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Traeumerin109

Bewertungen

Insgesamt 221 Bewertungen
Bewertung vom 06.09.2016
Warum?
Yancey, Philip

Warum?


ausgezeichnet

Von der Frage, die bleibt

Es gibt diese Fragen, die uns verfolgen: Warum lässt Gott all das Leid zu? Warum greift er nicht ein? Es wäre doch ein Leichtes für ihn, oder? Nicht wenige Menschen lassen sich von diesen Fragen entmutigen und verzweifeln daran, denn sie finden keine zufriedenstellende Antwort. In seinem neuen Buch geht Autor Philip Yancey genau diesen drängenden Fragen auf den Grund. Aber auch seine Antworten sind nicht unbedingt einfach.

Es war für mich nicht das erste Buch des Autors, und so wie die vorhergehenden, hat mich auch dieses überzeugt. Ich mag seinen klaren, präzisen Schreibstil sehr gerne, der völlig ohne Klischees und oberflächliche Trostworte auskommt. Im Gegenteil finde ich seine Offenheit, die nichts vor dem Leser versteckt, sehr erfrischend. So auch in diesem Buch. Es enthält zunächst lebensnahe Beispiele für Tragödien, welche bei uns allen die oben erwähnten Fragen aufwerfen. Was soll man auch denken nach einem furchtbaren Amoklauf an einer Grundschule, bei dem sechs- und siebenjährige Kinder ums Leben gekommen sind? Der Autor beleuchtet die Hintergründe solcher Taten, und schnell stellt sich heraus: Es gibt auch hier keine einfachen Antworten oder Erklärungen.

Dann widmet er sich der drängendsten aller Fragen: Warum verhindert Gott so etwas nicht? Viel mehr möchte ich hier nicht dazu schreiben, um nichts vorwegzunehmen, aber soviel doch: der christliche Glaube hat eine große Stärke, und das ist das Versprechen von Hoffnung, Heilung, Vergebung und Erlösung. An dieser Stärke müssen wir uns festhalten. Mir ist klar, dass das sich einfacher anhört, als es ist. Aber wenn wir kurz die Frage nach dem Warum ausblenden könnten, würden wir sehen, dass unabhängig davon Gott immer bei uns ist und uns tröstet.
Ich denke, dieses Buch kann vielleicht Trost spenden, mit Sicherheit aber die Hoffnung wiederbeleben. Daher kann ich es euch nur ans Herz legen, denn Philip Yancey schreibt wirklich Bücher, die zu lesen weiterhilft und gut tut.

Bewertung vom 06.09.2016
Sehnsuchtsland
Joubert, Irma

Sehnsuchtsland


ausgezeichnet

Warum führen die Menschen immer Krieg?

Hildegard flieht als kleines Mädchen mit ihren Eltern aus St. Petersburg nach Königsberg, wo sie ihre Kindheit verbringt. Hier lernt sie auch Gustav aus Deutsch-Südwestafrika kennen, der ihr Geschichten über ein wunderschönes Land erzählt. Seitdem träumt sie heimlich, nicht nur von dem fernen Land, sondern auch von dem jungen Studenten. Doch dann bricht der erste Weltkrieg aus, und im Lazarett lernt Hildegard den Schrecken des Krieges kennen. Nach dem Krieg verschlägt es sie nach Berlin, wo sie den Arzt Siegfried heiratet. Aber die turbulenten Zeiten sind noch lange nicht vorbei. Schon bald sieht sie sich als nun erwachsene Frau mit eigenen Kindern erneut einem furchtbaren Krieg ausgesetzt, der diesmal auch direkt vor ihrer Haustür tobt. Es dauert noch einige Jahre, bis Hildegard endlich einen Ort findet, den sie ihr Zuhause nennen kann.

