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Benutzername: 
atzekrobo
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Zeven
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Bücherfreak

Bewertungen

Insgesamt 176 Bewertungen
Bewertung vom 11.08.2012
Der deutsche Goldrausch
Laabs, Dirk

Der deutsche Goldrausch


ausgezeichnet

Pflichtletüre für politisch Interessierte
Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik musste das so genannte Volksvermögen des untergegangenen Staates privatisiert werden. Die dafür gegründete Treuhandanstalt übernahm rund 8000 Betriebe. Als die Verkäufe abgeschlossen waren, hatte es über drei Millionen Entlassungen gegeben, und die Staatskasse des wiedervereinigten Deutschland war mit vielen Milliarden Mark belastet worden. Für viele Deutsche, vor allem für die ehemaligen Bürger der DDR, stand die Treuhand fortan für eine Politik des gnadenlosen Verscherbelns ihrer einstigen Betriebe. In seinem überaus lesenswerten Buch schildert Dirk Laabs mit großer Akribie die Geschichte der Treuhandanstalt. Wem Polit-Thriller zu unrealistisch sind, der wird hier einen Polit- und Wirtschaftskrimi finden, der spannender ist, als so mache Geschichte über Mord und Totschlag.
Das Entstehen dieser Superbehörde, die an Macht und Einfluss ohne Beispiel war, wird minutiös geschildert. Da geht es um Illusionen der Bürgerbewegung in der DDR, um kalte Macher aus dem Westen, aber auch um treue Seelen, die nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben, nur um hinterher dafür verurteilt zu werden. 120 Milliarden Euro Schulden standen am Ende in den Büchern, durch den Verkauf der gesamten DDR-Volkswirtschaft kamen nur läppische 34 Milliarden Euro in die Kasse.
Der Autor schildert nachvollziehbar die fatale „Goldgräberstimmung“, die schon ausbrach, als sich das Ende des kommunistischen Experimentes östlich der Elbe abzeichnete. Der großen Gier, die bei seriösen Unternehmen im Westen ebenso ausbrach wie bei windigen Geschäftemachern, konnte kein wirksames Kontrollinstrument entgegen gesetzt werden.
Es ging den westlichen Firmen – nicht nur aus Deutschland – um Marktanteile, Wissen und das „vom-Markt-nehmen“ unliebsamer Konkurrenz. Laabs schildert viele prägnante Beispiele, etliche davon sind aus den Medien der damaligen Zeit bekannt, andere Vorgänge spielten sich eher im Verborgenen ab.
Das heillose Chaos der damaligen Zeit wird nachvollziehbar, denn Laabs schildert detailliert, wie die Treuhand personell und auch strukturell überfordert war. Die politische Kontrolle fehlte vollständig, die Frage, ob das so gewollt war, kann allerdings auch Laabs nicht beantworten. Das lesenswerte Buch ist für politisch und geschichtlich Interessierte im Grunde eine Pflichtlektüre.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.08.2012
Verderben / Kay Scarpetta Bd.8
Cornwell, Patricia

Verderben / Kay Scarpetta Bd.8


gut

Kurzweilige Unterhaltung
„Verderben“ ist der achte Band in der bei vielen Lesern beliebten Kay-Scarpetta-Reihe von Patricia Cornwell. Ursprünglich bei Hoffmann und Campe erschienen wurde das Buch mehrfach neu aufgelegt, aktuell vom Goldmann-Verlag im neuen einheitlichen Design der Reihe. Und es beginnt enorm rasant und dynamisch, denn auf einer Müllkippe in Virginia wird ein menschlicher Rumpf gefunden. Leichenbeschauerin Scarpetta ahnt, dass es einen Zusammenhang mit einem brutalen Massenmörder gibt, der im fernen Irland tötet. Aber sie findet auch Unterschiede zu den irischen Mordopfern heraus – Kopfzerbrechen bereitet der Medizinerin vor allem ein unerklärlicher Hautausschlag bei der Leiche. Als es ein weiteres Mordopfer mit dem gleichen Ausschlag gibt, kann sich Kay Scarpetta sicher sein, dass der irische Mörder nichts mit den Fällen in Virginia zu tun hat. Die Toten in den USA waren mit einem Killer-Virus infiziert. Die Pathologin bekommt kurz darauf eine Mail des Mörders, mit Fotos der zerlegten Leiche. Zudem muss sie davon ausgehen, sich selbst infiziert zu haben – ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.
Der spannend beginnende Roman verliert zum Ende hin etwas an Fahrt, Cornwell hat schon besser Finales geschrieben. Aber nach wie vor punktet die Autorin stets mit ihrer akribischen Schilderung der schwierigen Arbeit in der Pathologie und bei der Polizei. Gut recherchiert und faktensicher sich die Bücher von Patricia Cornwell allemal. Wer bei der Neuauflage mit diesem Buch einsteigen möchte, könnte allerdings ein Problem bekommen. Für Scarpetta-Neulinge ist es wohl besser, die Reihe chronologisch zu lesen. Dann bekommen sie auch mit „Verderben“ kurzweilige Unterhaltung für lange Lese-Abende geboten.

