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Buchbesprechung
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Bad Kissingen
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Ich bin freier Journalist und Buchblogger auf vielen Websites. Neben meiner Facebook-Gruppe "Bad Kissinger Bücherkabinett" (seit 2013) und meinem Facebook-Blog "Buchbesprechung" (seit 2018) habe ich eine wöchentliche Rubrik "Lesetipps" in der regionalen Saale-Zeitung (Auflage 12.000).

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Insgesamt 368 Bewertungen
Bewertung vom 05.04.2020
Der brennende See
Düffel, John

Der brennende See


sehr gut

REZENSION – Alles Leben kommt aus dem Wasser. Vielleicht spielt deshalb das Wasser immer wieder eine gewichtige Rolle in den so lebensnahen Werken des preisgekrönten deutschen Schriftstellers John von Düffel (54). „Vom Wasser“ (1998), „Schwimmen“ (2000) und „Wassererzählungen“ (2014) zeigen dies in ihren Titeln. Aber auch in „Houwelandt“ (2004) zieht es den Patriarchen ans Meer als wichtigstes Lebenselixier, und sogar John von Düffels Vortragssammlung „Wovon ich schreibe“ (2009) zeigt ihn selbst als Schwimmer bis zum Hals im Wasser. Auch sein neuester Roman „Der brennende See“ zeigt im Zusammenhang mit dem Klimawandel wieder das Wasser als teils verbindendes, teils trennendes Element im Generationenkonflikt zwischen den Protagonisten.
Hannah, Tochter eines kürzlich verstorbenen Schriftstellers, kehrt in die Stadt ihrer Kindheit zurück und findet bei der Wohnungsauflösung am Totenbett das Foto einer ihr unbekannten jungen Frau. Es ist die Gymnasiastin Julia, Tochter der früheren Schulfreundin Vivien. Hannah muss feststellen, dass die junge Umweltaktivistin beim alternden Vater ihre Stelle als Ersatztochter eingenommen hatte und beide sich – der eine literarisch, die andere im Straßenkampf – sich dem Umweltschutz verschrieben hatten, vor allem dem Erhalt des in einer Kiesgrube entstandenen Natursees. Diesen See nicht wie von der Stadt geplant in eine Müllhalde zu verwandeln, ist auch Matthias und Viviens Bestreben. Doch der Einsatz des Ehepaares für den See ist nur vorgeschoben, geht es beiden doch in erster Linie um ihr am See-Ufer noch im Bau befindliches Seniorenheim. Am Rande einer Müllhalde wäre ihr Projekt zum Scheitern verurteilt und das bereits investierte Geld verloren.
„Der brennende See“ zeigt einerseits in der Person Hannahs das gleichgültige Desinteresse vieler Menschen an ihrer Umwelt, andererseits in den Bauherren Matthias und Vivien deren Egoismus und gewinnorientierte Ausbeutung der Natur. Die Gymnasiastin Julia steht in John von Düffels Roman für die nächste Generation, die unter den verheerenden Folgen des von früheren Generationen zu verantwortenden Klimawandels konkret zu leiden haben wird, wie es der Autor in seinen die Kapitel einführenden, sich zum Schluss dramatisch steigernden Wetterberichten zeigt. Es geht in diesem Roman letztlich um die verheerenden Hinterlassenschaften der einen und das Umwelterbe für die nächsten Generation, die nicht einfach, wie Hannah es mit der materiellen Hinterlassenschaft ihres Vaters macht, dieses Erbe verweigern und sich eine neue Welt suchen kann.
Klimawandel und Umweltschutz geben verständlicherweise jedem zeitgenössischen Roman in seiner Kernaussage eine vorbestimmte Einseitigkeit. Welcher Schriftsteller will sich schon nachsagen lassen, nicht frühzeitig in seinem Werk seine Leser vor den Langzeitgefahren des menschlichen Raubbaues an der Natur gewarnt zu haben. Dies nimmt dann allerdings auch dem Leser des Romans „Der brennende See“ eine gewisse Dramatik. Dessen ungeachtet bleibt John von Düffels aktuelles Buch ein lesenswerter Roman, gelingt es ihm doch, die einerseits verlorene Dramatik durch ein spannendes Beziehungsgeflecht seiner menschlich so verschiedenen, überaus interessanten Charaktere mehr als zu ersetzen. Hinzu kommt, dass der angenehme, warmherzige Sprachstil des Autors und die starke Empathie für seine charakterlich so unterschiedlichen Figuren die Lektüre seines neuesten Romans zu einem literarischen Genuss machen.

