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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 470 Bewertungen
Bewertung vom 15.08.2023
Frostglut / Mythos Academy Bd.4
Estep, Jennifer

Frostglut / Mythos Academy Bd.4


sehr gut

Während eines Dates mit Logan Quinn wird Gwen Frost verhaftet – von Logans Vater. Ihr wird vorgeworfen, Loki befreit zu haben. Natürlich sind ihre Freunde und die Lehrer der Mythos Academy entsetzt, doch so einfach ist es nicht, Gwen von dem Verdacht zu befreien.

Der 4. Band der Reihe nimmt den Faden nach den Ereignissen im Vorgängerband auf, in dem Loki trotz des Einsatzes von Gwen und ihren Freunden befreit wurde. Nun will man offenbar Rache an Gwen nehmen, doch wie sich herausstellt, ist das nicht das einzige Ziel der Schnitter.

Dieser Band bringt einige neue Charaktere mit, so lernt man Logans Vater und Stiefmutter kennen, die beide dem Protektorat, einer Art Polizeigruppe der mythischen Welt angehören. Alexei, Auszubildender des Protektorats wird ihr zudem als Bewacher zur Seite gestellt. Ein sehr interessanter Charakter der Mythos Academy, Raven, erhält zudem ein wenig mehr Profil. Ich bin sehr gespannt, ob wir in den beiden letzten Bänden der Reihe mehr über sie erfahren, denn auf jeden Fall steckt hinter ihr mehr als es auf den ersten Blick scheint.

Meine Kritikpunkte an der Reihe, wie etwa die Vorhersehbarkeit und das manchmal nicht nachvollziehbare Verhalten, hier vor allem auch das von Linus Quinn, sind auch hier vorhanden. Dennoch ist die Geschichte recht spannend, Gwen gerät immer wieder in gefährliche Situationen, oft auch gemeinsam mit ihren Freunden. Tatsächlich hat mich dieser Band recht neugierig auf den weiteren Verlauf gemacht, dass ich vielleicht früher als gedacht zu Band 5 greifen werde.

Wie schon in den Vorgängerbänden lässt die Autorin Gwen selbst in Ich-Form erzählen, das ist sehr passend, denn so kann man das Geschehen aus ihrer Perspektive verfolgen, und weiß nie mehr, aber auch nie weniger als sie. Auch ihre Gedanken zu Personen und Geschehnissen bekommt man so hautnah mit. Mittlerweile lernt Gwen außerdem immer besser mit ihren Fähigkeiten umzugehen.

Der 4. Band der Reihe ist recht spannend und macht neugierig auf den 5. Band. So langsam strebt die Reihe auf ihren Höhepunkt zu.

Bewertung vom 12.08.2023
Flammen über Scarborough Street
Perry, Anne

Flammen über Scarborough Street


sehr gut

London, 1893: Nachdem Anarchisten mehrere Wohnhäuser durch Bomben zerstört hatten, werden in der Regierung Stimmen laut, die der Polizei größere Befugnisse und mehr Waffen zubilligen möchten, ein Gesetzesentwurf wird auf den Weg gebracht. Doch es gibt auch Stimmen, die das für gefährlich halten, z. B. Thomas Pitt, der nun für den Staatsschutz arbeitet, zumal zwei der Anarchisten gefangen genommen werden konnten, und als Motiv Korruption bei der Polizei nannten. Eines der zerstörten Häuser sei das eines dieser korrupten Polizisten, ihm allein hätte der Anschlag gegolten.

