Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
orfe1975
Wohnort: 
Bonn

Bewertungen

Insgesamt 219 Bewertungen
Bewertung vom 18.01.2016
Keiner hält Don Carlo auf
Scherz, Oliver

Keiner hält Don Carlo auf


ausgezeichnet

Die abenteuerliche Reise des kleinen Carlo

Cover und Aufmachung:
-------------------------------------
Das Cover zeigt den kleinen Don Carlo im Anzug mit Koffer vor den Kulissen
einer italienischen Berglandschaft. So hat man gleich ein gutes Bild von der
Hauptperson vor Augen und die Farben vermitteln italienisches Flair. In der
Buchhandlung hätte mich das Cover sofort angesprochen.

Inhalt:
-------------------------------------
Carlo sieht durch den geerbten Anzug von seinem Vater aus wie "Don Carlo" der
Gangsterboss, und den hält keiner auf! Er ist 11 Jahre alt,sieht aber aufgrund
seines leichten Übergewichts aus wie 13. Vor 5 Monaten 6 Wochen und 2 Tagen
hat seine Mutter seinen Vater von Zuhause rausgeworfen. Seitdem wartet er auf
dessen Rückkehr. Schließlich kann er nicht mehr warten, packt seinen Koffer
und sein Erspartes, um von seinem Zuhause in Bochum zu seinem Vater zu
kommen, der sich in Palermo aufhält. Doch das ist leider nicht so einfach,
wie er geplant hat!

Mein Eindruck:
-------------------------------------
Der kleine Carlo ist mir direkt von der ersten Seite an ans Herz gewachsen.
Das Buch ist aus seiner Perspektive geschrieben in so einer wunderbaren
Klarheit, wie nur Kinder sich äußern können. Auf der einen Seite merkt man
ganz deutlich, wie sehr Kinder wie er Dinge wie bspw. Trennung der Eltern mit
bekommen und darunter leiden. Auf der anderen Seite ist es manchmal auch
herrlich, auf welche Weise sie Erklärungen für das Verhalten von Erwachsenen
suchen.

Don Carlo erlebt auf seiner Reise viele Abenteuer und begegnet dabei einer
Reihe von Menschen, von denen ihm nicht alle gut gesonnen sind. Ich habe
immer mitgefiebert, ob und wie er die Probleme wohl meistert und natürlich,
ob er bei seinem Vater ankommt und es schafft, diesen zurückzuholen.
Das möchte ich hier auch nicht verraten, wohl aber, dass das Ende sich stimmig
anfühlte.

Aus Sicht eines Erwachsenen habe ich die Abenteuergeschichte genossen sowie
die hübschen kleinen Zeichnungen von z. B. der Fähre zu Beginn eines neuen
Abschnittes. Zeitweise habe ich mich über manche Ausdrücke oder Vergleiche
wie z. B: "Man muss ruhig bleiben bei deiner Mama, sie ist ein
Schnellkochtopf" sehr amüsiert. Gleichzeitig ertappt man sich als Elternteil
aber natürlich bei dem Gedanken, dass man hofft, dass das eigene Kind mehr
Vertrauen zu einem hat und zuerst mit einem redet, bevor er sich heimlich auf
so eine Reise begibt. Denn schließlich ist es sehr unwahrscheinlich, dass
diese Reise so wie die von Don Carlo verläuft.

Meine Tochter ist noch nicht im entsprechenden Lesealter von 8, aber wenn sie
soweit ist, werde ich das Buch mit ihr gemeinsam lesen und das würde ich auch
anderen Eltern empfehlen. Im Vordergrund steht zwar die Abenteuerreise, aber
letztendlich geht es auch um die Probleme der Eltern zwischen den Zeilen. Und
die Gefahren einer solchen Reise treten hier natürlich nicht so stark
hervor. Man sollte sein Kind damit nicht alleine lassen, sondern anbieten,
darüber zu sprechen. Es bietet somit auch einen guten Aufhänger, um mit
Kindern über Trennungsprobleme der Eltern bzw. Familienprobleme ins Gespräch
zu kommen.

