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Benutzername: 
Glüxklaus
Wohnort: 
Franken

Bewertungen

Insgesamt 603 Bewertungen
Bewertung vom 03.12.2022
Das große Brotbackbuch
Bauer, Christina

Das große Brotbackbuch


sehr gut

Grundlegende, motivierende Einführung in das Brotbacken mit tollen Fotos

Christina backt wieder. Diesmal backt sie Brot.
In ihrem neuesten Buch „Das große Brotbackbuch“ werden alle wichtigen Basics zum Brotbacken sehr genau erklärt. Die Einführung beschäftigt sich mit den Fragen: Warum lohnt es sich Brot selber zu backen? Welche Ausstattung braucht man dafür? Welche Methoden und Techniken sind beim Brotbacken wichtig? Anschließend werden die vier Grundteige, klassischer, süßer, pikanter und Kleingebäckteig vorgestellt und erläutert, wie man selbst Sauerteig herstellt. Es gibt zudem eine Tabelle, wie sich Zutaten austauschen lassen, Tipps zur Brotaufbewahrung und schließlich jede Menge Rezepte: Brote für alle Lebenslagen, Weckerl und Kleingebäck, Vollkornbrote, süße Hefeteilchen und Snacks, Brote zum Verschenken, Rezepte zur Brotverwertung. Im letzten Kapitel findet man Hilfe bei Problemen, zum Schluss ist ein Glossar mit Fachbegriffen und ein alphabetisches Rezepteregister angefügt.

Die Texte sind gut verständlich, klar und anschaulich formuliert. Die Leserinnen und Leser werden direkt angesprochen, was recht persönlich und lebendig wirkt. Besonders gelungen sind die herrlichen Bilder der ausgesprochen lecker aussehenden Gebäcke, die den Appetit anregen und sofort Lust aufs Losbacken machen.

Brotbacken ist kein Hexenwerk, sondern mit guter Anleitung ganz einfach, das zeigt Autorin Christina Bauer. „Das große Brotbackbuch“ ist definitiv ein besonderer Augenschmaus. Wer sich bisher noch nicht mit Brotbacken beschäftigt hat, für den ist das Buch ein perfekter Einstieg in die Thematik. Es vermittelt wichtiges Grundwissen und alle notwendigen Techniken rund ums Brotbacken. Die Rezepte sind vielfältig und bieten sicherlich für jeden Geschmack etwas - ob Süßschnabel oder Herzhaftesser. Die bodenständigen Rezepte sind ideal für Anfänger, werden genau erklärt, sind einfach nachzumachen und gelingen leicht. Wer es etwas raffinierter und anspruchsvoller mag, wird die Rezepte an der ein oder anderen Stelle sicher noch abwandeln müssen. Insgesamt aber sehr empfehlenswert für alle, die das Brotbacken gerne einmal ausprobieren wollen.

Bewertung vom 28.11.2022
Tage des Lichts / Kinderklinik Weißensee Bd.3
Blum, Antonia

Tage des Lichts / Kinderklinik Weißensee Bd.3


ausgezeichnet

Politische und private Krisen in der Weimarer Republik - mitreißende, lesenswerte Fortsetzung

„Es fühlte sich an, als würde sie von einem Zeitstrudel durch jeden einzelnen Tag gewirbelt werden. Nicht einmal auf dem See kam sie zur Ruhe. Ihr Blick glitt nicht, er huschte über die Umgebung, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Dabei hätte ein Herbsttag kaum idyllischer sein können als der heutige.“

Während sich in der Weimarer Republik die politische Lage immer prekärer entwickelt, finden auch die Schwestern Marlene und Emma nicht zur Ruhe. Marlene und ihr Mann Maximilian hadern mit ihrer Kinderlosigkeit. Marlene, Ärztin in der Kinderklinik Weißensee, ist völlig überarbeitet und beschließt schweren Herzens, die Klinik zu verlassen. Sie hofft, dass sich ihr Traum vom Muttersein leichter verwirklichen lässt, wenn sie weniger Stress hat. Doch dann hört sie von Alexander Flemmings zufälligen Entdeckung des Penicillins. Sie erkennt die unglaublichen Möglichkeiten, die das Medikament bietet. Schnell gerät ihr Entschluss, sich aus der Medizin zurückzuziehen, ins Wanken…Ob das ihrem Mann Maximilian gefällt?
Für Marlenes Schwester Emma läuft es beruflich prima. Bis zur Oberschwester hat sie sich hochgearbeitet, doch dann taucht eine ehemalige Widersacherin an der Klinik auf und Emma bekommt mächtig Gegenwind. Emmas Sohn Theo hat ebenso Probleme. Am Gymnasium läuft es nicht gut für ihn. Dann lernt er einen Mitschüler näher kennen, der ihm neue Möglichkeiten aufzeigt, die seinen sozialdemokratischen Eltern gar nicht gefallen dürften…

Autorin Antonia Blum erzählt abwechselnd aus Marlenes und Emmas Sicht. Sie schreibt leicht, gut verständlich und flüssig.
Das einprägsame Cover, diesmal sind zwei Kinder von hinten zu sehen, die auf die Klinik blicken, ist sofort als Teil der Buch-Reihe zu erkennen.

