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Benutzername: 
Kyra112
Wohnort: 
Sachsen-Anhalt

Bewertungen

Insgesamt 225 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2022
Die karierten Mädchen / Heimkehr-Trilogie Bd.1
Hennig von Lange, Alexa

Die karierten Mädchen / Heimkehr-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Die karierten Mädchen von Alexa Hennig von Lange handelt von Klara, die mittlerweile 91 Jahre alt ist und trotz ihrer Erblindung immer noch allein in ihrem Haus lebt.
Klara blickt auf ihr Leben zurück. Damit die Nachwelt, speziell ihre Kinder davon erfahren und Klaras Leben besser verstehen, spricht sie ihre Lebensgeschichte auf Kassette. Dabei geht sie zurück bis ins Jahr 1929.

Das Buchcover ist sehr altmodisch gestaltet, aber passt zum Titel und der Geschichte. Ich war gespannt, was es mit dem Titel auf sich hat, weil ich mir nichts darunter vorstellen konnte, aber das wurde im Laufe des Buches sehr gut erklärt.

Das Buch beginnt in der Gegenwart und erklärt Klaras Leben in dieser. Sie wirkt auf mich sehr unnahbar, auch gegenüber ihren Kindern. Es fehlt etwas die liebevolle Art einer Mutter und Großmutter. Ihre Vergangenheitsfigur ist das ganze Gegenteil. Der Autorin gelingt es sie als liebevolle, junge Frau darzustellen, die sehr liebevoll und emphatisch ist.
Auch deren Gefühlslage im Kontext der damaligen historischen Ereignisse ist wunderbar und nachvollziehbar dargestellt. Gleichzeitig ist die Geschichte absolut erschütternd und nimmt den Leser von Anfang an mit. Vieles in den Handlungen der Menschen ist absolut verständlich, aber ebenso erschütternd.
Negativ ist mir aufgefallen, dass es schön gewesen wäre, die Handlungssprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit besser hervorzuheben, vielleicht durch eine kursive Schriftführung für die Gegenwart o.ä. Ich habe jedenfalls oftmals den Sprung in die Gegenwart nicht gleich mitbekommen.

Die Person der Susanne fand ich am Anfang etwas anstrengend, aber im Laufe des Buches wird sie absolut sympathisch und ich konnte viele Dinge verstehen, die ihre Handlungen betraf. Auch sie lässt sich nicht verbiegen, aber hält dennoch jederzeit zu Klara und geht mit ihr durch dick und dünn. Diese Freundschaft finde ich sehr besonders!

Dieses Buch beruht zum Teil auf authentischen Erzählungen und das ist der liebevollen Gestaltung des Romans auch anzumerken. Viele Dinge sind jedoch auch fiktiv hinzugefügt worden.
Ich bin schon heute gespannt auf die Fortsetzung, denn der Spannungsbogen zieht sich von der ersten bis zur letzten Seite durch und lässt den Leser gespannt zurück.

Eine ganz positive Überraschung war für mich die Tatsache, dass die Geschichte im letzten Drittel sogar hier in meiner Heimat steht und ich auch noch ein bis zwei Dinge über Sandersleben dazu gelernt habe.

Ein ganz wunderbares Buch über eine beeindruckende Frau, die versucht für ihr Umfeld das beste zu erwirken, aber sich nicht zu verbiegen

Bewertung vom 10.07.2022
Die Champagnerfürstin
Fabiani, Annette

Die Champagnerfürstin


gut

Zwei Frauen und das Vermächtnis ihrer Männer

Die Champagnerfürsten von Annette Fabian handelt von Jeanne Pommery, einer jungen Witwe, die vor der Entscheidung steht, ob sie den Champagnerhandel ihres Mannes übernehmen soll oder nicht. Bei ihrer Entscheidung möchte sie Barbe-Nicole Ponsardin-Cliquot unterstützen, die vor vielen Jahren vor der gleichen Entscheidung stand. Sie bringt Jeanne ihre Lebensgeschichte näher, um ihr die Vor- und Nachteile des Champagnergeschäftes näherzubringen.

