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YukBook
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München

Bewertungen

Insgesamt 291 Bewertungen
Bewertung vom 15.08.2020
Die Welt mit anderen Augen sehen
Niemz, Markolf H.

Die Welt mit anderen Augen sehen


ausgezeichnet

Ich wünschte, ich hätte Markolf H. Niemz als Physiklehrer gehabt. Während ich mich für Kunst, Sprachen und Philosophie begeisterte, konnte ich physikalischen Gesetzen und Experimenten nur wenig abgewinnen. Wie alles miteinander zusammenhängt, hätte mir der Physiker sicher gut erklären können wie in diesem Buch.

In sechs Challenges lädt er uns ein, unseren Blickwinkel zu verändern und Wissen und Glauben als zwei Seiten einer Medaille zu betrachten. Er erklärt beispielsweise, wie sich Raum und Zeit gegenseitig bedingen, worin sich Sein und Werden unterscheiden und in welcher Beziehung Schöpfer und Schöpfung zueinander stehen.

Da mich diese Themen bisher eher auf philosophischer Ebene interessiert haben, war es für mich umso spannender, die naturwissenschaftlichen Zusammenhänge zu verstehen und vor allem zu erkennen, wie beides im Einklang steht. So wechseln sich in diesem Buch Theorien von Heraklit oder Kant mit Erkenntnissen von Darwin oder Einstein ab. Der Autor fordert uns auch zu kleinen Experimenten auf, berichtet von persönlichen Erfahrungen und macht die Inhalte in verständlicher Sprache und in vielen Schaubildern leicht zugänglich.

Da ich mich schon länger mit Spiritualität beschäftige, kam mir manches wie die Rolle der Quantentheorie bekannt vor. Die Bedeutung des Lichts oder die Weltsicht des Philosophen und Mathematikers Alfred North Whitehead dagegen waren mir neu und haben einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Ich bin überzeugt, dass alles im Kosmos miteinander verbunden ist und eine Einheit bildet, doch wie genau und inwiefern sich dieser Glaube mit modernen Erkenntnissen der Physik und Mathematik deckt, konnte mir bisher kaum einer so einleuchtend vermitteln wie Markolf H. Niemz. Er regt nicht nur dazu an, über den Sinn unseres Daseins nachzudenken, sondern appelliert auch an mehr Menschlichkeit. Das Buch gehört für mich zu den Highlights des Jahres!

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Bewertung vom 08.08.2020
Das Zimmer aus Samt
Richman, Alyson

Das Zimmer aus Samt


ausgezeichnet

Bei diesem Roman weiß ich gar nicht, was mich mehr in den Bann gezogen hat: die Hauptfigur Marthe de Florian, die ihrer Enkelin Solange ihre Lebensgeschichte erzählt oder ihre Wohnung in Paris, in der die wöchentlichen Gespräche stattfinden. Die Faszination liegt wohl darin, dass die Dekoration dieses Appartements in der eleganten Straße Square La Bruyère Marthes Entwicklung widerspiegelt.

Wie sie zu an ihre kostbaren chinesischen Porzellanvasen gekommen ist, was hinter ihrer Perlenkette und ihrem imposanten Porträt steckt – all das erfahren wir gemeinsam mit der 19-jährigen Ich-Erzählerin, die ihre Großmutter im Jahr 1938 kennenlernt. Ähnlich wie Solange war ich ganz süchtig, mehr über Marthes Vergangenheit zu erfahren: wie sich die einst mittellose Näherin mit Hilfe ihres Gönners Charles ein besseres Leben erschaffen konnte, wie sie nicht nur die Kunst der Verführung, sondern auch ihr Gespür für Ästhetik verfeinerte und begann, Kunstschätze zu sammeln.

In starkem Kontrast dazu steht die Geschichte der Enkelin, die parallel erzählt wird. Ihre frische Liebe zu einem Buchhändler wird überschattet durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Und doch gibt es Parallelen, denn auch Solange hütet einen kostbaren Schatz: die wertvolle Büchersammlung ihrer verstorbenen Mutter.