Der bereits 24. Band um Thomas Pitt birgt große Gefahren für den Protagonisten sowie seine Familie. Auch sein früherer Kollege Samuel Tellman, der nach wie vor in Wache Bow Street arbeitet, deren neuer Leiter ebenfalls korrupt sein soll, ist involviert und setzt seine Karriere aufs Spiel. Pitt wird außerdem von einem früheren Gegner angesprochen, der sich mit ihm verbünden möchte, um den Gesetzesentwurf zu verhindern, der auf den Weg gebracht wird, um der Polizei mehr Macht zu verleihen.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, neben der Pitts auch die seiner Ehefrau Charlotte, die immer wieder bei Ermittlungen hilft, Samuel Tellmans sowie Vespasia Cumming-Goulds, eine angeheiratete Großtante, die ebenfalls schon früher nützliche Erkenntnisse beisteuern konnte.

Ich bin ein großer Fan der Romane Anne Perrys und Thomas und Charlotte Pitt begleiten mich schon sehr lange. Leider konnte mich dieser Band nicht so packen wie andere, er war für mich weniger spannend und die Gesellschaftskritik, die Anne Perrys Romane auszeichnet, weniger gut ausgearbeitet. Fast habe ich mich ein wenig gelangweilt. Dennoch war es wieder sehr schön, die Pitts und ihre Weggefährten wieder ein Stück weit zu begleiten, neben dem Kriminalfall wird eben auch die private Seite weitererzählt.

Der 24. Band der Reihe konnte mich weniger packen als die meisten anderen, jedoch habe ich die Pitts und ihren Anhang gerne wiedergetroffen und bin gespannt auf die Bände, die ich noch nicht gelesen habe. Da Anne Perry kürzlich verstorben ist, wird es leider keine neuen mehr geben. Ich vergebe für diesen Band 3,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 11.08.2023
Nur die Asche bleibt / Market of Monsters Bd.2 (eBook, ePUB)
Schaeffer, Rebecca

Nur die Asche bleibt / Market of Monsters Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Nita ist ihrem Gefängnis entkommen, doch sie wird weiter gejagt, im Darknet gibt es Videos von ihr und man zahlt viel Geld für sie. In Kanada trifft sie wieder auf Kovit, und die beiden schließen sich erneut zusammen. Von Rachegelüsten geleitet, schmiedet Nita einen blutigen Plan nach dem anderen, und auch Kovit bekommt es mit seiner Vergangenheit zu tun.

Der zweite Band schließt nahtlos an den ersten Band an und ist schon wegen seines Settings, die kanadische Stadt Toronto, nicht ganz so spannend wie der Vorgängerband, jedoch spannend und actionreich genug, dass man ihn nicht aus der Hand legen mag. Auch hier ist die Triggerwarnung am Ende jedoch berechtigt, wer Gewalt und viel Blut nicht abkann, sollte besser eine andere Lektüre wählen. Blutiger und gewalttätiger als in vielen Thrillern ist es aber auch hier nicht, und insgesamt etwas weniger beklemmend als in dem Gefängnis im Amazonasgebiet im ersten Band.

Wieder muss Nita einige Schläge einstecken, und auch Kovit trifft Leute, denen er am liebsten nicht wieder begegnet wäre. Zwei neue Charaktere unterstützen die beiden, wobei nie sicher ist, inwieweit diese wirklich auf der „richtigen“ Seite stehen. Interessant sind die beiden aber allemal, vor allem der Kelpie Adair hat eine wichtige Rolle, aber auch die Ghula Diana ist bemerkenswert. An diesen beiden, aber auch an Kovit und Nita stellt sich die Frage, was ein Monster ist. Sind es Adair und Diana, die menschliche Körper essen müssen, Kovit, der sich als Zannie von menschlichen Schmerzen ernähren muss, oder vielleicht doch Nita, die für ihre Rache über – viele – Leichen geht? Eine interessante Frage, die man sich auch als Leser:in stellt.

