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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2014
Steirerkreuz
Rossbacher, Claudia

Steirerkreuz


ausgezeichnet

Hexen & Wölfe

Im Mürzer Oberland machen Wanderer am Rande des Pilgerwegs nach Mariazell eine grausige Entdeckung. An einem Baum sind ein Mann und sein Hund kopfüber aufgehängt worden. Abteilungsinspektorin Sandra Mohr und ihr Chef Sascha Bergmann werden mit dem Fall betraut. Im nahegelegenen Dorf Ainberg waren weder der Waldmensch noch sein Wolfshund Sancho gerngesehenen Besucher gewesen und somit hält sich die Betroffenheit der Einwohner über den Tod von Peter Schindlecker in Grenzen. Sandra und Sascha ermitteln in alle Richtungen, auch ein religiös motivierter Ritualmord wird aufgrund der Tötungsart nicht ausgeschlossen. Und je länger die LKA-Ermittler nach einem Motiv und einem Mörder suchen, umso tiefer tauchen sie in die Vergangenheit des Dorfes ein.

Mitten beim Joggen erhält Sandra den Anruf ihres Chefs, dass es im Mürzer Oberland einen Leichenfund gibt. Zusammen mit Sascha macht sich die Inspektorin nach Ainberg zu dem grausigen Tatort. Ein Selbstmord kann schnell ausgeschlossen werden, doch wer hätte ein Motiv für den Mord? Schnell ist den Ermittlern klar, dass Peter Schindlecker, von allem im Dorf nur der Waldmensch genannt, nicht sonderlich beliebt war. Bis auf die junge, blinde Magdalena wollte sich niemand mit dem kauzigen, wortkargen Mann abgeben, was auf eine Tat in dessen Vergangenheit begründet ist. Doch auch Magdalena ist im Dorf nach ihrem Umzug zu Peter in dessen Waldhütte nicht mehr gern gesehen, wird von vielen als Hexe bezeichnet, doch daran scheint sich die willensstarke und gläubige junge Frau nicht zu stören. Einzige Unterstützung erhält sie noch von Pater Vinzenz.

Claudia Rossbacher hält sich auch in ihrem vierten Fall um ihr Ermittlerduo Mohr / Bergmann nicht lange mit einer Vorgeschichte auf und steigt sofort mit dem Mord in ihren hochspannenden Alpenkrimi ein. Temporeich, packend und äußerst fesselnd erzählt die Autorin die Story, die immer wieder gespickt ist mit interessantem und unterhaltsamem Lokalkolorit rund um das Mürzer Oberland und dessen Bewohner.

Der Fall entwickelt sich äußerst mysteriös, die Grundstimmung des Krimis ist durchweg ziemlich düster und beklemmend. Einzig die fortwährenden Kabbeleien zwischen Sandra und Sascha sorgen für etwas Heiterkeit in dem Krimi und sind gewohnt erfrischend und amüsant von Claudia Rossbacher wiedergegeben.

Durch die Unbeliebtheit und der Vergangenheit des Opfers gibt es eine Fülle von Verdächtigen und lange Zeit lässt sich auch keine eindeutig heiße Spur erkennen. Doch mit ihren beharrlichen Ermittlungen kommen Sascha und Sandra mit der Zeit hinter immer mehr Geheimnisse des Dorfes und somit auch einem Motiv immer näher. Die Auflösung ist dann dennoch ziemlich überraschend und unvorhersehbar, jedoch absolut schlüssig umgesetzt.

Fazit: Ein hochspannender und zudem sehr unterhaltsamer Alpenkrimi, mit einer fesselnden, vielschichtigen Story und Protagonisten, die einem sofort sympathisch sind.

Bewertung vom 01.04.2014
Giftspur / Sabine Kaufmann Bd.1
Holbe, Daniel

Giftspur / Sabine Kaufmann Bd.1


gut

Der BioGut Supergau?

Beim morgendlichen Joggen bricht Ulf Reitmeyer, Besitzer eines großen Biobetriebs bei Bad Vilbel, tot zusammen. Zwar wird anfangs Herzstillstand diagnostiziert, dennoch beginnt Kommissarin Sabine Kaufmann zusammen mit ihrem Kollegen Ralph Angersbach im Umkreis des Toten zu ermitteln. Rätselhaft wird der Fall, als ein Mitarbeiter von Reitmeyer ebenfalls an einem Herzanfall stirbt. Zwar deutet bei der Obduktion von Reitmeyer wie auch von Kötting alles auf eine natürliche Todesursache hin, doch der Rechtsmediziner kann auch Fremdverschulden durch Gift nicht in Gänze ausschließen. Und gerade bei dem Biobauer Reitmeyer gibt es einige Personen, die durchaus ein Motiv für einen Mord hätten.