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Bewertung vom 31.03.2020
Der freie Hund / Ein Fall für Commissario Morello Bd.1
Schorlau, Wolfgang;Caiolo, Claudio

Der freie Hund / Ein Fall für Commissario Morello Bd.1


weniger gut

REZENSION – Locker geschrieben, auch unterhaltsam, doch insgesamt eher enttäuschend ist der Anfang März bei Kiepenheuer & Witsch erschienene Venedig-Krimi „Der freie Hund“ des deutschen Schriftstellers Wolfgang Schorlau (69) und seines italienischen Co-Autors Claudio Caiolo (54). Zwangsläufig ist man als Leser versucht, Vergleiche mit den Romanen von Donna Leon und dem von Schorlau im Buch mehrfach genannten Andrea Camilleri zu ziehen. Doch dieser Vergleich ist überflüssig, fehlt es doch dem „freien Hund“ an jeglichem literarischen Anspruch. Schorlaus aus Sizilien stammender und zur eigenen Sicherheit nach Venedig versetzter Commissario Antonio Morello, von den Medien nach erfolgreicher Mafia-Jagd als „freier Hund“ bezeichnet und auf der Todesliste der Mafia stehend, reicht bei weitem nicht an Leons venezianischen Commisario Brunetti oder Camilleris sizilianischen Commissario Montalbano heran.
Gleich an seinem ersten Arbeitstag in Venedig muss der Sizialianer Antonio Morello als neuer Leiter der venezianischen Kriminalabteilung für Gewaltverbrechen in einem Mordfall ermitteln: Der junge Anführer einer studentischen Gruppierung, die gegen die Vielzahl der riesigen Kreuzfahrtschiffe kämpft, natürlich ein Spross aus bestem Patriziergeschlecht, wird ermordet. Die Aufklärungsarbeit verschafft dem Morello einen tiefen Einblick hinter die ihm unbekannten Kulissen venezianischen Lebens und uns Lesern einen wenn auch pauschalierten Einblick in die Verstrickungen italienischer Politik mit der Mafia.
Trotz der Mitarbeit seines italienischen Co-Autors Claudio Caiolo, der als gebürtiger Sizilianer und über mehrere Jahre in Venedig ausgebildeter Schauspieler vielleicht Insider-Wissen hätte beisteuern können, gleicht Schorlaus Venedig-Krimi einem hausgemachten und sättigenden Eintopf, erreicht aber an keiner Stelle das Niveau literarischer Sterne-Küche. „Der Freie Hund“ ist eine bunte Mischung aus uns mehrheitlich aus den Medien bekannten Fakten über die aktuelle Situation der „schönsten Stadt der Welt“, deren Bestand in der Zukunft durch das zunehmende Anlanden riesiger Kreuzfahrtschiffe und die Überflutung von 30 Millionen Touristen pro Jahr nach Meinung nicht nur vieler Umweltschützer bedroht ist, und ebenso bekannter Klischees, gewürzt mit einigen Prisen Humor und Sex. Alles in allem ist „Der freie Hund“ ein Mix aus einer nur mäßig spannenden Handlung, einem Sammelsurium von Informationen über Italien, Venedig und Sizilien und Rezepten aus einem italienischen Kochbuch. Alles hat man irgendwo schon so oder ähnlich in anderen Venedig-Romanen und -Krimis gelesen – nur besser geschrieben.
Geht man allerdings als Leser ohne jeglichen literarischen Anspruch und ohne allzu große Erwartungen an diesen Krimi heran, eignet sich „Der freie Hund“ immerhin als leichte und lockere Unterhaltung zur mentalen Ablenkung in den gerade jetzt durch das Corona-Virus so getrübten Tagen.

