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LichtundSchatten

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Insgesamt 241 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2022
Achtsam morden im Hier und Jetzt / Achtsam morden Bd.4
Dusse, Karsten

Achtsam morden im Hier und Jetzt / Achtsam morden Bd.4


ausgezeichnet

Erheitere Dich mit Dir selber als ständiger Witz.

Wer sich mit Lebenshilfe, Religionen oder Therapien beschäftigt, landet irgendwann bei Osho. Beim Lesen von aktuellen Ratgebern habe ich das Gefühl, dass nahezu alle bei Osho abgeschrieben haben, er hat vor langer Zeit schon verdichtet und ausgedrückt, was heute immer noch gilt. Aufmerksam im hier und jetzt zu leben, am besten die Erheiterung erhalten, die man sich als eigener Witz völlig egoistisch selbst gönnt, darum geht es.

Osho hieß früher Bhagwan und lebte in Poona, umgeben von Fans und Zuhörern, die seine Art zu leben genossen und ihm später willig nach USA folgten. Dass sich die Gruppe dort auflöste und Schlagzeilen machte, wird in die Handlung des Buches eingeflochten.

Am besten gefällt mir, dass so die Geschichte von Osho und seinen Jüngern erzählt wird und die Hilfestellungen ins Jetzt transportiert werden. Ich war damals kurz davor, nach Poona zu gehen und zu meinem großen Bedauern habe ich es nicht getan. Trotzdem habe ich alles verfolgt, nahezu alle Bücher von Osho gelesen und seine Videos gesehen, Karsten Dusse gelingt eine sensationell gute Annäherung an die Philosophie dieses weisen Menschen, der wie viele anderen auch an der eigenen Machtfülle und den Spielen dahinter erstickte.

Die eigentliche Krimi-Komödie in den Büchern von Dusse ist unwichtig bzw. sie folgt einem tot-sicheren Konzept, man muss es in Kauf nehmen, um der Informationen willen die der Autor damit transportiert. Hier also Hintergründe zur Osho bzw. Bhagwan-Bewegung. Die, die hier sterben, haben es wohl mehr als verdient.

Im Hörbuch hat Karsten Dusse sehr gut gesprochen, eine sympathisch Stimme, wenn auch eine Spur zu viel Kindergärtner. Oft hatte ich den Eindruck, ich sei die Tochter des Autors, zu der er sich in höchster, liebevoller, erklärender Weise wendet.

Über die 3. monotheistische Religion sagte Osho: „Mohammed war ein absoluter Analphabet, und der Koran, in dem seine Aussagen gesammelt sind, ist zu neunundneunzig Prozent Müll. Sie können das Buch einfach überall aufschlagen und lesen, und Sie werden von dem, was ich sage, überzeugt sein. Ich sage nicht auf einer bestimmten Seite – irgendwo. Öffnen Sie einfach versehentlich das Buch, lesen Sie die Seite und Sie werden von dem, was ich sage, überzeugt sein.

Muslime haben mich gefragt: „Warum sprichst du nicht über den Koran? Sie haben über die Bibel gesprochen, über die Gita, dies und das.“ Ich könnte ihnen nicht sagen, dass das alles Unsinn ist; Ich habe einfach weiter verschoben. Noch bevor ich ins Schweigen ging, schickte mir ein muslimischer Gelehrter die neueste englische Version des Koran und bat mich, darüber zu sprechen. Aber jetzt muss ich sagen, das ist alles Quatsch, deswegen habe ich mich nicht dazu geäußert – wozu unnötig Zeit verschwenden?“

Beste Aussage neben dem Witz wie eingangs erwähnt: "Als Sannyasin habe ich gelernt, Lösungen in mir zu suchen, statt Probleme um mich herum zu erfinden."

Bewertung vom 30.10.2022
Weltuntergang fällt aus! (SPIEGEL-Bestseller)
Hegenberg, Jan

Weltuntergang fällt aus! (SPIEGEL-Bestseller)


schlecht

Wunderprächtiges Werk, damit die Welt wieder in Ordnung kommt.

