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amena25

Bewertungen

Insgesamt 278 Bewertungen
Bewertung vom 17.01.2018
Echo der Toten / Friederike Matthée Bd.1
Sauer, Beate

Echo der Toten / Friederike Matthée Bd.1


sehr gut

Suche nach Gerechtigkeit

Im Winter 1947 kämpfen die Menschen in den Ruinen ums Überleben. Friederike Matthée arbeitet als Polizeiassistentenanwärterin bei der Weiblichen Polizei in Köln. Für diesen Beruf ist sie eigentlich zu sensibel und zartbesaitet, im Grunde interessiert sie sich auch viel mehr für Kunst und Malerei. Allerdings kann sie mit ihrer Stelle sich und ihre kränkliche Mutter ernähren und hat dadurch Anspruch auf ein Zimmer.
Ihre Vorgesetzte, die Kriminalkommissarin Gesine Langen, hält wenig von ihr und versucht, sie möglichst schnell loszuwerden. Doch Friederike spricht gut englisch, und sie kann gut mit Kindern umgehen. Als die britische Militärpolizei sie anfordert, um einen Jungen zu vernehmen, ist das ihre Chance, sich zu beweisen.
In einem kleinen Dorf in der Eifel ist ein bekannter Schwarzhändler erschlagen worden. Einziger Zeuge des Verbrechens ist der kleine Peter Assmuß, der aber seitdem schweigt.
Lieutenant Richard Davies von der britischen Militärpolizei ist für diese Ermittlung der Vorgesetzte von Friederike Matthée. Die beiden haben zunächst einige Schwierigkeiten, vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. Friederike hat die schrecklichen Erlebnisse auf der Flucht aus Ostpreußen noch nicht verarbeitet. Doch auch Richard Davies trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum. Ganz allmählich entwickelt sich Sympathie und Vertrauen zwischen den beiden, was aber immer wieder auf eine harte Probe gestellt wird.
Der Kriminalfall selbst ist zwar spannend, die Auflösung aber zu konstruiert.
Überzeugen kann der Roman vielmehr durch die eindrückliche Schilderung des historischen Hintergrunds. Das Leben der Menschen, die gerade einen Krieg überlebt haben, nun unter Hunger und Elend zu leiden haben, sich gegenseitig misstrauen und Schuld zuweisen, wird anschaulich und authentisch geschildert.
Friederike in ihrer Unsicherheit, aber auch ihrer Neugier und ihrem Willen, für Gerechtigkeit zu sorgen, fand ich interessant und überzeugend charakterisiert.
Für mich ist ,,Echo der Toten“ mehr Roman als Krimi, aber sehr empfehlenswert, wenn man sich für den geschichtlichen Hintergrund interessiert.

Bewertung vom 12.01.2018
Die Eishexe / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.10
Läckberg, Camilla

Die Eishexe / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.10


ausgezeichnet

Unverwechselbar

Als in Fjällbacka die vierjährige Linnea Berg verschwindet, erinnert alles an einen dreißig Jahre zurückliegenden Fall. Damals wurde die vierjährige Stella Strand zunächst vermisst, dann tot im Wald aufgefunden. Die zwei dreizehnjährigen Mädchen, die auf Stella an diesem Nachmittag aufgepasst hatten, legten ein Geständnis ab. Ganz Fjällbacka war schockiert über die Grausamkeit der Mädchen. Kurz darauf widerriefen sie ihr Geständnis, doch die Verdächtigungen blieben. Eine der beiden lebt seit Jahren zurückgezogen noch immer im Ort, die andere ist eine erfolgreiche Schauspielerin geworden und kehrt nun, nach dreißig Jahren, für Dreharbeiten nach Fjällbacka zurück.
Die beiden Fälle weisen erstaunliche Parallelen auf, sodass Patrik Hedström und seine Kollegen nicht nur im aktuellen Fall ermitteln, sondern auch den alten Fall erneut ins Visier nehmen. Gut, dass Erica gerade ein Buch über diesen Fall schreiben will und sowieso auf ihre ganz typische Art dazu recherchiert.
Kapitelweise wird noch eine dritte Ebene in die Handlung eingesponnen. Erzählt wird die Geschichte Elins und ihrer Tochter aus dem 17. Jahrhundert zur Zeit der Hexenverfolgung.
Was zunächst scheinbar willkürlich wirkt, fügt sich nach und nach zu einem sinnvollen Ganzen zusammen.

