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Benutzername: 
marakkaram
Wohnort: 
Lingen

Bewertungen

Insgesamt 564 Bewertungen
Bewertung vom 02.06.2019
Hexentochter / Clans of London Bd.1
Grauer, Sandra

Hexentochter / Clans of London Bd.1


ausgezeichnet

** Die Sprösslinge von Magiern erben selbstverständlich die magischen Fähigkeiten ihrer Eltern, wenn auch zumeist nicht exakt dieselben Fähigkeiten; allerdings ist diese Magie nicht sofort aktiv. Du kannst dir vorstellen, was für ein Chaos das geben würde. Deshalb wird die Magie erst zum vierten Geburtstag des Kindes von einem Hexenmeister aktiviert, exakt um Mitternacht. **

Die 17-jährige Caroline wuchs in diversen Heimen und Pflegefamilien auf und passte nie irgendwo dazu, deswegen ist sie froh, jetzt mit ihrer besten Freundin Megan zusammenzuwohnen. Obwohl sie so unterschiedlich sind - Megan geht gerne feiern und genießt das Leben, während Caroline es ruhiger mag und auch mal gern für sich ist - können sie sich immer aufeinander verlassen.
Eines Abends lernen sie im Club den sehr von sich eingenommenen Ash und seinen Freund Henri kennen. Und während Megan noch mit Henri flirtet, bringt Ash Caroline mit einem Migräneanfall nach Hause. Kopfschmerzen begleiten Caro schon solange sie denken kann, doch in letzter Zeit werden sie immer heftiger. Und jetzt ist da plötzlich auch noch Ash, der seit diesem Abend überall aufzutauchen scheint und diesem Jungen, in ihren unheimlichen Träumen so verflucht ähnlich sieht. Und während Caroline sich noch fragt, was das alles zu bedeuten hat, kommt er mit der Aussage sie sei eine Hexe, um die Ecke.

Sabine Grauer war mir jetzt nicht wirklich bekannt, aber das Buch hat mich spontan angesprochen und neugierig gemacht. Ich hatte Lust auf eine romantische Hexengeschichte und wurde nicht enttäuscht. "Clans of London" hat mich gepackt und vor allem Spass gemacht.

Klar, wird auch hier das Rad nicht neu erfunden, aber die Story ist spannend und interessant. Ganz besonders gefiel mir, dass es auch einen Voodoo-Clan gibt, der von allen anderen Clans misstrauisch beäugt wird. Allerdings wird in Sachen Magier und Clans in diesem Band erstmal nur an der Oberfläche gekratzt, ich hoffe, dass das im zweiten Teil mehr vertieft wird.

Die Geschichte lebt ein wenig von der "Edward/Jacob-Konstellation", wobei hier Ash und Henri Freunde sind, aber mit unterschiedlicher Magie arbeiten und aus verschiedenen und verfeindeten Clans stammen. Das bringt die Geschichte immer wieder an einen Punkt, an dem man sich fragt, wem kann ich wirklich vertrauen und sind sie tatsächlich so gut befreundet? Die zwei sind sehr verschieden und haben ihren ganz eigenen Kopf und Charme.

Ash, Henri und Caroline sind einem sofort unheimlich sympathisch und tragen die Geschichte fast im Alleingang. Die Nebenfiguren sind und bleiben momentan noch Randfiguren, allerdings mit sehr interessanten Ansätzen.

Fazit: Ein spannender Zweiteiler um Hexen, Magier, eine alte Prophezeiung und eine verhängnisvolle Liebe, die richtig Spass macht. Und obwohl es hier und da ein wenig oberflächlich bleibt, hat es mich auf emotionaler Ebene gecatched und unterhalten. Ich warte mit Spannung auf den zweiten Teil.

Bewertung vom 31.05.2019
Der Zauber von Somerset
Watson, Pippa

Der Zauber von Somerset


ausgezeichnet

** Man sagt, dass zuerst zwei Menschen ein Paar machen - und danach macht das Paar zwei Menschen. Natürlich verändern wir uns, wenn wir mit jemandem Tag und Nacht, das ganze Leben teilen. Aber mir war noch nicht in den Sinn gekommen, dass wir uns womöglich unserem alten Ich annähern, wenn wir uns danach wieder trennen. **

Amber braucht dringend eine Auszeit, einen Tapetenwechsel um wieder zu Kräften zu kommen. Dafür hat sie den Sommer über ein Cottage in Somerset gemietet; Pflege des Anwesens und Pferdes incl. ~ nicht, dass sie davon Ahnung hätte, aber so schwer kann das ja nicht sein.

