Elmet

ausgezeichnet

Fiona Mozley hat mit "Elmet" ein grandioses Debüt vorgelegt, das man nicht so schnell vergisst. Sie beschäftigt sich in diesem sozialkritischen Roman mit Familienzusammenhalt, der Sehnsucht nach Ruhe und Zufriedenheit, um Recht und Moral. Atmosphärisch dicht und mit leisen Tönen erzählt sie von John und seinen beiden Kindern. Die Geschichte entwickelt durch diese Art des Erzählens eine unglaubliche Kraft und Wirkung.

Schon von Beginn an taucht man ein in ein düsteres, erdrückendes Szenario, das kein Happy End erwarten lässt. Fiona Mozley zeigt in beklemmenden, erschütternden Bildern, was es bedeutet am Rand der Gesellschaft zu sein, jede Arbeit annehmen zu müssen und wie leicht aus Freunden und solchen, die immer gerne Hilfe angenommen haben, Wendehälse werden. Sie hält schlichtweg unserer Gesellschaft ob all ihrer Ungerechtigkeiten den Spiegel vor. Man kann sich beim Lesen dem Sog nicht entziehen, der die kleine Familie mit sich reißt.

Sprachlich brillant schafft sie es mühelos jede kleinste Stimmungsschwankung einzufangen und die Spannung bis zum eskalierenden Ende aufrecht zu halten. Nach der letzten Seite war ich von der Brutalität der Menschen in physischer, als auch in psychischer Hinsicht überwältigt. Diese traurige Geschichte vereint viele Körnchen Wahrheit in sich und wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.

Fazit: Fulminantes Debüt, intensiv, düster und grandios erzählt

Willst du Blumen, kauf dir welche

sehr gut

"Willst du Blumen, kauf dir welche" ist der erste Roman, den ich von Ellen Berg gelesen habe - und ganz sicher nicht der Letzte. Erfrischend locker nimmt sie den Online-Dating-Wahnsinn unter die Lupe. Daraus entstehen kurzweilige witzige und fesselnde Situationen, die den Leser unweigerlich zum Schmunzeln bringen. Ellen Berg lässt jede Seite mit ihrem einnehmenden, flotten Schreibstil und herrlichen Dialogen zu einem unvergesslichen Lesevergnügen werden. Ihre Mischung aus Liebesgeschichte, Humor und Ernsthaftigkeit fügt sich zu einem harmonischen Ganzen zusammen.

Alle Charaktere sind detailliert und bis ins kleinste Detail so authentisch skizziert, ich hatte sie beim Lesen stets vor Augen. Besonders Tante Hilde ist eine meiner Lieblingsfiguren im Buch. Frohgemut und das Herz am rechten Fleck, ist sie mit ihrer aufgeschlossenen Art und ihren flotten Sprüchen neben Lena eine der Sympathieträgerinnen im Buch. Gerade auch wegen der absolut gelungenen Figuren konnte ich in der Geschichte regelrecht versinken und Lenas unglaubliche, teils schrägen Dates so richtig genießen.

Einen dicken Pluspunkt gibt es noch zum Schluss, denn neben einer herrlich unterhaltsamen Geschichte bekommt man eine Fülle guter Buchanregungen ganz nebenbei dazu.

Bonnie Propeller

sehr gut

"Bonnie Propeller" ist eine kleine, feine Erzählung, die mitten ins Herz trifft - und das nicht nur bei Hundebesitzern. Nachdem ich ihr Foto am Beginn des Buches gesehen hatte, war ich sofort begeistert. Deshalb fiel es mir auch stellenweise ziemlich schwer nachzuvollziehen, wie man ernsthaft in Erwägung ziehen kann, Bonnie nicht zu behalten. Aber der Autorin erging es ja ebenso. Offen und absolut ehrlich schreibt sie über ihre Vorbehalte und Zweifel, ob Bonnie wirklich der richtige Hund für sie sei. Zugleich erzählt sie in ruhiger, entspannter Art und Weise, wie es die kleine Hundedame schafft, sich in ihr Herz zu schleichen.

Dieser Weg des Kennenlernens zwischen Mensch und Hund ist so pointiert und liebevoll geschrieben, man spürt, wie die Freundschaft stetig wächst und beide zu ihrem Glück finden. Auch als Leser bleibt man mit einem Gefühl voll Harmonie nach der letzten Seite zurück. Echte Werte zählen eben doch noch. Wunderschön zu lesen, ist diese kleine Geschichte eine willkommene Abwechslung in unseren unruhigen Zeiten. Ich jedenfalls hätte am liebsten endlos über Bonnie weitergelesen.

