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Midnight-Girl
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NRW

Bewertungen

Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 07.07.2019
Wenn du noch lebst, 6 Audio-CDs
Clark, Mary Higgins

Wenn du noch lebst, 6 Audio-CDs


gut

Als Parker Bennett vor zwei Jahren während eines Segelausflugs spurlos verschwand, gingen zunächst alle von einem schrecklichen Unglück aus. Doch schon bald stellte sich heraus, dass der Geschäftsmann eine horrende Summe veruntreut hatte, was sein Verschwinden seitdem in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Als Lane Harmon den Auftrag erhält das Stadthaus der Familie Bennett neu auszustatten, wird sie von mehreren Seiten gewarnt. Nichtsdestotrotz reizt sie die Aufgabe und auch Eric Bennett lässt sie nicht kalt. Außerdem gibt es keinerlei Beweise für Mittäterschaft innerhalb der Familie oder gar dafür, dass Parker tatsächlich noch lebt. Vielleicht ist doch alles nur ein großes Missverständnis und Zufall…

Obwohl zumeist als Thriller deklariert, weiß man mittlerweile, dass Mary Higgins Clark Werke häufig anderen Gesetzmäßigkeiten unterliegen und entsprechend bewertet werden sollten. Nichtsdestotrotz sollten Spannungselemente zugrunde liegen, um zumindest den Unterschied zum erzählenden Roman klar herauszustellen. Ob ihr dies im vorliegenden (Hör)Buch gelingt?

Veruntreuung mehrerer Milliarden Dollar und ein verschwundener Geschäftsmann, der Fall scheint klar auf der Hand zu liegen. Aber alleine wird er die Sache wohl nicht durchgezogen haben können, daher stellt sich nicht nur die Frage nach dem oder den Helfer/n als solche, sondern auch danach, ob Parker Bennett wirklich noch am Leben ist. Vielleicht wurde er auch ein zu hohes Risiko und musste beseitigt werden? Zunächst möchte man als Hörer versuchen eine neutrale Einstellung zu bewahren. Unschuld ist zwar nicht unbedingt das Wort, welches man mit dieser Affäre in Verbindung bringen möchte, aber von vornherein in konkrete Denkmuster gelenkt werden, sollte ebenfalls nicht geschehen. Dafür ist es wichtig das Geschehen bestmöglich von außen zu betrachten, objektiv auf Hinweise zu reagieren und denkbare Theorien aufzustellen, die schlussendlich natürlich bestenfalls einer genauen Prüfung standhalten.

Die Charaktere sind mal mehr mal weniger präsent, wodurch man das Gefühl erhält, sie wären der Autorin unterschiedlich wichtig. Das spiegelt sich schließlich auch in der Darstellung Michou Friesz’ wieder, die zwar bemüht ist sämtlichen Figuren Raum zur Entfaltung zu geben, aber leider hin und wieder scheitert, weil die Vorlage einfach nicht mehr hergibt. Ein ähnliches Problem zeigt sich inhaltlich, denn obwohl es sich bereits um eine gekürzte Lesung handelt, werden einige Passagen unheimlich ausladend dargestellt, obwohl sie im Grunde kaum bis gar nicht zur eigentlichen Handlung beitragen. Nichteinmal zum Verwirrung stiften sind sie geeignet, sie sind einfach nur langatmig. Da möchte man sich die Beschreibungen schon fast nicht mehr in geschriebener Form vorstellen. Glücklicherweise gibt es mitunter spannende Sequenzen, die hauptsächlich entstehen, wenn Perspektiv- und Ortswechsel zügiger vonstatten gehen. Hier wird der Hörer regelrecht eingespannt, was wiederum an dem gelungenen Zusammenspiel von Sprecherleistung und Text liegt.

Da es doch leider immer wieder zu Schwankungen kommt und die gesamte Erzählung von Höhen und Tiefen durchzogen ist, bleibt zum Schluss nur eine mittelmäßige Gesamtwertung übrig, denn es ist auf alle Fälle noch Luft nach oben.