Schreibblockade; seit seine Frau Madeleine ihn verlassen hat, hat Finian nichts Vernünftiges mehr zu Papier gebracht. Er beschließt für 3 Monate nach Somerset zu ziehen - nicht nur, um wieder schreiben zu können, sondern mit der großen Hoffnung, dass Maddy danach zu ihm zurückkehrt.
Doch als er beim Cottage ankommt, trifft er auf Amber, der vor Schreck der Toast aus der Hand fliegt, denn das zauberhafte kleine Häuschen wurde versehentlich doppelt vermietet.

Die beiden beschließen sich das Cottage zu teilen, jeder ein Zimmer, für Küche und Wohnzimmer gibt es einen Stundenplan, so dass man sich nicht unbedingt über den Weg läuft.
So jedenfalls der Plan, doch Wallach Brandon und die Hündin des Nachbarns durchqueren ihn fleissig.

~ Dieser Roman ist wie ein traumhafter Kurzurlaub
und eine kleine Auszeit für die Seele ~

Pippa Watson schreibt mit Herzblut und Seele und das merkt man.
"Der Zauber von Somerset" ist mein erster Roman von ihr. Erwartet hatte ich eine nette Liebesgeschichte vor einer traumhaften Kulisse, doch das hier geht so viel tiefer.

Nicht nur die sehr bildhafte und detaillierte Beschreibung der Landschaft und Umgebung, sondern auch die unheimlich authentische Schilderung und Einbindung der Tiere, treffen mitten ins Herz und bilden den perfekten Rahmen für die Geschichte. Man hat eigentlich das Gefühl der unsichtbare Dritte im Cottage zu sein und alles hautnah mitzuerleben.

Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Amber und Finian, was eine schöne Nähe schafft. Dazu ein Schreibstil, der sehr angenehm und gefühlvoll ist, ohne kitschig zu sein. Es werden dem Leser keine Lebensweisheiten aufgetischt, aber allein schon Fin beim Reflektieren seiner Ehe zuzuschauen, bringt einen ganz automatisch zum Nachdenken; und es geht auch immer wieder um das Thema Tierwohl.

Amber und Finian sind gestandene, sehr symptathische Charaktere, die anfangs lieber an der Vergangenheit festhalten möchten und sich schwer tun aus ihrer Starre herauszukommen. Mir hat es jedoch sehr gefallen, wie sie umeinander herumschleichen und sich fast schon gezwungenermaßen ganz langsam annähern.

Fazit: Ein absoluter Wohlfühlroman, der auf ganzer Linie überzeugt und begeistert. Der Plot realistisch, die Charaktere sympathisch und Tiere, die sich klammheimlich ins Herz schleichen - mehr geht nicht.
"Der Zauber von Somerset" ist der perfekte Kurztrip vom Sofa in den traumhaften Süden Englands.

Bewertung vom 24.05.2019
Das Versprechen der Islandschwestern
Baldvinsson, Karin

Das Versprechen der Islandschwestern


sehr gut

** Mit jeder Stunde, die sie auf Island war, wurde ihr auch klarer, worauf sie sich mit dem Jahr fernab der Heimat wirklich eingelassen hatte. Sie konnte kein Wort dieser fremden Sprache und sie kannte - außer ihren Mitreisenden - keine Menschenseele. **

1949: "Landarbeiterinnen gesucht" Margarete sieht ihre Chance dem Hunger und den Trümmern im Nachkriegs-Deutschland zu entfliehen und überredet ihre Schwester Helga für ein Jahr mit ihr nach Island zu kommen. Hungern müssen sie wirklich nicht, aber ganz so einfach ist der Start in einem fremden Land, dessen Sprache man nicht spricht, auch nicht und Helga will auf jeden Fall nach Ablauf des Jahres wieder zurück.

2017: 70 Jahre hat Greta ihre Schwester Helga nicht mehr gesehen oder gesprochen, seit sie damals im Streit auseinandergegangen sind. Jetzt reist sie mit ihrer Enkelin Pia und deren Tochter noch einmal nach Island zurück. Pia, die grade eine Trennung hinter sich hat, freut sich auf eine Auszeit und Annäherung mit Leonie. Auf der Fähre trifft sie den gutaussehenden aber sturköpfigen Ragnan, der sich dann als Nachbar entpuppt.

Ich bin jetzt kein unbedingter Island-Fan (ist mir einfach zu kalt), aber ich finde die Insel, die Vegetation und das Leben dort unheimlich interessant und habe mich gefragt, wie es wohl 1949 war.

