Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hennie
Wohnort: 
Chemnitz

Bewertungen

Insgesamt 268 Bewertungen
Bewertung vom 17.04.2019
Das Feuer der Erde
Aldan, Leo

Das Feuer der Erde


sehr gut

SCHÜTZT UNSEREN PLANETEN!
In der Antarktis im Jahre 2029: Georgina Finley, eine junge promovierte Vulkanologin, entdeckt bedrohliche, unterirdische, vulkanische Bewegungen. Daraufhin will sie einen Vortrag vor wichtigen Sponsoren nutzen, um auf die sich anbahnende Katastrophe aufmerksam zu machen. Sie möchte die Welt aufrütteln! Außerdem braucht sie dringend Geld, da sie ihre aktuellen Meßergebnisse in einem aussagekräftigen Vorhersagemodell für alle zugänglich machen möchte. Hunderte Vulkane unter dem Eis erwachen. Die Erde ist in akuter Gefahr! Jayden Turkov, ein mächtiger Milliardär leugnet, dass die Veränderungen von Menschen verursacht werden. Er läßt die Wissenschaftlerin auf arrogante, äußerst ignorante und herablassende Art und Weise abblitzen. Wird man Georgina und ihre eindringlichen, fundierten Warnungen erhören, bevor es zu spät ist?

"Das Feuer der Erde" fand ich sehr ergreifend geschrieben. Es spielt zwar in der Zukunft, aber die Anzeichen des weltweiten Klimawandels sind schon lange nicht mehr zu übersehen und zu überhören. Leo Aldan schildert in einer sehr imponierenden Handlung zunächst die Vorboten der weltumspannenden, zerstörerischen Naturgewalten, dann den Dominoeffekt der Katastrophen und am Schluß das apokalyptische Szenario. Die Geschichte fesselte mich und zwang zum schnellen weiterlesen. Bei mir entstanden unwillkürlich Bilder im Kopf bei den Bedrohungen von überallher. Sie machen die aussichtslose Lage der Menschen mehr als deutlich. Da ist von Erdbeben, Vulkanausbrüchen, dichtem, undurchdringlichen Ascheregen (eindrucksvoll das Grauen hinter dieser Aussage: „das Rauschen der Asche in der Stille“), Tsunamis die Rede. Die Naturgewalten greifen wie durch einen Dominoeffekt ineinander, umspannen ganze Kontinente, zerstören mit mörderischer, unvollstellbarer Kraft ganze Städte. Sie verschwinden in den tobenden, entfesselten Wassern der Meere. Alles Leben wird in kürzester Zeit ausgelöscht. Aldan erzählt seine Weltuntergangsstory in einem verknappten, aufs wesentliche konzentrierten Schreibstil über 56 kurze Kapitel. Die Überschriften kennzeichnen die Orte des jeweiligen Geschehens. Die Charaktere sind gut gezeichnet. Auf ausschweifende Beschreibungen von Äußerlichkeiten bei den Personen wird verzichtet. Das Klischee von gut und böse hat hier seine vollkommene Berechtigung. Die Auftritte einiger Personen sind kurz, aber dafür prägnant. Sie unterstützen die Dringlichkeit des Anliegens, dass wir als breite Masse etwas für die Welt tun müssen, um sie rechtzeitig zu retten. Es kommen auch sehr gut die Überheblichkeit, der grenzenlose Dünkel der Mächtigen zum Ausdruck. Da schwoll mir der Kamm bei solchen Typen wie dem amerikanischen Präsidenten Tull oder dem Energiemagnaten Turkov. Sie glauben doch tatsächlich, dass sie Geld, Macht, ihre riesengroße Einflussnahme über Naturgewalten siegen läßt! Beispiele kennen wir aus der aktuellen Politik! Als sie ihren Irrtum bemerken, ist es zu spät.
Wie der Autor die Geschichte zu Ende brachte, überraschte mich. Die Überlebenden sind nicht zu beneiden. Der Neubeginn auf einer total zerstörten Erde ist auf sehr lange Zeit unmöglich, erscheint mir als Illusion.
Bei der Lektüre des ebooks gingen mir des Öfteren die bekannten Songs von Peter Maffay, „Eiszeit“, und „Der blaue Planet“ von Karat durch den Kopf. Deren Texte passen wunderbar zum Inhalt dieses Endzeitthrillers.
Das Cover ist ein großartiger Blickfang mit dem rotglühenden Gestein, das dem Betrachter aus dem Eis entgegenfliegt. Die Bedrohung kommt gut zum Ausdruck, wunderschön in seiner Gefährlichkeit.
Nach eigener Aussage möchte Leo Aldan aufrütteln und gleichzeitig unterhalten. Er wollte keine wissenschaftliche Abhandlung schreiben, sondern baute einen actionlastigen Roman um das Geschehen. Das ist ihm gut gelungen. Ich empfand die Story als Appell an uns alle. Nicht belehrend! Jeder kann sich seine eigenen Gedanken zu seinem Umweltverhalten machen.

