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Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 388 Bewertungen
Bewertung vom 25.03.2018
Die Gottesformel
Hemstreet, Patrick

Die Gottesformel


sehr gut

Nachdem es den Alphas gelungen ist, die geheime militärische Basis von Deep Shield in mitten eines Berges in Pennsylvania zu besetzen, streben sie den Weltfrieden an. Was als selbstloses Ziel begonnen hat, droht in einer Welle der Gewalt und des Chaos zu enden; viele kleiner Machthaber klammern sich an ihre Diktaturen, koste es, was es wolle. Und so überzieht eine Schneise des Todes den Weg der drei abtrünnigen Alphas.
Die anderen Zetas, oder besser gesagt die Betas, ahnen nichts von alldem. Sie leben abgeschottet mitten in der Wüste und arbeiten an der Vertiefung ihrer Fähigkeiten und daran, anderen Menschen ihr Können weiter zu geben. Als immer weniger Informationen der Außenwelt zu der Gruppe durchdringen, werden Chuck und seine Leute unruhig. Die Arbeit mit den Wohltätern macht ihnen zwar Freude, aber das Misstrauen wächst.

Lange habe ich mich auf die Fortsetzung der Gotteswelle von Patrick Hemstreet gefreut! Mich fasziniert die Welt, die der Autor vor meinen Augen kreiert ungemein, da er es so logisch beschreibt, dass die Zeta-Wellen für mich tatsächlich in den Bereich des Möglichen geraten: Superhelden zum Greifen nah quasi! Dr. Charles Brenton stellt die Theorie auf, dass wenn wir ein EEG zum Ausschlagen bringen, also mit unseren Hirnwellen Wellenmuster erzeugen können, sollte da auch mehr machbar sein; einen Mauszeiger bewegen zum Beispiel. Und wenn dies gelingt, warum dann nicht auch mehr. So begann die einfache Arbeit mit den Alphas. Mehr ist nicht nur möglich, sondern ganz einfach machbar. Grenzen scheint es keine zugeben, außer denen, die wir uns selber setzen. Hemstreet schildert dies unglaublich real und so spannend, dass es mir nur schwer möglich war, das Buch zur Seite zu legen. Für mich ist es genau die Mischung aus Fiktion und Wirklichkeit, der ich mich gerne hingebe und zusammen mit dem Autor dieses gedankliche Experiment wage. In immer höhere und phantastischer Sphären entführte er mich und ich folgte atemlos. Immer auf dem Sprung, noch etwas Neues und Unfassbares zu entdecken.

Seine Protagonisten lässt Patrick Hemstreet lebensnah und authentisch wirken. Zwei völlig unterschiedliche Gruppen prägen seinen Roman, die ich beide toll und interessant finde.
Auf der einen Seite sind die Alphas. Ursprünglich von Deep Shield dazu auserkoren, zu Supersoldaten herangezogen zu werden, zogen sie die Reißleine und ließen sich nicht korrumpieren. Doch ihre Lösung hieß Gewalt. Sie legten das Geheimprojekt der Regierung in Schutt und Asche und verbarrikadierten sich. Jetzt ist ihr heroisches Ziel: Weltfrieden. Doch die Umsetzung ist mehr als fraglich, gehen sie doch den Weg des Todes und der Vernichtung, wenn jemand ihnen wider spricht. Kritik ist bei den Alphas unerwünscht, sehen sie sich als Krone der Schöpfung. Ich fand es sehr spannend zu beobachten, wie sehr Macht korrumpieren kann. Auch die schönsten und ehrlichsten Ziele bekommen einen dreckigen Anschein, wenn sie nicht friedlich umgesetzt werden.
Ihnen gegenüber stehen die Betas. Ihr Anführer oder eher Mentor Dr. Charles Brenton möchte die Zetawellen friedlich nutzen. Sein Traum ist es, die geistigen Fähigkeiten dazu zu nutzen, Gelähmte wieder zum Gehen zu bringen, unbegrenzte Forschung und vieles mehr. Und dieser Traum kann in Erfüllung gehen, da er in den Wohltätern eine Gruppe von Menschen gefunden hat, die dieses Ziel unterstützen. Angeblich. Doch auch hier korrumpiert Macht. Allerdings anders als in der Alphagruppe, gehen die Wohltäter viel subtiler an die Sache heran. Die Situation eskaliert, als Chuck und seinen Freunden klar wird, dass sie nicht zu ihrem Schutz abgeschottet werden.