Das Buch enthält ein wunderschönes und edles Cover. Die Blätter der Weinreben sind in gold gehalten, ebenso die Landschaft, durch die die Titelfigur wandelt. Gleichzeitig sehen die Blätter aber auch aus wie das Perlen des Champagner. Allein dieses Cover verführt dazu, zuzugreifen und das Buch lesen zu wollen.

Der eigentliche Hauptcharakter des Buches war für mich, wider Erwarten, Barbe-Nicole Ponsardin Cliquot. Der größte Teil des Buches handelt über ihre Lebensgeschichte. Diese ist sehr interessant gestaltet, mit den Aufs und Abs, den Widrigkeiten der damaligen Zeit, wie den Kriegen, die riesigen Einfluss auf den Handel der damaligen Zeit hatten. Barbe-Nicole wird als zielstrebige Frau beschrieben, die sich in der Männerdomäne durchzusetzen wusste.
Jeanne Pommery wiederum nimmt nur einen kleinen Anteil des Buches ein. Das fand ich sehr schade, denn der Klappentext verspricht ja das Erzählen ihrer Geschichte. Als diese dann erzählt wird, verläuft dieses sehr schnell und in großen Zeitsprüngen, als müsste man versuchen, ihr ganzes Leben noch auf die letzten Seiten zu quetschen. Das finde ich wirklich schade, denn ihre Geschichte hat Potenzial. Sie wirkt auf mich noch bissiger und zielstrebiger als Barbe-Nicole Ponsardin-Cliquot. Damit verlor das Buch für mich an Charme.

Die Geschichte wirkte auf mich manches Mal etwas langatmig. Es las sich gut, aber mir fehlte es manchmal an Spannung. Gerade die Ereignisse in Verbindung mit den Kriegen oder den Rückschlägen überhaupt hätte man vielleicht etwas spannender ausbauen können, um den Leser mitzunehmen.
Die Geschichte beruht an vielen Stellen auf Fiktion, was auch nicht schlimm ist. Es tat der Geschichte im Ganzen keinen Abbruch. Es wird sogar darauf verwiesen und die Autorin begründet auch nachvollziehbar, warum sie sich für welche Handlungsabläufe entschieden hat.

Alles in allem für mich dennoch ein lesenswertes Buch und eine Empfehlung für diejenigen, die gerne historische Romane über erfolgreiche bzw. zielstrebige Frauen lesen.

Bewertung vom 03.07.2022
Echt ist mein Perfekt
Dominokati;Hirschberg, Saskia

Echt ist mein Perfekt


ausgezeichnet

Echt ist mein perfekt - Ein Ratgeber für Frauen, die an einem Lipödem leiden. Es ist vielmehr eine Mischung aus einem Ratgeber und einer persönlichen Geschichte der Influencerin DominoKati. Sie erzählt zum einen ihre Geschichte und gibt zum anderen Tipps, wie man mit dieser Krankheit umgehen kann, ohne dabei den Zeigefinger zu heben.

Dieses Buch weckte mein Interesse, da mir Vieles darin sehr bekannt vorkam und die Autorin mir oftmals aus dem Herzen sprach. Ich denke, es geht vielen Frauen so. DominoKati spricht mit diesem Buch ein Thema an, welches vielen Menschen nicht bekannt ist oder als Tabuthema gehandelt wird.
Mir gefiel der Schreibstil der Autorin, selbstkritisch, aber auch ironisch stellt sie sich ihrem Schicksal, führt aber lange Zeit auch einen inneren Kampf mit sich selbst, wie sie beschreibt. All das ist sehr gut nachvollziehbar. Besonders gut gefällt mir, dass sie nicht nur ihre Sichtweise sondern auch die anderer Frauen erzählt bzw. diese sogar selbst zu Wort kommen lässt.
Auch die Erklärungen ihrer Ärztin finde ich interessant, weil man hier gleich die medizinische Seite erklärt bekommt.
Vor allem gefällt mir aber Katis Fazit, jede Frau ist anders, jeder Körper ist anders und keiner ist perfekt. Wir müssen nur lernen, damit umzugehen und uns nicht verstecken. Denn oftmals sind wir auch mit den „schlechten“ Seiten unseres Körpers nicht allein, wie sich am Beispiel von Kati herausstellte.