Bewertung vom 29.03.2020
Nach Mattias
Zantingh, Peter

Nach Mattias


sehr gut

REZENSION – Mit seinem Roman „Nach Mattias“ hat der niederländische Schriftsteller Peter Zantingh (37) ein Buch veröffentlicht, das seine Leser anfangs vielleicht irritieren mag, aber nach Lektüre des Gesamtwerks wohl niemanden unberührt zurücklassen, sondern noch längere Zeit beschäftigen wird. Es ist ein Buch über die plötzliche Leere im Leben anderer, die der unerwartete Tod eines jungen Mannes hinterlässt. „Nach Mattias“ ist ein Buch über die Trauer, ohne traurig zu wirken, denn vor allem ist es ein Hoffnung stiftender Roman über das Weiterleben „nach Matthias“.
„Nach Mattias“ gleicht einer Sammlung von Kurzgeschichten, die erst in ihrer Gesamtheit ein Ganzes bilden - wie vielteiliges Puzzle, dessen Einzelstücke noch nichts erkennen lassen. Erst wenn ein passendes Stück zum anderen kommt, beginnt man nach und nach ein Bild zu erkennen. So lassen auch die einzelnen Episoden in Zantinghs Buch, erzählt von immer wieder einer neuen Person, anfangs noch kein schlüssiges Bild erkennen.
Acht Personen aus dem Umfeld des kürzlich verstorbenen Mattias – manche stehen ihm nah, andere haben ihn kaum gekannt – erzählen ihre ganz eigene Geschichte. Wir lernen seine Freundin Amber kennen, die ihn nach einem Streit allein ins Konzert gehen ließ, und begleiten Mattias' besten Freund Quentin beim Marathonlauf, mit dem er versucht, vor seiner Trauer wegzulaufen. Quentins spät erblindeter Laufpartner Chris hat auch liebe Menschen verloren: Seine visuelle Erinnerung an Ehefrau und Tochter schwinden. Issam, der Roadie einer Pop-Band, kannte Mattias nur durch gemeinsames Computerspiel und über Facebook. Und Strandhaus-Besitzer Nathan kannte ihn überhaupt nicht, wartete aber an einem Abend vergeblich auf Amber und Mattias als Urlaubsgäste. Aller Leben bekommt durch Mattias' Tod eine neue Richtung.
Jeder, der ihn kannte, charakterisiert Mattias aus persönlicher Sicht, je nachdem wie nah oder fern er ihm stand. Daraus ergibt sich für uns Leser das Bild eines jungen, begeisterungsfähigen und lebenshungrigen Mannes in den Dreißigern, voller Energie und allen Menschen gegenüber aufgeschlossen, der plötzlich aus dem Leben gerissen wurde. Verständlich, dass Mattias' Mutter Kristianne ihren Sohn anders beschreiben würde als seine Freunde – ebenso wie die Einwanderin Tirra ihren Sohn ganz anders sieht als andere. Gerade dieses Gespräch zwischen den zwei Müttern, die jede ihren Sohn verloren hat, ist das emotional ergreifendste Kapitel des Buches, zugleich der noch fehlende Puzzle-Stein, mit dessen Hilfe sich uns Lesern endlich die Vorgeschichte um Mattias' Tod erschließt.
Peter Zantingh schafft es in seinem tief beeindruckenden und nachhaltig wirkenden Roman, mit kurzen Sätzen und ebenso kurzen Geschichten ein breites Spektrum von Gefühlen zu schildern, die unterschiedlichsten Charaktere lebendig und plastisch werden zu lassen. Zusätzlich fasziniert das Werk durch seinen für einen Roman ungewöhnlichen dramaturgischen Aufbau als literarisches Puzzle, dessen letzter Stein erst unser Bild vervollständigt. Uns wird gezeigt, wie charakterlich unterschiedlichste, sogar sich fremde Menschen durch Trauer miteinander vereint sein können. „Meine Trauer war nicht mein Eigen“, erkennt später auch Mattias' Freundin Amber. Peter Zantinghs erstes auf Deutsch veröffentlichtes Buch „Nach Mattias“ ist ein leiser Roman voller Gefühl, den man nach Abschluss seiner Lektüre nicht so schnell vergessen wird.

Bewertung vom 26.03.2020
Der Empfänger
Lenze, Ulla

Der Empfänger


sehr gut

REZENSION – Eine ungewöhnliche und faszinierende Mischung aus Familiengeschichte und historischem Spionageroman ist Ulla Lenzes (46) fünftes Buch „Der Empfänger“, das kürzlich im Klett-Cotta-Verlag erschien. Aus überlieferten Briefen und dem Lebenslauf ihres Großonkels entwickelte sie die wechselvolle Lebensgeschichte eines jungen Auswanderers, der aus purer Gleichgültigkeit und politischem Desinteresse in New York eher versehentlich zum Mitläufer der Nazis und unmerklich zu einem Rädchen im Getriebe deutscher Spionage wird. Es ist die Geschichte eines „kleinen Mannes“, der 1939 durch eine unüberlegte Entscheidung unerwartet, unbedarft und wehrlos zwischen die Fronten der kriegführenden Parteien gerät.
Bereits Anfang der Zwanziger Jahre war Josef Klein als junger Mann aus dem Rheinland in die USA ausgewandert. Doch richtig „angekommen“ ist er auch 1939 noch nicht. Er blieb alle Jahre ein heimatloser Niemand, von den Amerikanern nicht angenommen, den deutschen Emigranten fern geblieben, die vor Kriegsbeginn in antisemitischen und rassistischen Gruppierungen aktiv sind. Josef Klein lebt davon unberührt sein Leben im multikulturellen Harlem, liebt den Jazz und pflegt sein Hobby als Amateurfunker. Doch ausgerechnet seine technische Fähigkeiten als Funker fallen einer solchen Nazi-Gruppe auf, die ihn ohne sein Wissen für ihre Spionagetätigkeit ausnutzt. Viel zu spät erkennt Josef das Verhängnis seiner unbedachten Mitwirkung, meldet dies dem FBI, das ihn als Doppelagent verpflichtet. Nach Kriegseintritt der USA wird Josef auf Ellis Island interniert, erst 1949 nach Deutschland abgeschoben, wo er in Neuss im Haus seines Bruders aufgenommen wird. Doch auch hier bleibt der Entwurzelte heimatlos und setzt sich mit Hilfe früherer Nazi-Kontakte aus New York zunächst nach Argentinien, dann nach Costa Rica ab. Erst dort entwickelt der inzwischen über 50-Jährige nach längerem Aufenthalt heimatliche Gefühle. Doch auch hier lässt ihn seine Vergangenheit nicht ruhen: Sein Bruder schickt ihm eine Stern-Reportage über den Einsatz des deutschen Geheimdienstes in Amerika.
„Der Empfänger“ ist die Geschichte eines unfreiwilligen Agenten und Mitläufers ohne Überzeugung oder Schuldbewusstsein. Auch in Lenzes Roman, der kapitelweise zwischen New York (1939/1940), Deutschland (1949/1950) und schließlich Lateinamerika (1953) wechselt, geht es wie in den meisten Büchern über die Zeit des Nazi-Regimes und der Nachkriegsjahre um Schuld und Moral, um Verantwortung und Verantwortungslosigkeit. Aus Josefs Sicht waren es die anderen, die ihn missbraucht und nicht sein Leben haben leben lassen. „Einfach ein Mensch sein, dachte er. ... Einfach sein. Irgendwann kam die Einsicht, dass einfaches Sein das Schwierigste war. Alle wollten irgendetwas aus einem machen - und sei es, einen Deutschen, der nichts dafür konnte, Deutscher zu sein.“ Die Grenzen zwischen Schuld und Unschuld sind fließend: Je nach Betrachtungsweise war er Täter, aber auch Verräter. Im Grunde blieb er ein Niemand, ein „Empfänger“ von Weisungen anderer, die er gefällig und bedenkenlos ausführte, um im Alltag seine Ruhe zu haben. Ulla Lenzes Roman hat keinen Helden. Vielleicht ist gerade dies das Einzigartige und Beeindruckende, vielleicht sogar Erschreckende an ihrem Buch: Josef Klein könnte jeder sein, jeder von uns.