Beide Protagonistinnen Marlene und Emma werden sehr sympathisch und einnehmend dargestellt. Die Schwestern sind absolut ehrlich, denken stets an andere und haben sich durch harte Arbeit selbstständig aus der Armut befreit. Ihre Disziplin ist bewundernswert. Marlene ist noch ein bisschen ehrgeiziger als ihre Schwester, für Emma steht mehr das Menschliche, der Umgang mit den Patienten und weniger die Forschung in der Medizin im Vordergrund. Dass die beiden bemerkenswerten Frauen schwere Krisen durchlaufen, ließ mich beim Lesen nicht kalt. Ich litt mit ihnen und hoffte für sie. Eine Reihe weiterer netter Figuren bereichern die Geschichte, Willy Pinke, Albert Kolpetzky oder Elwira Scharinski. Aber auch wirklich unangenehme Zeitgenossen wie Theodors Lehrer Rademacher oder die neue Oberin mischen das Geschehen kräftig auf und sorgen für viele Konflikte.

Auch der dritte Teil liest sich wunderbar leicht und unkompliziert. Die gesamte Geschichte um Emmas und Marlenes Schicksal ist derart fesselnd, dass es für mich unmöglich ist, die Serie nicht weiterzulesen.
Die Sorgen von Emmas Sohn Theo, seine ersten Erfahrungen mit der nationalsozialistischen Bewegung stimmen nachdenklich, gehen nahe, machen traurig. Einmal mehr wird klar, wie stark Politik in das Leben der Menschen eingreifen kann.
Wer die ersten beiden Bücher der Reihe mochte, wird sicher auch vom dritten Band um die Kinderklinik Weißensee „Tage des Lichts“ begeistert sein. Allen anderen Fans von historischen Schmökern seien zunächst die ersten Bände ans Herz gelegt, denn mit Vorwissen bietet der dritte Band ein umso größeres Lesevergnügen.

Bewertung vom 28.11.2022
Wieso? Weshalb? Warum? Sonderband junior: Kennst du Formen, Farben, Gegensätze, Zahlen?
Rübel, Doris

Wieso? Weshalb? Warum? Sonderband junior: Kennst du Formen, Farben, Gegensätze, Zahlen?


ausgezeichnet

Grundwissen für Kindergartenkinder ansprechend aufgearbeitet - so macht Lernen Spaß

„Kennst du Formen, Farben, Gegensätze und Zahlen?“ ist ein weiteres Buch aus der erfolgreichen Ravensburger- Reihe“ „Wieso-weshalb-warum-Junior“. In diesem mit 24 Seiten recht umfangreichen Band werden zahlreiche ganz verschiedene Themen berührt: Gegensätze, unterschiedliche Gefühle, richtiges Anziehen, weitergerechte Kleidung, Standorte und Positionen, besondere Eigenschaften von Tieren, Zählen, Bestimmen von Mengen, Mengen im Vergleich, Formen, Muster, gleiche Paare und Farben.

Meist wird ein Thema auf einer Einzelseite behandelt, einige Themen erstrecken sich auch über eine Doppelseite. In der Regel findet sich zu jedem Thema ein gut verständlicher, kindgemäß formulierter Sachtexte. Teilweise ist dieser auch in Reimform gehalten und animiert zum Mitsprechen. Manche Themen werden hauptsächlich durch Bilder dargestellt. Auf jeder Seite finden sich zahlreiche passende, aussagekräftige, bunte und sehr ansprechende Illustrationen, die klar und deutlich zeigen, um was es geht. Da werden beispielsweise kleine Murmeln großen Wasserbällen gegenüber gestellt, was die gegensätzliche Größe sehr anschaulich verdeutlicht. Jede Seite enthält Verwandel- oder Entdeckerklappen. Die Kinder werden beim Lesen selber aktiv, öffnen nicht nur Klappen, sondern sehen sich die detaillierten Seiten mit Hilfe von konkreten Suchaufträgen genauer an, werden u.a. aufgefordert, Mengen zu bestimmen, einen Würfel zu falten, Formen nachzuspuren, Fragen zu beantworten oder Rätsel zu lösen. Das Buch richtet sich an Kinder von etwa zwei bis vier Jahren.