Ein Buch, das aufklärt und Hoffnung macht, das aber auch realistisch ist. Die Autorin verschönert nichts und kritisiert auch das Gesundheitssystem. Ein interessantes Buch für alle, die unter dieser Problematik leiden oder überhaupt das Problem der „Elefantenstampfer“, der „Büffelhüfte“ etc. kennen. Ein Buch, das Mut macht!!

Bewertung vom 03.07.2022
Findelmädchen
Bernstein, Lilly

Findelmädchen


ausgezeichnet

„Findelmädchen“ - von Lilly Bernstein handelt von der 15-jährigen Helga van Beek. Helga und ihr Bruder Jürgen wachsen nach dem Krieg in Frankreich auf. Als ihr Vater aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, lässt er nichts unversucht seine Kinder zu finden. Es gelingt ihm auch und seine Kinder kommen zu ihm nach Köln, wo er ein kleines Büdchen betreibt, zurück. Dort leben sie bei der Tante von Helga und Jürgen. Jürgen fängt bei Ford an und Helga muss zur Haushaltungsschule. Damit beginnt Helgas Kampf mit den gesellschaftlichen Folgen der Nachkriegszeit und der Rolle der Frau in der damaligen Zeit.

Das Buchcover sieht toll aus und gibt etwas von Helga und der kleinen Bärbel wieder. Helgas Blick in eine aufrechte Zukunft und der Schalk in Bärbels Augen trotz aller Umstände sind für mich dort wiederzufinden.
Das Buch behandelt ein Thema, welches wir heutzutage mit aller Macht versuchen, zu bekämpfen - der Diskriminierung in jedweder Form. Außerdem erzählt es die ungerechte Rollenverteilung von Mann und Frau in den 1950er Jahren und zeigt auf, wie lange sich die Folgen des Kriegs in der Gesellschaft widergespiegelt haben.
Lilly Bernstein konnte mich von der ersten Seite des Buches mitnehmen. Ab der zweiten Hälfte konnte ich das Buch sogar nur noch schwerlich zur Seite legen, so gefesselt war ich von dem, was Helga erleben musste. Teilweise ging es mir sichtlich unter die Haut, weil es einfach so unfassbar war!! Die Autorin beschönigt nichts und es gelingt ihr damit, die Spannung in hohem Maße bis zum dritten Teil aufrechtzuerhalten.
Sicher sind es in manchen Bereichen ein paar zu viel Zufälle, damit die Geschichte passt, aber das hat mir zu keiner Zeit etwas ausgemacht.

Die Protagonisten sind gut dargestellt. Helga, als zukunftsoffen, strebsam und kämpferisch. Jürgen als aufgeschlossen, kreativ und lebensfroh und der Vater eher verschlossen, verletzt, aber glücklicher Familienvater. Schlimm jedoch, sie bilden das ab, was in vielen Familien dieser Zeit Standard war - Schweigen. Schweigen über die Erlebnisse des Krieges und seine Folgen. Man wollte vergessen und verdrängen. Doch damit wird in diesem Buch gezeigt, dass die Familie sich immer weiter voneinander entfernt bis es zum negativen Höhepunkt kommt. Ich denke, die Lehre darauf, miteinander zu reden, ist eine, die wir bis in die heutige Zeit anwenden können.
Auch die Rolle der Frau und die Integration von Menschen anderer Hautfarbe sollte heute eine Selbstverständlichkeit sein, vor allem, um diese schrecklichen Dinge, die Lilly Bernstein beschreibt zu verhindern.
Fanny und Bärbel stehen ebenso für diese Grausamkeiten und zeigen auf, wie jemand unverschuldet von der Ächtung der Gesellschaft betroffen werden kann. Dies alles sollte uns eine Lehre sein und zum Nachdenken anregen.