Und das ist tatsächlich das Highlight dieses Romans. Karin Baldvisson beschreibt Island, seine Landschaft, die raue Natur und bunten Häuser so gekonnt und bildgewaltig, dass man das Gefühl hat, selbst im Wind zu stehen. Ganz großes Kopfkino!
Und auch die Lebensbedingungen in der kargen, aber umso herzlicheren Umgebung sind unheimlich authentisch geschildert.

Schade, dass dann der zweite Handlungsstrang (2017) mit einer wirklich sehr seichten Liebesgeschichte genaus so viel Platz einnimmt. Mit dem Hauptaugenmerk auf die Auswanderung der beiden Schwestern und einigen Einschüben aus 2017, wäre es im Ganzen für mich runder gewesen. Vor allem hätte es dann auch Raum für mehr Tiefe der Charaktere gegeben.
So pitscht es in kurzen Kapiteln immer hin und her - der eine Strang unheimlich interessant und man würde gern noch tiefer eintauchen, da ist man schon wieder bei Pia und Ragnan und fragt sich, was für einen Sinn ihre Geschichte hat.
Meine Erwartungen waren hier halt ganz andere, ich bin von einer Annäherung der Schwestern, einer Aussprache ausgegangen. Das wurde allerdings nur kurz angerissen.

Das bei Romanen, die auf zwei Zeitebenen spielen, ein Strang mal schwächer ist, ist ja nicht unüblich, aber dass er mich so gar nicht anspricht, doch eher selten und ein wenig schade.

Fazit: Von der Story oberflächlicher als erwartet - nichtsdestotrotz haben mich die Island Schwestern auf eine Art gut unterhalten und ich fand das raue Islandfeeling großartig. Duch dieses außergewöhnliche Setting punktet der Roman nochmal und bekommt 3,5 Sterne von mir.

Bewertung vom 23.05.2019
Mein Leben als Sonntagskind
Visser, Judith

Mein Leben als Sonntagskind


ausgezeichnet

** Wenn mich jemand anschaute, war es als würden seine Augen mich berühren. Wieder dröhnte mir das Getöse der Vorschule in den Ohren. Ich ging schneller. **

Der autobiographisch angehauchte Roman der Niederländerin Judith Visser hat mich tief berührt.

Jasmijn wächst in den 80-iger Jahren in den Niederlanden auf. Mit 3 kann sie bereits lesen und verschlingt Bücher mit Hingabe, reden hingegen tut sie kaum und wenn, dann nur mit ihrer Familie oder ihrer Hündin und zugleich besten Freundin Senta.

Sie ist schüchtern, sagen die Eltern dann
Sie ist ein komisches Kind, denken die Anderen

Jasmijn ist es unmöglich, so zu sein, wie alle anderen. Sie weiss oft nicht, wie sie sich verhalten soll und Lärm und vielen Menschen ist sie gar nicht gewachsen.

Judith Visser gibt mit ihrem Roman "Mein Leben als Sonntagskind" tiefe und emotionale Einblicke in ein Leben mit Asperger. Und man merkt, dass sie genau weiß, wovon sie spricht.

Sie erzählt ihre Geschichte komplett aus der Sicht von Jasmijn und lässt den Leser bereits an der Gefühls- und Gedankenwelt der 4-jährigen teilhaben. Und das funktioniert. Man beginnt zu verstehen, zu fühlen was in ihr vorgeht und kann ihr Verhalten nachvollziehen.

Denn trotz eines klaren, nüchternen Schreibstils und sehr kurzen Kapiteln, entstehen tiefe Emotionen, die ankommen. Und über so manche Situation oder auch Frage, die Jasmijn sich stellt, denkt man noch lange nach.

Ich habe nicht erwartet, dass 600 Seiten eines doch eher ernsten und tiefgründigen Themas, so kurzweilig sein können. Man begleitet eine junge Frau, die - mit undiagnostiziertem Asperger-Syndrom - ihren Weg und ihren Platz in der Gesellschaft sucht. Und bekommt einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt einer Betroffenen.

Absoluter Lesetipp!