Bewertung vom 30.06.2019
Seefimmel
Kördel, Christiane

Seefimmel


sehr gut

Als Ines Fox ganz und gar sonderbaren Besuch vor ihrer Tür stehen sieht, glaubt sie zu träumen – und schließt die Türe gleich wieder. Doch es handelt sich mitnichten um eine Sinnestäuschung, und so kommt es, dass Ines und Dr. Frieder sich schon bald gen Lago Maggiore aufmachen, auf der Suche nach zwei Mafiosi, die … – ja, was eigentlich? Zudem geraten sie urplötzlich mitten in einen weiteren Fall, der das ein oder andere Geheimnis bereit hält. Und dann ist da noch eine mysteriöse Nachricht, die Ines Fox aufhorchen lässt, denn sie scheint von einem Totgeglaubten zu stammen…

Mächtig was los bei Hobby-Ermittlerin Inex Fox und ihrem Dr. Frieder. Da stellt sich doch wahrhaftig die Frage wie sie es noch schafft ihren eigentlichen Beruf auszuüben und die Firma am Laufen zu halten. Vermutlich muss nur gekonnt geplant und organisiert werden, dann würde auch dies funktionieren. Aber mal ehrlich, wir sprechen von Ines Fox…

Mit ihrer chaotischen, aber durch und durch liebenswerten Art schafft sie es immer wieder Sympathien und Lacher auf ihre Seite zu ziehen. Besonders schön ist dieses Mal die Verbindung zum vorangegangenen Fall, von dem man allerdings nicht zwanghaft Kenntnis haben muss. Jeder Leser erhält ausreichend Informationen, um entweder noch einmal in Erinnerungen zu schwelgen oder aber gewisse Zusammenhänge erschließen zu können, ohne dass der Vorgänger in Gänze ausgebreitet wird, also auch noch im Nachhinein gelesen werden kann.

Die Nähe zu Dr. Frieder tut Ines sichtlich gut, verwirrt sie aber auch hin und wieder. Vielleicht ist sie noch nicht ganz angekommen in diesem Stadium der Beziehung, vielleicht bereitet ihr die Zukunft sorgen, vielleicht glaubt sie auch einfach etwas an sich und ihrer Einstellung ändern zu müssen. Was es auch ist, sie wirkt ab und an unsicher und in gewisser Weise blockiert, was ihre Sicht einschränkt und zu unnötigen Fehleinschätzungen führt, die allerdings für den Leser zumeist sehr amüsant zu verfolgen sind. Nichtsdestotrotz fühlt man mit ihr und hofft, dass Ines’ Gefühlszustand sich bald festigen und ein kleines bisschen Ruhe einkehren wird. Natürlich nicht zu viel, dann wäre sie nicht mehr die Person, die man so gut leiden kann, aber für ihr eigenes Wohlbefinden wäre es durchaus sinnvoll.

Inhaltlich geht es heiß her, und das auch noch an verschiedenen Schauplätzen, so dass sich teilweise gänzlich unterschiedliche Handlungsstränge ergeben. Humorvoll und gleichzeitig spannend werden Übergänge erschaffen, die sämtliche Geschehnisse lebendig werden lassen. So wird man von der Dynamik regelrecht mitgezogen, ein Ausstieg ist erst möglich, sobald die letzte Seite gelesen, der letzte Buchstabe nachgehallt ist. Aber selbst dann bleibt noch einiges an Raum für eigene Interpretationen, denn dass es weiter geht scheint offensichtlich, noch ist nicht alles in Gänze aufgeklärt.

Mit diversen Überraschungsmomenten sowie ihrem schon fast legendären Wortwitz und einigen Spannungselementen gelingt es Christiane Kördel erneut einen Stilmix vorzulegen, der den Leser abholt.

Bewertung vom 30.06.2019
Gespensterjäger Star Selection

Gespensterjäger Star Selection


weniger gut

Hugo ist klein, grün, schleimig und lebt eigentlich in einer Gespenstervilla. Da sich dort aber ein wahrlich arktisches Monster eingerichtet hat, musste er fliehen. Als Tom Hugo im Keller entdeckt, ist der Schreck entsprechend groß, doch mit der Zeit – vor allem als auch noch die eigenwillige Frau Kümmelsaft zu dem seltsamen Gespann hinzustößt – entwickelt sich eine besondere Verbindung. Gemeinsam nehmen sie den Kampf gegen das Urzeitliche Eisgespenst auf. Können sie diesen gewinnen?
Tatsächlich ist es gar nicht so leicht diesen Film zu bewerten. Es stellt sich die Frage: Wie will man vorgehen – nach Grundgedanke, nach schauspielerischer Leistung oder doch nach Effekten?