Fazit, ein ausgezeichnet geschriebener, historischer Roman, der von der ersten Seite an fesselt. Er ist wunderbar geeignet für all die, die auch die ungeschönten Geschichten der Nachkriegszeit und die damit verbundenen gesellschaftlichen Entwicklungen lesen und sich somit mit der deutschen Geschichte auseinandersetzen.

Bewertung vom 02.07.2022
Der Duft von Erde nach dem Regen / Die Südtirol Saga Bd.2
Thaler, Anna

Der Duft von Erde nach dem Regen / Die Südtirol Saga Bd.2


ausgezeichnet

Franziska und Wilhelm führen den Apfelhof mittlerweile recht erfolgreich. Die ganze Familie packt mit an und so versuchen sie ihn stetig auszubauen. Doch die Schatten der politischen Machtübernahme sowohl im Deutschen Reich als auch in Italien rücken immer näher. Sie machen auch vor der Familie Leidinger nicht halt und bedrohen das alltägliche Leben, obwohl die Familie Bruggmoser/ Leidinger sich den italienischen Zwängen unterworfen hat.
Leopold sorgt auch immer noch nicht gerade für eine harmonische Atmosphäre und bedroht immer noch indirekt die Existenz von Franziska und ihrer Familie.
Eine schwere Zeit steht Franziska, Wilhelm und ihren Lieben bevor.

Das Buchcover sieht wieder so wunderschön aus wie das, des Vorgängerromans und bringt die Schönheit der alpenländischen Landschaft zum Ausdruck.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und ich kam wieder schnell in die Geschichte rein. Für all die, denen so etwas immer nicht leicht fällt, enthält der hintere Teil des Buches eine Chronologie, durch die man auch die Geschehnisse des ersten Bandes noch einmal grob zusammengefasst nachlesen kann. Ich finde das eine tolle Option.

Die Protagonisten sind lebensälter und damit auch reifer geworden. 
Franziska ist nach wie vor eine selbstbewusste Frau, die ihre eigenen Entscheidungen trifft, aber auch die Familie und Freunde zusammenhält. Sie wirkt auf mich nicht mehr ganz so lebensfroh, wie zu Beginn des ersten Bandes, vielmehr wirkt sie ruhiger und abgeklärter. Aber gerade das passt so gut zu ihrer Figur. Sie stellt nicht die ewig Glückliche dar, sondern ist realistisch beschrieben.
Auch Wilhelm hat sich verändert. Er wirkt fahriger, in sich gekehrter. Die Liebe zwischen den Beiden ist nach wie vor vorhanden, aber auch sie hat sich verändert. An manchen Stellen hat man das Gefühl, zwei mit ihrer Partnerschaft ausgeglichene Personen zu erleben, denen aber etwas die Nähe zueinander verloren gegangen ist.
Ich finde es auch gut, dass Johanna jetzt so einen großen Part im Buch bekommen hat. Ich finde, sie hat in ihrer Art und Weise viel von Franziska und Leah abbekommen. Vor allem, ist sie eine junge und selbstbewusste Frau geworden, die aber, so wirkt es, manchmal noch auf der Suche nach sich selber und ihrer Aufgabe im Leben ist. Ich glaube, sie ist nach wie vor stark geprägt durch den Tod Josephas.
Einzig Franziskas Mutter, Teresa Bruggmoser hat sich absolut positiv verändert. Sie ist für die Familie da, tut alles, was sie kann und ist gleichzeitig traurig über das, was sie durch ihre psychologische Therapie kaputt gemacht hat und erschrocken über das Handeln Leopolds.
Alles in allem wirkt die Geschichte düsterer als Band I. Das ist aber nicht negativ auf die Geschichte gemünzt, vielmehr gefällt mir das gut, denn Anna Thaler beschönigt nichts. Sie zeigt das wahre Leben und die Einschränkungen durch die bevorstehenden oder auch schon bestehenden Diktaturen auf. Sie erzählt vom Umgang mit den Juden in den Ländern der Diktatur und ist auch dabei nicht zimperlich. Für mich ist dieses Buch sehr authentisch geschrieben, enthält einen Spannungsbogen, der sich zwar etwas flach, aber dafür durchs ganze Buch zieht und der zum Ende hin auch nicht abnimmt, sondern noch zu, sodass ich mich schon heute auf den dritten Band freue.