„Kennst du Formen, Farben, Gegensätze, Zahlen“ ist ein vielseitiges, prallgefülltes Mitmachsachbuch. Mir persönlich ist der Themenbereich allerdings zu weit gefasst. Nach meinem Geschmack hätten weniger Themen noch etwas intensiver behandelt werden können, anstatt viele teils etwas oberflächlich. Dennoch ist die Umsetzung insgesamt absolut gelungen. Besonders gut gefallen mir beispielsweise die Reime zu den Gegenteilen, die die Kinder intuitiv gleich richtig mitsprechen und sich so sicher gut merken können. Auch dass plötzlich durch Falten ein dreidimensionaler Würfel entsteht, ist ein beeindruckender Wow-Effekt. Insgesamt ein gut durchdachtes, motivierendes, informatives Buch der empfehlenswerten Reihe, das auch beim wiederholten Anschauen noch ganz viel Spaß macht.

Bewertung vom 14.11.2022
Der Junge, der die Welt verschwinden ließ
Miller, Ben

Der Junge, der die Welt verschwinden ließ


sehr gut

Originelle, ein bisschen verrückte und spannende Geschichte mit wichtiger Botschaft

„Geschichten handeln oft von guten Menschen, die etwas Schlechtes tun, und diese Geschichte ist keine Ausnahme.“

Harrison ist fasziniert von allem, was mit Sternen und Planeten zu tun hat. Eigentlich ist er ein wirklich netter Junge, der fast alles alles richtig macht. Aber er hat ein großes Problem: Wenn Harrison wirklich wütend ist, sieht er absolut rot, verliert sich in seiner Wut und ist dann nicht mehr ansprechbar.
Bei der Geburtstagsfeier seines Feindes Hector Broom, der ihn immer heimlich piesackt, passiert nach einem von Harrisons Wutanfällen etwas Seltsames. Shelly, eine Astronautin, die mit den Kindern feiert, schenkt Harrison zum Abschluss einen ominösen schwarzen Ballon. Dieser stellt sich als schwarzes Loch heraus. Harrison lässt alles darin verschwinden, was ihm nicht gefällt: ekliges Essen, aggressive Hunde, Schulbücher und sogar Menschen. Doch dann rutschen in das Loch auch versehentlich Dinge, die er eigentlich mag. Ob Harrison es schafft, alles wieder zurückzuholen?

Autor Ben Miller schreibt lebendig, abwechslungsreich und gut verständlich in der dritten Person Vergangenheit. Teilweise ist die äußerliche Textgestaltung dem Inhalt angepasst, wenn die Kinder die Augen zumachen, ist der Text beispielsweise auf dunklem Hintergrund zu lesen, die Wörter eines Countdowns sind in Schlangenlinien gedruckt oder das Wort „Bämm!“ steht in einer Zeile alleine für sich. Die Geschichte wird durch einige hübsche, kleine, individuelle Illustrationen ergänzt, die Szenen aus der Handlung zeigen. Am Anfang jedes Kapitels ist das Bild von Harrison mit seinem schwarzen Luftballon zu sehen.
Das Buch richtet sich an Kinder ab acht Jahren zum Selberlesen.

Harrison, der Held mit der einen großen Schwäche ist ein Charakter, in den sich viele Kinder bestimmt gut hineinfühlen können. Er kommt mit anderen aus, ist rücksichtsvoll, auf ihn kann man sich verlassen. Nur seine Wutanfälle, die er nicht in den Griff bekommt, machen Harrison zu schaffen. Viele Kindern haben sicher auch schon die Erfahrung gemacht, dass sie in manchen Situationen die Kontrolle verlieren. Im Laufe der Geschichte gewinnt Harrison einen anderen Blick auf seine Anfälle.

Wird Harrison den Inhalt des Schwarzen Lochs retten können? Seine Mission führt ihn bis nach Chile. Die Idee zur Geschichte ist wirklich phantasievoll, faszinierend, spannend und witzig und regt zu Gedankenspielen an. Gegen Ende wird die Handlung dann ziemlich abgedreht. Aber Harrison lernt dabei einiges über sich selbst, die Wut, Hindernisse im Leben, Mut und Prioritäten. Auch wenn es manchmal ganz schön große Herausforderungen und Ärgernisse zu bewältigen gibt, die das Leben unangenehmer machen, gehören die einfach zu einem erfüllten Leben dazu und irgendwann findet jeder hoffentlich einen Weg damit umzugehen.
„Der Junge, der die Welt verschwinden ließ“ ist ein ungewöhnliches, originelles Kinderbuch, schräg und verrückt, komisch wie aufregend und dabei auch ziemlich klug.

