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seschat
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Insgesamt 898 Bewertungen
Bewertung vom 13.04.2022
Speed-Dating mit der Arbeit von morgen
Schwedler, Christian

Speed-Dating mit der Arbeit von morgen


ausgezeichnet

Der Autor Christian Schwedler hat nach seinem Architekturstudium in verschiedenen Ländern, u.a. Australien und Chile, gejobbt. Dabei standen Flexibilität und selbstständige Wissensaneignung an der Tagesordnung. In Zukunft, so Schwedlers Prognose, wird es vorrangig nicht mehr darum gehen, was wir studiert oder gelernt haben, sondern wie effektiv wir unsere Kenntnisse auf dem neuen Arbeitsmarkt anwenden und ausbauen können. Neben krisensicheren Berufen, wie Pfleger oder IT-Spezialist, werden neue, vornehmlich digitale Berufe entstehen. Körperlich anstrengende und einfache Tätigkeiten werden zunehmend automatisiert, d.h., von Robotern und KI übernommen. Besonders der Einzelhandel und das Verwaltungswesen stehen auf der Kippe.

Blickt man nach Amerika und China, steckt Deutschland in Bezug auf KI und die digitalen Möglichkeiten noch in den Kinderschuhen. Dass dich mittlerweile veganer Fleischersatz und menschliches Gewebe mit dem 3-D-Drucker herstellen lassen, ist einerseits unglaublich und andererseits auch etwas gruselig. Die Techgiganten Amazon, Apple & Co dominieren den Markt und führen durch ihre Innovationen zum Umdenken. Vieles lässt sich bereits heute per App steuern, ob Bestellungen, Bankgeschäfte oder das eigene Heim. Auch wenn man dieser Entwicklung skeptisch gegenüber steht, so kann man sie auch nicht ignorieren, weil man sonst abgehängt wird.

Schwedlers Lektüre empfand ich als ungemein aufschlussreich und inspirierend. Er argumentiert optimistisch, ideenreich und zeigt Chancen des beruflichen Wandels, wie eine bessere Work-Life-Balance und wegfallende Hierarchien, auf. Seine Weblinks zu Online-Fortbildungsseiten wie Plattformen, welche zukunftsfähige Berufsfelder auflisten, fand ich persönlich wie beruflich sehr hilfreich. Schwedlers Plädoyer für fächerübergreifendes, kreatives wie kritisches Denken goutiere ich. Auch den Wandel innerhalb der Fehlerkultur erachte ich als längst überfällig, wenn man wirtschaftlich wie gesellschaftlich vorankommen will. Zudem muss auch ein Umdenken in Bildung und Schule her. Schwedler fordert zurecht, dass Talente individuell gefördert und nicht alle Schüler gleichförmig beschult werden sollten.

Gleichwohl ich nicht alle technische Entwicklungen, wie z. B. Neuralink oder Cyborg, gutheiße, mir die menschliche Komponente allzu häufig ins Abseits gerät und bestimmte Berufe aussterben werden, bin ich gespannt auf die Arbeitswelt von morgen.

FAZIT
Ein gut zu lesendes Buch über New Work, das zum Nachdenken wie Umdenken führt. Wer wissen will, wie unsere Arbeitswelt in ein paar Jahren aussehen wird, dem empfehle ich die Lektüre dieses sehr gut aufbereiteten Sachbuchs.

Bewertung vom 10.04.2022
Die hundert Jahre von Lenni und Margot
Cronin, Marianne

Die hundert Jahre von Lenni und Margot


ausgezeichnet

Marianne Cronins Buch über die außergewöhnliche Freundschaft zwischen der 17-jährigen Lenni und der 83-jährigen Margot hat mich zu Tränen gerührt.

An sich handelt dieser Roman von einem ernsten Thema, nämlich dem Tod. Lenni und Margot lernen sich im Glasgow Princess Royal Hospital bei einem Zeichenkurs kennen. Sie sind beide todkrank und beschließen, die ihnen noch verbliebende Zeit zu nutzen, um Lebensbilder zu malen, wobei Lenni mangels Talents in die Erzählerrolle schlüpft. Gemeinsam sind sie 100 Jahre alt (vgl. Titel) und lassen ihrer beider Leben noch einmal Revue passieren.

