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solveig

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Insgesamt 471 Bewertungen
Bewertung vom 24.05.2018
Storm oder die Erfindung des Fußballs Bd.1
Birck, Jan

Storm oder die Erfindung des Fußballs Bd.1


ausgezeichnet

Frisch, fröhlich, fantasievoll

Wie wird aus einem Klosterschüler ein Fußballstürmer?
Storm ist ein gewitzter, aber nicht unbedingt braver Junger, der in einem nordenglischen Kloster erzogen wird. Doch er hat ganz andere Zukunftsvisionen: er möchte ein großer Seefahrer und Krieger werden. Daher flüchtet er kurz entschlossen durch die Mönchstoilette in das darunter liegende Meer und rudert mit einem Boot auf die offene See hinaus - dem großen Abenteuer entgegen. Und das begegnet ihm schon sehr bald, in Gestalt eines riesigen Drachenkopfes …
Das allererste Fußballmatch und wie es zustande gekommen ist: eine originelle Idee, die Jan Birck schriftstellerisch und zeichnerisch in ein fröhlich- turbulentes Kinderbuch umsetzt. Mit viel Schwung und Esprit erzählt der Autor von Storms Erlebnissen während seiner Flucht und des anschließenden Aufenthaltes im fernen Reydarfjordurthofthier, einem Wikingerdorf. Sein flotter, lockerer Stil zieht junge Leser ab 8 Jahren mitten hinein ins mittelalterliche Leben. Storms sympathischer Charakter sorgt dafür, dass sie sich ohne Probleme mit ihm identifizieren können. Mit einem Augenzwinkern präsentiert Birck clevere Kinder, die den (in ihren Gewohnheiten festgefahrenen) Erwachsenen mit klugen Einfällen kreative Lösungsmöglichkeiten aufzeigen - in Wort und Bild. Die großzügigen, teils ganzseitigen Illustrationen sind ebenso fantasievoll und witzig angelegt wie der Text, ein wirklich amüsantes Gesamtwerk.
Ob Storm und seine Wikinger Adoptivfamilie weitere Abenteuer erleben? Wir freuen uns schon auf eine Fortsetzung!

Bewertung vom 19.05.2018
Den Letzten beißt das Krokodil / Die Finstersteins Bd.3 (3 Audio-CDs)
Lüftner, Kai

Den Letzten beißt das Krokodil / Die Finstersteins Bd.3 (3 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Toller Mix aus Witz und Spannung

Liebe kann sogar Steine erweichen - das erleben wir im dritten Teil der Geschichte um die vierhundert Jahre alte Familie Finsterstein in Berlin Köpenick. Sina von Finsterstein und ihre Brüder nehmen gemeinsam mit Fred, ihrem „Erwecker“, an dem Schulprojekt „Mein Kiez - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ teil. Doch Professor Rassmus de Habernuck vom Geheimbund der „Erben“, der seit Jahrhunderten auf der Suche nach einem Elixier für ewiges Leben ist, lässt Sina entführen, um das Geheimnis ihrer Erweckung zu ergründen. Verzweifelt begibt sich Fred auf die Suche nach seiner Freundin, mit Sinas Krokodil Peppi als Spür“hund“ und gerät bald selbst in Gefahr…
Drei kurzweilige Stunden lang sorgt Kai Lüftners Hörbuch für packende Unterhaltung. Neben geheimnisvollen Ereignissen spielen die Themen Familie, Freundschaft und Zusammenhalt eine tragende Rolle, auch die erste Verliebtheit wird (gar nicht kitschig) thematisiert. Der Stil des Romans ist zeitgemäß, die Sprache frisch und locker, aber nicht banal; Lüftner orientiert sich an der Ausdrucksweise von Jugendlichen und trifft damit ihren Geschmack. Witzige, schlagfertige Dialoge bringen immer wieder heitere Unterbrechungen in das spannende Geschehen und lockern es auf.
Der Schriftsteller selbst leiht den Akteuren seine Stimme und lässt sie lebendig werden. Mit leichten Modulierungen gibt er jeder Figur einen eigenen Charakter und liest gekonnt lustige Szenen, beschwört aber auch spannende und gar unheimliche Momente.
Meine Meinung: Ein Kinderbuch mit einer guten Mischung aus Lachen und Spannung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.05.2018
Wildkräuter aus Topf und Garten
Bergmann, Heide;Armbruster, Ulrike

