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Benutzername: 
Tialda von bibliofeles.de
Wohnort: 
Saarland
Über mich: 
schwarzromantische Buchliebhaberin

Bewertungen

Insgesamt 239 Bewertungen
Bewertung vom 05.06.2013
Gabriel
Bergmann, Kaja

Gabriel


sehr gut

Rezension:

Bei Kaja Bergmanns “Gabriel: Duell der Engel” kann man schon am Cover erkennen, dass es sich um ein Jugendbuch handelt. Das Motiv und die farbliche Abstimmung passen perfekt zu der Geschichte und setzen sich auch auf den Innenseiten der Klappbroschur fort.

Am besten hat mir die Art gefallen, in der die Geschichte erzählt wird – nämlich aus Sicht des Protagonisten, einem Jugendlichen namens Gabriel. Er erzählt das Ganze rückblickend und wendet sich oft an den Leser, was den Charakter sehr sympathisch wirken lässt. Es fühlt sich so an, als wäre er ein Bekannter und würde einem seine unglaubliche Story erzählen, in der er herumwitzelt oder auch hin und wieder anmerkt, dass ihm klar ist, dass alles total seltsam wirken muss.

Auf 167 Seiten empfand ich das Buch aber fast zu kurz, mehr wie eine längere Kurzgeschichte. Ich hätte gern viel mehr dazu gelesen – aber so geht alles ziemlich schnell. Es beginnt damit, dass Gabriel einen Unfall hat und durch diesen Umstand aber mit dem Mädchen, das er schon seit einer Ewigkeit anhimmelt – Sonja-, zusammenkommt. Nachdem er im Krankenhaus aufwacht, stellt er fest, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt und er wohl so etwas wie ein Engel sein muss – denn er kann z.B. plötzlich fliegen.

Seiner Freundin erzählt er von der Sache nichts und auch nicht, was zwischen ihm und seinem neuen Mitschüler Seraphin für ein Kampf entbrennt – denn auch dieser ist nicht menschlich. Gabriel ist irgendwie ein Charakter mit besonders viel Tiefe. Obwohl sein Herz offenbar nicht schlägt, wirbeln die Emotionen nur so um ihn herum und eine seiner größten Ängste ist es, Sonja zu verlieren.

Noch mehr über Gabriel erfährt man außerdem durch Seiten, die hin und wieder im Buch auftauchen, aussehen wie karriertes Papier und auf denen sich handschriftlich niedergeschriebene Gedanken des Protagonisten wiederfinden. Und dann ist da noch seine ganz deutliche Liebe zu Büchern, denn sein Humor bezieht sich oft auf Anspielungen zu Werken wie z.B. Harry Potter.

Am meisten geflasht hat mich übrigens das Ende. Ein Ende welches Fantasy-Fans ziemlich sicher enttäuschen wird aber das ich einfach nur atemberaubend fand. Es kommt zu einem dramatischen Showdown und man denkt sich “Endlich… jetzt wird alles gut.” und die letzte Seite nimmt einem einfach nur die Luft.

Weniger zu empfehlen für Leute, die ausschließlich Fantasy lesen – dafür möchte ich das Buch aber Lesern ans Herz legen, die Jugendbücher – und vor allem solche, die mit der Psyche des Menschen zu tun haben – mögen.

Fazit:

Tolle Geschichte mit supersympathischen Protagonisten und herzzerfetzendem Ende.

Bewertung vom 21.04.2013
Opfer
Unsworth, Cathi

Opfer


sehr gut

Rezension:

Die Bezeichnung ‘Kriminalroman’ ließ mich etwas skeptisch an “Opfer” von Cathi Unsworth herangehen, da mir dieses Genre eigentlich nicht liegt. Aber der Klappentext und die ansprechende Aufmachung des Covers machten mich trotzdem so neugierig, dass ich das Buch lesen wollte – und kurz darauf war ich schon voll und ganz in der Geschichte gefangen.

Der Schreibstil der Autorin lässt sich sehr gut lesen und ist nicht allzu anspruchsvoll aber immer noch angenehm gehalten, so dass man sich mit der Story anstatt dem Satzbau verlieren kann. Beschrieben wird aus zwei Handlungssträngen – einer davon spielt 1983 und handelt von Corrine, die den grausamen Mord damals angeblich begangen hat, wohingegen der zweite Strang 2003 spielt und sich mit Sean Ward, einem Privatermittler, beschäftigt.

