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Benutzername: 
Normanfips
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 211 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2022
Die Molche
Widmann, Volker

Die Molche


sehr gut

Poetisch und wortgewaltig

Volker Widmann nimmt uns mit in ein bayerisches Dorf im Nachkriegsdeutschland. Wir lernen den 11 Jahre alten Max kennen, der keinen Anschluss bei den anderen Kindern findet. Seine Familie ist erst später in das Dorf gezogen und gehört daher nicht so richtig zur Dorfgemeinschaft. Max hat auch einen Bruder. Beide werden von einigen Jungen aus dem Dorf tyrannisiert. Eines Tages geschieht dabei ein schlimmes Unglück.
Max zieht sich daraufhin immer mehr zurück und sucht seinen Frieden in der Natur. Doch dann bekommt er unerwartete Unterstützung.
Das Kriegsgeschehen hängt nach wie vor über allem und allen, auch oder gerade weil niemand darüber sprechen will. Die Erwachsenen sind traumatisiert und leben in ihrer eigenen Welt, die teils aus Alkoholmissbrauch oder Brutalität besteht. Für die Kinder sind die Erwachsenen wie fremde Wesen, einfach unnahbar.
Wir erfahren sehr viel über Max Gedankengänge, die mir für einen 11 Jährigen allerdings viel zu reif waren. Der Autor hat einen wunderbaren Schreibstil, nur an den Stellen, an denen Max seine ersten sexuellen Erfahrungen macht, war die Sprache wie ein Bruch für mich und hat meinen Lesefluss gestört. Abgesehen davon begeistert mich die Sprache von Volker Widmann. Teilweise habe ich ganze Absätze mehrmals gelesen und mir die Worte quasi auf der Zunge zergehen lassen. Poetisch, kraftvoll und bildgewaltig. Ich konnte vor allem bei den Naturbeschreibungen alles vor meinen Augen sehen und den Wald, die Wiesen, die Sommerhitze riechen und spüren.
Wer weniger auf actionreiche Handlungen, sondern mehr auf eine außergewöhnlich schöne Sprache steht, der ist bei dem Roman ‚Die Molche‘ genau richtig.
Mich konnte der Autor mit seinem Schreibstil auf jeden Fall verzaubern.

Bewertung vom 10.04.2022
Brich die Regeln / Four Houses of Oxford Bd.1
Savas, Anna

Brich die Regeln / Four Houses of Oxford Bd.1


gut

Enttäuschend

Harper weiß nicht wer ihre Eltern sind und wächst in wechselnden Pflegefamilien auf. Daher ist sie mehr als froh, als sie an der Universität von Oxford angenommen wird, um Jura zu studieren. Zusätzlich bekommt sie eine Einladung einer Studentenverbindung. Sie darf den geheimnisvollen Diamonds beitreten.
Harper sagt zu, ohne genau zu wissen, auf was sie sich da eigentlich einlässt. Und schon ist sie verpflichtet am Spiel der Vier Farben teilzunehmen. Ein Spiel gegen die Studentenverbindungen Cross, Hearts und Spades. In diesem Spiel geht es um alles.
Plötzlich taucht auch noch Finley auf, der Junge, der ihr vor zwei Jahren das Herz gebrochen hat.
Ich hatte mich wirklich auf das Buch gefreut und wurde leider arg enttäuscht. Das Positive zuerst: Das Setting in Oxford gefällt mir, die sich abwechselnden Erzählperspektiven ebenfalls, der Einstieg ins Buch ist gelungen und der Schreibstil flüssig.
Allerdings gibt es in diesem Buch zu viele Fragen und zu wenig Antworten. Teilweise sind die Szenen langatmig und der Plot kommt nicht recht voran. Von Harpers Studium bekommt man so gut wie gar nichts mit. Die Beziehung zwischen Harper und Finley fand ich nervig - ein ewiges Hin und Her, das ich überhaupt nicht als glaubwürdig empfinde. Harper hat ein wenig Tiefe und die Beziehung zu ihren Freundinnen ist emotionaler als zu Finley. Er bleibt ziemlich blass und eindimensional.
Ich glaube, dass ich trotz des heftigen Cliffhangers nicht zu Band 2 greifen werde.

Bewertung vom 10.04.2022
Die Superkräfte der Pflanzen
Scheller, Anne

Die Superkräfte der Pflanzen


ausgezeichnet

Pflanzen sind super - das Buch auch!