Fazit:
-------------------------------------
Wundervoll erzählte Abenteuergeschichte für Kinder und Erwachsene, mit italienischem Flair,
einer Portion Humor und Potenzial zum Nachdenken.

Bewertung vom 18.01.2016
Sei mir ein Vater
Gesthuysen, Anne

Sei mir ein Vater


gut

Auf den Spuren einer Malerin

Cover und Aufmachung:
----------------------------------------
Das Cover ist sehr altmodisch gehalten. Der Titel in Tönen von Alt-Rosa und
Grau umrahmt eine Schwarz-Weiß-Fotografie von 2 Frauen im Paris zu Zeiten der
Belle Époque. Es stimmt optimal auf die historische Geschichte ein.
Das Buch selbst ist als Hardcover mit Lesebändchen gestaltet und wirkt sehr
edel.

Inhalt:
----------------------------------------
Lilie wohnt in Paris. Als sie erfährt, dass der Vater ihrer Freundin Hannah am
Niederrhein schwer krank ist, beschließt sie, ihn zu besuchen. Kurz zuvor
wird sie in ihrer Wohnung von Einbrechern überrascht, die ein Bild stehlen
wollten, dem sie zuvor keine Beachtung schenkte. Im Rahmen findet sie einen
geheimnisvollen Brief einer Frau namens Georgette Agutte. Kurz entschlossen,
nimmt sie Bild und Brief mit auf die Reise. Im weiteren Verlauf starten
Lilie, Hannah und ihr Vater Hermann einen Roadtrip bis nach Frankreich und
schließlich bis auf die Antillen, um dem Geheimnis des Bildes und der Frau,
die sich als Urahnin Lilies herausstellt, auf die Spur zu kommen.

Mein Eindruck:
----------------------------------------
Nachdem ich den Vorgängerroman der Autorin "Wir sind doch Schwestern" (die
Covergestaltung ist in den gleichen Farben gehalten) mit Begeisterung
verschlungen habe, konnte ich das Erscheinen dieses Buches kaum abwarten.
Der Seitenumfang ist etwa der gleiche wie im ersten Buch, im Vergleich dazu
bin ich jedoch diesmal kaum voran gekommen bzw. es gab lange Strecken, auf
denen man das Gefühl hatte, dass Nichts bis kaum etwas passiert.

Die Geschichte wird in 2 Handlungssträngen erzählt:
Da ist einmal die Geschichte um Lilie, deren Vater schon früh die Familie
verlassen und sich seitdem kaum gemeldet hat. Sie sehnt sich nach einem Vater
und hat daher Hermann, den Vater von Hannah, den sie bei ihrem Austauschjahr
in Deutschland ins Herz geschlossen hat, zu ihrem Wahlvater ernannt. Der
Roadtrip der drei auf der Suche nach dem Geheimnis des Bildes auf den Spuren
ihrer Urahnin wirkte auf mich sehr konstruiert, oberflächlich und wenig
glaubwürdig. Ich hatte erwartet, dass mich das Buch/die Geschichte ergreift,
aber da ich mich mit diesen Personen so gar nicht identifizieren konnte, hat
mich die Geschichte nicht mitgerissen. Die Handlung ist einfach zu flach.

Dafür hat mich der zweite Erzählstrang, in dem das Leben der Malerin Georgette
Agutte und ihres späteren Ehemannes Marcel Sembat erzählt wird, sehr
begeistert. Hier hat man viel über die Künstlerszene der damaligen Zeit
erfahren, da Frau Agutte nicht nur selbst gemalt, sondern sie und ihr Mann
auch gute Kontakte zu damals angehenden, heute großen Künstlern wie bspw.
Henri Matisse hatten. Und nicht zuletzt wird die Liebe der beiden zueinander
so eindringlich beschrieben, dass ich sie nachempfinden und mitfühlen konnte.

Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass der geschichtliche Handlungsstrang für
mich auch alleine funktioniert hätte, der konstruierte Rahmen in der
Gegenwart hätte gerne weg gelassen werden können. Zudem fand ich den Titel
nicht ganz passend, denn um die Vater-Tochter-Geschichte geht es hier nur
sehr hintergründig.

Ich halte es der Autorin zugute, dass sie hier wieder einen spannenden Teil
ihrer eigenen Familiengeschichte aufgearbeitet hat wie bereits in ihrem
ersten Roman. Leider diesmal nicht so gut gelungen, sehr schade.

Fazit:
----------------------------------------
Das Leben der Malerin Georgette Agutte und ihres Zeitalters eingewoben in eine
Familiengeschichte in zwei Handlungssträngen, von denen leider nur einer
überzeugen konnte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.12.2015
Stille Nacht
Müller, Titus

Stille Nacht


ausgezeichnet

Die Entstehung eines Weihnachtsliedes wundervoll erzählt

Cover und Aufmachung:
---------------------------------------------
Das Buch ist im Hardcover-Format und wirkt richtig edel, vor allem, da der Kreis in der Mitte so leicht silbrig schimmert. Dies zusammen mit den Noten vor dem tiefblauen Hintergrund passt gut zu der Stimmung des Liedes. Eigentlich fehlt nur noch ein blaues Lesebändchen, dann wäre es perfekt für mich. Dass die Noten später als Kapitelzähler wieder aufgegriffen werden, rundet den Gesamteindruck zusätzlich positiv ab.

Inhalt:
---------------------------------------------
Der Roman ist eine gut recherchierte Erzählung von der Entstehung des mittlerweile weltweit bekannten Weihnachtsliedes Stille Nacht. Der junge österreichische Pfarrer Joseph Mohr ist vaterlos aufgewachsen und nur durch das Glück, einen Förderer gefunden zu haben, Pfarrer geworden. Er lässt sich nach Mariapfarr versetzen, weil er sich erhofft, dort seinen Großvater und so wenigstens einen Teil seiner väterlichen Wurzeln kennenzulernen. Nach dessen Tod lässt sich Joseph Mohr nach Oberndorf versetzen. Die Dorfbevölkerung, überwiegend abergläubische und wortkarge Flussschiffer, haben wenig Vertrauen zu ihm. Doch mit seinem Talent für Musik und seiner selbstverständlichen Art, auf sie zuzugehen, gelingt es ihm, nach und nach die Gemeinde für sich zu gewinnen. Dabei lernt er natürlich auch die Sorgen und Nöte seiner Schäfchen kennen. Diese Erlebnisse inspirieren ihn zum Text des Liedes "Stille Nacht", der schließlich von seinem Freund und Orgelspieler Franz Gruber vertont und mit der Gitarre von beiden zusammen an Weihnachten 1818 uraufgeführt wird.

Mein Eindruck:
---------------------------------------------
Bereits der Einstieg hat mir sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist sehr angenehm, ich fühlte mich gleich in die Zeit damals zurückversetzt und konnte mich sehr gut in die Gefühlswelt von Pfarrer Mohr und später auch in die der geschilderten anderen Personen versetzen. Die Geschichte ist so flüssig geschrieben, dass ich sie fast in einem Rutsch weg gelesen habe. Besonders schön ist, dass die historischen Gegebenheiten und Ereignisse passend eingebettet sind, man kann sich sehr gut vorstellen, wie die Leute damals gelebt haben und welche Gedanken sie bewegt haben mögen. Man erfährt zum Beispiel viel über den Alltag und die Sorgen der Schiffer und ihrer Familien, das fand ich sehr spannend. Auch fiebert man mit Joseph Mohr mit: wird es ihm gelingen, den Großvater noch näher kennenzulernen, wird er in der Gemeinde bleiben dürfen und schafft er es, die Herzen der Dorfbewohner zu erobern? Durch die Gedankenwelt des Pfarrers lernt man nebenher auch viel über dessen Hintergründe kennen und was es bedeutete, als uneheliches Kind aufzuwachsen.