Wildkräuter aus Topf und Garten


ausgezeichnet

Powerpflanzen aus eigenem Anbau

Löwenzahn und Bärlauch: das sind Wildkräuter, welche die meisten Leute kennen und (essen) mögen. Aber wie sieht es mit Vogelmiere oder Scharbockskraut aus, Franzosenkraut oder gar Giersch? Diese, vielen als unbeliebte „Unkräuter“ bekannt, sind echte „Pflanzen mit Potential“ - schön, wer sie bereits (wenn auch manchmal unwillkommen) im Garten hat!
Heide Bergmann und Ulrike Armbruster zeigen in ihrem reich und bezaubernd illustrierten Buch, wie man die „Wilden“ auch im Blumentopf auf dem Balkon ziehen und ihre Nährstoffe sinnvoll für den Speiseplan einsetzen kann. Leicht und auch für Anfänger verständlich erklären sie die Vorgehensweise von Aussaat und Pflanzenpflege über die Ernte bis hin zur Verarbeitung in der Küche. Hier dient Giersch einmal nicht als Ärgernis, sondern als Zusatz für eine erfrischende Limonade!
In der alphabetisch geordneten Übersicht über eine Auswahl an Wildpflanzen geben die Autorinnen zahlreiche Informationen zu deren Eigenschaften und Verwendung - zusätzlich bildlich erläutert durch viele eindrucksvolle Fotografien. Hilfreiche Zusatztipps, gewitzte Ideen und köstliche Rezepte bereichern das Konzept. Ein Serviceteil mit Hinweisen zu Bezugsquellen und weiterführender Literatur ergänzt das Kräuterbuch praktischerweise.
Den Autorinnen ist hier ein toller Ratgeber gelungen, der motiviert, Wildkräuter als das anzusehen, was sie tatsächlich sind: Powerpflanzen. Ein schönes Geschenk für alle, die frische, gesunde Küche lieben!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.05.2018
Die Toten vom Mont Ventoux
Nestmeyer, Ralf

Die Toten vom Mont Ventoux


sehr gut

Krimi mit viel Atmosphäre

Ein spektakulärer Mordfall ereignet sich auf dem Parkplatz einer vielbefahrenen Touristenstraße am Mont Ventoux. Gleich vier Todesopfer gibt es zu beklagen, einen ehemaligen Radrennfahrer und eine englische Urlauberfamilie. Ein Kind ist dem Massaker entgangen, doch das kleine Mädchen ist traumatisiert und nicht als Zeugin vernehmbar. Capitaine Olivier Malbec stürzt sich mit Elan in die Ermittlungsarbeit, wird jedoch nach kurzer Zeit von einer Sonderkommission, die aus Pariser und britischen Kollegen besteht, abgelöst. Nach und nach treten unterschiedliche Mordmotive zutage, welche die SoKo in Atem halten. Doch nicht nur die SoKo zerbricht sich den Kopf über die Rätsel dieses Falles, auch Capitaine Malbec lässt er keine Ruhe…
In seriösem, gehobenem Schreibstil führt Nestmeyer durch den Kriminalfall in der Provence. Ein Hauch provenzalischer Atmosphäre streift den Leser, während er Malbec bei seinen Ermittlungen, aber auch bei privaten Interessen und Problemen begleitet. Der Autor bettet den eigentlichen Mordfall stimmungsvoll in zahlreiche landestypische Beschreibungen, die seinen Roman authentisch wirken lassen. Er mischt Malbecs Ermittlungen mit zahlreichen interessanten Hintergrundinformationen über Land und Leute, lässt viel Wissenswertes zu dem Spektakel der Tour de France und den dunklen Seiten des Radsports einfließen. Trotz der Ruhe und Sachlichkeit, mit der Nestmeyer seinen Plot entwickelt, wird Spannung beim Leser erzeugt und bleibt bis zur Auflösung erhalten.
Meine Meinung: Nestmeyers zweiter Kriminalroman ist ein Buch, das packend unterhält und gleichzeitig ein wenig Einblick in die provenzalische Kultur bietet.