Bewertung vom 20.05.2019
Ein Jahr Inselglück / Amrum Bd.1
Oswald, Susanne

Ein Jahr Inselglück / Amrum Bd.1


sehr gut

** Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen. **

Fenja ist traurig und entsetzt zugleich. Ihre über alles geliebte Tante Trude ist gestorben und hat ihr das Haus auf Amrum vermacht. Es ist jedoch eine Bedingung an das Erbe geknüpft, Fenja muss ein Jahr dort leben. Wie hat Trude sich das bloß vorgestellt? Sie wohnt doch in Hamburg mit ihrem Freund Henrik. Die Beziehung brökelt eh schon und ausserdem plant sie grade als Designerin durchzustarten.
Zähneknirschend nimmt Fenja das Erbe an und Amrum hält so manche Überraschung für sie und Mopsdame Coco bereit.

"Ein Jahr Inselglück" ist ein schöner Urlaubsroman mit Inselfeeling.
Eine leichte Lektüre für eine kleine Auszeit, bei der man merkt, dass die Autorin Amrum kennt und immer wieder sehr interessante Details mit einfliessen lässt.

In Fenjas Geschichte geht es um Freundschaft, Liebe, Selbstfindung und den Mut seinen eigenen Weg dann auch zu gehen.
Die Charaktere sind sehr lebendig und authentisch mit Fehlern, Schwächen und Selbstzweifeln. Das trifft besonders auf Fenja zu, die so manches Mal einen Schubs benötigt, aber wozu sind Freunde denn schließlich da? Und das hat mir richtig gut gefallen. Die drei total unterschiedlichen Frauen verbindet rasch eine starke Freundschaft, sie sind füreinander da, helfen und unterstützen sich gegenseitig.

Und dann ist da ja auch noch Frau Coco, die Mopsdame mit Charakter und ganz viel Charme. Coco hat sich vom ersten Augenblick an in mein Herz geschlabbert.
Ganz anders als die Liebesgeschichte, von der ich ein wenig enttäuscht war. Da fehlte das Knistern, die Romantik... Sehr schade, das Potential war definitiv vorhanden, wurde aber recht nebensächlich abgehandelt.

Vom Schreibstil her ist der Roman sehr flüssig und angenehm zu lesen, die Autorin arbeitet gerne mit Eigenkreationen, wie "Nerven säumen, Trudehude" etc. Das war mir manchmal fast schon ein wenig zu viel, hat aber im Lesefluss nicht groß gestört.

Fazit: "Ein Jahr Inselglück" hat mich gut unterhalten. Es hat Spaß gemacht, zu sehen, wie Fenja an sich wächst. Überraschungen hielt der Roman allerdings nicht wirklich bereit, alles lief stets sehr, sehr smooth und die Liebesgeschichte wurde zum Ende hin rasch abgehandelt. (3,5 von 5 Sternen)

Bewertung vom 19.05.2019
Wenn zwei sich finden, freut sich das Glück
Morgan, Sarah

Wenn zwei sich finden, freut sich das Glück


ausgezeichnet

** Sie liebte es, Geschichten über Familien zu hören. Eine Familie stellte sie sich vor wie einen selbstgestrickten Pullover in allen Farben des Regenbogens und aus verschiedener Wolle, aber fest verwoben, ein warmer Schutz gegen die kalten Stürme des Lebens. Abwesend zupfte sie an einem losen Faden, der vom Saum ihrer Shorts hing. Das perfekte Symbol für ihr Leben - ein einzelner Faden, der nirgendwo hingehörte **

Sarah Morgan steht für romantische Liebesgeschichten, oftmals mit vertrauten Figuren und genau das verspricht nicht nur, sondern hält auch "Wenn zwei sich finden, freut sich das Glück" (über den Titel sollte man großzügig hinwegsehen).

Der Band besteht aus zwei Kurzromanen:
"Zwischen Vernunft und Sinnlichkeit" (playing by the greek rules) 171 S. und "Mitternacht in Manhattan" (Midnight at Tiffany`s) 111 S.

Die erste ist ein Puffin Island short-spin-off. Brittany`s Freundin und Arbeitskollegin Lily, beschließt nach einem erneuten Fehlgriff, nur noch Affairen ohne Gefühl einzugehen. Lily 2.0 sozusagen. Und der griechische Unternehmer Nik Zervakis scheint dafür genau der Richtige.

Die zweite gehört zur Manhattan-Reihe und man trifft in einer kleinen Nebenrolle Paige aus "Schlaflos in Manhattan". Auch hier ist die Thematik hart arbeitende Frau trifft vermeintlich eiskalten Millionär.