Es ist Sabine Kaufmanns erster Fall im neu gegründeten Morddezernat in der Wetterau. Ein wenig Zeit zum Eingewöhnen hatte sie bereits, doch als nach einigen Wochen ihr neuer Kollege Angersbach zum Team stößt, entwickelt sich die Zusammenarbeit schwierig. Für die Kommissarin agiert der Ermittler zu ungehobelt und Sensibilität scheint er bei Zeugenbefragungen auch nicht zu kennen. Sehr zum Ärgernis von Sabine, die immer wieder die Wogen glätten muss, um mutmaßliche Zeugen nicht restlos zu verprellen. Aber nicht nur die Zusammenarbeit mit dem schnörkellosen Angersbach gestaltet sich kompliziert, auch die beiden Todesfälle geben den Kommissaren viele Rätsel auf. Ulf Reitmeyer scheint ein ziemlich skrupelloser Geschäftsmann gewesen zu sein, der gnadenlos andere Bauernhöfe über Jahre hinweg aufkaufte und dadurch seinen Ökobetrieb kontinuierlich vergrößerte. Dies brachte ihm auf Dauer nicht nur Freunde ein. Ziemlich unkooperativ zeigt sich zudem dessen Tochter Claudia, die den Biohof zusammen mit ihrem Vater betrieben hat.

Daniel Holbe schickt einige Verdächtige ins Rennen, die allesamt ein Motiv und durchaus auch die Gelegenheit gehabt hätten, Ulf Reitmeyer zu töten. Doch anfangs ist noch gar nicht klar, ob hier ein seltenes Gift zum Einsatz kam oder ob der Biobauer tatsächlich eines natürlichen Todes gestorben ist. Dagegen spricht allerdings seine hervorragende Gesundheit und auch, dass zur gleichen Zeit einer seiner Mitarbeiter an derselben Todesursache gestorben ist.

Die Story entwickelt sich durchaus komplex, durch die vielen Verdächtigen ist Rätselraten bis zum Schluss angesagt, doch die Spannung bleibt bei dem Krimi oft auf der Strecke. Zum Großteil verfolgt man die Ermittlungsarbeiten der beiden Ermittler, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch man merkt bald, dass Sabine und Ralph sich gut ergänzen und Potential für weitere Krimis bieten. Da die Ermittlungen in viele Richtungen gehen, nimmt die Geschichte auch immer wieder eine neue Wendung an, die so nicht unbedingt vorhersehbar ist. Und auch wenn der Unterhaltungswert recht hoch ist, man auch einiges über das Privatleben der beiden Protagonisten erfährt und Daniel Holbe Wert auf Charaktere mit Ecken und Kanten legt, fehlt es dem Krimi an fesselnden Szenen.

Anfangs wirken die Charaktere noch ein wenig hölzern, doch der Eindruck lässt schnell nach und gerade Sabine und Ralph wie auch ihr Kollege Weitzel agieren bald schon authentisch und wirken lebendig. Zudem spickt Daniel Holbe seinen Krimi mit einigen Informationen rund um Bad Vilbel und der Wetterau, sodass das Lokalkolorit auch nicht zu kurz kommt.

Fazit: Der erste Fall für Sabine Kaufmann und Ralph Angersbach – Interessante Story, die zwar unterhaltsam, aber etwas spannungsarm erzählt wird.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.03.2014
Der entschwundene Sommer
Martin, Rebecca

Der entschwundene Sommer


sehr gut

Frankfurt 1992: Völlig überraschend erbt Mia von ihrer Großmutter ein Hotel, welches idyllisch an einem See im Taunus liegt. Da Mia als Kind adoptiert wurde, sieht sie in dem Erbe die Chance, mehr über ihre eigene Vergangenheit zu erfahren. Spontan entschließt sich Mia deshalb, das halb verfallene Hotel „Zum goldenen Schwan“ zu renovieren und bei ihrer Suche nach Antworten erhält die junge Frau bald schon unerwartete Hilfe von dem Iren Séan. Im Jahr 1912 verbringen die Brüder Johannes und Ludwig von Thalheim mit ihren Eltern wie jedes Jahr die Sommerferien im Hotel „Zum goldenen Schwan“. Zusammen mit der Hotelierstochter Beatrice und deren besten Freundin Corinna verbringen die Brüder unvergessliche Sommer. Doch der 1. Weltkrieg wirft schon seine Schatten voraus und wird das Schicksal der Vier auf gravierende Weise verändern.