Ich kann dieses Buch nur allen empfehlen, die sich für historische Romane, historische Familiengeschichten interessieren, in denen nicht alles rosarot ist, sondern realistisch dargestellt.

Bewertung vom 27.06.2022
Und dann kam das Glück / Die kleine Straße in Belleville Bd.1
Simon, Clara

Und dann kam das Glück / Die kleine Straße in Belleville Bd.1


sehr gut

„Und dann kam das Glück“ von Clara Simon handelt von Chloé, einer Floristin, die einen Blumenladen in der Rue de la Chance in Paris hat. Die Straße ist etwas Besonderes, denn all ihre Ladenbesitzer sind befreundet und mache die Straße zu einem liebevollen Ort, an dem sich die Kunden wohlfühlen sollen und an dem sie Lebensmittel, Blumen, Kerzen, etc. bekommen, die mit viel Liebe hergestellt wurden.
Doch die Freude ist etwas getrübt, denn eine Baustelle neben Chloes Laden verbreitet Lärm und Dreck. Aber Chloe versucht ihre Unzufriedenheit Bauleiter Ben mitzuteilen. Dabei lernt sie Ben näher kennen.

Schon allein das Buchcover lud mich ein, dieses Buch zu lesen. Es versprach mir eine wunderbare, leichte Geschichte zum Abschalten, geprägt von Freundschaft, Liebe und auch ein bisschen Romantik.
Die Ladenbesitzer wurden durch die Autorin mit all ihren Ecken und Kanten, aber absolut liebevoll dargestellt. Gerade die Freundschaft, die die fünf Freunde verbindet, schafft sie als etwas Besonderes herüberzubringen.
Chloes Art brachte mich so manches Mal zum Schmunzeln, weil sie einfach so menschlich, aber doch fantasievoll ist. So ist sie sehr schüchtern gegenüber anderen und möchte es sich mit keinem verderben, andererseits spricht sie liebevoll mit ihren Blumen und ihrem Wellensittich. Das wirkte für mich absolut authentisch.
Ben fand ich auch gut dargestellt, allerdings wurde ich erst zum Ende hin, „warm“ mit ihm, denn er hat schon eine sehr geheimnisvolle Art, die mich manchmal auch irritierte.
Die Thematik des neuen Ladens fand ich irgendwie merkwürdig, vor allem, weil bis zum Ende des Buches keiner die Thematik ansprach. Auch den „Weg zur Liebe“, gewählt durch die Freunde und Chloes Umgang damit, fand ich wiederum nicht authentisch dargestellt.
Ein Spannungsbogen gab es für mich auch nicht, die Geschichte plätscherte vor sich hin, war aber dennoch locker und leicht zu lesen. Ab der Hälfte war die Geschichte sogar sehr voraussehbar.

Fazit ist, es kommt darauf an, was ich von so einer Geschichte erwarte. Ich hatte eine schöne, leichte Liebesgeschichte, ohne Tiefgang erwartet und habe dies bekommen. Es eignet sich damit also als wunderbare Urlaubslektüre oder einfach nur als Buch zum Abschalten und macht gute Laune.