Faszinierend fand ich, dass jeder der Charaktere in seinem Leben irgendwelche schlechten Gedanken oder Fehler hatte, aber dem Autor gelingt es, die Personen so zu schildern und den Leser an deren Gefühlswelt teilhaben zu lassen, dass keine Wertung entsteht. So konnte ich zumindest jede Verhaltensweise in gewisser Weise nachvollziehen, auch wenn das Verhalten an sich nach "normalen" Wertmaßstäben (wie z. B. Fremdgehen) nicht gutzuheißen war.

In der Geschichte geht es hintergründig genau um die Botschaft von "Stille Nacht": Die Fehler und Vergehen sollen zumindest in dieser Nacht ruhen und man feiert trotz allem ein gemeinsames, friedliches Weihnachtsfest.

Im Anhang gibt der Autor noch einige Erläuterungen zur Historie und seiner Recherchearbeit sowie ein paar Lesetipps zum weiteren Vertiefen. Dies rundet das Buch perfekt für mich ab.

Fazit:
---------------------------------------------
Eine wundervoll erzählte und historisch gut recherchierte Erzählung zur Entstehung eines der bekanntesten Weihnachtslieder.

Bewertung vom 30.12.2015
Ich will euch trösten
Diener, Michael

Ich will euch trösten


sehr gut

Eine gute Übersicht zum Thema der Jahreslosung 2016

Cover und Aufmachung:
------------------------------------
Das Buch ist ein kleinformatiges Hardcoverbuch mit Lesebändchen. Es eignet sich daher wunderbar zum Mitnehmen und zwischendurch Nachschlagen. Das Coverbild wirkt auf mich herbstlich, aber durch die leuchtenden Farben des Baumes sehr kraft gebend und daher passend zum Thema. Alles in allem ist das Buch sehr ansprechend gestaltet.

Inhalt:
------------------------------------
Eingeteilt in verschiedene Themengebiete nähert sich der Autor aus verschiedenen Sichtweisen dem Thema der Jahreslosung "Gott spricht: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet." [Jesaja 66,13] an. Es beginnt mit einer allgemeinen Einführung zum Thema Trost in Sprache und Psychologie und wendet sich dann dem Thema in der Bibel zu, auch hier erst im Allgemeinen, dann wird die Stelle für die Jahreslosung konkreter beleuchtet. Schließlich folgt der Praxisteil, in dem Beispiele für Trost in Liedern genannt, Trost-Predigten und Trostgeschichten zu lesen sind und zum guten Schluss folgt eine Kurzabhandlung des Themas Mutter und Trost.

Mein Eindruck:
------------------------------------
Aufgrund des Beschreibungstextes habe ich mir keine Lebenshilfe durch Praxisbeispiele oder ähnliches erhofft. Meine Erwartung war, schlicht und ergreifend einen Überblick zu bekommen, was das Thema Trost im Kontext mit der gewählten Jahreslosung alles ausmachen kann. Ich bin Laie, bin nicht bibelfest und arbeite nicht in einer Gemeinde. Dennoch fand ich das Thema sehr spannend. Herr Diener ist es meines Erachtens sehr gut gelungen, einen Überblick über alle Facetten von Trost zu geben. Insbesondere der Anfang ist sehr gut gelungen, in dem es um die sprachliche Herkunft und die psychologische Sichtweise geht. Dies ist knackig, gut nachvollziehbar und stellenweise mit leichtem Humor versehen, ich musste öfter mal schmunzeln.