Alyson Richman, die mich schon mit ihrem Roman „Der italienische Garten“ begeisterte, hat zwar einen eher einfachen Sprachstil, schafft es aber, den Figuren Leben einzuhauchen und eine sinnliche Atmosphäre zu schaffen, in die man sofort hineingezogen wird. Den Reiz, etwas Verborgenes aufzuspüren, sei es die Geschichte, die hinter einem Kunstobjekt steckt oder die verletzliche Seite eines Menschen, konnte ich gut nachvollziehen. Interessant ist zudem, dass der Roman auf einer wahren Begebenheit beruht.

Bewertung vom 25.07.2020
Der weiße Abgrund
Boëtius, Henning

Der weiße Abgrund


sehr gut

Ob Heinrich Heine wohl trotz oder wegen seines chronischen Leidens noch im hohen Alter voller Schaffensdrang war? Von dieser letzten Lebensphase Mitte des 19. Jahrhunderts, die der Dichter in Paris verbrachte, handelt dieses Buch.

Während Heine ans Bett gefesselt unter Kopfschmerzen, Schwindelanfällen und nachlassender Sehkraft leidet, geht seine Frau Mathilde gerne aus und trifft sich mit ihren Freundinnen zum Essen. Er denkt an all die Dinge, die er nun nicht mehr genießen kann wie durch die Stadt zu flanieren, ans Meer zu fahren oder schöne Frauen zu verführen und gibt dem Leser auf die Weise Einblick in sein vergangenes Leben. Er erinnert sich auch an frühere Verse, die inhaltlich passend eingebunden werden.

Immerhin hat der kranke Poet einen Leidensgenossen, denn aus seiner Sicht leidet auch die Stadt Paris unter den städtebaulichen Maßnahmen, die Lärm und Hektik verbreiten. Die Beschreibung seines körperlichen Verfalls ist sicher nicht angenehm zu lesen, doch Boëtius‘ spöttischer Witz und seine Ironie verleihen der Geschichte Leichtigkeit und Heiterkeit.

Besonders amüsant erzählt er von einem Essen, zu dem Heines Arzt David Gruby geladen hat und so illustre Gäste wie Gustave Flaubert, Alfred de Musset, Gustave Courbet oder Gérard de Nerval um sich versammelt. Dort kommen zum ersten Mal auch Heines geplante Memoiren zur Sprache, die im weiteren Verlauf eine zentrale Rolle spielen und um dessen Verbleib sich viele Legenden ranken. Das Porträt der letzten Lebensjahre ist ebenso interessant zu lesen wie die Szenen aus der Pariser Bohème und den literarischen Salons.

Bewertung vom 18.07.2020
Buchhandlungen. Eine Liebeserklärung
Friedrichs, Horst A.;Husband, Stuart

Buchhandlungen. Eine Liebeserklärung


ausgezeichnet

Wenn ich eine Buchhandlung betrete, ist das allein schon ein besonderes Erlebnis für mich. Wie wirkt die Einrichtung auf mich? Wie ist das Sortiment? Wie werden die Bücher präsentiert? Ein Vergnügen, das dem sehr nahekommt, bietet dieses edle Coffee Table Book mit Fotografien von Horst A. Friedrich und Texten von Stuart Husband. 47 Inhaber*innen erzählen über die Entstehung ihrer Buchhandlung und was das Besondere ausmacht.

Auf mehreren Doppelseiten werden Außen- und Innenaufnahmen aus verschiedenen Perspektiven gezeigt, die die Atmosphäre einfangen. Jedes Umblättern ist ein kleines Abenteuer, bei dem man in völlig unterschiedliche Welten, Stilarten und Themen eintaucht: zum Beispiel einen ehemaligen Stall für Milchkühe in Pennsylvania, ein uriges Kanalboot in London, eine noble Librairie spezialisiert auf Klassikausgaben in Paris oder eine gotische Kirche aus dem 13. Jahrhundert in Maastricht.

Die Bücher sind so zum Greifen nahe, dass man am liebsten eins aus dem Regal herausnehmen und darin schmökern würde. So habe ich nicht nur die ungewöhnlichen Raumkonzepte auf mich wirken lassen, sondern auch fleißig Buchtitel notiert, die mir ins Auge sprangen.