Bewertung vom 24.06.2022
Die Frauen vom Jungfernstieg - Gerdas Entscheidung / Jungfernstieg-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)
Johannson, Lena

Die Frauen vom Jungfernstieg - Gerdas Entscheidung / Jungfernstieg-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

„Die Frauen vom Jungfernstieg - Gerdas Entscheidung“ von Lena Johannson behandelt die Geschichte des Pharmaherstellers Beiersdorf. Diese Entwicklung wird anhand der Geschichte dreier Frauen erzählt: Gertrud Troplowitz ist die Ehefrau von Oscar Troplowitz, dem Besitzer der Firma Beiersdorf; Irmgard Behn ist die Frau des jüngsten Hamburger Senators und Antonia Peters als Frau eines ehemaligen Angestellten der Firma Beiersdorf. Alle drei Frauen könnten nicht unterschiedlicher sein, finden doch zusammen und prägen in dieser Geschichte nicht unerheblich die Geschicke der Firma.

Lena Johannson hat einen tollen Schreibstil, dem ich wunderbar folgen konnte. Ihr gelingt es anhand der Geschichte der drei Frauen die Entwicklung von Beiersdorf zu schildern. Es wird die Geschichte jeder der Frauen auch aus deren Perspektive erzählt. Die Schilderungen sind z.T. real, zum Teil fiktiv, dennoch habe ich sehr viel Interessantes und Neues über die Anfänge des Konzerns gelernt.
Gelungen fand ich die Darstellung der Charaktere der Frauen, denn diese fand ich absolut authentisch. Speziell bei Tony gelang es der Autorin auch deren Herkunft wunderbar darzustellen, in dem sie den Schreibstil umgangssprachlich ihrer Person anpasste.
Das Buch verfügt nicht über einen expliziten Spannungsbogen, viel mehr sind es viele kleinere Stellen, die etwas aufregender sind, aber von wirklicher Spannung kann man nicht sprechen. Ich habe immer auf einen wirklich spannenden Moment gewartet, aber der kam nicht wirklich.
Am Anfang nervte mich auch die Figur der Irma Behn etwas, aber durch ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte wurde sie sehr sympathisch.
Ich fand es spannend, die Themengebiete- Die Rolle der Frau- und -Die Entwicklung der Sozialverträglichkeit in Betrieben Ende des 19., Anfang des 20. Jh.- zu beobachten, denn Oscar Troplowitz schien hier mit Abstand voranzugehen.
Allein durch diese Themen und die drei unterschiedlichen Frauen ließ sich die Geschichte flüssig und leicht lesen und ist damit eine Empfehlung für historisch interessierte Leser.

Bewertung vom 21.06.2022
Immer der Liebe entgegen (Zeit für Rügen)
Holmgren, Hanna

Immer der Liebe entgegen (Zeit für Rügen)


ausgezeichnet

Den Kopf ausschalten

„Immer der Liebe entgegen“ von Hanna Holmgren handelt von Maja Leise (wie Laut), die frisch getrennt zu einem vierwöchigen Urlaub nach Rügen startet, um einmal alles hinter sich zu lassen.
Dabei führt sie ihr Weg auf den Hof von Schreiner Bent und seiner Tante Fine.
Maja ist ein absoluter Kopfmensch und rennt vor allen schwierigen Situationen des Lebens weg. Maja muss sich fragen, ob es Bent schafft, sie aufzuhalten.

Da ich bereits „Sehnsucht nach Rose Cottage“ von Hanna Holmgren gelesen habe, bin ich beim Cover von diesem Roman sofort aufmerksam geworden und wollte das Buch unbedingt lesen, zumal es dieses Mal in Deutschland, auf Rügen, spielt.