Der Part, in dem es um die Bibeltexte geht, ist zugegebenermaßen nicht immer einfach zu verstehen, vor allem, wenn man die Bibelstellen nicht kennt. Ich habe mir hierzu aus Zeitgründen keine Bibel zur Hand genommen. Damit haben sich mir vielleicht einige tiefgründige Aussagen nicht vollständig erschlossen, aber ich habe dadurch eine gute Vorstellung bekommen, wie facettenreich dieses Thema in der Bibel dargestellt wird und welche Interpretationsmöglichkeiten es hier gibt. Ich habe diesen Teil als Hinweis gelesen, so dass ich bei Bedarf weiß, wo in der Bibel Aussagen zu diesem Thema zu finden sind. Für Leute, die beruflich in der Gemeinde zu tun haben, ist dieser Teil sicher noch um einiges wertvoller, da sie hier gute Anregungen für Diskussionsrunden, Bibelkreise, Predigten etc. erhalten.

Für mich persönlich war der Abschnitt über die "Trostlieder" auch sehr bereichernd, ich habe ein paar neue Lieder kennengelernt und einige aus einer weiteren Perspektive beleuchtet. Auch die Betrachtung am Ende, ob Mütter anders trösten als Väter war für mich sehr gut verständlich geschildert und hat mich zum Nachdenken angeregt.

Womit ich hingegen nur bedingt etwas anfangen konnte, waren die Trostgeschichten. Seltsamerweise hat mich grade dieser praktische Teil nicht berührt, mir waren die Probleme bzw. die Antworten darauf größtenteils zu befremdlich, ich konnte mich einfach kaum in die Personen hineinversetzen,ohne dass ich genau sagen kann, warum.

Den Schreibstil habe ich als sehr angenehm und gut lesbar empfunden. Herr Diener schreibt teilweise mit einem kleinen Augenzwinkern zwischen den Zeilen so dass ich manchmal auch schmunzeln musste. Die Bibelteile sind für Laien nicht immer (direkt) nachvollziehbar und die Trostgeschichten haben meinen Nerv leider nicht getroffen, dafür gibt es einen Punktabzug. Ansonsten sehe ich meine Erwartungen aber als erfüllt an.

Fazit:
------------------------------------
Das facettenreiche Thema "Trost" im Allgemeinen und in der Bibel übersichtlich und prägnant geschildert

Bewertung vom 29.12.2015
Mit Kindern durch die Weihnachtszeit
Drechsler, Katharina;Mack, Cornelia

Mit Kindern durch die Weihnachtszeit


ausgezeichnet

Cover
Das Cover ist kindgerecht und wirkt leicht altmodisch-urig. Es macht so richtig Lust auf gemütliche Weihnachtsvorbereitungen in der warmen Stube. Das Buch kommt als Hardcover mit glänzend bedruckten Seiten daher. Diese sind so stabil, dass sie auch von Kindern gut umgeblättert werden können, ohne direkt kaputt zu gehen. Alles wirkt sehr hochwertig.

Inhalt
Das Buch behandelt entsprechend der chronologischen Abfolge die Themen "Sankt Martin", "Nikolaus", "Advent" und schließlich "Weihnachten". Zu jedem Thema gibt es die passenden Geschichten, Lieder, Rezepte, Bastelideen und den Punkt Wissenswertes und Gebete.

Eindruck
Bereits beim ersten Durchblättern ging mir das Herz auf. Das Inhaltsverzeichnis ist gut strukturiert, sehr übersichtlich und die einzelnen Punkte wie z. B. Basteln oder Rezepte jeweils mit einem bestimmten Farbpunkt gekennzeichnet. So kann man sich schnell orientieren.
Die Illustrationen sind ebenso wie das Cover sehr liebevoll gestaltet und alles wirkt sehr "urig", ein anderes Wort fällt mir dazu nicht ein. Meiner Tochter und mir gefielen sie gleich sehr gut, diese Zeichenart hat uns jedenfalls direkt in die richtige (vor)weihnachtliche Stimmung versetzt.