Nach wie vor finde ich die Welt, die die Autorin hier erschaffen hat, sehr interessant, leben wollte ich in ihr allerdings nicht. Doch die vielen mystischen Wesen, die es hier gibt, wie z. B. Kelpies, Kappas, Vampire usw, und deren Ausprägungen, ihre Leben unter den Menschen und der dadurch entstandene zusätzliche Rassismus, aber auch die Ethikfragen, welche Wesen z. B. zu gefährlich sind, um unter Menschen leben zu dürfen, welche man ungestraft töten darf, oder gar, wessen Körperteile womöglich etwas bewirken, wenn man sie zu sich nimmt (erinnert z. B. an die angebliche Wirkung des Horns des Nashorns), sind schon sehr komplex und gut eingebunden. Auch Nita muss sich im Laufe der Geschichte einigen dieser Fragen stellen.

Der zweite Band konnte mich etwas weniger packen als der erste, ist aber dennoch auch sehr spannend, und teilweise tiefgründig. Nun bin ich sehr auf den Abschluss der Trilogie gespannt.

Bewertung vom 07.08.2023
Der Skandal
Orgel, T. S.

Der Skandal


sehr gut

Daniel Lichter aka Dan Light ist stolz auf seine Firma Light Foods, denn sie stellt absolut autark künstliches Fleisch her, dass zudem optisch und geschmacklich von echtem Fleisch kaum zu unterscheiden ist – für ihn eine echte Alternative zu Vegan, denn auch hier gibt es kein Tierleid. Doch dann sagt man seinen Produkten nach, die unheilbare Krankheit TASE zu verursachen …

Anna Heigens Bruder Peter arbeitete bei Light Foods, bis er einen schweren Unfall hatte, und nun im Koma liegt. Peters Freundin Lisa glaubt nicht an einen Unfall und versucht Anna davon zu überzeugen, dass Peter einem Anschlag zum Opfer fiel.

Die Gebrüder Orgel haben wieder einmal das Genre gewechselt und einen Thriller, genauer einen Biothriller geschrieben. Das Thema ist dazu brandaktuell und gar nicht so futuristisch wie man denken könnte. TASE ist zudem eine Variante von BSE, das schon vor gut 20 Jahren einen Skandal verursachte und eine der unheimlichsten Krankheiten für mich ist.

Das Thema macht es nötig ausreichend Informationen zu liefern, und so ist die erste Hälfte des Romans sehr inputlastig und dadurch auch recht langatmig. Interessant ist das natürlich schon zu lesen, aber eigentlich hat man ja einen Thriller erwartet. Zum Thriller wird der Roman dann in der zweiten Hälfte, da gibt es dann viel Action, spannende Wendungen und viel Rätselraten. Trauen kann man eigentlich niemandem.

Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, vor allem die Annas und Dans. Die Charakter bleiben in meinen Augen etwas zu blass, und keiner ist mir sympathisch geworden, naja, bis auf einen Nebencharakter, aber auch bei dem war Misstrauen angesagt, denn auch als Leser:in misstraut man nahezu jedem.

Wie man es von den beiden Autoren kennt, sind viele Szenen auf den Punkt, ich denke da z. B. an die Expertenrunde im TV, auch sonst ist der Erzählstil sehr eindringlich, das zeigt sich bereits im Prolog. Auch Humor fehlt nicht, dafür steht nicht nur die aufdringliche Nachbarin. Hin und wieder kamen mir manche Handlungen nicht ganz schlüssig vor, wenn z. B. Nachfragen ausblieben.

Ich bin ein großer Fan der beiden Autoren und habe jeden ihrer Romane gelesen. Dieses Mal haben sie mich leider nicht so abholen können, wie ich es von ihnen gewohnt bin. Die Thematik ist interessant, der Roman aber zu lange zu langatmig, zudem hätte ich mir wenigstens einen Charakter gewünscht, mit dem ich hätte mitfühlen können, dazu waren sie mir aber zu wenig sympathisch. Daher von mir „nur“ 3,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 06.08.2023
Bis auf die Knochen / Market of Monsters Bd.1
Schaeffer, Rebecca

Bis auf die Knochen / Market of Monsters Bd.1


sehr gut

Nitas Mutter jagt Unnatürliche, deren Leichen Nita dann seziert und zerteilt, die einzelnen Teile werden schließlich über das Darknet verkauft. Eines Tages wird Nita entführt, und landet selbst als Kaufobjekt in den einschlägigen Foren.

