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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 993 Bewertungen
Bewertung vom 28.10.2023
Das Amulett der Sekhmet
Schürmann, Stefanie

Das Amulett der Sekhmet


sehr gut

Auf nach Rom zu einer unterhaltsamen Geschichtsstunde
Die Ärztin Mara hat nach einem traumatischen Erlebnis in Afghanistan , die Armee verlassen. Mehr aus Verlegenheit begleitet sie einen alten Freund zu Ausgrabungen in Ägypten. Dort in der Wüste beginnt Maras großes Abenteuer.

Die Göttin Sekhmet schickt sie auf Zeitreise in das Rom Caesars. An einer Gladiatorenschule soll sie Musa, zu einem fähigen Medicus ausbilden. Dort lernt sie Caesar kennen, der sie anweist, ein Auge auf Octavius zu haben, der einst sein Nachfolger werden soll. Sie begleitet ihn auf seinen Reisen quer durch das römische Reich. Und nun bin ich mittendrin in römischer Geschichte. Octavius muss Spiele organisieren, leitet einen Feldzug gegen Aufständische und ich erlebe die Ereignisse, die durch Caesars Ermordung ausgelöst wurden.

Ich fand die Idee, eine gestandene Ärztin auf Zeitreise zu schicken, interessant, aber wenig spektakulär. Zu meiner Überraschung und Freude bekomme ich unterhaltsame und fesselnde Einblicke in die Lebensbedingungen der damaligen Zeit. Was ich besonders spannend fand, ich lerne Brutus näher kennen, der mir bisher nur als Verschwörer gegen Caesar ein Begriff war. Aus heutiger Sicht würde ich mit diesem Kenntnisstand Brutus Tat vermutlich begrüßen als ein Versuch, die Diktatur Caesars zu verhindern und die Republik zu retten .

Octavius schwört den Mördern Rache, weniger wegen Caesar, sondern um seine eigene Machtposition zu retten und zu sichern. Am Ende kommt es zu entscheidenden Schlacht zwischen ihm und Brutus, auf die die Bezeichnung Gemetzel zutrifft.

Der Roman bietet einige interessante Einblicke in das Leben der Gladiatoren und den Möglichen der damaligen Medizin, die in manchen Bereichen durchaus modern anmutet.

Ein wenig im Clinch lag ich mit den vielen Namen und Begriffen, die zu meiner Erleichterung ihre Erklärung im Anhang bekommen.

Für mich war das Buch eine erlebnisreiche und spannende Geschichtsstunde, die mir neue Erkenntnisse ermöglicht, aber vor allem gut unterhalten hat.

Bewertung vom 24.10.2023
Die Postbotin
Schneefuß, Elke

Die Postbotin


ausgezeichnet

Eine Frau kämpft für ihr Recht auf Glück

Berlin 1919 Der 1. Weltkrieg ist zu Ende und die Männer kehren heim. Und sie wollen ihre alten Arbeitsplätze zurück. Die Frauen, die an die Stelle der Männer getreten und als Heldinnen bejubelt wurden, sollen zurück an den Herd . So soll es auch bei den weiblichen Aushilfen bei der Post sein. Nur sind viele Frauen auf das Einkommen angewiesen.

Postbotin Regine empfindet das als ungerecht und gemeinsam mit anderen Frauen beschließt sie . sich zu wehren. Unterstützung erhofft sich Regine von der Gewerkschaft. Sie lernt dadurch den Gewerkschafter Kurt kennen und verliebt sich in ihn.

Regines beste Freundin Evi arbeitet als Telefonistin ebenfalls bei der Post. Ihr Verdienst ernährt auch ihre Mutter. Nachdem sich ihr Geliebter von ihr getrennt hat, gerät Evi in eine Abwärtsspirale, dabei träumt sie von einem besseren Leben.

