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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 610 Bewertungen
Bewertung vom 29.09.2023
Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
Ford, Olivia

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn


ausgezeichnet

Einfach nur reizend;
Dieser Roman ist wirklich zauberhaft, charmant, sensibel und sehr angenehm zu lesen. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin schafft es, einen Gefühlsroman zu schreiben ohne schnulzig zu werden. Die Personen sind in ihrer emotionalen Tiefe sehr gut getroffen und werden dadurch nahbar und glaubhaft. Ich hatte zu Beginn der Backshow etwas Angst, dass die Backdetails zu viel und dadurch anstrengend werden könnten, aber auch dies wurde gut gelöst und die Rezept- und Backinformationen werden im Laufe des Buches reduziert. Das Geheimnis der Mrs. Quinn ist ein Thema, dass einige Frauen dieser Generation betrifft und sicher noch beschäftigt. Mir hat sehr gut gefallen, dass dieses seltene Motiv hier im Roman verarbeitet wurde. Das Backthema ist eigentlich nicht mein Genre, aber das Buch ist so gut gemacht, dass ich es bestechend schön finde.

Bewertung vom 29.09.2023
Pacific Crest Trail Killer
Piskulla, Christian

Pacific Crest Trail Killer


weniger gut

Zu viel Nebensächliches;
Der Einstieg ist gut und zu Beginn wirkte der Plot auf mich angenehm komplex. Die Leseabschnitte sind gut unterteilt und trotz der vielen kurzen Einheiten und häufigen Perspektivwechsel ist das Buch vom Schreibstil her angenehm zu lesen. Die Handlung ist an sich in Ordnung, aber ziemlich überladen. Es gibt für meinen Geschmack zu viele ausschweifende und unnötige Nebenhandlungen, die das Buch aufblähen und anstrengend machen. Auch das Privatleben der vielen Ermittler wird viel zu ausführlich beschrieben, vom Niveau gar nicht zu sprechen. Deshalb fand ich das Buch nach einem Drittel ziemlich langatmig und aufgrund der fehlenden Spannung hielt sich das Lesevergnügen in Grenzen. Die kriminalistischen Details waren teilweise sehr oberflächlich und die Sexualpraktiken des Hauptermittlers unnötig. Das im Nachwort erwähnte Anliegen ist nachvollziehbar, im Buch aber nicht gelungen umgesetzt. Der Plot hat Potenzial, das Buch müßte aber um die Hälfte gekürzt werden.

Bewertung vom 22.09.2023
Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1


sehr gut

Mehr Roman als Krimi;
Dies war mein erstes Buch von Eva Völler und es hat mir an sich gut gefallen. Allerdings ist es eher ein Roman oder Zeitportrait als ein Kriminalfall, auch wenn zum Teil die politische Entwicklung der Polizei in der Nachkriegszeit thematisiert wird. Die Handlung ist interessant, war mir aber eine Spur zu langatmig erzählt und gerade die Anteile des Kriminalfalls hätten sich schneller und intensiver entwickeln können. Der Schreibstil ist angenehm und war gut zu lesen. Die Nachkriegszeit wurde gut recherchiert und wird so gut beschrieben, dass ich sie mir sehr gut vorstellen konnte und in meinem Kopf die Erzählung mit Bildern verschmolzen sind. Auch das Wechselspiel zwischen Verurteilung und Rehabilitation wird passend geschildert. Die Charaktere fand ich gut gewählt und gut getroffen. Insgesamt ein schöner Roman mit etwas viel Romanze, aber mit wenig Elementen eines Kriminalromans, wodurch es wenig Spannung gibt. Über das Genre müsste man nochmal nachdenken…

Bewertung vom 22.09.2023
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2


ausgezeichnet

Würdige Fortsetzung;
Auch der zweite Fall für Mrs Potts und ihre Freundinnen ist ein top cosy crime Kriminalroman, geschrieben im Stil der klassischen Kriminalromane mit einer überraschenden Lösung am Ende. Die drei Damen sind scharfsinnig, intelligent, einfallsreich, angenehm schrullig, praktisch, bodenständig und ergänzen sich perfekt. Sie haben ihr Ermittlungswissen aus TV Krimis und Büchern und wenden es überragend in der Praxis an. Professionelle Unterstützung bekommen sie von einer Kommissarin, ich mag diese geballte Frauen Power! Die Handlung ist immer auf den Punkt, es gibt kein unnötiges Drumherum. Der Fall ist interessant mit einer rätselhaften, außergewöhnlichen Mordmethode, also in jeder Hinsicht gelungen. Ich war immer gut unterhaltsam, es war nie langweilig und es gab viel unterschwelligen und expliziten Humor.