Mein Fazit
Gedankenspiele der Extraklasse und somit eine Serie, die süchtig macht!

Bewertung vom 04.03.2018
Insel 77
Beck, Halvar

Insel 77


sehr gut

Ein Job auf einer Bohrinsel ist alles, was sich die junge Ärztin Kristin Jorgensen erträumt hat! Ihren Beruf verbinden mit der grenzenlosen Freiheit, die ihr einzig das Meer bietet und das zusammen mit ihrem Bruder Marius, ist einfach das Beste, was sie sich erträumt hat. Doch eines Tages verschwindet Marius spurlos auf der Insel 77. Alle reden von Selbstmord, doch das kann und will Kristin einfach nicht glauben. Durch ihre Hartnäckigkeit kommt sie einer brutalen Verschwörung auf die Spur, die ihr am Ende wohl das Leben kosten wird.

Halvar Beck schreibt nicht nur sehr spannend, sondern auch intensiv und flüssig. Der Spannungsbogen vibriert direkt ab der ersten Seite und fesselt mich förmlich an die Zeilen. Ich fand es sehr interessant zu beobachten, wie das Buch erst von Verzweiflung ob des Verschwindens des geliebten Bruders geprägt ist, und mehr und mehr in eine nagende Angst kippt, als Kristin bewusst wird, das mehr hinter alledem steckt. Viel mehr. Das Buch changierend von Dunkel zu Düster und reißt mich in einen unentrinnbaren Sog.
Ich liebe Bücher, die auf der einen Seite grenzenlose Freiheit symbolisieren und auf der anderen so beklemmend geschrieben wurden, dass ich Platzangst bekomme. Denn was kann es faszinierenderes geben als eine Ölplattform? Umgeben von den Elementen, mitten im Meer, gibt es einfach keine Grenzen. Und genau das ist das Unheimliche: Denn mitten im Ozean gibt es keine Gesetze, außer dem Recht des Stärkeren und keiner kommt einem zur Hilfe, wenn diese benötigt wird. Dies muss die Ärztin Kristin Jorgensen schmerzlich erfahren. Ihr Bruder verschwindet auf der Bohrinsel 77 und alle wollen ihr Selbstmord einreden. Doch dies kann und will sie einfach nicht glauben. Halvar Beck spielt mit seinen Lesern. Er holt sie ganz nah an sich heran, schildert eindringlich und berührend die Geschichte von Kristin und kurz darauf wirft er sie in die Weiten des Ozeans. Die Mischung hat mir sehr gut gefallen. Einzig eine genauere Beschreibung der Ölplattform habe ich etwas vermisst, da es mir stellenweise schwer fiel, mich dorthin zu versetzen und sie mir bildlich vorzustellen.

Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht Kristin Jorgensen. Die Ärztin hätte in Norwegen jeden Job bekommen können, doch sie entscheidet sich ausgerechnet für eine Bohrinsel. Wie schon ihr Vater und ihr Bruder, scheint ihr die See im Blut zu liegen. Sie ist tief verwurzelt mit ihrer Familie und die Bindungen stark und ausgeprägt. Ihr Bruder Marius wirkt auf mich wie ein Lebemann, den man einfach mögen muss. Um so unverständlicher der Selbstmord. Doch das zu ergründende Geheimnis sät auch in mir Zweifel. Ich fand es schön zu beobachten, wie stark die Bindung zwischen den Geschwistern ist, denn Kristin zweifelt nie. Authentisch und lebensnah schildert Beck sie, so dass es mir sehr leicht fiel, eine Beziehung zu ihr aufzubauen, mit ihr zu leiden und mich an ihrer Seite auf die Suche nach der Wahrheit zu begeben.
Viele wollen ihr dies ausreden. Ganz vor ran Kapitän Skeide und sein Sicherheitschef Sam Braathen. Anfangs fand ich sie einfach nur unsympathisch mit ihrer rechthaberischen Art, aber dann wurde mir bewusst, dass anders eine von Männern dominierte Welt nicht zu führen ist. Wenn der Kapitän jedem Wehwehchen nach gibt, existiert seine Autorität bald nicht mehr. Doch ganz so gleichgültig fand ich auch eher ungewöhnlich.

Mein Fazit
Nervenaufreibend von der ersten bis zur letzten Seite!