Hanna Holmgren gelingt es, den/die Leser*in abzuholen und durch ihren wunderbaren bildlichen Schreibstil nach Rügen zu entführen. Ich habe mich gleich etwas leichter und erholter gefühlt, als wäre ich mit Maja zusammen nach Rügen gefahren. Ich habe die See, den Strand, überhaupt die ganze Landschaft vor meinem inneren Auge gesehen und mich absolut auf diese Geschichte eingelassen.
Der Autorin ist es auch gelungen, ihre Charaktere menschlich auszugestalten. Diese waren auch verantwortlich für einen leichten Spannungsbogen, der gerade in den letzten Kapiteln dafür sorgte, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte.
Maja ist ein absoluter Kopfmensch und schafft es kaum, auf ihr Herz zu hören. Sie macht alles mit sich selber aus und ist ein sehr rationaler Mensch, der niemanden, außer ihrer besten Freundin Mikki, an sich ranlässt, eher tritt sie die Flucht nach vorn an. Trotzdem kann man im Laufe des Romans verfolgen, wie sie eine Entwicklung durchläuft, über ihre Vergangenheit spricht und langsam versucht, auf ihr Herz zu hören.
Bent ist auch ein Mensch, der nicht viel an sich ranlässt. Er ist verschlossen wie eine Auster und nur Maja und Fine schaffen es, an ihn heranzukommen. Auch wenn es Maja erst mit der Zeit gelingt, ihn aufzutauen. Aber auch seine Entwicklung ist toll zu beobachten.

Bents Tante Fine ist ein absoluter Herzenswunsch, total emphatisch, emotional und eine treue Seele, wenn man es erstmal in ihr Herz geschafft hat. Aufgrund ihre Lebensalters ist ihr manches deutlich schneller klar als den jungen Menschen in ihrer Umgebung und trotz ihrer offensichtlichen Demenz ist sie meist mit ihrem Verstand hellwach, gerade, wenns um ihre Familie geht.

Ein Highlight für mich war auch Mikki, Majas beste Freundin. Die beiden verbindet eine echte Freundschaft, die es so vermutlich nur selten gibt. Beide kennen sich in- und auswendig und ohne Mikki wäre Maja manchmal aufgeschmissen. Sie leitet sie seit Kindheitstagen immer wieder auf den rechten Weg zurück.
Trotz allem waren die Charaktere für mich absolut authentisch, denn es gibt oftmals die Menschen, die Kopfmenschen sind, die Herzmenschen und auch die, die Lebensweise sind -erfahren sind!

Zum Ende hin war sicher alles sehr schmalzig, aber das erwarte ich mir auch von so einem Roman und ich muss sagen, ich fand es nicht zu schmalzig. Hanna Holmgren hat die Hauptcharaktere sich vorsichtig einander nähern lassen und das hat mir super gut gefallen. Es war nicht sofort das absolute Happy End, aber dennoch total schön.

Für mich ein absolut gelungener Roman und ich freue mich schon heute wieder auf den nächsten Roman von Hanna Holmgren.

Bewertung vom 18.06.2022
Herz schlägt Krieg
Krämer, Jörg

Herz schlägt Krieg


gut

Hilde Niggetiet ist die Großmutter des Autors. Das Buch handelt von den Erinnerungen ihres Lebens von 1910 bis 2001.

Das Cover finde ich etwas martialisch, aber den Klappentext wiederum fand ich sehr interessant, zumal es sich hierbei um eine Art autobiografische Schilderung handelt.

Der Schreibstil ist sehr einfach, aber fließend. Mich erinnerte es etwas an den Film “Die Fahne von Kriwoj Rog“, da die Erzählungen dort im gleichen Stil erfolgten. An sich plätscherten die Erinnerungen so vor sich hin. Es erinnerte mich oftmals auch an ein Tagebuch, das eine Mutter für ihre Ahnen schrieb und so wie ich es gerade zum Schluss verstanden hatte, sollte es auch so sein. Aber eben gerade im letzten Viertel des Buches kam ich oftmals mit den Bezeichnungen "Oma" und "Mutti" durcheinander und wusste nicht, welche der Personen nun gemeint ist. Weiterhin überschlugen sich die Charaktere zum Ende hin ziemlich, im Sinne von, es waren sehr viele und ich wusste sie mitunter nicht mehr zuzuordnen. Deshalb war es gut, dass die meisten Charaktere im Namensverzeichnis am Ende zu finden waren.