Bewertung vom 19.09.2023
Die Tote im Eis / Ein Fall für Anna Glad Bd.1
Frantz, Eva

Die Tote im Eis / Ein Fall für Anna Glad Bd.1


sehr gut

Solider Finnland-Krimi;
Dieser Krimi entwickelt einen ganz eigenen Charme, da mit der Lucia-Prozession ein typisch finnischer Brauch im Mittelpunkt steht und man sich dadurch gut in das finnische Setting hineinversetzt fühlt. Mit der bodenständigen Anna Glad und ihrer Kollegin gibt es sehr sympathische Ermittlerinnen, das hat mir gut gefallen. Der Plot ist eher einfach, aber interessant und gut geschrieben. Auch die Charaktere sind glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt. Für meinen Geschmack wird das Privatleben Anna Glads zu intensiv thematisiert, da ich Wert auf einen interessanten Fall lege und nicht so sehr am Privatleben der Ermittler interessiert bin. Beim Lesen hatte ich den Eindruck, dass dies nicht der erste Band mit Anna Glad sein kann, und soweit ich recherchieren konnte ist es zwar der erste auf Deutsch, aber der zweite aus der Reihe. Im Original gibt es insgesamt bereits vier. Einen entsprechenden Hinweis auf dem Klappentext hätte ich gut gefunden. Aber der Fall steht für sich und man kann das Buch daher ohne weiteres als erstes lesen. Der Schreibstil ist in Ordnung, auf mich wirkte manchmal etwas spröde, daran hab ich mich aber schnell gewöhnt.

Bewertung vom 19.09.2023
Kein guter Mann
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


ausgezeichnet

Weihnachtsroman mal anders;
Für mich war es das erste Buch von Andreas Izquierdo und ich bin vollkommen überwältigt und hingerissen. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen: charmant, humorvoll, intelligent und auf eine angenehme Weise emotional. Das Buch ist zauberhaft, ohne schnulzig zu sein. Die Charaktere sind glaubhaft beschrieben, auf den Punkt getroffen und mit viel Humor und Menschenkenntnis analysiert. Der Postbote Walter kurz vor der Rente hat einige Überraschungen zu bieten. Zwischen dem Geschehen in der Gegenwart, dass in der Weihnachtszeit spielt, gibt es Rückblenden in Walters Lebensgeschichte, die mehr Geheimnisse und Höhen und Tiefen hat, als man anfangs erwartet. Die Handlung ist intelligent aufgebaut und ebenso wie Walters Familiengeschichte sehr glaubhaft dargestellt. Von sehr lustigen Episoden bis zu tragischen Ereignissen, die zu Tränen rühren, ist alles geboten. Für mich ein toller Helden- und Weihnachtsroman, den man jedes Jahr wieder lesen möchte.

Bewertung vom 19.09.2023
Solothurn hüllt sich in Schweigen
Gasser, Christof

Solothurn hüllt sich in Schweigen


sehr gut

Vielschichtiger Fall;
Für mich war es das erste Buch von Christof Gasser und ich bin zufrieden. Als Deutsche hat der ein oder andere Schweizer Begriff einen ganz eigenen Charme für mich, verstehen konnte ich sie alle auch ohne weitere Erklärungen. Das Glossar am Ende habe ich erst später entdeckt, da wäre ein Inhaltsverzeichnis oder Hinweis zu Beginn hilfreich gewesen. Es handelt sich um den sechsten Fall für das Team rund um Dominik Dornach und ich hatte keine Probleme, diesen Krimi ohne Kenntnis der Vorgänger zu lesen. Zu den Beziehungen zwischen den Personen gibt es ein paar Erklärungen, aber die vorherigen Fälle werden nicht gespoilert - soweit ich das erkennen kann. Der Fall ist kompliziert und interessant aufgebaut und wird nachvollziehbar gelöst, auch wenn mir einige Teilaspekte unwahrscheinlich vorkamen. Mir hat gut gefallen, dass alle offenen Fäden miteinander verknüpft wurden und keine Fragen offenbleiben. Die Hintergründe wurden gut recherchiert. Ich fand den Mittelteil sehr stark, Beginn und Ende hätten etwas spannender sein können. Auf jeden Fall handelt es sich um einen guten Krimi, bei dem einiges an Lokalkolorit rübergebracht wird.