Bewertung vom 12.11.2022
Dachs und Rakete. Ein Haus voller Freunde
Isermeyer, Jörg;Schüttler, Kai

Dachs und Rakete. Ein Haus voller Freunde


sehr gut

Eine wunderbare Hausgemeinschaft - humorvolle, warmherzige Freundschaftsgeschichte mit liebenswerten, drolligen Figuren

Herr Dachs und die Schnecke Rakete wohnen nun schon länger in der Stadt. Nicht zuletzt durch ihr Zutun ist die Hausgemeinschaft immer enger zusammengewachsen. Als das Ehepaar Horn mit einem besonderen Auftrag für Herrn Dachs auftaucht - das Stopfen von Fußballlöchern in der Wand- kommt Herrn Dachs eine wunderbare Idee, an der alle Bewohner ihre Freude haben. Auch Senor Tortuga, der in einer misslichen Lage steckt, wird mit vereinten Kräften geholfen. Dachs und Rakete müssen zudem ihre Qualitäten als Babysitter beweisen. Und dann erleben sie noch einen Theaterabend, der völlig anders abläuft als die Zuschauer erwarten.

Jörg Isermeyer schreibt kindgemäß und gut verständlich in der Gegenwart. Wörtliche Rede und viele lautmalerischen Ausdrücke gestalten den Text sehr lebendig. Kai Schüttlers bunte, lustige und ausdrucksstarke Bilder illustrieren die Geschichte sehr passend. Die motivierenden Bilder machen allen Kindern sicher viel Spaß.
Das Vorlesebuch richtet sich an Kinder ab vier Jahren.

Wirklich gelungene Charaktere hat sich Jörg Isermeyer ausgedacht. Herr Dachs ist ein kreativer Tüftler wie aus dem Bilderbuch. Er hat immer eine passende Idee auf Lager. Aufgrund seiner gutmütigen, naiven, teils kindlichen Art stolpert er häufig in ziemlich amüsante Situationen.
Seine Freundin Rakete ist etwas vorsichtiger und zurückhaltender, hat aber mittlerweile auch Freude am umtriebigen Leben in der Stadt. Im Haus leben weitere ganz unterschiedliche Personen: die gesellige Oma Käthe, Theaterenthusiast Herr K, die hilfsbereiten Ponys Peter, Paul und Mary oder die quirligen, selbstbewussten Meerschweinchenkinder. In diesem Haus ist immer was los.

Dass das Leben in der Stadt nicht zwingend anonym und einsam sein muss, beweisen Dachs und Rakete. Sie müssen sich an die Gewohnheiten der Städter erst noch gewöhnen und erleben dabei einige schräg-komische Momente, die immer wieder zum Lachen bringen. Herr Dachs zeigt den Städtern, dass man sich manchmal auch auf andere Blickweisen einlassen sollte, denn das kann durchaus bereichernd sein.
„Dachs und Rakete - ein Haus voller Freunde“ ist eine warmherzige, phantasievolle, aufregende, aber dennoch gemütliche Freundschaftsgeschichte, die garantiert die Stimmung hebt. Dachs und Rakete muss man einfach mögen.

Bewertung vom 12.11.2022
Herzschuss / Kreuthner und Wallner Bd.10
Föhr, Andreas

Herzschuss / Kreuthner und Wallner Bd.10


sehr gut

Kreuthner unter Mordverdacht - auch der 10. Fall der Kultkommissare überzeugt

„Der Morgen war kalt und grau und Kreuthners Laune, wie oft um diese Tageszeit, an einem Punkt, wo sie nur dadurch noch Besserung erfahren konnte, indem er anderen auch die Laune verhagelte. Zu seinem Glück war das für einen Polizist nicht so schwer zu bewerkstelligen.“

Als Kommissar Clemens Wallner beim Skifahren mit Kollegin Tina einen mysteriösen Zettel mit Koordinaten zugesteckt bekommt, sucht er sofort den entsprechenden Ort auf und erlebt eine böse Überraschung. Auf der Baustelle für ein neues Hotel entdeckt er die Leiche des Landtagsabgeordneten Philipp Gansel. Während des Leichenfunds taucht plötzlich auch noch Wallners Kollege Leo Kreuthner auf. Zufall? Im Laufe der Ermittlungen entwickelt sich Kreuthner zum Hauptverdächtigen, schließlich ist er mit Gansels Ehefrau gut bekannt. Kein einfacher Fall für Wallner, der nicht so recht an die Schuld seines Freundes Kreuthner glauben mag. Und dann muss er sich auch noch mit seiner neuen Chefin Karla Tiedemann auseinandersetzen, die eine etwas andere Arbeitsweise pflegt als er.