Lenni ist eine aufgeweckte junge Frau, die gern den Krankenhauspastor Arthur mit ihren Fragen über den Tod herausfordert und so versucht, mit der eigenen niederschmetternden Diagnose fertig zu werden. Ihre Mutter ist tot und ihr Vater nur sporadisch zu Besuch, so dass Margot und Arthur zu ihren Ersatzeltern mutieren.

Margot hat viel erlebt. Die Entbehrungen des Krieges, den Tod ihrer Kinder und die Liebe zu einer Frau.

Die Autorin hat mit Margot und Lenni zwei sympathische und vor allem starke Hauptcharaktere geschaffen, die sich trotz ihrer tödlichen Erkrankung nicht aufgeben, sondern durch ihre Freundschaft wachsen und ihr Schicksal leichter annehmen. Es menschelte überall und lachen war durchaus erlaubt. Sodann geriet die an sich todtraurige Story zu einer hoffnungsvollen Hommage ans Leben.

Cronins Geschichte ist für mich die erste überzeugende belletristische Neuentdeckung des Lesefrühjahrs 2022.

Bewertung vom 03.04.2022
Was Politiker nicht sagen
Gysi, Gregor

Was Politiker nicht sagen


ausgezeichnet

Der linke Vollblutpolitiker Gregor Gysi untersucht in seinem neuesten Buch gewohnt eloquent und scharfzüngig die politische Rhetorik. Von den Anfängen in der griechischen Antike bis in die Gegenwart spürt er Eigenheiten, wie die Demagogie und die Kunst des Nichtsagens, und Unterschiede, wie z. B. den Wandel von der Debattenkultur zur digitalen Selbstinszenierung, innerhalb des Politikersprechs auf.

Für sprachaffine wie politikinteressierte Leser bietet dieses Büchlein vergnügliche Lesestunden. Wer allerdings die in den letzten Jahren erschienenen Bücher von Gregor Gysi (vgl. Ein Leben ist zu wenig, Marx & wir, Gysi vs. Sonneborn) kennt, wird einige Wiederholungen ausmachen und nicht viel Neues erfahren. Gleichwohl ist und bleibt Gysi ein brillanter Rhetoriker und launiger Erzähler, der sich gern auch mal selbst beweihräuchert, indem er diese Lektüre mit ausgewählten, einst gehaltenen Reden über Afghanistan und Edward Snowden abschließt.

Ich finde dieses Buch wichtig, weil es zeigt, dass die heutigen Politiker mehr und mehr am Volk vorbei argumentieren und lieber schweigen als anzuecken. Die Kunst der Rede beherrschen nur wenige von ihnen, auch weil es gerade einmal einen einzigen Lehrstuhl für Rhetorik in Deutschland gibt. Gregor Gysi gibt aber auch Verbesserungstipps. So sollten Politiker auch etwas zu sagen haben, wenn sie ans Rednerpult treten und nicht nur hohle Phrasen dreschen. Das Kämpferische und die Verständlichkeit vermisse ich am meisten. Lieber tummeln sich die Politiker in Talk-Shows und steigern so ihre Popularität und ihren Geldbeutel.

Sympathisch war mir Gysi immer dann, wenn es persönlich wurde und er gegen den Genderwahn oder die Deklarierung der DDR als Unrechtsstaat wetterte. Als studierter Rechtsanwalt wagt er stets den Blick aufs große Ganze und hat noch dazu immer eine eigene Meinung.

FAZIT
Ein typisches Gysi-Buch, das streitbar, anekdotenreich und aufrüttelnd zugleich ist.

