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Lisega

Bewertungen

Insgesamt 1386 Bewertungen
Bewertung vom 24.08.2017
Die Ernte des Bösen / Cormoran Strike Bd.3
Galbraith, Robert

Die Ernte des Bösen / Cormoran Strike Bd.3


sehr gut

Im dritten unter dem Pseudonym Robert Galbraith veröffentlichten Krimi von J.K. Rowling bekommt Robin, die Assistentin des Privatdetektivs Cormoran Strike, ein abgetrenntes Frauenbein zugeschickt. Ihrem Chef fallen da gleich vier Verdächtige ein, und obwohl die Ermittlungen eigentlich in der Hand der Polizei liegen, verfolgt das Duo eigene Spuren. Den Kriminellen Terence „Digger“ Malley schließt Strike bald als Täter aus, aber auf der Suche nach seinem Ex-Stiefvater Jeff Whittaker und den beiden ehemaligen Soldaten Donald Laing und Noel Brockbank, deren Hass er bei seiner Zeit beim Special Investigation Branch auf sich zog, durchstreifen die beiden Detektive die hintersten Winkel Londons und den hohen Norden Englands. Da es nicht bei einem zugeschickten Körperteil und einem Opfer bleibt, wird die Zeit knapp – denn der Täter hat wohl auch Robin im Visier …

„Die Ernte des Bösen“ ist wie die ersten beiden Bände der Krimi-Reihe um Cormoran Strike ein klassischer Detektivroman: Die langwierigen Ermittlungen, Fahrten in die Provinz, Gespräche mit Angehörigen und viele kalte Spuren beschreibt Rowling gewohnt ausführlich und gekonnt. Die Autorin kann plastisch und fesselnd erzählen, was v.a. bei den Kapiteln aus der Sicht des Täters für Gänsehaut sorgt. Umrahmt von kryptischen Songzeilen von „Blue Oyster Cult“, der Lieblingsband von Strikes Groupie-Mutter, entspinnt sich der bisher grausamste Fall für das sympathische Ermittler-Duo. Die Charaktere werden schön weiterentwickelt, auch ihr Verhältnis zueinander. Band 4 wird dank des offenen Endes sicher nicht nur von mir mit Spannung erwartet!

Bewertung vom 11.08.2017
Sinn und Sinnlichkeit

Sinn und Sinnlichkeit


ausgezeichnet

Wieder mal eine überaus gelungene Jane-Austen-Verfilmung der BBC! Tolles Drehbuch, durchwegs sehr gute Schauspieler, wunderbare Musik, sehr schön gefilmt - hier stimmt einfach alles. Wie schon bei "Pride and Prejudice" hält sich Drehbuchautor Andrew Davies genau an die literarische Vorlage, fügt aber einige Szenen ein, die zum besseren Verständnis mancher Charaktere beitragen und wunderbar in die Geschichte passen. Natürlich drängt sich bei "Sinn und Sinnlichkeit" der Vergleich mit Ang Lees ebenfalls hervorragender Kinoadaption von 1995 auf. Es macht vielleicht grundsätzlich keinen Sinn, einen Kinofilm mit einer TV-Serie zu vergleichen, aber zwei Punkte möchte ich dennoch ansprechen: Zum einen war Emma Thompson (so sehr ich sie schätze) für die Rolle der 19jährigen Elinor einfach zu alt, da passt Hattie Morahan in dieser Verfilmung viel besser. Und zum anderen gewinnen hier die späteren Ehemänner der Dashwood-Schwestern an Profil, v.a. Edward. Bevor jetzt die Hugh Grant-Fans aufschreien: Einfach selber anschauen, dann werdet ihr mir zustimmen!

Bewertung vom 11.08.2017
Verführung

Verführung


sehr gut

Verglichen mit den beliebtesten Werken von Jane Austen - "Stolz und Vorurteil" und "Sinn und Sinnlichkeit" - ist "Verführung" sicherlich recht unspektakulär. Der Geschichte fehlen sowohl die geschliffenen Dialoge als auch die Leidenschaft der beiden anderen Romane. Trotzdem mag ich den Roman und diese Verfilmung. Mir gefällt die ruhige, besonnene Heldin Anne Elliot, die Jahre später auf ihre abgewiesene Jugendliebe Wentworth trifft und auf eine zweite Chance hofft. Der Ansatz ist ist eben ein anderer, und die filmische Umsetzung ist sehr gut gelungen. Sowohl die blasierte Familie Annes als auch die ungebildeten, aber herzlichen Musgroves sind fabelhaft dargestellt. Und das Paar Anne/Fredrick passt wunderbar zusammen. Kleinste Gefühlsregungen verstehen die hervorragenden Schauspieler nuanciert wiederzugeben. Die Ausstattung lässt wie bei allen BBC-Produktionen nichts zu wünschen übrig und spiegelt die Zeit perfekt wider. Einziger Wermutstropfen der DVD: Es gibt zwar eine englische Tonspur, aber keinerlei Untertitel. Dabei schau ich mir englische Filme am liebesten im Original mit englischen Untertiteln an.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.08.2017
North & South - 2 Disc DVD

