingt die Nachtkrankenschwester Charlotte dazu, die Mädchen zu vertauschen.

"Auf ihren getrennten Wegen in ihre unterschiedlichen Leben wurde ihnen klar, dass sich die eigene Misere niemals lösen ließ, indem man andere in eine stürte. "(S. 41)

Warum es dazu kam, wie es im Leben von Jules und Charlotte weitergeht, von was für Folgen diese ad hoc Tat nach sich zieht, davon erzählt dieser Roman auf eine ganz besondere Art und Weise.



Clara Maria Bagus hat einen ganz speziellen Erzählton, der mich unheimlich gefesselt hat.
Es ist ein Buch, bei dem es um Liebe und Leid, um das Leben, um Gefühle, um Schuld und Verantwortung, Zufall und Schicksal, um Familienbande und Nächstenliebe, um das Verzeihen, um Lebensziele und die große Frage nach dem Glück geht. Was passiert, wenn wir ins Schicksal eingreifen?

Ein Roman mit vielen Tiefen, der vor allem viel Stoff zum Nachdenken bietet, denn er hat auch etwas sehr philosophisches, und dabei geht es nicht nur um die drei Familien im Buch. Was macht uns Menschen aus? Was bestimmt uns? Was kann man beeinflussen? Was ändert sich, wenn man an einem Lebenswege anders abbiegt? Ein nachdenklich machendes Buch um Lebenswege und Lebenskreuzungen, das mich sehr gefesselt hat.

Bewertung vom 04.12.2020
Wir sind für die Ewigkeit
Töpfner, Astrid

Wir sind für die Ewigkeit


ausgezeichnet

Eigentlich bin ich ja nicht der eBook Leser, sondern habe lieber ein "richtiges" Buch in der Hand. Das hätte aber bei diesem bedeutet, dass ich bis zum Januar hätte warten müssen, und das ....das ging gar nicht.

Der neue Roman von Astrid Töpfner beginnt am Ende des spanischen Bürgerkriegs 1938 und endet Anfang der 1950er Jahre mitten in der Franco Diktatur. Es ist der Auftakt einer Trilogie und erzählt die bewegende Geschichte von Mercedes, die als 16jährige fliehen muss und der harte Zeiten und viele Schicksalsschläge bevor stehen. Schon auf der ersten Flucht aus Spanien verliert sie ihre gesamt Familie, sie findet Trost und Hilfe bei Agustí. Gemeinsam geraten sie in Frankreich in ein Internierungslager und nur gemeinsam stehen sie diese harte Zeit durch. Doch dann werden sie getrennt. Als sie Jahre später wieder aufeinander treffen, haben sich die Rahmenbedingungen für beide so sehr geändert, dass es keine gemeinsame Zukunft für sie beide mehr geben kann, oder doch?



Astrid Töpfner hat hier eine zwar fiktive Geschichte gesponnen, allerdings beruht sie auf geschichtlichem Hintergrund und sie hat sich inspirieren lassen von wahren Erlebnissen von Eltern und Großeltern ihrer Freunde, und das merkt man beim Lesen. Man taucht ein und kann sich alles sehr bildhaft vorstellen, man fühlt mit, man bangt und hofft mit. Trotz allem, was ihr widerfährt, kämpft Mercedes um ihr Glück, um einen sicheren Ort, um die, die sie liebt. Und doch, für sie heißt lieben auch loslassen müssen, nach vorne blicken, neu anzufangen. Immer wieder. Es sind harte Zeiten. Ihre wechselhafte und emotionale Geschichte liest sich sehr spannend. Liebe Verlust, Verrat, Zusammenhalt, Gefahren, Leid, Glück und Geborgenheit, das sind nur ein paar treffende Schlagworte. Mercedes muss Entscheidungen treffen, neue Wege einschlagen, dennoch, sind es immer die richtigen Entscheidungen, die richtigen Wege? Man fühlt mit ihr und möchte sie beschützen, sie bewahren, abe es gibt nicht immer ein richtig oder ein falsch.