Kurz nachdem ich begonnen hatte zu lesen, stellte ich fest, dass es sich bei Corrine und ihrem sozialen Umfeld um Angehörige der damals aufstrebenden schwarzen Szene handelt. Was mich daran so begeisterte, verstehen aber wahrscheinlich nur Gleichgesinnte, die ebenfalls eine Vorliebe für die Anfänge der Gothicszene hegen. Die Autorin lässt immer wieder authentische Infos über die damalige Mode und die Musik fallen und machte somit mein schwarzes Herz glücklich ; ).

Aber auch mal davon abgesehen ist das Buch richtig gut, allerdings muss ich zugeben, dass mir die Kapitel, die in den 80ern spielten, viel besser gefallen haben, als die mit den Ermittlungen von 2003. Erstere spiegeln wahnsinnig viel Lebensgefühl wieder und es ist spannend zu erleben, wie sich die Beziehung zwischen Corrine, Debbie und der neu hinzugezogenen Samantha entwickelt – denn eines der Mädchen ist tatsächlich abgrundtief Böse – wer das ist und wer den Mord begangen hat wird allerdings erst am Ende des Buches aufgeklärt.

Mit den Kapiteln von damals wechseln sich die mit dem Ermittler Sean Ward ab. Er reist in das kleine Städchen in Nordengland, in dem alles passierte, und versucht dort herauszufinden, wie sich die Sache wirklich zugetragen hat. Dabei treibt er sich vor allem in einer Kneipe herum, die seit Ewigkeiten existiert und spricht mit Leuten die dabei gewesen sein könnten – dieser Part ist leider eher weniger spannend.

Trotzdem kann ich “Opfer” nur jedem empfehlen, der gerne Jugendbücher mit Thrillerelementen oder Kriminalromane liest.

Fazit:

Emotionale Jugendthrillerelemente wechseln sich perfekt mit Krimielementen ab. Außerdem eine besondere Empfehlung für Liebhaber der frühen Gothicszene.

Bewertung vom 13.04.2013
Die Nonnen von Sant'Ambrogio
Wolf, Hubert

Die Nonnen von Sant'Ambrogio


weniger gut

Rezension:

Der Klappentext von Hubert Wolfs “Die Nonnen von Sant’Ambrogio” klingt atemberaubend und nach einem richtig spannenden Buch – also habe ich mich auch genau darauf eingestellt, rechnete mit einem skandalösen historischen Roman nach einer wahren Geschichte. Nun ja… DAS war dieses Buch leider nicht, und zwar in jeder Hinsicht.

Nachdem ich die ersten Seiten gelesen hatte, stellte ich nach einer Flut von Jahreszahlen und Namen fest, dass es sich um ein Sachbuch handelt – was an sich noch kein Problem wäre. Aber leider konnte mich das Buch einfach absolut nicht fesseln.

Hubert Wolf hat ordentliche Arbeit geleistet, das muss man dem Autor wirklich lassen. Das komplette Buch ist von Fußnoten übersäht und diese werden im Anhang, der mit seinen rund 100 Seiten richtig mächtig ist, aufgelöst. Darin findet man in erster Linie natürlich Quellenangaben aus den römischen Archiven, aber auch viele Infos über wichtige Personen der Zeit und zusätzlich werden verschiedene Begriffe umfassend erklärt.

Schlägt man das Buch auf, findet man einen Ausschnitt des damaligen römischen Stadtplans, auf dem das Kloster eingekreist ist – dieser Ausschnitt ist recht detailgetreu und erstreckt sich über zwei Buchseiten. Darauf folgt ein ausführliches Inhaltsverzeichnis und ein Personenregister, denn bei den Nonnen kann man schon mal leicht durcheinander kommen, da fast jede ein “Maria” im Doppelnamen trägt.

Ich habe mir fest vorgenommen, das Buch ganz zu lesen. Jedes Mal, nachdem ich das Buch zur Seite gelegt habe, weil ich eigentlich keinen Nerv mehr hatte und den Erklärungen längst nicht mehr folgen konnte, habe ich das Buch später trotzdem wieder zur Hand genommen. Bis zu Seite 260 (von den insgesamt 444 ohne Anhang) – ab da habe ich das Buch mehr oder weniger abgebrochen und nur noch grob drübergeblättert. Das Buch und ich können einfach nicht zusammen und das mag etwas heißen, denn normalerweise breche ich ein Buch nie ab.