Sarah Morgan gehört zu meinen absoluten Lieblingsautorinnen. Ich mag ihre Figuren, die Familien, Freundschaften, die Romantik und schöne Erotik. In Kurzgeschichten ist der Charakteraufbau, die Tiefe, ja immer etwas schwierig und da funktionieren diese kleinen Spin-offs perfekt. Man kennt die Hauptprotas schon als Nebenfiguren und alte Bekannte haben hier eine kleine Rolle. Allerdings muss man die Romane nicht gelesen haben, um Spass an den Stories zu haben.

Die beiden Geschichten sind leider viel zu schnell gelesen und man möchte sofort wieder zurück nach Puffin Island.

Fazit: Zwei zuckersüsse, romantische Liebesgeschichten - für alle Fans von Puffin Island und der Manhattan-Reihe.

Bewertung vom 13.05.2019
Marina, Marina
Landau, Grit

Marina, Marina


ausgezeichnet

** Für einen kurzen Moment schien die Zeit stillzustehen. Sein Vater und Marina standen dort unten im Schatten des Türrahmens beeinander und Nino überkam auf einmal das Gefühl, als befände er sich im Traum eines anderen Menschen. Eines Traums voller Zeichen und Rätsel, deren wahre Bedeutung ihm verschlossen blieb. **

Sant Amato 1960: Das Lied "Marina" schallt durch alle Gassen und erobert die Welt. Im kleinen Küstendorf an der Riviera hat dieser Song eine ganz besondere Bedeutung für den 12-jährigen Nino, er ist sozusagen ein Omen, denn er ist unsterblich in Marina, die Mutter seines besten Freundes verliebt. Sein Kusin Bruno lacht ihn dafür aus und zockt ihn für die heissbegehrte Platte ganz schön ab, denn er hat große Pläne für die Zukunft.
Die schöne Marina hingegen nimmt Nino kaum wahr und beginnt eine leidenschaftliche Affaire mit einem anderen Mann, obwohl sie doch mit Carlo den Aufmerksamsten daheim hat.

"Marina, Marina" hat mich wirklich überrascht und das liebe ich.
Das Cover im 60-iger Jahre Stil vermittelt Unbeschwertheit, Verliebtheit, Sommer, Sonne, Urlaub und ich habe eine leichte, lockere italienische Liebesgeschichte erwartet.

Doch Grit Landau erzählt hier mehrere Geschichten, die am Ende alle irgendwie miteinander verbunden sind und ein Gesamtbild ergeben. Und das mit mehr Tiefe und ernsterem Hintergrund, als erwartet ~ und dennoch wunderschön.

Der Roman umfasst den Zeitraum von 1960-1968, mit einem kleinen Sprung in die Vergangenheit und Zukunft. Jedem Jahr wird ein Song vorangestellt, den Nr. 1 Hit Italiens, und es gibt ein paar Hintergrundinfos dazu, beginnend mit "Marina" von Rocco Granata. Das ist quasi das Sahnehäubchen Italien-Flair, Ohrwurmgarantie inclusive.

Grit Landau erzählt ihre Geschichte in einer klaren, flüssigen Sprache und vermittelt gekonnt das Lebensgefühl der damaligen Zeit (auch ohne Musik). Sie bringt Atmosphäre und Riviera-Flair ins heimische Wohnzimmer. Ein sehr gelungener Ausflug in die Vergangenheit.

Doch wie schon Tolstoi in Anna Karenina schrieb " Alle glücklichen Familien gleichen einander. Jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Art unglücklich." Und so hat jeder hier sein Päckchen zu tragen und seine eigene Geschichte.

Fazit: Unbedingt lesen - auch wenn man mit dem Klappentext und Cover vielleicht nicht ganz so viel anfangen kann. Es lohnt sich wirklich!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.05.2019
Die Kirschen der Madame Richard
Schlie, Tania

Die Kirschen der Madame Richard


sehr gut

3,5 Sterne

** Konnte man sich in einen Ort verlieben wie in einen Mann? Konnte man von einem Haus sagen, das man sich so gut aufgehoben fühlte wie in den Armen eines Mannes? In der Nähe dieses Hauses glaubte Miriam fest daran. **

Hals über Kopf verliebt sich Miriam in ein kleines Häuschen mit einem alten Kirschhain. Sie lässt ihr Leben in Deutschland hinter sich und wird Einwohnerin Nr. 186 im französischen Dörfchen Montbolo. Ihr Plan: von nun an will sie von der Kirschernte leben. Ob das aufgeht?