Wie immer in Läckbergs Kriminalromanen gibt es zu Beginn sehr viele Personen und Handlungsstränge, die den Einstieg, vor allem für Neulinge etwas erschweren, da man nur nach und nach weitere Informationen bekommt. Für Kenner der Reihe um Erica Falck und Patrik Hedström dagegen ist es ein Wiedersehen mit alten Bekannten, deren Familien, Sorgen und Problemen. So geht das Leben weiter, die Kinder werden größer, die anstrengende Schwiegermutter Kristina heiratet, Anna erwartet wieder ein Kind, Martin Molin bekommt nach dem Tod seiner Frau eine neue Chance, Bertil Mellberg schießt in seiner unnachahmlichen Art mal wieder den Vogel ab.... Diese eher privaten und menschlichen Seiten der Beteiligten, die viel Raum neben der eigentlichen Krimihandlung einnehmen, sind sicherlich nicht jedermanns Sache. In meinen Augen macht aber gerade dies Läckbergs Romane unverwechselbar und diesen über 700 Seiten starken Band absolut empfehlenswert.

Bewertung vom 02.01.2018
Leere Herzen
Zeh, Juli

Leere Herzen


sehr gut

It’s a Suicide World


Deutschland im Jahr 2025: die BBB – Besorgte-Bürger-Bewegung unter Regula Freyer hat schon vor Jahren Angela Merkel abgelöst. Das ,,bedingungslose Grundeinkommen“ und verschiedene Effizienzpakete stellen die Menschen zufrieden und ruhig.
Trump und Putin haben den Syrienkrieg beendet, außer Brexit gibts noch den Frexit und den Spexit.... Doch Polititk interessiert eigentlich sowieso niemanden mehr. Politik findet statt, wie das Wetter, egal ob man zusieht, etwas tut oder nicht. Diese illusionslose, gleichgültige Haltung vertritt auch Britta. Sie hat das Interesse an Politik und generell an Diskussionen schon vor langer Zeit verloren, privat möchte sie sich über solche Themen nicht mehr unterhalten müssen. Sie wohnt mit ihrem Mann Richard und der siebenjährigen Tochter Vera in Braunschweig in einem Betonwürfel mit viel Glas, praktisch, geräumig, geradlinig. So emotionslos, wie Britta ihre Wohnsituation sieht, erscheint sie auch dem Leser. Der zu Beginn der Handlung geschilderte Abend mit einer befreundeten Familie wirkt ebenso nüchtern und distanziert. Janina und Kurt, die auf dem Land ein altes Haus, ihr Traumhaus, gefunden haben, werden von Britta als naiv und anachronistisch empfunden. Dennoch überlegt sie sich, den beiden eine finanzielle Anschubhilfe für den Hauskauf zu geben. Immerhin verdient Britta mit ihrer Arbeit bei der ,,Brücke“ so viel Geld, dass sie sich hin und wieder auch um die Finanzhygiene kümmern muss.
Die ,,Brücke“ ist vordergründig eine Psychotherapiepraxis, die sich vor allem um suizidgefährdete Patienten kümmert. Tatsächlich rekrutieren Britta und ihr Geschäftspartner Babak aber Selbstmordattentäter und vermitteln diese an Organisationen, die sich die Anschläge für ihre Zwecke einiges kosten lassen. Als plötzlich Konkurrenz auf dem ,,Markt“ auftaucht, bekommen Britta und Babak es mit einem sehr gefährlichen Gegner zu tun.
Die Idee des Buches ist originell, die Handlung beklemmend und stellenweise auch wirklich spannend. Dennoch bleibt man als Leser immer in einer distanzierten Beobachterrolle. Zu keiner der Figuren findet man wirklich einen Zugang. Selbst Britta, aus deren Sicht das Geschehen geschildert wird, bleibt zynisch, fremd und unnahbar. Auch keine der anderen Personen wirkt sympathisch. Selbst die Figuren untereinander verbindet, trotz langjähriger Freundschaft, keine tiefergehende Beziehung. Sogar zwischen Britta und ihr Ehemann Richard herrscht eine sehr nüchterne Atmosphäre. Richard weiß erstaunlich wenig über die ,,Tätigkeit“ seiner Frau, es scheint ihn aber auch nicht weiter zu interessieren. Nicht einmal, als sie für mehrere Tage ,,geschäftlich“ verreisen muss, fragt er nach, sei es aus Respekt oder aus Gleichgültigkeit.
Vermutlich ist das von der Autorin so gewollt, mich lässt es allerdings unzufrieden und etwas ratlos zurück.