Überzeugen Sie sich selbst von der Argumentationskraft des Graslutschers, wie sich Herr Hagenberg, studierter BWLer, selbst nennt:

„Kann Deutschland allein überhaupt genug erneuerbare Energie erzeugen?Ja. Die Technik ist so effizient geworden, dass wir jährlich 1500 Terawattstunden aus Erneuerbaren auf einer vernachlässigbar kleinen Fläche erzeugen können (etwa 1 Prozent Deutschlands).

Können wir anstatt dieses Zubaus nicht einfach Energie sparen? Erneuerbare sparen automatisch eine Menge Energie, weil fossile Technik verglichen damit in niedrigen Wirkungsgraden arbeitet und den Großteil der Energie in Öl und Kohle verschwendet.

Können wir nicht einfach die verbliebenen Kernkraftwerke weiterlaufen lassen?Ja, können wir, aber sie würden nur einen Bruchteil des Stroms liefern. Wir müssen Kraftwerke zubauen. Energiewende ist außerdem nicht nur Stromerzeugung, sondern auch Umstellung unserer Gesellschaft, um mit Strom Auto zu fahren, zu heizen etc.

Aber was machen wir, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht geht? Das passiert eher selten. Mit einem vernünftigen Zubau hätten wir an den meisten Tagen einen satten Strom-Überschuss, weil Wind und Sonne sich wunderbar ergänzen. Kurze Phasen ohne Sonne und Wind werden wir mit Batteriespeichern oder mechanischen Speichern überbrücken. Saisonal können wir Energie speichern, indem wir mit Strom große Mengen Wasserstoff, Methan usw. synthetisieren."

Ton und Stil dieses Buches: Glauben Sie an das grüne Wunder, nur so werden wir siegen!
Der finale Sieg ist möglich, auch wenn die Vernunft völlig anders argumentiert.

1% der Fläche Deutschlands werden für Windenergie benötigt, nach Graslutscher also eine zu vernachlässigende Fläche! Verschandelung der Landschaft, Konzentration, Vogelsterben, alles kein Problem für ihn. Auch nicht, dass die grünen Gesundbeter immerhin eine Fläche von 2% berechnen und dabei die Einflugschneisen und Temperaturerhöhungen um Windkrafträder gar nicht in den Blick nehmen.

Das Problem der Deutschen nach Maggie Thatcher: sie arbeiten alles gründlich auf, von den Wurzeln her und wollen es dann für alle, die ganze Welt, kompromisslos durchziehen.

Wenn Sie skeptisch sind, bitte auch diese Bücher lesen:

"Grün und dumm"
"Apocalypse - niemals!: Warum uns der Klima-Alarmismus krank macht"
"Unerwünschte Wahrheiten: Was Sie über den Klimawandel wissen sollten"
"Ich bin nicht grün: Ein Plädoyer für Freiheit"

Mittlerweile schwenken sogar die Öffentlich Rechtlichen Medien um und stellen die Energiewende in Frage, siehe hier: "Lebenslügen der Energiewender, vom ZDF zerrupft."

1 von 18 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.10.2022
Operation Allah
Mansour, Ahmad

Operation Allah


gut

Kritik ist kein Hass.

Wenn Ahmad Mansour behauptet, es gäbe einen rein spirituellen Islam, dann ist das nicht zutreffend. Es gibt nur EINEN Islam und der sieht eine Trennung in spirituelle und weltliche Bereiche NICHT vor.

Achmad Mansour kennzeichnet allerdings den Hauptabwehrschild des Islam. Seine Vertreter definieren Kritik in Hass um. Damit wird jede Auseinandersetzung beendet, eine Diskussion im Keim erstickt.