Bewertung vom 22.03.2020
Qube
Hillenbrand, Tom

Qube


sehr gut

REZENSION – Mit seinem zweiten dystopischen Zukunftsroman „Qube“ sprengt der deutsche Schriftsteller Tom Hillenbrand (48) nicht nur die literarischen Dimensionen seiner früheren Werke, kannten viele Leser ihn doch vielleicht nur durch seine kulinarischen Krimis um den Luxemburger Koch und Privatermittler Xavier Kieffer, sondern zugleich die räumlichen und zeitlichen Grenzen menschlicher Existenz, die in seinem ersten SciFi-Roman „Hologrammatica“ (2018) noch gewahrt schienen.
Der Kampf gegen die Klimakrise ist trotz Einsatzes von künstlicher Intelligenz längst verloren, die vergleichsweise kühlen Regionen Grönlands, Kanadas und Sibiriens sind inzwischen bevorzugte Urlaubsgebiete der auf zwei Milliarden dezimierten Erdbevölkerung. Menschen lassen ihr Gehirn digitalisieren, in künstlichen Körpern (Gefäßen) hochladen und streben nach ewigem Leben. Rohstoffe werden seit Jahren schon auf fernen Planeten und Asteroiden abgebaut. Doch hat der Mensch die schon einmal (2048) verlorene Kontrolle über die Künstliche Intelligenz KI tatsächlich beim zweiten Turing-Zwischenfall 2088 zurückgewonnen?
Hillenbrands zweiter Roman „Qube“ aus der SciFi-Reihe setzt drei Jahre nach Handlungsende von „Hologrammatica“ ein. Der Investigativjournalist Calvary Doyle, der in dieser Frage recherchiert, wird 2091 in London auf offener Straße niedergeschossen. Er besaß anscheinend beunruhigende Informationen über bisher unbekannte Folgen des zweiten Turing-Zwischenfalls. Die auf KI-Gefahrenabwehr spezialisierte UNO-Agentin Fran Bittner, der wir im weiteren Handlungsablauf in galaktische Fernen bis auf die andere Seite unseres Sonnensystems folgen, wird mit der Ermittlung beauftragt.
Wie schon in „Hologrammatica“ entführt uns Hillenbrand wieder in seine dystopische und doch mit dem Jahr 2091 gar nicht so weit entfernte Zukunft, in der unser aktuelles Thema der Klimaerwärmung längst abgehakt ist, Nationen aufgelöst und die UNO als globale und sogar interstellare Sicherheitsbehörde arbeitet. Die Menschen leben mit ihren digitalisierten Hirmen in wechselnden künstlichen Körpern und holographischen Welten. Ein weltweites Holonet lässt uns kaum noch erkennen, was echt und was nur eine Scheinwelt ist.
Auf unvorbereitete Leser ohne technisches Interesse mag Hillenbrands komplexe, in ihren Details so ausgezeichnet erdachte und logisch abgestimmte Zukunftswelt mit ihrer Vielzahl an Fachausdrücken vielleicht zu Beginn der Lektüre wie eine Tsunami-Welle einstürzen. Doch auch wer „Hologrammatica“ nicht kennt und das in „Qube“ im Anhang befindliche Glossar mit Erläuterung der technischen Begriffe zuvor nicht gelesen hat – kaum jemand wird beim Lesen hin- und zurückblättern wollen -, wird sich allmählich in diesen Folgeband, seine erstaunliche Zukunftswelt und die einzelnen Charaktere einfinden und von der sich mit zunehmender Spannung entwickelnden Handlung gepackt werden.
„Qube“ ist - wie schon zuvor „Hologrammatica“ - kein locker unterhaltender SciFi-Roman, sondern eine auf wissenschaftlichen Fakten basierende, dennoch fiktionale Zukunftsvision um die schon heute zu spürende Angst mancher Menschen vor möglicher Übernahme durch Künstliche Intelligenzen. Dabei mag man stellenweise weniger die scheinbar allmächtige KI als bedrohlich empfinden, sondern vielmehr erschreckt die Vorstellung, dies alles könne noch vor der Jahrhundertwende die Lebenswelt unserer Urenkel sein. „Qube“ ist ein vor allem im zweiten Teil überaus spannender, phantasievoller Zukunftsroman, der plausibel erscheinende Antworten auf Zukunftsfragen gibt, aber auch neue Fragen aufwirft, die Stoff für weitere Hologrammatica-Romane von Tom Hillenbrand bieten.

