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Benutzername: 
CM94
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 884 Bewertungen
Bewertung vom 11.02.2024
Strong & Weak / Coldhart Bd.1
Kiefer, Lena

Strong & Weak / Coldhart Bd.1


ausgezeichnet

Nachdem die Westwell-Reihe mich absolut begeistert und vom Hocker gehauen hat, habe ich mich tierisch auf die Auskopplung mit Elijah in der Hauptrolle gefreut. Und meine Erwartungen wurden absolut nicht enttäuscht: große Emotionen, liebenswerte Figuren, Upper-Eastside-Flair und Suspense Faktor- ich liebs total.

Zum Inhalt: nachdem Elijah im Alter von neun Jahren entführt und erst nach zehn Tagen gerettet wurde, lebt er in ständiger Angst. Und obwohl er seine PTBS inzwischen gut im Griff hat, basiert sein Leben vor allem auf Routinen und Regeln. Und eine davon lautet: verliebe dich nicht. Bis er auf Felicity trifft.

Die Story rund um Elijah wurde ja bereits in der Westwell-Reihe angeteasert und ich fand diesen Aspekt der Handlung da schon richtig spannend. Nun steht er endlich im Fokus. Und das ist echt hart, seine Flashbacks in die Vergangenheit zu lesen. Gleichzeitig gefällt mir dieses Crime/Suspense Faktor an der Reihe so unglaublich gut, weil er ihr nicht nur Spannung, sondern auch Tiefe verleiht.

Die beiden Protas sind wieder absolut hinreißend, aber ich hab mein Herz ja auch direkt an die Eastie Boys verloren. Finde diese Art Friendship Goals ins YA/NA-Geschichten immer so schön und auch so wichtig nen Fokus auf andere Beziehung außerhalb der Romance zu legen. Das Buch schafft es den Spagat zwischen unbeschwerten Szenen und Deep Talk zu meistern und ist mir wieder total ans Herz gegangen.

Das Ende ist zwar eine Art Cliffhanger, aber eigentlich kann man sich ja genau denken, was da abläuft. Freue mich trotzdem wahnsinnig auf Band 2 und finde die Story wieder sehr mitreißend. Nach Westwell konnte mich auch der Auftakt der Soldhart-Reihe wieder absolut überzeugen und ich will unbedingt mehr davon.

Bewertung vom 11.02.2024
Malinverno oder Die Bibliothek der verlorenen Geschichten
Dara, Domenico

Malinverno oder Die Bibliothek der verlorenen Geschichten


ausgezeichnet

Ich hab mich quasi schon in den Titel des Buch verliebt, also war es eigentlich nicht verwunderlich, dass ich auch den Rest geliebt habe. Es ist eine wundersame, verträumte Geschichte, über einen besonderen Ort, die Liebe zu Büchern und die Nostalgie der Liebe. Wer sich auf dieses Buch einlässt, wird sein Leben bereichern, denn ich denke, dies ist eins dieser die hängen bleiben und an die man immer wie zurückdenkt.

Zum Inhalt: Timpamara, ein kleines Dorf in Italien. Eine Papierfabrik und später eine Papierpresse waren der Grund, warum die Leute im Ort in Büchern nicht nur eine Lebensgrundlage gefunden haben, sondern ihnen auch ihre ungewöhnlichen Namen verdanken. Astolfo Malinverno war das Kind eines Fabrikanten und einer Frau die Bücher liebte. Und jetzt ist der Bibliothekar. Doch als er plötzlich auch zum Friedhofswärter wird, nimmt sein Leben eine ungeahnte Wendung und Aastolfo erfährt, was Liebe bedeutet.

Ich mochte den ruhigen, völlig unaufgeregten Erzählstil. In Timpamara nehmen die Dinge einfach ihren Lauf und die Menschen ebenso. So skurril wie der Ort selbst, die Namen seiner Einwohner und das zentrale Freidhofs-Thema zuerst anmuten mögen, so schaffen sie doch schnell ein Bild der Vertrautheit. In Timpamara hat alles seinen Platz- vor allem der Tod.

Das Ableben als Leitmotiv scheint erstmal ein merkwürdiger Ausgangspunkt für eine Liebesgeschichte zu sein, gibt ihr aber gleichzeitig auch etwas philosophisches, einen Hauch Nostalgie und eine Prise Was-wäre-wenn. Hat mir richtig gut gefallen, dass Astolfos Idealisierung der ihm unbekannten Emma überhaupt nichts Anstößiges hat, sondern stattdessen sanftmütig und ehrehrbietend wirkt. Die Melancholie des Todes ist an vielen Stellen im Buch präsent, wird von die Figuren aber angenommen, was dem Tod seinen Schrecken nimmt.

