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Archer

Bewertungen

Insgesamt 492 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2021
The Sky in your Eyes / Island-Reihe Bd.1
Mohn, Kira

The Sky in your Eyes / Island-Reihe Bd.1


gut

Elin ist eine junge Frau aus Island, die in einem kleinen Ort wohnt und nicht viele Freunde hat. Sie hat ein paar mehr Kilos drauf, als es Models in Frauenzeitschriften tragen und durch ihren Ex-Freund, der gnadenlos Bodyshaming bei ihr betrieben hat, ist dadurch ihre Meinung von sich selbst auf einem Tief. Doch dann trifft sie ausgerechnet bei einem veganen Kochkurs auf Jon, der megaschön, megadurchtrainiert und megainteressiert an ihr ist. Aber ist sein Interesse echt? Dann bekommt sie auch auf der Arbeit Probleme mit dem Sohn ihres Chefs und Elin weiß kaum noch, was sie tun, wie sie handeln soll.

Zuerst das Positive: Das aktuelle Loveinterest der Heldin war kein Ar...loch. Das hat mich verblüfft und wirklich angenehm überrascht. Andererseits war er schon wieder unwirklich: zu schön, zu nett, zu verständnisvoll, zu alles. Keine Ecken, keine Kanten, nicht mal irgendwelche körperlichen Schönheitsfehler (die wurden in seiner Kindheit behoben). Auch finde ich das Thema Bodyshaming sehr wichtig, aber war es echt notwendig, es in die andere Richtung zu betreiben? Die Antagonistin war megaschlank, megadurchtrainiert, Veganerin, Fitnesstrainerin und menschlich hässlich. Ist auch eine Art von Bashing. Gut gefallen hat mir, dass die Protagonistin nichts mehr mit ihrem toxischem Freund und dem toxischen neuen Chef zu tun haben wollte. Nicht gut dagegen fand ich, dass sie sich im Endeffekt trotzdem erst wieder als richtiger Mensch gefühlt hat, als sie von einem Mann anerkannt und akzeptiert wurde. Auch finde ich diese Aussagen wie "Ich habe akzeptiert, dass ich nie dünn sein werde" problematisch. Warum hat sie das akzeptiert? Erstens ist "dünn" eine subjektive Angelegenheit, zweitens ist Abnehmen eine Sache zwischen Energieverbrauch und Energiezunahme. Also warum sollte es einem gesunden Menschen nicht möglich sein abzunehmen, wenn er das möchte, und auf sein Wunschgewicht zu kommen? Alles in allem war es sicherlich eine nette Geschichte mit einer gut gemeinten Botschaft.

Bewertung vom 27.11.2021
Der Schwur der Jagdlinge / Feuerblut Bd.1
Fowler, Aisling

Der Schwur der Jagdlinge / Feuerblut Bd.1


gut

Zwölf ist ein Jagdling - ein Mädchen, das sich dem Orden der Jäger angeschlossen hat, zum Kämpfen ausgebildet wird und dem eigenen Clan entsagt, um alle zu schützen. Doch Zwölf hat ein Geheimnis, deshalb schließt sie sich niemandem an. Trotzdem gelingt es Sieben, einem netten Mädchen, so etwas wie freundschaftliche Gefühle in ihr zu erwecken. Doch dann wird das Ordenshaus der Jäger von Kobolden angegriffen und Sieben entführt. Zusammen mit Fünf und Sechs, zwei männlichen Jagdlingen, macht sich Zwölf auf die Suche nach ihr. Unterwegs begegnen sie genügend Gefahren, die sie überstehen können mit Hilfe von Hund, dem Wächter, und ihrer Fähigkeit, einander zu vertrauen.