Der Spiegelmann / Kommissar Linna Bd.8

sehr gut

Das schwedische Autorenduo begeistert seit Jahren Tausende von Menschen mit ihren Krimis, deshalb war ich umso gespannter auf ihren neuesten Streich "Der Spiegelmann". Obgleich es sich dabei um den mittlerweile achten Band rund um den finnischen Ermittler Joona Linna handelt, so lässt sich dieser losgelöst von der Reihe lesen.

Joona Linna könnte mit seinen unkonventionellen Ermittlungsmethoden und seinem Rauschmittelkonsum glatt als finnischer Sherlock Holmes durchgehen und doch ist er mehr als eine blasse Kopie des britischen Meisterdetektivs. Begleitet von einer belastenden Vergangenheit widmet er sich gänzlich der Lösung des aktuellen Falles und legt dabei eine beeindruckende Beharrlichkeit an den Tag, um dem Opfer Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

Für einen Thriller ist die Sprache dabei ungewohnt bildhaft, selbst kleinere Nebenfiguren und Schauplätze werden ausführlich beschrieben, was mir nach anfänglicher Eingewöhnung jedoch sehr gut gefallen hat. Diese Detailverliebtheit spiegelt sich auch in der Schilderung der brutaleren Szenen, wie etwa der erbarmungslosen Hinrichtung des Mädchens, wider. Einerseits sorgt dies mehrmals für einen flauen Magen während des Lesens, andererseits gewinnt die Handlung dadurch an Authentizität und Eindringlichkeit.

Die Handlung selbst nimmt rasch an Fahrt auf und hält aufgrund der geschickten Perspektivwechsel ein durchgehend hohes Spannungslevel, weshalb ich diesen Thriller trotz seiner zahlreichen grausamen wie absolut menschenunwürdigen Szenen nicht aus der Hand legen konnte. Obendrein brilliert "Der Spiegelmann" mit einer interessanten Storyline und einem grandiosen Plottwist gegen Ende, welcher den Blickwinkel auf die gesamte Erzählung rückblickend verändert.

"Der Spiegelmann" war mein erster, jedoch bestimmt nicht letzter Thriller des Autorenduos Lars Kepler. Er beeindruckt mit einem geradlinigen wie raffinierten Ermittler, welcher einem abscheulichen Vergehen auf der Spur ist sowie einem durchgehend hohen Spannungsniveau, das einen abschließend genialen Plottwist bereithält.

Die Schokoladenvilla - Zeit des Schicksals / Schokoladen-Saga Bd.3

ausgezeichnet

Da ist er nun, der Abschluss dieser wunderbaren Romantrilogie über die Stuttgarter Schokoladendynastie Rothmann. Auch diesmal schaffte es Maria Nikolai wieder mich von der ersten Seite an in die Welt der Schokolade zu entführen. Wie immer sind die historischen Details hervorragend recherchiert und die Handlung darin wunderbar verwoben. Mit angenehm lockerer, leichter Feder geschrieben, entfaltet der Roman ziemlich schnell seine Sogwirkung. Man ist als Leser Teil der Familie und fiebert mit den Figuren mit. Die Familie ist mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen, man freut sich und leidet mit ihnen mit. Aber auch alle übrigen Charaktere sind wunderbar und detailliert skizziert, sie passen perfekt in diese Zeit.

Das Besondere ist diesmal jedoch der Schauplatz New York, an dem ein Großteil der Geschichte spielt. Durch die präzisen Beschreibungen findet man sich im quirligen Geschehen dieser Weltmetropole wieder und kann zudem einen Seitenblick auf die High Society werfen. In dieser wundervollen Kulisse versuchen sich nun Victoria und Andrew zu bewähren. Die Kombination aus Liebes-, Familiengeschichte und Krimi macht „Die Schokoladenvilla“ zu einem wahren Lesegenuss. Neben einer absolut lesenswerten Handlung sind es gerade die intensiven Einblicke hinter die geheimen Pforten einer Schokoladenfabrikation, die dieser Trilogie ihre Einzigartigkeit verleiht.
Die famosen Schokoladenkreationen der „German Chocolate Queen“ sind zum Dahinschmelzen und lassen während des Lesens den Appetit auf Schokolade ins Unermessliche steigen - jedenfalls bei mir.

Auch diesmal bin ich wieder begeistert am Lesen gewesen, denn Maria Nikolai ist für mich ein Garant für ausgezeichnet recherchierte historische Romane, spannend und mitreißend geschrieben. Schade, dass die Schokoladenvilla nun ihre Tore geschlossen hat, das ist das weinende Auge. Das Lachende freut sich über das große Lesevergnügen, das sie mir bereitet hat.

