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ulrikerabe
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 195 Bewertungen
Bewertung vom 11.03.2018
Das Geheimnis der Muse
Burton, Jessie

Das Geheimnis der Muse


ausgezeichnet

Zwei Zeitstränge, zwei junge Frauen, die durch eine geheimnisvolles Gemälde verbunden sind, machen diesen hervorragenden Roman aus.
In Andalusien 1936 treffen die begabte Malerin Olivia Schloss und der Revolutionär Isaac Robles aufeinander. Kunst, Begierde und Rebellion stürzen die beiden in unaufhaltsame Ereignisse.
Im London der 60er Jahre taucht ein Bild auf, das Isaac Robles zugeschrieben wird. Die junge Odelle, seit einigen Jahren aus Trindad ausgewandert, hat einen Job als Schreibkraft beim Skelton Institute of Art. Schreiben ist ihre Passion Ihre charismatische Chefin fördert und fordert sie. Bald ist Odelle der Anziehungskraft des Bildes und dessen Vergangenheit erlegen.
Dieses hat mich von Anfang an mitgerissen. Mit großer Sympathie für ihre (vor allem weiblichen) Figuren nimmt die Autorin den Leser mit auf eine spannende Reise durch die Vergangenheit. Mit großer Begeisterung zur Kunst in Zeiten des Umbruchs beschreibt sie ein Lebensgefühl voller Kraft und Leidenschaft. Nicht nur um das besagte Gemälde rankt sich ein Geheimnis, auch um die Protagonistinnen. Gelungen verknüpft die Autorin die Zeitebenen, bis sich ein großes Ganzes ergibt.
Das Geheimnis der Muse ist ein Unterhaltungsroman der besten Sorte, opulent, süffig, aber niemals belanglos. Ein herrlicher Schmöker, der einen nur so durch die Zeilen fliegen lässt.

Bewertung vom 04.03.2018
Die Herzen der Männer
Butler, Nickolas

Die Herzen der Männer


ausgezeichnet

Nelson ist 13, als er 1962 einen Sommer im Pfadfinderlager verlebt. Der eher schmächtige Junge hat keinen liebevollen Vater, der Choleriker neigt dazu seiner Rage mit dem Gürtel Ausdruck zu verleihen. Die Mutter, die Nelson abgöttisch liebt, ist aber zu schwach um sich dem Ehemann und Vater zu widersetzen. Nelson leidet darunter keine Freunde zu haben. Eine unheimlich berührende Szene schildert eine Geburtstagsparty, bei der der Junge vergeblich auf Besuch wartet. Der einzige, der schließlich erschient ist Jonathan, der einzige Junge, der hin und wieder Zeit mit Nelson verbringt, aber zumeist nur dann, wenn er sich einen Vorteil erhofft.
Nelson weiß, dass er anders ist als die andern Jungs im Lager, er sammelt verbissen Abzeichen, zeichnet sich durch Fleiß und Geschick aus, was ihn aber nur immer mehr zum Außenseiter macht. Heute würde man das, was mit ihm geschieht als Mobbing bezeichnen.
Mit einem Zeitsprung werden wir ins Jahr 1996 versetzt. Nelson hat sich mittlerweile als Kriegsheld in Vietnam hervorgetan und leitet nun das Pfadfindercamp seiner Jugend. Seine Kindheit und auch der Krieg haben ihn zu einem emotional distanzierten Einzelgänger gemacht
Bei einem Treffen mit Jonathan und dessen Sohn Trevor kommt es zu einer Eskalation zwischen diesen beiden. Jonathan verkörpert den typischen Emporkömmling der 90er, dem Alkohol und außerehelichen Eskapaden nicht abgeneigt, während Trevor sehr ruhig und moralisch gefestigt wirkt.
Im dritten Teil befinden wir uns im Jahr 2019. Die Erzählperspektive wird plötzlich weiblich. Rachel, die schon in den e90ern Trevors Freundin war, ist nun mit ihrem Sohn Thomas im Camp, das nach wie vor von Nelson, der mittlerweile grauen Eminenz des Pfadfinderlagers, geleitet wird. Rachel sieht sich in diesem Sommer männlicher Arroganz und Übergriffigkeit ausgesetzt, bis die Situation außer Kontrolle gerät.
Drei Generationen, drei heranwachsende junge Männer, deren Werdegang durch ihre Väter, deren Präsenz beziehungsweise auch gerade ohne deren Präsenz geprägt wird. Was macht Erziehung, aber auch Vorbildwirkung anderer Männer, wie beeinflusst sie das Leben eines jeden. Um diese Themen kreist diese Buch.
Die wenigsten erwachsenen Männer kommen in diesem Buch gut weg. Es sind die jungen, noch nicht ausgereiften Burschen, deren Wertesystem noch intakt ist, mit Ausnahme von Nelson, der über allen als moralische Instanz schwebt.
Freilich schildert Nickolas Butler mit jeder seiner Figuren archetypische Männer, den Choleriker, den Kriegshelden, den Strategen, den Moralisten, den Blender, den Einzelgänger, den Macho. (Das muss wohl so sein, denn das Leben eines ganz durchschnittlichen, normal werteverbundenen Mann ohne nennenswerte Eigenschaften gibt wohl nicht viel her für einen Roman.)
Nicht alle Männer auf der Welt sind so und doch kennt wohl jede von uns solche Typen, die Stammtischparolen poltern, die mit ihren Anzüglichkeiten sich jedes Recht an einer Frau herausnehmen wollen. Es hat sie immer schon gegeben und seit der öffentlichen #metoo Debatte gerade immer noch sehr aktuell.
Nickolas Butler hat genau diese Typen gezielt herausgearbeitet. Der Mythos vom starken Mann beschränkt sich meist nur auf das physische.
Ich mochte die Art zu erzählen, vor allem die Stellen, die Gefühllosigkeit der Personen oder deren Unmöglichkeit, Gefühle zuzulassen, beschreiben und dabei aber hoch emotionale Wirkung beim Lesen erzeugte. Ich litt mit dem einsamen Jungen Nelson mit, auch später fand ich diesen emotional so eingeschränkten Mann sehr viel Sympathie.
Das Übergreifen der drei Abschnitte über so viele Jahre hinwegineinander wurde durch diverse Rückblenden gut gelöst. Die ersten beiden Teile fand ich eingehender und stärker als den letzten. Der dritte Teil nahm für meinen Geschmack gegen Ende zu sehr an Tempo auf, welches nicht zu dem Rest des Buches passte. Ein bisschen weniger sich überschlagende Ereignisse hätten dem Buch besser gestanden.