Eigentlich will die 30-jährige Mia ihr Erbe sofort ausschlagen, aber dann fährt sie doch in den Taunus und verliebt sich sofort in das verwunschene Anwesen. Sehr zum Leidwesen ihres Mannes Florian, der durch einen Verkauf eine neue Geldquelle sieht. Doch Mia lässt sich nicht beirren und beginnt mit der Sanierung, dabei erfährt sie auch immer mehr über ihre Vergangenheit. Währenddessen reist der angehende Historiker Séan von Dublin in seinen Heimatort, um seinen Großvater ein wenig zu unterstützen. Beim Aufräumen auf dem Dachboden findet Séan etwas seltsames, was ihn veranlasst, nach Deutschland zu reisen.

Doch beginnen lässt Rebecca Martin ihren Familienroman im Jahre 1912. Corinna, Beatrice, Johannes und Ludwig verleben den letzten gemeinsamen Sommer miteinander, genießen ihre Freiheit und verbringen viel Zeit am See. Nach diesem Sommer muss Corinna in der Hotelküche mit ihrer Arbeit beginnen und auch für die anderen drei Jugendlichen verändert sich im Verlauf des nächsten Jahres einiges. Mit dem Beginn des 1. Weltkrieges gehört für die vier Heranwachsenden ihre bisher recht sorglose Zeit dann endgültig der Vergangenheit an. Ludwig und Johannes ziehen in den Krieg und Corinna und Beatrice verschlägt es nach Frankfurt.

Den Hauptteil des Romans nimmt der Handlungsstrang der Vergangenheit ein. Warmherzig und lebendig erzählt Rebecca Martin die unbeschwerte Zeit der Vier, wobei aber auch nicht alles so harmonisch verläuft, wie es den Anschein hat. Beatrice wie Corinna sind in Johannes verliebt, an Ludwig dagegen nagt die Eifersucht auf seinen älteren Bruder und er leidet unter der Missachtung seiner Mutter. Johannes dagegen ist mehr der sensible, nachdenkliche Mensch, die Vorstellung, in absehbarer Zeit seinen Militärdienst beginnen zu müssen, ist ihm zuwider. Ganz im Gegensatz zu Ludwig, der diesem entgegenfiebert und entsprechend euphorisch auch später in den Krieg zieht. Und auch die Freundschaft zwischen Beatrice und Corinna ist nicht frei von Konflikten. Nicht nur das Verhältnis der vier Heranwachsenden zueinander schildert Rebecca Martin nachvollziehbar, auch die Kriegsjahre gibt die Autorin sehr eindringlich und beklemmend wieder, besonders das Grauen, welches Johannes in der Schlacht um Verdun erleben muss.

Aber auch die beiden anderen Handlungsstränge sind bildhaft und unterhaltsam wiedergegeben, wobei Rebecca Martin auch viel Wert auf detailreich gezeichnete Charaktere legt, die sich im Verlauf der Geschichte glaubhaft weiterentwickeln. Und so nach und nach erhält man eine Ahnung darüber, wie die unterschiedlichen Geschichten in Zusammenhang stehen, wobei es Rebecca Martin aber gut versteht, das Geheimnis um Mias Familie nur peu á peu zu verraten.

Fazit: Eine eindringliche wie fesselnd erzählte Familiensaga um das Geheimnis eines verwunschenen Hotels

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.03.2014
Bridget Jones - Verrückt nach ihm
Fielding, Helen

Bridget Jones - Verrückt nach ihm


weniger gut

Das Chaos in Perfektion

Mittlerweile ist Bridget 51 Jahre alt und Mutter zweier kleiner Kinder, die ihre volle Aufmerksamkeit einfordern. Als Alleinerziehende gestaltet sich das selten einfach, allein schon die Kinder morgens pünktlich zur Schule zu bringen, scheint eine unlösbare Aufgabe für die Chaos-Queen. Aber natürlich ist das nicht das einzige Problem, welches Bridget hat, ganz zu schweigen von ihrem Gewicht, welches gewohnt Berg- und Talbahn fährt. Viel schlimmer ist – zumindest aus Sicht ihrer Freunde – dass Bridget nun schon seit 4 Jahre Single ist. Das geht ja mal gar nicht. Also erhält Bridget Nachhilfe in Sachen Flirten, was natürlich auch erst einmal in einem Desaster endet. Aber Twitter sei Dank lernt Bridget ihren Toyboy Roxster kennen – 20 Jahre jünger als sie und überaus knackig.

