Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
hundeliebhaber

Bewertungen

Insgesamt 391 Bewertungen
Bewertung vom 15.04.2023
With All My Heart (eBook, ePUB)
Young, Samantha

With All My Heart (eBook, ePUB)


gut

Jane freundet sich mit dem Nachbarmädchen Lorna McKenna an und wird über die Jahre ein fester Bestandteil der McKenna-Familie. Sowohl mit Lornas Mutter als auch mit ihrer Schwester Skye versteht sie sich gut. Besonders angetan hat es ihr jedoch ihr Bruder Jamie McKenna. Sie fühlt sich in seiner Gegenwart sehr wohl, sicher und geborgen. Auch Jamie entwickelt Gefühle für Jane, kämpft jedoch dagegen an und will sie bis zu Janes 18. Geburtstag unterdrücken. Als er sich die Liebe zu Jane eingesteht, sind beide unzertrennbar und denken, ihr Leben nur noch zusammen zu verbringen. Durch einen schweren Schicksalsschlag der Familie McKenna und schwerwiegende Konsequenzen wird Janes und Jamies Liebe auf eine harte Probe gestellt und ihre Wege trennen sich plötzlich. Sechs Jahre später treffen die beiden sich unerwartet wieder und Jane findet heraus, dass sich Jamie an Personen aus der Vergangenheit rächen möchte - auch sie steht auf seiner Liste. Doch sie möchte ebenfalls Gerechtigkeit erzielen und muss daher mit Jamie zusammenarbeiten. Ob sie wieder zueinanderfinden können?

Ehrlich gesagt habe ich mich vor der Lektüre nicht allzu sehr mit dem Inhalt beschäftigt und habe einen erotischen New-Adult-Roman für zwischendurch erwartet. Erotisch und New-Adult treffen auch zu, durch aufgegriffene Themen wie Sexuelle Belästigung, Vergewaltigung, Drogenmissbrauch und Abhängigkeiten/Obsession kommt der Plot jedoch schwerer daher als erwartet. Samantha Young schreibt flüssig, hat mit Jane und Jamie zwei sympathische Protagonist*innen geschaffen und geschmackvolle Sexszenen geschrieben. Dennoch muss ich sagen, dass mich die Glaubwürdigkeit des Plots an gewissen Punkten im Stich gelassen hat und ich die Figurenentwicklung nur teilweise nachvollziehen konnte.

Dennoch ein gutes Buch, das einige wichtige und gleichzeitig tragische Themen aufgreift.

Bewertung vom 15.04.2023
Rote Sirenen
Belim, Victoria

Rote Sirenen


sehr gut

"Rote Sirenen" ist eine autobiographische Erzählung, denn Victoria Belm zeichnet ihre ukrainische Familiengeschichte nach. Sie ist zwar in der Ukraine geboren und aufgewachsen, dann jedoch mit ihrer Mutter in die USA gezogen, wo sie studiert hat und anschließend mit ihrem Mann nach Belgien zieht.

Als Russland im Jahr 2014 die Krim annektiert, nutzt Victoria die Gelegenheit, in die Ukraine zurückzukehren und sich intensiv mit der Recherche nach ihrer Familiengeschichte auseinanderzusetzen. Denn über ihren Urgroßonkel Nikodim, der in den 1930er Jahren spurlos verschwunden ist, weiß sie beispielsweise so gut wie nichts und niemand möchte mit ihr über ihn sprechen. Selbst ihre Großmutter Valentina schweigt größtenteils, gibt nur widerwillig Informationen preis und möchte mit Victoria lieber den Obstgarten bewirtschaften. Trotzdem hakt Victoria nach, stößt auf den sowjetischen Geheimdienst und entblättert die Vergangenheit Nikodims und damit auch Grundzüge ihrer familiären Vergangenheit und ihrer Heimat.

Da Victoria Belm hier von ihrer eigenen Familiengeschichte erzählt, steht die literarische Erzählung im Vordergrund. Dennoch erfolgt kontinuierlich eine historische und politische Einordnung, sodass das Buch gefüllt ist mit Wissen über die Ukraine, die Zerrissenheit des Landes, das Verhältnis zu Russland und zum Westen. Klar wird hier die Geschichte einer Familie, basierend auf den Erlebnissen und Erfahrungen einer jungen Frau, gezeichnet, doch so oder so ähnlich wird es ja vielen gebürtigen Ukrainer*innen gehen, die ihre Jugend oder ihr Erwachsenenleben in anderen (europäischen) Ländern verbringen.

Ein eindrucksvoller Einblick, sehr viel Input und vor allem sehr viel Nachvollziehbares und Wissenswertes!