Bewertung vom 27.02.2018
Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1
Benedict, Marie

Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1


gut

Wir schreiben das Jahr 1896, Mileva Maric hat es als einzige Frau geschafft, am Züricher Polytechnikum zum Physik- und Mathematikstudium zugelassen zu werden. Die höchstbegabte junge Frau aus Serbien lernt während des Studiums Albert Einstein kennen und lieben und wird seine erste Frau.
Der für die damalige Zeit ungewöhnliche Werdegang einer Frau, noch dazu aus einem eher unterprivilegierten Gebiet der K.u.K. Monarchie stammend, bietet ein Fülle an Möglichkeiten für eine interessante Biografie an. Die Geschichte zeichnet sich durch eine Mischung aus Fakten und Fiktion aus, wie viel Wahrheitsgehalt und wie viel Spekulation enthalten war, hat sich mir jedoch nicht erschlossen. Spätestens ab dem Moment, als Mileva und Albert zueinander gefunden gaben, driftet die Geschichte sehr zu einem trivialen Schicksalsroman ab. Das ewige Betonen, wie sehr die beiden doch die Lebensweise von Bohemien führen würden, die täppischen Kosenamen und letztlich die Degradierung der angeblich bei der Entwicklung der Relativitätstheorie federführenden Mileva zur simplen Hausfrau hat mich nicht angesprochen. Weiters fand ich sehr unschlüssig, dass eine so brillante Naturwissenschaftlern in ihren Forschungen nach Gottes Geheimnissen und Plan suchte und ich frag mich wie sehr hier der in Amerika so propagierte Kreativismus die Autorin beeinflusste.
Selbstverständlich habe ich mir von diesem nicht unbedingt ein feministisches Manifest aber doch mehr als eine Liebe(s)Geschichte mit schlechtem Ausgang erwartet. Daher gibt es von mir zu diesem Buch keine besondere Leseempfehlung.