Bewertung vom 22.12.2017
Der gefährlichste Ort der Welt
Johnson, Lindsey Lee

Der gefährlichste Ort der Welt


sehr gut

Im goldenen Käfig


In Mill Valley, einem kleinen Städtchen in der Bucht von San Fransisco, gibt es nur Wohlhabende oder Reiche. Die Stadt ist ein kleines Paradies der Sorglosigkeit, doch die Idylle trügt. Erzählt wird aus der Sicht verschiedener Jugendlicher vom Gruppenzwang, Unsicherheit, erster Liebe, ersten Erfahrungen. Die Eltern haben viel Geld und hohe Erwartungen, aber wenig Zeit und wenig Verständnis für ihre Kinder.
Als der etwas eigenartige Tristan Bloch in der 8. Klasse der hübschen Calista Broderick einen Liebesbrief schreibt, zeigt sie ihn zunächst ihrer Freundin Abigail, dann dem coolen Ryan, dem angesagten Schwarm aller Mädchen. Dieser ,,kümmert“ sich um das ,,Problem“, indem er den Brief ins Internet stellt und Tristan von da an keine ruhige Minute mehr hat. Eines Morgens radelt er zur Golden Gate Bridge und setzt seinem Leben ein Ende.
Drei Jahre später ist Tristans Tod scheinbar von allen vergessen, doch die Schuldgefühle wurden nur mehr oder weniger gut verdrängt. Die einzelnen Kapitel stellen je eine Figur in den Mittelpunkt, aus deren Sicht die Geschichte erzählt und weitergeführt wird. So hat z.B. Abigail inzwischen ein Verhältnis mit ihrem Lehrer, die Freundschaft zu Cally ist merklich abgekühlt, Dave Chu kann den hohen Erwartungen seiner Eltern nicht gerecht werden und lässt den schlauen Nick Brickston einen Test unter seinem Namen schreiben. Doch keine der Figuren ist so, wie sie von den anderen wahrgenommen wird. Jede führt eine Art Doppelleben, zeigt nur bestimmte Eigenschaften und Gefühle vor den anderen. Schein und Sein lassen sich aber auch nicht eindeutig voneinander unterscheiden. So gibt Nick sich z.B. in San Fransisco als Student aus, erobert die gläubige Sarah. Doch in dem einzigen Moment, in dem er offen und ehrlich zu ihr ist, lässt sie ihn fallen. Die schöne Elisabeth Avarine wird von allen als unnahbar und arrogant wahrgenommen, dagegen ist sie in Wahrheit lieber für sich, unsicher und eine Einzelgängerin. Keine der Figuren weckt wirklich Sympathien beim Leser, höchstens Mitleid. Einzig Calista schafft es am Ende, sich der Schuld zu stellen, die sie wegen Tristan Bloch unbewusst immer empfunden hat. Sie schreibt darüber und zeigt insofern immerhin eine Entwicklung.
Die Geschichte berührt und macht es dem Leser nicht leicht. Dennoch finde ich Johnsons Roman unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 22.12.2017
Böses Kind
Krist, Martin