Gesellschaftskritisch, spannend, beängstige

Bewertung vom 14.04.2019
Saligia
Oppermann, Swantje

Saligia


ausgezeichnet

SCHULE FÜR SALIGIA
Die Autorin Swantje Oppermann läßt die sieben Todsünden in ihrem Buch personifiziert aufeinandertreffen. Das ist eine ungewöhnliche Idee, die zu einer zauberhaften Geschichte verwoben wurde in diesem Jugendroman!
Die 16jährige Keira Venin ist oft zornig. Alles bringt sie in Rage und wird zum Anlaß auszurasten, Prügeleien anzuzetteln, die auch in Verletzungen enden. Deshalb ist sie in ihrer Schule als „Creepy Keira“ verschrieen. Keiner ahnt etwas von ihren geheimen Kräften, mit denen sie auch die Emotionen anderer steuern kann. Sie selbst ist damit überfordert und sehr unglücklich. Da trifft sie auf einen Mann, der in ihr die Saligia erkennt. Keira verkörpert das Laster, die Todsünde des Zorns. Er bringt sie auf das Eliteinternat der Canterbury School of Excellence (CSE). Dort soll sie u. a. lernen ihre übernatürlichen Kräfte zu kontrollieren. Keira versucht sich dort unter den anderen Saligias einzuleben, kommt aber immer wieder in für sie brenzlige Situationen. Zudem wird kurz nach ihrer Ankunft eine Mitschülerin tot aufgefunden...
Das Buch hat neunundfünfzig Kapitel und ist in vier Teile gegliedert, die mit „Ankunft“, „Das Ritual“, „Geheimnisse“ und „Die Wahrheit“ betitelt sind. Die Hauptperson ist Keira, um die sich die ganze Story entwickelt. Sie wird mit ihrem Erbe des Zorns sehr ausführlich beschrieben. Ich vermochte mich gut in Keira hineinzuversetzen. Sie fühlt sich mit sich selbst nicht wohl, ringt um Selbstverständnis. Es muss furchtbar sein, zu bemerken, dass irgendetwas mit einem nicht stimmt. Ich notiere mir ja aus jedem Buch so einiges. Mir ist im Teil I gleich eine Stelle ins Auge gefallen, die Keiras Wut, ihren Zorn, ihre ganze Hilflosigkeit mit diesem Gefühl recht gut zum Ausdruck bringt.
[S. 13] „Sie hasste diese Stadt. Sie hasste ihre Kräfte. Sie hasste ihr Leben. Hassen, hassen, hassen. Das war alles, was Keira konnte.“ Ich konnte deshalb auch ganz gut nachvollziehen, dass Keira mit dem Fremden mitgeht. Der „Sucher“ Elliot verspricht ihr Antworten auf ihre Fragen und einen Ort, in dem sie mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten nicht mehr allein sein wird. Die Aussicht auf Zugehörigkeit statt Isolation ermutigt Keira, den Eintritt in die Schule der Saligia zu wagen. Es ist schön dargestellt, wie sich langsam einlebt und wie es sich für sie anfühlt, das erste Mal in ihrem Leben auf- und angenommen zu werden.
[S. 70] "Du wirst lernen deine Kräfte zu verstehen. Das bedeutet auch, andere und dich selber zu verstehen. Wenn du das schaffst, stehen dir alle Türen offen. Es ist dir überlassen, für welche du dich letztendlich entscheidest."
[S. 85] "Die neue Schulkleidung gab ihr das Gefühl von Zugehörigkeit. Als könnte sie sich damit eine neue Identität überstreifen, die in keiner Verbindung zu ihrem alten Leben stand."
Die anderen sechs Todsünden Hochmut, Habgier, Wollust, Völlerei, Trägheit und Neid spielen hier im ersten Band fast nur im Zusammenspiel mit dem Zorn eine Rolle. Sie werden mehr oder weniger detailliert beschrieben. Die Autorin stellte mit Hilfe der Laster die Sorgen und Nöte der Heranwachsenden dar. Ich bin mir sicher, dass sich alle Menschen in den Zeilen und das eine oder andere Merkmal an sich selbst wiederfinden können.
[S. 93] „Neid kann schädigend sein, er kann aber auch stimulierend wirken. Wenn er zum Beispiel den Ehrgeiz in uns weckt“.
[S. 334/335] „...wir alle haben unser Päckchen zu tragen. Ob Saligia oder nicht. Es ist nicht wichtig, welche Stärken und Schwächen wir besitzen,...Wichtig ist, wie wir mit diesen Stärken und Schwächen umgehen.“

Wunderbar geschriebenes Buch, dass mich als Großmutter (gelesen für die 14jährige Enkelin!) mit Ungeduld auf eine Fortsetzung warten läßt.

Es wäre schön, könnte im nächsten Band SALIGIA im Vorfeld erläutert werden, vielleicht im Schutzumschlag als Lesezeichen mit einarbeiten?! Ich habe für mich einen Spickzettel mit der Bedeutung der einzelnen Buchstaben aufgeschrieben. Hier sind evtl. die Designer gefragt!