Bewertung vom 26.02.2018
Die Geschichte des verlorenen Kindes / Neapolitanische Saga Bd.4
Ferrante, Elena

Die Geschichte des verlorenen Kindes / Neapolitanische Saga Bd.4


ausgezeichnet

Elena, die es mit viel Fleiß und Ehrgeiz aus dem Rione geschafft hat, wirtschaftlich gut situiert verheiratet, kehrt ihrem errungenen Leben den Rücken und der Liebe wegen wieder zurück nach Neapel. Ihre gesicherte Existenz gibt sie für Nino Sarratore auf, doch als sich nach der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter Imma noch immer nicht zu ihrer Beziehung bekennt, verlässt sie ihn ebenso. Mit einem geschickten Schachzug erhält sie wieder einen Buchvertrag und kann so mit ihren drei Töchtern ein selbstbestimmtes Leben führen. Lila hingegen, die zeitgleich mit Elena ein Kind erwartete, erlebt einen schweren Verlust.
Der Abschluss der vierteiligen Neapolitanischen Saga zeigt erneut, wie vielschichtig und facettenreich menschliche Beziehungen sein können. Die lebenslange Freundschaft zwischen Elena und Lila erfährt immer wieder Höhen und Tiefen, sie abwechselnd gezeichnet durch Liebe, Hass, Neid, Fürsorge. So unterschiedlich sich ihrer beider Leben entwickelte, es führt sie nach jedem Auseinandergehen immer wieder zusammen. Sie können wohl beide nicht mit, aber auch nicht ohne einander.
Elena Ferrante beschreibt ihre beiden Protagonistinnen so vielfältig, ihre Stärken und Schwächen, ihre Träume und Hoffnungen, geradlinig, sensibel aber niemals süßlich. Elena und Lena stehen stellvertretend für eine Fülle von Frauen, aus engen, konservativen und ärmlichen Verhältnissen stammend, für die Bildung und Ausbildung nicht selbstverständlich ist, genauso wenig wie ein selbstbestimmtes Leben.
Auf den letzten Seiten dieses Bandes schließt sich wunderbar der Bogen zum Beginn aus Meine geniale Freundin. Verlorenes erscheint wieder und bleibt als hoffnungsvolles Zeichen stehen.

Bewertung vom 11.02.2018
Lied der Weite
Haruf, Kent

Lied der Weite


ausgezeichnet

Schwanger und erst 17 ist Victoria, ihre Mutter wirft sie kurzer Hand aus dem Haus. Ella hat Depressionen und verlässt ihren Mann Tom und ihre Söhne Ike und Bobby. Die Brüder sind eine eingeschworene Einheit, tragen Zeitung aus und viel Verantwortung. Maggie, die Lehrerin kümmert sich um Victoria und verschafft ihr ein neues zuhause bei den McPherons Brüdern. Diese beiden alten knorrigen Männer übernehmen ihre neue Mitbewohnerin und Aufgabe mit Bravour.
All das passiert in dem kleinen fiktiven Städtchen Holt in Colorado, ein amerikanischer Mikrokosmos voller mehr oder weniger unglücklicher Menschen. Kent Haruf erzählt Episoden aus dem Leben dieser Menschen, deren Wege durchs Leben mäandern, sich manchmal kreuzen, gar aneinander prallen. Es sind Geschichten über Verlust, Einsamkeit, Erwachsenwerden, aber auch über Neuanfänge und Hoffnung. Völlig unaufgeregt und nicht wertend gleitet der Blick des Erzählers einer Kamera gleich durch die Straßen und Häuser. Gefühle haben wenig Platz in diesen einfachen Leben, so treibt die Sprachlosigkeit eines Ehemanns die Frau in eine Depression, hat Sexualität gar nichts Romantisches sondern ist nur Gewohnheit oder Trieb. Leben und Sterben ist für die Menschen auf einer Farm der normale Lauf der Dinge. Und doch wird Stück für Stück dieses Gefüge aufgerissen, die Menschen nähern sich an, Alte wie Junge bilden neue Gemeinschaften.
Lied der Weite ist 2018 in deutscher Sprache posthum aufgelegt, das Original erschien schon 1999. An einigen Kleinigkeiten kann man zwar feststellen, dass die Handlung noch früher, eher in den 80er Jahren stattfindet, und doch ist die Geschichte zeitlos, die Sprache geradlinig, ohne Schnörkel. Nicht alles wird erzählt, manche Zusammenhänge darf man sich selbst finden, es gibt keine Rückblicke. Vom Klappentext darf man sich nicht täuschen lassen, die Geschichte um das schwangere Mädchen und die alten Männer, die es bei sich aufnehmen, steht nicht im Vordergrund. Ich empfand alle Figuren gleichwertig und auch im kleinsten Detail wichtig. Nichtsdestotrotz hatte ich die McPheron Brüder am meisten in mein Herz geschlossen. Wie die beiden wortkargen Alten, die über Jahrzehnte nur mit sich auskommen mussten oder wollten, liebevoll, fürsorglich, manchmal etwas ungeschickt und doch bemüht Victoria begegnen, vollkommen vorurteilsfrei ihr Obdach und ein Zuhause geben, hat mich berührt. Auch wenn der Text im gesamten eher melancholisch gehalten ist, konnten die Doppelconferencen der beiden mir immer wieder ein Schmunzeln hervorlocken.
Der Schluss kam mir zu früh, das Buch hätte ewig weitergehen können. Das sehr amerikanische waltonartige Ende hat mich überrascht. Aber im Hinblick darauf, dass Lied der Weite der Auftakt einer Trilogie sein soll, kann ich mich auf eine Fortsetzung freuen