Dieser Roman hat es in sich, und die Triggerwarnung am Ende hat ihren guten Grund, man muss schon aushalten können, was sich hier so abspielt. Andererseits hat mancher Thriller in der Beziehung noch einiges mehr zu bieten. Was „Market of Monsters“ aber auch ist: Sehr spannend. Zumindest der erste Band der Trilogie hat mich von Anfang bis Ende gefesselt, und nach dem letzten Satz, der gleichzeitig auch Cliffhanger ist, musste ich direkt den zweiten beginnen, zum Glück ist bereits die gesamte Trilogie veröffentlicht.

Auch die Charaktere muss man aushalten können, keiner, auch nicht die Protagonistin, ist sympathisch, viele sind regelrecht widerlich. Aber, man kommt Nita dennoch auf gewisse Weise näher, und hofft, dass sie das Ganze gut übersteht, und manche ihrer Handlungen sind letztlich nachvollziehbar. Ich habe mich gegen Ende auch gefragt, wie ich in dieser Situation wohl handeln würde. Ein Charakter, von dem man (auch Nita) das am Anfang nicht gedacht hätte, ist mir sogar noch näher als Nita gekommen.

Interessant ist auch das Setting, zunächst befindet man sich in Lima/Peru, später mitten im Regenwald. Auch das Worldbuilding ist gelungen, Übernatürliche gibt es global, aber auch diverse Organisationen, die sich mit ihnen auf verschiedene Weise beschäftigen, zudem gibt es auch ausreichend Background zu verschiedenen Unnatürlichen, und womöglich trifft man in den Folgebänden noch weitere bzw. hört von ihnen .

Ich bin sehr gespannt, was Nita in den weiteren Bänden erleben wird, so ganz kann ich mir noch nicht vorstellen, was in den zwei Folgebänden passieren könnte, obwohl es natürlich schon Material gibt für weiteren Stoff.

Der erste Band der „Market of Monsters“-Trilogie ist vor allem spannend, es gibt aber auch viel Blut und Gewalt. Wer damit klar kommt, erhält einen Pageturner, dessen zwei Folgebände zum Glück schon veröffentlicht sind, so dass man direkt weiterlesen kann.

Bewertung vom 01.08.2023
Josephine Baker und der Tanz des Lebens / Ikonen ihrer Zeit Bd.3
Weinberg, Juliana

Josephine Baker und der Tanz des Lebens / Ikonen ihrer Zeit Bd.3


sehr gut

Josephine Baker – der Name ist wohl jedem ein Begriff, und viele denken dabei wahrscheinlich an die halbnackte Tänzerin im Bananenröckchen – Josephine Baker war aber so viel mehr …

Das hat Juliana Weinberg in diesem Band der Reihe „Ikonen ihrer Zeit“ ausdrucksstark zu Papier gebracht. Im Prolog lernen wir die elfjährige Protagonistin kennen, die – in einem armen Schwarzenviertel in St. Louis lebend – ein Pogrom gegen ihre Familie und Nachbarn erleben muss, bei dem Häuser in Brand gesteckt wurden und viele starben. Josephine und ihre Familie konnten sich gerade noch retten.