Ich bin bei dem Buch ein wenig hin- und hergerissen und das hat vermutlich auch viel mit der Übersetzung zu tun. Es fängt schon mal damit an, dass irgendwer auf die Idee kam, die Eigennamen zu übersetzen. Wer, bitte, macht so was? Es liest sich im Deutschen einfach nur furchtbar, wenn von Zwölf, Sieg oder Raureif die Rede ist. Auch konnte sich das Buch nicht richtig entscheiden, ob es ein reines Kinderbuch oder doch lieber ein Jugendbuch sein wollte. Die teilweise brutalen Sachen, die passiert sind, standen im krassen Widerspruch zum Alter der Protagonisten und dem teilweise kindischen Gebaren der Charaktere. Wenn Erwachsene - während einer Schlacht - so Dinge rufen wie "Frostiger Forst!" oder ähnliches, empfinde ich das als lächerlich. Genauso wie die Riesenspinnenszene im Wald. Andererseits habe ich die Geschichte auch durchaus gern gelesen, denn vorhersehbar, wie sie war, beinhaltet sie gute Messages in Bezug auf Freundschaft, Achtung und dem Anerkennen anderer.

Bewertung vom 25.11.2021
In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10
Neuhaus, Nele

In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10


weniger gut

Es war einmal eine Autorin. Die war zwar megaberühmt, bekam aber entweder den Hals nicht voll oder hatte Komplexe, weil ein paar ihrer Bücher mal in der Ramschkiste zu finden waren. Also dachte sie: Ich schreibe jetzt mal ein Buch, in dem ich mit Leuten aus der Buchbranche abrechne und und außerdem jedem, der bei drei nicht auf dem Baum ist, meine eigenen Bücher noch mal um die Ohren haue.

Gesagt, getan.

Und schon war genau dieses Buch wieder auf den Bestsellerlisten und die Autorin hat alles richtig gemacht. Happy End.

Außer vielleicht für manche Leser. Solche wie mich. Ich hätte gern einen Fall gehabt, der mich interessiert. Der spannend geschrieben ist, ohne dass ich dauernd von alten Titeln der Autorin lesen muss. Ohne dass es zu ständigen Wiederholungen kommt, ohne dass die Charaktere alles, aber auch wirklich alles noch einmal durchkauen und dennoch nicht bei 1 + 1 auf 2 kommen.

Ein Buch, in dem nicht der (natürlich!) adlige Hauptcharakter von der eigenen Autorin schlimmer angehimmelt wird als einer der verdächtigen Autoren von der Chefin der Kriminalpolizei.

Ich hätte gern ein Buch gelesen, in dem es ohne Eigenlob abgeht. Ein Buch, in dem eine der Protagonistin nicht sagt: Gendern ist Mist, was soll der Quatsch. Ein Buch, in dem nicht auf jeder Seite gebrüllt wird: Wir sind reich und der Klimawandel geht uns am A... vorbei, Hauptsache, wir fahren unsere fetten Boliden oder Geländewagen.

Von einem Krimi war hier jedenfalls nicht viel zu finden, zumal eine wichtige Person erst irgendwann zum Schluss aus dem Hut gezaubert wurde.

Eigentlich hätte mich das Thema wirklich interessiert. Aber die Umsetzung war einfach furchtbar. Und wirklich nur geeignet für Leute, denen es zu peinlich ist, die Bahnhofsheftchen über den mega gutaussehenden Adligen und seine Liebschaften zu lesen. 1,5/5 Punkten.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.11.2021
Das Leben, ein großer Rausch / Die Polizeiärztin Bd.2
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein großer Rausch / Die Polizeiärztin Bd.2


sehr gut

Frauen hatten es selten einfach in der Geschichte der Menschheit, das ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts und auch in den so genannten Goldenen Zwanzigern nicht anders. Magda Fuchs arbeitet noch immer als Polizeiärztin, aber leben kann sie davon nicht, weshalb sie eine eigene Praxis eröffnet. Durch ihre Arbeit als Polizeiärztin wird sie in einen Fall gezogen, bei der ein Schlitzer eine Rolle spielt. Er greift Frauen auf die grausamste Weise an - indem er ihnen die Bäuche aufschlitzt. Zur selben Zeit wird Magda auch mit dem Leid von Frauen konfrontiert, die von ihr verlangen, dass sie abtreibt - etwas, das gesetzlich verboten ist. Auch mit Celia und Doris geht es weiter und alle drei Frauen müssen um ihren Platz im Leben kämpfen.

