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Benutzername: 
gagamaus
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 510 Bewertungen
Bewertung vom 07.09.2021
Wovon wir träumen / The Brooklyn Years Bd.4
Bowen, Sarina

Wovon wir träumen / The Brooklyn Years Bd.4


ausgezeichnet

Gibt wenig Buchreihen aus diesem Genre, die ich wirklich von A-Z gern gelesen habe. Ganz oben steht The brooklyn years. Und Teil 4 reiht sich nahtlos ein in die vorhergehenden drei Wohlfühl-Bücher. Manchmal braucht mein gar nicht besonders romantisches Herz genau so eine Geschichte. Und da ist es doch schön, dass Sarina Bowen zuverlässig und regelmäßig neues abliefert und ich inzwischen eigentlich blind zugreifen kann.

Also, wer eine wunderschön erzählte Liebesgeschichte sucht, die bodenständig und realistisch rüberkommt und bei der man wunderbar schmachten kann - kriegen sie sich und geht das gut, oder nicht - der ist hier mehr als richtig.

Volle Punktzahl - dicke Empfehlung.

Bewertung vom 07.09.2021
Was, wenn wir einfach die Welt retten?
Schätzing, Frank

Was, wenn wir einfach die Welt retten?


ausgezeichnet

Ja, was wäre denn, wenn wir endlich mal aufhören zu palavern und einfach mal die Welt retten? Jeder einzelne für sich und wir alle zusammen. Mit ganz vielen kleinen Bausteinen, mit Ideen und mit Mut, mit dem Willen etwas zu ändern und der Gewissheit, wir schaffen das. In diese Ton erklärt Frank Schätzing worauf es seiner Meinung nach ankommt. Er hat in gewohnter Manier intensiv recherchiert und bringt sein Talent zum Erzählen und Zukunftsvisionen entwerfen ein. Er scheut auch nicht vor dem Weltraum zurück und er ist bei allem so optimistisch, dass mancher sich vielleicht etwas ungläubig die Augen reibt. Aber mal ehrlich, ist das nicht eine positive Art, um das Ganze Thema Umweltschutz anzugehen. Warum immer erst mal sagen, wir schaffen das doch eh nicht? Warum nicht einfach anpacken und machen und gucken, wie weit wir kommen. Das hat mir tatsächlich am Besten an diesem Buch gefallen. Der Grundton. Die Haltung, die Herr Schätzing vermitteln will und die ich gut finde. Auch wenn man Realist ist schließt das ja nicht aus, dass man zuversichtlich an ein riesiges Problem herangeht. Schließlich sind wir viele und wenn dieses Buch dafür sorgt, dass es noch zwei, drei Leute mehr werden, dann hat es doch alles richtig gemacht.

Unterhaltsames Sachbuch mit positiver Sicht auf die Menschheit.

Bewertung vom 07.09.2021
Herren der Lage
Freeman, Castle

Herren der Lage


ausgezeichnet

Lucian Wing, seines Zeichens Sheriff in einer amerikanischen Kleinstadt, ist immer Herr der Lage. Egal ob es um ausgebrochene Keiler oder verschwundene Töchter geht. Castle Freeman setzt seinen Helden gewohnt routiniert in Szene.

Lakonisch – dieser Begriff wurde quasi für Freemans Schreibstil erfunden.
Trockener Humor – vor allem in seinen genialen Dialogen sind eine große Stärke des Buches.
Rasiermesserscharf – so zeichnet er seine Charaktere, wobei er alle mit einem liebevollen Auge betrachtet und jede Überzeichnung beim Leser glaubhaft ankommt.
Gesellschaftskritisch – das ist gerade in diesem Band ein zentrales Thema, wobei es verpackt wird in diese typisch amerikanisch-raubeinige Erzählart, die mich noch immer an den Wilden Western erinnert und die ich gerade deshalb so gerne lese.

Fazit: Auf weniger als 200 Seiten erzählt Freeman kongenial, setzt unnachahmliche Akzente mit seinen Dialogen und den Bildern, die er bei mir im Kopf erzeugt. Ich bewundere seine Punktgenauigkeit, die wenig Worte braucht und dabei so viel Tiefgang hat.