Auch der dritte Band ist in Tagebuchform geschrieben und man fühlt sich erst einmal wieder wie zu Hause bei Bridget und ihren Problemen. Doch irgendwann fragt man sich ernsthaft, habe ich es hier wirklich mit einer 51-jährigen Frau zu tun? Ok, dass Bridget hoffnungslos überdreht und unorganisiert ist erwartet man ja schon, aber eigentlich hatte ich auch erwartet, dass sich die Figur der Bridget im Verlauf der Jahre ein wenig weiterentwickelt hätte.

Lange Phasen des Buches hatte ich jedoch das Gefühl, es mit einem durchgeknallten Teenager zu tun zu haben. Wenn Helen Fielding ihre Geschichte rund 10 – 12 Jahre in die Zukunft verlegt hätte und anstelle Bridget deren Tochter Mabel als Protagonistin genommen hätte, dann wäre die Geschichte überzeugend gewesen. Aber so?! Bridget kontrolliert ihre Twitter-Followers gefühlte 1.000 Mal am Tag. Anfangs lassen die Follower auf sich warten und gleich fühlt sie sich unpopulär und nimmt an, dass die gesamte Twitter-Welt über sie herzieht. Hat sie dann endlich Follower und hinterlässt einen Tweet, woraufhin einige wieder abspringen, ist sie totunglücklich, zerfließt vor Selbstzweifel und stopft infolgedessen haufenweise Reibekäse in sich hinein. Natürlich muss dies auch sofort ihren Freunden gesimst werden, wobei man sich noch das ein oder andere Gläschen Wein als Tröster gönnen kann. Ohne Handy kann sie sowieso nicht leben, selbst bei wichtigen Konferenzen, muss sie sekündlich auf ihr Handy schauen und die unwichtigsten Dinge simsen. Was bei der Bridget der ersten beiden Bände noch charmant und liebenswert war, wirkt jetzt einfach nur unreif und überzogen.

Beim ersten und zweiten Band habe ich mit Bridget mitgelitten und mich mit ihr gefreut, dieses „Eintauchen“ in eine Figur entfiel dieses Mal fast völlig. Einfach und allein aus dem Grund, weil das Verhalten von Bridget die meiste Zeit absolut nicht mit dem einer 51-jährigen Frau zusammenpasst. Soll nicht heißen, dass Bridget jetzt wegen ihres reiferen Alters plötzlich ernsthaft, vernünftig oder gewissenhaft sein müsste, weniger chaotisch und nicht mehr fünfmal am Tag meterdick in ein Fettnäpfchen stapfen darf. Nein, natürlich nicht, dass wäre nicht Bridget, aber dieses überkandidelte, überdrehte, teeniehafte Verhalten passt halt einfach nicht und wirkt in keiner Weise überzeugend.

Es gibt dennoch einige witzige Szenen, bei dem der Charme der beiden Vorgänger durchblitzt, doch lange Zeit bleibt der Unterhaltungswert seitenweise auf der Strecke. Allerdings wird Bridget auf den letzten 100 Seiten dann doch immer präsenter, ihr Verhalten wirkt glaubwürdig und bedeutend reifer. Und auch, wenn der Schluss schon lange vorhersehbar ist, hat mich dieser Entwicklungsprozess dann doch wieder mit Bridget versöhnt.

Fazit: Über lange Phasen agiert Bridget wie ein durchgeknallter Teenager, was oft nervig ist, am Ende entdeckt man dann aber doch noch eine gereifte Chaos-Queen.

29 von 51 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.03.2014
Marter / Capitano Katerina Tapo Bd.1
Holt, Jonathan

Marter / Capitano Katerina Tapo Bd.1


ausgezeichnet

Acqua alta

Auf dem Platz vor der Santa Maria della Salute in Venedig wird eine Leiche angespült. In einem Priestergewand gekleidet, liegt die Tote vor den Stufen der Kirche. Zusammen mit ihrem Vorgesetzten Colonnello Aldo Piola ermittelt die junge Capitano Katerina Tapo in dem Fall, der sich im Verlauf immer rätselhafter gestaltet. Zur gleichen Zeit wird die junge US-Soldatin Holly Boland nach Camp Ederle versetzt, um dort die Vermittlerrolle zwischen Amerikanern und Italienern zu übernehmen. Währenddessen wartet Daniele Barbo auf das Urteil in seinem Prozess. Der Hacker und IT-Spezialist weigert sich hartnäckig, den Behörden Zugang zu den Servern seiner Website „Carnivia“ zu gewähren.