Andreas Föhr schreibt aus mehreren Perspektiven, verfolgt Wallners Ermittlungen, beschreibt aber auch, was Kreuthner erlebt und erzählt in Rückblenden von Situationen aus der Vergangenheit, die für den Fall relevant sind.
Dank der teils nicht chronologischen, multiperspektivischen Erzählweise gestaltet sich der Fall sehr spannend, wird immer komplexer um verschiedene interessante Aspekte erweitert.

Diese Krimi-Reihe lebt von den originellen, skurrilen Figuren. Hauptkommissar Clemens Wallner kommt da vergleichsweise spießig daher. Auf ihn ist immer Verlass, er trägt von Oktober bis Mai Daunenjacke, ist unbestreitbar grundsolide und ehrlich. Sein Kollege der Streifenpolizist Leo Kreuthner nimmt es hingegen als Vertreter der Staatsgewalt mit den Gesetzen nicht so genau. Er verkehrt in recht zwielichtigen Kreisen, häufig am Rande der Legalität.
Auch diesmal wieder mit dabei: Wallners Großvater Manfred, für seine 91 Jahre noch erstaunlich rüstig. Dieser verhält sich diesmal etwas weniger exzentrisch, ja fast zahm.
Außerdem bekommt Wallner noch weibliche Verstärkung. Seine neue Vorgesetzte scheint die Dinge in vielerlei Hinsicht etwas anders anzugehen als er…

Steckt am Ende wirklich der Kreuthner Leo hinter der ganzen Sach?
Kreuthner steckt jedenfalls ziemlich in der Tinte und wie er versucht, aus der Nummer wieder rauszukommen, ist ganz schön spannend, temporeich und typisch Kreuthner eben. Am Ende geht es ganz schön hin und her und man verliert als Leser schon mal den Überblick. Dennoch ein humorvoller, unterhaltsamer Krimi mit viel Lokalkolorit und ganz eigenen Charakteren, der über weite Strecken viel Spaß macht. Bisher hat mich jeder Band der Reihe überzeugt und auch der neueste stellt da keine Ausnahme dar.

Bewertung vom 10.11.2022
Bleibt Oma jetzt für immer?
Stohner, Friedbert

Bleibt Oma jetzt für immer?


ausgezeichnet

Warmherzig, traurig, berührend - ein ernstes, wichtiges Thema leise und einfühlsam aufbereitet

Als sich Klaras und Antons Oma den Fuß bricht, zieht sie für die Dauer ihrer Genesung zu ihrem Sohn und ihren Enkelkindern. Doch dann beginnt sie, sich immer wunderlicher zu verhalten. Was ist mit ihr los? Die folgenden neurologischen Untersuchungen lassen die schlimmsten Befürchtungen Gewissheit werden: Oma wird dement. Klaras und Antons Leben verändert sich nun vollkommen.

Autor Friedbert Stohner erzählt aus Klaras Sicht in Ich-Form. Er formuliert kindgemäß, lebendig und authentisch. Thomas Müller hat passende Bilder zur Geschichte gezeichnet, meist ist Oma darauf zu sehen. Omas Gesichtsausdrücke werden dabei sehr treffend dargestellt, es ist stets klar zu erkennen, wie sich Oma gerade fühlt. Die Geschichte richtet sich an Kinder ab zehn Jahren.

In Klara, die hilflos zusehen muss, wie ihre Oma von früher immer mehr verschwindet, die so eindringlich, klar und anschaulich schildert, wie sich ein Leben mit einer dementen Oma anfühlt, können sich die Leserinnen und Leser sicher gut hineinversetzen. Ihr jüngerer Bruder Anton ist sehr sensibel, hat einen besonderen Draht zu Oma und bringt die Dinge oft erstaunlich direkt auf den Punkt. So weiß er sofort, was mit Oma los ist: Sie verirrt sich in ihrem eigenen Leben.
Oma, die früher so humorvoll und jetzt oft so verletzlich, hilflos und in sich gekehrt ist, manchmal der Welt entrückt scheint, rührte mich sehr. Ich habe sie sofort ins Herz geschlossen.

Was passiert, wenn man die Erinnerung und die Orientierung verliert, schildert Friedbert Stohner lebensnah, greifbar, manchmal witzig und oft auch sehr deprimierend. Omas Schicksal bewegt die Familie und die Leser gleichermaßen. Wie liebevoll, geduldig und respektvoll Klaras Familie mit Oma umgeht, hat mir sehr gefallen. Klara, Anton und ihre Eltern machen das Unerträgliche für Oma erträglich. Ein trauriges, aber wichtiges Buch, das zeigt, was der Zusammenhalt in einer Familie alles bewirken kann.