Ein Genuss.

Bewertung vom 06.09.2021
Das Glashotel
Mandel, Emily St. John

Das Glashotel


sehr gut

Man muss sich einlassen auf den Rhythmus, den die Autorin im Glashotel vorgibt. Die Geschichte beginnt mit dem Ende der Hauptakteurin Vincent. Das erinnert etwas an einen Krimi aber das ist es natürlich nicht. Es ist vielmehr eine Lebensgeschichte, eine Sozialstudio, ein Psychogramm und irgendwie auch ein Panoptikum eines großen Darstellerensembles, welches durch das gläserne Hotel schwirrt. Menschen, die sich begegnen, berühren, verändern und auseinanderdriften. Eine junge Frau auf der Suche nach sich selbst.

Der Erzählstil ist anspruchsvoll. Der Plot vielfältig, manchmal etwas verwirrend, schwankend zwischen vorhersehbar und überraschend - wie das ganz normale Leben selbst gewissermaßen.

Ganz erfüllt haben sich meine Erwartungen zwar nicht aber ich empfehle das Buch dennoch, denn es hat einen sehr interessanten Grundton und regt zum Nachdenken an. Im besten Sinne ein gehaltvolles Buch.

Bewertung vom 06.09.2021
Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1 (MP3-Download)
Beckett, Simon

Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1 (MP3-Download)


sehr gut

Diesmal habe ich den neuen Beckett-Krimi nicht gelesen sondern gehört. Ich habe festgestellt, dass ich bei Hörbüchern oft nachsichtiger bin, was Spannung und Plottwist bin. Keine Ahnung, woran das liegt aber wenn der Vorleser passt, dann kann ich mich einfach wunderbar bei Hörbüchern entspannen.

Die Verlorenen wird von Johannes Steck wie immer hervorragend in Szene gesetzt. Dem Mann höre ich einfach gerne zu. Es handelt sich um den Start einer neuen Reihe. Den Hauptdarsteller Jonah Colley und seine Vergangenheit kennen zu lernen, hat mir gefallen. Der ungeklärte Verlust seines kleinen Sohnes hat ihn geprägt. (Ich könnte mir vorstellen, dass das Thema in späteren Romanen nochmal stärker in den Fokus rückt. Ist der Sohn wirklich ertrunken oder lebt er noch?) Sein Job der bewaffneten Spezialeinheit ist interessant und natürlich gefährlich, so dass er schon in diesem ersten Band selber bedroht wird. Mir gefällt, dass der Akteur im Zentrum des Geschehens steckt. Der Profiler der vorhergehenden Reihe hat ja oft aus einer anderen Perspektive auf die Morde geguckt. Also eine Veränderung, die gut tut und zusätzlich Spannung erzeugt.

Beim Plot ist sicherlich ein wenig Luft nach oben gewesen aber ich finde, es ist ein solider Thriller, der Lust auf eine Fortsetzung gemacht hat.

Bewertung vom 06.09.2021
Der Mauersegler
Schreiber, Jasmin

Der Mauersegler


ausgezeichnet

Jasmin Schreiber schafft auch im zweiten Buch, das ich von ihr gelesen habe, dass ich mich bereichert und berührt fühle.

Bereichert wegen der schönen nahbaren Sprache, der Kunst, tiefe Gefühle und tiefe Verzweiflung in wunderbaren Bildern einzufangen, die im Leser nachhallen und zum Nachdenken anregen. Berührt vom Schicksal des Hauptdarstellers und seinem schweren Weg aus einer Lebenskrise, in die er durch den Tod seine besten Freundes geschliddert ist.

Fasziniert hat mich, dass die Autorin erneut eine Parallele gefunden hat zwischen dem Schicksal eines Menschen und seiner Umwelt. In diesem Fall ist es der kleine Mauersegler, dessen Lebenswelt scheinbar so ganz anders ist wie der unsere. Aber Jasmin Schreiber schafft ein Gleichnis zu finden, welches so unglaublich gut passt und so klug den Lebensweg von Prometheus beschreibt, dass dann auch klar wird, warum der Name des Mannes hier auch Programm ist.