Drei unterschiedliche Geschichten, die anfangs nur eines gemeinsam haben: Sie spielen alle in Venedig. Die Ermittlungen in dem Mordfall gestalten sich äußerst schwierig, zumal die tote Frau in einem Priestergewand aufgefunden wurde, was einem Sakrileg gleichkommt. Somit konzentrieren sich die Ermittlungen erst einmal in Richtung Kirche, doch schon bald führen die Spuren Kat und Aldo auch zum amerikanischen Stützpunkt Camp Ederle. Doch welches Motiv sich wirklich hinter dem Mord an der jungen Frau verbirgt, wobei es auch nicht bei diesem einem Mord bleiben soll, ahnen die Ermittler nicht.

Nach und nach verbinden sich die drei so unterschiedlichen Handlungsstränge zu einem hochspannenden und äußerst komplex gestalteten Erzählstrang. Jonathan Holt behandelt in seinem packenden wie intelligent angelegten Thriller mehrere Themen, die allerdings alle auf ganz bestimmte Geschehnisse aus der jüngeren europäischen Vergangenheit zurückzuführen sind. Dies umfasst unter anderem Menschenhandel und Prostitution wie auch Verschwörungen beim US-Militär und der CIA, aber auch Bestechungen und Intrigen innerhalb des venezianischen Polizeiapparats spielen eine nicht unwesentliche Rolle in dem Thriller.

Dachte man somit anfangs noch, man hält hier einen Kirchenverschwörungsthriller in Händen, den belehrt Jonathan Holt schnell eines Besseren. Wobei es dem Autor dennoch sehr gut gelingt, den wahren Hintergrund der Morde erst nach und nach preiszugeben und dabei im Verlauf des Thrillers auch von Gräueltaten berichtet, die an Unmenschlichkeit kaum zu überbieten sind. Der vielschichtig angelegte Thriller wird von Jonathan Holt exzellent recherchiert erzählt und der Autor vermittelt sein Wissen über die Katholische Kirche, den kriminellen Machenschaften in Venedig, die Arbeit des US-Stützpunktes wie auch über die IT-Branche interessant und verständlich. Dabei verknüpft der Autor im ersten Band seiner Trilogie glaubwürdig seine fiktive Geschichte mit realen Geschehnissen. Obwohl es sich hierbei um den Auftakt einer Trilogie handelt, ist der Thriller in sich abgeschlossen und kann somit auch als Einzelroman gelesen werden.

Neben der mitreißenden Story überzeugen jedoch auch seine Protagonisten auf ganzer Linie. Neben der Venezianerin Kat, die es gut versteht, sich in der Männerwelt der Carabinieri zu behaupten, rückt bald die zwar etwas unscheinbare, aber sehr energische Holly in den Focus der Geschehnisse. Und auch der menschenscheue wie geniale Daniele spielt eine entscheidende Rolle in der atemberaubenden Story. Allerdings bleiben einige Mitwirkende schwer einschätzbar, wobei die Protagonisten hierbei nicht ausgenommen sind, sodass deren wahren Beweggründe lange nicht ersichtlich sind.

Fazit: Venedig sehen und sterben - ein atemberaubender, komplexer Thriller, der von der ersten Seite an absolut überzeugt.

Bewertung vom 20.03.2014
Deichmörder / Theo Krumme Bd.1
Berg, Hendrik

Deichmörder / Theo Krumme Bd.1


sehr gut

Der schwarze Mann

In Berlin wurde Eva von einem Triebtäter gestalkt und angegriffen, doch Mario Stein erhielt hierfür nur eine Bewährungsstrafe. Eva und Till entschließen sich deshalb, von der Hauptstadt nach Nordfriesland zu ziehen. Dort richtet sich das junge Ehepaar in einer 150 Jahre alten Friesenkate direkt am Deich häuslich ein und wird auch von den Kleebüller Einwohnern herzlich aufgenommen. Doch obwohl Eva das beschauliche Leben fortan genießt, lassen die schrecklichen Erinnerungen aus Berlin sie nicht zur Ruhe kommen, jede Nacht plagen die Erzieherin Alpträume. Hinzu kommt, dass Eva sich nach wie vor verfolgt und beobachtet fühlt, zudem hat sie immer wieder Visionen, die sie weit in die Vergangenheit zurückführen.

Es könnte so schön sein in der Idylle Nordfrieslands und dies ist es anfangs auch. Eva arbeitet im örtlichen Kindergarten, ihre Kollegin Wiebke ist bald ihre beste Freundin und auch ihr Ehemann Till findet sofort Anschluss im Dorf und kann als Werbetexter auch prima von zu Hause aus arbeiten. Wären da nicht immer wieder diese Alpträume, die Eva kaum eine Nacht durchschlafen lassen. Doch diese beziehen sich bald schon nicht mehr nur auf den Stalker Mario Stein, immer wieder taucht hier auch ein rätselhafter Fremder auf. Und dann gibt es noch eine junge Frau in ihren Träumen, deren Schicksal eng mit dem Haus verbunden zu sein scheint, in dem Till und Eva wohnen.

