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monerl

Bewertungen

Insgesamt 232 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2017
Wer die Nachtigall stört ...
Lee, Harper

Wer die Nachtigall stört ...


ausgezeichnet

Kurzmeinung: gehört und gelesen

Handlung: Das Thema Rassismus und Ungleichheit von Menschen, beispielhaft an einem fiktiven Ort in Alabama dargestellt, als Weiße sich noch nicht für die Rechte schwarzer Bürger eingesetzt haben. Als das eigene Gefühl, höher geboren und wertvoller zu sein, noch über der Wahrheit stand. Als der ungerechtfertigte Tod eines Familienvaters keinen Aufschrei verursachte, da er doch nur ein Schwarzer war.

Charaktere:Ich war von allen Figuren im Buch begeistert und bin ein großer Fan von Atticus und Scout geworden! Dieser trockene Humor, der sich insbesondere über Scout, trotz des ernsten Themas, durch den Roman zieht, ist das sogenannte i-Tüpfelchen. Die Autorin hat sich sehr viel Zeit gegeben, uns die Figuren nahezubringen, was ihr außerordentlich gut gelungen ist. Ich hatte eine genau Vorstellung der Figuren vor Augen, die diesen Roman auch zu einem wundervollen Hörerlebnis gemacht haben.

Spannung: Die Hoffnung stirbt zuletzt und dadurch gibt es auch eine Spannung, die sich gesteigert durch die Seiten zieht. Atticus ist klug und wenn einer das Unmögliche möglich machen kann, dann ist es er, dieser alleinerziehende Mann mit so viel Weisheit und Verständnis für Menschen, ihre Nöte und Sorgen.
Schreibstil: Harper Lee hat einen ganz besonderen Schreib- bzw. Erzählstil gefunden, der dieses Buch zu einem wahren Erlebnis machen. Eindrucksvoll beschreibt sie das Zusammenleben der weißen Bevölkerung mit der schwarzen. Sie nimmt sich der damaligen Probleme an und zieht sie ans Licht. Die Autorin schaffte es, dass ich mich in der Ohnmacht der damaligen Zeit gefangen fühlte. Es erschütterte mich, wie Menschen sich in all den Jahrhunderten und Jahrzehnten kaum nach vorne entwickeln, haben wir es in der heutigen Zeit mit ähnlichen Probleme, auf anderen Ebenen, zu tun.

Ende: Wer sich fragt, warum das Buch diesen etwas seltsamen Titel trägt, sollte das Buch bis zum Schluss lesen. Am Ende wird der Bezug hergestellt und alles erklärt.

Hörbuch: Eva Mattes verleiht auch diesem Buch ihre unverkennbare Marke und macht es zu einem besonderen Hörerlebnis. Sie wird den Kindern gerecht und materialisiert einen Atticus, den man sich gerne als Nachbar und Freund im eigenen Umfeld wünscht.

Fazit: Ein Klassiker, den jeder gelesen haben sollte, befasst er sich doch mit wichtigen Themen, die auch heute noch aktuell sind und ist ein Plädoyer für die Gleichheit aller Menschen! Eine wunderbare Schullektüre, um Kinder durch die kindlichen Augen von Scout brisante Themen näher zu bringen und sie dafür zu sensibilisieren

Bewertung vom 16.11.2017
Seide
Baricco, Alessandro

Seide


ausgezeichnet

Die Originalausgabe erschien 1996 und begeistert bis heute eine Vielzahl von Lesern. So auch mich!

Auf minimalistische und poetische Weise zeigt der Autor den Kern von Liebe. Sie ist nicht rational, nicht erklärbar, verwirrend aber auch vergebend. Sie kann ein Leben durcheinander bringen, es verwüsten und zum schönsten Ziel machen, dem ein Herz entgegenstreben möchte.