Hervorragende Lektüre.

Bewertung vom 05.09.2021
Die Heimkehr der Störche / Die Gutsherrin-Saga Bd.2
Graw, Theresia

Die Heimkehr der Störche / Die Gutsherrin-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Der erste Teil dieser Schicksalsaga hatte mich tief berührt und ich war sehr gespannt, ob der zweite Band da mithalten kann. Hohe Erwartungen sind immer gefährlich bei mir.

Das Cover ist toll - farblich und es passt zur Geschichte. Dora und ihre Familie kämpfen sich durch die ersten Nachkriegsjahre. Als Flüchtlinge haben sie wenig zu lachen. Vor allem die Eltern haben mir sehr leid getan. Die jungen Leute finden da ihren Weg leichter. Dora zieht nach Berlin um Tiermedizin zu studieren. Außerdem möchte sie Curts Schicksal ergründen und der kleinen Tochter den Vater zurückbringen. Aber die DDR-Regierung macht es ihren Bürgern nicht leicht. Die kommunistischen Ideen treiben leider fürchterliche Blüten. Und mittendrin Dora und Curt, den sie tatsächlich aufspüren kann.

Für mich hatte dieser zweite Teil einen ganz anderen Ton, als der erste. Ich kann es gar nicht so genau erklären aber das Leben in der DDR war für mich einfach sehr bedrückend und dass Dora sich für ihr Studium und für ihre Liebe lange beugen muss, habe ich als deprimierend empfunden. Im Rückblick denke ich, dass hier das große Geschick der Autorin Schuld war, dass man so hautnah und mittendrin in der Geschichte steckte. Ich fragte mich ständig, wie ich mich wohl verhalten hätte und was ich getan hätte, wenn ich in der DDR hätte leben müssen.

Wie schon im ersten Band - und wie ihr großes heimliches Vorbild Scarlett - kämpft Dora sich durch, lässt sich nie unterkriegen, weiß immer, dass die Menschen, die sie liebt, das Wichtigste sind.

Das Finale hat mich berührt und erfreut gleichermaßen. Für alle, die das Buch interessiert unbedingt den ersten Teil vorher lesen. Hervorragende Unterhaltung.

Bewertung vom 13.08.2021
Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

Leopold von Herzfeld, was für ein wohlklingender Name. Den kann man sich tatsächlich merken. Und der Mann ist ja auch sehr eigenständig. Auch wenn seine modernen Methoden nicht bei jedem Vorgesetzten auf Gegenliebe stoßen, so ist er doch starköpfig und erfindungsreich genug, um seine Ideen durchzusetzen.

Leopold wird nach Wien versetzt um die Polizei bei ihrer Ermittlungsarbeit zu unterstützen. Gleich am ersten Tag geschieht ein brutaler Mord an einer jungen Frau und er sichert schon mal Spuren, äußert kluge Vermutungen, eckt schnell an. Mit Hilde des verschrobenen Totengräbers Augustin ist er auf der richtigen Fährte und als weitere Morde geschehen kann sein Chef nicht anders, als ihn an der Fahndung zu beteiligen. Jetzt beweist er sein Können und seine Fähigkeiten erinnern sowohl an Sherlock Holmes als auch an Profiler der Gegenwart. Dabei spielt die ganze Krimihandlung 1893 und viele Techniken stecken noch in den Kinderschuhen.

Seit langem mal wieder ein richtig toller Pötzsch-Krimi, den ich ruckzuck als Hörbuch genossen habe. Der Vorleser kommt aus Österreich, deshalb ist der Dialekt perfekt.

Bewertung vom 06.08.2021
Ein neuer Morgen für Samuel
Druart, Ruth

Ein neuer Morgen für Samuel


ausgezeichnet

Schon der Klappentext versprach eine sehr bewegende Geschichte. Der Holocaust und seine Aufarbeitung sind Themen, die mich immer sehr interessieren und ich war gespannt, wie die Autorin diese erzählt.

