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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 428 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2023
Ein Dieb kommt selten allein / Berlin Monster Bd.2
Rabe, Kim

Ein Dieb kommt selten allein / Berlin Monster Bd.2


sehr gut

Am 03.10.1989 explodierte in Berlin die Omega-Bombe, die alle Wesen, die bisher nur in der Phantasie der Menschen lebten, manifestierte. Diese Wesen werden Stifs genannt. Manifestiert wurden auch die jeweiligen Artefakte, wie z. B. das Schwert Excalibur.

Im Berliner Pergamon-Museum ist aktuell eine Ausstellung einiger, von Privatleuten geliehener, Artefakte geplant, und Lucy Wayne, die nicht nur Privatdetektivin für Übernatürliches, sondern auch der wahrscheinlich einzige Mensch, der die Omega-Strahlung, die alles Manifestierte ausströmt, spüren kann, ist als Expertin zum Vorabempfang der Sammler geladen. Sie soll bestätigen, dass die Artefakte echt sind. Die Feier wird von einer Gruppe Stifs, Mitgliedern der Organisation WAAP („we are all people“) gestört, die sich dafür einsetzt, dass die Artefakte den Stifs, ihren wahren Besitzern, übergeben werden.

Zwei der Artefakte, Leihgabe eines erst kürzlich verstorbenen Sammlers, kann Lucy als Fälschung entlarven, die Originale werden wenig später bei Verbrechen eingesetzt. Da einige Indizien auf Lucy hindeuten, ist sie plötzlich eine Verdächtige, und muss möglichst schnell die wahren Täter finden.

Der zweite Band der Reihe kann problemlos auch unabhängig vom ersten gelesen werden, alles, was man wissen muss, erfährt man auch hier. Ihre Mitbewohnerin, die Sirene Lore, ist ausgezogen, und so kann Cosima, die Lucy im Vorgängerband kennenlernte, und die dort eine wichtige Rolle spielte, nun bei ihr einziehen. Cosima gefällt mir gut, und auch hier hat sie wieder eine wichtige Rolle. Lucys anderer Mitbewohner, der iranische Dämon Akaman Div, Aki genannt, gibt sich natürlich auch wieder die Ehre, und macht es Lucy dieses Mal nicht so leicht, sondern weckt ihr Misstrauen. Ich schätze, dass das Rätsel um ihn Thema im nächsten Band sein wird.

Auch Lucys frühere Kollegen der ÜSG9, einer Sondereinheit der Polizei, sind natürlich wieder mit an Bord, sowie eine ganze Reihe Stifs, u. a. Till Eulenspiegel und die Faeriekönigin Maeve, mit der Lucy – leider – einen Deal eingegangen ist. Mir hat besonders gut Inka, Drude und Mitglied der WAAP gefallen, die hoffentlich auch im nächsten Band wieder auftreten wird. Ein paar weitere Menschen gibt es auch, insbesondere die Witwe des Sammlers, dessen Artefakte gestohlen und durch Fälschungen ersetzt wurden, und deren Sohn.

Es geht ziemlich turbulent zu, für mich hat die Geschichte einen Touch zu viele Stränge, da gibt es die gestohlenen Artefakte, die WAAP, die Diebe, die ÜSG9, die Faeriekönigin und die „Problematik“ um Aki, und das alles irgendwie verbunden, es ist gar nicht so leicht, die Übersicht zu wahren. Weniger wäre eventuell mehr gewesen, jedenfalls hatte ich, trotz interessanter Stifs, das Gefühl etwas weniger gut als im Vorgängerband unterhalten zu werden. Ansonsten finde ich die Idee immer noch faszinierend und hoffe auf weitere Bände.

Band 2 der Reihe war für mich ein bisschen zu viel des Guten. Gut gefällt mir immer noch die Idee und die interessanten Stifs, und ich bin gespannt, was mich in – hoffentlich geplanten – weiteren Bänden erwartet. Für dieses Mal vergebe ich „nur“ 4 Sterne, aber auch eine Leseempfehlung für die Reihe.