Mich hat die Thematik des Romans gereizt. Frauen, die das öffentliche Leben und die Wirtschaft am laufen gehalten haben, sollen plötzlich wieder zur braven Hausfrau und Mutter werden. Nur wissen die Frauen jetzt, was sie zu leisten imstande sind. Mir hat imponiert, wie Regine den vermeintlich übermächtigen Vorgesetzten die Stirn bietet. Regine emanzipiert sich nicht nur bei der Arbeit, sondern auch privat.

Evi mochte ich zu Beginn nicht besonders. Mir war ihr Selbstmitleid wegen der Trennung zu viel. Allmählich hatte ich mehr Verständnis. Ihre private Situation ist sehr bedrückend - Geldsorgen, eine unselbstständige Mutter und die verzweifelte Suche nach dem Bruder.

Das Ende des Buches stimmt mich hoffnungsfroh. Die Probleme sind weiterhin da, aber auch der feste Wille, sie zu meistern.

Das Buch garantiert gute Unterhaltung. Ich fand den Einblick in das Leben einfacher Frauen kurz nach Kriegsende sehr interessant und meiner Meinung nach verdient jede von ihnen meine Anerkennung. Die Autorin erzählt fesselnd und auch die Gefühle kommen nicht zu kurz .

Bewertung vom 20.10.2023
Schatten der Freiheit (eBook, ePUB)
Rimpach, Elisa

Schatten der Freiheit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zu Herzen gehende Fortsetzung
Drei Jahre sind seit der durch Elsa erzwungenen Hochzeit mit dem Adligen Eugen vergangen. Die Ehe ist ein Fiasko. Eugen straft Elsa mit Verachtung. wahrt nur nach außen den Schein. Elsas Sonnenschein und ganze Freude ist der gemeinsame Sohn Hermann. Zufällig trifft Elsa Moritz von Berlitz wieder, dessen Vater ihren Vater ruiniert hat. Wider Erwarten verliebt sich Elsa in ihn, aber wenn sie ihren Mann verlässt, verliert sie ihren Sohn.

Isolde hat ihre Ausbildung zur Fotografin abgeschlossen. Ihre große Liebe Emily drängt sie, sich selbstständig zu machen. Sie beklagt sich, Isolde würde sie vernachlässigen. Da Emily Isolde mehr bedeutet als alles andere auf der Welt, schenkt sie Emily eine gemeinsame Reise nach Italien. Es werden Tage voller Glück und Freude und finden dann ein jähes Ende.

Erneut treffe ich die beiden unterschiedlichen Schwestern und tauche ein in ihre private Welt. Ich war schockiert, dass Elsa so ein unglückliches Leben hat. Auch ich hatte vergebens gehofft, Eugen würde einlenken. Deshalb habe ich ihr von Herzen die Liebe zu Moritz gegönnt. Leider war es damals so, dass Männer die Ehe brechen konnten - was Eugen ausgiebig tut - , ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Frauen wurden dafür gesellschaftlich geächtet und standen ohne wirtschaftlichen Rückhalt da. So war ich mehr als überrascht, dass sich Elsa offen zu Moritz bekennt. Nur hatten wir beide Eugens Rachsucht unterschätzt. Ich war entsetzt, was für einen miesen, kleinmütigen Charakter er besitzt.

Da war Isoldes Situation bedeutend erfreulicher. Sie hat Emily an ihrer Seite, wenn sie auch ihre Liebe im geheimen leben müssen. Dass auch hier das Schicksal so grausam zuschlägt, hat bei mir einen Taschentuchalarm ausgelöst.

Das Buch endet mit einem Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt.

Der Roman hat mich emotional sehr bewegt und gleichzeitig zeichnet er ein lebendiges Bild der damaligen Gesellschaft. Beide Schwestern sind mir ans Herz gewachsen und ich hoffe, bald wieder von ihnen zu lesen.

Bewertung vom 19.10.2023
Die Erfindung des Lächelns
Hillenbrand, Tom

Die Erfindung des Lächelns


sehr gut

Auf der Suche nach der Mona Lisa
Im August 1911 wird Da Vincis Mona Lisa aus dem Louvre entwendet, um zwei Jahre später wieder aufzutauchen. Wer, wie, warum liegt im Dunklen.