Bewertung vom 10.11.2022
Drei Helden für ein Honigbrot / Detektei für magisches Unwesen Bd.1
Schweizer, Lotte

Drei Helden für ein Honigbrot / Detektei für magisches Unwesen Bd.1


sehr gut

Kurzweiliges Detektivabenteuer der teils magischen Art mit fesselndem Finale

Während in der Welt der Magie zahlreiche Fabelwesen verschwinden und Agent Peggory Jones mehr über ihren Verbleib herausfinden will, sind Jannik und seine Freundinnen Pola und Lulu im realen, sonst so ruhigen Kiesbach mit mysteriösen Honigdiebstählen beschäftigt. Jannik lernt Peggory Jones kennen, schnell erhärtet sich der Verdacht, dass die beiden Fälle irgendwie zusammenhängen. Welche Rolle spielt dabei Janniks neuer Nachbar, der undurchsichtige Herr Grauenmeier? Als die magischen und nichtmagischen Detektive gemeinsam nachforschen, wird es ziemlich brenzlig…

Autorin Lotte Schweizer erzählt kindgemäß, abwechslungsreich und lebendig in der Vergangenheit. Sie verwendet viel wörtliche Rede. Alexandra Helm hat unterhaltsame, drollige schwarz-weiß Illustrationen zur Geschichte gestaltet, die die kleinen Leserinnen und Leser motivieren. Die Kapitel haben mit meist drei bis vier Seiten eine angenehme, lesefreundlich Länge.
Der phantasievolle, originelle, gelungene Buchtitel und das ansprechende, fröhlich-magische Cover passen gut zum Inhalt der Geschichte und wecken die Neugier.
Die Geschichte eignet sich zum Vorlesen für Kinder ab sechs Jahren, zum Selberlesen für Kinder ab acht.

Peggory Jones ist ein ungewöhnlicher Charakter. Der sehr geheime Geheimagent kann so unauffällig sein, dass man ihn übersieht. Er hinterlässt bei den Lesern aber durchaus besonderen Eindruck. Unterstützt wird er von der außergewöhnlich belesenen Leseratte Marianne. Vergleichsweise normal wirken dagegen Jannik, der als Krimifan überall ein Verbrechen wittert, Pola, die selten ohne Kamera auftaucht und Lulu, die eigentlich lernen sollte, aber lieber andere Prioritäten setzt. Sicher findet jedes Kind hier eine Lieblingsfigur, in die es sich gut hineinversetzen kann. Dorfpolizist Olaf sorgt als Running-Gag mit seiner Verfressenheit und dem mangelndem Arbeitseifer immer wieder für lustige Momente.

Ob es die Truppe schafft den Fall der verschwundenen Honiggläser und Fabelwesen zu klären?
Anfangs brauchte es ein wenig, bis ich mich an die speziellen Figuren wie Peggory Jones gewöhnt habe und der vermeintlich harmlose Fall Fahrt aufnimmt. Aber gegen Ende entwickelt sich die Geschichte sehr flott, abenteuerlich und im wahrsten Sinne des Wortes fesselnd. Erstaunlich und auch ziemlich witzig, welche Bekanntschaften die Kinder bei ihren abenteuerlichen Unternehmungen so machen. Insgesamt ein nettes, leichtes, phantasievolles und originelles Kinderbuch mit interessanten Figuren.

Bewertung vom 02.11.2022
Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


ausgezeichnet

Ein leiser, aber fesselnder Pageturner - vielversprechender Reihenauftakt mit interessanten Figuren

„Sie findet keinen Platz in ihrem Körper. Alles tut weh, die Haut sticht und spannt, als hätte der Schock sie schrumpfen lassen. Die Muskeln sind so verkrampft, dass sie am ganzen Körper zittert, aber sie kann sich nicht entspannen.
Könnte sie sich doch für immer in den Schlaf flüchten, wegdämmern und sich in barmherziger Bewusslosigkeit verstecken.“

Weil Hanna Ahlander fehlerhafte Ermittlungen nicht auf sich beruhen lassen und einen kriminellen Polizeikollegen nicht schützen möchte, wird sie von ihrem Vorgesetzten genötigt, ihren Dienst bei der Stockholmer City Polizei zu quittieren. Und dann erfährt sie auch noch, dass ihr Lebensgefährte Christian sich in eine andere Frau verliebt hat. Um zur Ruhe zu kommen, flüchtet Hanna in den Norden Schwedens nach Åre, ins Ferienhaus ihres Schwester. Doch die Verbrecher machen auch vor der Kälte nicht halt. In Åre verschwindet über Nacht die achtzehnjährige Amanda. Hanna schließt sich einem Suchtrupp an. Später unterstützt sie Kommissar Daniel Lindskog, der die polizeiliche Suche leitet, bei den Ermittlungen. Die Aufklärung des Falls entwickelt sich für Hanna brandgefährlich…