Es hat mich sehr berührt, mit welcher Begeisterung die Buchhändler*innen trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten ihrem Beruf nachgehen und ihrem Geschäft einen persönlichen Stempel aufdrücken, indem sie zum Beispiel ihr Fachwissen aus Fotografie, Architektur oder Design mit dem Buchhandel verbinden, einen kundenspezifischen Abo-Service bieten oder Signierstunden und Gesprächsrunden organisieren. Sie sind stolz darauf, das Leseleben ihrer Kunden mitzugestalten und einen kulturellen Beitrag für die Stadt zu leisten.

Der Bildband erzählt nicht nur sehr individuelle Geschichten über einzelne Buchhandlungen, sondern zeigt auch, dass sie nach wie vor ein unentbehrlicher Ort der Inspiration, der Kontemplation und des persönlichen Austausches sind. Meine Liste von Buchhandlungen, die ich auf meinen nächsten Reisen besuchen möchte, ist sehr lang.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.07.2020
Die Freibeuterin
Petrignani, Sandra

Die Freibeuterin


sehr gut

Der Name Natalia Ginzburg sagte mir bisher nichts, und doch reizte es mich, diese Biografie zu lesen – wohl deshalb, weil sie nicht nur eine Lebensgeschichte erzählt, sondern auch Einblick in die Literaturszene Italiens und das Verlagswesen im 20. Jahrhundert gibt.

Zu Beginn erfahren wir viele Details über Ginzburgs Kindheit in Turin – ein bedeutsamer Lebensabschnitt, der ihr Gesamtwerk stark prägen wird, besonders ihr Hauptwerk „Familienlexikon“. Daraus zitiert Petrignani sehr häufig, ebenso aus ihren Gedichten, Essays, Kurzgeschichten und Theaterstücken. Immer wieder gleicht sie fiktive und reale Personen ab und bringt uns nicht nur Ginzburgs Blick auf die Welt, sondern auch das politische Zeitgeschehen wie die antifaschistische Widerstandsbewegung näher.

Mit großer Detailverliebtheit widmet sich Petrignani einzelnen Personen, die in Ginzburgs Leben eine wichtige Rolle spielten, angefangen mit ihrem cholerischen Vater, ihren ersten Ehemann Leone Ginzburg, der den Verlag Einaudi gründete, und bekannten Künstlerkollegen wie Italo Calvino und Alberto Moravia. Für meinen Geschmack waren es zu häufige inhaltliche Ausschweifungen, die mich etwas überforderten.

Mein Interesse galt eher einigen wenigen Personen, darunter der Schriftstellerin Elsa Morante, zu der Natalia eine besondere Beziehung hatte, und ihrer Arbeit als Lektorin bei Einaudi inmitten von männlich dominierten Intellektuellen. Angetan war ich auch von den Passagen, die Ginzburgs Innenwelten beschreiben, zum Beispiel wie sie sich als Kind ihre eigene Welt schaffte und später ihren gesamten Bekannten- und Verwandtenkreis als Beobachtungsfeld nutzte, um über Unvollkommenheit, Neurosen und Chaos zu schreiben.

Bewertung vom 04.07.2020
Tödliche Sonate / Commissario Di Bernardo Bd.1
Korsakova, Natasha

Tödliche Sonate / Commissario Di Bernardo Bd.1


ausgezeichnet

Stradivari-Violinen sind nicht nur Klassikfans ein Begriff. Weniger bekannt ist seine berühmteste Violine mit dem Namen "Messias", die als sein Meisterstück gilt. Sie inspirierte die Violinistin und Schriftstellerin Natasha Korsakova zu ihrem Debütroman.