Bewertung vom 15.02.2018
Hologrammatica / Aus der Welt der Hologrammatica Bd. 1
Hillenbrand, Tom

Hologrammatica / Aus der Welt der Hologrammatica Bd. 1


sehr gut

Voller Spannung und Neugierde blickte ich auf Tom Hillenbrands neustes Werk. Seine bisher erschienen Koch-Bücher habe ich verschlungen und Drohnenland ebenso. Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, hat der Autor mich nicht enttäuscht! Ganz im Gegenteil trifft er mal wieder den Zahn der Zeit und ist brandaktuell. Vielleicht sogar seiner Zeit ein wenig voraus. Hillenbrand schildert in einem technisch versierten Ton die Möglichkeiten, die die Welt einem bietet, wenn die Technik die Oberhand gewinnt. Anfangs fand ich die Vorstellung schön und spannend, dass man unter zu Hilfenahme von optischen Geräten, z.B. eine Hauswand auf hübschen kann; Sie erscheint nicht mehr einfach weiß, sondern mit Verzierungen oder jeden Tag in einer anderen Form und Farbe. Und was bei Gebäuden funktioniert, ist bei Bekleidung längst Standard. Der äußere Schein gewinnt immer mehr an Bedeutung, während das wahre Selbst verkümmert.
Doch nicht nur das Materielle verändert sich, auch die Natur. Aufgrund der Technik und der immensen Überbevölkerung ist die Klimaerwärmung nicht mehr aufzuhalten, viele Teile der Welt überflutet und eine horrende Bevölkerungswanderung hat eingesetzt. Plötzlich sind die Traumziele Grönland, England und Kanada, während Spanien und Afrika unbewohnbar sind wegen der Hitze.
In dieser schnelllebigen Zeit ist es eigentlich kein Wunder, dass ein Mensch verschwindet. Oder eben doch, denn alles wird aufgezeichnet und überwacht. Auch wenn die Speicherung der Daten - eigentlich - verboten ist. Doch wer gibt dies schon zu. Selten sind die Quästoren, wenn auch nicht ausgestorben. Einer der Besten ist Galahad Singh. Gerade weil auch er das Geheimnis um seine Identität hütet, weiß er, wie man Menschen aufspürt, die nicht gefunden werden wollen. Doch bei Juliette Perrotte liegt der Fall anders. Ganz anders, denn die Programmiererin ist nicht verschwunden, sondern wurde entführt. Und je näher Galahad der Wahrheit kommt, desto mehr muss auch er um sein Leben fürchten. Dies alles schildert Hillenbrand in einer ausgewogenen Mischung aus Spannung und technischer Erzählkunst, die mich zum Nachdenken anregte und stellenweise die Luft anhalten ließ. Ich fand es schön, dass meine Gedanken nicht der Handlung vorgegriffen haben, sondern ich mich ganz dem Buch widmen konnte, ohne abzuschweifen. Kurz, der Autor hatte meine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Die Charaktere sind durchgehend authentisch, lebensnah und fesselnd. Im Mittelpunkt stehen der Kopfgeldjäger Galahad Singh und die Programmiererin Juliette Perrotte. Beide sind auf den ersten Blick normale Menschen, die ihren Freundeskreis pflegen, ihrem Beruf nachgehen und diversen Hobbies frönen. Doch in Wahrheit sind sie die Sprösslinge der einflussreichsten Menschen der Welt und versuchen dies zu verdrängen. Erfolgreich bis zu einem gewissen Punkt. Doch irgendwann lässt sich die Wahrheit einfach nicht mehr verbergen oder verleugnen. Beide tragen schwer an dieser und ich fand die innere Zerrissenheit tiefgehend beschrieben, so dass ich mich ohne Probleme in sie hineinversetzen konnte. Eine Veränderung durch die Geschehnisse konnte ich nicht an den beiden beobachten, sondern eher, dass die inneren Werte, die sie hatten, sich noch vertieft haben. Sie waren mir sympathisch und ich begleitete sie gerne auf ihrem Weg.

Mein Fazit
Ich bin süchtig nach den Büchern von Tom Hillenbrand! Sie sind modern, spannend, thematisch abwechslungsreich und einfach toll geschrieben.