Bewertung vom 10.04.2023
Wer die Hölle kennt / Alex Stern Bd.2
Bardugo, Leigh

Wer die Hölle kennt / Alex Stern Bd.2


sehr gut

Nachdem die Geisterseherin Alex Stern im Vorgänger "Das neunte Haus" eine große Verschwörung auf dem Campus der Elite-Universität Yale aufdecken konnte, ist ihr Mentor Daniel Arlington noch immer verschwunden, denn dieser wurde bei diesen Geschehnissen entführt. Für Alex steht eines fest: Sie muss Daniel auf jeden Fall retten und zurückbringen. Dafür nimmt sie es auch in Kauf, in die Hölle zu gehen und sucht sich passende Unterstützung für dieses riskante Vorhaben.

Leigh Bardugo hat mit der Alex Stern-Reihe ein sehr komplexes Dark-Fantasy-Universum geschaffen, dessen Strukturen und Mechanismen für mich sehr aufmerksames Lesen voraussetzen. Wenn ich auf einer Seite mit den Gedanken abgeschweift bin, musste ich sie tatsächlich noch einmal lesen, um nichts Wichtiges zu verpassen.

Was mich überrascht hat: Obwohl für mich keine Figur reine*r Sympathieträger*in ist, haben mich die Geschehnisse und Alex' Vorhaben so gebannt, dass ich trotzdem ununterbrochen gelesen habe. Doch die Ereignisse sind rasant, die Zusammenhänge komplex und die Widrigkeiten, mit denen Alex bei ihrer Rettungsaktion konfrontiert wird, halten an und offenbaren immer neue Informationen und Entwicklungen.

Der Spannungsbogen ist dabei straff gespannt und obwohl ich mich an die Details des letzten Teils nicht mehr allzu genau erinnere, konnte ich schnell wieder einsteigen. Die Nebenstränge sind recht ausführlich geschildert, sodass ich auch immer wieder in diese abtauchen und die beteiligten Figuren noch besser kennenlernen konnte.

Für alle Fans der Reihe auf jeden Fall ein Muss.

Bewertung vom 10.04.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


sehr gut

Eva Björg Ægisdóttir läutet mit "Verschwiegen" den Auftakt einer Island-Krimi-Reihe ein, in der die Polizistin Elma mit ihren Kollegen Saevar und Hördur ermittelt. Nachdem Elma ihre Beziehung in Reykjavik beendet, zieht sie zurück in die Kleinstadt Akranes, wo sie selbst aufgewachsen ist und folglich so gut wie jede*n kennt. Kurz nach ihrer Ankunft stürzt sie sich schon in Ermittlungen, da in der Nähe des Leuchtturms die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. Als die Identität der jungen Frau feststeht, deckt das Ermittlungsteam mit der Zeit immer weitere Geheimnisse auf, die einige Jahre in der Vergangenheit liegen und stoßen auf gut verdeckte Verbrechen, die nicht nur Elma, sondern auch die Bewohner*innen und die Kleinstadtgemeinschaft erschüttern.

Eva Björg Ægisdóttir schreibt flüssig, hat mit Elma eine sympathische Ermittlerin geschaffen, deren Privatleben am Rande ebenfalls eine Rolle spielt, was mir gut gefällt. Neben den Ermittlungen gibt es immer wieder Einblicke in die Vergangenheit, die die damaligen Geschehnisse und deren Ausmaße schrittweise offenbaren.

Mir gefiel die Ermittlungsarbeit in "Verschwiegen" gut, der Fall wurde gelöst und sämtliche Fragen beantwortet, sodass der Fall in sich abgeschlossen ist und sich Elma, Saevar und Hördur im nächsten Band getrost einem neuen Fall widmen können.

Bewertung vom 10.04.2023
Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?
Weber, Sara

Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?


sehr gut

Flexibilität und Digitalisierung sind zwei große Themenbereiche, die gerade durch die Pandemie und das damit verbundene Homeoffice nicht nur erheblich an Bedeutung gewonnen haben, sondern in dieser Zeit und seitdem auch zu den größten Herausforderungen in der Arbeitswelt wurden. Sara Weber stellt die gegenwärtig herrschenden Zustände - Klima, Umwelt, Politik, Krieg, Inflation - in Beziehung zur (Erwerbs)Arbeit und setzt dabei die Care-Arbeit obendrauf. Sie vergleicht die Situation Deutschlands mit Modellen anderer Länder, stellt wichtige Einflüsse, Indikatoren und Grundsätze dar, die die Funktionen bzw. Dysfunktion widerspiegeln und stellt teilweise Lösungen vor, die Arbeit besser machen können. Dabei stehen vor allem Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit im Fokus, da Umwelt und Wirtschaft nur Hand in Hand funktionieren können. Sara Weber überzeugt durch journalistische Fähigkeiten, präzise Darstellungen und den Aufruf zum Handeln. Auch wenn das meiste nichts Neues ist, wirkt die geballte Darstellung frappierend und regt zum Nachdenken an!