Der Krimi spielt in Rom und beginnt mit dem Mord einer erfolgreichen Konzertmanagerin in ihrer eigenen Wohnung. Dass es sich um einen Racheakt handelt, ahnt der Leser durch die eingestreuten Passagen aus der Sicht des Mörders. Doch wer dahinter stecken könnte, bleibt Commissario di Bernardo und seinem Kollegen lange Zeit ein Rätsel, zumal eine Reihe von Personen dafür in Frage kommen. Das Mordopfer war nicht nur eine machtgierige und skrupellose Geschäftsfrau, sondern hat auch Familienangehörige und Mitarbeiter, die sich äußerst verdächtig benehmen. Die Befragungen führen das Ermittlerduo kreuz und quer durch die Stadt. Diese Gelegenheiten nutzt die Autorin geschickt, um uns interessantes Hintergrundwissen über historische Bauten, noble Paläste und verkommene Armenviertel zu vermitteln.

Verwoben wird der Kriminalfall mit einer zweiten Zeitebene, die im Jahr 1716 in Cremona beginnt und von der Entstehung der Stradivari-Violinen erzählt. Dieser Part hat mich besonders gefesselt. Mit sehr viel Sachkenntnis und Leidenschaft bringt uns Korsakova das Handwerk des Geigenbaus näher. Sie erzählt, wie die begehrten Violinen in den folgenden Generationen den Besitzer wechseln, welch einzigartige Klänge begabte Musiker den Instrumenten entlocken und das Publikum begeistern. Gleichzeitig erhöht sie die dramaturgische Spannung, indem sie die Zeitebenen mit steigendem Tempo aufeinander zulaufen lässt.

Mir gefällt ihr Erzählstil, der gekonnt zwischen kurzen, prägnanten Sätzen und atmosphärischen Beschreibungen wechselt. Sie verbindet historische Fakten und reale Persönlichkeiten mit einer sehr originellen Idee, die ihrer Fantasie entsprungen ist, wie man im Nachwort erfährt. Einen besonderen Genuss bietet das Hörbuch mit ausgesuchten Violinstücken, die Korsakova selbst spielt und der Geschichte eine ganz individuelle Note verleihen.

Bewertung vom 01.07.2020
City of Girls
Gilbert, Elizabeth

City of Girls


gut

So richtig gepackt hat mich die Geschichte in dem Moment, als die Ich-Erzählerin Vivian Morris im Sommer 1940 am Grand Central Station in New York ankommt. Die 19-jährige, erfolglos am College, wurde von ihrer wohlhabenden Familie in Clinton zu ihrer Tante Peg geschickt, die ein Theater leitet.

Die Briefform eignet sich gut, da Vivian ihre ersten Eindrücke von der vibrierenden Großstadt und von Pegs Theater überschwänglich erzählt. Gemeinsam mit der Revuetänzerin Celia stürzt sie sich ins Nachtleben, kostet ihre Freiheit aus und taumelt rastlos von einem Vergnügen zum nächsten. Für sie mag das sehr aufregend sein, doch für die Hörer wird es auf die Dauer ein wenig monoton.

Mich interessierte vielmehr Vivians Talent, ausgefallene Kostüme für die Revuegirls zu nähen. Auch die Art und Weise wie die Freidenkerin Peg und die pflichtbewusste Olive das Theater führen verfolgte ich mit großer Neugier. Als plötzlich Pegs Ex-Mann Billy auftaucht und das titelgebende Stück „City of Girls“ mit einer berühmten britischen Schauspielerin inszenieren will, spitzen sich die Konflikte zu.

Es folgen Ereignisse, die Vivian zwingen, mehr Rücksicht auf andere zu nehmen und Verantwortung zu übernehmen. Diese werden stellenweise etwas lieblos aneinandergereiht. Dann wieder gibt es Passagen, in denen die Figuren und die Atmosphäre regelrecht lebendig werden und die Zeitreise großes Vergnügen bereitet. Dies ist zum großen Teil der wunderbaren Sprecherin Cathlen Gawlich zu verdanken. Sie liest sehr nuancenreich, mal sanft und ruhig, mal ausdrucksstark und mit viel Pathos ohne sich zu stark aufzudrängen.