Die Autorin Irma Joubert beschreibt in diesem Buch die beeindruckend einfühlsame und tiefgehende Lebensgeschichte einer jungen, mutigen Frau. Hildegard hat sich schon als kleines Mädchen in mein Herz geschlichen, als sie trotz der kalten und abweisenden Haltung ihrer Eltern zu einem warmherzigen Menschen heranwächst. Hautnah darf der Leser ihre Entwicklung verfolgen.
Spätestens im Feldlazarett, als 16jähriges Mädchen, zeigt sie, was in ihr steckt. Auch die Jahre danach muss sie viel durchmachen, verliert aber nie ihr Gottvertrauen und ihre Zuversicht.

Aber nicht nur die Geschichte von Hildegard wird hier erzählt, sondern auch die zweier Kriege, die die meisten von uns nicht miterlebt haben. Dies geschieht mit teilweise sehr klaren Worten und daher unglaublich einprägsam. Es bleibt nur, die Frage zu stellen, welche auch Hildegard stellt: Warum nur immer wieder Krieg? Die verwundeten Soldaten, die von der Front kommen, geben ein klares und grauenvolles Bild von dem, was in den Schützengräben passiert ist. Und schließlich, in Berlin, erlebt Hildegard, wie die NSDAP an die Macht kommt, was einen weiteren Krieg zur Folge hat. Der ständige Hunger, das Anstehen um Essen, die Angst und die Bomben, die Zerstörung, das Leben in Kellern – dies und noch vieles mehr wird zu einer spannenden Geschichte verwoben. In dieser glänzt nicht nur Hildegard, sondern auch ihre kleine Tochter Esther, ein sehr kluges und fröhliches Kind mitten im Krieg.

Das Buch hat mich von Anfang an gefesselt und nicht mehr losgelassen, die Figuren sind vielschichtig und beispielhaft für die damalige Zeit. Eine Geschichte in dieser schwierigen und verworrenen Zeit spielen zu lassen, ist nicht immer einfach. Ich finde, das ist der Autorin hier meisterhaft gelungen. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen!

Bewertung vom 16.08.2016
Freier Fall in den Himmel
Robinson, Mickey

Freier Fall in den Himmel


ausgezeichnet

Packend und berührend

Mickey Robinson ist wohl einer der wenigen Menschen, die je einen Flugzeugabsturz überlebt haben. Hier erzählt er von seiner Nahtoderfahrung, in der er Unglaubliches gesehen hat, nach welcher er aber in seinen schwer verbrannten Körper zurückkehren muss. In der Zeit, die nun folgt, muss er unzählige Operationen über sich ergehen lassen, nicht alle verlaufen erfolgreich. Infolgedessen hat er viel Zeit, über sich und sein Leben nachzudenken und es von Grund auf umzukrempeln und neu zu orientieren. Dabei erfährt er am eigenen Leib die Gnade Gottes und die Auswirkungen einer bis dahin ungeahnten Hoffnung und Kraft.

Mickeys Bericht hat mich zutiefst berührt und auch eigene Vorstellungen neu überdenken lassen. Im Allgemeinen bin ich Nahtoderfahrungen gegenüber eher skeptisch eingestellt, aber dieses Erlebnis hat etwas an sich, was mich daran glauben lässt. Zunächst einmal ist es eine packende Geschichte, aber vor allem auch eine Geschichte voller Liebe und der Hoffnung auf Heilung. Es fällt mir schwer, in Worte zu fassen, was genau ich beim Lesen empfunden habe. Vielleicht war es ein Abklatsch jener Liebe, die Mickey beschreibt.
Was mich auch sehr angesprochen hat, war die humorvolle und doch schnörkellose Art und Weise, wie er uns an etwas teilhaben lässt, das man als Wunder bezeichnen kann. So oft dieses Wort auch vielleicht missbraucht wird, in diesem Fall ist es definitiv berechtigt.