Asche ist furchtlos (eBook, ePUB)

sehr gut

Ohne lange Vorrede taucht man gänzlich ein in die Erinnerung eines Menschen, der den Verlust seiner großen Liebe nie wirklich verarbeitet hat und sich nun - 15 Jahre später - seiner Vergangenheit stellt. Anfangs erzählt er stockend von seiner Ziellosigkeit im Leben, als er Nora trifft wird er jedoch mutiger, sein Bericht farbenfroher und lebendiger. Gemeinsam mit Jonas wird man Teil der bunten, lauten und pulsierenden Szene des Berliner Clublebens, um den Moment berauscht von Alkohol, Drogen und dem Leben zu genießen.

Jene mitreißende Stimmung spiegelt sich auch in dem schnellen Erzähltempo wieder, welches ähnlich eines vom Bass getragenen Techno-Beats nach vorne prescht. Trotz ihrer Andersartigkeit wird man in eine fremde Welt hineingesogen, deren scharf gezeichnete Charaktere einem womöglich gerade wegen ihrer zahlreichen Schwächen und ihrer Authentizität unmittelbar ans Herz wachsen.

Aufgrund der geschickt gewählten Erzählperspektive erhascht man Jonas emotional gefärbten Blick auf die Geschehnisse. Aber dennoch ist es faszinierenderweise Nora, welche die Geschichte durch ihr Handeln und das plötzliche Verschwinden dominiert. Sie ist der magnetische Pol der Szene, jeder sucht ihre Nähe und doch gelingt es niemandem hinter ihre Fassade zu blicken. Gerade jene Distanziertheit, die bis zum Ende nicht verschwindet, finde ich besonders interessant, da sie der Erzählung einen geheimnisvollen Touch verleiht und sie zugleich realitätsnäher werden lässt.

"Asche ist furchtlos" ist intensiv und mitreißend, berauschend wie abschreckend und lebt neben den scharf gezeichneten Charakteren von einer klaren direkten Sprache, die in ihrer Schnörkellosigkeit besonders eindringlich ist.

Die verschwindende Hälfte

ausgezeichnet

Brit Bennett hat einen fulminanten generationsübergreifenden Familienroman geschrieben, der mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen hat. Sie verarbeitet eine Fülle von gesellschaftlich wichtigen Themen in dieser Geschichte, angefangen von Rassismus, von Identitätssuche und der Suche nach einem neuen Leben bis hin zu Freundschaft und Verlust. Sie hält der amerikanischen Gesellschaft den Spiegel vor ohne anklagend zu wirken. Jeder kann zwischen den Zeilen seine Schlussfolgerungen selbst ziehen.

Durch die unterschiedlichen Lebensentwürfe der beiden Vignes -Zwillinge gelingt ihr das perfekt. Alle Charaktere sind messerscharf bis ins kleinste Detail analysiert und skizziert, authentischer geht es fast nicht. Dadurch entsteht eine filmreife Lebendigkeit, die noch verstärkt wird durch ihre komplexen und atmosphärisch dichten Situationsbeschreibungen. Mit einer lockeren, angenehmen und sehr ansprechenden Sprache und genialen Diaologen erzeugt sie eine Sogwirkung, derer man sich nicht entziehen kann. Die zahlreichen Cliffhanger tragen ihrerseits einen großen Anteil dazu bei.

"Die verschwindende Hälfte" ist ein berührender Roman, großartig erzählt von einer Autorin, die genau hinsieht und die Dinge beim Namen nennt ohne zu urteilen.

Die Verfluchten. Lucius und Lyra / Kadask Bd.1

sehr gut

Normalerweise bin ich alles andere als ein Freund von Fantasy, aber für dieses vielversprechende Debüt habe ich eine Ausnahme gemacht und wurde positiv überrascht. Neben dem lockeren, mitreißenden Schreibstil lag das vermutlich auch an den nur geringfügig eingestreuten phantastischen Elementen. Tatsächlich hätte ich mir an dieser Stelle manchmal aber sogar ein bisschen mehr Informationen über die Welt, in der man sich befindet, gewünscht. Recht viel mehr, als dass es mit den Kadask und den Tares zwei rivalisierende Lager gibt, die sich um die Herrschaft streiten, erfährt man leider nicht.

Dafür steht besonders in der ersten Hälfte des Romans die Liebesromanze zwischen Lucius und Lyra im Vordergrund, welche auch ohne ausschweifende Erläuterungen wunderbar funktioniert und während des Lesens für einige Herzklopfmomente sorgt. Doch der rosarote Filter der Liebe wird schon bald durch grausame Düsternis und Brutalität abgelöst. Obwohl diese Passagen schmerzhaft zu lesen sind, so verleihen sie dem Roman doch an Authentizität, wenngleich mir hier abermals ein paar Hintergrundinformationen gefehlt haben.