Nun, die Grundidee ist sicherlich nicht die schlechteste, schließlich stammt diese sowie die gleichnamige Buchvorlage aus Cornelia Funkes Feder. Was aber die Umsetzung betrifft, auch unabhängig von der Vorlage betrachtet, hapert es doch an diversen Stellen. Es mag weder so recht eine gruselige, noch eine humoristische Stimmung aufkommen. Vielmehr plätschert die Handlung fast schon nichtssagend vor sich hin.

Daran kann auch leider die eigentlich starke und hochkarätige Besetzung nicht viel ändern. Man spürt die Bemühungen, aber diese reichen eben nicht aus, um den Film auf ein hohes Niveau zu bringen. Es darf ebenfalls bezweifelt werden, dass sich jeder in seiner Rolle wohlfühlt. Extrem kritisch zu sehen ist vor allem die Tatsache, dass der Film wohl in englischer Sprache gedreht und später von denselben (deutschen) Schauspielern synchronisiert wurde. Das gelingt nur mäßig und sorgt immer wieder für Irritationen.

Inwiefern die FSK-Freigabe gerechtfertigt ist, sollte individuell entschieden werden, hier etwas zu pauschalisieren ist nicht möglich. Als Erwachsener hat man zwar durch in bestimmten Szenen gewisse Tendenzen, es ist aber definitiv auch abhängig vom Kind.

Die Wertung von 2 Sternen gibt es ausschließlich auf Grund der eigentlich gelungenen Idee mit viel Potential sowie für den Cast. Es ist natürlich möglich, dass durchaus positive Aspekte übersehen wurden, diese werden dann aber vermutlich schlicht und ergreifend von Negativem überlagert.

Bewertung vom 30.06.2019
Mörder mögen keine Matjes / Thies Detlefsen Bd.7 (5 Audio-CDs)
Koch, Krischan

Mörder mögen keine Matjes / Thies Detlefsen Bd.7 (5 Audio-CDs)


sehr gut

In Fredenbüll wird ein herrenloser Container angespült, der neben einem Haufen Elektroschrott zu allem Überfluss eine Leiche beinhaltet – und einen höchst lebendigen Affen. Ausgerechnet Polizeiobermeister Detlefsens Tochter und deren Freund machen diesen sonderbaren Fund, der noch für einige Furore sorgen wird. Thies Detlefsen ist schnell klar, dass dieser Fall eine Verbindung nach Hamburg hat und er vor Ort ermitteln muss. Zugleich macht sich auch der Rest des Stammtischs auf den Weg in die Hansestadt, schließlich liegt Kumpan Piet Paulsen dort nach seiner Knie-OP in der Klinik und benötigt dringend Gesellschaft.

Wer bereits einen oder mehrere Krimis aus Fredenbüll kennt, weiß, dass nicht nur Thies Detlefsen eher unkonventionell unterwegs ist, sondern ihm auch Mann und Maus beim Ermitteln mehr oder minder hilfreich zur Seite stehen. Interessant wird es, wenn, wie aktuell, das Setting an einen anderen Ort verlegt wird, da muss sich jeder erstmal kurz einfinden. Nichtsdestotrotz ist von Beginn an klar, dass man auf die gewohnte Portion trockenen Humors keineswegs verzichten muss.

Was zunächst als heilloses Durcheinander anmutet – Ortswechsel, Zuständigkeiten etc. – ergibt bei genauerer Betrachtung durchaus Sinn, vor allem, wenn man bereit ist auch mal einen zweiten Blick zu riskieren. Denn bei allem Klamauk, den der Autor sich bewusst leistet, gibt es dennoch einen roten Faden, den zu verfolgen sich lohnt. Spannungstechnisch ist dann nämlich auch einiges zu holen, soll bloß niemand meinen es läge eine erhöhte Vorhersehbarkeit vor. Sicherlich lassen sich manche Schritte erahnen, im Großen und Ganzen aber bietet die Handlung auch den ein oder anderen Überraschungsmoment.

Gelesen wird das ungekürzte Werk vom Autor selbst, der den Charakteren somit auf gleich zwei Arten Leben einhaucht. Das norddeutsche Flair bringt er mit der kurzweiligen Erzählung dabei gekonnt an den Hörer. Einzig der Übergang einzelner Kapitel ist mitunter etwas schwammig, schon fast fließend, so dass man sich plötzlich an einem ganz anderen Ort und in anderer Gesellschaft wiederfindet als noch kurz zuvor. Das sorgt mitunter für Stockungen, die sicherlich hätten vermieden werden können.