Böses Kind


gut

Zu viele lose Enden

Suse, alleinerziehende Mutter dreier Kinder ist völlig überfordert mit ihren Kindern, ihrem Job, ihrer finanziellen Misere, dem Alltagskram... Nun ist auch noch ihre vierzehnjährige Tochter Jacqueline mitsamt Hund Tapsi verschwunden. Seit ihr Mann die Familie verlassen und sich einer neuen Partnerin zugewendet hat, steht Suse komplett neben sich. Zudem wird sie offenbar von einem geheimnisvollen Mirko gestalkt.
Parallel dazu ermitteln Kriminalkommissar Henry Frei und seine Kollegin Louisa Albers in einem Mord. In einem zwielichtigen Hotel wurde die erdrosselte Ehefrau des bekannten TV-Pfarrers Franz Weinstein gefunden, der sich sehr für die traditionelle Familie und konservative Werte engagiert.
Henry Frei hat so seine Macken, er ist überpenibel, hasst Unordnung und Unpünktlichkeit. Seine Kollegin Albers leidet seit der Geburt ihres Sohnes unter akutem Schlafmangel, den sie durch das Knabbern von Karotten kompensieren will. Die beiden gäben an sich ein interessantes Ermittlerduo ab, wenn nicht ständig diese Macken breitgetreten würden.
Der Fall Weinstein nimmt etwa das erste Drittel der Handlung ein, bis er dann völlig fallengelassen wird, da nun zuerst ein bestialisch getöteter Hund und kurz darauf eine auf ähnliche Weise zugerichtete und gekreuzigte Männerleiche gefunden wird. Hier laufen nun die Fäden zum Fall der verschwundenen Jacqueline zusammen.
Bis dahin empfand ich den Fall als ziemliche 08/15 –Konstruktion, jedes Kapitel wechselt die Perspektive, bis die Handlung dann zusammengeführt wird, unterbrochen durch gelegentliche Intermezzi, die aus der Sicht einer gefangen gehaltenen Person geschildert werden.
Allmählich beginnt man aber, an der Version der Mutter, Suse, zu zweifeln. Immer wieder werden Andeutungen eingestreut, dass sie die Wahrheit verdreht oder sich ihre eigene Realität zurechtzimmert. Ab da wird es erstmals wirklich spannend. Doch die Auflösung und das Ende erfolgen dann sehr abrupt und leiten dann wieder zu einer weiteren Leiche im Fall Weinstein über.
Mich konnte der Krimi nicht überzeugen. Zu viele Handlungsfäden wie z.B. die schwierige Beziehung Suses zu ihrem Vater, der ,,alte“ Freund von Henry Frei, Oskar Marek, mit dem ihn ein beunruhigendes Geheimnis verbindet usw. bleiben am Ende ohne Verknüpfung. So wie eben auch der Fall Weinstein. Dazu muss man dann wohl den nächsten Fall lesen.

Bewertung vom 16.12.2017
Totengrab (eBook, ePUB)
Nixon, Keith

Totengrab (eBook, ePUB)


gut

Enttäuschend!