Man muss sich das überlegen: AM wird von deutschen Personenschützern gesichert, ohne sie könnte er seine öffentliche Kritik nicht mehr anbringen. Dass er trotzdem an dem rein spirituellen Islam festhält, kann ich schwer begreifen. Stattdessen und um wirkliche Hintergründe zu beleuchten, empfehle ich "Zwei Ex-Muslime im Gespräch - Irfan Peci und Kian Kermanshahi."

Als im März 2016 auf dem Flughafen Brüssel eine von islamischen Terroristen gezündete Bombe explodierte, war auch die damals sechszehnjährige Schülerin Shanti in der Abflughalle anwesend. Sie überlebte den Anschlag, war danach aber schwer krank. Es folgten Selbstmordversuche und ständige Panikattacken; Therapien brachten keine Besserung. Shanti beantragte Sterbehilfe, die im Mai 2022 erfüllt wurde.

Bewertung vom 12.10.2022
So nicht!
Gottlieb, Sigmund

So nicht!


schlecht

So nicht.

Obwohl ich in vielem mit ihm übereinstimme, ist seine Rhetorik schwer erträglich, sie machen die Inhalte nahezu alle unleserlich. Ein salbadernder Schulmeister, der immer noch in seiner alten Rolle lebt, den Ausdruck aber noch seichter verwässert hat.

Im Gespräch mit Gabi Decker hören wir das: „Wir müssen aufpassen, dass ja, ein Kapitel bei mir heißt, die bedrohte Demokratie, ja, das ist das Buch, aber darum geht’s doch gar nicht, dass wir eben nicht, mit dem was wir sagen, es sagen und wie wir es sagen, sozusagen, nicht diese ohnehin schon sehr im Augenblick gefährdete Staatsform, unsere Staatsform, von außen und innen gefährdet ist, aufpassen wie wir es sagen…“ Stoibern nennt man diese Sprechweise.

Und dann dieses irre Titelbild. Ja sitzt er denn schon über der Erde und redet direkt mit dem heiligen Franz Josef? Der hatte wirkliche Intelligenz, vielleicht lässt sich Gottlieb so inspirieren. In jedem Fall ziemlich peinlich, selbstherrlich.

Der für mich schwerwiegendste Fehler im Lektorat, neben all der unnötigen Genderei: Henrik M. Broder. Niemals darf ein Lektorat so etwas durchgehen lassen. Man gebe Sieglieb ein Y wie Yoga.

Bewertung vom 02.10.2022
Sinnbilder
Messner, Reinhold;Messner, Diane

Sinnbilder


schlecht

Er vollführte seinen eigenen Angaben zufolge etwas völlig Unnötiges: Berge erklimmen wie noch niemand vor ihm. Er fuhr Porsche und verdiente sein Geld für seine Projekte mit dem Verkauf von Büchern. Jetzt also eine Anleitung für den Verzicht.

Geradezu absurd wird es, wenn er seine Selbstmord-Kommandos als Schritte zum Verzicht verklärt. Immer weniger Gewicht und kein Sauerstoff für den 8000er, also allen Ballast abwerfen, um dem Tod noch schneller näher zu kommen.

Nichts kann ich bewundern und noch weniger glauben, was in diesem Buch steht. RM ist ein Grenzgänger des Lebens und der Wahnsinn wird in dem Titelbild gut eingefangen. Kein Vorbild, nichts was Sinn ergäbe.

Nicht mal zu einem Gemeinschaftsbild mit seiner Frau hat es gereicht, der Egomane darf alleine nach Luft schnappen und die Sonne genießen, obwohl die Ansichten seiner Frau ganz nett sind. Sie will vor allem kein Anhänger einer wie auch immer gearteten Bewegung sein, macht hier aber mit, um im grünen Mainstream mitzuschwimmen. Und beide wollen ordentlich verkaufen, jetzt für die grün lackierten Projekte des Reinhold Mustergrün.

4 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2022
Das Phänomen Markus Lanz
Haider, Lars

Das Phänomen Markus Lanz


sehr gut

Gut so, weitermachen!