Alles in allem lebt auch dieser siebte Küstenkrimi aus Krischan Kochs Feder von ungewöhnlichen Protagonisten und skurrilen Abenteuern, bei denen kaum ein Auge trocken bleibt, so gefährlich die Situationen hin und wieder auch sind.

Bewertung vom 23.06.2019
Schönheit regiert / The Belles Bd.1 (1 MP3-CDs)
Clayton, Dhonielle

Schönheit regiert / The Belles Bd.1 (1 MP3-CDs)


gut

Im Königreich von Orléans haben nur einige Auserwählte besondere Gaben, um den Menschen Schönheit zu verleihen. Man nennt sie die „Belles“. Camelia arbeitet hart, in der Hoffnung an den Königshof berufen zu werden, um der Königin und ihrer Familie zu dienen. Doch schnell muss sie einsehen, dass nicht alles so rosig ist wie es gerne dargestellt wird und sich sogar wahrhaftige Abgründe auftun, die sie niemals für möglich gehalten hätte.

Es ist eine seltsame Welt, die Dhonielle Clayton hier sehr detailreich präsentiert, aber vor allem ist es eine, die wohl niemand freiwillig betreten möchte. Denn von Beginn an werden Untertöne deutlich, die auch ohne Kenntnis der Zusammenfassung auf nicht unbedingt harmlose Turbulenzen hindeuten. Somit darf man gespannt sein welchen Querelen sich Camelia und die anderen Belles schon bald ausgesetzt sehen. Denn auch wenn die Schönheit regiert, so trügt der schöne Schein doch massiv.

Ein Manko dieser Geschichte, welches ziemlich früh heraussticht, sind die unheimlich ausufernden Beschreibungen. Egal ob es sich um Charaktere, Zu- und Umstände oder das Setting handelt, alles wird zwar sehr bildhaft und somit nachvollziehbar, aber auch extrem langatmig dargestellt. Ein wenig mehr Fantasie darf Lesern und Hörern durchaus zugetraut werden, so dass es manches Mal auch Andeutungen getan hätten, die in die gewünschte Richtung weisen, aber dennoch Raum für freie Interpretation lassen. So allerdings wirkt alles ziemlich starr und festgelegt, zugleich wird das Geschehen in die Länge gezogen ohne dass die Handlung merklich voranschreitet.

Daran ändert leider auch der sehr lebhafte Stil Uta Dänekamps nichts. Sie ruft – wie nicht anders gewohnt – eine großartige Leistung ab, so dass man als Hörer nicht versucht ist die Geschichte vorzeitig abzubrechen. Hätte man das Buch selbst in der Hand wäre man womöglich nicht so entschlossen der Erzählung bis zum Schluss eine Chance zu geben. Wobei es im Grunde recht viele positive Punkte zu entdecken gibt, so man bis zum Ende offen bleibt für sämtliche Nuancen. Dennoch hätte eine Kürzung der Handlung absolut nicht geschadet, im Gegenteil, sie wäre dadurch dynamischer und mitreißender geworden.

An den Stellen, an denen der Hörer auch emotional mitgenommen wird, werden zumeist negative Gefühle überwiegen und versteckte Aggressionen freigesetzt. Dass sich ziemliche Abgründe auftun würden, zeichnet sich wie gesagt bereits früh ab, dass sich aber wahre Krater hinter manch einer Fassade verbergen, damit hätte man dann wohl doch nicht gerechnet.

Im Großen und Ganzen verlässt man die Auftaktgeschichte rund um die Belles mit gemischten Gefühlen, möchte aber trotz der Kritikpunkte erfahren wie es weitergeht, natürlich in der Hoffnung auf Ausschöpfung des stilistischen Potentials wie auf inhaltliche Gerechtigkeit.