Es geht eine Kraft von Mickeys Geschichte aus, die weit über das hinaus geht, was man nach einem solchen Unfall erwarten würde. Es ist unglaublich, wie er nach unzähligen Operationen wieder ein normales Leben führen kann. Noch beeindruckender als seine äußere Veränderung und Heilung ist dabei seine innere Veränderung, die zwar behutsam erfolgt, aber auch absolut ist. Die Entschiedenheit, mit der er selbst keine Kompromisse mehr zulassen will, hat Vorbildcharakter.

Ich kann euch dieses Buch nur ans Herz legen, es wird euch mit Sicherheit etwas geben, so wie es mir etwas gegeben hat.

Bewertung vom 16.08.2016
Die Dinge, die wir suchten
Pastow, Damaris

Die Dinge, die wir suchten


gut

Suchen und finden

Finn weiß nicht, wer sein Vater ist. Seit er denken kann, ist er auf der Suche nach ihm. Als sein Großvater, bei dem er gelebt hat, stirbt, scheint der letzte Mensch verschwunden zu sein, der Finn die Wahrheit hätte sagen können. Doch dann zieht er zusammen mit seinem Onkel Gideon in die Heimatstadt seiner Mutter. Hier hofft er, endlich des Rätsels Lösung näher zu kommen. Dabei freundet er sich mit den Zwillingen Dana und Lukas an. Als deren kleiner Bruder verschwindet, wird alles andere auf einmal unwichtig. Jetzt kommt es darauf an, Gott zu vertrauen.

Dieses Buch war leicht und schnell zu lesen. Die Geschichte war ganz nett, ebenso wie die Charaktere. Aber der Funke ist nicht übergesprungen, das gewisse Etwas fehlte.
Zunächst einmal ist es eine wirklich schöne Geschichte über Identität, Suchen und gesucht werden und nicht zuletzt auch über gefunden werden. Finns Erkenntnis, dass er genau wie alle anderen Menschen verloren gegangen ist und jemanden braucht, der ihn sucht, wird sehr feinfühlig und überzeugend herbeigeführt. Auch seine Enttäuschung, weil keiner ihm sagen möchte, wer sein Vater ist, kann ich gut nachvollziehen.
Die anderen Charaktere erschienen mir jedoch ein wenig verschwommen und oberflächlich, in ihren Beziehungen genauso wie in ihrem Verhalten. Man könnte auch sagen: sie waren zu glatt. Deshalb wurde auch die Geschichte leider ein bisschen lasch, was ich sehr schade fand. Viele Kleinigkeiten tauchten auf und verschwanden genauso schnell wieder, ohne dass ich sie richtig einordnen konnte. Teilweise kam die Geschichte auch einfach nicht voran, weil die Handlung sich an Nebensächlichkeiten aufhielt.
Insgesamt kann ich dem Buch leider nicht mehr als drei Sterne geben. Die Ansätze sind wirklich gut, aber noch nicht so richtig überzeugend miteinander verwoben.

Bewertung vom 09.08.2016
Warum wir mündig glauben dürfen
Faix, Tobias;Hofmann, Martin;Künkler, Tobias

Warum wir mündig glauben dürfen


ausgezeichnet

Glaubensleben auf dem Prüfstand

In diesem Buch möchten die Autoren der Frage nachgehen, warum Menschen, vorwiegend junge Erwachsene, ihren Glauben verlieren. In vier Teilen versuchen sie, die Hintergründe und „Systemfehler“, die dafür verantwortlich sein können, aufzudecken und den noch Glaubenden die Augen zu öffnen für eventuelle Schwachstellen in gängigen religiösen Strukturen. In verschiedenen Beiträgen beschäftigen sich Theologen, Pfarrer und andere Experten mit jeweils bestimmten Aspekten dieses großen Themengebietes.