Bewertung vom 24.04.2018
Verhext und festgeklebt / Petronella Apfelmus Bd.1
Städing, Sabine

Verhext und festgeklebt / Petronella Apfelmus Bd.1


ausgezeichnet

Mit Witz und Fantasie

Ihren herrlich verwilderten Garten mit den vielen Obstbäumen und –sträuchern möchte die kleine Hexe Petronella nicht aufgeben. Daher gibt sie sich zunächst alle Mühe, die Familie Kuchenbrand, welche die alte Mühle und das Gartengrundstück, auf dem Petronella lebt, neu erworben hat, zu vertreiben. Doch Zauberei und Spuk helfen ihr nicht, die neuen Besitzer zu vergraulen. Immerhin erweisen sich die Zwillinge Luis und Lea, die sie schließlich in ihrem Apfelhäuschen aufstöbern, als liebenswerte Kinder, die Petronella und die Bewohner des Gartens schnell ins Herz schließen und sie gern unterstützen. Und magische Hilfe ist schon sehr bald dringend nötig…
Eine Geschichte voller Fantasie und Fröhlichkeit zaubert Sabine Städing hier für Kinder ab 8 Jahren. Doch nicht nur Harmonie herrscht in ihrer Erzählung, sondern auch die bitteren Seiten des Lebens haben ihren Platz. Vielen kleinen Lesern ist etwa Arbeitslosigkeit der Eltern ein Begriff und sie sind vermutlich auch mit dem Problem vertraut, nicht über genügend Geld zu verfügen. Bei Sabine Städings Helden behält natürlich der Optimismus die Oberhand, das Gute siegt mit Witz und Einfallsreichtum - und mit etwas magischer Nachhilfe.
Kurze, schlichte Sätze und eine altersgerechte Sprache machen das Lesen für Kinder zum Vergnügen. Liebevoll bindet die Autorin ihre jungen Leser ein in lustige und spannende Ereignisse und lässt sie mit Petronella leiden und lachen. Ebenso amüsant präsentieren sich die zahlreichen Illustrationen von Sabine Büchner. Sie begleiten wirkungsvoll den Text und bieten „Verschnaufpausen“ beim (Vor-)Lesen.
Meine Meinung: Ein bezauberndes Kinderbuch voll Wärme und Humor.

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Bewertung vom 24.04.2018
Ich wollte nur Geschichten erzählen
Schami, Rafik