Kurz bevor Sarah und David von den Nazis in Paris in einen Zug Richtung Ausschwitz gesetzt werden, können sie ihren neugeborenen Sohn Samuel einem französischen Gleisarbeiter in die Hände drücken. Jean-Luc und seine Freundin Charlotte wollen das jüdische Baby beschützen und fliehen von Spanien aus nach Amerika. Samuels Eltern überleben das Lager und suchen neun Jahre verzweifelt nach ihrem Sohn. Als sie ihn endlich finden, schalten sie die Behörden ein, die Jean-Luc verhaften und den Jungen Sam postwendend zurück nach Frankreich zu seinen leiblichen Eltern bringen.

Die Geschichte ist von der ersten Seite an sehr dramatisch und man ist emotional an allen Personen immer sehr nah dran. Das Schicksal von Sarah und David und ihre fürchterlichen Erlebnisse auf der Deportation und im Lager werden ebenso beschrieben wie die aufreibende und gefährliche Flucht von Jean-Luc und Charlotte mit dem Baby. Dadurch schließt man alle Personen auf die ein oder andere Weise ins Herz und fühlt mit ihnen, als die Geschehnisse kompliiert werden, da die leiblichen Eltern ihr Kind natürlich zurück wollen und die Zieheltern über die langen Jahre eine sehr innige Bezieung zu Sam aufgebaut haben. Der Junge steckt zwischen allen Stühlen und kann nicht verstehen, warum er jetzt in Paris bei fremden Franzosen leben soll, wo doch seine richtigen Eltern in Amerika sind und er zu ihnen möchte.

Der psychologische Tiefgang der Geschichte hat mich umgehauen. Es gibt kein richtig und kein falsch bei der Frage, wo Sam hingehört. Es gibt nur die Gefühle der Eltern und des Kindes und die Frage, kann ich mein leibliches Kind aufgeben, damit es glücklich wird oder kann ich einen Neunjährigen dazu bringen, dass er seine Zieheltern vergisst und ein neues Leben ohne sie akzeptiert.

Im letzten Abschnitt habe ich mehrmals ein paar Tränen vergossen, weil mich das Schicksal der Protagonisten so berührt hat. Dabei ist das Buch frei von Kitsch und jede Situation war nachvollziehbar, jedes Gefühl nachzufühlen und zu verstehen. Ich hätte selber oft nicht gewusst, wie ich mich hätte entscheiden können und umso mehr hat es mich gefreut, dass die Autorin ein Ende findet, welches für alle einen Hoffnungsschimmer und sogar Glück bereit hält.

Volle Punktzahl für dieses berührende Buch.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.07.2021
Von hier bis zum Anfang
Whitaker, Chris

Von hier bis zum Anfang


ausgezeichnet

Es gab so viele Gründe, warum ich das Buch unbedingt lesen wollte. Das ungewöhnliche Cover mit dem ungewöhnlichen, neugierig machenden Titel. Der Klappentext, der eine Mischung aus Krimi, Kleinstadtgeschichte und Coming-of-Age-Roman versprach. Und Andeutungen, das Buch gehöre in eine Liga mit „Dem Lied der Flusskrebse“. Wer kann da noch nein sagen. Ich nicht.

Die Heldin ist 13 Jahre alt und sie muss mehr stemmen, als so manche Erwachsene. Auf der einen Seite ist sie schon ziemlich taff und abgeklärt, aber auf der anderen natürlich auch noch ein Kind, eine Heranwachsende. Dieser Zwiespalt kommt schnell durch in der Geschichte und man ahnt nach wenige Seiten, dass man ein wirklich klug geschriebenes Buch in Händen hält. Eines, in dem die Worte dosiert sind, die Adjektive sparsam, die Dialoge intensiv und authentisch.

Eine Handvoll ungewöhnlicher facettenreicher Charaktere begibt sich in einen intensiven Reigen von Sehnsüchten und Hoffnungen, von Ängsten und Nöten, von Freundschaft und Familienzusammenhalt. Die Menschen leben in einer kleinen Stadt und wie oft in solchen Romanen sind sie spröde und oft wortkarg aber die Tiefe und Dramatik leuchten heraus und deshalb ist das Buch eben kein einfacher amerikanischer Krimi, sondern sehr viel mehr.