Die Geschichte ist so einfach, so schlicht und so ruhig erzählt. Genau das Gegenteil von dem, was die Liebe ist und was sie mit dem Protagonisten gemacht hat. Sie traf ihn ins Herz, in die Seele und trieb in zur Unruhe, der er nur durch die wiederkehrende und anstrengende Reise nach Japan einigermaßen Herr werden konnte.

Bis dahin lebte Hervé ein kinderloses aber angenehmes Leben mit seiner schönen und ihn liebenden Frau Helene. Er war zufrieden, doch leidenschaftslos.

"Er war übrigens einer jener Menschen, die dem eigenen Leben gern beiwohnen, während sie jegliches Bestreben, es zu leben, für unangebracht halten."

Die Leidenschaft entfachte in ihm erst eine für ihn unerreichbare Frau, mit der er nie mehr austauschen würde, als die Berührung seiner Lippen von derselben Stelle einer Teetasse, die vorher ihre berührt hatten.

Das Ende könnte passender nicht sein! Ich bin begeistert über den wundervollen Kniff, der die Geschichte so abrundet, wie sie es verdient hat.

Fazit:
Die Geschichte ist so bezaubernd, sodass ich sie gelesen und gehört habe. Das ganze Buch ist ein literarisches Prickeln! Liebe zur Literatur, zur Sprache und zur Liebe selbst, Ein kleines Büchlein, ein großer Schatz!

Bewertung vom 15.11.2017
Der Report der Magd
Atwood, Margaret

Der Report der Magd


ausgezeichnet

Die Originalausgabe erschien 1985 und hat an Aktualität bis heute nicht verloren!

Das Buch ist erschreckend real, da man sich, gerade in der heutigen Welt, sehr gut vorstellen kann, wie im Untergrund schleichend ein Putsch vorbereitet wird, den man zwar irgendwie spürt, aber nicht wahrhaben will und dann ist plötzlich von heute auf morgen das Grauen die neue Wirklichkeit. Ein Grauen, so wie Gilead!

Ein totalitärer und auf religiös fantatische Grundlage gegründeter Staat, in dem Frauen wieder zu ihrer "ursprünglichen" Aufgabe zurückgedrängt wurden. Sie sind entweder Unfrauen (Frauen, die zu nichts mehr zu gebrauchen sind und in Kolonien u.a. kontaminierten Müll sortieren), Ehefrauen (sie haben "Glück" gehabt), Tanten (ältere Frauen, sie bilden Mägde aus), Marthas (Dienerinnen, Köchinen) oder eben Mägde, so wie Desfred aus dieser Geschichte. Sie ist eine Magd. Sie ist einzig und allein dazu da, für die Ehefrau ein Kind zu gebären. Ein Kind, das mit dem Ehemann, dem Kommandanten, gezeugt wird. Desfred ist eine der wenigen fruchtbaren Frauen in Gilead und hat die "Ehre", für ihren Haushalt und die neue Republik neue und gesunde Kinder zu zeugen, in der sich Frauen dem Mann absolut unterzuordnen haben.

Als Leser verfolgt man eine Geschichte aus Desfreds Perspektive und weiß somit nur so viel, wie die Magd selbst. Als Ich-Erzählerin berichtet sie aus ihrem jetzigen Leben als Magd sowie in Rückblicken aus ihrer Vergangenheit, als das Leben noch so war, wie wir Leser es kennen. Als noch alle Frauen heiraten durften, wenn sie wollten. Als ihnen für Ausbildung die Türen offenstanden, sie einer Arbeit nachgehen, Geld verdienen, Familien gründen, Eigentum besitzen und sich das Leben so gestalten durften, wie sie es für richtig hielten. Damals hieß Desfred anders. Doch so langsam verblasst ihre Erinnerung an ihr früheres Leben, an ihren Mann und ihr Kind, auch an ihre versuchte Flucht. Jetzt ist sie nur noch Eigentum von (des) Fred --> eine Desfred.