Gleichzeitig hatte das Buch etwas schelmisches, da auf dem Friedhof nicht nur Tote beerdigt werden und die von Astolfo verfassten, literarischen Todesanzeigen waren mein kleines Highlight. Aber auch die rästselhafte Geschichte um die schöne Unbekannte konnte mit abholen und begeistern. Ein Buch, das nachklingt und mir wahnsinnig gut gefallen hat.

Bewertung vom 11.02.2024
So was wie Freunde
Osborne, Bella

So was wie Freunde


ausgezeichnet

Ein Buch über eine ganz besondere Freundschaft, über Hilfsbereitschaft und Loyalität und über die Liebe zu Büchern. Ein Buch, das einfach alles hat, um dem Leser das Herz aufgehen zu lassen. Ich habe die Geschichte quasi von Beginn an geliebt, weil sie so menschlich, so authentisch und auf traurige Art einfach schön ist. Klare Leseempfehlung.

Zum Inhalt: Tom hat es in der Schule nicht leicht, und auch zu Hause läuft es schon seit einiger Zeit nicht mehr gut. Seine Zuflucht die die örtliche Bibliothek, ein Ort der Ruhe und Sicherheit. Dort trifft er auf die Rentnerin Maggie, die allein auf einer Farm lebt und Tom schnell durchschaut. Die beiden freunden sich an, geben einander Halt und als die Schließung der Bücherei droht, setzen sie alles daran, diese zu erhalten.

Gott, ich liebe Maggie. Sie ist die Art von engagierter Rentnerin und liebevoller Ersatz-Oma, die Romane einfach großartig werden lassen. Eine gelungene Mischung aus großherzig, humorvoll und rüstig. Für mich ist sie das Herz des Buches, die Figur, die alles zusammenhält und dabei auf sanfte Art verdeutlicht, dass Menschen fehlbar sind, Schwächen eingestehen und sich ändern können.
Tom macht innerhalb der Geschichte eine tolle Entwicklung durch. Ist sein Schicksal zu Anfang einfach mitleiderregend, beginnt er für sich einzustehen, aus sich herauszukommen und für sich selbst mehr zu wollen und einzufordern. Ich finde durch beide Figuren, die einander toll ergänzen werden wichtige Botschaften für das zwischenmenschliche Miteinander vermittelt, was mir gut gefallen hat.

In diesem Buch geht es viel um Verlust, Einsamkeit und darum, seinen Platz in der Welt zu finden. Aber es geht auch Vergebung, Zusammenhalt und Vertrauen. Das Buch hatte für mich neben seiner emotional tiefgreifenden Hauptgeschichte auch viele schöne Schmunzel-Momente und vermittelte mir als Leser dieses unterschwellige Gefühl, dass am Ende alles gut wird. Für mich es eines dieser Wohlfühlbücher, die ich wahnsinnig gerne lese und eine kleine Erinnerung, wie bereichernd es ist, sein Leben für andere zu öffnen.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und fand die beiden Sprecher absolut grandios, sie haben die Geschichte für mich wirklich lebendig werden lassen und es war eine Freude, ihnen zuzuhören. Ich fand ihre Stimmen auch sehr passend für die beiden Hauptcharaktere und sie haben dazu beigetragen, mir ein plastisches Bild von Tom und Maggie zu machen.

Eine wunderschöne Geschichte, die ich jedem nur ans Herz legen kann

Bewertung vom 11.02.2024
Steinerne Schwingen / Dark Elements Bd.1
Armentrout, Jennifer L.

Steinerne Schwingen / Dark Elements Bd.1


sehr gut

Jennifer L. Armentrout schreibt einfach tolle Fantasybücher mit vielschichtigen Figuren, die nicht nur klassisch schwarz/weiß, gut/böse sind und mit denen ich immer gut mitfiebern kann. "Steinerne Schwingen" ist der Auftaktband der Dark Element-Reihe und entspricht auch wieder voll diesem Schema, dass hinten den Figuren mehr steckt, als man im ersten Moment vermuten könnte. Eine Geschichte über Identität, Außenseitertum, Freundschaft und Liebe. Und über eine Gefahr, die die Welt erschüttern könnte.