Bewertung vom 26.03.2023
Fünf Winter
Kestrel, James

Fünf Winter


ausgezeichnet

Ende 1941: Der ehemalige Soldat Joe McGrady arbeitet seit kurzem beim Honolulu Police Department. Sein erster Mordfall hat es direkt in sich, ein junges Paar wird bestialisch ermordet. Als Joe wegen weiterer Ermittlungen nach Hongkong reist, gerät er mitten in den Pazifikkrieg, und sein Leben wird für Jahre auf den Kopf gestellt. Nach dem Krieg nimmt er den alten Fall wieder auf, denn er hat ein Versprechen gegeben.

Was für eine Geschichte! Anders kann ich das nicht sagen, und im Grunde ist das schon mein Fazit. Von der ersten Seite an hat sie mich gepackt, und bis zum Ende nicht losgelassen. James Kestrel hat einen recht sachlichen Erzählstil, trotzdem, aber vielleicht auch gerade deswegen, hat mich Joes Geschichte, sein Leben, dennoch sehr berührt. Im Grunde passt der Erzählstil zu Joe, denn oft scheint er alles sehr sachlich zu sehen, und tut, was er tun muss – und trotzdem scheinen seine Emotionen immer durch. Und auch mein Kopfkino hat sehr gut funktioniert – ganz großes Kino (eine Verfilmung könnte ich mir gut vorstellen).

Ich mochte Joe von Anfang an, und habe mit ihm mitgefühlt. Im Laufe seiner Geschichte begegnet er einer Reihe Personen, viele sind nur (sehr) kurz Weggefährten, nur wenige davon prägen sich tiefer ein, diese wird man dann aber nicht so schnell vergessen, wie etwa seinen Kollegen und Partner im Mordfall, Fred Ball, der gerne seine Fäuste einsetzt, um Geständnisse zu bekommen, oder Emily Kam und Takahashi Sachi, die beide auf ihre Art betroffen und für Joe wichtig sind.

Der historische Hintergrund war mir nicht in seiner Gänze bekannt, den Angriff auf Pearl Harbor kennt man natürlich, aber z. B. über Hongkongs Schicksal hatte ich bisher kaum etwas auf dem Schirm. Das macht den Roman für mich umso interessanter, denn so habe ich Neues erfahren. Da alles eng mit Joes Schicksal verbunden ist, wird es umso eindringlicher vermittelt. Der Roman erzählt, durchaus auch kritisch, ein Stück Kriegsgeschichte.

Joes Ermittlungen nach dem Krieg sind naturgemäß schwieriger, aber dennoch kann er den einen oder anderen Faden aufnehmen, und nun strebt die Geschichte ihrem endgültigen Höhepunkt zu, bietet noch ein paar Überraschungen – und ein sehr passendes Ende. Selten habe ich einen Roman so zufrieden und gleichzeitig berührt zugeklappt.

Was für eine Geschichte! Sie hat mich von Anfang bis Ende gepackt und berührt, mich Neues gelehrt, mir einen überaus interessanten Protagonisten und sehr viel Spannung beschert, sowie ein gelungenes Ende – ich bin rundum zufrieden und empfehle den Roman unbedingt weiter.

Bewertung vom 20.03.2023
Schattengold - Ach, wie gut, dass niemand weiß ...
Handel, Christian

Schattengold - Ach, wie gut, dass niemand weiß ...


ausgezeichnet

Die Müllerstochter Farah lebt mit ihrem Vater und Bruder nahe dem Feenland. Ihre Mutter ist schon früh verstorben, seither ist der Vater nicht mehr er selbst, und neigt dazu zu viel zu trinken, worunter die Familie finanziell leidet. Letztlich führt das dazu, dass Farah in Ereignisse verstrickt wird, die sie bald nicht mehr unter Kontrolle hat, und die nicht nur sie in große Gefahr bringen.

„Ach, wie gut, dass niemand weiß ...“, der Untertitel verrät es schon, Christian Handel hat eine Adaption des Märchens „Rumpelstilzchen“ geschrieben. Diese hat er mit der Mythenwelt der Feen verwoben. Herausgekommen ist eine spannende und recht düstere Geschichte, die man kaum aus der Hand legen mag.

Ich mochte Farah von Anfang an, auch, weil sie kein perfekter Charakter ist, sondern auch Fehler macht, sich manchmal nicht anders zu helfen weiß, und sich dann in etwas verstrickt, dessen Konsequenzen sie so nicht erwartet hat. Sie ist aber auch eine sympathische junge Frau, die ihre Familie liebt und alles für diese tut. Der Autor lässt Farah ihre Geschichte selbst erzählen, wodurch man Anteil an ihren Gedanken und Gefühlen hat. Andere Charaktere nimmt man daher nur durch Farahs Blickwinkel wahr, doch sie hat recht tiefgehende Meinungen über diese, so dass man sich ein gutes – subjektiv gefärbtes – Bild machen kann.