Das Buch behandelt aus meiner Sicht sehr aktuelle Problematiken in einer äußerst angenehmen Art und Weise. Angenehm vor allem die Herangehensweise: Ein Buch, in dem auch Zweifel ihren Platz haben. Die verschiedenen Autoren aus den unterschiedlichsten Kontexten suchen gemeinsam mit ihren Lesern Antworten auf drängende Fragen, vor denen Christen die Augen nicht verschließen sollten und die hier ziemlich gut herausgearbeitet werden. Es geht um den Umgang mit Zweifeln, welche wir wohl alle hin und wieder haben, aber auch mit Andersdenkenden. Es geht um Einheit und Vielfalt, religiösen Fundamentalismus und geistlichen Missbrauch, ganz besonders Herausforderungen, denen Gemeinden sich in diesem Sinne stellen müssen. Eine Gemeindeleitung, die ihrem Auftrag nicht nachkommt, führt schließlich zu Unglaubwürdigkeit. Im vierten und letzten Abschnitt steht der persönliche Glaube und seine Entwicklung hin zu einem mündigen Glauben im Fokus; einem Glauben, der auch mit Kritik und hartnäckigen Gedanken umzugehen gelernt hat.
Was sich hier erst einmal anhört wie eine Aneinanderreihung sehr theoretischer Themen, ist im vorliegenden Buch sehr gut umgesetzt. Mit absoluter Ehrlichkeit werden Probleme beleuchtet, Fehler eingestanden und Verbesserungsvorschläge gemacht. Falsche Vorstellungen werden fair, aber konsequent auseinandergenommen. Viele der geschilderten Erfahrungen, die zum Glaubensabfall führen können, kenne ich selbst ziemlich gut, und ich denke dass es anderen genauso gehen wird. Dennoch fühlte ich mich in diesem Buch in gewisser Weise verstanden und habe mit Freude über einige Dinge ganz neu nachgedacht. Sich in dieser Art und Weise mit christlichen Werten und Strukturen auseinanderzusetzen finde ich sehr beruhigend, gerade wenn ich es mit anderen, eher oberflächlichen Büchern vergleiche.
Es ist ein Buch, das den eigenen Horizont erweitern kann, wenn wir als Leser es zulassen. Dazu kommen viele Praxisbeispiele und Tipps für den Alltag. Ich denke dass dieses Buch jedem etwas geben kann, weil es wohl auch Fehler anspricht, die wir alle machen, diese Fehler aber nicht verdammt, sondern einfach aufzeigt, dass es auch anders sein kann.

Fazit: Ein sehr interessantes Buch mit vielen Anregungen, das ich wirklich allen empfehlen kann, nicht nur Gemeindeleitungen und vielleicht noch nicht einmal nur Gläubigen.

Bewertung vom 09.08.2016
Die Hoffnung ihrer Tocher
Rivers, Francine

Die Hoffnung ihrer Tocher


ausgezeichnet

"Manche Menschen machen uns klein, andere verleihen uns Flügel"

Die Familiengeschichte geht weiter: Nachdem Hildemara sich mit der sehr ansteckenden Tuberkulose infiziert hat, springt ihre Mutter Marta ein und hilft bei der Versorgung der beiden Kinder. Gerade Carolyn entwickelt eine sehr enge Bindung zu ihrer Oma, während sie sich von der eigenen Mutter mehr und mehr entfremdet. Es folgt eine sehr hoffnungslose Zeit für das junge Mädchen, welche in einem Leben auf der Straße endet. Wieder zurück zuhause scheint eine Aussprache schwierig zu sein. In Carolyns Tochter May Flower Dawn scheint sich die Geschichte erneut zu wiederholen, doch Jahre später versucht Dawn, die Frauen ihrer Familie endlich wieder miteinander zu versöhnen.