Ich denke es lag an zwei Faktoren. Zum einen ist das Buch zu ausschweifend geschrieben. Man beschränkt sich nicht auf das Wesentliche – den Skandal – und wiederholt alles mehrfach, indem Aussagen verschiedener Marias, also Nonnen, zum gleichen winzig kleinen Themenabschnitt gedruckt wurden. Zu anderen hatte es wahrscheinlich persönliche Gründe, dass mir das Werk nicht liegt, da ich auf die Thesen der katholischen Kirche mit Ärger reagiere. Deshalb möchte ich betonen, dass die Bewertung von 2 Sternen meine persönliche, subjektive Wertung ist!

Wer sich der katholischen Kirche nicht dermaßen verschließt, sich für Geschichte interessiert und sich außerdem noch leicht durch Sachtexte liest – für den dürfte “Die Nonnen von Sant’Ambrogio” eine Offenbarung sein, da es sehr gründlich recherchiert wurde.

Fazit:

Ein Buch mit dem ich persönliche Differenzen hatte, das aber objektiv betrachtet richtig gut ist.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.04.2013
Das fremde Haus / Simon Waterhouse & Charlie Zailer Bd.6
Hannah, Sophie

Das fremde Haus / Simon Waterhouse & Charlie Zailer Bd.6


gut

Rezension:

Am Auffälligsten ist an Sophie Hannahs “Das fremde Haus” die geniale Aufmachung. Das Taschenbuch trägt einen Umschlag aus dickem, aber trotzdem milchig-durchsichtigem Papier worauf Grundrisse einer Wohnung und blutige Fingerabdrücke zu sehen sind. Nimmt man den Umschlag ab, sind nur noch die schwebenden Worte auf weißen Untergrund zu sehen, die im Nichts zu stehen scheinen.

Sophie Hannahs Schreibstil okay. Nichts besonderes, aber trotzdem gut lesbar. Erzählt wird aus zwei verschiedenen Perspektiven – nämlich einerseits aus Ich-Perspektive der Protagonistin Connie Bowskill und auf der anderen Seite aus Sicht der Ermittler, die den Fall beleuchten. Hier befindet sich der Leser abwechselnd auf dem Präsidium, mit einem Polizistenpaar in den Flitterwochen und in einer seltsamen Affäre zwischen der Schwester der flitternden Braut und einem Polizeikollegen.

Damit der Leser immer gleich zu Anfang des Kapitels weiß, worum es geht, hat sich die Autorin eine gute Lösung ausgedacht: Wenn es um Connie geht, besteht das Datum am Kapitelanfang aus Zahlen und dem als Wort geschriebenen Monat, wohingegen das Datum komplett aus Ziffern besteht, wenn es um die Ermittlerseite geht. Außerdem gibt es hin und wieder zwischen den Kapiteln Schriftstücke, die die Polizei sichergestellt hat – dabei handelt es sich absurderweise größtenteils um Gedichte von Kindern; man erfährt am Ende noch was es damit auf sich hat.

Ich habe mir unter der Geschichte einen mitreißenden Psychothriller vorgestellt. Nachdem ich das Buch jetzt gelesen habe, würde ich behaupten, es ist eher ein Thriller mit Krimielementen. Die Geschichte ist nicht schlecht und liest sich leicht, aber sie zieht sich für meinen Geschmack zu sehr hin – es dauert zu lange bis etwas Unerwartetes passiert. Und ganz ehrlich? – Es hat mich absolut nicht interessiert, dass dieses Polizeipaar flittert, sexuell frustriert ist und die Schwester der Braut eine Affäre hat. Damit hätte man das Buch schonmal angenehm kürzen können, denn es hat mit der Geschichte an sich tatsächlich überhaupt nichts zu tun.

Es ist aber gut möglich, dass Leute, die Psychothriller normalerweise als zu hart empfinden, mit diesem Buch ganz glücklich wären – es ist eben etwas ‘softer’ als das, was ich unter diesem Genre verstehe. Vielleicht wurde dieses “Psycho” hier aber auch auf die Tatsache bezogen, dass niemand Connie glaubt und sie niemandem mehr trauen kann – am wenigsten ihrem Mann, Kit. Im wahren Leben ginge das ja auch extrem auf die Psyche.

Fazit:

Ein Psychothriller – ohne viel Psycho, dafür mit mehr Krimielementen, aber eigentlich nicht schlecht. Leider wurde der recht gute Plott mit unnötigen Nebengeschichten zugeschüttet.

Bewertung vom 03.04.2013
Mein Herz ruft deinen Namen
Tamaro, Susanna

Mein Herz ruft deinen Namen


sehr gut

Rezension:

Das Cover von Susanna Tamaros “Mein Herz ruft deinen Namen” passt perfekt zur Geschichte, die es umschließt. Einerseits schlicht, doch trotzdem mit einer gewissen Leidenschaft – den Umriss des Feuers, das die Ahornblätter bei genauerem hinsehen bilden.