Bewertung vom 10.04.2019
Schatten der Toten / Judith Kepler Bd.3
Herrmann, Elisabeth

Schatten der Toten / Judith Kepler Bd.3


gut

Leider habe ich mich nicht vorher informiert, dass dieser Krimi bereits der dritte Band einer Reihe ist. Deshalb hatte ich ab und zu Mühe alles in den richtigen Kontext zu bringen. Doch es gelang mir, aber es störte natürlich meinen Lesefluß. Es wäre daher von Vorteil mit Band 1 zu beginnen.
Judith Kepler, von Beruf Tatortreinigerin, ist das Bindeglied zu den anderen wichtigen Figuren im Roman. Durch ihre aktive, direkte Art zu kommunizieren, zu agieren kommt einiges in Gang. Der grundlegende Auslöser für die Dynamik in diesem Band ist der frühe Tod der Eva Kellermann. Sie wird im Klappentext als Stasi-Spionin bezeichnet. Doch das war sie meiner Meinung nach nicht. Sie arbeitete beim BND als Sekretärin. Durch die Weiterleitung höchstbrisanter Dokumente an ihren vermeintlichen Liebsten im Bundeskanzleramt war sie in eine Riesenfalle getappt. Ihr Fauxpas wird durch ihren Chef vertuscht, der bald darauf seinen Dienst quittieren muss und sie heiratet. Durch das Geheimnis, das Eva kurz vor ihrem Ableben Tochter Isa anvertraut, setzt sie eine unglaubliche, tödliche Szenerie in Gang. Das erklärte, gesuchte Ziel ist Bastide Larcan, der als skrupelloser Waffenhändler einen Ruf wie Donnerhall besitzt. Er ist Judiths Vater, der vor Jahren aus ihrem Leben nach großem Leid verschwand. Seine Spuren führen nach Odessa und Judith hat viele Fragen an ihn. Wird sie diese beantwortet bekommen?

Die Geschichte hat ihren Ursprung in der Zeit des Kalten Krieges als es noch zwei deutsche Staaten und deren Geheimdienste gab. Hauptschauplätze sind Berlin und Odessa.

Auf 672 Seiten, in acht Teilen mit jeweils mehreren Kapiteln, berichtet die Autorin in einem angenehmen, unterhaltenden Schreibstil von dem Irrtum einer BND-Sekretärin, von einer hochgradig schiefgegangenen Aktion eines gigantischen Landesverrats und den daraus erwachsenden Folgen. Es ist das Desaster zweier deutscher Geheimdienste, das Opfer forderte. Die Schauplätze in den beiden Städten wechseln ständig und sind sehr vielfältig. Durch die Rückblicke in die Vergangenheit konnte ich mir vieles ohne Kenntnis der Vorgängerbände erklären. Der Leser wird durch mehrere Handlungsstränge geführt und es war nicht leicht immer den Überblick zu behalten. Richtige Probleme hatte ich mit dem Charakter der Isa Kellermann, die vom BND zum Verfassungschutz wechselte. Sie agierte wie der personifizierte Racheengel zwischen mehreren Auftraggebern. Für ihre drastischen, kreuzgefährlichen Handlungen war mir die Motivation dafür nicht stark genug. Es gelang mir nicht, sie zu begreifen. Doch wie schon angemerkt, mir fehlen die Infos der beiden Vorgängerbände. Judith Kepler empfand ich als sehr starke, junge Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht. Bei ihr hatte ich den Eindruck, dass sie das Wohlbefinden der anderen über ihr eigenes stellte. Wie rührend sie sich um die kleine Tabea kümmert, um ihren erkrankten Chef und um den Mann, für den sie viel Liebe empfindet. Ihrem selbstlosen Einsatz ist es zu verdanken, dass das Buch schließlich optimistisch endet. Nicht für alle, aber für einige...

Mit Band drei erhielt ich einen Einblick in die Auswirkungen einer mißlungenen Geheimdienstaktion, hier Operation Saßnitz genannt. Es ist eine Geschichte, die von Schuld, Fehleinschätzung, Verrat, Hinterlist, Brutalität und Mord getragen wird. Das Buch besaß einige Längen. Es hätte kürzer gefaßt werden können. Ja, und so ganz rund kam mir die ganze Gestaltung zwischen den Charakteren auch nicht vor.

Fazit:
Ich kann es nur empfehlen, wenn man die Story von Anfang an gelesen hat.

Bewertung vom 04.04.2019
1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1
Natt och Dag, Niklas

1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

DETAILREICHE MILIEUSTUDIEN AUS STOCKHOLM
„1793“ ist eine Geschichte aus dem Schweden Ende des 18. Jahrhunderts, die Historie und Krimi in einem ganz außergewöhnlichen Maße verbindet. Besonders auffallend ist das wunderschön gestaltete Cover. Es verführt sofort dazu, das Buch in die Hand zu nehmen. Doch die Schönheit täuscht! Hinter der Fassade verbergen sich unbeschreibliche Armut der Bevölkerung, Krankheiten, unhygienische Zustände, rohe Gewalt, aber auch Reichtum, Völlerei, entsetzliche, menschenverachtende Orgien. Stockholms knallharte, rücksichtslose Realität im Machtvakuum des Jahres 1793!