Bewertung vom 24.03.2022
The Reason of Love / St. Clair Campus Bd.2
Kazi, Yvy

The Reason of Love / St. Clair Campus Bd.2


ausgezeichnet

INHALT

An sich könnten Haley Bales (18) und Mateo Ortega (21) nicht unterschiedlicher sein. Ihr Medizinstudium an der St. Claire College ist schon die einzige Gemeinsamkeit. Sie ist hochbegabt, studiert Medizin und näht in ihrer Freizeit gern. Er ist ein stadtbekannter Herzensbrecher und Footballspieler mit eher mäßigen Biochemieleistungen. Als Haley ihn Nachhilfe geben soll, ist sie anfangs alles andere als begeistert. Doch mit jeder Nachhilfestunde lernt sie Mateo besser kennen...

MEINUNG

Yvy Kazis Liebesroman wartete mit realistischen Charakteren und einer wirklich glaubhaften wie zauberhaften Geschichte auf. Mir gefiel vor allem die intelligente Komponente ungemein gut. Auch auf emotionaler Ebene konnte mich Kazis Roman vollends überzeugen. Die beiden Hauptfiguren passen trotz aller Gegensätze und Ängste bestens zusammen und kämpfen um ihr zerbrechliches Glück. Ihre verbalen Kabbeleien unterhielten mich formidabel. Auch die Nebenfiguren, allen voran Bo und Jonathan, wirkten glaubhaft und belebten die Story. Kazis modern-leichter Sprachstil ließ mich über die Seiten fliegen. Obschon ich nicht wusste, dass dieses Buch ein Teil einer Buchreihe ist, fand ich mich auf Anhieb mit Personen und Ort auf Anhieb gut zurecht. Das stilvolle Cover ist ein echter Eyecatcher.

FAZIT

Ein gefühliger Pageturner mit Herz und Verstand, bei dem ich bis zum Ende mitgefiebert habe.

Bewertung vom 13.03.2022
Du darfst nicht alles glauben, was du denkst
Krömer, Kurt

Du darfst nicht alles glauben, was du denkst


ausgezeichnet

Bis zu seiner rbb-Sendung "Chez Krömer" fand ich den Berliner Comedian und Schauspieler immer etwas drüber und spinnig. Mit seiner Talkshow im Verhörraum konnte er mich dann doch überzeugen. Besonders die Gespräche mit Benjamin von Stuckrad-Barre, Teddy und Torsten Sträter zeigten, welch tiefsinniger und ehrlicher Mensch sich hinter der Kunstfigur Kurt Krömer verbirgt.

In seinem Buch mit dem treffenden Titel "Du darfst nicht alles glauben, was du denkst" (angelehnt an ein Zitat von Heinz Erhardt) lernt der Leser nun den Menschen Alexander Bojcan (*1974) kennen. Und dieser ist alles andere als perfekt, aber dadurch ungemein nahbar.

Man erfährt, dass der alleinerziehende Vater seit über 30 Jahren mit Depressionen kämpft und sich im Juli 2020 Hilfe gesucht hat. Diese acht Wochen in einer Berliner "Psychoklinik" haben einiges bewirkt. Nach mehreren Panikattacken, Nervenzusammenbrüchen und jahrelanger Antriebslosigkeit findet er mithilfe von Therapeuten und Ärzten zurück ins Leben, ist aber dennoch nicht frei von Ängsten. Er hat erkannt, dass Me-Time bzw. Achtsamkeit trotz Alltagsstress (überlebens-)wichtig ist.

Durch diese Lektüre sehe ich den Künstler nun mit anderen Augen. Indem er ungeschönt und durchaus selbstironisch seine Schwächen offenbart, gewinnt er an Größe. Die Offenheit, mit der er über seine Depression und sein bisheriges Leben spricht, hat mich wirklich überrascht. Als nunmehr prominenter Ex-Depressiver geht er mit gutem Beispiel voran, versteckt sich nicht, sondern zeigt uns Lesern mutig seine verletzlichsten Seiten. Man merkt, dass sich hier jemand einmal alles von der Seele schreibt und auch dadurch gesundet.

FAZIT
Kurt Krömer privat wie nie. Chapeau! Ein Buch, das mich berührt hat. Ich habe gelacht, aber gleichzeitig auch viel Stoff zum Nachdenken bekommen. Dieser Seelenstriptease hat Klasse.