Mein Lieblingscharakter ist die alte Kräuterfrau Berit, die bereits Farahs Mutter aufgezogen hat, und später sie und ihren Bruder, wodurch ein besonderes Verhältnis entstanden ist. Berit weiß zudem viel über das Feenvolk, und hat ein Herz für verletzte Tiere. Weniger gut gefallen hat mir Iolanthe, die Königin des Reiches, in dem Farah lebt, vor allem, was sie nach ihrem letzten persönlichen Auftritt in die Wege leitet, erscheint mir etwas überzogen, und in diesem Ausmaß gar nicht nötig.

Die Rumpelstilzchenrolle ist hier ein bisschen anders geartet als im Märchen, der Autor hat einen sehr faszinierenden Charakter kreiert, zu dem man schnell ambivalente Gefühle entwickelt, jedenfalls ging es mir so. Im Laufe der Ereignisse werden nicht nur ihn betreffend einige Geheimnisse aufgedeckt, die das Leben einiger Charaktere mehr oder weniger auf den Kopf stellen werden. Christian Handel ist es gut gelungen, diese nach und nach einfließen zu lassen, sie wirken nie störend oder aufgesetzt. Da man aus Sicht Farahs liest, haben sie zudem immer eine gewisse Brisanz.

Der Roman ist in zwei Teile aufgeteilt, zunächst „Gold“, danach „Schatten“, wobei schon der erste nicht nur gute Zeiten vermittelt, der zweite aber noch einmal deutlich düsterer ist. Erzählt wird sehr atmosphärisch und das Kopfkino hat viel zu tun. Christian Handel hat mit dieser Adaption einige Fragen beantwortet, die ihm, und vielleicht auch anderen, beim Lesen des Märchens in den Sinn kamen, und zwar auf gelungene und nachvollziehbare Art.

Ich mag Märchen und ebenso Märchenadaptionen. „Rumpelstilzchen“ trifft man dabei eher selten, umso schöner, dass es hier eine gelungene und spannende gibt, die ich sehr gerne gelesen habe. Ich habe mitgefühlt und mitgezittert, und mochte den Roman kaum aus der Hand legen. Sehr gerne empfehle ich den Roman an Genrefans und solche, die es werden wollen, und vergebe 4,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 19.03.2023
Farus-Chroniken I - Schwarzrot (eBook, ePUB)
Moutier, Lucien

Farus-Chroniken I - Schwarzrot (eBook, ePUB)


gut

Zwischen den Menschen und den Xerks gibt es schon lange Krieg. Sain gehört zu einer Gruppe Jäger, die Xerks aufspüren und töten. Eines Tages findet er einen schwer verletzten Xerk, der seine Meinung über diese von den Menschen als Tiere angesehenen Wesen, komplett ändert, ja, es entsteht sogar eine Beziehung zwischen den beiden, die nicht nur Sain und Dejeen, den Xerk, sondern auch beider Gemeinschaften erschüttern.

Nachdem mir Klappentext und Leseprobe gut gefallen habe, habe ich mich auf das Experiment gefreut, einmal außerhalb meines Beuteschemas zu lesen. Dieses ist zwar sehr breit gefächert, aber Dark Romance und (Gay)Erotik gehören eher nicht dazu. Mich hat auch die Thematik, die Beziehung zwischen zwei so grundverschiedenen Charakteren, die zudem stark verfeindeten Gesellschaften angehörten, angesprochen, sowie die phantastischen Elemente, und auch der Kuneli-Verlag ist mir sehr sympathisch.

Leider ist es so, dass sich die Geschichte doch sehr auf die Liebesbeziehung fokussiert. Natürlich erfährt man auch ein bisschen über die Hintergründe, aber eben nur ein bisschen. Gerade die Welt bleibt einem sehr fremd, und auch die beiden Gesellschaften geben mir viele Fragen auf. Wo sind z. B. die Frauen, die Familien, die Kinder? Nur bei den Xerks werden – ganz selten – weibliche Personen erwähnt, alle anderen sind offensichtlich männlich. Das finde ich sehr schade. Sicher wäre am Schluss eine andere Geschichte entstanden, aber bestimmt keine schlechtere. Zu einem guten phantastischen Roman, und ein phantastischer Roman liegt hier eindeutig vor, gehört meiner Meinung nach auch eine gut ausgearbeitete Welt.

