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Brombeere

Bewertungen

Insgesamt 205 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2022
Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar / Mord ist Potts' Hobby Bd.1
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar / Mord ist Potts' Hobby Bd.1


sehr gut

Worum geht es?
Mrs Potts badet gerade nackt in der Themse als sie glaubt einen Schuss zu hören. Doch die Polizei glaubt nicht, dass jemand in Gefahr ist und so beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln.

Worum geht es wirklich?
Zusammenhalt, Gier und Neugierde.

Lesenswert?
Ja, wunderbar unterhaltsam. Als die Polizei sich dem Fall nicht wirklich annimmt, beginnt Mrs Potts zu ermitteln und bekommt dabei nach kurzer Zeit Hilfe von zwei anderen neugierigen Frauen aus dem Dorf. Alle drei fand ich wunderbar sympathisch dargestellt mit einigen skurrilen Eigenschaften. Kam mir jedoch nie übertrieben oder unangenehm vor, stattdessen halten sie gut zusammen und bringen ein bisschen Schwung in Dorf und Ermittlungen, auch wenn sie sich nicht immer Freunde machen und ihre Handlungen nicht immer ausreichend durchdenken. So entstehen einigen lustige Situationen.
Nicht nur die Figuren, sondern das ganze Dorf war lebendig dargestellt, man lernt mehrere Dorfbewohner*innen kennen und wer mit wem zusammenhängt. Mittendrin immer die drei neugierigen Frauen, die gerne mal mit der Tür ins Haus fallen.
Der Fall an sich ist spannend, die Morde werden so unblutig wie möglich geschildert. Die Auflösung war nichts völlig neues, was ich nicht schon einmal so gelesen habe. Hat mich aber nicht gestört, ich habe mich wirklich gut unterhalten gefühlt und ein bisschen mitgerätselt und Überlegungen angestellt. Das Ende war mir ein wenig zu dramatisch, ansonsten war alles aber in sich stimmig und gut gemacht.
Sprachlich ist mir nichts besonderes aufgefallen, lässt sich gut lesen und ist an einigen Stellen wirklich lustig, ansonsten einfach positiv unauffällig. Cover ist stimmig zum Inhalt und auch der Klappentext ist treffend verfasst.
Dieses Buch scheint der erste Band einer geplanten Reihe zu sein, man kann ihn jedoch ganz gut als Einzelband lesen.
Alles in allem habe ich genau das bekommen, was ich erwartet habe: Spannende und humorvolle Unterhaltung.

Bewertung vom 20.02.2022
The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1


weniger gut

schlechter als erwartet

Worum geht es?
Zimmermädchen Molly entdeckt einen toten Gast in dessen Suite und wird kurz danach selbst verdächtigt.

Worum geht es wirklich?
Lügen, den eigenen Platz in einem Gefüge und Ordnung.