Danach wird der Roman in drei Teile aufgeteilt, jeder davon wird, wie auch der Prolog und der Epilog mit einem Zitat von Josephine Baker eingeleitet, das thematisch dazu passt. Im ersten Teil „Die schwarze Venus“, in den Jahren 1925 bis 1936, erleben wir Josephines Karriere vom Revuegirl zum gefeierten Star mit. In den USA hatte Josephine weiterhin wegen ihrer Hautfarbe mit Diskrimierung zu kämpfen, 1925 aber das Glück, dass sie für die Show „Revue Nègre“ in Paris gebucht wurde. Dort spielte ihre Hautfarbe keine Rolle, so dass sie sich in Frankreich schnell heimisch fühlte, und es zu ihrer Wahlheimat machte, dessen Staatsbürgerschaft sie später annahm. Ihr Aufstieg war rasant, und tanzte sie zunächst noch sehr freizügig, wurden ihre Auftritte später seriöser, und ihr Gesang stand im Vordergrund.

Der zweite Teil des Romans „Der heimliche Krieg“ spielt in den Jahren 1939 bis 1944, den Kriegsjahren, in denen sich Josephine stark engagierte, zunächst als Rotkreuzschwester, trat sie wenig später der Resistance bei und hat schließlich auch die Truppen unterhalten. Schon hier trat sie engagiert der Rassentrennung entgegen.

Letzteres wird im dritten Teil „Die Kinder des Regenbogens“, 1945 bis 1963, zu ihrer vorrangigen Aufgabe, nicht nur, dass sie sich stark gegen Rassismus einsetzte und z. B. neben Martin Luther King bei Kundgebungen auftrat, sie versuchte auch zu zeigen, dass Menschen verschiedener Hautfarbe, Religion und Herkunft friedlich miteinander leben können, in dem sie Kinder aus verschiedenen Ländern adoptierte, ihre Regenbogenfamilie.

Juliana Weinberg zeigt die Protagonistin dabei als Mensch, ein Mensch, der seine guten, aber auch seine weniger guten Seiten hat. So ist Josephine oft naiv, schnell aufbrausend, macht oft, was sie will, ohne auf andere zu achten, was sich vor allem im dritten Teil des Romans stark äußert. In ihrer Jugend lebt sie ihr Leben in vollen Zügen, sie, die aus ärmsten Verhältnissen stammt, wirft mit Geld nur so um sich, was in späteren Jahren zu einem Problem wird. Besonders ist sie auch in Bezug auf ihre Haustiere, ein Schwein, eine Schlange, ein Affe, einen Gepard – das ist nur ein Teil ihres Zoos, und mancher Hotelier konnte wahrscheinlich ein eher nicht so gutes Lied davon singen, auch in ihren Garderoben hatte sie immer einige davon bei sich.

Die Autorin erzählt interessant und bildhaft, mein Kopfkino sprang schnell an. Daneben habe ich immer wieder gegoogelt, mir Fotos angeschaut und über die historischen Persönlichkeiten gelesen, die Josephine getroffen hat. Viele sind mir mehr oder weniger bekannt gewesen, jedoch nicht alle. Unbedingt sollte man auch das Nachwort der Autorin lesen.

Josephine Baker war nicht nur die halbnackte Tänzerin im Bananenröckchen, sie war so viel mehr, wurde mit Orden geehrt und erhielt einen Platz im Pariser Pantheon. Sie hat in ihrem Leben, das so hoffnungslos begann, viele berühmte Menschen getroffen und war auch selbst ein großer Star, zudem hat sie sich mutig für einige wichtige Dinge eingesetzt.

Josephine Baker hat ein interessantes und eindrucksvolles Leben gelebt. Juliana Weinberg ist es in diesem Roman gut gelungen, Interesse für Josephine Baker zu wecken, und sie dem/der Leser:in nahezubringen.

Bewertung vom 29.07.2023
Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2
Yokomizo, Seishi

Mord auf der Insel Gokumon / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.2


sehr gut

Japan 1946: Auch Privatdetektiv Kosuke Kindaichi wurde während des Krieges eingezogen und diente bis zu dessen Ende. Er freundete sich in dieser Zeit mit Chimata Kito an, der zwar das Kriegsende erlebte, aber nicht mehr seine Ankunft in der Heimat. Kosuke reist nun auf dessen Bitte zur Insel Gokumon, um Chimatas Familie von dessen Ableben in Kenntnis zu setzen. Außerdem hatte ihn Chimata mit seinen letzten Worten gebeten, seine Schwestern zu retten, die sterben müssten, wenn er nicht heim käme.