Bewertung vom 02.06.2019
Unbarmherzig / Gina Angelucci Bd.2
Löhnig, Inge

Unbarmherzig / Gina Angelucci Bd.2


sehr gut

Auch wenn Gina sich nach der Elternzeit auf ihre Arbeit freut und sie Chiara bei Tino natürlich in guten Händen weiß, vermisst sie ihre Tochter tagsüber schon jetzt. Da kommt ein neuer Cold Case gerade recht, denn er dient nicht nur ihrer Ablenkung, sondern kann dazu beitragen, dass Familien endlich Gewissheit erhalten, wenn die sterblichen Überreste verschwundener Verwandter plötzlich auftauchen. Was sich bei den Recherchen und Ermittlungen allerdings ergeben würde, damit hätte wohl niemand gerechnet, doch Gina und ihr Team stechen wahrhaftig in ein Wespennest. Zugleich gibt es aber auch noch private Sorgen, die sich nicht so leicht verscheuchen lassen…

Gina ermittelt in „Unbarmherzig“ in ihrem nunmehr zweiten Fall als Hauptfigur. Manch einem Leser mag sie bereits aus „Gedenke mein“ oder diversen Dühnfort-Krimis bekannt sein, doch selbst für Neueinsteiger ergeben sich kaum Hürden, denn die wichtigsten personellen und familiären Zusammenhänge werden kurz erläutert. So kann man sich von Anfang an voll und ganz auf das eigentliche Geschehen konzentrieren ohne Sorge haben zu müssen zu wenig Informationen zu erhalten.

Der Leser erhält Rückblenden in das Jahr 1944, die sich die Protagonisten erst hart erarbeiten müssen. Das heißt allerdings nicht, dass man sogleich sämtliche Verbindungen erkennt oder gar den Fall sofort aufklären kann. Der einzige Vorteil ist der Blick auf die Komplexität der Geschichte, so dass Querverweise und Hinweise leichter erkannt werden können. Ob dies in allen Fällen tatsächlich gelingt oder man erst im Nachhinein das Offensichtliche sieht, wird jeder selbst feststellen müssen. So oder so ergibt sich durch die Perspektivwechsel eine spannende Handlung, die trotz ruhiger Erzählweise und zurückgenommenem Tempo inhaltlich zu bestechen weiß.

Während der Nachforschungen werden Geheimnisse offenbart, die nicht jeder gerne öffentlich sieht, so kommt es zu Meinungsverschiedenheiten und sogar Handgreiflichkeiten, die so manche Erkenntnis mit sich bringen, sei es zu Charakteren oder dem Geschehen an sich. Zudem darf aber auch die Nebenhandlung nicht außer Acht gelassen werden, denn Gina und Tino haben privat zwar ihr Glück gefunden, doch gibt es da jemanden, der es ihnen nehmen möchte. Es geht entsprechend hoch her, die Bedrohung ist ständig präsent, wenn auch zeitweise nur gedanklich. Doch man kann nie wissen was die Person plant oder wann sie zuschlägt, Aufmerksamkeit ist daher unumgänglich – auch für den Leser.

Nur weil Ginas Fälle weiter zurück liegen als diejenigen der Mordkommission heißt das noch lange nicht, dass sie keine interessante Geschichte zu erzählen haben. Im Gegenteil, häufig hat sich etwas über einen langen Zeitraum angestaut, dessen Ausmaß zu Beginn noch lange nicht sichtbar ist. Man darf gespannt sein wie es weiter geht, es gibt sicherlich noch einige Cold Cases, die entschlüsselt werden wollen.

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Bewertung vom 02.06.2019
Good Night Stories for Rebel Girls Bd.2 (3 Audio-CDs)
Favilli, Elena;Cavallo, Francesca

Good Night Stories for Rebel Girls Bd.2 (3 Audio-CDs)


sehr gut

Nach dem unglaublichen Erfolg des ersten Bandes legte der Carl Hanser Verlag Ende letzten Jahres weitere “Good Night Stories for Rebel Girls” auf und bot somit 100 weiteren außergewöhnlichen Geschichten Raum zur Entfaltung. Vertont bei DAV kann man sich von den Ereignissen auch beschallen lassen.

Den Inhalt an sich möchte ich eigentlich gar nicht groß bewerten, denn im Grunde ist es gar keine Frage, dass sämtliche Lebensgeschichten auf ihre Art und Weise großartig sind. Egal ob Forscherin, Sportlerin oder Sängerin, jede Frau hat etwas bewegt, oder tut es noch heute, allein dafür gebührt ihnen Respekt. Mit Sicherheit wird die ein oder andere zum Vorbild für (junge) Menschen, die nicht nur Informationen, sondern auch Kraft und Mut aus den Erzählungen schöpfen.