Auch die Charaktere lassen etwas zu wünschen übrig. Sain ist zwar der Ich-Erzähler, aber wirklich viel erfahren wir über ihn nicht, auch Dejeen, der mir aber tatsächlich sympathischer erscheint, vielleicht auch, weil er mir weniger naiv vorkommt, bleibt relativ blass. Man erfährt natürlich Sains Gedanken und Gefühle, aber die fand ich eher sachlich, weniger berührend. Anderen Charakteren kommt man wenig nahe, sie spielen aber alle auch nur Nebenrollen.

Durch die Feindschaft der beiden Gemeinschaften und die Unterschiede der beiden Protagonisten erfährt man immerhin in Ansätzen über die beiden Kulturen, jedoch erscheint mir vor allem Sain sehr oft sehr naiv, was die Bedeutung dieser Unterschiede angeht, bzw. hätte er sich schon sehr früh Fragen stellen müssen. Auch Dejeen kann man da den ein oder anderen Vorwurf machen. Wenn man schon jemanden aus einem anderen Kulturkreis kennenlernt, sollte man dann nicht viel mehr darüber wissen wollen, gerade auch, wenn man dann in diesem lebt/leben muss? Dass es große Unterschiede geben muss, sollte doch klar sein? Im Grunde konnte ich von Anfang an diese Beziehung nicht fühlen.

Es gibt einige explizite Sexszenen, auch stark gewaltbehaftete, aber auch entsprechende Triggerwarnungen zu Beginn des Romans, ich kann ihn daher nur für erwachsene Leser:innen empfehlen. Auch, da z. B. keine echte Aufarbeitung dieser gewaltbehafteten Szenen stattfindet, ja, denjenigen noch nicht einmal in seinen späteren sexuellen Aktivitäten beeinträchtigt (und ich spreche hier von nicht sehr viel später). Möglicherweise ist das im Genre üblich, da habe ich keine Erfahrungen.

Das Ende kam überraschend, und auch hier bleiben Fragezeichen. Im Grunde ist es aber passend, zumindest in Bezug auf Sain und Dejeen. Angekündigt ist ja eine Trilogie, in einem Interview mit Lucien Moutier habe ich gelesen, dass die Romance zukünftig noch dunkler werden wird, ich denke, das ist dann nichts mehr für mich. Inwieweit es tatsächlich eine Fortsetzung von diesem Roman werden wird, kann ich mir nicht so recht vorstellen, lesen werde ich weitere Bände wahrscheinlich nicht.

Ich wollte den Roman wirklich mögen, das Setting spricht mich an, und er lässt sich flott lesen, jedoch hätte ich mir mehr Hintergrund gewünscht, über die Welt, die Kulturen, die Charaktere, da bleiben für mich zu viele Fragezeichen. Für Genrefans eventuell empfehlenswert.

Bewertung vom 18.03.2023
Die Ankunft des Drachen
Lange, Matthias

Die Ankunft des Drachen


ausgezeichnet

Jiana möchte Drachenreiterin werden, doch die Traditionen ihrer Gemeinschaft sehen dafür nur Männer vor. Dennoch schafft Jiana es, am Training für die zukünftigen Drachenreiter teilnehmen zu dürfen, an dessen Ende es ein Drachenei zu finden gilt.

Elias zweifelt an der Beziehung zu seiner Freundin Mara, doch dann landet er mitten in Ereignissen, die dieses Problem unwichtig erscheinen lassen.

Der erste Band der Chroniken der Drachenreiterin lebt von Überraschungen, ja, er startet bereits mit einer großen, die ich, und wahrscheinlich fast jeder, so nicht erwarten würde. Mir hat das gut gefallen, und meine Spannung und Neugier noch erhöht. Auch im späteren Verlauf gelingt es dem Autor mich immer wieder zu überraschen, die Geschichte ist größtenteils nicht nur unvorhersehbar, sondern bietet auch eine ganze Reihe Wow-Effekte.