Ich denke, Elizabeth Gilbert wollte in erster Linie - was der Titel auch ausdrückt - eine Reihe von Frauenfiguren zeichnen, die sich auf ganz unterschiedliche Art die Freiheit nehmen, selbstbestimmt zu leben und keine Scheu davor haben, sich dem Vergnügen und dem Genuss hinzugeben. Die Geschichte war für mich jedoch schwächer als die Romane, die ich sonst von ihr gewohnt bin.

Bewertung vom 24.06.2020
So bin ich eben! im Job
Stahl, Stefanie;Bernreiter, Christian

So bin ich eben! im Job


ausgezeichnet

Dass Menschen völlig unterschiedlich ticken, kann in der Arbeitswelt Fluch und Segen zugleich sein. Möchte man Letzteres fördern und sich zunutze machen, ist ein typengerechtes Team-Building der Schlüssel zum Erfolg, sagen Stefanie Stahl und Dr. Christian Bernreiter. In ihrem Buch stellen die Psychotherapeutin und der Managementberater eine Methode vor, die auf der Typologie von Myers/Briggs basiert. Da ich diese Methode kenne, war ich anfangs skeptisch, ob ich recht viel Neues erfahre. Doch schon nach den ersten Seiten konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, und allen, die sich für die menschliche Psyche interessieren, könnte es ähnlich gehen.

Die Autoren unterscheiden zwischen vier psychologischen Dimensionen, zum Beispiel extrovertiert versus introvertiert oder DenkEntscheider versus FühlEntscheider. In den jeweiligen Beschreibungen erkannte ich sowohl mich als auch bestimmte Kollegen wieder und erinnerte mich an vergangene Meetings oder Konflikte zwischen Teammitgliedern. Zu den Stärken des Buchs zählt der übersichtliche Aufbau, der flüssige Sprachstil und der starke Praxisbezug. Wir erfahren nicht nur, wie die einzelnen Typen denken, fühlen und führen, sondern auch welche Umgangsform und Wortwahl hilft, um die Zusammenarbeit zu verbessern oder ein bestimmtes Ziel zu erreichen.

Noch interessanter wurde es für mich im zweiten Teil, wo durch die Kombination der vorgestellten Dimensionen eine Dynamik entsteht und sich 16 Kernpersönlichkeiten herauskristallisieren. Sie werden treffenderweise als Minister betitelt und durch treffende Icons visualisiert. Anhand eines Persönlichkeitstests kann man sich selbst einordnen. Jeden einzelnen Typen, ob Tugendminister, Ideenminister oder Erkenntnisminister nehmen die Autoren genau unter die Lupe, erwecken sie förmlich zum Leben und geben dem Leser das Gefühl, in ihre Köpfe zu schauen.

Das Buch hat mir nicht nur deutlich gemacht, wie gut sich die 'Minister' mit ihren jeweiligen Stärken in der Zusammenarbeit ergänzen und wen man hin und wieder zu Rate ziehen sollte, sondern auch an welchen Schrauben ich in meinem Profil drehen möchte, um meine Wirksamkeit nach außen zu stärken. Ein sehr lehrreiches und unterhaltsames Buch, das meine Erwartungen übertroffen hat.

Bewertung vom 20.06.2020
Klartext Ernährung
Bracht, Petra;Leitzmann, Claus

Klartext Ernährung


sehr gut

So vielzählig wie unsere Lebensmittel sind mittlerweile auch die Empfehlungen, welche Nahrung gut für unsere Gesundheit ist. Ein Buchtitel wie "Klartext Ernährung" klingt da sehr vielversprechend. Liefern die Autoren eine klare Orientierung im Ernährungsdschungel?

Bevor sie auf einzelne Lebensmittel genauer eingehen, vermitteln sie Grundlagen aus der Ernährungslehre und machen uns mit verschiedenen Ernährungsformen und ihren Vor- und Nachteilen vertraut. Anhand von verschiedenen Fallbeispielen beschreiben sie, wie man sich durch einseitige Ernährung regelrecht krank essen kann. Statt typische Zivilisationskrankheiten mit entsprechenden Medikamenten zu heilen, setzen die Ernährungsmedizinerin und der Ernährungswissenschaftler auf Vorbeugung durch gesunde Lebensmittel. Was sie darunter verstehen, lässt sich auf einen Nenner bringen: pflanzenbasierte Kost kombiniert mit Intervallfasten.