Über die Wahl des Formats kann man durchaus geteilter Meinung sein. Da es sich zwangsläufig um kurze biographische Abrisse beziehungsweise Zusammenfassungen der wichtigsten Lebensereignisse der Personen handelt, zeigt sich der Vorteil der Printversion. Denn hier gibt es auch visuell etwas zu entdecken, was die Hörbuchausführung natürlich nicht bieten kann. Auch kann man schneller kreuz und quer blättern, denn auf der CD von Track 1 nach 5, über 10 zurück nach 8 zu springen. Nichtsdestotrotz spürt man die Stärke und Entschlossenheit, die allen Darstellungen gemein sind.

Die Wahl der Sprecherinnen hätte passender nicht sein können, es scheint als würden sie sich mit den von ihnen interpretierten Persönlichkeiten regelrecht identifizieren. Somit werden genau die richtigen Stimmungen erzeugt, um sich hineinzuversetzen in Figuren, die mitunter großes geleistet haben und es noch immer tun. Unvergessen, unvergänglich. Und vielleicht gibt es ja noch einen dritten Band, ausreichend Geschichten sollten vorhanden sein.

Bewertung vom 02.06.2019
Fred am Tell Halaf
Tetzner, Birge

Fred am Tell Halaf


sehr gut

Fred soll und möchte seinen Vater erneut zu einer Ausgrabung begleiten, allerdings wird ihm bereits zu Beginn eingeschärft dieses Mal ernsthaft bei der Sache zu sein und die archäologische Tätigkeit entsprechend zu würdigen. Obwohl er sich fest vorgenommen hat niemanden zu enttäuschen, spielen ihm seine Sinne – kaum in Syrien angekommen – einen Streich. Oder ist es tatsächlich Max von Oppenheims Stimme, die Fred da hört?

Bei „Fred am Tell Halaf“ handelt es sich um das zweite Abenteuer für den titelgebenden Helden, welches aber vollkommen unabhängig nachvollziehbar ist. Zwar gibt es Hinweise auf den Vorgänger, vor allem im Bezug auf seltsame Vorkommnisse wie das Zeitreisen, inhaltlich aber gibt es keine Überschneidungen, denn jedes Hörspiel ist in sich abgeschlossen. Sicherlich entwickelt vor allem die Hauptfigur sich mit jedem Mal weiter, aber auch hier sind für Neueinsteiger keine Hürden erkennbar, zumal es eben in diesem Fall nur einen Vorgänger gibt.

Gemeinsam mit Fred betritt der Hörer ein Land, das heutzutage zerrüttet und zerstört ist. Zum damaligen Zeitpunkt war das Ausmaß dessen, was sich noch ereignen sollte, nicht abzusehen, insofern galt die Konzentration natürlich den Schätzen, die die Archäologen zu finden hofften. Mittendrin tritt plötzlich Baron von Oppenheim auf den Plan, um nicht nur Fred tiefer in die Materie eintauchen zu lassen. Passend zu seinem Ausspruch „Kopf hoch, Mut hoch und Humor hoch!“ ergeben sich neben informativen auch einige humoristische Sequenzen, die teilweise allerdings haarscharf an der Klippe rangieren, so dass die Gefahr groß ist ins Lächerliche abzurutschen.

Nichtsdestotrotz entwickelt sich wie von selbst ein Sog, aus dem man nur schwerlich entkommen kann – eigentlich möchte man dies auch gar nicht. Ob in der Gegenwart oder der Vergangenheit, es gibt einiges zu entdecken, nicht nur für Fred und seinen neuen Freund Sayid. Wie genau die Zeitreisen sich abspielen lässt sich nicht in Gänze ergründen, aber man fühlt sich tatsächlich hineinversetzt in unbekannte Sphären. Fast schon spielerisch werden dadurch Informationen aufgenommen, die man durch eine reine Aufzählung historischer Fakten wohl nicht so lange im Gedächtnis halten würde.

Zusätzlich bietet wie gehabt das umfangreiche Booklet eine kleine Stütze, um entweder im Vorfeld oder auch im Nachhinein auf eine kurze Tour zu gehen. Im Zusammenspiel passt dies wirklich gut und ist definitiv nicht nur für junge Hörer geeignet.