Bewertung vom 19.09.2023
Der Todesengel von Wien
Jelinek, Nina

Der Todesengel von Wien


sehr gut

Ausgesprochen interessant;
Der Fall Martha Marek war mir bisher unbekannt, ist aber hochinteressant. Der Schreibstil ist angenehm, das Buch lässt sich flüssig lesen. Mir hat sehr gut gefallen, wie der Kriminalfall die Zeitgeschichte wiedergibt. Die Charaktere sind sehr gelungen und es ist schön, durch die Perspektivwechsel noch mehr über die verschiedenen Lebenssituationen zu erfahren. Die Autorin enthüllt auch unglaubliche Details, z. B. die Sache mit der Guillotine. Ich denke, dass da sehr viel Recherche-Arbeit dahinter steckt. Deshalb hätte ich mir noch mehr Informationen zu den Quellen gewünscht und noch etwas dezidiertere Erklärungen dazu, was Fakten sind und was Fiktion ist. Gut gefallen haben mir auch die Zeitsprünge, die etwas Spannung in die Erzählung bringen, was bei einem True Crime Buch, dessen Ausgang feststeht, gar nicht so einfach ist. Für mich ist dieser Fall sehr gut gewählt, da die Motive Marthas und einige Geschehnisse nur unter bestimmten historischen Gegebenheiten möglich waren.

Bewertung vom 14.09.2023
Meine Männer
Kielland, Victoria

Meine Männer


gut

Anders als erwartet;
Im Nachwort schreibt die Autorin, dass es sich bei diesem Buch um eine literarische Phantasie handelt, und das trifft es ganz gut. Die Schreibweise ist ungewöhnlich und daher sehr mutig. Ich würde sie als poetisch, atmosphärisch, emotional beschreiben und auch irgendwie verstörend. Man muss sich sehr konzentrieren, um die wenigen relevanten Infos nicht zu überlesen. Für mich passt der Schreibstil nicht zur damaligen Zeit und auch nicht zum Inhalt – auch wenn es vielleicht eine innovative Idee ist, das Buch trotzdem so zu schreiben. Wer Fakten über Brynhild / Belle Gunness erwartet, wird leider enttäuscht. In jedem kleinen Online-Artikel finden sich mehr Fakten als in diesem Buch. Es ist wirklich unkonventionell, aber keine Verbesserung zu althergebrachten Erzählstilen und sehr anstrengend. Zugutehalten kann man dem Schreibstil aber, dass man sich gut in die Gefühlswelt Belles hineinversetzen kann. Mir hat dieses Experiment nicht so gut gefallen, die knapp 200 Seiten waren mehr als ausreichend für den ausgefallenen Stil.

Bewertung vom 14.09.2023
Henriette lächelt
Heinisch, Andrea

Henriette lächelt


ausgezeichnet

Toll und wichtig;
Das Leben Henriettes wird aus ihrer Sicht in kurzen Kapiteln geschildert. Es geht um das aktuelle Geschehen, ihre Gedanken und Rückblenden in Erinnerungen. Sie hat wenig soziale Kontakte und Ärzte und ihre Mutter verhalten sich ihr gegenüber distanzlos. Ihr Gewicht wird immer ungefragt zum Thema und sie will doch nur als Mensch behandelt werden. Mich hat die Respektlosigkeit ihrer Mutter sehr betroffen gemacht, aber die verletzenden, kleinen Sticheleien sind aus dem Leben gegriffen und sehr glaubhaft. Henriette erträgt das alles gutmütig, aber natürlich geht es ihr dadurch nicht besser. Die Autorin beschreibt die Situation sachlich, auf den Punkt und es drängt sich auf, dass der Umgang mit Übergewichtigen in unserer Gesellschaft nicht in Ordnung ist. Lebensstil und Aussehen werden ungefragt kommentiert und bewertet trotz Anti-Body-Shaming Bewegung. Ab der Mitte verändert sich Henriettes Leben langsam und mir hat gut gefallen, wie es der Autorin gelingt, viele kleine Veränderungen einzustreuen ohne manches direkt auszusprechen. Ein wichtiges Buch, das für das Thema sensibilisiert und hoffentlich auch etwas bewegen kann.