Nun zu der düsteren Story: Der einarmige Stadtknecht Jean Michael Cardell zieht die Überreste eines menschlichen Wesens aus dem übel stinkenden Wasser im Stadtteil Södermalm. Der Leiche fehlen Augen, Zähne, Zunge, Arme und Beine. Sie wurden nacheinander sorgfältig amputiert. Hier war ein perverser Mörder am Werk. Das ist der Ausgangspunkt für die Handlung.
Der kriegsversehrte, trink- und schlagfeste Cardell und der juristisch gebildete Cecil Winge bilden ein ungewöhnliches Ermittlerduo. Sie haben trotz ihrer Gegensätzlichkeit den unbändigen Ehrgeiz das brutale Verbrechen aufzuklären. Allerdings ist Winge todkrank, im Endstadium der Schwindsucht. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Gleichgültigkeit der Gesetzeshüter und gegen den Tod. Wird es den beiden Männern gegen alle Widrigkeiten gelingen den Mörder zu finden?

Der Roman ist ungewöhnlich in seinem Aufbau. In vier Teilen wird der Leser unchronologisch durch das Geschehen des Jahres 1793 geführt. Dabei beginnt der Autor mit dem Herbst (Teil 1), dann führt er uns in den Sommer (Teil 2), danach in den Frühling (Teil 3) und endet mit dem Winter (Teil 4). Jeder Teil hat nochmals eine eigene Überschrift, die Bezug nimmt auf den Inhalt. Weiterhin werden Text- und Gedichtauszüge (1793) von schwedischen Dichtern aus der Zeit der Aufklärung vorangestellt (Carl Gustaf af Leopold, Anna Maria Lenngren, Johan Henric Kellgren und Carl Michael Bellman). Jeder Teil hat einen anderen Aufbau und führt neue Protagonisten ein, die im Zusammenhang mit dem Geschehen stehen. Das war für mich neu und ungewohnt. Doch zum Ende hin fügt sich alles zusammen. Der rote Faden bleibt immer erhalten.
Die fortschrittlichste Figur, auch in seinem Privatleben, war für mich Cecil Winge. Er vertrat die Ansichten eines neuen Zeitalters, das Zeitalter der Aufklärung. Das erklärte sich u. a. für mich aus seinem Bekenntnis, dass jeder Angeklagte vor Gericht angehört werden muss. Für ihn galt der Weg der Vernunft. Genial ist seine Lösung für die Bestrafung des Mörders, natürlich im Kontext der Zeit zu sehen.
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich schon einmal einen historischen Roman mit solch detailreichen Milieustudien gelesen habe. Grandios! Sehr bemerkenswert! Es bleibt lange im Gedächtnis. Kopfkino hatte ich sowieso.
Mir hat dieser Roman (so wird er bezeichnet, nicht Krimi!) in seiner düsteren, zumeist brutalen Atmosphäre ausnehmend gut gefallen. Niklas Natt och Dag gelang ein hervorragendes Debüt. Die Auszeichnung mit dem Schwedischen Krimipreis finde ich gerechtfertigt. Er legte sich allerdings die Meßlatte hoch für sein nächstes Werk. Die Szenarien und die Charaktere sind so realistisch, so greifbar. Der Autor machte sich viel Mühe mit seiner Recherche. Nur ein Beispiel: Bis 1861 besaß Stockholm keine Kanalisation und wurde als schmutzigste Stadt in Europa bezeichnet. Das vermittelt der Roman sehr anschaulich! Zartbesaitete, sehr empfindliche Menschen warne ich vor der Lektüre!

Ich vergebe sehr gern meine Lese- und Kaufempfehlung und bewerte mit fünf von fünf Sternen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.03.2019
Eisige Tage / Seiler und Novic Bd.1
Pohl, Alex