Dieser Band schließt sich nahtlos an Band 1 an. Soeben wurde noch Silvester gefeiert, plötzlich hat jemand Doris niedergestochen - und er hört bei ihr nicht auf. Tatsächlich jedoch spielt der Fall des Schlitzers eine weniger dominante Rolle, als mir lieb gewesen wäre. Es gab ganze Abschnitte in diesem über 400-Seiten-Buch, die sich nur mit den Beziehungen der Frauen zu diversen Männern beschäftigten. Das ist zwar für die damalige Zeit fast unabdingbar für eine Frau gewesen zu heiraten, aber richtig spannend war das nicht. Immerhin gab es interessante und manchmal auch erschütternde Einblicke in die Goldenen Zwanziger, die so golden dann doch nicht gewesen waren. Inflation, Judenhass, die Stellung der Frauen, all das wurde in dem Buch behandelt. Manchmal wurde es mir ein bisschen zu langatmig, aber alles in allem war es eine Geschichte, deren letzten Band ich jetzt auch noch lesen möchte. 3,5/5 Punkten.

Bewertung vom 20.10.2021
Freddy und Flo gruseln sich vor gar nix! / Freddy und Flo Bd.1
Kling, Maria

Freddy und Flo gruseln sich vor gar nix! / Freddy und Flo Bd.1


ausgezeichnet

Freddy (9) und Flo (12, Pubertier) müssen umziehen. Schuld sind ihre Eltern, die sich getrennt haben und jetzt jeweils mit neuen Partnern zusammenleben. Uncool, wenn man Flo fragt. Nicht ganz so uncool, findet Freddy, zumal sie ausgerechnet neben einen Friedhof ziehen! Das schreit doch regelrecht nach Abenteuer? Tatsächlich merken die beiden schnell, dass sie in einem seltsamen Haus gelandet sind - wobei landen eher die Spezialität von Poppy ist, dem kleinen Mädchen von nebenan, das ganz nebenbei auch eine Hexe ist. Dann gibt es da noch einen Werwolf und einen Vampir und eine Elfe und Heinzelmännchen und ... Herrn Wiesel. Den schmierigen Hausverwalter. Freddy und Flo gruseln sich zum Glück vor gar nix und das werden sie mit Hilfe ihrer neuen Freunde bald unter Beweis stellen müssen ...

Mich hatte das Buch ja schon gepackt, als ich die erste Seite aufschlug und diese mega Zeichnung mit dem Haus und seinen Bewohnern fand. Da schadet es also nichts, dass auch der Schreibstil mich fast sofort in seinen Bann zog und dann erst das Personal des Buches! Ich glaube, ich bin verliebt. In eine außergewöhnliche Hausgemeinschaft. Die Übernatürlichen sind alle so besonders - ganz besonders liebenswert. Und sie müssen sich gegen einen besonders widerliches Exemplar von Betrüger zur Wehr setzen. Dass dabei gleich noch Themen wie getrennte Eltern, neue Lebenspartner, Betrüger und Umweltschutz angesprochen werden, ist nur noch das I-Tüpfelchen auf dem Ganzen. Und ich verwette Poppys neue Besen darum, dass dieses Buch gleich mal Minuspunkte kassieren wird, weil es gewagt wird, Klima/Umweltschutz und Fleischessen ganz vage anzuschneiden. Von mir bekommt das Buch volle Punktzahl und eine dicke Empfehlung.

Bewertung vom 19.10.2021
Arkas Reise / Die Stadt ohne Wind Band Bd.1
Devillepoix, Éléonore

Arkas Reise / Die Stadt ohne Wind Band Bd.1


sehr gut

Arka ist gerade einmal dreizehn, hat jedoch schon mehr erlebt und durchgemacht als viele Erwachsene. Sie ist auf der Suche nach ihrem Vater, der ein bedeutender Magier sein soll in der Stadt ohne Wind, Hyperborea. Doch Hyperborea ist in mehrere Ebenen aufgeteilt, und nur ganz oben, in der siebten, findet man die Magier. Um dorthin zu gelangen, beteiligt sich Arka an einem Auswahlverfahren für Magier und wird die Elevin von Lastyanax, der selbst erst zum vollwertigen Magier und sogar Minister geworden ist. So unterschiedlich die beiden sind, kommen sie schnell einer gewaltigen Verschwörung in der Stadt auf die Schliche, die auf Dauer nicht nur ihr Leben bedrohen kann.