Lesenswert?
Nein, obwohl es durchaus unterhaltsam war. Hinter dem Buch verbirgt sich meiner Meinung nach eine ganz andere Geschichte, als man auf Grund des Klappentextes erwarten konnte. Dieser klingt ja erst einmal gut und auch das Cover und die Werbung fand ich durchaus ansprechend.
Ich fand jedoch weder, dass Molly ermittelt hat, noch dass es sonderlich cosy oder humorvoll ist.
Molly, die wirklich sehr sympathische Protagonistin, hat einen Sinn für Ordnung und eine scharfe Auffassungsgabe. Wie ich gelesen habe, hat sie wohl autistische Züge, kann Redewendungen nicht deuten, ist an vielen Stellen naiv weil sie Menschen glaubt und gut in ihrem Job weil sie jede Kleinigkeit akkurat hinterlassen möchte. Die „lustigen“ Szenen entstehen also nur dadurch, dass Molly Dinge nicht interpretieren kann und Menschen beim Wort nimmt, diese sie dann ausnutzen und für ihre eigenen Ziele missbrauchen. Während Molly gutgläubig folgt und nichts schlechtes ahnt. Das finde ich in keiner Weise unterhaltsam, sondern eher schwer zu ertragen. Des weiteren ist Mollys familiärer Verlust einer engen Person ein durchgängiges Thema, das nicht nur angeschnitten wird und ich kann mir vorstellen, dass das für manche Leser*innen triggernd wirkt - worauf allerdings nicht hingewiesen wird.
Molly stellt keine aktiven Ermittlungen und Befragungen an. Vielmehr ist sie öfters in den richtigen Momenten präsent, Menschen erzählen ihr Details (weil Molly ihnen ja vertraut) und schicken sie von A nach B wodurch sie neue Erkenntnisse gewinnt. Die sie dann allerdings nicht deuten kann. Glücklicherweise gibt es im Laufe der Handlung doch noch wohlwollende Menschen, die ihr helfen und diese Puzzlestücke zusammenfügen können. Ansonsten geht es viel um Mollys Ordnungsliebe und den erwähnten Verlust.
Die anderen Charaktere bleiben sehr einseitig und sind nur Randfiguren.
Sprachlich flüssig, aber nichts besonderes. Hörbuch ganz wunderbar gesprochen!
Das Ende dieses Buches fand ich überraschend und nicht stimmig. Zusammen mit den nicht erfüllten Erwartungen an den Inhalt war diese Lektüre somit enttäuschend und ich würde das Buch nicht empfehlen.

Bewertung vom 20.02.2022
Perfect Day
Hausmann, Romy

Perfect Day


sehr gut

spannend und verstörend.

Worum geht es?
Anns Vater wird als Mörder von zehn Mädchen festgenommen und Ann setzt alles daran, seine Unschuld zu beweisen.

Worum geht es wirklich?
Festhalten, Wahrheiten entdecken und Hoffnung.

Lesenswert?
Ja, eine spannende Suche mit vielen Wendungen im Fall. Dies ist mein erstes Buch der Autorin, daher kann ich keine Vergleiche zu den ersten Büchern ziehen. Ich fand die Situation, von der dieses Buch ausgeht und den Ablauf spannend gestaltet, die Perspektive ungewöhnlich (aus den Augen der Tochter eines mutmaßlichen Mörders) aber reizvoll. Generell konnte ich Ann bis zuletzt nicht wirklich fassen und deuten, aber das ist vielleicht auch absichtlich so gewollt. Über die anderen Personen erfährt man zwar auch Details, es reicht aber nicht für einen wirklichen Eindruck in ihre Persönlichkeit.
Schreibstil war angenehm und die unterschiedlichen Perspektiven und Zeitsprünge formen den Fall schön interessant und dennoch erfährt man nie zu viel. Spannung wird meiner Meinung nach stets aufrecht gehalten und sei es auch nur durch Wendungen, die immer wieder passieren. Allerdings - in meinen Augen glücklicherweise - keine Fitzek’schen Wendungen, die oftmals völlig abstrus wirken. Hier fand ich die Dosierung gut gewählt.
Das Thema ist kein leichtes und so manche Kapitel finde ich auch nur schwer ertragbar, aber irgendwie war auch das gut umgesetzt und nicht zu sensationsgierend.
Mit der Auflösung, dem Ende, der Begründung hadere ich ein wenig. Hat mir dann nicht ganz so zugesagt.
Alles in allem fand ich dieses Buch aber lesenswert und habe Interesse an weiteren Büchern der Autorin.

Bewertung vom 20.02.2022
Der Gräber
Persson Winter, Fredrik

Der Gräber


gut

Hätte gut werden können.

Worum geht es?
Jedes Jahr am 6. November gräbt er sich in den Keller seiner Opfer und verschleppt sie. Dann taucht ein Manuskript für einen Thriller auf, der diese Mordserie behandelt. Ist es Fiktion? Realität? Wer hat es geschrieben?