Eisige Tage / Seiler und Novic Bd.1


ausgezeichnet

GEFÄHRLICHES LEIPZIG
Ein straffer Winter hat Leipzig im Griff. Die Stadt ist in Eiseskälte erstarrt. In einem Auto, das dicht am Elster-Saale-Kanal steht, wird die tiefgefrorene Leiche eines Anwalts gefunden. Er wurde erschossen mit einer Makarow. Das ist der zunächst unaufgeregte Auftakt für einen nicht alltäglichen Mordfall, den die beiden Kommissare Hanna Seiler und Milo Novic zu untersuchen haben. Im Laufe der Ermittlungen werden sie in ein immer dichteres Netz krimineller Verstrickungen hineingezogen. Wie kommt der tote Anwalt zu dem Bildmaterial ganz junger Mädchen, die sie in eindeutigen Posen zeigen? Wieso ist darunter das Foto einer seit einer Woche verschwundenen Minderjährigen? Es eröffnen sich Abgründe, die abscheulich und perfide sind...Wie weit sind die Strukturen des organisierten Verbrechens in unserer Gesellschaft verankert?
"Eisige Tage" ist für mich der gelungene Auftakt einer neuen Krimireihe. Schon der Prolog, der im Jahr 1952 spielt, beginnt mit erbarmungsloser, roher Gewalt. Meine Aufmerksamkeit war schon nach diesen wenigen Zeilen geweckt! Danach erfolgt ein Riesensprung in die Gegenwart, in das winterliche, eisige Leipzig. Ich spürte förmlich die frostige Kälte, wie sie einem in die Knochen zu kriechen vermag, durch die sehr plastische Beschreibung. Überhaupt schildert Alex Pohl viele Situationen, die einem das Blut in den Adern gefrieren läßt. Die Worte sind so gewählt, dass sie bei mir Wirkung erzielten. Wie wenig ein Menschenleben zählt! Es gibt viele unterschiedliche Situationen, aber die Effekte sind gleich.Viele Male ergriff es mich eisig bis ans Herz, vor allem, wenn man die Tatsache bedenkt, es geschieht vor unserer Haustür!
Der Gesamtaufbau des temporeichen Krimis ist gekennzeichnet durch die wechselnden Perpektiven, durch Zeit- und Handlungssprünge. Über 435 Seiten, über sechs Teile, die in viele kurze Kapitel mit Überschriften und Datumsangaben gegliedert sind, war ich in atemloser Spannung gefangen. Um den Faden und den Zusammenhang nicht zu verlieren, war es geboten, die vielen Vor- und Zurückblenden (auch im Datum) zu beachten. "Eisige Tage" zwingt den Leser aufmerksam zu lesen. Am Ende klärt sich fast alles auf und die losen Enden fügen sich zu einem sinnvollen Ganzen. Titel und Überschriften (Eisregen, Graupelschauer, Gefrierpunkt...) sind sehr passend gewählt. Sie sind daran beteiligt, dass ich die beunruhigende, gefahrdrohende, ungemütliche und kalte Atmosphäre nicht aus dem Kopf bekam und ständig gegenwärtig blieb.
Mit Hanna Seiler und Milo Novic schuf der Autor zwei aufschlussreiche, ausbaufähige Charaktere. Sowohl die smarte Hanna, als auch der kunstsinnige Milo, versprechen allein durch ihre komplizierte, emotionale Vergangenheit noch viel Entwicklungspotential. Mir gefallen die beiden Ermittler. Es sind gut angelegte Charaktere mit tragischem Hintergrund. Hier im Auftaktband war von einer richtigen Zusammenarbeit der Beiden noch nicht viel zu verspüren. Wird aus den beiden Einzelkämpfern noch ein richtig gutes Ermittlerteam, nachdem sie nun mit Iwanow, mit dem „Onkelchen“ jeder einen „Deal“ haben? Nähern sie sich auch in ihrem Privatleben einander an? Es bleibt vieles noch ungeklärt und es macht mich neugierig auf die nächsten Bände.

Ich bin gespannt auf den nächsten Fall der beiden außergewöhnlichen Kriminalisten.
Der Auftaktband gefiel mir sehr gut und deshalb möchte ich ihn mit fünf von fünf Sternen bewerten.

Bewertung vom 12.03.2019
Ein Affe an der Angel
Bauer, Jonny

Ein Affe an der Angel


sehr gut

TIERFORSCHER DARKO
Was zuallererst ins Auge springt ist das fabelhaft gestaltete Cover. Der Titel und das Titelbild passen gut zueinander! Die Illustrationen von Stephan Lomp durchziehen das gesamte Kinderbuch in seiner prachtvollen Farbigkeit. Die Tiere sind so schön und liebevoll gezeichnet! Die Bilder sind oft ganzflächig beidseitig oder auf einer Seite über das ganze Buch verteilt. Auch die Buchdeckel innen sind mit Zeichnungen bedeckt. Es gibt nicht nur viel zu lesen, sondern auch zu schauen!
Zur Geschichte:
Darko ist ein kleiner Junge, ausgestattet mit sehr viel, ja regelrecht überbordender Fantasie. Zu Beginn der ersten Geschichte hat er großen Frust. Seine Mutter läßt ihn nicht zum Spielen nach draußen, weil es in Strömen regnet. Dabei war er doch gerade mit der Vorbereitung einer Forschungsreise befaßt gewesen. Darko ist nämlich ein Abenteurer und Tierforscher! Jawohl! Kurzerhand und ziemlich verärgert wirft er sein geliebtes Tierlexikon aus dem Fenster des 8. Stockwerkes seines genauso hohen Wohnhauses. Dann kommt ihm die Idee mit seiner Angel aus dieser Höhe Regenwürmer zu fangen. Statt einem Regenwurm hat er als erstes einen Brillenpelikan an der Angel. Es folgen ein Brüllaffe, ein Ameisenbär und viele weitere Tiere. Das Kinderzimmer wird immer voller! Hilfe! Es platzt aus den Nähten...!