Bewertung vom 15.03.2020
Der Schnee war schmutzig / Kommissar Maigret Bd.63
Simenon, Georges

Der Schnee war schmutzig / Kommissar Maigret Bd.63


ausgezeichnet

REZENSION – Wer nur einige seiner 75 kommerziell erfolgreichen Krimis um Kommissar Maigret gelesen hat, kennt nur die eine, die unterhaltsame Seite des belgischen Schriftsteller Georges Simenon (1903-1989). Wer das literarische Können des, gemessen an seinem Gesamtwerk, erfolgreichsten Autors des 20. Jahrhunderts wirklich erfahren will, sollte auch einige seiner anderen etwa 120 Romane und 150 Erzählungen lesen. Dies wird einem erst richtig bewusst bei der Lektüre seines bereits 1948 im amerikanischen Exil veröffentlichten Romans „Der Schnee war schmutzig“, der kürzlich, von Kristian Wachinger neu übersetzt, mit einem Nachwort von Daniel Kehlmann neu herausgegeben wurde. Dieser so düstere, lange nachwirkende Roman hat in seiner zeitlosen Betrachtung des menschlichen Wesens und der leichten Zerbrechlichkeit unserer Gesellschaft auch 70 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung nichts an Kraft verloren.
Simenon, der seit 1930 in Paris gelebt hatte und erst 1945 in die USA emigriert war, schildert in seinem Roman die bedrückende Situation in einem zwar namenlosen, von fremden Truppen besetzten Land, das aber unschwer an die deutsche Besatzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg erinnert. Die soziale Ordnung, die Würde des Menschen und das Mitgefühl mit den Nächsten scheinen ausgesetzt, im Einzelfall sogar verloren zu sein. In dieser Situation lernen wir den 18-jährigen Frank Friedmaier kennen, der vaterlos im Bordell seiner Mutter aufgewachsen ist. Der haltlose junge Mann würde dieses Milieu gern verlassen, sehnt sich im Innersten nach einer heilen Welt, landet aber immer tiefer in der kriminellen Szene, bis er schließlich sogar – eher grundlos und aus Langeweile – zum Mörder wird und als Todeskandidat in Isolationshaft sitzt. Erst dort spürt er beim Besuch der ihn liebenden Nachbarstochter Sissy Holst die Bedeutung von Zuneigung und Liebe.
Erst Sissys selbstlose, bedingungslose Liebe, obwohl Frank sie Wochen zuvor mitleidslos gleich einer Prostituierten an einen Freund verschachert hatte, ermöglicht es Frank Friedmaier endlich, ein moralisches Bewusstsein aus sich selbst heraus zu entwickeln. In Sissy als Braut und deren Vater als Ersatz des immer vermissten eigenen Vaters findet er die vermissten Zeichen familiärer Zusammengehörigkeit, Zeichen einer heilen Welt. „Er wird nur das gehabt haben. Das ist alles für ihn. Davor war nichts, und danach wird nichts mehr sein. Es ist seine Hochzeit! Es sind seine Flitterwochen, sein Leben, das er auf einen Schlag leben muss.“ Frank erkennt, dass auf diesen Moment nur noch sein Tod folgen kann. So schließt Simenons Roman folgerichtig mit Franks Hinrichtung durch ein Erschießungskommando.
Simenon zeigt in diesem Roman, wie in Besatzungszeiten durch fremde Mächte normale Gesellschaftsregeln außer Kraft gesetzt und die Menschen ihrer moralischen Prinzipien beraubt werden. „Der Schnee war schmutzig“ ist trotz zweier Morde und anderer Verbrechen kein Kriminalroman. Ähnlich, wie Simenon seinen Protagonisten nicht als Verbrecher zeigt, sondern „nur“ als ein für seine Mitmenschen uninteressantes Glied der Gesellschaft, geschehen auch seine Taten eher beiläufig, gedankenlos, und werden von den anderen gefühllos, fast als unvermeidbar hingenommen. Erst in der Isolationshaft – dies ist der psychologisch und in seiner Intensität beeindruckendste Teil dieses lesenswerten Romans – entwickelt sich Friedmaier durch Schaffung eines moralischen Selbstbewusstseins allmählich zum „Menschen“. Doch für ihn ist es jetzt zu spät.