Der Autor nimmt dieses Ereignis, das wesentlich zur Berühmtheit der Mona Lisa beigetragen hat, zum Anlass, seine Phantasie spielen zu lassen, um die Leerstellen zu füllen. Das Ergebnis ist ein in weiten Teilen unterhaltsamer Roman mit humorvollen Szenen und vielen, manchmal ,in meinen Augen zu vielen, Informationen zum damaligen Kulturbetrieb.

Die ersten Kapitel des Romans waren herausfordernd, da es vier Handlungsstränge gibt und dadurch viele Namen und leider kein Personenverzeichnis. Auch scheint es keine Bezugspunkte zwischen ihnen zu geben.

Vincenzo, ein italienischer Hilfsarbeiter, arbeitet ab und zu im Louvre. Immer am Existenzminimum träumt er von Ruhm und Geld.

Jelena , eine russische Immigrantin und überzeugte Anarchistin, beteiligt sich an kriminellen Aktivitäten der Gruppe, bekommt aber Skrupel, ob es gerechtfertigt ist, einfache Menschen zu töten. Durch einen Zufall lernt sie die berühmte Tänzerin Isadora Duncan kennen.

Isadora verehrt den Magus Aleister Crowley. Sie selbst legt sich öfters die Tarotkarten. Isadora hat Crowley versprochen, ihn bei seinen Beschwörungen zu unterstützen.

Mehr zufällig kommen Picasso und sein engere Kreis ins Spiel. Durch den spektakulären Raub werden die Vorgänge rund um den Louvre näher beleuchtet. Der Autor schildert die Zustände im Museum, die mich wirklich entsetzt haben. Mangelnde Sauberkeit bis hin zu Ratten, kein Überblick über den Bestand der Ausstellungsstücke und desaströse Sicherheitsvorkehrungen. Picasso hat in der Vergangenheit zwei gestohlene Statuetten gekauft .

Und dann gibt es natürlich noch den Vertreter des Gesetzes. In diesem Fall ist es Inspector Juhel Lenoir. Und er ist meine Lieblingsfigur. Nicht nur, dass ich seine Vorliebe für Schokolade teile, er ist einfach das, was er sein soll - ein guter motivierter Kriminalbeamter und ein absoluter Kulturbanause. Seine Gedanken zu den oft etwas verschrobenen Kunstgrößen und deren Werke waren für mich immer ein willkommener Quell der Heiterkeit.

Auch Picasso sorgt für humorvolle Szenen. dazu gehört für mich unter anderem die Szene, als er zusammen mit seinem Freund Guillaume mitten in der Nacht versucht, die Statuetten los zu werden.

Bindeglied in diesem großen Tableau ist die Mona Lisa, die mehrfach den Besitzer wechselt und den Geschehnissen eine neue Wendung gibt.

Wenn ich davon absehe, dass mich die Flut an Personen und Informationen zu deren Werken und politischen Strömungen manchmal fast erschlagen hat, ist der Roman in seiner Gesamtheit sehr unterhaltsam und voller Humor und auch Ironie. Wie am Ende alle losen Enden in das Gesamtbild eingebunden werden und alle Fragen zufriedenstellend beantwortet werden, ist beeindruckend.

Bewertung vom 19.10.2023
Kirchenasyl
Stadler, Marion

Kirchenasyl


ausgezeichnet

Schwere Zeiten für die Kommissarin
Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob das Leben der Kommissarin Mary endlich in ruhigen Bahnen verläuft Doch man darf sich nie zu sicher sein und so ist es auch im beschaulichen Essing.

Zunächst wird ein schwer verletzter junger Bosnier in der Kirche gefunden. Niemand scheint ihn zu kennen. Warum also Essing und dann noch in der Kirche ?Und wen meinte er mit Maria - seine letzten Worte ? Die Spekulationen schießen ins Kraut. Auf der Suche nach der ominösen Maria müssen zu meiner Erheiterung die Marias von Essing befragt werden. Mein Fazit, Kriminalbeamten haben es nicht immer leicht.