Detective Solomon Gray ist vom Schicksal schwer gebeutelt worden. Vor zehn Jahren verschwand sein damals sechs Jahre alter Sohn Tom spurlos auf einem Jahrmarkt. Seine Frau, die ihm die Schuld dafür gab, verließ ihn und nahm sich nach einigen Jahren das Leben. Seine Tochter lebt inzwischen bei den Großeltern ohne jeglichen Kontakt zu Gray. Allein die Suche nach seinem Sohn und seine Arbeit halten Solomon weiter am Leben.
Als der 16-jährige Nick Buckingham aus dem fünften Stock eines verwahrlosten Apartmenthauses springt, ist Gray alarmiert. Könnte der Junge sein verschwundener Sohn sein? Als dann auch noch auf dem Handy des Toten Grays Telefonnummer im Speicher gefunden wird, beginnt er, nicht nur auf offiziellen Wegen zu recherchieren.
Zu Beginn kann man mit Solomon Gray mitfühlen und nachempfinden, dass er nach diesen Schicksalsschlägen kein besonders umgänglicher Zeitgenosse und Kollege ist. Als er sich dann aber im Zuge der Ermittlungen immer tiefer in den Schlamassel reitet, seine Kollegen und Mitmenschen nur noch vor den Kopf stößt und sich jeden Abend volllaufen lässt, nervt es zunehmend. Die Dialoge sind oft aggressiv, wirken abstoßend und hingerotzt. Ob dies nun Grays wachsende Verzweiflung darstellen soll oder einer schlechten Übersetzung geschuldet ist, weiß man nicht. Grays Vorgesetze und Kollegen wirken ziemlich undurchsichtig. Bei keinem weiß man genau, wer nun ein (ehemaliger) Freund oder Feind ist. Die Auflösung des Falles/ der Fälle wirkt ziemlich konstruiert. Der einzige Lichtblick am Ende ist, dass es für Solomon Gray einen winzigen Hoffnungsschimmer gibt.
Nach einem viel versprechenden Beginn leider eine zunehmende Enttäuschung!

Bewertung vom 15.12.2017
Dominotod / Nathalie Svensson Bd.2
Moström, Jonas

Dominotod / Nathalie Svensson Bd.2


sehr gut

Kettenreaktion

Dies ist der 2. Fall um die Psychiaterin Nathalie Svensson, die als Spezialistin für Psychopathen die Polizei in ganz Schweden unterstützt.
In Sundsvall wird die Leiche eines Arztes gefunden. Thomas Hoffmann wurde offenbar einige Tage festgehalten und gefoltert. In seinem Hals steckt ein Dominostein. Fast zeitgleich verschwindet ein zweiter Arzt, Erik Jensen, der in demselben Krankenhaus arbeitet wie Hoffmann. Die einzigen Hinweise sind sein Namensschild und ein weiterer Dominostein in der Tiefgarage des Krankenhauses. Will sich jemand an den Ärzten rächen?
Nathalie Svensson und das Team der zentralen Einheit für Operative Fallanalyse (OFA) werden nach Sundsvall gerufen, um die dortige Polizei um Kriminalhauptkommissar Johan Axberg zu unterstützen. Axberg hat ein besonderes Interesse an dem Fall, da Erik Jensen sein bester Freund ist. Er setzt alles daran, Jensen lebend zu finden. Auch Nathalie Svensson verfolgt nicht nur professionelle Ziele. Ihre Schwester Estelle hatte offenbar ein Verhältnis mit Erik Jensen. Während Estelle sich in Halbwahrheiten und Widersprüche verstrickt und sich dadurch sehr verdächtig macht, rückt auch ihr zur Gewalt neigender Ehemann in den Fokus der Ermittler. Handelt es sich doch eher um eine Eifersuchtstat?
Der Fall ist spannend aufgebaut. Störend finde ich allerdings zu Beginn die zahlreichen Verweise auf den ersten Band, die den Einstieg ins Geschehen erschweren. Die Ermittler sind interessante Figuren, mit kleinen und größeren Sorgen wie Scheidung und Sorgerechtsstreit. Das Privatleben wird aber nicht überstrapaziert. Es zeigt eher die menschliche Seite der Ermittler, wie z.B. Johan als eigentlich glücklichen Vater eines anderthalbjährigen Sohnes, der aber unter den ständigen Ansprüchen seiner Frau Carolina leidet. Nathalie als Psychiaterin ist auch nur Mensch und Frau, sie sucht ständig männliche Bestätigung, weswegen sie sehr auf ihr Äußeres bedacht ist.
In die eigentliche Handlung eingestreut sind einzelne Kapitel, die sich wie Puzzlestücke nach und nach zu einem klareren Bild formieren, um damit dem Leser den Auslöser dieser Kettenreaktion vor Augen zu führen.
Mich hat der Fall gut unterhalten, lediglich den starken Bezug zu Band eins empfand ich als störend.

Bewertung vom 02.12.2017
Das erste Opfer / Oxen Bd.1
Jensen, Jens Henrik

Das erste Opfer / Oxen Bd.1


ausgezeichnet

Freund oder Feind?