Meine Meinung:
Es sind drei Geschichten, die erzählt werden. Sie haben diese Überschriften:
FANG!
MARSCH!
KLOPF!
Die Geschichten werden durch Zahlen in Kapitel unterteilt. Die Schrift ist schön groß und kann durchaus von Erstklässlern mit Unterstützung gelesen und verstanden werden. Besser ist es jedoch erst einmal, wenn es mit Betonung vorgelesen wird. Die Sprache und die Dialoge sind lustig und abwechslungsreich. Der Autor Jonny Bauer stellt die Tiere kindgerecht vor und erklärt auch Lebewesen wie die Radlerspinne oder die Wüstenameise, die nicht so allgemein bekannt sind. Da kommt mir Darkos Tierlexikon wieder in den Sinn, dass der Junge immer bei sich führt. Ein solches Nachschlagewerk ist für alle Kinder eine feine Sache!
Die drei Erzählungen sind witzig, unterhaltsam, sehr fantasiereich. Ich würde sie aber gern mit Warnungen versehen. Angeln aus dem 8. Stock! Verlassen des Autos der Mutter während des Staus auf der Autobahn! Das sind äußerst gefährliche Aktionen, die ich nicht unkommentiert lassen möchte.

Fazit:
Das Buch (Hardcover) liegt beim Vorlesen sehr schön in der Hand. Die Leseempfehlung ab 6 Jahren kann ich unterstützen. Allerdings sollte das Kind dann vorgelesen bekommen. Alleine lesen vielleicht ab 8 Jahren. Da ich eine Großmutter bin, die sehr weit von den Enkeln entfernt wohnt (über 550 km), kann ich es nicht selbst nachprüfen, wie es am besten funktioniert. Sorry!

Von mir gibt es vier von fünf Sternen!

Bewertung vom 07.03.2019
Stella
Würger, Takis

Stella


weniger gut

BLONDES GIFT
Dieses Buch erzeugte mit seinem Erscheinen für gehörigen Wirbel! Anzeige wegen Rufschädigung u.s.w...! Ein Hype sondersgleichen und für Takis Würgers Roman „Stella“ viel PR und Werbung! Im Endeffekt bin ich dem auch erlegen und habe mir den Roman besorgt. Warum nennt der Autor sein Werk „Stella“? Die Hauptperson ist Friedrich und entgegen der realen Stella eine fiktive Figur.
Nun zur Handlung:
Man schreibt das Jahr 1942. Der junge Friedrich aus der Schweiz, sehr naiv und unbedarft, kommt nach einer behüteten Kindheit am Genfer See nach Berlin, ins Nazideutschland. Der 20jährige Sohn eines vermögenden Vaters möchte sich davon überzeugen, ob das Gerücht wahr ist, dass Juden mit Hilfe von Möbelwagen aus der Stadt verschwinden und nicht mehr wiederkehren. Geschützt durch seinen Schweizer Pass und dem Geld des Vaters, verbringt er einige unbeschwerte Wochen in der deutschen Hauptstadt und will ohne die Wahrheit gefunden zu haben, wieder abreisen. Von der Willkür des Staates, den Lebensumständen der Bevölkerung, den unübersehbaren Anzeichen der Judenverfolgung hatte er bis dahin so gut wie nichts bemerkt. Seine Pläne ändern sich schlagartig, als er die attraktive Kristin kennenlernt, die ihn fast augenblicklich durch ihre unkonventionelle Art fasziniert. Sie ist so anders als er, und er verliebt sich Hals über Kopf in sie. Die gleichaltrige, sexuell erfahrene Frau verbringt viel Zeit in Friedrichs Zimmer des Luxushotels. Doch sie kommt und geht, wie es ihr beliebt. Dann bleibt sie ganz weg. Friedrich ist verzweifelt, kennt er doch noch nicht einmal ihren Nachnamen. Auch der charismatische, etwas undurchsichtige SS-Mann Tristan von Appen, mit dem beide die verruchte, dekadente, verbotene Geselligkeit im geheimen pflegten, kann ihm nicht helfen. Als Kristin plötzlich wieder erscheint, ist sie schwer von den Folterungen der Gestapo gezeichnet. Sie gesteht ihm, dass sie Jüdin ist: „Ich bin Stella. Stella Goldschlag.“ Und von da ab, hätte der Roman ganz anders verlaufen müssen. Friedrich, aus dessen Sicht der Roman erzählt wird, versteht die Wirklichkeit nicht mal in Ansätzen bis zu dieser Stelle. Erst da ist er in der Realität angekommen. Friedrich scheint nicht nur farbenblind zu sein. Bis zum Ende ist Friedrich der Wahrheit nicht näher gekommen. Das zeigt sich in seiner Äußerung: „Ich wußte nicht, was von dieser Frau blieb, wenn ich alle Lügen abzog.“
Hier wird mit beiläufigen Erklärungen („Teile dieser Geschichte sind wahr.“) die schnulzige, fiktive Liebesgeschichte erzählt, der im krassen Gegensatz die Fakten der furchtbaren Wirklichkeit entgegenstehen. Ich verspürte zwar die Inspiration, welche die reale Stella Goldschlag beim Autor ausgelöst haben muss. Davon zeugen die kursiv geschriebenen Protokolle des sowjetischen Militärtribunals, die Fallbeispiele, die sich auf ihre Taten beziehen. Takis Würger kann schreiben. Deshalb unterstelle ich ihm, dass er Diskussionen verursachen wollte. Das kann er als Autor auch tun; daran ist nichts Verwerfliches. Ich empfand es als große Widersprüchlichkeit, die Story so zu schreiben, dass auf der einen Seite die Fallakten und auf der anderen Seite die verharmlosende Liebesgeschichte standen. Das ist vollkommen unpassend für das Thema Holocaust. An welcher Stelle ist der Zusammenhang zweifelsfrei erkennbar?
Stella Goldschlag galt als „das blonde Gift“ unter den Juden Berlins. Sie spürte als sogenannte „Greiferin“ in der Illegalität lebende Juden auf und lieferte sie der Gestapo aus. Sie war schön und tödlich! Stella Goldschlag blickt uns vom Cover des Buches direkt an. Ein Eyecatcher!
Takis Würger meinte im AZ-Interview vom 18.01.19:
„Mein Buch war der Versuch, sich diesen Fragen von Verbrechen, Wegschauen, Schuld, Mitläufertum anzunähern.“
Der Versuch ist leider gescheitert, in den Ansätzen stecken geblieben. Die Geschichte wird dem großen Thema nicht gerecht. Sie ist nicht gelungen! Zwei von fünf Sternen von mir!