North & South - 2 Disc DVD


ausgezeichnet

Die werkgetreuen Literaturverfilmungen der BBC sind immer sehenswert - so auch "North & South" nach einem Roman von Elizabeth Gaskell. Historischer Hintergrund ist hier aber nicht, wie z.B. von den Jane-Austen-Filmen gewohnt, das ausgehende 18. oder frühe 19. Jahrhundert, sondern die Mitte des 19. Jahrhunderts - die Zeit der Industriellen Revolution. Gaskell beschrieb in ihrem Gesellschaftsroman als eine der ersten das Leben in einer Industriestadt, und die vierteilige Serie versetzt den Zuschauer gekonnt in die damalige Zeit.
Der fiktive Ort Milton im Norden Englands - Vorbild hierfür war Manchester - wird für die Protagonistin Margaret Hale zur neuen Heimat, als ihr Vater den Kirchendienst verlässt und sich dort als Lehrer niederlässt. Margaret, die im idyllischen, ländlichen Süden Englands aufgewachsen ist, fühlt sich im kalten, grauen Milton nicht wohl. Außerdem schockieren sie die Arbeitsbedingungen in den Baumwollspinnereien der Stadt. Gesellschaftlich weiß sie nicht recht, wo sie hin soll - sie schließt Freundschaft mit Vertretern der Arbeiterschaft, durch den Unterricht ihres Vaters macht sie aber auch die Bekanntschaft mit dem Fabrikbesitzer Thornton. Dieser verliebt sich in Margaret, doch die eigenwillige junge Frau hat Vorbehalte gegen den vermeintlich ausbeuterischen Industriellen ...
Der Film zeigt detailliert, wie wohl das Leben in einer Industriestadt im Viktorianischen Zeitalter ausgesehen hat: Ganze Familien schuften in den Fabriken, um genug zum Überleben zu verdienen, die Arbeitsbedingungen sind schier unmenschlich, der Baumwollstaub setzt sich in den Lungen fest und macht krank. Die schlechten Lebensbedingungen treiben die Arbeiter in den Streik, aber der Film geht - nicht nur in der Figur Thorntons - auch auf die Beweggründe der Fabrikbesitzer ein und versucht, auch der Arbeitgeberseite gerecht zu werden. Die Liebesgeschichte zwischen Margaret und Thornton erinnert ein bisschen an "Pride & Prejudice" - wie Darcy und Elizabeth müssen auch diese beiden sich zunächst besser kennenlernen, um Vorurteile zu überwinden, und auch Margaret weist einen ersten Antrag zurück. Die Ausstattung, die schauspielerische Leistung und die musikalische Untermalung sind wie bei allen BBC-Verfilmungen hervorragend. Fazit: Sehenswerte TV-Unterhaltung mit Anspruch.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.08.2017
To Kill a Mockingbird. 60th Anniversary Edition
Lee, Harper

To Kill a Mockingbird. 60th Anniversary Edition


ausgezeichnet

„To Kill a Mockingbird“ ist ein moderner Klassiker der US-amerikanischen Literatur und mit seinem bis heute aktuellen Thema des Rassismus vielerorts Pflichtlektüre in Schulen. Von Diskriminierung ist zu Beginn des umfangreichen Romans allerdings noch nichts zu spüren. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der kleinen Halbwaise Scout, die mit ihrem älteren Bruder Jem in den 30er Jahren in Maycomb, einer (fiktiven) Kleinstadt in Alabama, aufwächst. In vielen heiteren Episoden tauchen die Leser in Scouts Kindheit in dem verschlafenen Nest ein: Die Kinder freunden sich mit dem fantasievollen Dill, dem Feriengast der Nachbarin, an, versuchen, den seit Jahren im Haus verschlossenen Sohn „Boo“ der Familie Radley aus dem Haus zu locken, fürchten sich vor der zänkischen Mrs. Dubose, essen gerne Kuchen bei Miss Maudie und streiten hin und wieder mit dem Hausmädchen Calpurnia. Aber vor allem lieben sie ihren Vater Atticus, einen Anwalt, der als Pflichtverteidiger den Fall des Farbigen Tom Robinson übernehmen muss, der von der „white trash“-Familie Ewell der Vergewaltigung bezichtigt wird. Scout und Jem bekommen zunächst nur in abfälligen Bemerkungen über ihren Vater, den „nigger-lover“, langsam die intolerante Seite ihrer Nachbarn und Mitschüler zu spüren, geraten aber tatsächlich in Gefahr …
Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefangen genommen, die Schilderung der Kindheit zur Zeit der Großen Depression fand ich sehr aufschlussreich. Die vielen kleinen Alltagsbegebenheiten ergeben ein genaues Bild der damaligen Gesellschaft. Im zweiten Teil nutzt Harper Lee die unschuldige Perspektive aus Kinderaugen meisterhaft aus, um den Rassenhass und die Diskriminierung der Schwarzen, die alle Lebensbereiche durchdringt, offenzulegen. Die Schilderung des Prozesses fand ich regelrecht spannend, auch wenn das Urteil – leider – von vornherein feststand. Ein tolles Buch, das zu Recht viel gelesen und viel geliebt wird!