Zum Inhalt: Layla ist ein Mischwesen, das es so eigentlich nicht geben dürfte. Sie ist halb Dämomin, halb Wächterin und hätte sie nciht ein besondere Gabe, hätte man sie nicht leben lassen. So aber dient sie den Wächtern, lebt bei ihnen und kämpft jeden Tag damit ihre dämonischen Verlangen zu unterdrücken. Bis sie auf den Dämon Roth trifft, der sie alles hinterfragen lässt, was sie zu wissen glaubte.

Layla tat mir zu Beginn der Geschichte einfach nur leid, denn nicht nur in der Schule ist sie eine absolute Außenseiterin und Opfer verbaler Angriffe, auch in ihrer eigenen Familie nimmt sie eine Randposition ein. Dementsprechend hat mir ihre Entwicklung innerhalb der Geschichte, sich von den indoktinierten Konventionen der Wächter zu lösen, total gut gefallen. Sie nimmt ihr Wesen, ihren Ursprung und ihre Bedürfnisse an, statt sich in Ketten legen zu lassen.

Die ganzen Zusammnhänge einzelnen Dämonen und ihrer Intentionen werden eher oberflächlich behandelt, da es sich ja aber um eine Reihe handelt, kommt da sicherlich im Verlauf der Geschichte noch mehr dazu. Ich mochte, dass es Urban Fantasy ist und sie bisher nicht allzu komplex war. Man kommt generell gut und schnell in grundlegende Konzepte rein.

Die Lovestory war ok, ist aber auch noch ausbaufähig. Am Anfang wirkt Layla aufgrund ihrer Isloation schon sehr bedürftig und auch leicht beeinflussbar, was ja absolut nachvollziehbar ist. Es hat mir aber gefallen, dass die Lovestory nicht total im Fokus stand, sondern eher die drohende Gefahr, was die Geschichte auch spannend gestaltet hat.

Solider Auftakt, da geht aber auf jeden Fall noch mehr.

Bewertung vom 04.02.2024
Wellness
Hill, Nathan

Wellness


sehr gut

Dieses Buch funktioniert einfach fantastisch als Hörbuch. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es durchgezogen hätte, wenn ich es hätte selbst lesen müssen. Aber als Hörbuch hat es mir ausgesprochen gut gefallen, was nicht zuletzt an der sehr angenehmen Stimme und dem kontinuierlichen Erzähltempo des Sprechers lag. Ein Buch über die Tücken des Lebens, von Beziehungen und dem sich einstellenden Alltagstrott.

Zum Inhalt: Für Jack und Elisabeth ist es Liebe auf den ersten Blick, auch wenn sie das einander erst deutlich später eingestehen. Doch nach 16 Jahren Ehe sehen sich Jack und Elisabeth mit einem Alltag konfrontiert, der sie nicht mehr erfüllt und ihren gegensätzlichen Lebensmodelle und Vorstellungen nicht mehr gerecht werden kann. Unweigerlich stellt sich die Frage: kann man diese Beziehung noch retten? Lohnt es sich für sie zu kämpfen?

Der Schreibstil ist bildhaft, teilweise fast schon ausschweifend in seinem Detailreichtum, sodass ich vor allem auch in der Anfangsphase der Beziehung zwischen Jack und Elisabeth das Gefühl hatte, mich selbst in diesem wohligen Wandel aus Zufriedenheit und Weltvergessenheit zu befinden. Der schleichende Prozess, bei dem sich die Beziehung hin zu einem nebeneinanderher leben wandelt, wird sehr anschaulich dargestellt, sehr nahbar und nachvollziehbar.

Die Geschichte schweift immer mal ab von der eigentlichen Haupthandlung und beleuchtet auch den emotionalen Werdegang der beiden Protagonisten. Teilweise war mir das ein bisschen zu viel des Guten und die Stories klangen teilweise etwas hanebüchen, egal ob es um die wirtschaftlichen (Miss)erfolge von Elisabeths Verwandten geht oder um die emotionale Distanziertheit, die in meinen Augen an Missbrauch grenzt, bei Jacks Eltern. Es werden einfach insgesamt wahnsinnig viele unterschiedliche Themen angeschnitten, was mich zwischenzeitlich ein bisschen überfordert hat. Trotzdem passt das alles zusammen, ergänzt und vervollständigt sich.