Worum geht es wirklich?
Um Wahnvorstellungen, Belastungen durch Erwartungen und Bestrafung.

Lesenswert?
Nein, war nur eine akzeptable Zwischendurchlektüre, die eher enttäuscht hat. Cover und Klappentext sind ansprechend und haben meine Neugierde geweckt. Als Leser*in ist man in mehrere Erzählstränge involviert. Da gibt es zum einen die Geschichte rund um das Manuskript, das dem Verlag die Rettung bringen könnte. Allerdings geht es darum um die unaufgeklärte akute Mordserie. Aber das kann ja nur Fiktion sein - entscheiden die Mitarbeiter*innen des Verlags. Die andere Perspektive ist aus Sicht der ermittelnden Kommissarin, die mit dem Fall betraut ist und die entsetzt ist, als es zu einer Veröffentlichung des Buches kommt. Und dann ist da noch die Perspektive des Gräbers, der seine Taten beschreibt.
Eigentlich alles ganz spannend gemacht, aber die (in meinen Augen) künstlichen Dramen um die beteiligten Personen und ihre Entscheidungen finde ich eher übertrieben, als das sie für charakterlichen Tiefgang sorgen. Somit sind mir die Figuren trotz teilweise intimer Details fremd geblieben.
Die Handlung war zu Beginn noch recht spannend, irgendwann verhärtet sich jedoch der Verdacht und man wartet nur noch auf eine konkrete Erklärung. Die wiederum finde ich nicht ausgearbeitet genug, denn irgendwann beinhaltet das Buch immer mehr Horrorelemente und Geschichten von übernatürlichen Ereignissen. Das hat dem Ganzen einfach eine andere Richtung gegeben, als ich vom Klappentext erwartet habe und gefiel mir nicht. Für mich war das einfach nicht stimmig.
Zu den ganzen Ermittlungen und der Mordserie kommen dann noch Beziehungsproblematiken und Eifersucht (und Triggerwarnung: Kinderwunsch) hinzu, die meiner Meinung nach für eine unnötige emotionale Dramatik gesorgt haben und einfach ausgeschlachtet wurden.
Recht interessant hingegen fand ich das ganze Thema im Verlag, wie mit solch einem Manuskript umgegangen werden soll und wo wirtschaftliche Interessen des Verlags überwiegen. Das war gut gewählt und interessant gemacht.
Zusammenfassend: Wenn man einen spannenden Einzelband lesen möchte, ist man hier möglicherweise genau richtig. Vielleicht sollte man dabei aber nicht zu viel erwarten und auch für absurde Handlungsverläufe offen sein.

Bewertung vom 20.02.2022
Die Gezeiten gehören uns
Vida, Vendela

Die Gezeiten gehören uns


sehr gut

Zwei ungleiche Freundinnen.

Worum geht es?
Nur die beiden Freundinnen Eulabee und Maria Fabiola kennen die Küsten und Wellen so gut, bezwingen das Meer gemeinsam. Doch an einem Punkt trifft Eulabee eine Entscheidung gegen ihre Freundin und muss mit den Konsequenzen leben.

Worum geht es wirklich?
Freundschaft, Lügen und Verlust.