Dass die gegenwärtigen Geschehnisse mit der Vergangenheit von Kleebüll in Verbindung stehen, ist sofort ersichtlich, denn Hendrik Berg beginnt seinen Krimi mit einem Prolog, der seine Leser in die 1850er Jahre zurückführt. Inwieweit dies jedoch mit den Visionen und Träumen von Eva in Verbindung steht, bleibt lange Zeit unklar. Zurück in der Gegenwart lernt man neben dem sympathischen, aufgeschlossenen Ehepaar auch bald den Stalker Mario Stein kennen. Dieser hat seine Traumfrau Eva noch lange nicht aufgebeben. Auch wenn ihm per Gerichtsbeschluss der Kontakt zu Eva untersagt wurde, setzt der Psychopath alles daran, die junge Erzieherin wiederzusehen.

Atmosphärisch dicht erzählt der Autor seinen Krimi, wodurch man problemlos das weite flache Land Nordfrieslands wie auch das Dorf Kleebüll mit seinen liebenswerten, teils etwas eigenwilligen Bewohnern vor Augen hat. Da Hendrik Berg geschickt friesische Legenden mit dem aktuellen Stalkerfall verbindet, ist die Stimmung des Buches durchweg etwas beklemmend, rätselhaft und oftmals auch richtig gruselig. Und die Spannung kommt bei weitem auch nicht zu kurz. Fragt man sich anfangs noch, wie der Psychopath Mario Stein mit den Sagen Nordfrieslands in Verbindung stehen soll, verknüpft der Autor diese losen Enden gekonnt bei seinem hochspannenden Finale.

Fazit: Packender wie gruseliger Nordfrieslandkrimi, mit authentisch beschriebenen Charakteren und einer unterhaltsamen wie fesselnden Story.

Bewertung vom 17.03.2014
Rapunzelturm
Stichler, Mark

Rapunzelturm


sehr gut

Tödlicher Märchengarten

Was für ein makabrer Fund: An Rapunzels Zopf gebunden, hängt im Ludwigsburger Märchengarten die Leiche der jungen Nicole Dahm vom Rapunzelturm herunter. Die herbeigerufenen Kommissare Anna Behr und Rocco Marino beginnen ihre Ermittlungen im Umfeld von Nicoles Privat- und Berufsleben. Doch diese entwickeln sich schwierig. Der Freund von Nicole ist unauffindbar, die Angestellten des Märchengartens, in dem auch die Tote beschäftigt war, sind äußerst schweigsam und der Manager des Parks sieht durch den Tod seiner Angestellten nur sein neues Projekt gefährdet und ist entsprechend unkooperativ.

Verdächtige gibt es einige bei dem Fall. Während die zielstrebige, überaus korrekte Anna Behr am liebsten den schrulligen Obdachlosen Garcia gleich zur Vernehmung einbestellen würde, ist ihr Kollege Rocco Marino viel lockerer drauf. Für ihn ist der drogenabhängige Ex-US-Soldat völlig harmlos, wenn auch ein wenig durchgeknallt und nur weil dieser unerlaubter Weise die Nacht im Märchengarten verbracht hat, noch lange nicht tatverdächtig. Aber dies sind nicht die einzigen Unstimmigkeiten zwischen den beiden so unterschiedlichen Kommissaren. Während Anna streng nach Vorschrift vorgeht, verlässt sich Rocco lieber auf seine Intuition. Doch diese hilft ihm bei dem aktuellen Fall auch nicht recht weiter. Ein Hauptverdächtige ist der verschwundene Freund von Nicole, aber auch der Geschäftsführer des Märchengartens, der aus diesem einen hochmodernen Event-Park plant, verhält sich nicht gerade unauffällig. Somit laufen die Ermittlungen von Anna und Rocco in alle Richtungen.