Ich fand Elisabeths Art ihre Lebenssituation, das Verhalten ihres Kindes und generell alles tot zu analysieren und unter psychologischen Gesichtspunkten und Studien zu bewerten, wahnsinnig anstrengend. Vor allem das ständige Referenzieren wissenschaftlicher Publikationen. Irgendwie hat sie mir das direkt unsympathischer gemacht, sodass ich langsam, aber stetig für Jack Stellung bezogen habe, obwohl natürlich auch der nicht einfach das Opfer seiner Umstände ist. Dazu kommt auch Elisabeth sonst so nüchterne Art über sich selbst, andere und ihre Umwelt zu urteilen, die teilweise einfach abwertend wirkt. Jack dagegen bewegt sich irgendwo zwischen bemüht und unbeholfen.

Obwohl ich an vielen Stellen mit dem Buch und den Protagonisten angeeckt bin, hat es mir aus Gesamtwerk doch gefallen, zum Nachdenken angeregt und eine ganze Palette an Emotionen in mir hervorgerufen. Ich glaube ich habe lange keiner Geschichte zu zwiegespalten und parteiisch gegenübergestanden, sie aber unter dem Strich dann doch wahnsinnig gern gemocht. Cooles Buch!

Bewertung vom 04.02.2024
Das Mörderarchiv Bd.1
Perrin, Kristen

Das Mörderarchiv Bd.1


ausgezeichnet

„Das Mörderarchiv“ bewegt sich nach meinem Empfinden irgendwo zwischen Cosy Crime und Familiendrama. Eine Geschichte voller Geheimnisse, Verrat und einem Mord, der viel Staub aufwirbelt. Für mich war diese Geschichte sehr unterhaltsam und durchaus spannend erzählt, mit einem Hauch dunkler Mystik.

Zum Inhalt: obwohl Annie bisher nie Kontakt mit ihrer Großtante Francis hatte, wird sie von der alten Dame zu einem Treffen einbestellt. Doch dieses soll nicht zustande kommen, da Francis vorher ermordet wird. Da ihr Tod ihr in ihrer Jugend bereits vorausgesagt wurde, war Francis von ihrem Ableben besessen, selbst mach dem Tod. Denn wer den Mord an ihr aufklärt, erbt alles.

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt und Annie erfährt mithilfe des Tagebuchs ihrer Großtante viel über deren Vergangenheit und über das rätselhafte Verschwinden von Emily, einer von Francis engsten Freundinnen. Ich mag diese Art des Erzählers wirklich gern, weil es das Gesamtgeschehen sehr nahbar macht. Hier bekommt der Leser außerdem häppchenweise immer mehr Hinweise zu Francis Vergangenheit, die scheinbar direkt mit den Ereignissen der Gegenwart verknüpft sind.

Das Buch ist eine gelungene Mischung aus Detektivgeschichte, inklusive Who-Dunnit-Charakter, und einer Familiengeschichte mit vielen Verstrickungen. Teilweise sind die Handlungen schon überspitzt, passen aber hervorragend zum britischen Charme der Figuren und dem Downton Abby Setting. Und dazu umweht die gesamte Story der Hauch eines Skandals, der nur noch aufgedeckt werden muss.

Für mich war die Geschichte von Anfang bis Ende sehr stimmig, toll geplattet und durchgehend von unterschwelliger Spannung. Es gibt einiges zu entdecken und aufzudecken und ich freue mich, dass weitere Bände folgen sollen.

Bewertung vom 04.02.2024
Thieves' Gambit Bd.1
Lewis, Kayvion

Thieves' Gambit Bd.1


gut

Ich fand das Konzept des Buches wahnsinnig interessant: eine Gruppe von Dieben, die gegeneinander antreten um am Ende den Besten zu küren, dabei aber in unterschiedlichen Aufgaben zusammenarbeiten müssen. Leider kam das Buch für meinen Geschmack ziemlich lange nicht in Fahrt und auch das große Finale war eher ernüchternd.

Zum Inhalt: Rosalyn Quest entstammt einer Familie von Dieben. Meisterdieben um genau zu sein. Aber sie hat die ewigen Job, die Einsamkeit und das strenge Regiment ihrer Mutter satt und will ausbrechen. Doch dann wird ihre Mutter entführt und Rosalyn sieht nur eine Chance sie zu retten: sie muss das Thieves Gambit gewinnen. Und die erste Regel dazu lautet: traue niemandem.