Ich wollte nur Geschichten erzählen


sehr gut

Leben im Exil


Mit bürgerlichem Namen heißt er Suheil Fadél, in Deutschland kennen wir den vielfach preisgekrönten Autor unter seinem Pseudonym Rafik Schami, was übersetzt „Damaszener Freund“ bedeutet. Die Liebe zu seiner Geburtsstadt Damaskus ist in jedem seiner Werke deutlich wahrnehmbar; und so sind „Heimat“ und „Heimweh“ (unter anderen) Themen des vorliegenden Buches.
Bereits im Jahr 1971 emigrierte Rafik Schami, unterdrückt vom Assad-Regime, nach Deutschland, studierte Chemie und entschied sich nach Promotion und einigen Jahren Berufserfahrung dazu, sich hauptberuflich dem Schreiben und Erzählen zu widmen; denn schon als Kind hatte er den sehnlichen Wunsch: „Ich wollte nur Geschichten erzählen“.
Mosaik der Fremde lautet der Untertitel des Buches, und wie ein Mosaik trägt Rafik Schami Steinchen für Steinchen zu einer farbenfrohen Gesamtkomposition zusammen. In seinem unverwechselbaren Stil erzählt er von den eigenen Bemühungen, in Deutschland heimisch zu werden, akribisch die deutsche Sprache zu erlernen, seinen Hoffnungen und Ängsten. Er erklärt aber auch, was uns an seinem Heimatland Syrien fremd ist, die Bedeutung von Sippe, Gastfreundschaft und politischer Repression. Er schildert positive Erfahrungen, die er als Exilschriftsteller in Deutschland gemacht hat, und lässt auch negative Erlebnisse nicht aus. In den „Anmerkungen für Neugierige“ am Schluss des Büchleins finden sich weiterführende Hinweise und Erklärungen.
Rafik Schamis Darstellungen, in kurzen Kapiteln zusammengefasst, lassen den Optimismus und Humor des Schriftstellers deutlich spüren: „Ich bin ein erfahrener Angehöriger einer historischen Minderheit und habe Geduld mit der Mehrheit, in welchem Land auch immer.“
Ich wollte nur Geschichten erzählen ist eine lehrreiche und unterhaltsame Lektüre - eine schöne Ergänzung zu Rafik Schamis Romanen.

Bewertung vom 19.04.2018
Wie man die Zeit anhält
Haig, Matt

Wie man die Zeit anhält


sehr gut

Jeder Moment ist eine Ewigkeit

Wäre das nicht ein Traum? Mehrere Jahrhunderte zu erleben, ohne sichtbar zu altern? Tom Hazard ist einer jener „Albatrosse“, denen dieses (zweifelhafte) Glück beschieden ist. Er wurde im Jahr 1581 geboren und seit dem Beginn seiner Pubertät verlangsamte sich das Älterwerden so extrem, dass er in der heutigen Zeit zwar 439 Jahre alt ist, aber das Aussehen eines Vierzigjährigen hat. Doch was sich wie ein schöner Traum anhört, wird für Tom ein Albtraum. Seine Umwelt kann nicht verstehen, wie es ihm möglich ist, nicht in dem Maße zu altern wie alle um ihn herum und bezichtigen seine Mutter der Hexerei. Tom überlebt auch Rose, seine große Liebe, und ist verzweifelt. Die einzige, die ihm weiterhin Lebensmut verleiht, ist seine Tochter Marion, die ebenfalls das Gen der Anagerie geerbt hat. Doch sie ist verschwunden, und Tom reist durch Länder und Jahrhunderte, um sie zu finden, und begegnet dabei anderen Menschen, die wie er leben…
Matt Haigs frischer, unkomplizierter Schreibstil nimmt den Leser sofort mit auf eine turbulente Zeitreise. Wechselweise erleben wir Tom in seinem gegenwärtigen Dasein als Lehrer in London und erfahren Details aus seiner Vergangenheit in unterschiedlichen geschichtlichen Epochen. In seiner schlichten, klaren Sprache lässt der Autor in Toms Erinnerungen Historie lebendig werden. Unaufdringlich hinterfragt er dabei die Qualität eines Jahrhunderte währenden Lebens und führt den Leser einfühlsam an philosophische Überlegungen heran: wie sinnvoll ist mein Leben, wenn ich all meine Lieben jahrhundertelang überlebe? Wenn ich niemanden habe, mit dem ich Erinnerungen teilen kann? Wie erlebe ich die Gegenwart?
Aber ebenso wichtig ist es Haig, der Frage nachzugehen, ob Menschen aus Missständen und Fehlern der Vergangenheit lernen, ob wissenschaftlicher Fortschritt zu mehr Erkenntnis beiträgt - oder ob Ignoranz unsterblich ist.
Ein sehr unterhaltsamer und geistreicher Roman!