Matthias Lange ist eine interessante Welt gelungen, die ihre Geheimnisse erst nach und nach aufdeckt, und im ersten Band ganz sicher noch nicht alle offenbart hat. Dennoch hat man schon einen ganz guten Einblick und kann eigene Überlegungen anstellen, wie der weitere Verlauf aussieht – ob die dann zutreffen, muss man abwarten, denn womöglich lauert noch einiges, das man nicht vorhersehen kann. Ich jedenfalls bin schon sehr gespannt.

Auch bei den Charakteren warten Überraschungen. Die Protagonistin Jiana gefällt mir gut, sie weiß, was sie will, und versucht so zu leben, wie sie möchte. Traditionen, die einfach nur das sind, und keinen weiteren Sinn machen, lehnt sie ab, was ihr natürlich nicht nur Freunde einbringt. Meine Einstellung zu Protagonist Elias ändert sich im Laufe des Geschehens, war er mir zunächst nicht sehr sympathisch, wird er das mehr und mehr, er hat allerdings auch mit den meisten Veränderungen zu kämpfen, und bekommt das ganz gut hin, wobei es auch hier noch das eine oder andere Geheimnis zu ergründen gilt. Besonders gut haben mir aber zwei Charaktere gefallen, die wichtig sind, man aber eher zu den Nebencharakteren zählen kann: Zwerg Balduin und die Drachendame Frasla, über die ich hier aber gar nicht mehr schreiben möchte, lasst euch überraschen. Antagonisten gibt es einige, und die haben es auch in sich. Einer, Jorick, gehört zu Jianas Gemeinschaft, und offenbart auch erst nach und nach seine Gesinnung. Eine Antagonistin ist zwar wichtig, spielt hier noch keine größere Rolle, aber das kommt sicher noch in den weiteren Bänden.

Kampfszenen sind sparsam eingesetzt, dann aber gut komponiert, allerdings auch recht blutrünstig, was aber in diese Welt passt, so dass es nicht aufgesetzt wirkt.

Einen Kritikpunkt habe ich am Ende dann doch noch. Gerade zu Beginn erscheint mir der Roman etwas holprig erzählt, im späteren Verlauf ist der Schreibstil dann deutlich geschmeidiger. Die Fehlerquote bleibt leider bis zum Ende relativ hoch, hier sollte noch einmal nachgebessert werden. Meine Begeisterung für den Roman hat das aber nur marginal getrübt, auch wenn es, gerade zu Beginn, meinen Lesefluss hin und wieder gestört hat. Dennoch kostet es den Roman einen halben Stern, so dass ich nur 4,5 Sterne vergeben kann.

In meinen Augen hat dieser Roman alles, was eine gute Fantasygeschichte haben muss, eine spannende Geschichte, interessante Charaktere und eine gut gestaltete Welt. Er ist aber nicht nur spannend und interessant, sondern auch originell und immer wieder überraschend. Ich vergebe, wie bereits erwähnt, 4,5 Sterne, die ich, wo nötig aufrunde, und eine Leseempfehlung für Genrefans.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.03.2023
Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1
Blum, Charlotte

Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1


ausgezeichnet

Baden-Baden, 1922: Alma Täuber ist ein Fräulein vom Amt, und hört eines Tages etwas mit, was sie nach einer Zeitungsmeldung am nächsten Tag, zur Polizei gehen lässt. Offenbar wurde in dem Telefonat ein Mord bestätigt. Bei der Polizei nimmt man sie, bis auf Kommissaranwärter Ludwig Schiller, nicht so ganz ernst, doch Alma lässt die Sache keine Ruhe.

Ehrlich gesagt, hatte ich mir gar nicht so viel von dem Roman versprochen, da Baden-Baden aber einmal ein neues Setting verspricht, und mich sowohl die 20er Jahre als auch historische Kriminalromane interessieren, hatte ich doch ein gewisses Interesse an dem Roman entwickelt – der mich dann tatsächlich schon nach kurzer Zeit gepackt hat.

Das liegt vor allem auch an den Charakteren. Sowohl Alma als auch Ludwig mochte ich direkt, und auch ihr Umfeld bzw. das von Alma (von Ludwig erfährt man noch nicht so viel) hat mir gefallen, ihre Mitbewohnerin Emmi, ihre Familie, aber tatsächlich in erster Linie Alma selbst, die modern, klug und zupackend ist, und sich nicht aufhalten lässt, wenn sie das Gefühl hat, es läuft etwas schief.