Bewertung vom 10.04.2023
Keine gute Geschichte
Roy, Lisa

Keine gute Geschichte


ausgezeichnet

Lisa Roy hat mich mit "Keine gute Geschichte" ganz unerwartet für viele Stunden gefesselt. Ungeschönt, rau und umgangssprachlich erzählt sie davon, wie Arielle Freytag nach zwölf Jahren zurück in den prekären Essener Stadtteil Katernberg zurückkehrt. Dort ist sie bei ihrer hartherzig wirkenden Großmutter aufgewachsen, nachdem ihre Mutter spurlos verschwunden ist. Als Social Media Managerin in Düsseldorf hat sie es aus Katernberg herausgeschafft und führt nun ein wohlhabendes Leben. Ein Anruf holt sie jedoch nach Katernberg zurück, weil es ihrer Großmutter nicht gut geht. Dort sind gerade zwei Mädchen verschwunden, nach denen alle suchen - auch Arielle schließt sich der Suchtruppe an. Während ihrer Zeit in Katernberg muss sie sich mit Fragen zu ihrem Leben, ihrer Vergangenheit und ihrer Kindheit auseinandersetzen. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie und weshalb ihre Mutter damals verschwunden ist und sie zurückgelassen hat.

Erzählt wird aus Arielles Sicht, die sich mit den aktuellen Erlebnissen sowie mit ihren Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend mittels der "Du"-Ansprache direkt an ihre verschwundene Mutter wendet und sie auf diese Art noch immer an ihrem Leben teilnehmen lässt.

Lisa Roy hat mit "Keine gute Geschichte" sehr komplexe Figuren geschaffen, die die prekären Missstände und den Klassizismus im Essener Alltag sehr gut widerspiegeln. Das Buch ist sehr flüssig geschrieben, kommt thematisch jedoch keinesfalls leicht daher: unter anderem Depression, Angstzustände, Verlust, Entführung und die Liebe zu sich bzw. anderen.

Auf jeden Fall ein Highlight und ein literarisch sehr hochwertiges Debüt!

Bewertung vom 03.04.2023
The truth behind your lies
Heimes, Silke

The truth behind your lies


ausgezeichnet

Bevor sich die Wege der fünf Freund*innen Flo, Jens, Emmy, Rod und Ann nach dem Abitur trennen, wollen sie noch einmal gemeinsam Urlaub machen und eine gute Zeit verbringen. Der perfekte Ort scheinen dafür die Schweizer Berge zu sein, denn der Außenseiter im Jahrgang, Jan, stellt den Fünf die Hütte seines Onkels zur Verfügung - kostenlos. Doch statt eines Gefallens verfolgt er eigene Pläne: Jahrelang wurde er schlecht behandelt und bloßgestellt und nun ist für ihn Zeit der Rache. Er stattet die Hütte mit Kameras auf, eröffnet einen YouTube-Kanal mit dem Namen "The Truth behind your lies" und das Übel nimmt seinen Lauf.



Dass es sich bei "The Truth behind your lies" um ein Buch mit Abwärtsspirale handelt und alles auf die große Eskalation hinausläuft, war mir von Anfang an klar. Umso spannender war es zu lesen, wie einerseits die Freund*innenclique den gemeinsamen Urlaub in den Bergen erlebt und welche Streitpunkte zwischen ihnen entstehen, und andererseits Jans Sicht und Einblicke zu lesen, die er im Zuge der Videoaufnahmen erlebt.

Silke Heimes hat einen sehr flüssigen Schreibstil und die Figuren anschaulich und nachvollziehbar gestaltet. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie über ein großes Identifikationspotential verfügen.

Ein spannender Jugendthriller, der subtil Spannung aufbaut und in einem großen eskalierenden Finale endet.