Astrid Töpfner hat einen sehr fesselnden und mitreißenden Erzählstil

Bewertung vom 03.12.2020
Ohne Schuld / Polizistin Kate Linville Bd.3
Link, Charlotte

Ohne Schuld / Polizistin Kate Linville Bd.3


ausgezeichnet

Wieder einmal habe ich einen Krimi von Charlotte Link fast in einem Rutsch gelesen. Ich mag ihre Krimis einfach. Es liegt vor allem an den Charakteren, die sich von Band zu Band weiter entwickeln, an ihrem Erzählstil und dem Spannungsbogen. Es ist kein Thriller, dennoch passiert auch hier so einiges, was unter die Haut geht.
Man muss allerdings die Vorgängerbände nicht unbedingt gelesen haben.

Worum es in dem Krimi geht:
Im dem dritten Fall mit Kate Linville wird ein Anschlag auf eine Frau in einem Zug verübt. Nur durch Kates Eingreifen geht es am Ende gut aus. Doch wenige Tage später wird mit der gleichen Waffe erneut auf eine Frau gezielt. Diesmal ist der Ausgang aber dramatischer. Kate, die gerade ihre neue Stelle in Scarborough antreten will, der Dienststelle, die zufällig für diese Fälle zuständig ist, muss zudem auch gleich am Anfang mit einem anderen Vorgesetzten, als erwartet, zurecht kommen, denn Caleb Hole wurde suspendiert.

Man fühlt sich bei Chalotte Link beim Lesen immer so, als wäre man quasi mittendrin und live dabei. Man fühlt mit, aber vor allem, man rätselt mit. Was oder bzw. wer steckt hinter den Anschlägen? Vor allem ist es auch die Figur der Kate, die mich hier sehr fesselt. Sie ist eher der Typ graue Maus oder Mauerblümchen, trotzallem, sie wird oft verkannt, denn sie hat die richtigen Ideen und Gedanken, hat einen überagenden Spürsinn.

Vor allem aber ist es hier wieder der Plot, der mich überzeugen konnte. Ich kann und will hier nicht spoilern, aber Charlotte Link hat mal wieder überzeugend feine Fäden gesponnen, Hintergründe geschaffen und eine spannende Rahmenhandlung mit Charakteren, die glaubwürdig agieren.
Ich habe die über 500 Seiten schnell verschlungen, denn ich konnte wieder mitfiebern und mitraten. Die Geschichte lässt einen auch nach dem zuschlagen des Buches nicht so schnell los, ich bin gespannt, ob es einen weiteren Band geben wird.

Bewertung vom 03.12.2020
Der Heimweg
Fitzek, Sebastian

Der Heimweg


sehr gut

Nach langen Jahren habe ich Mal wieder einen Fitzek gelesen. Spannend war es allemal, ein PsychoThriller war es ebenfalls, heftig, heftig, so manch eine beschriebene Szene. Aber mir war ja klar, dass es keine Liebesgeschichte ist .

Der Klappentext und der Titel bringen nicht ganz das Geschehen herüber. Um was geht es ? Tatsächlich, es beginnt Klara, die alleine unterwegs ist und die mit Jules vom Begleit-Telefon-Service telefoniert. Doch es ist eigentlich vielmehr der Tag, um den es geht. Ein besonderer Tag für Klara. Es soll, laut dem Blut auf der Schlafzimmerwand, ihr letzter Tag werden. Der Kalendermörder, der schon drei Frauen ermordet hat, hat nun sie auf dem Zielschirm. Klara flieht und Jules begleitet ihren Weg am Telefon, die beiden unterhalten sich und nach und nach kommt der Grund heraus, warum Klara das nächste Opfer sein soll. Klara wird seit Jahren von ihrem Ehemann nicht nur geschlagen und missbraucht, die Abgründe gehen viel tiefer. Und der Kalendermörder hatte ihr dieses Datum genannt, bis zu dem sie entweder ihren Ehemann loswerden soll, um sich zu retten.