Er war Tellerwäscher, 2 Jahren lang, und hatte sich damals zum Barkeeper hochgearbeitet. Markus Lanz sagte neulich, es sei unerträglich gewesen, dabei den politischen Gesprächen der Gäste zuzuhören. Unfasslich, welche Dummheiten aus diesen Mündern kamen, meinte er heute.

Mit dieser Geschichte ist im Grunde alles zum Phänomen ML gesagt. Noch immer ist er der Barkeeper, jetzt aber mit der Möglichkeit, Gespräche mit seinen Gästen zu führen, sie auszuhorchen und geschickt zu deichseln. Statt dem Mixer schüttelt er ab und an seine Gäste ordentlich durch.

Ich muss zugeben, die belehrende Funktion hat seit dem Gespräch mit Jörges gegen Wagenknecht 2014 nachgelassen, ML kann inzwischen sogar zuhören. Und seine Meinung ändern. Er ist älter und klüger geworden, ein geschickter Frager.

Seine durchaus positive Wandlung beschreibt dieses Buch zutreffend und ML dürfte sich gebauchpinselt fühlen. Tatsächlich glaube ich, er ist eine ehrliche, wirklich gut aussehende Haut, die es aufrichtig meint. Er will etwas bewegen, verändern und wundert sich immer noch, dass man ihn lässt.

Interessant finde ich seine Gespräche mit Richard David Precht bzw. den gemeinsamen Podcast. Tatsächlich komme ich hier ins Spiel, weil mich ein alter Bekannter ähnlich nervt wie Precht das mit Lanz tut. Precht weiß einfach alles besser, er ist völlig unabhängig und nimmt es gerne auch mit der versammelten Journaille auf. Lanz sieht hier im Grunde nicht so gut aus, greift aber immer wieder mutig an. 80:20 für Precht, so meine Zählweise.
Oft und gerne gehen sie aber auch Hand in Hand.

Das Ergebnis: ein wirklich in weiten Strecken sehr kontroverser, sehr hörenswerter, erkenntnisreicher Podcast, der neulich vermittelte, dass man nicht alle AfD Wähler als rechtsradikal titulieren und sie wieder in die Mitte der Gesellschaft stellen solle, so Precht. Ziemlich mutig vom unterlegenen Lanz, ehrlich seine Bildung zu offenbaren, wenn er nur etwas weniger „wahnsinnig, aufregend und unfasslich“ sagen würde.

Ich muss den ZDF Lanz nachts ab und an „mitnehmen“, weil ihn meine Frau zum Einschlafen gerne im Hintergrund hat. Was muss ich sagen: es trifft zu, er ist nicht mehr klar berechenbar, die Themen und Gäste sind spannend, interessant, er lädt auch Abweichler ein. Mehr und mehr höre ich interessiert zu.

Immer wieder denke ich an J.B.Kerner, den Lanz damals um 2008 unnötig machte. Kerner war wirklich schlimm, dass er jetzt Quiz-Fragen Dritter zuschalten darf, niemand kann es besser. So hat jeder die richtige Fähigkeit, wie Thomas Gottschalk unnachahmlich fest-stellte.

Wer Will, Illner oder Plasberg kennt, weiß, es ist leicht, besser zu sein als diese Regierungstreuen. Trotzdem: Lanz macht’s besser, bohrender, tiefer schürfend. Gut so, weitermachen!

Bewertung vom 26.09.2022
Fremd
Friedman, Michel

Fremd


gut

Der kleine Michel hört von seinem Vater genau diesen Rat: „Du hast nur eine Chance: werde klug.“ Wie wenig andere hat er diese Richtlinie erfüllt, MF ist ein begnadeter Rhetoriker - und doch sieht man, dass die oft übertriebene Zurschaustellung seiner Intelligenz eine tiefe dunkle Seite hat.