Mit viel Lokalkolorit versehen erzählt Mark Stichler seinen Krimi, der sich durchaus komplex gestaltet. Dreh- und Angelpunkt des Falls ist der Tatort. Der Märchengarten in Ludwigsburg ist bei Familien äußerst beliebt, auch wenn er mittlerweile ein wenig in die Jahre gekommen ist und etwas angestaubt wirkt. Dies will der Geschäftsführer des Parks ändern. Hochtrabende Pläne mit entsprechenden Investoren sollen den Märchengarten aus seinem Dornröschenschlaf erwecken und Bürgermeister wie Stadtrat stehen voll hinter den Plänen des arroganten wie aalglatten Managers. Sehr zum Verdruss von Rocco und Anna, da der Geschäftsführer Lohhausen seine Beziehungen spielen lässt und die Kommissare entsprechend Druck durch ihren Chef bekommen. Doch davon lassen sich die Beiden letztendlich aber auch nicht abschrecken. Schließlich gilt es einen Mord aufzuklären.

Neben dem undurchsichtigen Manager verhält sich aber auch der Freund der Toten äußerst merkwürdig und dann gibt es noch die beiden Ex-GIs, die irgendwie den Rückzug ihrer Truppe verpasst haben, mit Pilzen experimentieren und ziemlich schräg drauf sind. Und welche Rolle spielt eigentlich der rätselhafte Franzose, der auch plötzlich wie vom Erdboden verschluckt ist? Somit ist Rätselraten in Sachen Täter und Motiv von Anfang an gegeben und dies zieht sich auch durch den Großteil des Krimis, den Mark Stichler unterhaltsam und spannend erzählt. Die Auflösung ist nachvollziehbar umgesetzt und im letzten Drittel zwar durchaus voraussehbar, was jedoch der Spannung keinen Abbruch tut. Und neben den Ermittlungen erfährt man zudem auch noch so einiges Privates über die beiden Ermittler Anna und Rocco, die von ihrer Berufseinstellung so gar nicht zueinanderpassen und vielleicht gerade deswegen schlussendlich erfolgreich sind.

Fazit: Unterhaltsamer wie spannender Lokalkrimi mit einer interessanten Story und sympathischen Protagonisten.

Bewertung vom 14.03.2014
Der Schatz des Preußenkönigs
Öhm, Christoph

Der Schatz des Preußenkönigs


sehr gut

Die Voltaire-Rätsel

Man schreibt den 01. August 1778 in Stuttgart: Tuchhändler David Stark wird kurz vor Mitternacht aus dem Schlaf gerissen. Ein Schreiben von Friedrich des Großen fordert ihn unmissverständlich auf, umgehend an seinen Hof zu reisen. Kaum auf Schloss Sanssouci in Potsdam angekommen, überreicht der Preußenkönig David eine Art Testament von Voltaire. Verfasst in Versform, soll das Rätsel zu einem Schatz führen. David macht sich zusammen mit Therese und dem Vorleser des Königs auf zur Entschlüsselung des Rätsels. Allerdings drängt für David die Zeit. Am nächsten Tag schon erhält der Tuchhändler ein Schreiben des württembergischen Herzogs. Wenn David nicht binnen 12 Tagen zurück nach Stuttgart reist und am Hof des Herzogs erscheint, wird sein Vater hingerichtet. Erschwerend kommt für David neben dem Zeitdruck noch hinzu, dass geheime Mächte versuchen, ihn vor der Entschlüsselung des Rätsels zu hindern. Und hierbei schrecken seine Gegner auch vor Mord nicht zurück.

Das Rätsel von Voltaire entpuppt sich als ein Gedicht aus elf Versen. Nacheinander gelöst ergeben diese einen Satz, der zu dem geheimnisvollen Schatz führen soll. Fast alle Hinweise sind innerhalb von Sanssouci zu finden, doch erst einmal müssen die Bedeutungen der einzelnen Verse entschlüsselt werden. Der Preußenkönig kann den Dreien einige Male seine Unterstützung anbieten, doch zumeist sind David und seine versierten Helfer auf sich allein gestellt. Das Gedicht führt die Suchenden quer durch Sanssouci, wodurch auch der Leser ein sehr gutes Bild des Schlosses mit seiner Parkanlage und nach und nach auch einiges über den Preußenkönig und dessen Eigenarten kennenlernt.

Entsprechend des Zeitdrucks durch das Schreiben des württembergischen Herzogs entwickelt sich der historische Kriminalroman äußerst rasant, interessant und bald auch schon sehr spannend. Kaum ist ein Rätsel entschlüsselt, das Lösungswort mithilfe Voltaires Novelle „Candide“ gelöst, macht sich David unter Hochdruck auf die Suche nach der nächsten Auflösung. Hierbei werden der Tuchmacher, die Österreicherin Therese und der Vorleser des Königs Lucchesini jedoch ein ums andere Mal durch Unbekannte gestört, die um jeden Preis die Entschlüsselung des Testaments verhindern wollen.