Was Pflanzen alles können - sie sind wirklich wahre Superhelden. Sie sind stark, riesengroß, wunderschön, wehrhaft und sie bieten Lebensraum für Tiere. Zugleich können sie wertvolle Heilmittel für uns darstellen.
Anne Scheller und Annika Sauerborn ist ein informatives und spannendes Buch über die Superkräfte der Pflanzen gelungen. Das Buch ist definitiv nicht nur was für Kinder!
Kurze Textabschnitte, Fotos und witzige Illustrationen wechseln sich ab. Die Sprache ist kindgerecht, ebenso die bunte und übersichtliche Aufmachung. Kindern wird hier die Einzigartigkeit und die Besonderheit von Pflanzen sehr sympathisch nahegebracht. Experimente zum Mitmachen runden das Buch hervorragend ab.
Von mir gibt es hier eine klare Kaufempfehlung und verdiente 5 Sterne!
Ein Buch, das Wissen vermittelt und Spaß macht. Was will man mehr?!

Bewertung vom 10.04.2022
Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2
Pötzsch, Oliver

Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2


ausgezeichnet

Unheimlich, schaurig und morbide - wunderbar!

Wien im Jahre 1894 - Inspektor Leopold von Herzfeldt ermittelt wieder zusammen mit seiner Freundin Julia Wolf, die neuerdings als Polizeifotografin arbeitet, und dem Totengräber Augustin Rothmayer.
Und der Fall hat es in sich, naja besser gesagt die Fälle.
Im Kunsthistorischen Museum wird eine Mumie gefunden, die sich als Leichnam eines berühmten Professors herausstellt. Mord oder gar ein Fluch?
Damit aber nicht genug, denn es werden zeitgleich mehrere Leichen von jungen und hübschen Männern gefunden, die brutal misshandelt wurden.
Im Tiergarten wird dann zu allem Überfluss noch ein Pfleger von einem Löwen gerissen, da die Käfigtür anscheinend nicht richtig verschlossen war.
Wir begleiten Leo unter anderem in herrschaftliche Häuser, in das Kunsthistorische Museum, auf den Zentralfriedhof und in die Kanalisation Wiens.
In Band 2 erfahren wir auch ein bisschen mehr über Leos Kollegen, was mir sehr gut gefallen hat.
Wie auch in Band 1 haben wir es mit skurrilen Charakteren, sympathischen Protagonisten, schaurigen und blutigen Fällen und vielen Verstrickungen zu tun. Allerdings finde ich diesen Band spannender und mit mehr Wendungen versehen als Band 1. Eine deutliche Steigerung in meinen Augen und daher gibt es von mir eine klare Leseempfehlung mit 5 Sternen.

Bewertung vom 29.03.2022
Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2
Langroth, Ralf

Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2


gut

Adenauers Mann ermittelt wieder

Kriminalhauptkommissar Gerber ermittelt wieder. 1954 verschwindet der Verfassungsschutzpräsident Otto John, um kurz darauf in Ost-Berlin wieder aufzutauchen. Wurde er entführt oder verließ er freiwillig den Westen? Gerber soll sich des Falles annehmen und herausfinden, was hinter der Angelegenheit steckt. Er ist persönlich an dem Fall interessiert, da die Journalistin Eva Herden an der Seite von John auf einem Bild zu sehen ist. Dieses Foto wurde im Ostsektor aufgenommen und auch von Eva fehlt jede Spur. Gerber und Eva hatten bis zu diesem Zeitpunkt eine Liebesbeziehung miteinander.
Der Mann vom BKA gerät zwischen die verschiedenen Geheimdienste und weiß nicht mehr so recht, wem er noch vertrauen kann.
Nachdem ich Band 1 mit Vergnügen gelesen habe, war ich schon auf die Fortsetzung gespannt. Leider fand ich den zweiten Band stellenweise langatmig und ich fühlte mich nicht so gut unterhalten.
Ralf Langroth schreibt flüssig und am Ende des Buches wird es auch etwas spannender. Der historische Hintergrund sowie das Setting in Berlin sind durchaus interessant, sowie das Setting in Berlin mit den unterschiedlichen Sektoren.
Insgesamt ein solider Spionageroman.