Dann betritt eine neue Staatsanwältin die Bühne. Was als mögliche Verbesserung gegenüber Staatsanwalt Übelacker erschien, wird schnell zum Ärgernis. Sämtliche Männer sind von der Neuen hingerissen. Auch Marys Toni ?

Marys Fall nimmt ein immer größeres Ausmaße an. Die dabei offenbarte Brutalität war für mich kaum zu ertragen.

Doch Mary wird durch ihre schlimmen persönlichen Probleme immer wieder abgelenkt. Toni hat sie hintergangen. Alle wissen davon und sie erfährt es als letzte. Wie soll sie mit dem Vertrauensbruch umgehen. Ich gebe zu, diese privaten Probleme haben mich mindestens genauso gefesselt wie der packende aktuelle Fall. Ich konnte Mary und ihre Enttäuschung sehr gut verstehen und von Toni , den ich bisher als liebevollen und fürsorglichen Ehemann kennenlernen durfte, war ich sehr ernüchtert.

Mit göttlicher Hilfe kann Mary den Fall lösen. Die Motivation des Täters hat mich deprimiert und gleichzeitig wütend gemacht. Mitleid wollte sich nicht einstellen.

Anders als in den Vorgängerbänden endet der Krimi nicht harmonisch , sondern mit einem fiesen Cliffhänger.

Insgesamt war es wieder großes Kino, Mary bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Ich fand die Mischung aus privaten Problemen und aktueller Ermittlung sehr gelungen.

Bewertung vom 12.10.2023
Niemand kann sie brechen (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Niemand kann sie brechen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Erschreckendes Deja-Vu
Die Profilerin Andrea Thornton arbeitet mittlerweile als Dozentin an der Uni. Das gibt der Autorin die Gelegenheit, tiefer gehende Informationen zu Täterstatistiken und speziellem Täterverhalten zu geben. Ich fand das mindestens so spannend wie die fesselnde Thrillerhandlung.

Aufgrund ihres hervorragenden Fachwissens wird Andrea von der Polizei immer wieder bei kniffligen Fällen hinzugezogen. Im aktuellen Fall gesteht ein Mann den Mord an seiner Freundin, macht aber psychische Probleme geltend. Schuldfähig oder nicht ? Andreas Herangehensweise war interessant und gibt tiefe Einblicke in die Arbeitsweise eines Profilers.

Dann meldet sich unverhofft Katie, eine junge Frau, die Andrea aus langjähriger Gefangenschaft befreien konnte. Nun wird Katie gestalkt und die alten Ängste kommen wieder und das zu einem Zeitpunkt, als sie bereit für ein neues Leben ist. Wieder ist es beeindruckend, wie Andrea ein Profil des Täters erstellt. Welche Hinweise sie benutzt und welche Schlüsse die daraus zieht. Da ich den Band kenne, der Katies Martyrium zum Inhalt hat, konnte ich Katies Verzweiflung gut nachvollziehen. Gleichzeitig habe ich sie bewundert. Sie ist nicht mehr die willenlose Sklavin, sondern eine mutige junge Frau, die dem Täter Stärke entgegen setzt.

Erneut war ich schockiert, dass es Männer gibt, die Frauen so vehement verachten und sie als Eigentum und Objekt betrachten. Da trägt auch nicht zu meinem Verständnis oder Mitleid bei, zu wissen, dass der Täter ein schwaches Ego und Minderwertigkeitskomplexe hat.

Am Ende kommt es zu einem verbalen Kräftemessen zwischen Andrea und dem Täter. Es war eine Freude und Genugtuung, das zu lesen. Wie immer konnte mich die Kombination von packender Krimihandlung und interessanten Hintergrundinformationen fesseln.