Lesenswert?
Ja, auch wenn ich zu Beginn noch nicht so angetan war. In kurzen Kapiteln begleitet man die beiden jungen Mädchen Eulabee und Maria Fabiola, ihre Clique und ihren Schulalltag. Als Eulabee eine Entscheidung trifft, mit der Maria Fabiola nicht einverstanden ist, verändert sich plötzlich alles und Freundinnen werden zu Fremden.
Ich habe mich zu Beginn mit der Sprache irgendwie schwer getan, fand dies im Verlauf aber dann doch sehr angenehm und gut gemacht. Zudem gibt es immer wieder Situationen, bei denen diskriminierendes oder missbräuchliches Verhalten geschildert werden. Diese Szenen waren dann für die Handlung aber nicht relevant und/oder wurden nicht richtig eingeordnet. Sondern einfach als Gegebenheit hingenommen. War beim Lesen eher schwierig zu ertragen. Dann werden noch banale Informationen eingestreut (wie etwa zur Wiederherstellung der Jungfräulichkeit), die einfach falsch sind, aber aus mir nicht erklärlichen Gründen erzählt werden müssen. Wirkte an einigen Stellen eher so, als sollten diese Szenen Aufregung erhaschen. (Konkret zu diesem Beispiel meine ich damit, dass diese paar Sätze zu dem genannten Thema nichts für die Handlung beitragen, außer dass sie ohne Richtigstellung wiedergeben, dass es bei Frauen Jungfräulichkeit gibt und diese „durch Zunähen der Vagina“ wieder hergestellt werden kann. Warum muss man so eine Behauptung wiedergeben? Selbst wenn es vielleicht ein gängiger Gedanke zu dieser Zeit war.)
Die hier erzählte Geschichte ist keine neue, hat man so schon mehrmals gelesen. Zeitgleich ist es gut erzählt, wie das Konstrukt der Freundschaft und einer Clique zu bestimmten Konsequenzen führen und was bei Missachtung dieser stillen Regeln passieren kann.
Obwohl ich an einigen Textstellen etwas auszusetzen habe und es wie gesagt auch nichts neues war, fand ich die Geschichte wirklich gut erzählt, soghaft beschrieben, fand die eingebauten Nebenhandlungen gut und habe mich schlussendlich dann doch gut unterhalten und emotional berührt gefühlt. Daher würde ich dieses Buch empfehlen.

Bewertung vom 10.02.2022
Der Herzgräber
Williams, Jen

Der Herzgräber


gut

Spannend mit einigen Schwächen.

Worum geht es?
Heathers Mutter hat sich umgebracht und als ihre Tochter den Nachlass sortiert, fallen ihr Briefe in die Hände. Briefe von einem inhaftierten Serienmörder. Heather begibt sich auf die Suche danach, wie ihre Mutter wirklich gewesen ist. Während eine neue Mordserie beginnt.

Worum geht es wirklich?
Abhängigkeit, Familie und Spurensuche.

Lesenswert?
Ja, aus mehreren Gründen schon. Dennoch fand ich die Handlung an einigen Stellen eher schwach. Ein richtiger Hingucker ist auf jeden Fall schon einmal das Cover und der Klappentext macht Lust auf mehr.
Williams schreibt spannend und beginnt in mehreren Zeitsträngen eine wirklich spannende Geschichte zu erzählen. Ausgehend vom Nachlass ihrer Mutter, mit der sie kaum Kontakt hatte, beginnt Heather zu recherchieren und immer tiefer in der Vergangenheit zu wühlen. Obwohl recht viele Figuren vorkommen, kann man beim Lesen gut den Überblick behalten und möchte definitiv wissen, wie es weiter geht. Williams kann einzelne Situationen sehr szenisch und beeindruckend schildern und wahlweise Ekel, Grusel oder Spannung hervorrufen. Das hat definitiv für viel Lesespaß gesorgt und mich wirklich gut unterhalten. Sprache bzw. Übersetzung haben zwar schön zu dieser Geschichte gepasst, allerdings sind mir ein paar Flüchtigkeitsfehler aufgefallen.
Die Figuren fand ich generell interessant und auch lebendig dargestellt. Mich gestört, dass mehrfach die Männer, mit denen Heather in Kontakt tritt, nach „ihrem Typ Mann“ geurteilt werden. Zudem finde ich es unnötig, jemand anhand seiner Größe direkt als unfähigen lächerlichen Mann einzuordnen. Mit Heather habe ich die meisten Probleme, weil ich ihre Reaktionen nicht nachvollziehbar finde. Ihre Emotionalität in manchen Situationen fand ich irgendwie toll, aber ihre Ignoranz gegenüber der sich anbahnenden Gefahr (Natürlich bleibe ich in dem Haus, aller Zeichen zum Trotz. Natürlich betrinke ich mich auch noch. Natürlich renne ich alleine im Dunkeln in den Wald, während draußen vielleicht ein Mörder umgeht.) war nur schwer ertragbar und wirkte in meinen Augen recht unrealistisch. Ihre Recherchen, ihre Art der Ermittlung, empfand ich ebenfalls als gekünstelt. Dadurch dass die Protagonistin so gestellt in ihren Handlungen wirkte und auch die Plothandlung/Aufklärung irgendwann nach „zu viel“ wirkte, hat mich das Buch im Laufe der Handlung eher enttäuscht. Bei den Entwicklungen wurde das atmosphärische immer weniger und gefühlt musste auf jede schockierende Erkenntnis noch eine drauf gesetzt werden, um eine maximale Handlung zu erreichen. Finde ich nicht nötig, das Buch hätte mehr Potential gehabt.
Alles in allem ganz gute Unterhaltung, aber leider nicht so toll, wie ich zu Beginn dachte.