Im Großen und Ganzen hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es ist originell, es gibt eine Mördersuche verbunden mit Magie, was ich immer gut finde, und gelegentlich auch witzige Szenen. Ich muss aber auch zugeben, dass ich anfangs Probleme hatte, in die Story zu kommen. Nicht einmal, weil so viele unbekannte Worte auftauchen (die kann man hinten im Buch nachschlagen, wenn man es nicht schafft, sie aus dem Zusammenhang zu erkennen), sondern weil die Story zwar etwas anderes und gut geschrieben war, aber auch nicht vorangetrieben wurde. Auch wurden mir manche Hintergründe von Arka einfach ein bisschen zu wenig angeschnitten, um ein vollständiges Bild von ihr zu erhalten. Und bei manchen Schlussfolgerungen saß ich dann manchmal einfach nur da und dachte: ah. Ach so? Na, wenn du meinst. Trotzdem war es insgesamt ein guter Auftakt, der Lust auf mehr macht.

Bewertung vom 16.10.2021
Drachenprinz / Flame & Arrow Bd.1
Grauer, Sandra

Drachenprinz / Flame & Arrow Bd.1


schlecht

Kaylee ist eine mega Fae-Kriegerin, die ihr ganzes Leben lang trainiert, wie man Drachen tötet. Aidan ist ein Drachenprinz, der sein ganzes Leben lang zuschaut, wie sein Vater regiert. Als die Fae den Drachen ein Angebot machen, das sie nur ablehnen können und es so aussieht, als könnte ein Krieg entstehen, schicken sowohl die Fae-Königin als auch der Drachenkönig die beiden an ein College. Dort sollen beide herausfinden, was ... ach ... ehrlich? Keine Ahnung. Das ganze Buch ergibt so was von keinen Sinn, das tat schon weh.

Also, es gibt Drachen, die aber eigentlich immer als Menschen rumrennen. Dann gibt's die Fae, das sind die krassen Drachentöter, die alles abschlachten, was bei drei nicht auf dem Baum ist. Zumindest die Heldin des Buches ist so. Dann sind die Fae der Meinung, wenn sie anderen quasi einen Pferdekopf ins Bett legen, ist das für die anderen ein mega Angebot. Und wenn die anderen das nicht ganz so sehen, ist das ein Grund für einen Krieg. Dann gibt's noch ein paar Hexen, die eigentlich mit einem Schnips ihrer Finger die ganzen kriegerischen Auseinandersetzungen verhindern könnten, machen die aber nicht, weil ... isso. Dass da irgendwelche Völker existieren in der Neuzeit, die noch Könige und Königshöfe und das Benehmen aus dem Mittelalter haben: isso.

Dann die Logik: Ja, wenn es zum Krieg kommt, dann schicke ich meinen Thronfolger mal eben an ein College. Damit wir nicht alle an einem Platz herumlungern. Klar. Ich würde ja vielleicht jemanden, der mir am Herzen liegt und der auf jeden Fall überleben muss, in einen Bunker stopfen oder á la 100 ins Weltall schießen oder so. Aber auf ein College schicken, wo alles offen und kaum zu bewachen ist? Muss man erstmal auf die Idee kommen. Klasse Strategie.

Auch der Teaser ist mega: Vertraut sie ihm, verliert sie ihr Herz. Vertraut er ihr, verliert er sein Leben. Echt krasses Risiko für das Mädel. Andererseits muss einen Grund geben, warum der Drachen als Prinz Valium angelegt wurde. Er war so dermaßen gechillt, dass einem beim Lesen die Augen zuklappten. Dasselbe habe ich dann auch mit dem Buch getan.