Auch mit dem zweiten Band dieser ergreifenden Familiengeschichte hat Francine Rivers mich voll erwischt. Ich weiß nicht, wie sie es schafft, aber selten hat mich ein Buch nicht nur aus erzählerischer, sondern vor allem aus emotionaler Sicht derart mitgerissen und auch nach Beenden des Lesens nicht losgelassen.
Es sind allesamt unglaublich starke und mutige Frauengestalten aus vier Generationen, die aber dazu verdammt scheinen, ihre eigene Geschichte einer schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung immer zu wiederholen. Beinah atemlos habe ich die Entwicklung von Hildemara, Carolyn und Dawn verfolgt, mit jeder von ihnen mitgefiebert und in vielen Situationen auf die erlösende Konfrontation und Aussprache gehofft. Aber die Aussprache kam nicht, und so hat sich immer mehr angesammelt, ungesagt und doch verletzend. Keine von den Frauen war komplett unschuldig an der Entwicklung, und doch trug auch keine die Schuld daran. Angst und Stolz, Liebe und Vertrauen sind in dieser Geschichte sehr feinfühlig und teilweise unbarmherzig miteinander verflochten. Manchmal war ich hin- und hergerissen zwischen Sympathie und Abneigung, mal erschien ein bestimmtes Verhalten mir völlig klar und verständlich, ein anderes Mal saß ich fassungslos da und fand es unverzeihlich.
Man kann den Charakteren also auf keinen Fall nachsagen, sie seien langweilig oder oberflächlich.

Ein Buch, das in seinem Leser solche Emotionen zu wecken vermag, verdient in meinen Augen viele, viele solcher Leser. Francine Rivers ist auf jeden Fall eine Autorin, die es verdient, gelesen zu werden. Auf gerade einmal 570 Seiten eine Geschichte von mehreren Generationen zu packen, ohne dabei den Leser irgendwo zu verlieren, ist mit Sicherheit ein Kunststück, das ihr so schnell keiner nachmacht.

Auch wenn die Hauptfiguren die Frauen jener Familie sind, so haben sie doch auch stets aufmerksame, liebevolle und kluge Männer an ihrer Seite, die ihnen eine große Stütze sind und damit wahrscheinlich nicht unmaßgeblich auf die Geschichte einwirken. Was mir ebenfalls sehr gefallen hat, war die lebendige Beziehung zu Gott, welche allen Frauen hilft, welche sich aber gerade bei Dawn nochmal entwickelt und sie reifen lässt.

Fazit: Es war mir ein besonderes Vergnügen, dieses Buch lesen zu dürfen, ich habe geweint und mitgefühlt beim Lesen und kann das Buch nur absolut weiterempfehlen. Für mich nicht das letzte Buch der Autorin!

Bewertung vom 20.07.2016
Die Hüterin der Geschichten
Wingate, Lisa

Die Hüterin der Geschichten


ausgezeichnet

Die Melungeons

Jennia Beth Gibbs hat es geschafft, den Bergen ihrer Kindheit zu entfliehen und sich in New York als Lektorin zu etablieren. Nun landet jedoch kurz nachdem sie bei dem Traditionsverlag Vida House angefangen hat ein seltsames altes Manuskript auf ihrem Schreibtisch, dessen Geschichte sie völlig in ihren Bann zieht. Jen macht sich auf die Suche nach dem Autor und landet dabei ausgerechnet an dem Ort, von dem sie damals geflohen war und den sie nie wiedersehen wollte. Schnell merkt sie, dass ihr nichts anderes übrig bleibt, als sich auch ihrer Vergangenheit nochmal zu stellen.