Die Gruppe von Dieben fand ich toll ausgewählt und ausgestaltet. Jeder hatte so seine Spezialitäten und geheimen Kniffe, von denen der Leser etliche Kostproben bekommt. Das hat mir gut gefallen, auch die einzelnen Aufgaben im Gambit waren gewagt ausgewählt und dramatisch umgesetzt. Schade eigentlich, dass es davon nur so wenige gab.

Schwierig hingegen fand ich jegliche zwischenmenschliche Interaktion. Ross ist extrem misstrauisch, was total nachvollziehbar ist, wenn man das manipulative, toxische Umfeld bedenkt, in dem sie aufgewachsen ist. Aber besonders da Vertrauen, Freundschaft und Loyalität hier eine große Rolle spielen, war es oft anstrengend Ross Gedanken bzgl. der Nebencharaktere zu folgen. Denn auch Verrat spielt eine große Rolle.

Generell kam für mich durch dieses stetige Hin und Her nie so recht Spannung im Gambit auf. Die allumgreifenden Motive sind alle sehr egoistisch ausgelegt und für mich gab es keinen echten Sympathieträger. War insgesamt ok und hat sich zügig lesen lassen, konnte meinen hohen Erwartungen aber nicht gerecht werden.

Bewertung vom 04.02.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


gut

Bücher von Ursula Poznaski sind immer absolute Must-reads für mich, weil sie meist nicht nur aktuelle und/ oder brisante Themen aufgreifen, sondern auch immer echt packend und atmosphärisch sind, ohne grausam oder blutig zu sein. So auch „Die Burg“- absolut cooles Thema, stimmungsvoll und modern umgesetzt und für mich ein echtes Grusel-Szenario.

Zum Inhalt: eine alte Burg als Kulisse für ein unglaubliches Escape-Room-Erlebnis. Und nicht nur das Setting ist ein exklusives Highlight, die Burg ist auch komplett mit KI ausgestattet, was die Escape Rooms auf die Präferenzen der Besucher zuschneiden soll. Vor dem offiziellen Eröffnungatermin soll ein speziell ausgewähltes Team von Experten die KI-Erfahrung testen. Doch die verfolgt ihre ganz eigenen Ziele.

„Die Burg“ gibt dem Locked-In Thema nochmal einen besonderen, anspruchsvollen Touch und spielt zudem mit den dunklen Geheimnissen der Teilnehmer. Wer Poznaski-Bücher kennt weiß, dass hinter den oberflächlich einfach beunruhigenden Szenarien meist eine tiefe Ebene verborgen liegt, die mit der Psyche der Figuren spielt. Diesem Konzept ist sie auch hier treu geblieben.

Die Story ist durchaus atmosphärisch ausgearbeitet, vor allem was die Details der Räume anbelangt. Persönlich hätte es mir glaube ich besser gefallen, wenn es weniger Räume gegeben hätte und die vorhandenen stattdessen detailreicher beschrieben und die Rätsel mehr aufs Mitraten ausgelegt gewesen wären. So war es ingesamt doch ganz schön viel und die einzelnen Räume und Erlebnisse konnten gar nicht richtig erfasst und ausgekostet werden.

Storytechnisch war das Buch wieder cool und brisant, bei der Erzähltechnik war aber diesmal für mich noch Luft nach oben. Trotzdem ein sehr ansprechendes Buch, das sicher viele und vor allem „Poznanski-Neulinge“ sicher begeistern wird.

Bewertung vom 22.01.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


sehr gut

Ein Roman von Tsokos und Tsokos- da musste ich einfach neugierig werden. Bin großer Fan der Justiz- und Pathologie-Thriller von Michael Tsokos und war ganz gespannt, wie er sich im Roman-Genre schlägt. In letzter Zeit wechseln Autoren ja gerne mal das Genre und während mir das bei einigen von Tsokos Kollegen nicht ganz so gut gefällt, mochte ich dieses Buch an sich ganz gern. Es hat den wehmütigen Ton verpasster Chancen, zeigt aber auch sehr eindringlich auf, wie in der DDR mit Leuten umgegangen wurde, die man abgestempelt hat. Gegen Ende hätte es etwas knackiger sein können.
 
Zum Inhalt: Heinz Labensky ist in Aufruhr. Am Vortag hat er einen ominösen Brief bekommen, der sein behagliches Leben im Seniorenheim auf den Kopf stellt. Und schon sitzt er in einem Bus nach Warnemünde, auf den Spuren seiner eigenen Vergangenheit und seiner verlorenen Liebe Rita.
 