Bewertung vom 01.10.2021
Eis. Abenteuer. Einsamkeit
Löwenherz, Richard

Eis. Abenteuer. Einsamkeit


ausgezeichnet

Wenn man Richard Löwenherz heißt, hat man wahrscheinlich keine Wahl: Man muss König oder Abenteurer werden. Und da es mit Königen in diesem Land recht rar gesät ist, bleibt nur der Abenteurer übrig. Richard ist dafür der König der Abenteurer, denn er sucht sich immer die absoluten Grenzerfahrungen aus. Mit diesem Buch nimmt er uns mit in den Winter Sibiriens, ins tiefste Jakutien, dorthin, wo es Straßen gibt, die nur in Eis und Schnee befahrbar sind. Und das tut er, fahren und ERfahren. Mit einem Fatbike, über 80 Kg Gepäck und jeder Menge Motivation, Erfahrung von vorherigen Reisen und einem Mindset, in dem Aufgeben nicht zum Wortschatz gehört, macht er sich auf eine atemberaubende Reise.

Ich habe bis vor ein paar Jahren selbst noch gern Radreisen (natürlich um 1000 Prozent harmlosere und ungefährlichere) gemacht, also war klar, dass mich so ein Abenteuer reizt: wenn auch nur im Warmen sitzend, Tee trinkend, Lebkuchen essend. Der "lonely traveller" nimmt uns in seinem Reisebericht mit: erzählt uns nicht nur von der unfassbaren Kälte in diesem Land, sondern auch von der rauen und unwirtlichen Gegend, vom Werchojansker Gebirge, von dem Gefühl, wie es ist, nicht nur allein Wind, Eis, Schnee und Wetter zu trotzen, sondern auch dem Gefühl, auf einem zugefrorenen Fluss - später sogar auf dem Meer - zu fahren. Es kommt zu gefährlichen Situationen, einfach weil diese Bedingungen so unwahrscheinlich hart sind. Und es kommt auch zu faszinierenden Begegnungen mit den Leuten, die so unwahrscheinlich herzlich sein können. Dazu zeigt uns der Autor Bilder und Fotos, die zum Träumen oder Frieren einladen und gibt Informationen zu Land, Leuten und Reisen. Es macht einfach Lust auf mehr - auf mehr Abenteuer im Leben, auf mehr Bücher dieser Art und vielleicht, ganz vielleicht springt ein Funke über und man macht sich Gedanken über seine eigene, nächste (Rad)Reise.

Bewertung vom 26.09.2021
Der Tod und das dunkle Meer
Turton, Stuart

Der Tod und das dunkle Meer


ausgezeichnet

1634. Die Ostindienkompanie ist so ziemlich die mächtigste Gesellschaft der Welt. Als von Batavia aus sieben Schiffe in See stechen, um nach Amsterdam zu segeln, sind nicht nur viele Hoffnungen und Träume, sondern auch Musketiere, Adlige, Matrosen und ein Gefangener an Bord: Sammy Pipps, der berühmteste Ermittler seiner Zeit liegt in Ketten, obwohl er kurz zuvor noch für den Generalgouverneur Haan etwas Wertvolles zurückgebracht hat. Doch damit ist es nicht getan. Etwas Böses, Grausames hat sich hereingeschlichen, etwas, das alte Verbrechen wieder ans Licht zieht, Rache üben und Unheil bringen will. Schon nach kurzer Zeit sterben Leute und passieren teuflische Dinge. Und Arent Hayes, der sonst immer als Assistent und Bodyguard des berühmten Detektivs fungiert hat, muss zusehen, diesen Fall allein zu lösen, sonst stirbt nicht nur Sammy, sondern alle an Bord könnten ihr Leben verlieren.