Zunehmend verstört verfolgte ich diesen Bericht. Ein immenses Unbehagen befiel mich, da Atwoods Sprachstil leicht distanziert ist, deswegen aber umso grausamer. Nach und nach entfaltet sich die gesamte brutale Wirklichkeit, in der es augenscheinlich keine Freude, Liebe, Heiterkeit und Leichtigkeit und ebenso kein Entkommen gibt. Eines Tages jedoch flackert ein kleines Fünkchen Hoffnung, das sich "Mayday" nennt...

Das Ende bildet ein Anhang zum Buch und ließ mich etwas erleichterter zurück. Auch wenn nicht ganz eindeutig geklärt ist, wie Desfreds Geschichte endet, hat es mir gereicht, um mir eine positive Entwicklung vorstellen zu können

Fazit:
Ein Buch, das mächtig unter die Haut geht! Ein Buch, das man als Frau nicht so leicht vergisst, insbesondere nicht, wenn man in manchen Parteiprogrammen liest, was sich diese so für die Zukunft der Frau ausgedacht haben und vorstellen könnten...

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2017
Frühstück mit Elefanten
Neitzel, Gesa

Frühstück mit Elefanten


ausgezeichnet

Ein unglaubliches Buch, eine wundervolle Geschichte und zurecht ein Bestseller!

Wer kennt es nicht, dieses Gefühl, nicht so ganz mit sich und seinem Leben im Reinen und zufrieden zu sein?! Jeder hat eigene Träume, die ganz unerreichbar scheinen. Gesa hat ihren Traum verwirklicht! Sie hat Mut und Durchhaltevermögen gezeigt und sich und anderen Zweiflern bewiesen, dass manche Träume wahr werden können. Wenn man wirklich will. Wenn mann wirklich, wirklich will und viele liebe Menschen um einen herum hat, die an einen glauben und zu einem stehen.

In ihrem Buch hat Gesa Neitzel ihr Abenteuer "Afrika" aufgeschrieben. Wie sie sich nach etwas sehnte, das sie durch ihr Jahr Auszeit und in der Ausbildung zur Rangerin, gefunden hatte. Ich war gefesselt von ihren Erlebnissen und dem Wissen, das sie sich in so kurzer Zeit angeeignet hat! Ihre Belohnung ist Glück und Zufriedenheit, das manche ihr Leben lang nicht finden können. Dabei nimmt man ihr die anfänglichen Zweifel und Ängste ab, ebenso die Schwierigkeiten, die sie auf dem Weg zum Ziel zu überwinden hatte.

Gesa Neitzels lockerer und angenehmer Schreibstil lässt einen das Buch aufsaugen. Als Leser fühlt man sich, als wäre man direkt neben ihr, als könnte man den geliebten Elefanten, Löwen und Giraffen direkt in die Augen schauen und die zig verschiedenen Vogelarten beim Fliegen und die Freiheit genießen, begleiten.

Es bleibt nicht aus, dass man während und nach der Lektüre über sich und sein eigenes Leben nachdenkt und in sich geht, um zu fühlen, ob man glücklich ist und ob es noch etwas gibt, das man selbst noch mit ein bisschen mehr Mut verwirklichen könnte.

"Wenn wir alle mehr Zeit singend unter den Sternen am Lagerfeuer verbringen würden, dann wäre die Welt schon mal ein ganzes Stückchen mehr in Ordnung." (Quelle: Buch S. 55)

Wie recht sie hat!

Fazit:
Ein Buch mit einer wunderschön erzählten Geschichte eines Lebensweges, das unbedingt lesenswert ist und unbändige Lust auf einen Urlaub dort macht, um sich von Gesa die Schönheit der Wildnis zeigen zu lassen! Dies ist eines dieser positiven Bücher, die einem Lust auf das Leben machen!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2017
Die Schönheitskönigin von Jerusalem
Yishai-Levi, Sarit

Die Schönheitskönigin von Jerusalem


sehr gut

Als Leser bekommt man in "Die Schönheitskönigin von Jerusalem" in mehrfacher Hinsicht eine sehr interessante Geschichte.