Um die Bastelideen und Rezepte alle auszuprobieren, fehlte uns leider dieses Jahr die Zeit. Aber bereits das Durchlesen hat uns schon viel Lust bereitet und war interessant, denn auch zu den Rezepten wird die jeweilige Entstehungsgeschichte erklärt. So habe ich z. B. als langjähriger Früchtebrotfan erst hier erfahren, wie dieses einst erfunden wurde.
Die Bastelideen sind toll, sie sind auch gut erläutert und vor allem auch mit kleineren Kindern einfach umzusetzen. Und für mich ist auch sehr wichtig, dass die Materialien, so wie hier, einfach zu beschaffen sind. Im Vergleich zu anderen Bastelbüchern ist hier die Vorlage für bestimmte Objekte nicht erst im Anhang, sondern direkt bei der Bastelanleitung zu finden. So erspart man sich mühseliges Umblättern, hat die Vorlage gleich da, wo man sie braucht. Allerdings muss man dennoch die ein oder andere Vorlage vergrößern und separat am besten raus kopieren, um sie weiterzubearbeiten.

Auch wenn wir zum basteln und backen nicht so viel gekommen sind, so haben wir umso mehr die Lieder gesungen und die Geschichten (vor)gelesen.
Bei den Liedern handelt es sich um die allgemein bekannten Lieder, fast alle stehen mit Text und Noten im Buch. So kann man sie in aller Ruhe mit den Kindern zusammen einüben. Allerdings habe ich mit Bedauern festgestellt, das bei dem Lied "Ich geh mit meiner Laterne" nur die letzte Strophe ("mein Licht geht aus..") im Buch vermerkt ist. Ich habe noch alle Strophen als Kind gelernt und liebe es, alle zu singen. Leider können die meisten Eltern maximal die letzte Strophe, wie ich schon mehrfach in Martinsumzügen feststellen musste und grade in einem solchen Buch hätte ich alle Strophen erwartet. Aber das ist nur ein minimales Manko, das meinen guten Eindruck nicht wesentlich schmälert. Schön auch hier, dass zu jedem Lied die Entstehungsgeschichte kurz und sowohl für Kinder als auch Erwachsene verständlich dargestellt wird. Genauso wie bei den Rezepten hatte nicht nur meine Tochter ihre Freude daran, auch ich habe hier sehr viel Erstaunliches dazugelernt.

Zu guter Letzt sind noch die wunderschönen Vorlesegeschichten sowie der Punkt Wissenswertes und Gebete zu erwähnen, durch die auf unterhaltsame und kurzweilige Art der Geist der (Vor)Weihnachtszeit vermittelt wird. Auch hier werden auf kurze und prägnante Weise viele Hintergründe von Bräuchen und Sitten erläutert sowie Denkanstöße gegeben, wie man Weihnachten durch eigene Handlungen mit Leben füllen kann.

Dieses Buch kann ich uneingeschränkt empfehlen und es wird mit Sicherheit noch viele Jahre bei uns immer wieder zum Einsatz kommen!

Fazit
Ein Buch für die ganze Familie: Bastel-, Sing- und (Vor)Lesespaß gepaart mit viel Wissenswertem zur (Vor)Weihnachtszeit

Bewertung vom 09.12.2015
Denn nichts bleibt vergessen
Lane, Harriet

Denn nichts bleibt vergessen


gut

Cover:
Der Schatten einer sich spiegelnden Frauengestalt, irritierenderweise steht das Bild auf dem Kopf. Es ist in blau-schwarzen Tönen gehalten, wodurch eine unheilvolle Stimmung verbreitet wird.

Inhalt:
Es geht um die beiden Frauen Nina und Emma, beide Anfang 40. Sie sind sehr unterschiedlich: Nina erfolgreiche Künstlerin mit glücklicher Ehe und fast volljähriger Tochter, hat alles im Griff, Emma dagegen kämpft mit einer angespannten Ehe und 2 kleinen Kindern, ist ständig von Geldsorgen geplagt und mit ihrer Situation eher überfordert. Beide eint eine Begegnung in der Vergangenheit, die Nina sehr präsent ist und weswegen sie Emma verfolgt und sich immer mehr in ihr Leben drängt. Emma dagegen erinnert sich nicht, für sie ist Nina eine neue Freundin, der sie sich anvertraut und die ihr hilfreich zur Seite steht.