Viveca Sten formuliert lebendig und klar. Dank des leicht verständlichen, eingängigen Schreibstils liest sich der Roman fast wie von selbst. Die Autorin nimmt verschiedene Blickwinkel ein, schreibt abwechselnd aus der Sicht ihrer Figuren. Mal erzählt sie dabei von Hannas, Daniels, Amandas Situation oder auch wie Amandas Eltern Lena und Harald mit den Ereignissen zurechtkommen.
Die Kapitel sind recht kurz gehalten. Durch den häufigen Perspektivwechsel wird immer mehr Spannung aufgebaut.
Das sehr passende Cover, ein schwedenrotes Haus in einer schneebedeckten Landschaft wirkt wie der Titel des Buches „Kalt und still“.

Viveca Stens Figuren lassen mich als Leserin hingegen ganz und gar nicht kalt. Hanna Ahlander tut mir beispielsweise leid. Mit ihr ärgert man sich über Ungerechtigkeiten und fürchtet sich vor weiteren Misserfolgen: Erst verliert sie den Job, dann die Beziehung und schließlich auch noch die Wohnung. Dass sie da einerseits wütend über die Umstände ist und kopflos und impulsiv reagiert und andererseits unsicher wird, weil sie sich wie eine einsame Versagerin fühlt, ist nachvollziehbar. Mitunter verhält sie sie recht leichtsinnig und etwas unvernünftig, um ihren Kritikern wie auch den eigenen Eltern zu beweisen, dass sie doch etwas auf dem Kasten hat.
Daniels Situation ist für viele junge Eltern keine unbekannte, er ist frisch gebackener Vater, seine Frau Ida ist mit dem Leben mit Baby zunächst etwas überfordert, fühlt sie doch jede Minute die Verantwortung für einen anderen Menschen auf sich lasten. Auch Daniel hat das Vatersein verändert, er möchte am liebsten jeden Moment mit Frau und Tochter genießen. Andererseits muss Daniel aber aufgrund des Personalmangels und des brisanten, wichtigen Falls, bei dem jede Minute zählt, viel arbeiten. Er sitzt zwischen den Stühlen, möchte sowohl seiner Familie als auch seinem Beruf gerecht werden. Daniels Zerrissenheit wird von Viveca Sten sehr nachvollziehbar dargestellt. Dass er dabei auch nicht immer souverän und rational handelt, macht ihn umso menschlicher.
Auch Amandas Eltern berühren. Ihr Vater Harald der Kommunalpolitiker, der nach außen die Fassade wahren muss, aber ein sehr unangenehmes Geheimnis hat, wirkt ebenso wie Mutter Lena so erschütternd hilflos.

Ist Amanda noch am Leben? Wird sie rechtzeitig gefunden?
Nicht allein der spannende Vermisstenfall, der immer größere Kreise zieht, ist packend und fesselt, auch das Leben der Figuren reißt mit. Viveca Stens Figuren interessieren. Wird Hanna wieder auf die Spur kommen? Schafft Daniel den Spagat zwischen Familie und Beruf? Und wie gehen Amandas Eltern mit der unerträglichen Situation um?
Viveca Sten hat mit „Kalt und Still“ einen absoluten Pageturner geschrieben. Die Geschichte liest sich wie von selbst, kommt aber ohne Gewaltexzesse und übermäßige Action aus. Alleine die überzeugenden, authentischen Charaktere schaffen es, die Leser an die Geschichte zu binden. Ich möchte unbedingt wissen, wie sich Hanna Ahlander weiter schlägt. Für mich nach der absolut lesenswerten Serie um Thomas Andreasson ein weiterer sehr vielversprechender Serienauftakt der Autorin.

Bewertung vom 02.11.2022
Gangster müssen clever sein
Boie, Kirsten

Gangster müssen clever sein


ausgezeichnet

Packender Kinderkrimi mit interessantem Fall, viel Humor, skurrilen Figuren und Tiefgang

Ein höchst mysteriöser Einbruch beschäftigt die Polizei. In die Villa der superreichen Familie Ranzmeier wurde eingebrochen. Als Mesut und Valentin davon erfahren, ist ihre Neugier geweckt. Gemeinsam mit Jamie-Lee, die mit Fee, der Tochter der Ranzmeiers, befreundet ist, beginnen sie
nachzuforschen. Zunächst legen die Jungs wenig Wert auf Jamie-Lees Unterstützung, doch diese erweist sich bald als tatkräftige Hilfe. Schnell findet die ungewöhnliche Truppe mehr heraus als sie sollte und plötzlich schweben die Kinder in großer Gefahr. Ob sie aus der Nummer wieder rauskommen?