Auch die Bilder fand ich passend und auflockernd gewählt.

Was ich aber schön fand, waren ihre liebevollen Beschreibungen über die Kinder und Enkel. So hat man doch am Ende das Gefühl, nun das Leben einer zufriedenen, ausgeglichenen, stolzen und starken Persönlichkeit gelesen zu haben, der Familie über alles ging. Das merkt man auch an dem Gedicht am Ende des Buches.

Ein interessantes Buch, welches aber doch etwas mehr Tiefe vertragen hätte.

Bewertung vom 16.06.2022
Virginia und die neue Zeit / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.1
Martin, Stefanie H.

Virginia und die neue Zeit / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.1


sehr gut

Die Liebenden von Bloomsbury von Stefanie H. Martin erzählt die frühen Jahre von Virginia Woolf. Der Leser bekommt einen Einblick in ihre familiären Gegebenheiten, ihren Freundeskreis und ihre charakterliche und geistige Entwicklung.

Ich finde das Buchcover sehr gelungen. Es spiegelt die damalige Zeit und die höheren Gesellschaftsschichten, in denen sich Virginia und ihre Familie zur damaligen Zeit bewegten, aufgrund der Farbgebung und ihres Porträts gut wider.

Der Schreibstil der Autorin war angenehm. An manchen Stellen war es aber für mich auch etwas schwere Kost, was aber nicht am Schreibstil lag, sondern an den Themen, die das Buch im Kontext des Lebenslaufs von Virginia Woolf darstellte. Ich fand zwar auch die Betrachtungsweise des Lebens der Virginia Woolf super interessant und sehr modern, aber ihr Charakter und die, für mich sehr egoistisch dargestellten Züge desselbigen, waren relativ anstrengend.
Die Darstellung der einzelnen Charakter war sehr gut gelungen. Stefanie H. Martin ist es gelungen, die Ecken und Kanten, Eigentümlichkeiten und die allgemeine und literarische Intelligenz der Protagonisten und ihres Freundeskreises abzubilden. Auch die gesellschaftlichen Erwartungen und die Gesellschaftsströmungen der damaligen Zeit, bspw. durch das Emporkommen der Suffragetten, fand ich nachvollziehbar dargestellt.

Ebenfalls gefiel es mir die Entwicklung der Charaktere zu verfolgen. Virginia blüht meines Erachtens im Verlaufe des Romans auf. Es verändern sich aber gleichzeitig die Verhältnisse zu ihren Geschwistern, aber auch der Anhänger der Donnerstagstreffen. Speziell die Beziehung zu ihrer Schwester Vanessa verändert sich aufgrund deren veränderter persönlicher Umstände gravierend und ich hatte oftmals das Gefühl, dass Virginia dies nicht so stark spürte bzw. durch den Inhalt ihrer Briefe verdrängte. Trotz allem sind sie sich sehr ähnlich, Virginia strebt nach Aufmerksamkeit in literarischer Form und Vanessa in künstlerischer.
Die Abbildung der Briefe lockerte das Lesen des Romans auf. Ich mag solche Sequenzen, weil sie doch noch einmal einen persönlicheren Einblick in die Denk- und Handlungsweisen der Protagonisten ermöglichen.

Mein Fazit, es ist ein angenehm geschriebenes Buch mit einer tollen charakterlichen Darstellung der Protagonistin Virginia Woolf, welches uns gleichzeitig die beginnenden Veränderungen der Gesellschaft der damaligen Zeit aufzeigt.