Bewertung vom 03.04.2023
Das glückliche Geheimnis
Geiger, Arno

Das glückliche Geheimnis


ausgezeichnet

In "Das glückliche Geheimnis" berichtet Arno Geiger von seinen Anfängen als Schriftsteller, all den Jahren des kontinuierlichen Überarbeitens seiner Romane, der zunächst erfolglosen und dann erfolgreichen Rückmeldungen der Verlage. Ein wichtiger Impuls und Einfluss auf seine schriftstellerischen Leistungen sind die Schätze, die Arno Geiger im Müll sucht und findet.
Frühmorgens verlässt er das Bett, zieht um die Häuser und durchwühlt zahlreiche Altpapiertonnen. Er ist auf der Suche nach Büchern, Postkarten, Briefen und Tagebucheinträgen, um Einblicke in die Seelen der Vorbesitzer*innen zu bekommen und diese für sein kreatives Schaffen zu nutzen.
Parallel und ergänzend dazu beschreibt Arno Geiger die Entstehung, Vertiefung und herausfordernden Phasen der Beziehung zu seiner Freundin und späteren Ehefrau K.

Ein bereicherndes, inspirierendes und lehrreiches Buch, das viele kluge Sätze beinhaltet und das Wesentliche zu schätzen vermittelt - also ganz viel Lebenserfahrung und konstante Beziehungsarbeit.

Bewertung vom 27.03.2023
Ginsterhöhe
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


ausgezeichnet

Im Jahr 1919 kehrt der junge Bauer Albert Lintermann aus dem Krieg zurück in sein Heimatdorf Wollseifen und muss sich dort neu einfinden. Vor dem Krieg lief die Landwirtschaft hervorragend und er konnte seine Familie problemlos versorgen. Nun muss er seinen Platz im Dorf mit seiner schweren Gesichtsverletzung, die ihn optisch stark verändert hat, und seinen psychischen Kriegsfolgen neu behaupten. Seine Frau Bertha hegt ihm gegenüber Abscheu, geht ihm aus dem Weg. Doch mit Lenis Hilfe, die Verlobte seines besten Freundes, der im Krieg gefallen ist, findet er Unterstützung und kann sich auch im Dorf wieder behaupten. Die Landwirtschaft läuft wieder gut und alles geht seine Bahnen - das Dorf erlebt wieder Aufschwung. Doch als die Nationalsozialisten nach Wollseifen kommen und die ersten Ländereien kaufen, scheint das Dorfschicksal besiegelt zu sein.

Anna-Maria Caspari hat mit Albert, Leni und den weiteren Dorfbewohner*innen verschiedene Charaktere abgebildet, die sich in der Nach- bzw. Vorkriegszeit unterschiedlich entwickeln. Dabei verbindet sie sehr gekonnt die historischen Fakten zwischen 1919 und 1949 sehr gut mit den fiktiven Geschehnissen im Dorf Wollseifen. Gerade die Mechanismen des steigenden politischen Einflusses und die stückweise Machtergreifung der Nationalsozialisten bis hin zum Kriegsausbruch und -ende sind sehr anschaulich dargestellt.
Ein flüssig und packend geschriebener historischer Roman, der trotz der schlimmen Zeit und den schrecklichen Geschehnissen lebhafte und liebenswerte Figuren schafft, die mich gut unterhalten konnten.

Bewertung vom 27.03.2023
Cäcilias Erbe / Gut Erlensee Bd.2
Weinberg, Juliana

Cäcilias Erbe / Gut Erlensee Bd.2


ausgezeichnet

Cäcilia Herringer ist nach dem Tod ihrer Mutter auf das Gut ihres Patenonkels und dessen Familie gezogen. Nun, im März 1922, hat sie auch ihre Lehrerinnenausbildung erfolgreich beendet und stürzt sich voller Tatendrang auf ihre Lehrerinnenanstellung in der Nähe des Guts. Dass sie als Lehrerin keine Beziehung eingehen darf, kommt ihr eigentlich ganz gelegen, denn sie möchte sich sowieso nicht von einem Mann abhängig machen. Als sie jedoch Dr. Jakob Kaltenbrunner, der neu ins Dorf gezogen ist, kennenlernt, bringen zarte Gefühle ihren Entschluss ins Wanken. Und auch die Beziehung zu ihrer Familie wird durch ein offengelegtes Geheimnis erschüttert.

Juliana Weinberg hat mit Cäcilia eine willensstarke und mutige Frau geschaffen, die sämtlichen Widrigkeiten der Dorfbewohner*innen trotzt. So setzt sie ihre progressiven Lehrmethoden trotz Tadel ein, schafft Bindungen zu ihren Schüler*innen sowie ihren Eltern und fühlt sich im Lehrerinnenberuf sehr wohl. Der Schreibstil ist flüssig, lebhaft und bildet die Atmosphäre des Dorfes und auf dem Gut sehr gut ab, sodass ich mich sehr wohl um das Gut Erlensee und Cäcilias Alltag gefühlt habe.
Ein unterhaltsamer historischer Roman, der auf eine starke Frauenfigur setzt.