Kirsten Boie schreibt abwechselnd aus der Sicht ihrer beiden ungleichen Hauptfiguren Jamie-Lee und Valentin in Ich-Form. Während Jamie-Lee sehr direkt kein Blatt vor den Mund nimmt, die Dinge witzig und treffend auf den Punkt bringt und auch vermehrt weniger schöne umgangssprachliche Begriffe wie „Saufen“ verwendet, drückt sich Valentin deutlich gewählter aus. Zunächst entwickeln sich beide Handlungsstränge recht unabhängig voneinander, denn Jamie-Lee und Valentin agieren zu Beginn noch selbstständig und allein. Später wird dann ein und dieselbe Geschichte aus zwei Blickwinkeln weitererzählt. Valentins Kapitel sind in einer anderen Schriftart gedruckt als Jamie-Lees. Den Kapitelanfang markiert jeweils ein Bild des Kindes, das gerade berichtet.
Die Geschichte richtet sich an Mädchen und Jungen ab zehn Jahren.

Mit Valentin und Jamie-Lee hat „Gangster müssen clever sein“ zwei völlig unterschiedliche Hauptfiguren, die zwar in der Nähe wohnen, aber ihren Interessen und Persönlichkeiten nach ziemlich weit auseinander liegen. Valentin ist zuverlässig, pflichtbewusst, ehrlich, hält sich an alle Regeln, liest gerne und ist ziemlich clever. Jamie-Lee legt Regeln generell etwas pragmatischer und großzügiger aus, so fährt sie schon mal schwarz. Sie nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau und und findet Bücher überflüssig. Früher war sie öfter auf sich alleine gestellt, weil ihre Mutter alkoholabhängig war. Das hat sie natürlich geprägt. Jamie-Lee ist ziemlich selbstständig und sehnt sich nach einem normalen Familienleben und einer Mutter, die sich kümmert. Aktuell ist Jamie-Lees Mutter trocken und arbeitet hart daran, es auch zu bleiben. Auch Jamie-Lees Bruder Chucky wünscht sich insgeheim Sicherheit und Gewissheit. Seine verbissene Suche nach seinem leiblichen Vater rührt und macht gleichzeitig auch traurig. Chuckys problematische Entwicklung, sein Hang zu Gesetzesbrüchen, der sicherlich den Umständen geschuldet ist, wird sehr realistisch dargestellt.
Für Unterhaltung und Schmunzler sorgen Valentins ältere Bekannte die Friedhofsschrebergärtner die freundlichen Schelinskys und die forsche Frau Jelkovic, die liebenswert, aber oft auch ziemlich skurril rüberkommen.

Der Kriminalfall an sich ist ziemlich aufregend und spannend, ein wirklich unterhaltsamer, kurzweiliger Kinderkrimi.
Jamie-Lees direkte, manchmal grobe Sprache mag anfangs etwas befremden, sie ist aber durchaus authentisch. Jamie-Lee wurde nicht wie Fee Ranzmeiers mit einem Goldenen Löffel im Mund geboren. Sie hat schon vieles durchmachen müssen, trägt keine rosarote Brille mehr und weiß, wie ungerecht und das Leben sein kann. Dennoch wirkt sie trotz ihrer Abgeklärtheit manchmal auch ziemlich naiv. Mir ist sie im Laufe der Geschichte sehr ans Herz gewachsen. Ihre ganz eigene, oft drollige Art, Dinge zu erklären und zu beschreiben, gefällt mir. Mit ihr lachte und hoffte ich. Bei allem Humor schwingt immer auch etwas Traurigkeit mit, weil einem beim Lesen durchaus bewusst ist, dass sich für das Mädchen alles plötzlich ändern kann, wenn Jamie-Lees Mutter der Versuchung nachgibt und wieder zur Flasche greift. Das gelungene Ende stimmt sehr zuversichtlich. Es ist nicht nur logisch und nachvollziehbar was den Fall betrifft, es geht auch zu Herzen. Unterm Strich ein packender Kinderkrimi mit liebenswerten, skurrilen Figuren und durchaus auch ernstem Hintergrund. Kirsten Boie kann also auch Krimi und vergisst bei all der Komik nicht, ernste soziale Probleme anzusprechen und Verständnis für Benachteiligte aufzubauen.