Bewertung vom 10.10.2023
Der Geschmack von Freiheit / Die Glücksfrauen Bd.1
Claire, Anna

Der Geschmack von Freiheit / Die Glücksfrauen Bd.1


ausgezeichnet

Luise - schwerer Start im Exil
Berlin 1936 Maria, Anni und Luise sind die besten Freundinnen und träumen davon gemeinsam ein Restaurant zu eröffnen. Anni hat jüdische Wurzeln. Maria ist Jüdin und Luise ist gemeinsam mit ihrem Freund Richard im Widerstand aktiv.

Als die illegale Druckerwerkstatt auffliegt, flieht Richard Hals über Kopf nach Amerika. Luise folgt im etwas später zusammen mit dem Versprechen, in Amerika das Restaurant zu eröffnen und auf die beiden Freundinnen zu warten, die sich nicht entschließen können, Deutschland ebenfalls zu verlassen.

86 Jahre später steht Luises Enkelin vor einer schweren Aufgabe. Sie soll ein Drittel Luisens Nachlass bekommen unter der Bedingung, dass sie sich auf die Suche nach den beiden Freundinnen macht.

Die Autorin erzählt in Rückblicken Luises weiteres Leben in Amerika. Es ist ein schwerer Start, denn ohne Geld und Sprachkenntnisse hat man wenig Möglichkeiten. Luise lässt sich nicht unterkriegen. Sie arbeitet als Tellerwäscherin und wird nicht zur Millionärin. Glücklicherweise lernt sie eine Gruppe anderer deutschen Migrantinnen kennen und gemeinsam erarbeiten sie sich ihren Platz in der neuen Welt. Über allem schwebt die Sorge um die Zurückgebliebenen.

June ist nach dem Unfalltod ihrer Eltern bei ihrer Großmutter Luise aufgewachsen. Über deren bewegte Vergangenheit erfährt sie jetzt zum ersten Mal und beschließt, Luises Wunsch , die alten Freundinnen oder deren Nachkommen aufzuspüren, nachzukommen.

Was mich an dem Buch fasziniert hat, war, dass der Schwerpunkt nicht auf dem Leben in Nazideutschland liegt, sondern dort weitermacht, wo viele Bücher, die in dieser Zeit spielen - nach erfolgreicher Flucht.

Die Autorin schildert schonungslos , wie schwer der Neubeginn war. Die Flüchtlinge wurden nicht immer mit offenen Armen empfangen. Die Arbeitssuche gestaltet sich schwierig. Das Leben war teuer. Hinzu kam die Sorge um die Lieben in Nazideutschland, das Heimweh und Schuldgefühle, weil man davon gekommen ist. Luise habe ich bewundert. Wie ein Stehaufmännchen macht sie nach jedem Rückschlag weiter, findet Trost und Rückhalt in der Gruppe. Mir war nicht bewusst, dass es oft die Frauen waren, die die Familie zusammen gehalten und das Überleben gesichert haben.

Ich habe durch das Buch völlig neue Einblicke erhalten, die meine Hochachtung für die Frauen gesteigert haben.

Nicht weniger interessant sind die Ereignisse rund um June. Für mich war es spannend, wie sich die Suche nach den Freundinnen gestaltet, was auch beinhaltet Luises Lebensweg in Amerika nachzuspüren. Durch die Schilderungen ehemaliger Weggefährten ergibt sich ein gutes Bild von Luises facettenreichen Charakter.

Was für mich besonders fesselnd war, durch Junes Nachforschungen erhält man sehr genaue und hilfreiche Hinweise, wie man sich selbst auf die Suche machen kann. Dass es dann noch eine Liebesgeschichte gibt, bei der sich June entscheiden muss, wie sie weiter leben möchte, war nicht so von Bedeutung für mich.

Der Roman hat mich komplett abgeholt und ich konnte kaum aufhören zu lesen, so bewegt hat mich Luises Geschichte, so neu und interessant war der Blick auf die deutschen Migranten in Amerika. Für mich ein tolles Leseerlebnis mit hohem Unterhaltungswert.