Bewertung vom 08.02.2018
Der Reisende
Boschwitz, Ulrich Alexander

Der Reisende


ausgezeichnet

Otto Silbermann ist jüdischer Geschäftsmann im Berlin der 30er Jahre. Den richtigen Zeitpunkt zur Ausreise hat er verpasst, der Sohn in Paris kann ihm keine Ausreisegenehmigung verschaffen. An den Tagen des Novemberpogroms 1938 kann er sich gerade noch aus seiner Wohnung absetzen. Notgedrungen willigt er in den Verkauf seines Geschäfts an seinen nicht-jüdischen Geschäftspartner, einem windigen Spieler, der sein Fähnchen in den Wind hängt, ein. Mit einer Aktentasche voller Bargeld, aber ohne Perspektive beginnt Silbermanns Odyssee per Zug durch Deutschland, bis er nicht nur sein Hab und Gut sondern auch seine Würde und seinen Verstand verliert.
Der Leser begibt sich mit Otto Silbermann auf diese wahnwitzige Irrfahrt, die Begegnungen Silbermanns mit den unterschiedlichsten Typen, Parteimitgliedern, Opportunisten, Mitläufern, anderen Flüchtigen, bilden ein Sammelsurium an menschlichem (und unmenschlichem) Verhalten ab.
Langsam und stetig wird Silbermann in eine Spirale des Unverständnisses und der Ohnmacht gezogen. Dabei ist Silbermann nicht durchwegs ein sympathischer Charakter, begegnet manchen Menschen auf die gleiche Weise, wie ihm begegnet wird. Auch wenn er sich seines Verhaltens oft sofort bewusst wird, gilt es ihm doch, sein eigenes Leben zu retten.
Der Reisende ist ein erschütterndes Zeitdokument, geschrieben von dem damals 24 jährigen Ulrich Alexander Boschwitz. Schon 1939 ist das Buch in englischer Sprache erschienen. Jetzt, fast 80 Jahre später , wurde der Text in deutscher Sprache herausgegeben. Boschwitz verarbeitet in Der Reisende eigene und familiäre Erfahrungen, er selbst hat den Krieg nicht überlebt und starb auf einer Überfahrt von Australien, wo er als „enemy alien“ interniert war, nach Europa.
Silbermanns Geschichte wird in der Sprache der damaligen Zeit erzählt, es ist ein Zeugnis gegen das Vergessen einer unmenschlichen Zeit, geschrieben zu einer Zeit, als das ganze Ausmaß des Wahnsinns der Nationalsozialisten dem Autor noch gar nicht bekannt sein konnte.

Bewertung vom 12.01.2018
Olga
Schlink, Bernhard

Olga


sehr gut

Olga war schon als Kind neugierig und wissbegierig. Stundenlang konnte sie stehen und schauen. Als die Eltern am Fleckfieber versterben, kommt das kleine Mädchen zur Großmutter, wo sie ohne viel Zuwendung aufwächst. Olga freundet sich mit Herbert an, dem Sohn der Gutsbesitzer. Herbert kann nicht still halten, er bewegt sich laufend, im wahrsten Sinne. Allein bei den Wald- und Wiesenstelldicheins mit Olga findet er ein wenig Ruhe. Bevor sich Herbert zu Olga und einer gemeinsamen Zukunft mit ihr bekennt, stürzt er sich lieber in eine Kolonialkrieg, bereist die unwirtlichsten Länder, benutzt Olga nur als Lückenfüllerin seines unsteten Lebens.
Olga hat mittlerweile als Lehrerin in der Provinz ihr Auskommen gefunden hat. Am Vorabend des 1. Weltkrieges begibt sich Herbert auf eine Arktisexpedition, von der er nicht mehr zurückkehren sollte.
Olga übersteht die Zwischenkriegszeit, aufgrund einer Erkrankung ertaubt und als Sozialistin von den Nazis unerwünscht kann sie ihren Beruf nicht mehr ausüben. Nach der Fluch aus dem Osten verdingt sie sich als Näherin und schließt Freundschaft mit dem Jungen Ferdinand. Bis zu ihrem Tod und darüber hinaus lässt Ferdinand, dem Erzähler, Olgas Leben nicht mehr los.
Der Roman Olga umreißt deutsche Geschichte anhand eines Frauenlebens. Olga wird dabei als unbeirrbare starke Frau gezeichnet, die ihr Schicksal mit Mut aber auch mit Demut annimmt. Olgas Geschichte hat wohl nicht überragend Besonderes an sich, Bernhard Schlink schafft es aber trotzdem mit seiner erzählerischen Kraft, ein einzigartiges, einfühlsames Bild zu zeichnen.
Herbert hingegen war mir als Figur unbeschreiblich unangenehm. Nicht nur sein Egoismus, der in letztlich in den Tod treibt, aber auch sein „Deutscher Stolz“. Seine Deutschtümelei, sein Pathos, sein Streben nach Größe unterscheidet ihn enorm von der Bescheidenheit Olgas.
Der erste Teil dieses Romans schildert Olgas Lebensweg aus der Sicht eines allwissenden Erzählers, als Ferdinand in Olgas Leben tritt ändert sich die Perspektive, Ferdinand wird zum Ich-Erzähler. Der letzte Teil des Buches besteht ausschließlich aus Briefen Olgas an Herbert, dem sie auch noch nach dessen Tod immer verbunden bleibt. Was an manchen Fragen aus den ersten beiden Teilen offen blieb, wird in den Briefen oft mal mehr oder überraschend aufgeklärt. Dieser persönlichste Teil des Buches hat mich am meisten berührt.