Sehr gut finde ich auch den Zeitkolorit, den der Roman aus jeder Pore verströmt, da werden historische Persönlichkeiten und Ereignisse mit hineingepackt, aber auch die damalige Zeit lebendig, die Automobile, die mehr und mehr die Straßen erobern, aber auch z. B. Almas Beruf, und die Tatsache, dass nur unverheiratete Frauen arbeiten (sollten). Und auch Baden-Baden spielt seine Rolle, wenn es z. B. auf die Pferderennbahn geht. Ich habe mich schnell in die Zeit zurückversetzt gefühlt. Durch das Glossar im Anhang erhält man zusätzliche Informationen.

Der Fall ist komplex und bietet überraschende Wendungen, am Ende wird er nachvollziehbar gelöst. Vielleicht ist es nicht ganz realistisch, dass Alma in manches miteinbezogen wird, das hat mich aber nicht gestört, denn Alma ist auch hier klug und patent, und eher eine Bereicherung als eine Störung.

Ich bin begeistert, freue mich schon darauf, den nächsten Band zu lesen und hoffe auf viele weitere Bände dieser Reihe. Wer gerne historische Kriminalromane mit sympathischen Charakteren, interessanten Fällen und viel Zeitkolorit liest, ist hier genau richtig.

Bewertung vom 01.03.2023
Das Strahlen des Herrn Helios / Skarabäus Lampe Bd.1
Stoverock, Meike

Das Strahlen des Herrn Helios / Skarabäus Lampe Bd.1


weniger gut

Skarabäus Lampe ist ein Hase und Detektiv, schon oft hat er Fälle, deren Ermittlungen bei der Polizei falsch liefen, retten und den richtigen Täter ermitteln können. Als Anwalt Freiherr von Oben, ein Fisch, ihn um Hilfe bittet, ist für ihn die Sache schnell klar. Der Gorilla Dante kann den Löwen Helios, Direktor eines Wanderzirkus’ nicht ermordet haben, es muss jemand anderes gewesen sein.

Die Welt, die die Autorin ersonnen hat, ist interessant, Tiere benehmen sich wie Menschen, und manche Probleme sind gut gelöst, wie das, dass Fische normalerweise nicht an Land leben könnten. Am besten hat mir die Dreischneckbahn gefallen, bei der der Fahrgast viel Zeit mitbringen muss.

Skarabäus ist mir recht sympathisch, ich mag auch sein ehemaliges Kindermädchen, das Huhn Helene, das nun seine Haushälterin ist. Außerdem gehört, zumindest oft, der junge Straßenkater Zacharias, der für Skarabäus und Helene fast wie ein Sohn ist, zum Haushalt. Auch die Mannschaft des Zirkus’ ist ein interessanter Mix verschiedener Tierarten.

Leider fand ich die Geschichte selbst nicht so gut, (nicht nur) für einen Krimi war sie mir schnell zu langweilig. Der Fall an sich ist recht offensichtlich, die Ermittlungen langatmig, der eingebaute Humor zündet bei mir nicht (da das Polizeibudget recht begrenzt scheint, haben einige Polizisten Bananen statt Waffen, um nur ein Beispiel zu nennen), und manche Situationen erscheinen mir arg aufgesetzt, wie z. B. die völlig unnötige Entführung und die damit einhergehenden Ereignisse, sie sollten den, recht kurzen, Roman womöglich strecken. Schade, ich hatte mir von einem Fantasykrimi mehr erwartet.

Der Roman punktet mit der interessanten und skurrilen Welt und ihren Einwohnern, kann mich aber nicht unterhalten, ich habe mich, trotz Krimiplot, schnell gelangweilt, und auch der eingebaute Humor hat bei mir nicht gezündet.

Bewertung vom 28.02.2023
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Der Donnerstagmordclub hat sich einen neuen Cold-Case-Fall ausgesucht, den es zu lösen gilt. Joyce ist begeistert, denn es steht zu erwarten, dass sie den Fernsehmoderator Mike Waghorn kennenlernen wird, Kollege und Freund des Opfers. Nahezu parallel werden Elizabeth und ihr Ehemann Stephen entführt. Es ist wieder viel los in der Seniorenresidenz Coopers Chase …

Der dritte Fall und es geht gleich wieder zur Sache. Ich mag diese Reihe sehr, die sympathische Charaktere mit, sagen wir, „besonderen“ Fähigkeiten zu bieten hat, spannende Fälle und viel (britischen) Humor. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich wieder geschmunzelt oder gar laut gelacht habe.