Bewertung vom 04.08.2012
Die Königin der Drachen / Das Lied von Eis und Feuer Bd.6
Martin, George R. R.

Die Königin der Drachen / Das Lied von Eis und Feuer Bd.6


ausgezeichnet

George R.R. Martin ist ein überuas fesselnder Erzähler
„Die Königin der Drachen“ ist der sechste Teil der Kult-Serie von George R.R. Martin – und dürfte die Leserschaft spalten. Denn viele haben sich an die steten Überraschungen gewöhnt, die der Autor seinen Lesern in jedem neuen Band immer wieder bereitet. Aber andere hoffen immer darauf, die Richtung der Ereignisse doch irgendwie vorhersehen zu können. Ich gehöre eher zu den Lesern, die sich gerne überraschen lassen, und deshalb hat mir der sechste Teil der Reihe wieder außerordentlich gefallen.
Daenerys Targaryen will mit einer starken Armee in die Sieben Königreiche einfallen. Sie zieht mit ihrer Heerschar von Siedlung zu Siedlung, und sammelt weitere Kämpfer ein. Söldner, Waffen und Pferde verstärken die Kampfmaschine der Königin, die die letzte ihres Geschlechts ist. Robb Stark hat derweil alle Hoffnung fahren lassen, die Lannisters doch noch zu besiegen. Zwar trägt er reihenweise Siege in Schlachten und Scharmützeln davon, aber das hilft nicht viel, denn er verliert seine wichtigsten Bündnisgenossen im Kampf um den Eisernen Thron. Aus dem Norden droht durch die Wildlinge gleichzeitig große Gefahr, denn sie wollen die südliche Zivilisation vernichten. Und ihnen folgen grausame Untote, die sogar alle menschlichen Völker verschlingen wollen.
George R.R. Martin wird auch in „Die Königin der Drachen“ seinem Ruf als fesselnder Erzähler wieder mehr als gerecht. Der Autor schafft viel Atmosphäre, auch und gerade weil sich seine Protagonisten auf tückischem neuen Boden bewegen. Was mich an der Reihe immer wieder besonders begeistert, ist die Aufmachung. Die zwei Karten in den Umschlagseiten sind hervorragend gestaltet. Und der Anhang mit seinen Namenslisten und Erläuterungen sorgt perfekt dafür, dass man stets den Überblick behalten kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2012
Cocktails
Brandl, Franz

Cocktails


ausgezeichnet

Brandl lässt keine Wünsche offen
Es gibt viele Cocktail-Bücher - und jetzt gibt es das unglaubliche Kompendium von Franz Brandl. Seine umfassenden beruflichen Erfahrungen schlagen sich in diesem reich illustrierten Werk sichtbar nieder. Und man merkt sofort, dass hier ein Fachmann am Werke ist. Denn er beginnt damit, dem interessierten Laien etwas über dessen eigene Hausbau zu vermitteln - grandios. Das fängt bei wichtigen Zutaten an, geht weiter mit der Ausstattung und mündet in die so wichtige Zubereitung.
Gläser, Drinkkategorien, Fachausdrücke und sogar ein Mischplan - der Autor hat an alles gedacht. Und dann kommt der gravierende Unterschied zu anderen Cocktailbüchern, der dieses Werk für mich ganz persönlich zum absoluten Favoriten macht. Franz Brandl listet nicht die Cocktails nacheinander auf, sondern er hat sein Buch nach Alkoholsorten kategorisiert. Man sucht also nicht einen Cocktail, den man lecker findet, um dann in der Hausbar festzustellen, dass man gar nicht alle Zutaten vorrätig hat. Sondern man schaut, was in der Bar vorhanden ist, und findet prompt einen dazu passenden Cocktail. Das nenne ich mal einen verbraucherfreundlichen und leserorientierten Ratgeber.
Abgerundet wird das ganze durch einen wirklich ausführlichen Teil zu alkoholfreien Mixgetränken, ein Cocktailregister (falls man doch ein bestimmtes Getränk suchen möchte), sowie eine Liste von Herstellern und Importeuren. Dieses Buch dürfte nicht nur die Bücherwand neben der Hausbar zieren, sondern schnell durch häufigen Gebrauch abgenutzt sein. Ich fürchte jedenfalls, bei mir wird es so sein. Wenn es möglich wäre, würde ich neben fünf Sternen sogar noch ein Pluszeichen setzen.