Diese Buch leuchtet den traurigen MF aus und erklärt seine Fallstricke, Hemmungen, Sehnsüchte und Wünsche, eine psychoanalytische Reise in das Zusammenleben seiner Familie und das Großwerden des kleinen Michel.

MF möchte heute nicht als jüdischer Mitbürger gesehen werden, sondern so offen und herzlich wie zwei Menschen sich begegnen sollten, unabhängig von ihrer Religion. Dass MF hier ein Wort von Karl Lagerfeld ausblendet und nicht anecken möchte, wer verstünde es nicht. Trotzdem, wer den Kern von Religionen begriffen hat und ihren ausgrenzenden Charakter muss feststellen: wer nicht darüber redet, verharmlost und steckt den Kopf in den Sand.

Ich weiß nicht, an wievielen Ecken Michel Friedmann falsch abgebogen ist. Mit Sicherheit hatte er eine schwere, niederschmetternde Kindheit und seine Eltern boten ihm wenig wohltuende Fürsorge. Nun, es gibt keinen einklagbaren Titel dafür und viele Menschen erleiden ähnliche Schicksale.

Trotzdem, dieses Buch schürft tief und lässt einen traurig zurück, ein anderer Blick auf MF ist möglich. Warum er heute seine Schärfe verloren hat wie vor seinem Problem 2003, man versteht es, er will dazu gehören und nimmt deshalb eine Position der mittleren Toleranz ein, die ihm eine Art gutes Netz in der Öffentlichkeit verschafft. Andere Parteien als undemokratisch zu kennzeichnen, halte ich für völlig unangemessen.

Wer weitere Hintergründe über MF und zu diesem Buch erfahren will, höre ein sehr gelungenes, sachlich gutes Interview in SWR1 Leute heute vom 12.9.22

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2022
Braunes Erbe
Jong, David de

Braunes Erbe


ausgezeichnet

Mir war ein Großteil der hier genannten Vorwürfe an der Oberfläche bekannt. Hier aber reicht das Erkennen tiefer, wir begegnen deutschen Industriegrößen in ihrem Bemühen, sich mit Hitler und den damit einhergehenden Möglichkeiten mehr Macht und Geld zu sichern, auf eine Weise, die einen erschrecken lässt.

Goebbels und seine Familie stehen zu Beginn im Mittelpunkt und eine Frau, Johanna Maria Magdalena Behrend, die zunächst mit Günther Quandt verheiratet war, steigt mit der Verbindung zum Propagandachef der Nazis zur entscheidenen Frau in Nazideutschland auf.

Man liest bzw. hört gespannt zu und am Ende steht ein Brief. Magda Goebbels schreibt an ihren Sohn Harald Quandt, in dem sie ihm erklärt, warum sie ohne Nazi-Deutschland nicht mehr leben will. Dabei nahm sie und ihr Mann auch die minderjährigen Kinder in den Freitod.

Dieser Brief an ihren Sohn Harald verdeutlicht die Kraft einer Überlegenheits-Ideologie und ihre Zersetzung des Menschlichen. Man ist alleine davon schockiert und kann nachempfinden, wie breit und fest der Nationalsozialismus vernetzt war.

Wichtig auch heute ist, Menschen bzw. Agglomerationen nicht zu viel Macht zu geben, soziale Marktwirtschaft muss sich auf eine Einhegung dieser fatalen Wirkungen konzentrieren, sie unmöglich machen, eine zentrale Lehre aus diesem Buch.

Bewertung vom 26.09.2022
Die vierte Gewalt
Precht, Richard David;Welzer, Harald

Die vierte Gewalt


ausgezeichnet

Überraschend an den Schlussfolgerungen an diesem Buch ist nichts. Lediglich die Autoren erzeugen ein leichtes Wunderschauern. Es steht in der Reihe eines anderen Buches, von René Pfister (Ein falsches Wort, Wie eine linke Ideologie aus Amerika unsere Meinungsfreiheit bedroht), der das linke Amerika in seinem hochmoralischen Konzept entzaubert.