Auch dieses Mal gibt es zu den Vier vom Donnerstagmordclub und ihren „Helfern“ wieder ein paar interessante neue Charaktere, eine Maskenbildnerin, ein ehemaliger KGB-Offizier, ein „Wikinger“ und ein paar mehr oder weniger Kriminelle. Wer nicht aufpasst, wird flugs miteingespannt.

Der Fall ist wieder einmal nicht einfach zu lösen, zumal man ja auch noch verhindern muss, dass der Entführer etwas unangenehmes tut. Aber nach und nach ergeben sich neue Erkenntnisse, und als Leser:in kann man auch gut mitraten. Gut gefallen haben mir auch die mehr oder weniger innigen zwischenmenschlichen Beziehungen, die sich ergeben, und natürlich auch das Miteinbeziehen von Charakteren aus den Vorgängerbänden, was man nicht in jedem Fall erwarten würde, und was sich in zukünftigen Bänden (die es hoffentlich geben wird) interessant entwickeln könnte.

Am Ende ist alles gut gelöst und hat noch ein paar herrliche/überraschende Wendungen bereit. Ich habe den Roman mit einen lachenden und einem weinenden Auge zugeklappt, weinend, weil ich jetzt wieder warten muss. Ich bin so gespannt auf den nächsten Fall, aber auch, wie sich manches und manche Beziehung weiterentwickeln wird.

Wer gute Krimis mag, aber auch ebenso guten Humor zu schätzen weiß, dabei von spannenden Fällen und interessanten (wenn auch schon etwas älteren) Protagonist:innen lesen möchte, sollte hier unbedingt zuschlagen. Ich kann diese Reihe absolut empfehlen.

Bewertung vom 28.02.2023
Das Monster und andere Geschichten
Crane, Stephen

Das Monster und andere Geschichten


ausgezeichnet

Die Anthologie enthält 12 Geschichten des leider viel zu früh verstorbenen Ausnahmetalentes Stephen Crane.

Erst im letzten Jahr las ich die Kurzgeschichtensammlung „Die tristen Tage von Coney Island“ mit weiteren Werken von ihm, und war schnell begeistert. Stephen Crane erzählt wie aus dem Leben gegriffen, sehr anschaulich und packend, man erkennt auch manches wieder, auch wenn zwischen den Erzählungen und heute über hundert Jahre liegen. So konnte ich z. B. gerade in den Geschichten aus kindlicher Perspektive (dazu später mehr) etwas wiederfinden.

Die titelgebende Geschichte „Das Monster“ ist die mit Abstand längste, schon fast ein Kurzroman. Es geht um den dunkelhäutigen Henry Johnson, der bei der Arztfamilie Trescott in Stellung ist. Als ein Brand ausbricht, rettet er Jimmie, dem Sohn des Hauses, das Leben, trägt aber selbst schwere Brandwunden, vor allem im Gesicht davon, und wird fortan von der Bevölkerung als Monster bezeichnet und gemieden, letztlich wirkt sein Dasein sich sogar negativ auf das Renommee seines Dienstherren aus. Mich hat diese Geschichte sehr berührt, aber auch bedrückt.

Die Trescotts, vor allem Jimmie kommen auch in weiteren Geschichten vor, diese werden aus Jimmies Perspektive erzählt, und man hat sofort den Eindruck, dass Crane sich noch gut an seine Kindheit erinnert. Diese Geschichten fand ich am eindrucksvollsten, zuzüglich der ersten „Neue Handschuhe“, die ebenfalls aus Kindersicht, dieses Mal aber aus der eines Jungen namens Horace, erzählt wird, dem verboten wird, seine neuen Handschuhe zu verschmutzen. Meine Lieblingsgeschichte ist aber wohl „Redner in Nöten“, mit der ich mich tatsächlich identifizieren kann, und die davon erzählt, welche Nöte ein Kind ausstehen muss, wenn es in der Schule etwas vortragen muss. „Natürlich war Jimmie nicht klar, dass man an diesem Tag die Weichen gestellt hatte für die unwiderrufliche Unfähigkeit öffentlich vorzutragen, die ihn bis zum Ende seiner Tage begleiten würde. (Pos. 367) – ich fürchte, bei mir ist das auch so ….