Bewertung vom 29.12.2017
Woman in Cabin 10
Ware, Ruth

Woman in Cabin 10


ausgezeichnet

Ruth Ware schreibt sehr mitreißend und schafft es immer wieder, den Spannungsbogen neu zu spannen und das so straff, dass die Buchseiten fast zu vibrieren scheinen. Voller Elan rätselte ich mit, wer der Mörder ist und warum dies alles geschieht. Mal rasten meine Gedanken in diese Richtung, mal in jene; mal verdächtigte ich den, mal einen anderen! Genauso stelle ich mir einen Krimi vor: Ich möchte mich nicht nur berieseln lassen, sondern zum Mitdenken angeregt werden und dies gelingt der Autorin meisterhaft. Immer wieder nimmt die Handlung überraschende Wendungen, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet habe, die rückblickend allerdings völlig logisch waren. Erst alles zusammen ergibt ein perfektes Mord-Bild.
Dies ist allerdings nicht das einzige Element in dem Buch. Die für mich packenden Thriller-Elemente fehlten auch nicht, die das Buch zu einem wahren Lesegenuss machten! Auf der einen Seite ist das grenzenlose Meer, Weite und Freiheit soweit das Auge reicht und doch schafft es Ware, dass diese Grenzenlosigkeit beklemmend und einengend auf mich wirkt. Hilflos ist man nicht nur den Elementen ausgesetzt, sondern auch seinen Mitmenschen. Es gibt keinen, der einem mal eben zur Hilfe kommen kann, ja noch nicht mal jemanden, den man anrufen kann. Und der Spagat zwischen Weite und Enge der tausenden und abertausenden Kubik Wasser schwankt. Direkt zu Beginn geschieht ein Mord, doch es gibt nur eine Zeugin, deren Glaubwürdigkeit untergraben wird. Bewusst oder unbewusst von ihren Mitreisenden und der Crew.
Zwischendurch gibt es immer wieder kleinere Einspieler, die von Los Verschwinden berichten. Brutal nagte die Ungewissheit an mir, was auf dem Schiff geschehen ist. Und sie nagte dermaßen hartnäckig an mir, dass ich das Buch einfach nicht mehr zur Seite legen konnte.


Ihre Charaktere kreiert die Autorin authentisch und lebensnah, so dass ich mich problemlos mit ihnen identifizieren und in sie hineinversetzen konnte. Besonders gut ist ihr die Journalistin Lo gelungen, die ich ansprechend fand. Gerade weil sie nicht perfekt ist, unter Angstzuständen leidet und in ihrem Privatleben nicht alles wie am Schnürchen läuft, wirkt sie menschlich nah. Als Reisejournalistin scheint sie das große Los gezogen zu haben, als sie den Bericht über das Luxuskreuzfahrtschiff Aurelia Borealis schreiben darf. Mich verwundert, dass wenig von ihrer beruflichen Tätigkeit geschildert wird, die ihr angeblich so wichtig ist. Die Geschehnisse in ihrem Privatleben und an Bord scheinen Lo so zuzusetzen, dass dieser Aspekt außeracht gelassen wird. Im Gegensatz zu ihren Kollegen, die sich mit ihr an Bord befinden. Die immer wiederkehrenden klaustrophobischen Anfälle nerven leider nicht nur sie, sondern mich auch, da diese wirklich oft und sehr intensiv geschildert werden. Andererseits sind sie auch ein Mittel, um die ganze Atmosphäre zu verdeutlichen und zu unterstreichen. Und die Beklemmung ist ein wesentliches Stilelement dieses Buches, finde ich, ohne die viel an Spannung verloren gehen würde.

Mein Fazit
Mal wieder ein wunderbar spannender Thriller von Ruth Ware, den ich gerne weiter empfehle!

Bewertung vom 11.12.2017
Lied der Weite
Haruf, Kent

Lied der Weite


ausgezeichnet

Viktoria ist siebzehn, als sie ungewollt von ihrem Freund Schwanger wird. Ihre Mutter hat kein Verständnis für das junge Mädchen und wirft sie Zuhause raus. Doch was wie das Ende wirkt, ist nur der Anfang für ein besseres Leben und eine Zukunft, wie Viktoria sie sich nicht vorgestellt hat. Denn es gibt mehr Menschen, denen sie am Herzen liegt, als sie vermutete.
Die beiden Brüder Ike und Bobby müssen notgedrungen mit dem Verlust ihrer Mutter zurecht kommen. Nach einer depressiven Phase, entschließt sich diese, die Familie zu verlassen. Ike und Bobby finden keinen Trost bei ihrem Vater, aber bei Menschen, von denen sie es nie vermutet haben.