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.02.2019
Liebes Kind
Hausmann, Romy

Liebes Kind


ausgezeichnet

EIN GANZ STARKES THRILLERDEBÜT
„Dieser Thriller beginnt, wo andere enden.“
Dieser Aussage kann ich nur zustimmen. Es ist das absolut Außergewöhnliche, das Unfaßbare, was diese Geschichte zu etwas Besonderem macht.
Es ist lange her, dass mich ein Buch dermaßen gefangen nahm. Jede freie Minute zog es mich zu dieser fassungslosen Geschichte über die Entführung der Studentin Lena bis hin zu jener Unfallnacht, in der eine junge Frau und ein Mädchen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ich befand mich wie in einem Sog. Ich habe „Liebes Kind“ verschlungen.

In einem natürlichen, nachhaltigen Sprachstil schreibt Romy Hausmann ihren Thriller aus der Perspektive der Hauptpersonen, die Hannah, Lena/Jasmin, Matthias heißen. Immer mal wieder wird der normale Text unterbrochen durch kursive Schrift, welche die intensiven und geheimen Gedanken der jeweiligen Person unterstreichen. Dann gibt es Zeitungsannoncen, die den Stand der Dinge zusammenfassen und Informationen über die Hintergründe vermitteln. Wie hypnotisiert folgte ich den Ausführungen der Protagonisten. Vor allem Hannah, die 13jährige, in ihrer körperlichen Entwicklung weit hinter ihren Altersgenossinnen zurückgeblieben, hinterließ bei mir einen tiefen Eindruck wegen ihrer pragmatischen Intelligenz. Sie brillierte mit einem unglaublichen Wissen über Sachen, Situationen, Gegenstände, die sie niemals selbst erlebte, nicht erlebt haben konnte. Überhaupt sind die Charaktere richtig gut ausgearbeitet bis ins Detail, zeugen für Menschenkenntnis und gute Beobachtungsgabe. Obwohl der Fokus auf den genannten Personen liegt, sind auch die Nebenfiguren durch verschiedene stilistische Mittel sorgfältig ausgearbeitet. Ich hoffe sehr, dass das bei der geplanten Verfilmung auch so rüberkommt. Da habe ich bei den komplexen Handlungsverläufen, dem weitreichenden Hineintauchen in die menschliche Psyche und deren komplizierte Reaktionen meine Zweifel.

Weitgehend ausgeklammert wird aus gutem Grund der Stand der Ermittlungen und überhaupt die Arbeit der Polizei über den Zeitraum vom Verschwinden der jungen Studentin bis zur Unfallnacht in der Gegenwart. Ich war ständig versucht, die Position des Vaters der vor 14 Jahren spurlos verschwundenen Studentin Lena (damals 23) einzunehmen. Als erfahrene Leserin von Thrillern vermutete ich richtig, dass die Wahrheit dann doch eine anderes Gesicht haben musste. Auch ich musste, wie Vater Matthias erkennen, dass der Freund des Mädchens überhaupt nichts mit ihrem Verschwinden zu tun hatte. Immer wieder gibt es über den gesamten Verlauf sensationelle Wendungen, die mich erschütterten. Bis fast zum Ende des Buches war die Identität des Täters unklar und die Enthüllung brachte schließlich eine Riesenüberraschung und nochmals Bewegung in die ohnehin dynamische Geschichte.
Die Umstände kommen wesentlich durch die Ich-Perspektive der betroffenen Personen nach und nach ans Licht. Sie gipfeln am Ende in einem Beginn, der in seiner alltäglichen Normalität fassungslos macht. Über die Auflösung war ich sehr entsetzt.
Leichtfertigkeit oder besser gesagt Leichtlebigkeit führte zu einer beispiellosen Katastrophe.