Der ehemalige Elitesoldat Niels Oxen lebt am Rande der dänischen Gesellschaft, versteckt in einer Kellerwohnung und ernährt sich von dem, was die Wohlstandsgesellschaft wegwirft.
Seine Einsätze auf dem Balkan und in Afghanistan haben ihm hohe Auszeichnungen für sein heldenhaftes Verhalten und seinen Einsatz für Kameraden eingebracht – aber auch schwere Traumata. Der ,,tapferste Kriegsheld der Nation“ hat sich von allen sozialen Kontakten distanziert und aus dem gesellschaftlichen System ausgeklinkt. Niemand weiß, wo und wie er wohnt. Doch seine inneren Dämonen suchen ihn Nacht für Nacht heim, und so zieht er sich mit seinem Hund in ein großes, abgelegenes Waldgebiet zurück, um zur Ruhe zu kommen. Doch seine Neugierde beschert ihm das Gegenteil. Bei einem nächtlichen Besuch in einem Schlosspark hinterlässt er Spuren und wird so zum Hauptverdächtigen in einem Mordfall. Der Schlossbesitzer Hans-Otto Corfitzen, ehemaliger Botschafter Dänemarks, wurde in seinem Arbeitszimmer ermordet. Außerdem wurde Corfitzens Hund erhängt aufgefunden.
Oxen wird zwar verdächtigt und mehrmals verhört, allerdings wird ihm vom Chef des dänischen Geheimdienstes PET, Axel Mossmann, auch eine Art Undercover-Job angeboten. Oxen soll im Geheimen, mit allen legalen und illegalen Mitteln und natürlich auf eigenes Risiko für Mossmann ermitteln.
Zur Seite steht ihm die Geheimdienstmitarbeiterin Margrethe Franck, die aber ähnlich misstrauisch veranlagt ist wie Niels Oxen. Nur sehr zögerlich arbeiten die beiden zusammen und fassen allmählich Vertrauen zueinander, als sie merken, dass Mossmann vermutlich ein doppeltes Spiel mit ihnen spielt. Wem können sie vertrauen, wer ist Freund und wer ist Feind?
Sehr eindrücklich werden Oxens alptraumhafte Erinnerungen an seine Kriegserlebnisse geschildert, die ihn dazu gebracht haben, alle Brücken hinter sich abzubrechen. Oxen selbst, aber auch Margrethe Franck, sind nicht unbedingt sympathische, aber ungewöhnliche und interessante Figuren. Die Handlung ist sehr verwickelt, aber hochspannend und mitreißend erzählt. Da dies der erste Teil einer Trilogie ist, bleibt das Ende natürlich so offen, dass noch Luft für Band zwei und drei bleibt. Definitiv lesenswert!