Bewertung vom 05.03.2020
Heaven, My Home
Locke, Attica

Heaven, My Home


ausgezeichnet

REZENSION - Wer „Bluebird, Bluebird“ (2019), den mit zwei renommierten US-Literaturpreisen ausgezeichneten Roman der Afroamerikanerin Attica Locke (46) schon kennt, dürfte es beim Folgeband „Heaven, My Home“ leichter haben. Erstleser werden sich dagegen anfangs schwer tun, sich in die Verwicklungen und Finessen der Ermittlungsarbeit des schwarzen Texas Rangers Darren Mathews einzufinden, zumal der aktuelle Fall durch Verbindungen zu einem zurückliegenden Mord überlagert wird.
Auch in „Heaven, My Home“ geht es um die rassistische Scheinheiligkeit des Miteinanders oder eigentlich Nebeneinanders von Schwarz und Weiß im Osten Texas, eben jenes Staates, dessen Probleme der schwarzen Bevölkerung die afroamerikanische Autorin als dort Geborene wenn nicht selbst erfahren, dann doch hat beobachten müssen. Der Roman spielt im Zeitvakuum zwischen Donald Trumps Wahl zum Präsidenten und seiner offiziellen Amtseinführung. Rassisten wie die neonazistische Arische Bruderschaft Texas (ATB), in der Vergangenheit von Ordnungskräften mühsam zurückgedrängt, fühlen ihre Zeit gekommen. Alte, erloschen geglaubte Rassenvorurteile werden durch das sich verändernde politische Klimas wieder neu entfacht.
In dieser spannungsgeladenen Zeit verschwindet im Marion County der neunjährige Levi King, Sohn einer Weißen, die mit einem Rassisten in einem Trailer-Park auf dem Privatgrundstück des alten Schwarzen Leroy Page lebt. Leroy, der nach eigener Aussage den Neunjährigen zuletzt sah und mit ihm früher schon Streit hatte, wird vom FBI des Mordes verdächtigt. Der weiße FBI-Mann Greg, ein Studienfreund des schwarzen Rangers, will nachweisen, dass nicht nur Weiße Hassverbrechen an Schwarzen begehen, sondern umgekehrt auch Schwarze an Weißen. Ranger Mathews wird von seinem Vorgesetzten an den Tatort geschickt, um letzte Beweise gegen die mit Drogen handelnde und mordende Arische Bruderschaft zu sammeln, noch bevor Trump ins Amt eingeführt wird.
Attica Locke versteht es meisterhaft, uns im weiteren Verlauf der Handlung das Denken und Fühlen vor allem schwarzer Südstaatler und die Vielschichtigkeit der gesellschaftlichen Problematik im gemischtrassigen Zusammenleben zu verdeutlichen. Vor allem in den parallel laufenden Ermittlungen der beiden Freunde Greg und Darren werden die Schwierigkeiten, Komplikationen und Vorurteile deutlich: Während es für FBI-Mann Greg wegen aufgefundener Indizien erwiesen ist, dass der alte Schwarze den Neunjährigen ermordet haben muss, hält Ranger Darren dies für unwahrscheinlich, da nicht sein kann, was nicht sein darf. Darren wagt es nicht, wie Freund Greg ihm vorwirft, „sich zu seinen eigenen blinden Flecken zu bekennen, wenn es um Schwarze ging, zu dem Gefühl von Rücksichtnahme, das ihn durchdrang, und zu dem Instinkt, schützen und dienen zu wollen, der in ihm vor allem bei älteren Schwarzen erwachte, Männern und Frauen, deren Kämpfe und Stärke Darrens Leben erst möglich gemacht hatten.“
Attica Locke macht es uns deutschen Lesern, die wir mit dem in den USA seit der Sklaverei tief verwurzelten Rassenproblem nicht vertraut sind, mit ihrem vielschichtigen, sensiblen Roman nicht leicht, das Gelesene unmittelbar zu verstehen. „Heaven, My Home“ ist kein unterhaltsamer Krimi für gemütliche Stunden zum Feierabend, sondern ein intellektuell anspruchsvoller Roman, der zum Nachdenken anregt - und über den man auch nachdenken sollte. Denn Rassismus ist leider nicht mehr nur in den USA ein aktuelles Thema.