Bewertung vom 17.04.2018
Handbuch Wasser im Garten
Polak, Paula

Handbuch Wasser im Garten


ausgezeichnet

Ein wirklich praxis-orientierter Gartenratgeber


„Nachhaltigkeit“ - das ist das Schlagwort unseres Jahrhunderts. In punkto Wasserverbrauch, vor allem bei der Nutzung im Garten, gibt es eine Menge Möglichkeiten, umsichtig und sparsam mit den wertvollen Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, umzugehen. Dass dieses Thema Paula Polak besonders am Herzen liegt, spürt der Leser ihres sehr persönlich gestalteten, umfangreichen Handbuches schon gleich zu Beginn.
Sehr übersichtlich gliedert sich das Buch in mehrere Teile. Das erste Kapitel gibt einen allgemeinen Überblick, der kurz und gut verständlich die wichtigsten Wissensgrundlagen zum Thema Wasser zusammenfasst. Es folgt der praktische Teil mit Gartenplanung zu Nutz- und Ziergarten und vielen wertvollen Hinweisen zum Wassersparen und Regenwassersammeln. Kapitel 3 wiederum führt sehr anschaulich in die Gestaltung, Anlage und Pflege von Wasserlandschaften im Garten ein, vom kleinen Gartenteich bis zum Schwimmteich hält die Autorin eine Fülle an Vorschlägen bereit. Farblich deutlich abgesetzt vom übrigen Text und in Fenstern hervorgehoben finden sich viele weitere praktische Extratipps. Das Schöne: hier findet sicherlich jeder das Passende für seinen Garten.
Mit Hilfe etlicher Skizzen und Tabellen illustriert Polak ihre Ideen. Zahlreiche attraktive Fotos begleiten ihre Gartentipps und erläutern auch bildlich die ausführlich geschilderten Techniken bzw. Arbeitshinweise. Immer wieder überrascht die Autorin mit ihrem profunden Wissen und ihrer Erfahrung.
Wer noch genauer über das Element Wasser Bescheid wissen möchte, kann im Anhang einiges über biologische, chemische und physikalische Eigenschaften von Wasser lesen. Ein umfangreiches Register und ein ausführliches Literaturverzeichnis runden das Handbuch ab.
Meine Meinung: auf mehr als 500 Seiten erhält der Leser praxis-orientierte Ratschläge, die wirklich zum Ausprobieren motivieren; dies ist ein Handbuch, das der Gartenfreund immer wieder zu Rate ziehen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.04.2018
Krokodilwächter / Kørner & Werner Bd.1
Engberg, Katrine

Krokodilwächter / Kørner & Werner Bd.1


sehr gut

Vielversprechendes Debüt

Der brutale Mord an der Studentin Julie und die bald darauf folgende dramatisch inszenierte Tötung eines jungen Mannes aus ihrem Freundeskreis schreckt nicht nur Esther de Laurenti, Wohnungsvermieterin der Ermordeten auf. Sie entdeckt beängstigende Parallelen der Tat zu dem Manuskript, das sie gerade zu einem Kriminalroman zu schreiben begonnen hat, und fühlt sich schuldig. Das Ermittlerduo der Kopenhagener Kripo, Anette Werner und Jeppe Kørner, nimmt engagiert die Spurensuche auf. Doch nicht jeder Weg, der zum Mörder führen könnte, erweist sich als erfolgreich; es gibt etliche Einbahnstraßen. Die Zeit drängt; denn jemand schreibt Esthers Manuskript weiter, es scheint eine Eigendynamik zu entwickeln…
Sicher ist sie nicht nicht neu, aber originell: Engbergs Idee, einem Mörder als Vorlage für seine Verbrechen ein Romanmanuskript dienen zu lassen, gibt ihr viel Spielraum für eine abwechslungsreiche Handlung und einen verwickelten, spannenden Plot. Sprachlich sehr ansprechend abgefasst, zieht der Krimi den Leser hinein in einen Strudel der Ereignisse,
während derer er sich mit diversen privaten und gesellschaftlichen Problemen konfrontiert sieht. Allerdings habe ich den Eindruck gewonnen, dass neben den Komplikationen im Privatleben des Polizisten Jeppe der Täter und seine Motive zwar erläutert werden, aber in den Hintergrund geraten. Hier hätte ich gern ausführlichere Informationen gehabt!
Packend bis zum Schluss schildert Engberg die Geschichte, in der sich die Fäden erst nach und nach entwirren. Erst am Ende des Romans gibt es eine Antwort. Und auch die Frage nach dem ungewöhnlichen Buchtitel klärt sich schließlich: was macht ein Krokodilwächter - ein afrikanischer Vogel, der (in Symbiose mit Krokodilen lebend) in Hautfalten und Maul seines „Wirtes“ nach Nahrung suchen und diesen so von Parasiten befreien soll - ausgerechnet in Dänemark?
Trotz einiger Kritikpunkte meinerseits - Engberg ist hier ein vielversprechender Auftakt zu ihrer geplanten neuen Thriller-Serie geglückt!