Bewertung vom 10.02.2022
Dschinns
Aydemir, Fatma

Dschinns


ausgezeichnet

berührend und mitreißend.

Worum geht es?
Als Hüseyin überraschend verstirbt müssen sich die anderen Familienmitglieder mit sich selbst, mit den anderen und mit ihrem Leben auseinander setzen.

Worum geht es wirklich?
Familie, eigene Wege und Schmerz.

Lesenswert?
Absolut, ein wundervolles Buch. Alles beginnt mit Hüseyins spontanem Tod in der frisch erworbenen Istanbuler Wohnung, während der Rest der Familie noch in Deutschland weilt. Zur Beerdigung reist nun aber die ganze Familie an - oder sollte es zumindest.
Die Vergangenheit und eigene Entscheidungen haben bei den Familienmitgliedern Wunden hinterlassen und die Familie ist sehr brüchig. Nach und nach wird jede*rm der fünf anderen Mitglieder ein Kapitel gewidmet und man erfährt die Hintergründe. Alle fünf sind grundverschieden, haben identische Situationen anders erlebt und interpretiert und anders verarbeitet.
Es gab wirklich keine Perspektive, die mich nicht gepackt hat, die mich nicht hat schlucken lassen, die nicht nach meinem Herz gegriffen hat. Nach jedem Kapitel habe ich damit gerechnet, dass ich die kommende Perspektive nicht nachvollziehen kann oder mir die Person im Mittelpunkt unsympathisch sein wird. Und dann war einfach alles so berührend, so aufwühlend und so mitreißend.
Ich habe Aydemirs Schreibstil sehr genossen, fand die Art des Erzählens interessant, gut lesbar und passend. Sie hat wunderbar lebendige Protagonist*innen geschaffen voller Leben und Emotionen. Sehr faszinierend, wie man auf nicht vielen Seiten Personen so viel Leben einhauchen kann, soviel Gefühl vermitteln kann und anhand weniger ausgewählter Szenen so lebendige Charaktere erzeugen kann. Vieles wird nicht ausgesprochen, nur angedeutet, viel Feinheit schwingt in den einzelnen Kapiteln mit.
Die große ganze Geschichte empfand ich als stimmig und interessant, fand die kurzen Einblicke in die unterschiedlichen Leben sehr authentisch.
Es ist schwierig in Worte zu fassen, was dieses Buch auslöst. Es ist schön und auch oft berührend, es birgt viel Trauer und schmerzt beim Lesen oftmals. Und dennoch (oder deshalb?) habe ich dieses Buch sehr gerne gelesen, mich davon fesseln lassen und kann es wirklich empfehlen.

Bewertung vom 15.01.2022
Zum Paradies
Yanagihara, Hanya

Zum Paradies


gut

Durchmischtes Leseerlebnis.
Worum geht es?
Drei Personen, drei Jahrhunderte, drei unterschiedliche Realitäten werden beleuchtet und ihre Welt vorgestellt. Diese ist teilweise realistisch, weicht aber in bestimmten Punkten von den historischen Begebenheiten ab.