Bewertung vom 27.03.2022
Bergers unverhoffte Reise
Walker, Hans

Bergers unverhoffte Reise


sehr gut

Eine Reise auf hoher See und zu sich selbst

Max Berger, 22 Jahre alt, Student, bekommt ein überraschendes Angebot. Er soll für ein Jahr der Hauslehrer für Alex und Lotte sein. Sie sind die Kinder von Anne und ihrem Mann, der in Indonesien tätig ist.
Anne und Max verbindet eine langjährige Freundschaft, wobei Anne um einiges älter als Max ist.
Trotz der Bedenken von Max Eltern, unterbricht er sein Studium und nimmt den Job an. Um nach Indonesien zu gelangen, buchen sie eine vierwöchige Überfahrt auf einem Fracht- und Passagierschiff.
An Bord sind abgesehen von der Besatzung, ein Schriftsteller, der eine Schreibblockade hat und auch nicht bei bester Gesundheit zu sein scheint.
Weiterhin ein holländisches Ehepaar, das sich nicht viel zu sagen hat und eine attraktive und unnahbare Gräfin, die sich von einer schweren Krankheit erholt.
Durch die beengten Verhältnisse kommen sich die Figuren zwangsläufig näher und es entwickeln sich interessante Gespräche und Beziehungen. Alle hegen sie ihre Geheimnisse und versuchen mit sich selbst klar zu kommen.
Max gerät immer mehr in den Bann der Gräfin, was Anne mit Argwohn wahrnimmt.
Hans Walker schreibt bildhaft und flüssig. Die Szenerie auf dem Schiff konnte ich mir richtig gut vorstellen. Wir bekommen in Rückblicken ein wenig Einsicht in das Leben der einzelnen Figuren. Es geht um Verluste, Geheimnisse, Schuldgefühle, Einsamkeit und noch viel mehr.
Mit jeder Seite kommt man den Protagonisten näher, allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. Am meisten erfahren wir über Max Innenleben.
Manche Gespräche erscheinen mir etwas zu konstruiert und gewollt. Der Umgang untereinander ist ab und an nicht ganz stimmig. Zuerst herrscht noch Distanz und dann plötzlich Nähe, da hat mir etwas gefehlt.
Insgesamt habe ich das Buch allerdings sehr gerne und mit viel Vergnügen gelesen. Das liegt einmal an dem Schreibstil des Autoren und zum anderen am außergewöhnlichen Setting.

Bewertung vom 26.03.2022
Die Wahrheit und andere Erinnerungen
Neeme, Imbi

Die Wahrheit und andere Erinnerungen


ausgezeichnet

Wie viele Wahrheiten gibt es?

Samantha und Nicole sind Schwestern. Seit der Trennung ihrer Eltern wächst Samantha bei ihrem Vater Craig und seiner zweiten Frau auf. Nicole bleibt bei ihrer Mutter Tina.
Die Beziehung der Familienmitglieder untereinander ist sehr schwierig. Alle haben mit sich zu kämpfen. Ein zentraler Angelpunkt der ganzen Geschichte ist ein Autounfall im Jahr 1982, bei dem beide Mädchen zusammen mit ihrer Mutter im Auto saßen.
Ab diesem Zeitpunkt verändert sich einiges im Familiengefüge. Craig gibt Tina die Schuld an dem Unfall, da sie angeblich zu viel getrunken hat.
Imbi Neeme erzählt in Rückblenden von 1982 ab bis 2018, dazwischen schiebt sie abwechselnd Kapitel aus der heutigen Sicht von Samantha und Nicole.
Durch die Zeitsprünge und Perspektivenwechsel hat man das Gefühl nach und nach ein Puzzle zu vervollständigen und stellt fest, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Die Charaktere sind vielschichtig und schaffen es zu überraschen. Ganz besonders die Schwestern haben jede ihre eigene Sicht auf die Wahrheit und stützen sich auf ihre Erinnerungen, die sich selten decken.
Das Buch nimmt mit jeder Seite an Fahrt auf und obwohl ich keine der Figuren sympathisch finde, war ich mittendrin im Geschehen. Ein faszinierendes und lesenswertes Buch über eine Familie, in der vieles ungesagt bleibt. Eine packende Lektüre, die ich gerne empfehle.