Bewertung vom 23.02.2020
Vom Wind verweht
Mitchell, Margaret

Vom Wind verweht


weniger gut

Ich hab's versucht, ehrlich!, aber nicht geschafft! Ich habe aufgegeben!! Es liegt gewiss nicht am Roman! Gerade diese Neuübersetzung macht es einem doch wirklich leicht, diesen Klassiker von 1936 auch heute noch zu lesen. Interessant für mich waren zum Beispiel die Schilderung der historischen Gegebenheiten, des Lebens in den Südstaaten der USA im 19. Jahrhundert Aufgegeben habe ich wegen der nicht mehr zeitgemäßen, ausufernden Beschreibungen bis in die letzte Kleinigkeit. Auch der Buchumfang der 1.325 Seiten (inkl. Nachwort und Amerkungen) schreckten mich ab. Man muss sich diesem Roman lange Zeit widmen - zu lange. Wer hat denn heute noch diese Zeit und Ruhe und Geduld, einen so dicken Roman fortlaufend ohne Unterbrechung lesen zu können? In einem Satz also: Es lag nicht am Roman, es lag an mir und meiner Lesegewohnheit. Ich muss ein Buch in einer Woche gelesen haben, dann muss das nächste, zur Abwechslung möglichst sogar ein anderes Genre drankommen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2020
Darktown Bd.1
Mullen, Thomas

Darktown Bd.1


sehr gut

REZENSION – Am Beispiel der ersten afroamerikanischen Polizeitruppe in Atlanta, die 1948 gegen den Widerstand der weißen Einwohner eingesetzt wurde, beschreibt Schriftsteller Thomas Mullen (46) in seinem beeindruckenden und auf erschreckende Weise aktuellen Krimi „Darktown“ (2018; Dumont-Verlag) die Problematik im Nebeneinander von Schwarz und Weiß. Seitdem sind 70 Jahre vergangen, doch gerade in unserer Zeit treibt der Rassismus wieder neue Blüte – nicht nur in den USA, auch in Europa.
Drei Jahre nach Ende des Weltkriegs buhlt der weiße Bürgermeister von Georgias Hauptstadt Atlanta um die Wählerstimmen der erstmals zur Wahl zugelassenen Afroamerikaner. Als Signal seines guten Willens gibt er dem Police Department Anweisung, eine erste Einheit aus schwarzen Polizisten aufzustellen: Acht Männer sollen im Schwarzenviertel „Darktown“ zu Fuß und nur mit Gummiknüppel bewaffnet für Recht und Ordnung sorgen. Sie dürfen keine Weißen kontrollieren und schon gar nicht verhaften, das Polizeihauptquartier dürfen sie wenn überhaupt nur durch den Nebeneingang betreten, ihre eigene Zentrale liegt im Keller des YMCA in „Darktown“. Die weißen Polizisten sind ihnen gegenüber feindselig, selbst die schwarze Bevölkerung ist misstrauisch. Als die Ermordung einer jungen Schwarzen von den weißen Polizisten nicht weiter verfolgt wird, nehmen sich Lucius Boggs und Tommy Smith, zwei Cops der neuen Einheit, unerlaubt dieses Falles an – bald mit Unterstützung des weißen Polizisten Denny Rakestraw. Alle drei riskieren damit nicht nur ihre Jobs, sondern auch ihr Leben.
Zweifellos gibt es Romane, die sich ernsthafter und differenzierter mit der Rassenproblematik der Vereinigten Staaten sowohl zu damaliger wie auch heutiger Zeit auseinandersetzen. Mullen macht es sich zweifellos zu einfach, die durchweg „guten“ Afroamerikaner den überwiegend „schlechten“ und korrupten weißen Cops gegenüber zu stellen. Dennoch gelingt es gerade Mullens Krimi „Darktown“, seine europäischen Leser mit dieser komplexen Problematik leicht verständlich vertraut zu machen. Sein historischer Roman passt punktgenau in unsere Zeit, in der auch in Deutschland ein wachsender Rassismus zu spüren ist: Zwar beschreibt Mullen die damalige Situation in den amerikanischen Südstaaten, aber er macht uns damit zugleich auf die bis heute ungelöste Rassenproblematik und den grassierenden, heute oft unterschwelligen Rassismus im Allgemeinen aufmerksam.
So gesehen, ist Thomas Mullens für höchste US-Literaturpreise nominierter Roman „Darktown“ weit mehr als ein Krimi, sondern vielmehr eine faszinierende und sehr einfühlsam geschriebene Gesellschaftsstudie. Vor allem durch seine schlichte Erzählweise des schwierigen Alltags dieser acht schwarzen, von allen Seiten angefeindeten oder zumindest misstrauisch beäugten Polizisten wirkt dieser Roman umso eindringlicher.
Ein Kompliment gebührt auch Übersetzer Bernie Mayer (45), dass er es bei den heute als diskriminierend empfundenen, zur damaligen Zeit aber nicht nur in den Südstaaten selbstverständlichen Begriffen „Negroes“ und „Nigger“ belassen hat. Gerade dies trägt zur beklemmenden Authentizität des Romans „Darktown“ zusätzlich bei. Im November 2019 ist bereits der zweite Band „Weißes Feuer“ erschienen.