Man lernt hier einiges über vertriebene und nach Israel eingewanderte spaniolische Familien. Dies erklärte mir sofort, warum im Buch so viele spanische Ausdrücke zu finden sind, die kursiv in den Dialogen hervorgehoben wurden. Hätte ich das im Vorfeld gewusst, hätte ich mich nicht so sehr darüber gewundert. Es hat eine kleine Weile gebraucht, bis mich die spanischen Namen und Ausdrücke nicht mehr so irritiert haben.

Des Weiteren erfährt der Leser etwas über die Kriege in Jerusalem, da die Autorin Sarit Yishai-Levi ihren Roman in zwei Zeitebenen eingebettet hat. Die Gegenwart handelt von Gabriela, der Tochter der Schönheitskönigin, die versucht ihr Leben in den Griff zu kriegen und den familiären Konflikt, den ihre Familiengeschichte hervorgebracht hat, aufzulösen und aus ihm auszubrechen. In Rückblicken wird die Familiengeschichte durch Erzählungen lebendig, die historisch eingebettet ist in die Zeit vor der Britischen Mandatszeit (vor 1917) über den Unabhängigkeitskrieg, Sechstagekrieg bis hin zur Gegenwart. Darin erfährt Gabriela, wie ihre Familie nach Jerusalem kam und was es mit diesem Familienfluch aufsich hat.

Dabei spielt jeder Familienangehörige eine bedeutende Rolle. Lückenlos erfährt der Leser, warum Großvater Gabriel (nach dem Gabriela ungewöhnlicherweise benannt wurde) sich Garbrielas geliebter Großmutter Rosa so distanziert verhalten hat. Er hatte kein leichtes Schicksal zu tragen und es war sehr traurig zu sehen, welch tragische Auswirkungen das bis in die Gegenwart hatte. Denn er war schon die zweite Generation, die nicht aus Liebe, sondern aus Pflichtbewusstsein und Tradition gezeugt wurde.

Sarit Yishai-Levi hat ihre Hauptfiguren besonders tief charakterisiert. Selbst die mir außerordentlich unsympathische Luna war sehr gut ausgearbeitet. Auch wenn ich sie nicht besonders mochte, ja, genau deswegen, war sie so sehr gelungen. Sie hatte ihren eigenen Kopf, war selbstverliebt, oberflächlich und hatte dennoch eine eigene berührende Traurigkeit, die mich auch für sie einnehmen konnte.

Durch sie habe ich viel über das damalige Leben in Jerusalem gelernt und was Tel Aviv von Jerusalem unterscheidet, welche Traditionen eine sephardische Familie zu befolgen hatte. Auch hat die Autorin den Mutter-Tochter-Konflikt, der sich durch das ganze Buch zieht, nachvollziehbar beschrieben.

Dabei störte mich leider die wechselnde Erzählperspektive. Insbesondere die von Gabriela verwirrte mich immer wieder. Es war mir nicht immer sofort klar, wer denn nun erzählt. Wenn ich Noten für die Protagonisten vergeben müsste, würde Gabriela am schlechtesten abschneiden. Ihr Teil, gerade der, der in der Gegenwart zum Ende hin spielt, empfand ich übertrieben. Ich konnte nicht genau nachvollziehen, warum sie sich, um sich abzugrenzen, zu so einer drastischen Lebensweise entschied. Ihr Lebensweg war nicht ganz homogen und passte nicht so richtig in die vorherige flüssige Erzählstruktur.

Auch hätte ich mir gewünscht, dass der historische Hintergrund deutlicher ausgearbeitet wird. Einige Zusammenhänge wurden mir erst klar, als ich über die Geschichte Jerusalems selbst recherchiert und nachgelesen habe.