Bewertung vom 12.01.2018
TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen?
Miranda, Megan

TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen?


sehr gut

Nicolette Farrell und Corinne Prescott waren die besten Freundinnen, bis Corinne eines Tages verschwindet. Kurz danach beschließt Nic, ihren Heimatort zu verlassen, ihre Familie, den Freund.
10 Jahre später kehrt sie nach Hause zurück, da ihr Vater, mittlerweile alkoholkrank und dement, behauptet, er habe „dieses Mädchen“ gesehen. Und dann verschwindet wieder eine junge Frau.
Megan Miranda hat für Tick Tack eine interessante und ungewohnte Erzählstruktur gewählt, nach einer kurzen Einleitung erfährt der Leser die Entwicklung in Rückwärtsschritten. Jedes Kapitel handelt einen Tag früher als das vorige. Dadurch erhält die Geschichte, die eigentlich so neu und überraschend nicht ist, eine dynamische Spannung. Mit immer weiteren Details beginnen die Ereignisse einen Sinn zu ergeben.
Mir gefiel auch die Darstellung der Charaktere, vor allem Nics Dilemma, mit der Vergangenheit abschließen zu wollen, aber sich nicht noch weiter in Lügen verstricken zu wollen. Denn sie und jeder, mit dem sie zu tun hat, verbirgt etwas, hat Geheimnisse.
Tick Tack ist ein atmosphärischer Thriller mit ausreichend Suspense, aber ohne Ekelfaktor und liegt dabei genau auf meiner Wellenlänge.

Bewertung vom 11.01.2018
Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand (eBook, ePUB)
Dixon, Glenn

Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand (eBook, ePUB)


gut

Der Kanadier Glenn Dixon ist Lehrer. Wegen einer unglücklichen Liebe gibt er Heimat und Beruf auf, um in Verona, der Stadt Romeo und Julias Abstand von zu Hause zu gewinnen.
Er wird zu einem Sekretär Julias, der einzige Mann der in dem ortsansässigen Verein, um sehnsüchtige Briefe von Liebenden an Julia zu beantworten. Da es der Titel, schon verrät, ein glückliches Ende ist Glenn vorprogrammiert.
In diesem Buch erfährt der Leser sehr viel Interessantes über die Geschichte Veronas und der Geschichte Romeo und Julias. Schon Dante hatte sich mit dem Liebesthema und dem Streit der Montagues mit den Capulets beschäftigt, Shakespeare hat die Romanze verfeinert und zu einem Klassiker der Theatergeschichte gemacht. Diese Informationen fand ich sehr aufschlussreich. Mir gefiel auch, weil Glenn sich an seine Abschlussklasse erinnert und wie die Jugendlichen mit dem Thema Romeo und Julia umgegangen sind. Liebe, Selbstbestimmung, Erwachsenwerden sind auch heute noch aktuelle Themen, mehr denn je.
Die romantische Liebesgeschichte um Glenn rundet die Geschichte ab, hat mich aber nicht außerordentlich bewegt.
Und gleich wie für die Geschichte Romeo und Julias gilt, zählt es auch für diesen Roman, wenn es nicht der Wahrheit entspricht, so ist es zumindest perfekt erfunden.