Das Cover ist ein gemaltes Bild und zeigt das Farmhaus der McPheron Brüder mit einem ordentlich angelegten Feld davor. Dahinter die endlose Weite Amerikas. Der Abendhimmel hüllt alles in ein leicht dämmriges, beschützendes Licht. Ich finde es wunderschön zum Inhalt des Buches gewählt, da es auf der einen Seite die Ordnung des Lebens, aber eben auch die grenzenlosen Möglichkeiten für mich symbolisiert. Man muss sich nicht entscheiden. Man kann beides haben, insofern die Basis stimmt.

Kent Haruf hat einen unnachahmlich ruhigen, eindringlichen und berührenden Schreibstil, der mich wieder fesselte und begeisterte. Er schafft es mit wenigen Worten und ohne schmückendes Beiwerk, das Augenmerk auf die wichtigen Dinge zu lenken: Auf das Leben. Gerade dies finde ich an seinen Büchern so schön, er kreiert keine abstrusen Dinge, die eventuell vielleicht geschehen könnten, sondern schreibt von den alltäglichen Dingen, die hier und überall auf der Welt jeden Tag geschehen.
Eigentlich ist es die Geschichte der schwangeren Viktoria, die von ihrer Mutter auf die Straße gesetzt wird, weil sie in anderen Umständen ist. Eigentlich ist es die Geschichte der beiden Brüder Ike und Bobby, deren Mutter weggelaufen ist und deren Vater nicht recht mit der Situation umgehen kann. Aber eben nur eigentlich. Denn Leben ist so viel mehr als Einzelschicksale; alles ist miteinander verknüpft und schadet man dem einen, trifft es den anderen. Hilft man jemanden, kommt auch die gute Tat zurück. Alles hängt miteinander zusammen und genau dies zeigt der Autor sehr gefühlvoll. Es ist nur ein Buch über das Leben wie du und ich es leben. Es geschehen keine Welt bewegenden Katastrophen, es ist nur Leben. Und doch ist es einzigartig und wertvoll.
Es geht um den Zusammenhalt in einer Kleinstadt. Jeder kennt jeden und dessen Schicksal. Mal zerreißt man sich das Maul und zieht über andere her; kommt es hart auf hart, ist aber sofort jemand zur Stelle und hilft.

Mein Fazit
Wunderschön! Ein Buch über Hoffnung und Zusammenhalt.

Bewertung vom 16.11.2017
Bloodspell - Es lebe die Nacht! (eBook, ePUB)
Feye, Norma

Bloodspell - Es lebe die Nacht! (eBook, ePUB)


gut

Selten ist es einer Designerin gelungen, die Welt dermaßen von sich zu überzeugen. Viva Auldwin hat es geschafft mit ihrer Modelinie Viva la Noche die Welt zu begeistern und neue Maßstäbe am Modehimmel zu setzen. Kein Star, der ihre Werke nicht trägt, keine Frau, die einem Treffen mit Viva nicht entgegenfiebert. Alles könnte perfekt sein, doch Viva ist alleine. Als sie den smarten Anwalt Ronan kennenlernt, wagte sie es, ihr Herz nach fast zweihundert Jahren, einem Mann zu öffnen und Liebe einkehren zu lassen. Doch mit der Liebe kommt das Grauen...

Das Coverbild zeigt die unheimlichen Augen der Protagonistin Viva Auldwin. Sie überblickt mit ihrem eisigen Ausdruck London bei Nacht. Ich finde es wunderbar zu Titel und Inhalt gewählt, da es die Bedrohlichkeit der Vampirin zeigt, zugleich aber auch verdeutlicht, dass sie nicht über eine Stadt herrschen, sondern sie vielmehr schützen möchte.