6 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2022
Schlank für Faule
Lekutat, Carsten

Schlank für Faule


ausgezeichnet

Den Berliner Hausarzt Dr. med Carsten Lekutat kenne ich vor allem aus der MDR-Sendung "Hauptsache gesund". Schon dort fand ich ihn mit seiner witzigen und ehrlichen Art Medizin zu erklären sehr sympathisch.

In seinem neuesten Buch mit dem verführerischen wie provokativen Titel "Schlank für Faule" geht es den überflüssigen Pfunden an den Kragen. Basierend auf seiner eigenen Abnehmhistorie schildert er seine gewonnenen Erkenntnisse in locker flockiger Weise und gibt uns Laien einige alltagstaugliche Tipps zum Gewichtsverlust an die Hand.
Lekutat nennt sich selbstironisch einen "trockenen Dicken", denn er hat selbst über 23 kg mit Disziplin und Sport, aber ohne bestimmte Diät verloren. In seiner Tegeler Praxis bietet er wöchentlich eine Adipositas-Sprechstunde an, aus er auch bestimmte Fallbeispiele herausgreift.
Nun bin ich weit davon entfernt, abnehmen zu wollen bzw. zu müssen, aber ich lese immer wieder gern solche informativen wie unterhaltsamen Abnehmratgeber mit Mehrwert und ohne erhobenen Zeigefinger. Lekutats Kabaretttalent blitzt zwischendurch immer mal wieder durch und lockert die flüssige Lektüre herrlich auf. Ob Dönerselbstversuche oder Schwabbeltest, der Autor nimmt sich gern selbst auf den Arm.
Seine Tipps für ein gesünderes und leichteres Leben sind oftmals nicht neu, aber allgemeinverständlich formuliert.
Vor allem Stress, schlechter Schlaf und zu langes Sitzen setzen uns laut Lekutat zu und machen uns träge bzw. auf lange sich krank.
Und wer seine Ernährung umstellen möchte, der bekommt am Buchende sogar noch allerhand Rezepte geliefert, die man unkompliziert ausprobieren und austesten kann - ganz nach eigenem Gusto.
Und Faulsein ist auch bei Lekutats nicht unbedingt angesagt, obgleich strikten Diäten und exzessiven Sporteinheiten widersprochen wird. Aber der Gedanke, ohne viel Aufwand abzunehmen, ist schon reizvoll oder?

FAZIT
Ein unterhaltsames Buch zum Thema Abnehmen, das nicht anprangert, sondern zum Nachmachen animiert.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2022
Eine Familie in Berlin - Ursula und die Farben der Hoffnung / Die große Berlin-Familiensaga Bd.2
Renk, Ulrike

Eine Familie in Berlin - Ursula und die Farben der Hoffnung / Die große Berlin-Familiensaga Bd.2


ausgezeichnet

Ulrike Renk hat ein ausgesprochenes Talent für historische Familiensagas.
Dieses tritt auch in ihrer neuesten Romanreihe rund um die Potsdamer Künstlerfamilie Dehmel zutage.
Während sich der erste Band mit der Vita der Schriftstellerin Paula Dehmel auseinandersetzt, geht es im vorliegenden Roman um die Jungkünstlerin Ursula Stolte, die witzigerweise von ihren Freunden und der Familie oft nur Ulala genannt wird - worüber ich nicht nur einmal herzlich lachen musste.
Ursula ist ein Naturtalent in Sachen Malerei und möchte unbedingt an der Berliner Kunstgewerbeschule lernen. Bestärkt durch ihre abenteuerlustige Freundin Vera Dehmel und deren unkonventionelle Mutter Paula gelingt es ihr dann auch in die Berliner Meisterklasse des Künstlers Emil Orlik aufgenommen zu werden.
Doch gesellschaftliche Konventionen und der erste Weltkrieg machen ihr Herz und ihren beruflichen Durchbruch schwer. Ihre Liebelei mit Heinrich Dehmel, dem Bruder ihrer besten Freundin und angehenden Mediziner, ist zwar stark, aber dennoch nicht ohne Drama.