Wer auch nur in Ansätzen eine andere Sicht vertritt als alles vom Mainstream der Medien Propagierte, ist heute ein Aussätziger und wird gecanceled. Und zwar von Journalisten, die sich um Brot, Einkommen und Sonderrabatte prügeln wie wenig andere Wirtschaftsbereiche. Um bestehen und den Weg nach oben gehen zu können, haben sich alle modernen Journalisten der Hochmoral verpflichtet, ihr Oberkommando ist gnadenlos und setzt abweichende Meinungen einfach vor die Tür.

Warum kam es so? Nun, Franz Werfel schrieb in seinem 1946 veröffentlichten Roman „Stern des Ungeborenen" folgendes: „Zwischen Weltkrieg II und Weltkrieg III drängten sich die Deutschen an die Spitze der Humanität und Allgüte. Und sie nahmen das, was sie unter Humanität und Güte verstanden, äußerst ernst. Sie hatten doch seit Jahrhunderten danach gelechzt, beliebt zu sein. Und Humanität schien ihnen jetzt der bessere Weg zu diesem Ziel. Sie fanden diesen Weg sogar weit bequemer als Heroismus und Rassenwahn. So wurden die Deutschen die Erfinder der Ethik der selbstlosen Zudringlichkeit.“

Die Stellschrauben der Moral gehen heute Hand in Hand mit einer Politik, die Enzensberger 1994 so umschrieb: „In der Abenddämmerung der Sozialdemokratie hat dagegen Rousseau noch einmal gesiegt. Sie haben nicht die Produktionsmittel, sondern die Therapie verstaatlicht. Dass der Mensch von Natur aus gut sei, diese merkwürdige Idee hat in der Sozialarbeit ihr letztes Reservat. Pastorale Motive gehen dabei eine seltsame Mischung ein mit angejahrten Milieu- und Sozialisationstheorien und mit einer entkernten Version der Psychoanalyse. Solche Vormünder nehmen in ihrer grenzenlosen Gutmütigkeit den Verirrten jede Verantwortung für ihr Handeln ab.“ („Aussichten auf den Bürgerkrieg“, 1994, S. 37)

Nicht ohne Grund wechseln & kungeln heute Journalisten und Politiker hin und her, ihre Rhetorik hat Bismarck schon 1878 skizziert:  "Wer werden die Aufseher sein in dem allgemeinen sozialistischen Zuchthaus? Das werden die Redner sein, die durch ihre Beredsamkeit die großen Massen, die Majorität der Stimmen für sich gewinnen, gegen die wird kein Appell sein, das werden die erbarmungslosesten Tyrannen sein." Otto von Bismarck sprach diese Worte und es ist ein Blick von 1878 nach 2022, der in seiner Hellsichtigkeit nicht treffender sein könnte. Diese Aussage ist zu Beginn des Artikels von Walter Jens abgedruckt, der bezeichnenderweise den Titel "Die Vernunft der Redekunst" trägt.
Nun, diese Vernunft ist den Massenmedien abhanden gekommen, sie engagieren sich aktivistisch für fast alles und predigen wie weiland die evangelische oder katholische Kirche. Deren Kirchentage sind nichts als Hochämter der Journalisten, die vor Kraft heute kaum noch gehen können.

Precht und Welzer (PW) legen ihre Hände in weit klaffende Wunden eines Berufsstandes, der in den letzten Jahren deutlich schlechter geworden ist. Er wird nicht mehr für glaubwürdig gehalten. Migration und Corona haben das Selbstverständnis des Journalismus deutlich verändert: nicht mehr Kontrolle ist relevant, sondern Macht. Die Macht, Stimmung zu machen und sie zu lenken.
Massenmedial gehetzte Politiker sind das Ergebnis, sie sind Wachs in den Händen sensationierender, machtvoller Journalisten. Mediokratie ist die Folge, sie bestimmt und setzt Normen, denen Politiker folgen.

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.