„Liebes Kind“ ist eine Story wie eine Lawine! Gewaltig! Grausam! Erschütternd! Sehr tragisch! Tief berührend!

Ein ganz starkes Thrillerdebüt! Von mir gibt es die Höchstbewertung. Ich wünsche diesem Buch (Erscheinungstermin: 28.02.19, soll auch als Hörbuch kommen) eine große, begeisterte Leserschaft.

Bewertung vom 17.01.2019
Fehltritt / Doggerland Bd.1
Adolfsson, Maria

Fehltritt / Doggerland Bd.1


sehr gut

Sehr ausufernd erzählt!

„Entdecken Sie Doggerland: Eine Inselgruppe in der Nordsee, die es schon lange nicht mehr gibt – aber in diesem Krimi schon.“

Zum Inhalt (vom Buchrücken entnommen):
Es ist der Morgen nach dem großen Austernfest. Kommissarin Karen Eiken Hornby, Ende 40, wacht betrunken neben ihrem arroganten Chef auf. Etwa zur gleichen Zeit wird eine Frau brutal in ihrem Haus erschlagen. Das Opfer ist ausgerechnet die Ex-Frau des Mannes, mit dem Hornby gerade die Nacht verbracht hat. Ihr Chef kann nicht selbst ermitteln da er zu den potentiellen Verdächtigen gehört. Hornby soll den Fall übernehmen und kann endlich zeigen, dass sie mehr drauf hat. Zuvor muss sie jedoch noch ein anderes Alibi für ihren Chef finden. An der rauen Küste Doggerlands deckt Karen Eiken Hornby eine alte Lüge auf, die das ganze Land erschüttern wird.

„Doggerland- Fehltritt“ ist der erste Band zu einer Krimi-Trilogie von Maria Adolfsson.
Es hätte ein sehr guter Krimi werden können, wenn die Autorin sich nicht in zu viele Belanglosigkeiten verloren hätte. Mir war diese Geschichte eindeutig zu lang erzählt, zu viele kleine und kleinste Details, die bei mir den Lesefluß störten.
Die überwiegende Handlung vollzieht sich auf der fiktiven Inselgruppe Doggerland, die in der Nordsee zwischen Großbritannien, Dänemark und dem Festland in der Nähe der Niederlande liegt. Die Abstände zu den genannten Ländern sind ungefähr gleich. Die Autorin gibt ihrer wieder auferstandenen Welt eine angenehme Landschaftsstruktur, einen mir vertraut erscheinenden Schauplatz, eine eigene Währung (Mark und Schilling) und eine Regierung, die sich zumindest sozialer Probleme nach und nach anzunehmen scheint. In das Geschehen bin ich recht schnell hineingekommen, wobei mir der Beginn mit dem One-Night-Stand und der äußerst verkaterten, leicht ramponierten Karen sehr gut gefiel. Mal was anderes als Mord und Totschlag von Anfang an! Im Verlaufe der 512 Seiten mit den 91 Kapiteln und dem Epilog änderte sich meine Meinung. Es gibt nichts zu meckern am angenehmen Erzählstil, am logischen Handlungsablauf mit seinen beiden Zeitebenen (Gegenwart und 1970), an den ausgefeilten Charakteren bis hin zu den Nebenfiguren. Aber: Es ist zu viel des Guten! Mir kam der Krimi vor wie eine Vorlage, ein Drehbuch für einen Film mit Beschreibungen der Einzelheiten für die Beteiligten. Der Titel „Fehltritt“ wurde wiederum gut gewählt. Das zeigt sich am Ende der Geschichte deutlich. Er bezieht sich auf die Hintergründe des Mordes genauso wie auf das Verhalten Karens und einiger anderer Personen, die im Krimi eine Rolle spielen.

Fazit:
Schön finde ich die Karte im Umschlag des Buches, die die Lage des fiktiven Doggerlandes sehr schön nachvollziehbar macht. Dazu noch der vergrößerte Auszug des Inselstaates mit seiner Hauptstadt Dunker und den anderen Handlungsorten.
Der Krimi verfügt über einen unterhaltsamen Plot, der aber leider zu überbordend geriet. Ein paar Seiten weniger hätten dem Buch sehr gut getan.
Für den nächsten Teil wurde schon genügend Substanz vorbereitet. Insgesamt gesehen, kann ich den Krimi empfehlen in der Hoffnung, dass die nächsten beiden Teile nicht so ausschweifend erzählt werden.