Fazit:
Im Großen und Ganzen ist dies dennoch ein wunderbarer Roman, der trotz meiner kleinen Kritikpunkte sehr empfehlenswert ist. Es ist ein Roman von der Suche nach Liebe, geprägt von einem religiösen Umfeld und den Traditionen, die die Protagonisten nicht frei handeln lassen. Ein Roman, indem sehr gut gezeigt wird, dass niemand nur gut oder nur böse ist, auch wenn es Charaktere gibt, die von einer großen positiven Aura umgeben sind, so wie Rachelika, die mir sehr ans Herz gewachsen war. Wer sich zusätzlich auch für Jerusalem und seine Konflikte interessiert, ist mit diesem Roman sehr gut aufgehoben.

Bewertung vom 09.10.2017
Marlenes Geheimnis
Riebe, Brigitte

Marlenes Geheimnis


ausgezeichnet

Historisch, kraftvoll, emotional

Wir befinden uns, historisch gesehen, im Jahre 1938 in der Stadt Reichenberg, die heute Liberec heißt und in Nordböhmen, im Norden Tschechiens liegt. Der Großteil der damaligen Bevölkerung Reichenbergs waren Deutsche oder deutschsprachige Menschen, die, nebst der ungarischen Bevölkerung, nach dem Krieg 1945 enteignet und nach Deutschland vertrieben wurden. Sie mussten ihre tschechische Heimat verlassen und wurden gezwungen, in der Fremde, irgendwo in Deutschland, ein neues Leben anzufangen.

Eva, ein hitziges, gut betuchtes und lebenslustiges junges Mädchen, das nicht unbedingt, schulisch gesehen, das allerklügste war, aber das Herz am richtigen Flecken hatte. Gesegnet mit einem liebevollen Apotheker-Vater und einer ungarischen Sängerin-Mutter, müssen sie, zum großen Leid der Mutter Julika, von Prag nach Reichenberg übersiedeln. Der Kriegsausbruch zerstört Evas Traum von einem Leben mit ihrer tschechischen Jugendliebe Jan und zwingt sie, ihr neues Heim erneut zu verlassen und in eine ungewisse Zukunft nach Deutschland zu gehen.

All dies hat Eva in einem Brief an ihre Enkelin Nane festgehalten, den sie nach Evas Tod von Marlene erhält und damit ganz tief in ihre familiäre Vergangenheit reist und einige gut gehütete Geheimnisse aufdeckt.

An vielen Stellen war es sehr schmerzlich zu erfahren, welches Leid viele Menschen ertragen mussten und was alles ihnen genommen wurde. Geschickt verwebt die Autorin in ihren Roman reale geschichtliche Personen und Vorkomnisse mit ihren erfundenen Protagonistinnen und Nebencharakteren. Flüssig und gespannt verfolgt man das Leben von Eva, Marlene und auch das ihrer sehr viel jüngeren Schwester Vicky. Denkt man, man sei auf dem richtigen Weg und hätte eine Ahnung was passieren würde, wird man von Brigitte Riebe überrascht, die manch eine unerwartete Wendung eingebaut hat, die die Freude am Buch noch größer werden lies.

Im Handlungsstrang der Gegenwart spielt Nane die Hauptrolle. Ihr bisheriges Leben ist sehr aus den Fugen geraten und das bekommt sie auch gesundheitlich zu spüren. War ihre Kindheit bei ihren Großeltern am Bodensee voller Liebe und Energie, fehlt ihr dies nun zunehmend. Kann sie durch die Rückkehr an den Ort ihrer Kindheit, trotz des traurigen Anlasses, genug Ruhe finden, um sich zu sammeln und neu zu orientieren oder wird der Zwist ihrer Tante mit ihrer Mutter sie noch mehr belasten?

Was wäre ein Familien-Geheimnis-Roman mit starken und interessanten Frauencharakteren ohne eine Aussicht auf Liebe? Ohne Kitsch und Schnulze gibt die Geschichte das Leben wieder, sei es vergangenes oder zukünftiges. Denn neben starken Frauen findet man als Leser auch sehr interessante, sympathische und vielfältige männliche Charaktere, die dieses Buch wunderbar abrunden!