Die rasant wie gefährlich angelegte Schnitzeljagd steht klar im Fokus des Romans. Hierbei bleibt allerdings die Ausarbeitung der Mitwirkenden etwas auf der Strecke und außer David, aus dessen Sicht der Kriminalroman erzählt wird, nehmen die weiteren Figuren des Romans kaum Konturen an. Allerdings versteht es Christoph Öhm gleichzeitig hervorragend, historische Fakten wie Persönlichkeiten mit seiner fiktiven Geschichte zu verknüpfen, sodass dieses Manko nicht sehr ins Gewicht fällt. Und neben dem eigentlichen Handlungsstrang wechselt der Autor auch immer mal wieder zu Davids Vater Johann Starr, der keine Ahnung davon hat, warum er als angesehener Stuttgarter Bürger plötzlich im Kerker des Herzogs gelandet ist.

Fazit: Eine Schnitzeljagd auf Voltaires Spuren quer durch Schloss Sanssouci, die sehr temporeich mit vielen historischen Fakten durchsetzt erzählt wird.

Bewertung vom 13.03.2014
Ich finde dich
Coben, Harlan

Ich finde dich


sehr gut

Vor sechs Jahren hat Jake seine große Liebe Natalie bei deren Hochzeit das letzte Mal gesehen. Damals nahm Natalie ihm das Versprechen ab, fortan keinen Kontakt mehr zur ihr und ihrem Ehemann Todd zu suchen. Der College-Professor hat sich all die Jahre schweren Herzens daran gehalten. Bis die Todesanzeige von Todd auf seinem Rechner erscheint. Fortan fühlt sich Jake nicht mehr an sein Versprechen gebunden und begibt sich auf die Suche nach seiner großen Liebe. Doch Natalie ist wie vom Erdboden verschwunden, alle Spuren verlaufen im Sande. Und plötzlich sieht Jake nicht nur seine Existenz bedroht.

Harlan Coben steigt mit der Hochzeit von Natalie und Todd in seinen Thriller ein, was für den Ich-Erzähler Jake auch nach sechs Jahren immer noch schmerzhafte Erinnerungen hervorruft. Eisern hat er sich jedoch an sein Versprechen gehalten und in dieser Zeit ein beschauliches Leben geführt, welches kaum über die Grenzen des Campus‘ der Lanford-Universität hinausreichte. Der bei seinen Studenten äußerst beliebte Professor ist immer noch Single und verbringt seine Freizeit meist mit seinem besten Freund Benedict.

Dieses ruhige Leben lernt man anfangs im Thriller auch kennen, doch dies ändert sich recht schnell mit dem Auftauchen der Todesanzeige. Ab da nimmt die Spannung kontinuierlich zu und der Thriller wird von Harlan Coben packend erzählt. Jakes Entschluss, sich nicht mehr an sein Versprechen gebunden zu fühlen und deswegen zur Beerdigung von Todd zu fahren, ändert schlagartig sein bisheriges Leben. Der charmante wie sture Professor ist regelrecht geschockt, als er bei der Beerdigung feststellen muss, dass es sich bei der Witwe von Todd nicht um Natalie handelt. Schlimmer noch, keiner der Anwesenden kennt seine große Liebe.

Von da an entwickelt sich der Thriller immer mysteriöser, fesselnder, temporeicher und absolut unvorhersehbar. Da man immer auf dem gleichen Wissenstand wie Jake ist, hat man lange Zeit absolut keine Vorstellung davon, welche Richtung der Thriller einschlagen wird, geschweige denn, welches Geheimnis Natalie umgibt. Denn dass es hier eines geben muss, ist schnell klar. Warum sonst kann oder will sich niemand an Natalie erinnern und warum wird plötzlich Jakes Leben bedroht? Diese Fragen bleiben fast bis zum Schluss unbeantwortet, die Auflösung ist dann jedoch absolut nachvollziehbar und schlüssig umgesetzt. Wobei mir das Ende dann doch ein wenig zu seicht war, dies ist jedoch Geschmacksache.

Im Verlauf des Thrillers ändert sich nicht nur das Leben von Jake, auch seine Einstellung zu verschiedenen Themen verändert sich, sein Schwarzweiß-Denken nimmt ab. Diese Entwicklung ist glaubhaft beschrieben, allerdings bleiben hierbei die weiteren Mitwirkenden ein wenig blass. Dies stört jedoch kaum, da der Fokus voll und ganz auf den College-Professor ausgerichtet ist.

Fazit: Ein spannender, bald auch temporeicher Thriller, der mit einer unvorhersehbaren Story aufwarten kann.

9 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.