Die Autorin schreibt wunderschön, wie ich finde. Einfach und trotzdem tiefgreifend – dies zieht sich durch das ganze Buch. Eigentlich ist es ein einziger langer Brief, den der Protagonist an seine Frau richtet. Er erzählt ihr, was in den letzten Jahren passiert ist und wie er und sein Leben sich durch einen Vorfall verändert haben – denn schon nach kurzer Zeit wird dem Leser klar: die Frau an den er die Worte richtet, ist schon mehrere Jahre tot. Die Erzählung ist nicht besonders strukturiert, aber nach und nach setzt sich das Puzzle seines Lebens vor den Augen des Lesers zusammen.

Einst war er ein erfolgreicher Arzt, doch der Verlust geliebter Menschen geht nicht spurlos an einem vorbei. Ich möchte an dieser Stelle nicht verraten, was ihm alles widerfahren ist – aber das Buch beginnt an der Stelle, an der er letztendlich angekommen ist: In einer kleinen Hütte auf einem Berg, in der er abgesehen von seinen Tieren ganz alleine ohne jegliche Technik oder Hilfe der Zivilisation lebt.

Die Stimmung die auf dem Berg und in ihm herrscht, schwingt durch das ganze Buch – Stille, aber im positiven Sinn. “Mein Herz ruft deinen Namen” ist still und leise aber voller Wärme, und trotzdem bzw. gerade deshalb wunderschön. Man schlägt das Buch auf und heraus kommt eine sanfte Welle, die den Leser in Worten einwebt.

Fazit:

Still, leise und voller Bedeutung und Herzberührung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.03.2013
Darina, die Süße
Matios, Maria

Darina, die Süße


gut

Rezension:

Der innere Klappentext von Maria Matios’ “Darina, die Süße” erinnerte mich zurerst an den Film “Nell”, in dem die authistische Protagonistin nie mit der Außenwelt in Kontakt kam – das ist Darina, wie ich herausfand, nicht ganz. Die Geschichten gleichen sich insofern, dass Maria Matios’ Darina auch aus psychischen Gründen nicht spricht, und diese findet der Leser im Laufe der Geschichte heraus.

Ich denke über Maria Matios Schreibstil kann man nicht besonders viel sagen, da die Übersetzung vom Ukrainischen ins Deutsche den persönlichen Stil wahrscheinlich ziemlich verzerrt. Der Schreibstil, den der deutsche Leser vorgesetzt bekommt, ist kein überragendes Meisterwerk – aber er lässt sich ganz gut lesen.

Beeindruckend fand ich vor allem die Darstellung des Dorfes, in dem die Protagonistin in der Bukowina lebt. Obwohl sich die Geschichte, wie man den versteckten Hinweisen nach und nach entnehmen kann, mindestens nach den späten 80ern spielt, dachte ich zu Anfang sogar, dass es sich ums Mittelalter handeln könnte.

Immer wieder ist im Buch das Getratsche der Dorffrauen in kursiver Schrift eingefügt und da dort teils sogar darüber geredet wird, ob eine Bewohnerin eine Hexe ist, kann man sich ausmalen, wie fortschrittlich es in Dörfern dieser Region zugeht. Deshalb ist Darina, die nicht spricht und oft seltsame Dinge tut, auch als schwachsinnig verrufen.

Es kommt im Buch ein Punkt, an dem die Geschichte zu einem jungen Paar umschwenkt, bei dem es sich um Darinas Eltern handelt. Hierbei handelt es sich um die Zeit des 2. Weltkriegs und es wird sich herausstellen, was Darina widerfahren ist und sie ihre Sprache verlieren ließ. Mehr möchte an dieser Stelle nicht verraten.

Bei “Darina, die Süße” geht es in erster Linie nicht darum den Leser zu unterhalten, sondern um eine Aufklärung. Wer sich für Geschichte interessiert und dafür wie diese von eher weniger beachteten Bevölkerungsteilen – in diesem Fall das Grenzland Ukraine/Rumänien – erlebt wurde, ist an diesem Buch gut bedient. Es lohnt sich im Übrigen auch, sich im Nachfeld über die Autorin zu informieren – in meinen Augen eine beeindruckende Person.

Fazit:

Eine Geschichte über die Auswirkungen des 2. Weltkriegs in Osteuropa anhand vom Beispiel der stummen Darina. Soll mehr aufklären als unterhalten, ist aber trotzdem gut.