Worum geht es wirklich?
Liebe, Menschen die einem wichtig sind und Suche nach dem eigenen Platz in der Welt.

Lesenswert?
Ja und nein. Es wird viele Rezensionen zu diesem Buch geben, was kann ich also noch sagen? Ich kann von meinem subjektiven Leseerlebnis berichten. Dies ist mein erstes Buch der Autorin und ich war neugierig, wird doch so viel über ihre Werke berichtet. Ich kann keine Aussage treffen zum literarischen Wert dieses Buches. Ich kann nur sagen, was mir gefallen hat und was nicht. Ich finde die drei Zeiten, die sie schafft sehr intensiv, teilweise auch sehr bewegend. Manche Dinge regen zum Nachdenken an, berühren beim Lesen und lassen einen die Geschichte hinterfragen.
Im Mittelpunkt der drei Abschnitte stehen junge (schwule) Männer, ihre Beziehungen, ihr Leben, das was sie bewegt und wohin sie streben. Es sind nicht immer gute Beziehungen, sie sind teilweise toxisch oder ohne wirkliche Liebe.
Mir hat sehr gefallen, wie bewegend die Autorin schreiben kann, wie sehr man bei manchen Geschichten mitfühlt.
Trotzdem ist mir das Lesen unglaublich schwergefallen. Für mich persönlich ist der Umfang dieses Werkes zu viel, die Seitenanzahl zu erschlagend gewesen. Die drei Abschnitte sind zwar einerseits positiv, weil sie riesige Zeitsprünge machen, aber andererseits wirkt jeder Teil wie ein komplett geschlossenes Buch und man beginnt danach quasi ein neues. Die Namen der Figuren sind teilweise identisch - dies macht es nur noch verwirrender - und die Erzählart wechselt mehrfach, sodass ich mich einfach nie in Sprache und Handlung komplett einfinden konnte und bei jedem Wechsel rausgerissen wurde.
Das mag vielleicht literarisch geschickt und grandios sein, beim Lesen hat es mir jedoch wenig Freude bereitet. Teilweise sehr lange Sätze haben das einfinden nicht wirklich erleichtert und immer wenn ich dachte, ich sei in der Geschichte drin, wechselte irgendeine Perspektive.
Mir erschließt sich auch der Sinn hinter diesem Aufbau nicht, mir fehlt das Verständnis für das große Ganze, das hinter dieser Handlung steckt. Außer ein Haus und ihrem eigenen Geschlecht, sowie ihrer Sexualität, verbindet die Protagonisten nichts. Es ist keine Familiengeschichte, es sind einfach drei Handlungen mit identischem Schauplatz. Voneinander losgelöst, unverbunden. Zufällig identische Namen.
Meine Bewertung beruht nicht darauf, wie „gut“ dieses Buch ist. Sondern einfach, wie gut es mich unterhalten hat. Und das war in meinem Fall eher durchschnittlich.

Bewertung vom 31.12.2021
The Sky in your Eyes / Island-Reihe Bd.1
Mohn, Kira

The Sky in your Eyes / Island-Reihe Bd.1


sehr gut

Eine zauberhafte Geschichte.

Worum geht es?
Elín hadert mich sich, ihrem Körper und mit ihrer letzten Beziehung. Dennoch beschließt sie, einen Kochkurs zu besuchen und lernt dort Jón kennen, der ihr Herz mehr in Aufruhr versetzt, als sie zulassen wollte.

Worum geht es wirklich?
Selbstliebe, Grenzen und Überraschungen.