Norma Feye hat einen nicht ganz alltäglichen Vampirroman geschaffen. Nicht alltäglich, weil endlich mal eine Frau in die Hauptrolle der unbesiegbaren Heldin mit Schönheitsmakel schlüpft. Und dazu eine sehr weibliche! Denn Viva Auldwin kreiert Mode und ist von der Liebe enttäuscht worden. Ja, ich gebe es zu: Anfangs dachte ich, dass es ein kitschiger Vampir-Liebes-Roman wird, aber ich täuschte mich. Kitschig ist das Buch wirklich nicht. Hingegen spannend, lebendig und auch lustig. Die Dialoge spritzig und voller Esprit und die Personen erfüllen die Klischees auf angenehme Art und Weise, so dass mir unliebsame Überraschungen erspart blieben. Allerdings wirkte das Buch dadurch eine Spur zu vorhersehbar.
Eine Modeschöpferin mit ihren zwei Assistenten. Der eine wahnsinnig gutaussehend und stock schwul und die andere das Organisationstalent, das stets die Kastanien aus dem Feuer holt. Natürlich muss eine Künstlerin einen Spleen haben, in diesem Fall hält sie sich als Haustiere zahme Kaninchen die durch das Loft hoppeln. Dazu eine Liebesgeschichte, in der sich beide eigentlich lieben und doch alles anders kommt als gedacht. So weit, so normal. Wäre da eben nicht Viva, die schon dreihundert Jahre alte Vampirin, die der Story Würze verleiht. Und schnell wird aus der seichten Liebesgeschichte eine Geschichte mit Pfeffer. An manchen Stellen sogar verblüffend blutig, womit ich so nicht gerechnet hätte.

Die Charaktere strotzen nicht vor Zügen, die ich nicht erwartet hätte, trotzdem wirken sie auf mich authentisch und liebenswert. Im Mittelpunkt steht Viva Auldwin, die als junge Frau von einem Vampir gebissen und verwandelt wurde. Schön fand ich, dass diese Geschichte als Rückblicke mit eingearbeitet worden sind und so Vivas Handlungen in der Gegenwart erklärten. Ich mag solche Geschichten in einer Geschichte, da sie die eigentliche Handlung auflockern. Ich fand es spannend zu beobachten, wie Viva sich wieder langsam auf die Liebe einlässt und irgendwie weichere Züge bekommt.
Der Mann ihrer Träume ist der Anwalt Ronan. Statt des typischen Anwalts, ist er ein sympathischer Mensch, der viel Empathie für andere aufbringt. Auch er wächst an der Beziehung zu Viva, da er die nötige Härte erhält, die ihm das Leben vereinfachen.
Ohne die kleinen Nebencharaktere würde dem Buch definitiv etwas fehlen. Denn erst durch den bösen Rufus oder den extrovertierten Dennis erhält es Leben und macht es zu einem Lesegenuss.

Mein Fazit
Mal ein anderer Vampir Roman, der sich gut und flüssig liest.

Bewertung vom 04.11.2017
Sieben Tage voller Wunder
Atkins, Dani

Sieben Tage voller Wunder


ausgezeichnet

Logan und Hannah erleben eine Katastrophe: Das Flugzeug in dem sie sitzen, stürzt mitten in der kanadischen Wildnis ab. Mit vereinten Kräften gelingt es ihnen, den Kampf ums Überleben in Angriff zu nehmen. Essen, Wärme und den Willen es zu schaffen, vereint sie und schweißt ein inniges Band. Nachdem keine Suchtrupps auftauchten, verlassen sie die Absturzstelle, da Warten keine Option darstellt.

Das Cover zeigt Hannah, die in einem roten Sommerkleid auf einer konkaven Linie zu Logan läuft. Beide scheinen sich mitten in den Wolken zu befinden. Mich hat das Bild nicht angesprochen, da es zu verträumt wirkt und für mich zu wenig mit der eigentlichen Handlung des Buches zu tun hat. Auf der anderen Seite sind diese Coverbilder ein Markenzeichen und haben dementsprechend einen Wiedererkennungswert.

Ich liebe die Bücher von Dani Atkins ohne Wenn und Aber. Und so ging ich mit sehr hohen Erwartungen an ihr neues Buch und wurde nicht enttäuscht. Die Mischung aus tiefen Gefühlen, mitreißender Spannung und bildgewaltigen Beschreibungen, ist der Autorin mal wieder grandios gelungen. Ohne Probleme konnte ich die nackte Angst des Flugzeugabsturzes nachempfinden, genauso intensiv wie die puren Glücksgefühle als klar wird, dass die Katastrophe unbeschadet überlebt wurde. Atkins verstrickt sich nicht in langatmigen Beschreibung, sondern schildert es mit knappen, aber gerade deswegen eindringlichen Worten, die mich bewegten. Auch der Überlebenskampf und die Widrigkeiten der Natur schilderte sie gekonnt und mir fiel es denkbar leicht, mich in die kanadische Wildnis hineinzuversetzen. Dieses Gefühl, wenn grenzenlose Weit zu einer tödlichen Falle wird.