Ich habe Renks zweiten Roman der sog. Berliner Familiensaga mit Freude gelesen und konnte das 465-Seiten-Werk einmal angefangen nur schwer aus der Hand legen. Dies lag vor allem an Renks eindrücklich realistischer Erzählweise und den interessanten Romancharakteren. Sie schaffte es spielend, den Leser in die Zeit des ersten Weltkriegs zu versetzen. Die freie Künstlerszene aus Literaten, Malern und Graphikern fand ich sehr spannend und hätte am liebsten an einem ihrer bunten Zusammenkünfte mit Scharade und Dinner teilgenommen. Doch am meisten konnten mich die emanzipierten Frauen in diesem Roman überzeugen. Diese traten aus dem Schatten der patriarchalischen Gesellschaft heraus und stellen das damals übliche Frauenbild infrage. Paula, Vera und Ursula ging es vor allem um Selbstverwirklichung, was ich sehr sympathisch und zur damaligen Zeit ungemein mutig fand. Mir gefiel es außerordentlich gut, wie Renk die wahren Biografien von Ursula Stolte und Paula Dehmel mit schriftstellerischer Fiktion verband. Auf diese Weise kam ich erstmals mit den genannten Künstlerinnen in Kontakt und habe mich im Internet (s. Aufbau-Verlagsseite) über Paulas Gedichte und Ursulas Zeichnungen informiert. Auch wenn man, wie ich, den ersten Band nicht gelesen hat, findet man sich schnell in der Geschichte von Ursula zurecht. Sie hatte es als Scheidungskind und Künstlerin im deutschen Kaiserreich nicht leicht, aber ist ihren Weg dennoch gegangen, wofür ich sie sehr bewundere. Die geschilderte Unsicherheit rund um den Ausbruch des ersten Weltkriegs hat mich doch sehr an die aktuellen Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine erinnert und mich dementsprechend nachdenklich gestimmt.
Alles in allem bin ich sehr gespannt, wie es mit Ursula im dritten Band weitergehen wird.

Bewertung vom 15.02.2022
Catching Stardust / Queens University Bd.1
Bähr, Emily

Catching Stardust / Queens University Bd.1


sehr gut

"Catching Stardust" beschreibt die Geschichte von zwei einsamen bzw. gebrochenen Seelen. Ruth und Dominic studieren an der Queens University in Belfast und sind nerdige Einzelgänger. Während Ruth als angehende Astrophysikerin noch immer mit dem Tod ihres besten Freundes Oliver und damit einhergehenden Depressionen kämpft, ist Dominic der typische Informatikstudent mit einer Vorliebe für Energydrinks und Computerspiele. Aber auch er hadert mit seiner Vergangenheit, die ihn davon abhält, feste Bindungen einzugehen und sich gegenüber anderen zu öffnen.

Ich habe Emily Bährs Erstling mit Interesse gelesen, da dieser eine realistische Liebesgeschichte zweier an sich kaputter Typen erzählt. Vor allem das Thema Depression wird in der Person von Ruth eingehend und damit ungeschönt beleuchtet. Gute und schlechte Phasen wechseln sich ab. Das Positive an dieser Story ist, dass die Hauptprotagonisten sich im Verlauf der Handlung gegenseitig stützen und so lernen mit ihren Unzulänglichkeiten zu leben. Die Schatten der Vergangenheit hinter sich zu lassen, ist dabei für beide Charaktere alles andere als leicht. Das gegenseitige Vertrauen muss erst noch wachsen und ihr unklarer Beziehungsstatus immer wieder neu definiert werden. Abgesehen von der etwas in die Länge gezogenen Handlung hat mich Bährs Roman positiv überrascht; gerade weil er nicht die übliche rosarote Liebesgeschichte (auch wenn das mit Blick aufs Cover so scheinen mag) erzählt, sondern eine mit Ecken und scharfen Kanten.