Lesenswert?
Ja, eine wirklich süße Geschichte zwischen zwei jungen Menschen in Island. Elín, eine mehrgewichtige junge Frau, wurde zuletzt sehr verletzt und ihr letztes Selbstbewusstsein ist verschwunden. Eigentlich möchte sie erst einmal Abstand zu allen Männern und fühlt sich auch nicht sonderlich wohl, einen Kochkurs zu besuchen. Denn dick sein und gerne zu Kochen - ist das überhaupt in Ordnung oder wird sie dafür ausgelacht werden? Ausgerechnet bei dem Kochkurs trifft sie dann auf Jón, der sie immer wieder überrascht und von ihren Grübeleien ablenkt.
Ich habe beide Protagonist*innen gemocht und wunderbar sympathisch empfunden. Die anderen Figuren sind hingegen nicht so vielschichtig ausgearbeitet und eindimensional. War aber nicht weiter schlimm, weil der Fokus wirklich auf Elín und Jón liegt. Auch über ihn erfährt man nicht so viel wie über Elín, von ihr dafür umso mehr. Habe sie und ihre Erfahrungen als authentisch empfunden und die Art und Weise, wie Verletzungen und toxisches Verhalten eingeordnet wurden, als gut umgesetzt.
Kira Mohn schreibt angenehm und so, dass man in die Geschichte gesogen wird, man sich die Situationen und die Protagonist*innen sehr gut vorstellen kann. Mir persönlich gefallen ihre spicy Szenen nicht so, aber ich denke das ist Geschmacksache. Angenehm finde ich (Achtung, das könnte jetzt etwas spoilern!), dass es keinen klassischer dramatischer Ablauf mit Missverständnis-Szene kurz vor Schluss gibt.
Auch die Nebenhandlungen fand ich gut gewählt und leider nur allzu realistisch.
Das Cover ist definitiv ein Hingucker und mir gefällt der Handlungsort wirklich gut.

Bewertung vom 31.12.2021
Du hast mir gerade noch gefehlt
McFarlane, Mhairi

Du hast mir gerade noch gefehlt


sehr gut

Schöne Geschichte fernab des Klappentextes.

Worum geht es?
Um eine feste Gruppe von Freund*innen, die sich durch die Heirat eines Menschen und Unfall eines anderen Menschen verändert.

Worum geht es wirklich?
Verlust, Wut und Selbsterkenntnis

Lesenswert?
Ja, eine schöne Lektüre mit einer sympathischen Protagonistin. Allerdings finde ich den Klappentext sehr irreführend, denn er beschreibt zwar die Grundsituation zwischen den Freund*innen, beziehungsweise bildet die Rahmenhandlung. Die eigentlich Handlung jedoch findet nach dem erwähnten Unfall statt, der Eve völlig aus der Bahn wirft und sie in ein Chaos an Emotionen stürzen lässt.
Man begleitet nun also Eve auf ihrer Suche nach sich selbst und ihren Wünschen. Sie grübelt über ihre Verliebtheit, ihre Vergangenheit und ihre jetzige Situation. Natürlich gibt es auch dunkle Geheimnisse in der Clique, die nach und nach ans Licht kommen und - ausgelöst durch den Unfall - viel mehr verändern als ursprünglich zu erwarten war.
Ich finde Eves Entwicklung und ihre Emotionen glaubwürdig dargestellt und habe die Story recht gerne gelesen. Auch die anderen Personen wirken gut und realistisch beschrieben und die ganze Situation vorstellbar.
Der Schreibstil der Autorin ist wunderbar angenehm und unaufdringlich, sie erzählt einfach eine gute Geschichte. Auch die Cover von ihr finde ich hübsch und mit großem Wiedererkennungswert.
Zwei Dinge haben mir eher weniger gefallen: Ich finde die Enthüllungen Richtung Ende hin doch recht dramatisch für den Rest der Handlung, das hätte ich nicht gebraucht. Außerdem finde ich, wie erwähnt, den Klappentext sehr irreführend und hatte eine ganz andere Geschichte erwartet.
Alles in allem ein schönes Buch für Zwischendurch, um ein bisschen Abzuschalten und einer sympathischen Protagonistin zu folgen.