Das Buch lebt eindeutig durch die Protagonisten. Logan und Hannah sind mir wahnsinnig schnell ans Herz gewachsen und ich baute eine innige Beziehung zu ihnen auf. Beide kommen aus ganz normalen Verhältnissen, leben ein Leben wie du und ich. Von jetzt auf gleich werden sie aus ihrem Alltag gerissen und sehen sich einem Flugzeugabsturz gegenüber, den es zu überleben gilt. Ohne den Zuspruch Logans hätte Hannah den Kampf schnell aufgegeben; erst nach und nach wird ihr klar, was für verborgene Kräfte in ihr schlummern, wenn sie muss.

Mein Fazit
Einfach wunderschön!

Bewertung vom 22.10.2017
Ich treffe dich zwischen den Zeilen
Butland, Stephanie

Ich treffe dich zwischen den Zeilen


ausgezeichnet

Lovedays Welt ist überschaubar: Sie arbeitet in einem antiquarischen Buchladen und ihr Ches Archie ist mehr Freund als Vorgesetzter. Beide arbeiten Hand in Hand. Hin und wieder gönnt Loveday sich einen Ausflug, eine Tätowierung, einen Tag für sich. Sie ist eine Einzelgängerin durch und durch und dies hat mit ihrer Vergangenheit zu tun, die sie niemals, unter keinen Umständen preisgeben wird. Bis Nathan in ihr Leben tritt. Der Magier verzaubert nicht nur sein Publikum, sondern auch die verletzte Loveday und erobert ihr versteinertes Herz. Wenn sie dies zulassen würde...

Das Cover ist in einem kräftigen orange gehalten und der Titel prangt mittig auf ihm. Die beiden Protagonisten Loveday und Nathan stehen Rücken an Rücken in der linken unteren Ecke. Während Nathan vorliest - oder eher ein Gedicht rezitiert - lauscht ihm Loveday mit geschlossenen Augen. Seiten des Buches erheben sich zum Himmel und verwandeln sich nach und nach in Vögel. Ich finde das Cover schön und berührend. Es spiegelt die ganze Traumlandschaft des Buches wieder, aber eben auch seine Eigenwilligkeit.

Ich kann nicht beschreiben, wie sehr mich diese Buch von Stephanie Butland bewegt hat. Sie hat in mir einen Nerv getroffen; nicht schmerzhaft, sondern einfach eine Saite in mir zum Klingen gebracht. Butland schreibt bewegend, ohne ihre Protagonisten bloß zu stellen. Einfühlsam, ohne kitschig zu sein und spannend, obwohl sich die Handlung eigentlich nur mit den Höhen und Tiefen des Lebens beschäftigt. Kein spektakulärer Überfall, keine Fabelwesen, kein brutaler Serienkiller und trotzdem spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Denn ich durfte an Lovedays Leben teilhaben, sie begleiten und für sie da sein. Leise an ihrer Seite, unbemerkt, heimlich aber nicht voyeuristisch.

Die Geschichte ist in drei Zeitfolgen unterteilt, die parallel erzählt werden und dadurch erklären, warum Loveday heute so ist, wie sie ist. Ihre tragische Kindheit, als ihr Vater die Arbeit verliert und von einem warmherzigen Familienmenschen zum Tyrannen mutiert. Ihre Beziehung zu Rob, die böse aus dem Ruder läuft und schließlich heute, als Nathan in ihr Leben tritt. Jeder Erzählstrang für sich war interessant und authentische geschildert und machte mir deutlich, warum Loveday ihre Entscheidungen so getroffen hat, wie sie es machte und vor allem macht.
Der heutige Erzählstrang bewegte mich ganz besonders. Auf der einen Seite finde ich Lovedays Leben traurig, weil sich die junge Frau so abschottet, auf der anderen Seite führt sie genau das Leben, das sie haben möchte, in dem sie sich wohl fühlt. Das ändert sich erst durch Nathan. Als Mensch scheint er Lovedays Interesse erstmal nicht zu wecken, er schleicht sich heimlich über die Welt der Bücher in ihr Herz. Die kleinen Schritte schildert Butland bewegend und berührten mich zu tiefst. Denn es gelang der Autorin, mich mit einzubeziehen, da ich viele der erwähnten Bücher kenne und auch mag. Manchmal allerdings auch nicht und gerade das war das Schöne an der Sache! Mir machte es unglaublich viel Freude, die Veränderungen Lovedays zu beobachten und an ihnen teilhaben zu dürfen.
Eins steht für mich fest: Stephanie Butland hat nicht irgendeinen Roman geschrieben, sondern ihr Herzblut zwischen die Zeilen gegeben.