Aber auch alle anderen Geschichten haben mich auf ihre jeweils eigene Art berührt, sie alle sind absolut lesenswert. Stephen Cranes Geschichten sind nichts für zwischendurch, dafür sind sie tatsächlich auch zu schade. Man sollte sich Zeit nehmen und aufmerksam lesen, damit sie ihr ganzes Potential entfalten können. Was hätte dieser junge Mann wohl noch geschrieben, hätte er länger leben dürfen? Was für ein Verlust. Aber immerhin hat er ein vielfältiges Werk hinterlassen, ich freue mich darauf, weiteres aus seiner Feder lesen zu können.

Die Geschichten sind alle über hundert Jahre alt, Stephen Crane verstarb bereits im Jahr 1900 im Alter von 28 Jahren. So muss man diese auch im Kontext ihrer Zeit lesen, in den Hinweisen zur Übersetzung wird darauf hingewiesen, dass so originalgetreu wie machbar übersetzt wurde, auch wenn manche Begriffe heute anders besetzt sind: „Die Erhaltung der Begriffe ist notwendig, gerade für ein umfassendes Verständnis des zeitlichen Kontextes, und um der Leserschaft eine eigene Einschätzung der seinerzeit herrschenden Verhältnisse zu ermöglichen“ (Pos. 31). Dies kommt vor allem auch in „Das Monster“ zum Tragen.

Stephen Crane ist ein Ausnahmetalent, dessen Werke man gelesen haben sollte. Er erzählt aus dem Leben gegriffen, anschaulich, eindringlich und berührend. Seine Geschichten wirken lange nach.

Bewertung vom 26.02.2023
Sie sind unter uns! / KoboldKroniken Bd.1
Bleckmann, Daniel

Sie sind unter uns! / KoboldKroniken Bd.1


ausgezeichnet

Dario freut sich auf das Wiedersehen mit seinem besten Freund Lennard nach den Ferien, doch der Lennard, der dann erscheint, hat so gar nichts mit seinem Freund zu tun, was ist nur mit ihm passiert? Als Dario dahinter kommt, fängt das Abenteuer erst an …

Ist das Buch kaputt? Nein, da ist nur ein Teil des vorderen Buchdeckels ausgeschnitten, was absolut absichtlich passiert ist, und schon mal einen kleinen Eindruck davon gibt, was das Buch sonst noch zu bieten hat. Schon beim Durchblättern fällt auf, dass hier einiges passiert, und es sich nicht „nur“ um einen üblichen Roman handelt, der Text wird laufend mit allerhand Illustierendem unterbrochen – schon da bekommt man (ich auf jeden Fall) Lust sich dem Buch ganz schnell zu widmen.

Es gibt wirklich eine Menge zu sehen, und einige gelungene Ideen zu bestaunen, wie z. B. die Pommes-Ketchup-Zeichnungen. Autor und Illustrator ergänzen sich wunderbar, ich bin begeistert. Thomas Hussung kannte ich schon vorher, seine Zeichnungen haben mir gleich gut gefallen, doch hier toppt er das Ganze noch durch die Vielgestaltigkeit seiner Illustrationen. Es gibt viel zu sehen, so viel zu entdecken, und auch viele kleine „Bonbons“, die nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen Spaß machen können, genauso wie der Humor, vor dem Text und Illustrationen nur so sprühen – am besten, man liest/schaut das Buch gemeinsam (und dann noch einmal jeder für sich).

Die Geschichte an sich ist zudem ziemlich spannend, ein echtes Abenteuer, das natürlich in sich abgeschlossen ist, auch wenn es bereits zusätzliche Geschichten gibt, und auch die Hoffnung auf weitere Abenteuer besteht. Am Ende wird man dieses Buch zufrieden zuklappen können.

Ein Buch, das nicht nur Kindern sondern auch Erwachsenen gefallen kann, ich finde es jedenfalls super, vor allem auch, weil es so viel neben der Geschichte zu entdecken gibt. Autor und Illustrator haben gelungen zusammengearbeitet, die Geschichte ist spannend, macht aber auch viel Spaß, und zwar sowohl Kindern als auch Erwachsenen. Unbedingt empfehlenswert!