Bewertung vom 09.08.2017
Jenseits von Afrika
Meryl Streep,Robert Redford,Klaus Maria...

Jenseits von Afrika


ausgezeichnet

„Ich hatte eine Farm in Afrika, am Fuße der Ngong-Berge“: Aus Tania Blixens Erinnerungen an ihre Jahre in Kenia machte Syndey Pollack ein wunderbar gefilmtes Liebesmelodram aus der Kolonialzeit mit fantastischen Schauspielern und grandiosen Landschaftsaufnahmen. Meryl Streep brilliert als dänische Plantagenbesitzerin Karen Dinesen, deren Ehe mit dem Baron Bror Blixen (Klaus Maria Brandauer) nur noch auf dem Papier besteht und die sich in den Großwildjäger Denys Finch-Hatton (Robert Redford) verliebt. Beide verbindet die Liebe zu Land und Leuten, und wenn sie durch die Savanne reisen, wird das in wunderschönen Postkartenaufnahmen auf die Leinwand gebannt. Immer nah am Kitsch, aber dank der großartigen Darstellerleistung nie zu schwülstig, untermalt mit wundervoller Musik, kann man sich diesen Klassiker aus den 80er Jahren immer wieder anschauen.

Bewertung vom 09.08.2017
Das süße Antlitz des Todes
Camilleri, Andrea;Lucarelli, Carlo

Das süße Antlitz des Todes


gut

In dem Fall „Das süße Antlitz des Todes“ lassen zwei der erfolgreichsten Krimiautoren Italiens, Andrea Camilleri und Carlo Lucarelli, ihre beliebten Romanfiguren gemeinsam ermitteln. Der sizilianische Commissario Montalbano ist mir aus vielen gerne gelesenen Camilleri-Krimis bekannt, von der jungen Kommissarin Grazia Negro aus Bologna habe ich hier zum ersten Mal gehört. Die Idee des gemeinsam entwickelten Krimis ist interessant, die Figuren sowieso, auch die formale Umsetzung ist originell geraten: Die beiden Protagonisten kommunizieren in dieser inoffiziellen Ermittlung nur schriftlich, allerdings in wechselnden Formen, so dass eine Mischung aus offiziellen Schreiben, E-Mails, hastigen Notizen, Zeitungsartikeln usw. entsteht. Darüber hinaus gestaltet sich im Laufe des immer gefährlicher werdenden Falls die Verständigung sehr einfallsreich und werden z.B. in kulinarischen Leckereien versteckte Briefe verschickt. Aber inhaltlich offenbart dieses „Krimi-Joint-Venture“ doch einige Schwächen. Im Nachwort wird erklärt, dass immer einer der Autoren seinen Teil verfasst und dann diese Vorlage weitergegeben hat. Für das Autorengespann mag das sicherlich sehr amüsant und knifflig gewesen sein, die Geschichte immer weiter zu spinnen, für den Leser hält sich das Vergnügen aber ein bisschen in Grenzen: Der Fall wird doch zu hanebüchen und absurd, die Handlung entwickelt sich total unlogisch. Schade, denn die beiden Autoren und ihre Ermittlerfiguren haben definitiv Potential für einen besseren gemeinsamen Krimi.

Bewertung vom 01.08.2017
Tears of the Giraffe
Smith, Alexander McCall

Tears of the Giraffe


sehr gut

In „Tears of the Giraffe“, dem zweiten Band mit der afrikanischen Detektivin Mma Ramotswe, lässt Alexander McCall Smith seine Damen der „No. 1 Ladies‘ Detective Agency“ in zwei Fällen recherchieren: Eine weiße Amerikanerin bittet Mma Ramotswe, nach ihrem vor 10 Jahren in Botswana verschollenen Sohn zu suchen, und die frisch zur Kodetektivin gekürte Mma Makutsi soll herausfinden, ob die Gattin eines Klienten tatsächlich untreu ist. Wie bei allen Büchern der Reihe stehen aber eigentlich nicht die Ermittlungen im Vordergrund, sondern die privaten Nöte der Detektivin und ihrer Freunde und Klienten: Mma Ramotswe wird Mr. J.L.B. Matekoni heiraten und braucht natürlich einen ordentlichen Verlobungsring, Mr. J.L.B. Matekonis Haushälterin ist von seinen Heiratsplänen überhaupt nicht begeistert und intrigiert gegen die Braut, und die Waisenkinder Puso und Motholeli tauchen im Leben der Detektivin auf. „Tears of the Giraffe“ ist definitiv kein spektakulärer Krimi, sondern leichte Lektüre für Afrika-Fans. Wer bei einer Tasse Roiboostee entspannt auf der Couch schmökern möchte, für den sind die Bücher mit Mma Ramotswe, in denen es gehörig „menschelt“, absolut zu empfehlen.