Bewertung vom 26.11.2017
Crimson Lake
Fox, Candice

Crimson Lake


sehr gut

Geächtet

Ted Conkaffeys Leben wird plötzlich zu einem Alptraum, als er verdächtigt wird, ein Mädchen vergewaltigt und getötet zu haben. Obwohl er selbst Detective ist, gerät er in die Mühlen der Justiz und der Vorverurteilung, seine eigenen Kollegen misstrauen ihm und wenden sich von ihm ab. Selbst seine Frau ist sich unsicher, ob sie ihm die Tat zutrauen soll und trennt sich von ihm, als er in Untersuchungshaft sitzt.
Wieder auf freiem Fuß aus Mangel an Beweisen, geht für Conkaffey die Hölle aber weiter. Wird er auf der Straße erkannt, sehen die Menschen in ihm weiterhin den Täter. So zieht er sich in die Kleinstadt Crimson Lake im Norden Australiens zurück, wo er auf Ruhe und Anonymität hofft. Doch auch hier wird er bald erkannt und sein Haus mit Steinen und Farbe beworfen. Als ihm sein Anwalt rät, die Privatdetektivin Amanda Pharrell zu kontaktieren, ahnt er nicht, dass dies sein Leben ändern wird. Amanda ist eine verurteilte Mörderin und ziemlich schräg. Für ihren aktuellen Fall, die Suche nach dem verschwundenen Erfolgsautor Jake Scully, heuert sie Ted Conkaffey als Mitarbeiter an, der sich zunächst nur widerstrebend darauf einlässt. Als er dann aber beginnt, in Amandas eigener Geschichte zu recherchieren, merkt er, dass die Detektivarbeit das einzige Mittel für ihn ist, seiner Lethargie und Einsamkeit zu entfliehen.
Die von Candice Fox geschaffenen Figuren sind sehr eigen, kontaktscheu oder exzentrisch, sympathisch oder abstoßend. Man kann sich nicht unbedingt mit ihnen identifizieren. Sie werden aber sehr eindrücklich und charakteristisch beschrieben, sodass sie unverwechselbar werden. Erstaunlich finde ich, wie sowohl Amanda als auch Ted mit der Aggression und der Verachtung, die ihnen entgegengebracht wird, leben können. Während der Fall von Amanda Pharrell einen ziemlich mitnimmt und betroffen macht, wirkt die Lösung des Falls Scully in meinen Augen etwas zu konstruiert.
Dennoch ein unterhaltsamer und spannender Krimi mit teils derben, aber witzigen Dialogen.

Bewertung vom 21.11.2017
TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen?
Miranda, Megan

TICK TACK - Wie lange kannst Du lügen?


sehr gut

Unnötig kompliziert

Nicolette Farell kehrt nach 10 Jahren in ihre Heimatstadt Cooley Ridge zurück, um ihr Elternhaus instand zu setzen und es verkaufen zu können. Ihr Vater, der an Demenz leidet, lebt seit einem Jahr in einem Heim. Ihr Bruder Daniel, der mit seiner Frau Laura in Cooley Ridge lebt und sich um den Vater kümmert, drängt aus finanziellen Gründen auf den Hausverkauf.
Nic hatte damals von einem Tag auf den anderen ihre Heimatstadt verlassen. Kurz zuvor war ihre beste Freundin Corinne spurlos verschwunden und Nic hat nach wie vor mit den Erinnerungen daran zu kämpfen.
Zu Beginn kann man sich gut mit Nic identifizieren, die nach langer Abwesenheit und nur gelegentlichen Kurzbesuchen mit schlechtem Gewissen ihrem Vater und ihrem Bruder gegenüber zurückkehrt. Auch ihre widersprüchlichen Gefühle angesichts alter Erinnerungen, früheren Bekannten und Freunden kann man gut nachempfinden. Beim Zusammentreffen mit ihrer Jugendliebe Tyler knistert es gewaltig, obwohl Nic in Phidalephia mit dem korrekten Anwalt Everett liiert ist.
Als kurz nach Nics Ankunft ein weiteres Mädchen verschwindet – ausgerechnet Tylers derzeitige Freundin Annaleise – setzt dies bei allen Beteiligten einiges in Gang. Allerdings wird die Handlung von da an nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern von Tag 15 an rückwärts bis zum Verschwinden Annaleises erzählt, die Motive der einzelnen Beteiligten kristallisieren sich allmählich heraus und man erfährt, was damals vor zehn Jahren mit Corinne geschah. Diese Erzählkonstruktion ist an sich originell und könnte raffiniert sein, hier hat sie sich in meinen Augen allerdings nicht bewährt. Die Spannung hat sich dadurch nicht erhöht, eher wurde der Erzählfluss unnötig verkompliziert. Zu viele Andeutungen, zu viel Reden um den heißen Brei nehmen Tempo und Spannung raus. Durch den verräterischen Untertitel weiß man auch schon von Beginn an, dass es um Lügen und Verdrängung geht, nur noch nicht, wer wen belügt. Das Ende, nun wieder chronologisch erzählt, bietet noch eine kleine Überraschung.
Ein solider Thriller, etwas zu konstruiert, aber das Etikett ,,Megaseller“ halte ich für übertrieben.