Bewertung vom 08.10.2023
Todsicher verschlüsselt
Wilhelm, Arno

Todsicher verschlüsselt


ausgezeichnet

2 starke Frauen auf verschiedenen Seiten - ein gemeinsames Ziel
Annalena ist eine Einzelgängerin und selbstständige Unternehmerin. Ihre Branche ist - sagen wir mal - speziell. Ihre Auftraggeber stehen auf der falschen Seite des Gesetztes und Annalenas Methoden sind nicht immer legal. Nur, dass kein falscher Eindruck entsteht, sie ist keiner Killerin. Als ihr Bruder in ihrer Heimatstadt ermordet wird, will sie unbedingt herausfinden, wer dahinter steckt.

Kriminalkommissarin Helga ist in vielen Bereichen der Gegenentwurf. Sie steht auf der Seite des Gesetzes und ist Beamtin. Wenn es um die Lösung eines Falles geht, neigt Helga dazu, sich nicht immer an die gesetzlichen Vorgaben zu halten. Helga erhält den Auftrag, den Mordfall zusammen mit ihrem Team zu klären.

Ich mochte beide Frauen auf Anhieb, die mehr verbindet, als es auf den ersten Blick scheint. Beide nehmen ihre Arbeit sehr ernst und sind gut darin. Beide sind willensstark und dennoch verletzlich. Annalena ist die jüngere und eindeutig fitterer der beiden. Helga ist schon etwas älter, neigt zu Übergewicht und Sport ist nicht ihr Ding. Die Wege der beiden kreuzen sich zwangsläufig immer wieder.

Der Fall ist undurchsichtig. Es fehlt auf den ersten Blick ein Motiv . Durch die Ermittlungen gerät eine IT-Sicherheitsfirma in den Focus. Am Ende kommt es zu einem dramatischen Showdown. Die Identität des Täters und die hohe Gewaltbereitschaft haben mich trotz angestellter Vermutungen dann doch überrascht.

Was mir sofort ins Auge gesprungen ist, ist das tolle Cover des Buches und die liebevolle Gestaltung der Kapitel. Der Autor widmet die Abschnitte abwechselnd Annalena und Helga. Erkennbar , wer gerade die Hauptrolle spielt, ist das am voran gestellten Scherenschnitt .Das fand ich eine tolle Idee.

Die beiden Handlungsstränge machen den Krimi zusätzlich spannend, da die Frauen unterschiedliche Ermittlungsmethoden haben und zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen und mir einen Wissensvorsprung verschaffen . Zusammen ergibt es ein stimmiges Bild.

Immer wieder gibt es humorvolle Szenen, die die Stimmung auflockern. Ich fand den Krimi sehr unterhaltsam und was mir besonders gut gefallen hat, er konnte mich mit seiner in meinen Augen erfrischend neuen Grundidee überraschen und überzeugen .Die Erzählweise trug ebenfalls zu meiner Lesefreude bei . Ich hoffe, die Wege der beiden Frauen kreuzen sich bald wieder und ich bin dabei.

Bewertung vom 07.10.2023
Glutspur / Liv Jensen Bd.1
Engberg, Katrine

Glutspur / Liv Jensen Bd.1


sehr gut

Dunkle Geheimnisse der Vergangenheit

Zu Beginn ein kleiner Hinweis, man sollte das Buch möglichst in langen Abschnitten lesen. Zumindest trifft dieser Einwand auf mich zu, denn die Ereignisse sind auf drei Handlungsstränge angelegt. dass man schon mal den Überblick verlieren kann. Ich habe auch ein wenig mit der Vielzahl in meinen Ohren fremdländisch klingenden Namen gekämpft, was auch zu meinem holprigen Lesestart beigetragen hat.

Liv Jensen hat den Polizeidienst in Nordjütland quittiert und ist nach Kopenhagen gezogen. Sie versucht sich nun als Privatdetektivin. Ihr Mentor bei der Polizei bittet sie, in einem alten nie gelösten Mordfall erneut zu ermitteln.