Auf der Insel angekommen, lernt er schnell neben Chimatas Familie auch einige andere Bewohner kennen, und lässt sich, trotz seines „Auftrages“ ein wenig treiben, bis eines Tages ein Mord geschieht.

Der Blumenbar Verlag hat nun nach „Die rätselhaften Honjin-Morde“ einen weiteren Fall des japanischen Privatdetektivs veröffentlicht. Hier wie dort stammen die Opfer aus einer wichtigen, gut betuchten Familie, von der es zudem eine Seitenlinie gibt, mit der man sich nicht unbedingt versteht, und die möglicherweise in den Fall verstrickt ist. Hier hören die Gemeinsamkeiten aber schon auf. Wie der Titel schon sagt, findet dieser Fall auf einer Insel statt. Einer Insel zudem, die so ihre Eigenheiten hat, offenbar stammen alle Bewohner von Sträflingen und Piraten ab. Man lebt hier vor allem von der Fischerei, und Chimata wäre der Erbe des Fischereigroßunternehmen, bei dem ein großer Teil der Bevölkerung angestellt ist, gewesen.

Wie bereits im oben erwähnten Roman ist auch hier der Fall äußerst verzwickt, doch der Autor liefert einiges, worüber nicht nur Kosuke, sondern auch der/die Leser:in nachdenken kann. Die Lösung am Ende ist zufriedenstellend, wenn auch sehr erschütternd.

Nebenbei lernt man manches über die japanische Lebensweise jener Zeit, im Anhang findet sich zudem ein Glossar, das manches näher erläutert. Auch das Personenregister ist nützlich, vor allem, wenn man Probleme hat, die japanischen Namen zuzuordnen. Wie auch bei den Hojin-Morden gibt es einen übergeordneten Erzähler, doch dessen Erläuterungen nehmen hier einiges weniger an Raum ein, was ich schade finde, da ich die dortige Erzählweise sehr interessant fand. Aber auch hier gibt es eine ganz eigene Atmosphäre, das Japan jener Zeit wird durchaus lebendig.
Seishi Yokomizo (1902 – 1981) war ein in Japan sehr bekannter, erfolgreicher und mehrfach ausgezeichneter Kriminalautor, der insgesamt 77 Bänden mit Kosuke Kindaichi veröffentlicht hat. Blumenbar hat also noch eine reiche Auswahl an Romanen der Reihe, von denen der Verlag hoffentlich noch weitere auf Deutsch veröffentlicht.

Auch „Mord auf der Insel Gokumon“ habe ich gerne gelesen, auch wenn ich „Die rätselhafen Honjin-Morde“ lieber mochte. Es ist aber allemal interessant, (Kriminal)Romane japanischer Autoren zu lesen, und dabei ein Stück (historisches) Japan zu entdecken.

Bewertung vom 23.07.2023
Wagner / Geiger-Reihe Bd.3
Skördeman, Gustaf

Wagner / Geiger-Reihe Bd.3


sehr gut

Ein ehemaliger schwedischer Außenminister wird von einem Geschäftsmann enthauptet, der sich anschließend selbst erschießt, ein Video der Tat erhält ein weiterer Geschäftsmann, der sich damit an die Polizei wendet, Polizeischutz aber ablehnt. Auch Sara Nowak ist in die Ermittlungen involviert, die noch mit den Auswirkungen der Ereignisse um „Faust“ zu kämpfen hat.