Bewertung vom 08.02.2020
Wolves - Die Jagd beginnt / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.3
Cole, Daniel

Wolves - Die Jagd beginnt / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.3


sehr gut

REZENSION – Der im Januar bei Ullstein erschienene Roman „Wolves – Die Jag beginnt“ ist ein lesenswerter Thriller. Und doch: Wer erst jetzt mit diesem bereits dritten Band in die New-Scotland-Yard-Thrillerreihe des britischen Schriftstellers Daniel Cole (37) einsteigt, wird Mühe haben, das mehr oder minder enge Verhältnis der vielen Protagonisten zu durchschauen und ihr Handeln zu verstehen. Denn zu oft setzt Cole genaue Vorkenntnisse aus seinen vorangegangenen Romanen „Ragdoll – Dein letzter Tag (2017) und „Hangman – Das Spiel des Mörders“ (2018) voraus. Andererseits zwingt gerade diese Tatsache alle Neueinsteiger zu höherer Aufmerksamkeit und sorgt zugleich für zusätzliche Spannung und Erwartung, anfangs noch offener Fragen und der Lösung dieses Mordfalles endlich näher zu kommen.
So ist beim ersten Erscheinen des früheren Detectives William Oliver Layton-Fawkes, nach seinen Initialen „Wolf“ genannt, völlig unverständlich, warum er viele Monate untergetaucht war und noch immer von der Polizei gesucht wird. Trotz der ihm drohenden Festnahme sieht er sich nur deshalb zum Auftauchen gezwungen, da sein väterlicher Freund, der pensionierte Polizist Finlay Shaw, Selbstmord begangen haben soll. Darauf deuten zumindest die Indizien, weshalb der Fall bereits abgeschlossen ist. Doch William Fawkes ist überzeugt, Shaw hätte niemals seine krebskranke Ehefrau Maggie nach Jahrzehnten glücklicher Ehe allein zurückgelassen. Außerdem sind Gründe für einen Selbstmord nicht erkennbar, nicht einmal ein Abschiedsbrief wurde gefunden. Gemeinsam mit seiner früheren Kollegin Emily Baxter nimmt sich William „Wolf“ Fawkes des Falles an und entdeckt schließlich, Finlays Tod könne mit jenem spektakulären Drogenfund vor fast 40 Jahren in Verbindung stehen, durch den der damals noch junge Polizeianfänger zum Helden wurde.
Kenner dieser Thrillerreihe treffen in „Wolves“ auf alte Bekannte aus den zwei ersten Bänden, deren Vielzahl es Neueinsteigern aber schwer macht, sie alle spontan auseinander zu halten. Es gehört schon Konzentration dazu, um das Miteinander oder Gegeneinander der Personen deuten zu können. Erst durch kapitelweise eingeschobene Rückblenden wird das Handeln der verschiedenen Charaktere allmählich verständlich und auch das Motiv für den „perfekten Mord“ erkennbar.
Trotz aller inhaltlichen und personellen Verbindungen zu den Vorgängerbänden schildert „Wolves – Die Jagd beginnt“ eine in sich abgeschlossene, plausibel aufgebaute Handlung, der es dank einer unterhaltsamen Mischung aus Spannung und Action, aus viel Humor, aber ebenso viel Ernsthaftem bis hin zu menschlicher Tragik an nichts fehlt. Immer wieder schafft es Daniel Cole, uns durch unerwartete Wendungen auf neue Fährten zu locken. Vor allem im Finale des Buches gelingt ihm dies auf besondere Weise: Während andere Krimis oder Thriller üblicherweise mit dem Auffinden des Täters schließen, setzt Cole noch eins drauf und lässt seinen Roman erst mit einem überraschenden, für William „Wolf“ Fawkes aber notwendigen Coup des gesamten Ermittler-Teams enden.
Dieser trotz anfangs genannter Kritikpunkte letztlich doch sehr spannende Thriller lebt durch seine klare Sprache, kurze Sätze und viele Dialoge, worin sich Cole als professioneller Drehbuchautor auskennt. Gespickt mit viel schwarzem Humor und voller Sarkasmus hat der 37-jährige Bestseller-Autor zweifellos seinen ganz eigenen Schreibstil gefunden, der seine lesenswerte Thrillerreihe, die nicht ohne Grund bereits in 34 Ländern erscheinen, wirklich zu etwas Besonderem macht.