Vielleicht vorab, was mir schon nach wenigen Seiten quasi ins Gesicht gesprungen ist: das Buch hat mich sehr an den „Hundertjährigen“ erinnert. Ja, Setting und Prämisse sind eine andere, aber die Art, wie auch Heinz unwissentlich mit wichtigen Personen der Geschichte interagiert und maßgeblich an „Schlüsselmomenten“ beteiligt ist, hat mich doch sehr an das Buch von Jonas Jonasson erinnert. Ändert für mich nichts daran, dass ich mich teils köstlich über Heinzis Naivität amüsiert habe, wollte ich aber nicht unerwähnt lassen.
 
Die Schilderungen über das Leben innerhalb der DDR haben schon einen nostalgischen Touch und viele der erwähnten Ostbegriffe habe ich aus den Erzählungen meiner Eltern wiedererkannt. Ich mochte auch den Bezug der Handlung zu historischen Ereignissen und wie mühelos es Tsokos gelingt, den Spagat zwischen Fakten und Fiktion zu schlagen. Die Figur des Heinz Labensky wird sehr mühelos in das zeitpolitische Geschehen eingebettet, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart in seinen Interaktionen während der Bus fahrt, als ihm gesagt wird, er wäre einfach nicht „woke“- herrlich.
 
Die Figur Heinz tat mir über weite Strecken einfach nur leid, er hatte echt kein leichtes Leben, ist ziemlich schnell aus dem System gefallen und hat sich so durchgeschlagen- und das mit einer Eloquenz, die seinesgleichen sucht. Trotzdem zeigt seine Lebensgeschichte aus gut die Schattenseiten des Systems der DDR auf, was der Geschichte neben all dem Witz und ihrer Skurrilität auch einen bedrückenden Unterton gibt.
 
Mir hat dieses Buch gut gefallen, auch wenn es zwischendurch ein paar Längen hatte und der Verlauf recht vorhersehbar ist. Aber es ist trotz allem eine unterhaltsame Geschichte, die durch ihren „Ost-Flair“ einen besonderen Touch bekommt.

Bewertung vom 22.01.2024
Die sieben Monde des Maali Almeida
Karunatilaka, Shehan

Die sieben Monde des Maali Almeida


sehr gut

Wenn nicht schon dieses preisgekrönte Buch allein aufgrund des amüsant skurrilen Klappentexts neugierig macht, dann spätestens der Werdegang des Autors. Ich wollte unbedingt wissen, was es mit diesem Roman auf sich hat, der einem nicht nur optisch ins Gesicht springt, sondern auch inhaltlich wie ein buntes Potpourri wirkt. Und was soll ich sagen: für mich funktionierte diese Kombi großartig und Shehan Karunatilaka hat in mir einen neuen Fan gefunden.

Zum Inhalt: Kriegsfotograf Maali erwacht in einer Art Zwischenwelt auf und muss feststellen, dass er offensichtlich ermordet worden war. Aber er bekommt sieben Monde Zeit, seine Angelegenheiten auf Erden zu regeln, herauszufinden, wer ihn ermordet hat und seinen Vertrauten die Fotos zukommen zu lassen, die vermutlich nicht nur für seinen Tod verantwortlich sind, sondern auch alles verändern könnten. Aber wie soll er das alles nur anstellen?

Man muss sich auf diese Geschichte einlassen und ihr Raum zur Entfaltung geben. Ich fand den Einstieg in die Geschichte nicht unbedingt leicht. Besonders wenn man sich vorher nicht mit der Geschichte und Kultur des Landes beschäftigt hat, mutet zu Anfang vielleicht vieles andersartig und abstrakt an, aber ich finde, je länger man dranbleibt, desto stärker wird man in die Welt des Protagonisten hereingezogen.

Nüchtern und sachlich werden die Schrecken eines Landes erzählt, das in Korruption und Gewalt versinkt und in genau dieser Sachlichkeit liegt für mich das Entsetzen und die Abscheu, die ich beim Lesen empfinde. Großartig, wie hier Stimmung aufgebaut wird und banale Alltagsszenen der Verworfenheit eines Landes gegenübergestellt werden. Es werden innerhalb der Geschichte eindrucksvolle Bilder geschaffen. Auch wie das Thema Homosexualität aufgegriffen wird, ungeschönt und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, hat mir gut gefallen und den Protagonisten auf besondere Art verletzlich und nahbarer gemacht.

Ein Buch, das auf besondere Art berührt und ein Autor, den man auf dem Schirm haben sollte.