Mit zahlreichen Nährstofftabellen und eindrucksvollen Vergleichen, zum Beispiel der hohen Nährstoffdichte von Linsen gegenüber Hackfleisch, räumen sie mit gängigen Vorurteilen auf. Liebhaber von Fleischgerichten und Milchprodukten werden diesen Wegweiser vermutlich nicht gern lesen. Bracht und Leitzmann halten es jedoch nicht nur aus ernährungswissenschaftlicher, sondern auch aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht für notwendig, die tierische Nahrung deutlich zu reduzieren. Der Ansatz, nicht nur die Gesundheit der Menschen, sondern auch unserer Erde im Blick zu haben, gefiel mir gut.

Die ausführliche Beschreibung verschiedener pflanzlicher Lebensmittel und Mikronährstoffe im dritten Teil dient als praktisches Nachschlagewerk. Besonders für Leser, die sich noch nicht so ausführlich mit dem Thema Ernährung beschäftigt haben, bietet das Buch umfassende Informationen, die sich allerdings stellenweise wiederholen. Hilfreich wäre eine kleine Starthilfe gewesen, wie man seine Ernährung allmählich auf eine rein pflanzliche Kost umstellen kann. Der radikale Schritt zu einer vegetarischen oder veganen Ernährungsweise wird vielen trotz der überzeugenden Argumente und Erkenntnisse sicher schwer fallen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2020
Happy at Home
Shearer, Clea;Teplin, Joanna

Happy at Home


gut

Clea Shearer und Joanna Teplin aus Nashville haben eine ungewöhnliche Leidenschaft: Sie haben sich der Ordnung verschrieben und sie zu ihrem Beruf gemacht. Ihre spezielle Aufräum- und Organisationstechnik stellen sie in diesem Buch vor – eine Mischung aus praktischer Anleitung und Bildband. Ich war neugierig zu erfahren, inwiefern sie sich von der KonMari-Methode der Aufräum-Queen Marie Kondo unterscheidet.

Der Aufbau und die visuelle Umsetzung spiegeln das Thema in bester Manier wieder. Übersichtlich und systematisch erklären die Expertinnen die einzelnen Schritte, um sein Zuhause funktional und zugleich ästhetisch zu organisieren und langfristig Ordnung zu halten. Dabei zeigen sie eine besondere Schwäche für Vorratskammern und Regenbogenfarben.

Zu Beginn erläutern sie die nötigen Vorbereitungen wie eine gründliche Bestandsaufnahme seines Hab und Guts und das Ausmisten. Dabei möchte man allzu gern zum angenehmeren Teil, dem Sortieren und Einräumen, vorspringen, doch dieser Part folgt erst im zweiten Teil.

Hier nehmen sich die Autorinnen einen Raum nach dem anderen vor und zeigen anhand von schönen Fotografien verschiedene Kniffe, um den vorhandenen Platz optimal zu nutzen und Ordnung und Übersichtlichkeit zu schaffen. Dazu zählen zum Beispiel die Aufbewahrung in aufeinander abgestimmten Vorratsdosen, Körben und Boxen und ihre konsequente Beschriftung, der Einsatz von Türregalen oder Rollwägen. Über so manch ungewöhnlichen Tipp wie Reinigungsprodukte und Lotions nach Duft zu sortieren musste ich schmunzeln.

Die Vielzahl der Aufbewahrungsboxen, die man sich anschaffen müsste, finde ich etwas abschreckend und aus ökologischer Sicht bedenklich. Ich neige eher dazu, Verpackungsmaterial zu upcyclen, was allerdings lang nicht so ansprechend aussieht wie die gezeigten Musterlösungen. Diese lassen sich in der Realität wohl nur eingeschränkt umsetzen. Dass die Aufräumexpertinnen sichtlich Spaß bei der Sache haben und uns Einblick in ihre Arbeit und in Interieurs von Prominenten wie Gwyneth Paltrow gewähren, sorgen immerhin für Schmökerspaß.