Mein Eindruck:
Ich hatte das Buch schon vor Erscheinung auf meiner Wunschliste und konnte es kaum erwarten, dass es erscheint. Die Geschichte versprach vom Klappentext her Spannung pur.

Der Auftakt ist dann auch gleich spannend, in dem beschrieben wird, wie Nina Emma zufällig in London sieht und sich überlegt, wie sie plant, an sie heranzukommen. Dabei wird gleich eindeutig, dass es ein düsteres Geheimnis aus der Vergangenheit sein muss, das Nina offenbar sehr verletzt hat, für Emma aber damals keine große Rolle spielte. Und dieses Geheimnis, die Frage, warum sich Nina im weiteren Romanverlauf so verhält, wie sie es tut, ist auch die treibende Kraft, die den Leser dazu treibt, das Buch bis zum Ende zu lesen.

Leider verliert der Roman zwischenzeitlich die zuvor aufgebaute Spannung wieder. Die Geschichte wird abwechselnd aus Ninas und Emmas Sicht geschildert. Das ist einerseits interessant, die unterschiedlichen Interpretationen der gleichen Situation zu sehen, aber teilweise auch sehr langatmig, da auch die ganzen Dialoge in voller Länge doppelt zu lesen sind. Hinzu kommt, dass die Autorin stellenweise Spuren in die Vergangenheit legt, die den Leser aufhorchen lassen, seine Aufmerksamkeit wecken. Diese verpuffen jedoch recht schnell, da die Erzählung dann wieder in zu langatmigen Ausführungen über die Alltagsgeschehnisse der beiden Frauen mündet. Die Auflösung am Ende hat sehr enttäuscht. Es wurden einfach zu viele Hinweise gegeben, die am Ende keinen Sinn machten, zu viele Fragen zu Beginn aufgeworfen, die bis zum Ende keine Lösung fanden. Es wirkt, als hätte die Autorin ab der Hälfte des Romans keine Lust mehr gehabt oder gar vergessen, welche Hinweise sie vorher gestreut hat. Gegen Ende sind mir die Situationsbeschreibungen auch zu ausufernd gewesen und nicht zielführend, weswegen ich den letzten Abschnitt nur noch quergelesen habe, ich wollte einfach nur wissen, was der Grund allen Übels ist. Ich war von der Hinhaltetaktik am Ende nur noch genervt.

Die beiden Hauptcharaktere Nina und Emma waren mir beide nicht sympathisch. Emma ist für meinen Teil einfach viel zu naiv, vielleicht wünscht sie sich einfach zu verzweifelt eine Freundin und betrachtet Nina daher durch die rosarote Brille, aber dennoch kann ich ihr Verhalten nicht gänzlich nachvollziehen. Nina verhält sich einfach psychopatenmäßig, oft grausam erscheint und manchmal wie das Verhalten eines trotzigen Kleinkindes wirkt.
Das, was mich an dem Roman „gepackt“ hat, sofern man dies sagen kann, ist die Tatsache, dass Nina als Werkzeug Emmas kleine Kinder benutzt. Diesen Aspekt hatte ich so nicht erwartet, sonst hätte ich gleich die Finger von dem Roman gelassen. Da Nina auch Mutter ist, hätte ich dieses Verhalten erst recht nicht erwartet und hat mir ein paar schlaflose Nächte bereitet. Ansonsten hat mich der Roman nicht dauerhaft fesseln können und meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt. Schade, man hätte mehr draus machen können, aber die Ansätze waren vielversprechend.

Fazit:
Ein Roman mit psychopathischen Elementen, der spannungstechnisch nicht überzeugen konnte - Viel Lärm um Nichts, leider.