Soviel zum Inhalt, und viel mehr möchte ich auch nicht verraten. Es ist aber auf jeden Fall ein Buch das zu lesen es sich lohnt. Der Schreibstil ist sehr angenehm und macht das Lesen wirklich zu einem Genuss. Auch die Geschichte hat mich sehr schnell überzeugt, und so wie Jen war ich von der Geschichte in der Geschichte begeistert.
Jen als Charakter ist mir ans Herz gewachsen, ihre Kindheit in der sektenähnlichen Gemeinschaft in Lane´s Hill hat mich berührt. Wir erfahren nach und nach relativ viel von ihren Erfahrungen dort, und möchten dabei wahrscheinlich das kleine Mädchen am liebsten in den Arm nehmen. Ein Wunder, dass sie es geschafft hat, dem allen zu entkommen, im Gegensatz zu ihren anderen Geschwistern. Aber um es endgültig zu schaffen, muss sie sich einem Gott stellen, der früher vor allem bedrohlich war und Angst und Schuldgefühle verbreitet, von dem sie aber zu wissen glaubt, dass er ganz anders, viel liebevoller ist. Die Geschichte zeigt also ein im Prinzip wunderbares Gottesbild, das Jen sich aber hart erkämpfen muss und musste. Sie zeigt auch, was geschieht, wenn wir Gott nur als Mittel zum Zweck nutzen oder uns weigern, uns richtig mit ihm auseinanderzusetzen. Wir erleben quasi hautnah Jens innere Kämpfe mit, aus denen sie gestärkt hervorgeht. Natürlich läuft nebenher auch der spannende Teil der Geschichte ab, das Rätsel um das geheimnisvolle Manuskript möchte schließlich auch gelöst werden. Mit von der Partie ist stets der drollige kleine Hund mit dem wunderbaren Namen Freitag, der mir ebenfalls schnell ans Herz gewachsen ist.
Warum ich den Titel für meine Rezension ausgewählt habe: Die Volksgruppe der Melungeons hat es mir einfach angetan mit ihrem melodischen Namen.
Einziges kleines Manko: Der Epilog hat mich ein wenig unbefriedigt zurückgelassen, weil er einige Ungereimtheiten enthält. Nichtsdestotrotz ein wirklich schönes Buch, das mir beim Lesen sehr viel Freude gemacht hat und einige wirklich gute Passagen zum Thema Glauben in all seinen Facetten enthält. Daher auch fünf Sterne von mir.

Bewertung vom 14.07.2016
Die Erben von Snowshill Manor
Kretz, Ingrid

Die Erben von Snowshill Manor


gut

Seichte Unterhaltungslektüre

Wir befinden uns im Jahr 1805: Die junge Catherine wird als Gesellschafterin nach Snowshill Manor geschickt, wo sie der launischen Lady Martha die Zeit vertreiben soll. Schnell entdeckt sie, dass an der Familiengeschichte der Darabonts irgendetwas nicht stimmt und ist fest entschlossen, dem auf den Grund zu gehen. Dazu kommt der attraktive Mr. Harrison, dem sie immer wieder begegnet und der ihre Gefühle durcheinanderbringt.

Ingrid Kretz ist hier eine nette, unterhaltsame Geschichte gelungen. Zum einen eine schöne Liebesgeschichte, aber auch eine spannende Suche nach des Rätsels Lösung. Dabei ist mir die Hauptfigur Miss Catherine sehr schnell sympathisch geworden, hat sie doch ein großes Herz und beweist erstaunlichen Mut. Nebenbei bekommen wir noch einen guten Einblick in die gesellschaftlichen Gepflogenheiten der damaligen Zeit.
Einziges Manko an der Liebesgeschichte: Es war schon fast zu Beginn des Buches klar, wer es am Ende sein wird, die anderen Verehrer hatten keine Chance. Trotzdem verbirgt der Weg hin zu diesem Ende ein paar überraschende Wendungen.

Die anderen Charaktere des Buches waren teils mehr, teils weniger gut gezeichnet. Einige waren mir ein wenig zu seicht. Andere zeigten plötzliche Verhaltensänderungen, die so aber nicht ganz stimmig waren, das war natürlich etwas schade. Zu guter Letzt muss ich anmerken, dass mir die Geschichte insgesamt etwas zu glatt war. Da gab es Bösewichte, die aber nichts wirklich Böses getan haben. Am Ende ging auf einmal alles wie von selbst und leider driftete es dann auch kurz in eine kitschige Liebesschnulze ab.

Fazit: Einige Gegebenheiten passen nicht so richtig zusammen, eine seichte, aber trotzdem auch unterhaltende und spannende Geschichte.