Mein Fazit
Ein bewegendes Highlight-Buch! Wunderschön!

Bewertung vom 07.10.2017
Palast der Finsternis
Bachmann, Stefan

Palast der Finsternis


gut

Als die fünf Jugendlichen Anouk Peerenboom, Lilly Watts, Jules Makra, Will Park und Hayden Maiburgh eingeladen werden, einen bisher verborgenen unterirdischen Palast in Frankreich zu erforschen, können sie ihr Glück kaum fassen. Stilvoll werden sie in einem Privatjet abgeholt und logieren zu einem Palast. Doch die Reise in den Untergrund entwickelt sich zu einer Reise in den Tod, denn jeder Raum scheint ein brutales Eigenleben zu entwickeln. Hinter ihnen Verfolger, die ihren Tod wollen, vor ihnen eine unbekannte Macht, die ihnen feindlich gesinnt ist. Es scheint kein Entkommen für die fünf zu geben.

Das Cover zeigt eine Frau in einem weißen Nachthemd, die durch einen unendlich scheinenden Gang zu flüchten scheint. Verfolgt von golden schimmernden Schmetterlingen, fürchtet sie um ihr Leben. Das Bild ist gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es die Beklemmung und Angst des unterirdischen Palais widerspiegelt. Zugleich finde ich es bemerkenswert gestaltet, da die Farben im Licht changieren und an Tiefe gewinnen. Bei der Frontalansicht erscheint es schwarz, wenn ich es leicht kippe, blau.

Stefan Bachmann hat einen packenden Jugendthriller geschrieben, der mich fesselte. Obwohl ich durch den Klapptext und der Leseprobe auf eine, ich möchte nicht sagen falsche, aber eben doch andere Fährte gelockt worden bin und mit einem anderen Handlungwerdegang gerechnet hätte, war ich nicht enttäuscht. Gerne ließ ich mich in die unterirdische Welt Frankreichs locken und begab mich gleichzeitig auf eine Zeitreise durch zweihundert Jahre alte Geschehnisse.
Die fünf Jugendlichen wurden auserwählt, einen längst vergessenen, unterirdischen Palast zu erforschen, der als Rückzugsstätte für eine adlige Familie während der französischen Revolution diente. Doh was sie dort entdecken, sprengt jegliche Vorstellungskraft. Zu Beginn des Buches nahm mich diese Entdeckungsreise zwar gefangen, aber nach und nach ließ meine Faszination leider nach, da es mir schwerfiel, der Handlung, oder eher den Gründen zu folgen. Das Thema geheime Experimente finde ich zwar stets fesselnd, aber irgendwie fehlte mir etwas. Stellenweise hatte ich das Gefühl, dass der Autor sich in seinen Beschreibungen und in seinem Werdegang zügeln musste, um die Brutalität nicht ausarten zu lassen. Für meinen Geschmack hätte er sich allerdings ruhig in seinen Beschreibungen verlieren können, da Bachmann die Kraft hat, seine Worte vor meinem inneren Auge in Bildern entstehen zu lassen und ich gerade auf blutige Thriller stehe.

Den Charakteren fehlte in meinen Augen Tiefe. Mit Anouk Peerenboom, der Protagonistin und zentralen Figur, konnte ich keine wirkliche Bindung eingehen, obwohl sie mir als Charakter durchaus gefallen hat. Ihre Mitstreiter fand ich, waren eher um Anouk herum gruppiert und bildeten keine eigenständigen Persönlichkeiten. Allerdings verlor sich dies im Buch, denn anfangs fand ich sie durchaus interessant und die Mischung der Personen gut gelungen. Stark, frech, aufmüpfig, kämpferisch, schüchtern und vieles mehr, doch nach und nach verlor sich dies leider.

Mein Fazit
Ein interessantes Buch mit Wendungen, die ich so nicht erwartet hätte.