Was mir allerdings sehr gut gefallen hat, war die starke Charakterzeichnung. Nicht nur Lyra und Lucius, sondern auch die Nebencharaktere hatte ich dank der lebhaften Beschreibung ihres Aussehens sowie ihrer Eigenheiten bildlich vor Augen. Lyra finde ich dabei besonders faszinierend, denn neben einer spannenden wie erschreckenden Vergangenheit ist sie unglaublich willensstark und bleibt ihren Prinzipien und vor allem sich selbst treu, was ich besonders angesichts ihrer Situation sehr beeindruckend finde.

"Die Verfluchten – Lyra und Lucius" ist der mitreißende Auftakt einer vielversprechenden Fantasyreihe rund um magische Fähigkeiten und eine dystopische Welt, die in zwei verfeindete Gruppen gespalten ist, und neben authentischen Charakteren mit einer berührenden wie schmerzhaften Liebesgeschichte überzeugt.

Universisch für Anfänger: Das Universum spricht zu dir auf vielen Wegen. Wie eine Reise nach Lissabon zur Entdeckung des wahren Selbst führte.

sehr gut

Olga Schindler ist mit ihrem ersten Buch ein unterhaltsames Debüt mit Tiefgang gelungen. Sie nimmt ihre Leser dabei mit in die wunderschöne portugiesische Stadt Lissabon. Fernab der Touristenpfade taucht man ein in das pulsierende portugiesische Leben. Diese ganz besondere südländische Atmosphäre wabert durch das ganze Buch. Inmitten ihrer Traumstadt versucht nun die sympathische Titelheldin Emma ihrem Leben eine neue, erfüllende Ausrichtung zu geben. Doch den richtigen Lebensweg zu finden ist nicht so einfach. Man kann gar nicht anders als mit ihr mitzuleiden, sich mit ihr über Schritte in die richtige Richtung zu freuen und mit ihr über das Leben nachzudenken.

Flott und mitreißend geschrieben verfliegen die Seiten viel zu schnell. Trotzdem lohnt es sich immer wieder innezuhalten, um über die Fragen, die sich Emma stellt, ihre Gedanken und Ängste, nachzudenken und auf das eigene Leben zu übertragen.

Auch wenn das Universum nicht alle Wünsche erfüllen kann, so zeigt dieses Buch auf sehr kurzweilige Art und Weise, dass man nur gewinnen und etwas im Leben verändern kann, wenn man versucht allen Schwierigkeiten zum Trotz, seinen eigenen Weg zu gehen.

"Universisch für Anfänger" ist eine absolut erfrischende und lesenswerte Kombination aus unterhaltsamem Roman, kleinem Reiseführer und Lebensratgeber zum Thema selbstbestimmtes Leben. Es hat mir große Freude bereitet, Emma ein Stück auf ihrem Weg begleiten zu dürfen.

Wonderlands

ausgezeichnet

"Wonderlands" ist äußerlich wie innerlich ein absoluter Hingucker und für jeden Literaturbegeisterten ein wahres Vergnügen. Angefangen bei den einleitenden Worten Laura Millers, welche den Leser auf eine kurze Reise durch die Literaturgeschichte der Phantastik entführt, über die epochenartige Untergliederung bis hin zu der dezidierten Werkauswahl fügt sich alles zu einem absolut stimmigen Gesamtkonzept.

Beginnend bei den alten Mythen & Legenden (bis 1700) über Wissenschaft & Romantik (1701-1900) und das goldene Zeitalter der Fantasy (1901-1945) bis hin zur neuen Weltordnung (1946-1980) und dem Computerzeitalter (1981-heute) kann man sich schmökernd oder systematisch auf die Reise durch die fantastischen Geschichten im Wandel der Zeit begeben. Zudem finden sich darin zu jeder Geschichte zahlreiche Hintergrundinformationen, die spannende Details zutage fördern.

Besonders eindrucksvoll sind jedoch die Abbildungen, welche jedes Werk individuell perfekt in Szene setzen und "Wonderlands" den letzten Feinschliff verpassen. So wird H.G. Wells "Die Zeitmaschine" eindrucksvoll durch ein Filmplakat unterstrichen, während Terry Pratchetts Scheibenwelt-Reihe mit wundervollen farbenfrohen Illustrationen untermalt wird.

"Wonderlands" ist das perfekte Geschenk für alle Buchliebhaber, die sich gerne auf die Spuren ihrer Helden und der Inspirationen der kreativen Köpfe dahinter begeben möchten und beeindruckt neben interessanten Details mit großartigen Abbildungen.