Und diese Ereignisse sind gar nichts im Vergleich zu dem, was hier auf sie zukommt, das noch tiefer in ihr Leben und das ihrer Familie eingreifen wird, und ihr letztlich dann doch mein Mitleid sichert. Das hatte sie, bei allem, was ihr bisher schon passiert ist, nämlich bisher nicht so ganz, denn Sara ist keine sehr liebenswerte Person. Hier allerdings kam sie mir dann doch ein Stück näher, obwohl sie auch hier leider wieder ein paar dumme Dinge tut, nicht zuletzt ihr Verhältnis zu einem Kriminellen.

Ja, diese Geschichte ist noch ein Stück weit unrealistischer, als es die Vorgänger vielleicht waren, bei denen ich aber doch immer das Gefühl von Möglichkeit hatte, Terroristen, Spione, Spionageabwehr, ich glaube, da ist schon einiges los, und wahrscheinlich ist es gut, dass man als „normaler Bürger“ nicht alles weiß. Was Gustaf Skördeman hier nun bietet, ist noch um einiges mehr „drüber“ als bisher – aber trotzdem extrem spannend, wie ich finde. Ich hatte sehr viele „Ach du je“-Momente, und musste dann doch unbedingt noch weiter lesen, noch ein Kapitel und noch eins … Dieser Roman stellt noch einmal eine ganze Menge auf den Kopf.

Am Ende von „Geiger“ dachte ich eigentlich, die Geschichte sei auserzählt, in den Fortsetzungsbänden müsste Neues kommen, doch tatsächlich baut alles aufeinander auf, um dann hier zum Höhepunkt zu kommen. „Wagner“ endet für mich sehr unerwartet, aber auch auf eigene Art passend. Da eine Trilogie angekündigt war, müsste das nun auch das Ende der Geschichte gewesen sein. Oder?

„Wagner“ ist für eine Thrillertrilogie ein sehr passender Abschlussband, actionreich, spannend und mit viel Unerwartetem. Unbedingt sollte man aber die beiden Vorgängerbände gelesen haben. Ich hatte mit allen drei Bänden sehr spannende Lesestunden.

Bewertung vom 22.07.2023
Pforte der Verdammnis / Matthew Shardlake Bd.1
Sansom, Christopher J.

Pforte der Verdammnis / Matthew Shardlake Bd.1


sehr gut

1537: Im Kloster Scarnsea wird Robin Singleton, der Kommissar des Königs, geköpft aufgefunden. Thomas Cromwell beauftragt den in seinen Diensten stehenden Anwalt Matthew Shardlake den Mörder zu finden, und die Arbeit Singletons zu Ende zu führen.

Nachdem Heinrich VIII sich vom Papst losgesagt und sich zum Oberhaupt der Kirche Englands ernannt hatte, wurde eine Reihe Reformen eingeführt, u. a. sollten die Klöster aufgelöst werden. Dies ging natürlich nicht ganz ohne Widerstand vonstatten. Der Autor greift in diesem ersten Band der Reihe um den Anwalt Matthew Shardlake, der selbst ein überzeugter Reformer ist, dieses Thema auf.

Der Autor lässt Matthew in Ich-Form erzählen, so dass man als Leser:in seine Gedanken und Emotionen hautnah erfährt. In diesem Band erfährt man auch viel von Matthews Hintergrundgeschichte. Er ist ein sympathischer Mann, mit einem körperlichen Leiden geschlagen, der im Laufe des Romans einen Teil seiner Ansichten überdenken muss, Mitgefühl und Empathie zeigt, aber auch für seine Überzeugungen einsteht.

Der historische Hintergrund ist gut eingebaut, nimmt aber weniger Raum ein als in den beiden nachfolgenden Romanen, die ich bereits gelesen habe. Das liegt aber auch zum Teil daran, dass die Geschichte fast ausschließlich in Scarnsea stattfindet, also an einem örtlich sehr begrenzten Schauplatz. Dadurch ist auch das Figurenensemble sehr begrenzt, und so kann man sich als Leser:in auch gut Gedanken über die Hintergründe der Tat bzw. der Taten, denn es bleibt nicht bei einem Mord, machen – mögliche Täter gibt es einige.