Wow, wow, wow. Was für ein großes Kino Turton hier auffährt. Ich mochte ja seinen Erstling schon ziemlich gern, aber hier hat er noch mal eine Schippe drauf gepackt und er bittet nicht darum, uns ins dunkle Meer mitzunehmen, er packt uns, egal, ob wir schreiend und strampelnd dagegen angehen. Er und sein Teufel, der alte Tom, zeichnen das Teufelszeichen auf unsere Hände und Stirnen, flüstern uns des Nachts ungehörige Dinge ins Ohr, versprechen, verführen und verleiten. Mit einem Ruck befindet man sich auf einem Holzschiff des 17. Jahrhunderts, ist mitten unter den brutalen Gesellen, die dort arbeiten und für weniger als eine Handvoll Gold nicht nur sich selbst, sondern auch des Teufels Großmutter verkaufen würden. Die Adligen sind keinen Hauch besser, kriegen nie genug, intrigieren, verachten, verurteilen. Frauen werden als Untertanen angesehen, die jederzeit verschachert werden können, und sollte sich eine als schlau erweisen, ist sie bestimmt eine Hexe.

Turton nimmt sich Zeit für die Geschichte, er hastet nicht durch, er setzt uns in ein 3-D-Kino und zeigt uns die Decks, die Tagelage, die Prügeleien der Matrosen. Dennoch hatte ich nicht eine Sekunde lang das Bedürfnis, das Buch weglegen zu wollen. Die Ideen, die Umsetzung, diese Homes-und-Watson-Paarung des 17. Jahrhunderts hatten mich am Haken, so sicher, als hätte es Captain Hook auf mich abgesehen. Vielleicht sollte ich eine Warnung aussprechen: Dieses Buch ist nichts für Leute, die sich nicht mehr als drei Personen merken können. Sie ist nichts für Zartbesaitete oder diejenigen, die ein klares Happy End erwarten. Auch Ungeduldige kommen wohl nicht auf ihre Kosten. Allen jedoch, die sich auch gern mal Zeit für eine Entwicklung nehmen, die sich gern in eine Zeit oder Geschichte hineinziehen lassen, die kein Problem damit haben, Charaktere im Gedächtnis zu behalten und auch zuzuordnen, all denen sage ich: Schiff ahoi! Segelt los, meinen Segen habt ihr!

Bewertung vom 20.09.2021
Was man bei Licht nicht sehen kann / Vergissmeinnicht Bd.1
Gier, Kerstin

Was man bei Licht nicht sehen kann / Vergissmeinnicht Bd.1


sehr gut

Quinn ist siebzehn, der smarte, sportliche Überflieger, auf den die Mädchen stehen, obwohl er die meisten davon natürlich nicht zur Kenntnis nimmt. Mathilda entstammt aus einer hochreligiösen Familie, wohnt genau gegenüber des coolen Typens und ist zeit ihres Lebens in ihn verliebt, trotz dessen, dass er sie als Kind gemobbt hat. Doch dann gerät Quinn in übernatürliche Ereignisse, bei denen er schwer verletzt wird - und mit einem Mal ist er auch froh, dass er mit Mathilda jemanden kennt, der die Jünger von Jesus benennen kann. Zusammen geraten sie in ein Abenteuer, bei der sprechende Bronzestatuen, die Zwischenwelt und fantastische Wesen nur der Anfang sind.

Ja, klingt gut. Ist auch gut geschrieben, denn was auch immer man Kerstin Gier vorwerfen kann, mangelnde Schreibkunst ist es nicht. Auch nicht mangelnde Ideen (obwohl: ein sprechender Wasserspeier? Hatten wir so einen nicht schon einmal?). Und dennoch kann ich nicht behaupten, dass diese Geschichte zu meinen Lieblingsbüchern der Autorin gehört. Zu klischeehaft ist mal wieder der heiße Junge von nebenan, zu sehr ist Mathilda das Mauerblümchen, das den heißen Jungen aus der Ferne nachschmachtet. Das ändert nichts daran, dass ich die Geschichte gern gelesen und an der einen und anderen Stelle auch geschmunzelt habe. Aber manchmal wünsche ich mir schon, dass Frau Gier ihr Talent dazu einsetzt, ein paar wenigere Klischees zu bedienen. 3,5/5 Punkten.