Bewertung vom 24.03.2022
Gretas Erbe / Die Winzerin Bd.1
Engel, Nora

Gretas Erbe / Die Winzerin Bd.1


sehr gut

Blut ist dicker als Wasser

Greta lebt bei der Winzerfamilie Hellert in der Pfalz. Sie ist die Tochter von Maria, die bei ihrer Geburt starb. Der Vater ist unbekannt. Die Hellerts nehme sie als Ziehkind auf und sie wächst zusammen mit den drei Söhnen und der Tochter der Zieheltern auf. Greta bekommt von Anfang an zu spüren, dass sie nicht zur Familie gehört. Anpacken muss sie dennoch ordentlich. Lieber würde sie lesen, lernen und später studieren. In den 70er Jahren allerdings hatte in der Vorstellung der pfälzischen dörflichen Gemeinde die Frau einen klaren Platz und der entsprach der klassischen Rollenverteilung. Das Thema Emanzipation war dort noch so gar nicht angekommen.
Greta fühlt sich oft einsam, Abwechslung bieten da nur Robert, der rebellische Sohn der Familie und der Jüngste Matse, der eine besondere Beziehung zu Greta hat.
Der Schreibstil ist flüssig und irgendwie mag man das Buch sogar nicht aus der Hand legen. So erfährt man ein wenig über den gesellschaftlichen und politischen Hintergrund dieser Zeitepoche, einiges und durchaus Interessantes über den Weinanbau und viel über zwischenmenschliche Beziehungen.
Manchmal hatte ich Assoziationen zu diversen Märchen, in denen eine dumme, hässliche und faule Tochter einer hübschen, guten und fleißigen Stieftochter das Leben schwer macht. Und dieser Stieftochter alles verwehrt wird. An diesen Stellen driftete das Buch sehr in Richtung Klischee.
Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist, dass der Titel des Buches erst ganz am Schluss zum Tragen kommt.
Dennoch hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich bin in der Tat auf die Fortsetzung gespannt, die ich auf jeden Fall lesen werde.
Ich möchte zu gerne wissen, wie es mit Greta und ihrem Umfeld weitergeht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.03.2022
Herr Theodor
Böhm, Daniela

Herr Theodor


ausgezeichnet

Wunderschön, einfühlsam und poetisch

Herr Theodor hat nach fast 50 Jahren Ehe seine Frau Liesel verloren. Er befindet sich in tiefer Trauer und ist verzweifelt. Da steht plötzlich ein Käfig mit einem Meerschweinchen, namens Heinz, vor seiner Haustür. Es ist von einer Nachbarin, die nach Paris zog und Heinz nicht mitnehmen konnte. Herr Theodor nimmt sich des kleinen Kerlchens an.
Mithilfe seines vierbeinigen Freundes, seiner liebevollen Tochter und ihrem Freund, findet Herr Theodor Trost in seiner Trauer.
Daniela Böhm schreibt einfühlsam und schafft es mit ihren Worten zu berühren. Selten habe ich über einen Trauerprozess auf so poetische und glaubwürdige Weise gelesen. Jeder, der schon Verluste hinnehmen musste, findet sich hier wieder. Verzweiflung, Sinnlosigkeit, Leere, Schmerz und dazwischen immer wieder Hoffnung, Dankbarkeit und auch Lebensfreude wechseln sich ab. Vergangenes wird wehmütig erinnert und Zukünftiges schmerzvoll erwartet. Bis es sich langsam wandelt und nach und nach besser wird.
In dem Buch stecken viele Weisheiten. Auf dem Cover steht „Eine Geschichte für die Seele“. Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen.
Ein leises, ruhiges und lebensbejahendes Buch, das den Augenmerk auf alle Wesen dieser Erde richtet.

Bewertung vom 22.03.2022
2 Seelen. Das erste Buch der Unsterblichkeit / Bücher der Unsterblichkeit Bd.1
Snow, Rose

2 Seelen. Das erste Buch der Unsterblichkeit / Bücher der Unsterblichkeit Bd.1


gut

Durchwachsen

Kela musste schon einige Schicksalsschläge und Verluste in ihrem Leben hinnehmen. Zuletzt den Tod des Großvaters. Nun versucht sie mit ihrem Bruder Brandon über die Runden zu kommen. Daher nehmen sie auch drei junge Männern als Untermieter auf. Kela sind sie nicht geheuer. Plötzlich sieht sie ihren verstorbenen Großvater und kann mit ihm auch sprechen, sie bekommt seltsame und kryptische Briefe, die außer ihr keiner lesen kann.
Die Ereignisse spitzen sich zu. Dabei spielt auch einer der Untermieter, der düstere und attraktive Nero eine nicht unerhebliche Rolle. Kann Kela ihm trauen? Wem kann sie überhaupt noch vertrauen?
Das Buch fängt wirklich gut an und macht neugierig, allerdings hat es dann ziemliche Längen. Ein Zuviel an Informationen ohne großartige Handlung. Ein bisschen Reinkarnationslehre, ein wenig Clan-Geschehen, viele magische Gegenstände, etc. werden hier in einem Topf zusammengerührt und konnten mich leider nicht fesseln.
Ab und an kommt wieder Tempo rein, aber insgesamt plätschert die Geschichte vor sich hin.
Mit den Protagonisten wurde ich nicht warm.
Ich hatte mir von dem Buch deutlich mehr erhofft, muss ich sagen. Vielleicht kann Band 2 mehr bieten.