Livs neue Wohnung ist im Haus von Hannah Leon und deren kranken Vater. Hannah ist in einer Krise nach einem persönlichen Schicksalsschlag.

Und dann ist da noch der Automechaniker Nima, der auf dem Gelände vor dem Haus eine Werkstatt betreibt. Er ist der Hauptverdächtige in einem aktuellen Mordfall.

Liv trägt für mich eindeutig den Hauptteil der Handlung. Ich bin mit mir uneins, ob ich sie mag. Sie wirkt auf mich verloren und scheint ein Trauma erlitten zu haben. Was sie sicher ist, eine gute Ermittlerin, die nicht aufgibt, bis sie die Lösung des Falles hat.

Auch Hannah ist einsam, kümmert sich um ihren Vater und versucht herauszufinden , wie es zu dem Schicksalsschlag kommen konnte.

Am meisten mochte ich Nima, der gerade als er endlich in Dänemark angekommen scheint, durch den Mordverdacht erneut den Boden unter den Füßen verliert.

Nach und nach ergeben sich Schnittmengen zwischen den drei Fällen. Namen und Orte tauchen kreuzweise auf. Bis fast zur letzten Seite bleibt das Motiv im Dunkeln. Es hat mich insoweit überzeugt, als es zur Persönlichkeit des Mörders passt, der seine persönlichen Vorteile und Rache über menschliches Mitgefühl und Gerechtigkeit stellt.

Der Krimi liest sich fesselnd und abwechslungsreich. Ein wenig Raum für Ruhe bieten Beschreibungen der kargen Landschaft . Ansonsten hält mich die Handlung in Atem, wenn ich sie mir auch etwas weniger problembeladen gewünscht hätte.

Bewertung vom 06.10.2023
Basst scho (eBook, ePUB)
Vögl, Ulrike

Basst scho (eBook, ePUB)


sehr gut

Tod einer guten Freundin

Dies ist meine erste Ermittlung mit der Kriminalbeamtin Franzi im schönen Augsburg. Allein schon die ersten Seiten haben ein Wohlgefühl vermittelt. Emma besucht wie so oft ihre gute Freundin Marie, mit der sie tratschen und auch im Garten eine Tasse Kaffee trinken kann.

Franzi mochte ich sofort. Sie ist nicht die taffe, durchtrainierte Ermittlerin, sondern trägt gerne bequeme Kleidung, mag bodenständige Küche , ist empathisch und lebt mit ihrem geliebten Hund Waschtl zusammen. Ich mochte ihre gemütliche, unaufgeregte Art . Das bedeutet nicht, dass sie ihre Arbeit nicht ernst nimmt und sie keine gute Ermittlerin ist.

Als ihre Freundin Marie bei einem Hausbrand ums Leben kommt und nur deren Dackel Herr Gustav überlebt, will sie als einzige nicht an einen Unfall glauben. Als auch der angereiste Sohn der Toten bei einem Unfall stirbt, wächst Franzis Misstrauen. Trotzdem nimmts sie sich die Zeit, sich um den Enkel Eddie zu kümmern, der mit ihr dieselbe Schule besucht hat. Auch Herr Gustav findet bei ihr liebevolle Aufnahme-

Stück für Stück trägt Franzi Puzzleteile zusammen, damit die Tat nicht ungesühnt bleibt. Das Bild, das sich am Ende ergibt, hat mich dann doch erschüttert . Auf soviel Egoismus, Gefühllosigkeit und Habgier war ich nicht gefasst. Gleichzeitig war es für mich ein notweniger Gegenpol zu all zu viel Harmonie.

Franzis Ermittlungen fand ich spannend und es gab einige Szenen, die bei mir Heiterkeit ausgelöst haben. Die tollen Beschreibungen der Umgebung und der Augsburger Dialekt, den man auch als Reingschmeckter gut versteht, sorgen für das notwendige Lokalkolorit. Eine Prise Liebe und Romantik runden den unterhaltsamen Krimi perfekt ab.