Fitzeks Erzählstil mit zwei wechselnden Figuren und damit wechselnden Szenen, oft mit spannenden Cliffhängern sorgen dafür, dass man schnell durch das Buch fliegen kann. Der Plot ist auch sehr actionreich und dynamisch. Es kommen auch eigentlich nicht so viele Figuren darin vor, so dass man denkt, man hat den Überblick. Doch Fitzek überrascht den Leser am Ende und bringt einen weiteren Kick mit ins Spiel. Allerdings - und hier kommt mein aber - ist für mich das Verhalten nicht von allen Figuren am Ende schlüssig bzw realistisch geklärt. Ich weiß, dass es dies "nur" eine Geschichte und keine Realität ist, aber es hinterlässt doch am Ende einen leichten Nachgeschmack, dass nicht alles für mich zufriedenstellend gelöst wurde. Ansonsten aber: Nervenkitzel und Spannung war im ausreichenden Maß vorhanden. Meine Tochter hat das Buch anschließend an einem Tag ausglesen und war ohne Einschränkungen begeistert, vielleicht sollte man nicht zu viel analysieren oder darüber nachdenken, sondern es nur als Story betrachten, eine reine fiktive Geschichte, ohne Anspruch auf 100% Realität. Darauf verweist auch Fitzek in seinem Nachwort.

Als Triggerwarnung sollte man wohl darauf hinweisen, dass es hier viel um häusliche Gewalt, aber auch sehr brutale Szenen gibt, in denen Frauen wehrlose Opfer sind. Es ist aber auch ein Thriller. Ich empfand diese Stellen auch nicht als leicht zu lesen, aber ich empfinde sie als ein Mittel, um auch auf reale Missbräuche in Ehen oder von Männern allgemein an Frauen hinzuweisen. Um den Finger darauf zu legen, wie verfangen, wie wehrlos, wie zu sehr in diesem feinen Netz an Gewalt, Abhängigkeit und Erniedrigung die Frauen sich verfangen haben, so dass es schwer für sie ist, sich daraus zu befreien. Vielleicht hat man als Leser nach der Lektüre ein wachsameres Auge auf Menschen in seinem Umfeld, um Warnsignale zu entdecken.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.11.2020
Weil du mich riefst
Wagner, Emma

Weil du mich riefst


ausgezeichnet

Geht es euch manchmal auch so? Erst könnt ihr das Buch nicht aus der Hand legen, aber je näher das Ende kommt, desto zögerlicher lest ihr, weil ihr nicht wollt, dass es aufhört?❤️ So erging es mir mit dem neuen Roman von Emma Wagner wieder einmal.

Tinas Mutter liegt im Koma. So vieles blieb ungesagt zwischen ihnen. Zu viel hat diese für sich behalten. Ein ganz besonderer Armreif, der ihr gehört, trägt nun Tina. Durch einen Zufall erkennt ein Gast in dem familiären Restaurant die Besonderheit daran, und dass der Reif aus Zypern stammen muss. Kurzentschlossen fliegt Tina mit ihrer Freundin Colleen nach Zypern. Kann sie das Geheimnis des Reifes lüften? Was hat dieser mit ihrer Familie zu tun? Und was ist mit Alec, den sie am Flughafen kennenlernen? Kann sie ihm vertrauen und auch ihren Gefühlen für ihn? Kann sich Tina mit ihrer Vergangenheit, die sie im wahrsten Sinne des Wortes gezeichnet hat, überhaupt auf eine Liebe einlassen? Warum reagiert seine Mutter so abweisend?

Ein zweiter Erzählstrang erzählt von 1974 und einer Liebe, die nicht sein darf, von der Zypern-Griechin Samira und dem Zypern-Türken Yasin und den Wochen und Tagen vor dem blutigen Bürgerkrieg.

Eine fesselnde, emotionale, spannende und vor allem sehr bewegende Geschichte, die durch den historischen Hintergrund sehr berührt. Auch wenn die Figuren fiktiv sind, erzählt dieser Roman doch von den Menschen auf Zypern, von dem Leben "davor" und "danach" und von dem, was passiert ist und was die Ereignisse von 1974 noch heute für Auswirkungen haben . Dennoch, vorrangig ist es ein Roman, bei dem es sich um Liebe dreht, aber insbesondere auch um Liebe, die nicht sein darf, um Familienbande, Verlust, Verrat und Vergangenheitsbewältigung und der Suche nach der Wahrheit.

Emma Wagner hat einen fesselnden und sehr bildhaften Erzählstil, so fühlt man sich mittendrin im Geschehen, egal ob 1974 oder 2019. Die Figuren sind mir ans Herz gewachsen, man kann mitfühlen und mitleiden. Mit Wehmut habe ich die letzte Seite umgeblättert und bin wieder "aufgetaucht". Klare Leseempfehlung von mir.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.