Dem Autor gelingt es, mich in die Geschichte zu ziehen. Die Geschichte spielt in einem schneereichen Winter, die entsprechende Atmosphäre kann man spüren, und durch den bildhaften Erzählstil meint man fast, selbst dabei zu sein. Die Charaktere sind im übrigen alle gut gezeichnet.

Am Ende ist alles aufgelöst, und man erfährt auch etwas über das Danach. Im Anhang gibt es zudem einen kurzen aber lesenswerten historischen Nachtrag des Autors.

Der erste Band der Reihe um einen Anwalt zur Zeit Heinrichs VIII hat mir gut gefallen, die beiden nachfolgenden Bände mochte ich aber noch lieber – somit kann ich die gut recherchierte Reihe auf jeden Fall empfehlen.

Bewertung vom 18.07.2023
Faust / Geiger-Reihe Bd.2
Skördeman, Gustaf

Faust / Geiger-Reihe Bd.2


sehr gut

Eine Gruppe Jäger kommt einer Leichenbeseitigung in den Weg und wird beschossen, doch eine von ihnen ist beherzt genug, zurückzuschießen. Sara Nowaks neue Dienststelle ist zuständig, und findet bald heraus, dass hier wahrscheinlich noch mehr Leichen entsorgt wurden – Opfer von Bandenkriegen?

Etwa zur selben Zeit findet man den Pfarrer Jürgen Stiller, ein Überlebender der Ereignisse aus dem Vorgängerband, erhängt vor. Kurz vorher hatte er noch versucht, Sara zu erreichen, die sich nun schuldig fühlt und – ohne Zuständigkeit – auch in diesem Fall ermittelt.

Im zweiten Band der Trilogie stößt Sara Nowak wieder in ein, oder besser gesagt, mehrere Wespennester. Nicht nur, dass ihr die Ereignisse des ersten Bandes schon durch ihre Narben immer noch präsent sind, nein, Terroristen und Spione drängen sich erneut in ihr Leben. Und als wäre das noch nicht genug, will ihre Mutter unbedingt publik machen, wer Saras leiblicher Vater ist, distanziert sich ihre Tochter immer mehr von ihr, und hat ihr Ehemann einen besonders großen geschäftlichen Deal machen können, der die Familie auch privat tangiert.

Sara Nowak war mir bereits im ersten Band alles andere als sympathisch, viele ihrer Handlungen, privat und beruflich, erschienen mir sehr drüber – und das setzt sich leider auch in diesem Band fort. Ich fürchte, die Protagonistin der Trilogie und ich werden keine Freunde mehr. Und nicht nur das, auch dieser Band wimmelt nur so vor Unsympathen – genau wie im ersten Band eben. Auch wie im ersten Band spielt ihr Privatleben neben dem Beruflichen eine wichtige Rolle.

Trotz aller Unsympathie ist es spannend, es gibt überraschende Wendungen, wenn sie auch manchmal ein wenig an den Haaren herbeigezogen wirken, gerade gegen Ende, als der Roman noch einmal richtig aufdreht – und lässt mich dadurch dann doch am Ball bleiben. Natürlich gibt es am Ende eine Auflösung, und die ist auf jeden Fall nachvollziehbar. Doch dann kommt das letzte Kapitel, und ich frage mich, wie der Autor das im nächsten Band erklären will.

Der zweite Teil der Trilogie ist ähnlich turbulent und actionreich wie der erste, und Sara Nowak könnte mir fast leid tun, wäre sie mir nicht so unsympathisch. Ich bin sehr gespannt auf den Abschluss der Trilogie. Wer Band 1 mochte, kann auch hier zugreifen, wer Band 1 noch nicht gelesen hat, sollte ihn unbedingt zuerst lesen.