Bewertung vom 13.04.2018
Deutschlandreise

Deutschlandreise


sehr gut

„Lerne zu reisen, ohne zu rasen“

Dieser Ausspruch von Otto Julius Bierbaum ist mehr als hundert Jahre alt, dennoch besitzt er heute mehr denn je Aktualität. Im Jahre 1902 hat das Zeitalter des Automobils gerade begonnen, und Bierbaum unternimmt mit 8 PS eine abenteuerliche Fahrt von Berlin nach München. Was er dabei erlebt, schildert er auf humorvolle Weise in einem Reisebericht.
Doch eine Tour durch Deutschland kann auch anders bewältigt werden: zu Pferd, in der Kutsche oder ganz schlicht auf Schusters Rappen. Auf acht CDs ist eine unterhaltsame Auswahl an Reisenotizen prominenter Menschen gesammelt, die auf ganz unterschiedliche Weise ihre Erfahrungen in Deutschland dokumentieren. Von ernst und erbaulich bis kritisch und witzig: Jeder der hier Zitierten formuliert sein Deutschlandbild unter einem anderen Aspekt. Gilt das Interesse Michel de Montaignes, dessen Bericht aus dem 16. Jahrhundert stammt, den religiösen Ausrichtungen süddeutscher Städte, so wendet sich Germaine de Staël auf ihrer Reise den Literaten und Philosophen zu. Johann Wolfgang von Goethe schildert seine Eindrücke von der Landschaft und den Menschen in der Bingener Gegend am Rhein. Ebenfalls über den Rhein und die Städte Köln und Düsseldorf äußert sich Georg Forster. Bremen und Hamburg werden in einem kurzen Auszug aus den Memoiren des Harry Graf Kessler erwähnt, und mit den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ Theodor Fontanes wird Berlin und der reizvolle nordöstliche Teil Deutschlands beschrieben. Von der weiten Natur im Harz zeichnet Heinrich Heine ein poetisches Bild, vergisst aber nicht, gleichzeitig locker und gewitzt über seine Landsleute zu berichten, wobei er es schafft, etliche zeitkritische Bemerkungen unterzubringen. Mit viel (Selbst-) Ironie erzählt Mark Twain von seiner Neckarreise, bei dem er als „Tramp“ unterwegs ist. Augenzwinkernd vermittelt er seinen Zuhörern und Lesern ein sehr lebendiges Bild von Städten, Landschaft und Menschen.
Fünf bekannte Sprecher geben den Reisenden und ihren Reportagen eine Stimme. Souverän geben sie die Eindrücke und Erlebnisse der Literaten wieder. Sie nehmen den Hörer mit auf eine unterhaltsame virtuelle Reise durch Deutschland in neun Stimmungsberichten, die gerade in der heutigen Zeit dazu motivieren, eine Urlaubsreise gemächlich und mit offenen Sinnen zu begehen: „Lerne zu reisen, ohne zu rasen.“