Gerne bin ich mit Nane auf Entdeckungsreise gegangen, habe vieles über die Vertreibung von Deutschen aus der damaligen Tschechoslowakei gelernt und damit einen Anstoß für eine umfangreichere eigene Recherche bekommen. Ich habe mit Brigitte Riebes Figuren gelitten und mich gefreut und wurde ganz am Ende auch noch überrascht!

Und wieder einmal bringt Brigitte Riebe mit ihren Worten auf den Punkt, das auch heute viele in der schweren und vom Weltgeschehen gebäutelten Welt oftmals vergessen:

"Sie waren nicht länger Herr Schulz und Frau Maier, sie waren nur noch Flüchtlinge - ein Stempel, der ihnen wie ein Brandmal anhaftete und den sie so schnell nicht mehr loswürden. Das wurde jedem hier klar." (Seite 342)

Fazit:
Dieser Roman zeigte mir mal wieder, dass ich mich auf die Autorin verlassen kann. Wo "Brigitte Riebe" draufsteht, ist "Brigitte Riebe" drin. Liebhaber von Familiengeschichten, historischen Begebenheiten und die gerne lang gehütete Geheimnise entdecken wollen, müssen bei diesem Roman unbedingt zugreifen!

Bewertung vom 20.10.2013
Frauenpower auf Arabisch (eBook, ePUB)
El-Gawhary, Karim

Frauenpower auf Arabisch (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, habe ich es doch Wochen vorher schon vorbestellt, um es sofort lesen zu können. Und dann war es in einem Rutsch ausgelesen. So schade, denn ich wollte so gerne noch mehr hören, von diesen unglaublichen Frauen, die so stark, oft unbeugsam und so dermaßen anders sind, als der Westen sie sich vorstellen kann oder sogar auch haben möchte. Diese Frauen passen tatsächlich nicht in die fein säuberlich gezimmerten Vorurteils-Schubladen.

Die Schicksale der Frauen haben mich sehr berührt. Vergessen aber werde ich nicht die Frau, die ihre Familie alleine mit einem Hungerlohn zu ernähren und auch noch den verunglückten Ehemann zu pflegen versucht, der seine Würde und seinen Stolz herunterschlucken muss, da er nicht mehr in der Lage ist, finanziell für alle zu sorgen. Ich wollte sofort für seine Operation spenden und war richtig glücklich im Nachtrag lesen zu dürfen, dass es vielen anderen Mensch so ging wie mir und durch diese Spenden die OP bereits gemacht wurde.

Die berühme "Armenköchin", die in ihrer Sendung zeigt, wie man mit wenig Geld dennoch würdevoll kochen kann, ist für mich ebenso eine der Großen! Sie schenkt den armen Menschen das Gefühl zurück, dass man nicht nur ein Jemand ist, wenn man zu den Reichen dieser Welt gehört.

Dieses Buch ist eine wundervolle Lektüre, die die Augen öffnen kann, dass eine Gesellschaft (egal welche), an der Stärke ihrer Frauen gemessen werden muss. Ohne die Frauen wäre das Leben nur halb so lebenswert und oftmals ein Stillstand, wenn nicht sogar ein Rückschritt. Denn wie sagt man so schön, "das schwächste Glied in der Kette bestimmt die Stärke" - und als Schwäche bezeichne ich hiermit ausschließlich die körperliche Fähigkeit einer Frau im Vergleich zu einem Mann. Dass Frauen geistig die Stärkeren und sogar die psychisch Stabileren sein können, zeigt jede einzelene Frau, mit der der Autor gesprochen hat.

Und wie so oft, denke ich auch wieder einmal hier, dass es so wundervoll wäre, wenn wir Menschen mit dem Herzen sehen könnte, dann wären wir blind für Reichtum und Armut, Groß und Klein, hässlich oder hübsch, mit oder ohne Kopftuch, denn dann stünden endlich mal der Mensch und sein Charakter im Vordergrund. In solchen Fällen beneide ich "das Sehen" der Blinden!

"Frauenpower auf Arabisch" ist absolut kurzweilig, empfehlens- und lesenswert!!!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.