"Die Kirschen der Madame Richard" ist ein sehr langsamer, unaufgeregter Roman, in dem ein altes Haus und eine kleine Dorfgemeinschaft im Mittelpunkt stehen. Und diesen Charme und das französische Flair fängt Tania Schlie perfekt ein. Ich habe mich zusammen mit Miriam sofort in das urige Häuschen verliebt und bin mit ihr auf Entdeckungsreise gegangen. Das war so herrlich, absolut zum wegträumen.
Allerdings hat Miriam auch die Liebe gefunden, was zwar schön zur Handlung passte, bei mir aber nicht so richtig ankam. Das war mir dann doch oftmals zu ungelenk und hölzern. Ohne Liebesgeschichte wäre es ein glattes 5 Sterne Buch, so bleiben 3,5.

Tania Schlie hat ein Händchen für eine richtig schöne Atmosphäre, Landschaften und leicht schrullige Dorfbewohner. Und bei Wohlfühlromanen weiß ich auch eine langsame Erzählweise zu schätzen, denn langsam ist ja nicht gleich langweilig, sondern steht hier eher für das Genießen: auf der Bank sitzen und in den Garten schauen, ein Bad mit frischen Kräutern mangels Badeschaum, Gespräche mit einem Steinkäuzchen... Diese ganzen kleinen Dinge haben mir unheimlich gut gefallen.

Fazit: Eine Geschichte über Lebenslust und innere Freiheit, Freundschaft, Wagnisse und Liebe. Und trotz leicht verunglückter Liebesgeschichte, hat Tania Schlie mich mitgenommen und gut unterhalten. Das wird mit Sicherheit nicht mein letzter Roman von ihr bleiben.

Bewertung vom 10.05.2019
Der Jungbrunnen-Effekt
Straubinger, P. A.;Fensl, Margit;Karré, Nathalie

Der Jungbrunnen-Effekt


gut

Ich esse seit ca. zwei Monaten nach der 16:8 Methode und bin damit ohne jegliches Hintergrundwissen gestartet. Nachdem ich jetzt gemerkt habe, wie gut mir das tut, wollte ich ein wenig mehr darüber erfahren.

"Der Jungbrunneneffekt" hat mich nicht nur vom Optischen, sondern auch vom Reinlesen her angesprochen. Jetzt im Nachhinein muss ich sagen, dass 22 Euro ein stolzer Preis für recht wenig Fakten sind. Die Aufmachung ist sehr schön, es gibt Infoboxen und Internetportale, aber es gibt auch viele Wiederholungen und Dinge, die ich dort nicht vermutet hätte, so geht es zum Beispiel immer wieder um Meditation.

Beim Fasten startet der Körper nach ca. 12 Std. die sogenannte "Autophagie", der eigentliche positive Effekt, da dann eine Zellreinigung- und Reparatur angestoßen wird. Das ist ein Fakt, okay, aber es wird schon sehr oft wiederholt. Tiefere Infos über die Zell- und auch Organreinigung bzw. Entlastung, haben mir dann allerdings gefehlt. Und was mich unheimlich gestört hat, es wird mir zu viel Bezug auf Tierversuche mit Mäusen und sehr wenig auf Menschen genommen. Warum? Fehlen hier noch die Erfahrungswerte? Ist Intervallfasten ein Hype? Mir persönlich ist das relativ egal, da ich eh kein Frühstücker bin und daher automatisch erst mittags mit dem Essen anfange und im Grunde jetzt nur auf das Naschen nach dem Abendbrot verzichte.

Für Menschen, die mit dieser Methode abnehmen möchten, bietet das Buch recht wenig aufschlussreiches. Wann man am besten essen sollte, wie viel usw. Auch Rezepte gibt es keine.
Dafür gibt es, und das ist mein nächster Kritikpunkt, 2 Mini-Fragebögen zur Einteilung nach Eiweiß-, Kohlehydrat- oder Mischtyp, sowie zum Zuckerkonsum. Die sind aber beide so simpel und kurz, dass sie wenig aussagekräftig sind. Das findet man im Internet ausführlicher.

Neues entdecken werden nur absolute Greenhorns in Sachen Ernährung, Entgiftung und Meditation. Ich hätte mir, grade für den Fastenneuling, Do`s and Don`ts, Hilfestellungen, Tipps, Tricks und Fallen in die man tappen kann, gewünscht. Auch das findet man im Internet ausführlicher.

Fazit: Ein schön aufgemachtes Buch mit Internet-Links zum Finden und Austauschen mit Gleichgesinnten, aber sonst leider wenig Neues für mich. Meiner Meinung nach wurde hier viel Potential verschenkt. Ich habe sehr viel mehr Tiefe erwartet.